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Corax 4/2003 Flipbook PDF
CORAX Fachmagazin für Kinder- und Jugendarbeit in Sachsen Ausgabe 4/2003
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www.rabenstueck.de
12. Jahrgang • 2003 • Nr. 4
CORAX
Magazin für Kinder- und Jugendarbeit
Projekte gegen Rechts
• Zum Aktionsprogramm „Jugend für Toleranz und Demokratie …“ – Projektbeispiele aus der CIVITAS-Förderung • Neues Programm „Schuljugendarbeit als Bestandteil vonwww.rabenstueck.de Ganztagsangeboten“ ab August • corax 4/2003 •1 •
aufgefallen
Platz für die Starken
N
ach allem, was im vergangenen Jahr verboten und angeordnet wurde, hätte der Amoklauf von Robert Steinhäuser heute vielleicht nicht stattgefunden. Die administrative Seite erfüllte ihre Pflicht, um zu verhindern, was in Erfurt für einen Moment das ganze Land erschütterte: Sie verschärfte das Waffenrecht. Robert hätte, neunzehnjährig, noch keine Pumpgun besitzen dürfen und also nicht schießen können – sieht man ab von der Tatsache, dass neben den registrierten eine doppelt so hohe Zahl illegalerWaffen existiert und die meisten Taten mit solchen begangen werden. Sie ließ strengere Auflagen für Gewaltvideos und Computerspiele in Kraft treten. Robert hätte seine virtuelle Tötungsvorlage nicht kaufen können – sieht man ab von der Erkenntnis, dass Verbote den schwarzen Markt umso stärker inspirieren und für Ersatz jederzeit gesorgt ist. Sie novellierte das Schulgesetz in Thüringen. Robert hätte vor seinen Eltern den Schulrausschmiss nicht geheim halten können, weil diese über den Kopf des Volljährigen hinweg informiert worden wären – sieht man ab von der Möglichkeit, dass die Eltern ihn trotzdem oder erst recht als Versager gesehen hätten. Hätte sich Robert nicht der Angebote bedient, die ihm so leicht zugänglich waren, hätte er vielleicht lediglich sich selber das Leben genommen – das wäre dann höchstens eine Notiz wert gewesen. Einer mehr, der es nicht gepackt hat, schade. 1930 notierte Ernst Bloch die kleine Geschichte vom Experiment eines reichen Amerikaners, der aus hunderttausend Bewerbern einen jungen Bergmann auserwählt hatte, auf seine Kosten wie ein Reicher zu leben. Man bildete ihn aus, brachte ihm feine Manieren, Reiten, Golf, gewählte Ausdrucksweise bei und
schickte ihn dann auf eine dreijährige Weltreise, ausgestattet wie ein Reicher. Eine Bedingung war daran geknüpft: Der junge Herr sollte anschließend wieder unter Tage, „als wäre nichts gewesen“. So geschah es, er schuftete als Arbeiter. Doch eines Tages „streikte er verblüffend, fuhr nach New York, sah seinen Wohltäter, erschoss ihn“. Der Gymnasiast und der Bergmann – zwei Verlierer. Personen ohne Perspektive, gedemütigt, gekränkt, verletzt. Sie erschießen jene, die sie dazu gemacht haben – ihrer Meinung nach. Das beschädigte Selbstwertgefühl explodiert unter dem Druck der Demontage, verschafft sich eine letzte Genugtuung, bevor es sich selbst zerstört. Robert Steinhäuser wollte, dass ihn eines Tages alle kennen. Es ist ihm gelungen. Uns, der Öffentlichkeit, nötigt es nicht nur die hilflose Frage ab, wie das passieren konnte, sondern die Ahnung, dass ein so erschreckend extremer mentaler Ausbruch zwar eine singuläre Erscheinung ist und hoffentlich bleibt, aber mehr mit dem Zustand der Gesellschaft zu tun hat, als wir sehen wollen. Welche Zukunftsversprechen kann die Gesellschaft der jungen Generation machen? Sie bietet Videos statt Visionen. Statt der Gewissheit, wichtig zu sein und jener, es zu schaffen, vermittelt sie den jungen Leuten früh die Gewissheit: alles ist ungewiss. Die Zahl der Verlierer nimmt zu. Das sehen die Jungen bei den Eltern, den Lehrern, bei sich selber. Es wird Alltagserfahrung. Die Wirtschaft sucht nicht mal mehr die Klassenbesten. Das schüchtert ein. Das sagt schon den Zweiten, sie sind nicht viel wert. Das erzeugt brutale Leistungskonkurrenz und die Arroganz der Erfolgreichen, denn nur sie werden geliebt. Wer das nicht sein kann, rüstet auf. Klappmesser demonstrieren Macht. Und suchen sich ihre Loser. Das Konkurrenzprinzip
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setzt andere Regelsysteme der Gesellschaft außer Kraft, wenn es in dieser Schärfe praktiziert werden muss. Wie soll jemand Gemeinsinn entwickeln, der dermaßen beansprucht ist, seinen eigenen Vorteil zu behaupten? Hilfe suchen gilt als Schwäche. Schwäche zugeben als Versagen. Die Erfurter Schüler vom GutenbergGymnasium dürfen sich psychiatrische Betreuung leisten, ihnen wird ein Trauma zugestanden, ein kollektives Trauma, das solidarisch macht in der Schwäche. Von anderen Schulen weiß man, dass der Weg eines Schülers zum Zimmer des Psychologen oder Sozialpädagogen unter Beobachtung einem Gang nach Golgatha gleichkommt. Wo es immer weniger Plätze für die Starken gibt, fallen künftig immer mehr in die Kategorie der Schwachen. Der Rückbau des Sozialstaates wird uns von den Rechnern als dringend notwendig vermittelt. Wenn die Diskussion darüber ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Effizienz geführt wird, verliert man aber leicht die notwendigen Verluste aus dem Auge. Und die Verlierer. Aufgefallen: MEINUNG von Renate Rauch in der BERLINER ZEITUNG vom 26./ 27. April 2003, S. 4
Weitere Informationen: www.berlinonline.de/berlinerzeitung/_html/index.html
seitenweise Gesetzesnovelle als weiterer Schritt zur Umsetzung der Qualitätsoffensive Seite 26
thema Beitrag zur Stärkung der demokratischen Kultur CIVITAS ist Teil des Aktionsprogramms der Bundesregierung „Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ ab Seite 4
thema Civitas Förderjahr 2003 Welche Projekte werden in diesem Jahr gefördert? Seite 9
forum Entwicklungsperspektiven für kommunale Veränderungsprozesse Mobile Beratungsarbeit in Sachsen Seite 10
forum Stärkung der Persönlichkeit Peer Leader – ein Trainingsprogramm für junge Leute Seite 12
forum Projekte gegen Rechts Beispiele der durch Civitas geförderten Arbeit in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Berlin und Brandenburg ab Seite 14
drehscheibe_jugend
drehscheibe_jugend Am Schulleben Beteiligte sollen mitbestimmen Ab Schuljahr 2003/04 wird das neue Programm „Schuljugendarbeit als Bestandteil von Ganztagsangeboten“ gestartet. Ein Interview vorab. Seite 28
drehscheibe_jugend Angemahnt: Mehr Zeit für Kinder und Jugendliche Schlussfolgerungen der GEW Seite 30
drehscheibe_jugend Nicht lediglich Mitwirkung „Schülerkongress 2003“ in Dresden Seite 31
drehscheibe_jugend Schritte in die Zukunft Neuorientierung bei der LAG Schulsozialarbeit Seite 33
drehscheibe_jugend „leben lernen“ 12. DJHT 2004 in Osnabrück Seite 35
drehscheibe_jugend Empirisch fundierter Blick in die Zukunft Plädoyer für Ausbau der Jugendhilfeforschung Seite 36
marktplatz
Projekt: Demokratie (er-) leben AGJF Sachsen realisiert und entwickelt fort: DemokraTour Seite 24
Verlagsangebote. Aktuelle Bildungsangebote. Literaturtipps für die Fortbildung. Ausblicke. Impressum. ab Seite 41
drehscheibe_jugend
… und viele weitere Infos!
Aus dem Nest gekrächzt …
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iebe Leserin, lieber Leser, auch mit dieser Ausgabe wollen wir wieder den Beweis antreten: Bunte Vielfalt trotzt brauner Einfalt. Mit dem Aktionsprogramm „Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ hat die Bundesregierung diverse Fördermöglichkeiten eröffnet, die durch zahlreiche Träger mit inhaltlichem Leben erfüllt werden. Wir wenden uns in dieser Ausgabe einigen Projekten zu, die aus dem Bereich CIVITAS eine Förderung erhielten. Dabei zeigen die Erfahrungen aus dem bisherigen Programmverlauf, dass die Stärkung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten eine erfolgreiche Strategie gegen Rechtsextremismus sein können. In unterschiedlichsten Bereichen wie Schule, Jugendarbeit und Nachbarschaft, in Sportvereinen, Kulturinitiativen und Kirchengemeinden entstanden viele interessante und engagierte Ideen und Aktivitäten, wobei sich Menschen für ein demokratisches Gemeinwesen einsetzen, in dem für menschenverachtende Ideologien kein Platz ist, so die Einschätzung der programmbegleitenden Servicestelle bei der Stiftung Demokratische Jugend. Nach einer kompletten Ausgabe zu Schule und Jugendhilfe kommt nun eine kleine „Nachwäsche“, die zugleich Ausblick auf Neues ist: Das Programm Schuljugendarbeit verändert sich … In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele neue Anregungen beim Durchstöbern dieser Ausgabe, herzlichst
Neue Qualität für die Schule
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thema „Rechtsextremismus bleibt ein Problem“, so Marieluise Beck, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesjugendministerium, in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. Viele Projekte gegen Rechts würden um ihre Existenz fürchten, werden sie nicht mehr gebraucht, so die Frage der Journalistin. Dazu Marieluise Beck: „Im Gegenteil, Rechtsextremismus ist nach wie vor ein Problem, dem wir entschieden entgegentreten müssen. Als Bundesregierung leisten wir mit dem Aktionsprogramm unseren Beitrag. Wir wollen es zunächst bis 2006 fortführen.“
Beitrag zur Stärkung der demokratischen Kultur Das CIVITAS-Programm ist Teil des Aktionsprogramms der Bundesregierung „Jugend für Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ und wird von der Stiftung Demokratische Jugend umgesetzt.
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as CIVITAS-Programm ist Teil des Aktionsprogramms der Bundesregierung „Jugend für Toleranz und Demokratie – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ (kurz: „Aktiv gegen Hass“). CIVIS ist lateinisch und bedeutet Bürger, im weiteren Sinne Bürgerschaft, Bürgergesellschaft. Der Name CIVITAS ist somit gleichzeitig Programm: Durch die Förderung von Modellprojekten zur Beratung, Ausbildung und Unterstützung von Initiativen gegen Rechtsextremismus sowie von Modellprojekten zur Beratung von Opfern rechtsextremer Straf- und Gewalttaten soll die de-
mokratische, gemeinwesenorientierte Kultur in den neuen Bundesländern gestärkt sowie ein Zeichen gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gesetzt werden. Die Leitlinien des CIVITAS-Programms wurden auf der Grundlage bisheriger Praxiserfahrungen und wissenschaftlicher Analysen entwickelt. Sie gehen von der Annahme aus, dass die Unterstützung der pluralen, menschenrechtsorientierten Zivilgesellschaft die demokratischen Gegenkräfte in den Kommunen stärkt und damit rechtsextremen Akteuren die Grundlage ihres Handlungsfeldes entzogen wird. Diese Zi-
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vilgesellschaft setzt sich aus Menschen zusammen, die in den unterschiedlichsten Umfeldern wie Nachbarschaften, Betrieben, Schulen, Verwaltungen, Initiativen oder Einrichtungen aktiv sind und dort gemeinsam Verantwortung zum Schutz von Menschenrechten gegen demokratiefeindliche Tendenzen übernehmen. Im Mittelpunkt des Programms steht die Förderung von Zivilgesellschaft und Demokratie im Gemeinwesen. Die ersten Ergebnisse des CIVITASProgramms zeigen, dass die Stärkung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten eine erfolgreiche Strategie gegen den Rechtsextremismus ist. Innerhalb kurzer Zeit konnten in allen neuen Ländern und Berlin eine Vielzahl von Projekten und Initiativen zu den unterschiedlichsten Themen beraten, ermutigt und gefördert werden. In Schule, Jugendarbeit und Nachbarschaft, in Sportvereinen, Kulturinitiativen und Kirchengemeinden entstanden viele interessante und engagierte Ideen und Aktivitäten, wobei sich Menschen für ein demokratisches Gemeinwesen einsetzen, in dem für menschenver-
thema achtende Ideologien kein Platz ist. Insgesamt ist es in der Anfangsphase gelungen, ein System gegenseitiger Unterstützung aufzubauen, das bereits nach einem Jahr seit Beginn des CIVITAS-Programms dazu geführt hat, dass in vielen Regionen die zivilgesellschaftlichen Kräfte deutliche Impulse bekommen haben. Vermehr gibt es dort, wo zum Beispiel NPD-nahe Gruppen versuchen, durch Schülerinitiativen Fuß zu fassen, auch ermutigende Gegenbewegungen in den Schulen und deren Umfeld. Ebenso ist in vielen Kommunen zu beobachten, dass Rechtsextreme nicht mehr so selbstverständlich und offensiv auftreten wie noch vor einem Jahr, sondern zu einer eher weniger auffälligen und defensiveren Strategie übergegangen sind. Vor dem Hintergrund der nun entstandenen unterschiedlichen Formen des öffentlichen Widerspruchs können sie sich nicht mehr als Vertreter einer Mehrheitsmeinung darstellen. Um diesen Prozess fortzusetzen und weiterzuentwickeln ist es notwendig, nachhaltig zu wirken und die Aufmerksamkeit bei der Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe auf hohem Niveau beizubehalten.
Zielsetzung CIVITAS stellt sich der Aufgabe, die vorhandenen demokratischen, menschenrechtsorientierten Kräfte in der Zivilgesellschaft zu stärken und zu professionalisieren. Ziel des Programms ist die inhaltliche und finanzielle Unterstützung und modellhafte Weiterentwicklung örtlicher Initiativen gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus, deren Arbeit sich an den zentralen Werten Pluralität, Humanität, Gleichwertigkeit und Partizipation orientiert. Zentrale Bedeutung erhält die Einbeziehung, der Schutz und Respekt gegenüber ethnischen, kulturellen und sozialen Minderheiten. Durch das Programm sollen Eigeninitiative und gemeinsames Handeln der örtlichen Akteure aus den eigenen Möglichkeiten heraus gefördert werden. Örtliche Initiativen werden bei der Entwicklung von Modellen unterstützt, die beispielhaft Kompetenzen
stärken, einen interkulturellen Dialog fördern, auf Multiplikationsmöglichkeiten ausgerichtet sind und langfristig wirken. Dabei sollen Erkenntnisse gewonnen werden im Hinblick auf die Erprobung und Entwicklung von Methoden und Konzeptionen zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Weitere zentrale Anliegen des Programms sind die Erprobung von Modellen, die auf die professionelle Beratung von zivilgesellschaftlichen Akteuren und von Opfern rechtsextremer Straf- und Gewalttaten gerichtet sind, die Weiterentwicklung von Methoden sowie Modellen zur Qualifizierung von ehrenamtlich arbeitenden Initiativen in den neuen Bundesländern. Gestärkt werden sollen Kooperation, Erfahrungsaustausch und Vernetzung zwischen unterschiedlichen Akteuren im Gemeinwesen und deren nachhaltige Verankerung in den Regionen.
Servicestelle eingerichtet. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Servicestelle bieten umfangreiche Beratung und Unterstützung bei der Antragstellung und Projektdurchführung. Dieses umfangreiche Beratungsangebot stellt eine besondere Qualität des CIVITAS-Programms dar: Die Projekte werden dadurch bereits in der Aufbau- und Planungsphase durch eine inhaltlichkonzeptionelle Unterstützung gefördert. Damit trägt die Servicestelle wesentlich zum Erfolg des Programms CIVITAS bei. Die Servicestelle CIVITAS wird von einem Programmbeirat bei ihrer Arbeit unterstützt. Die Aufgaben des Programmbeirates bestehen darin, die inhaltliche Weiterentwicklung des CIVITAS-Programms aktiv mitzugestalten und die Servicestelle bei fachlichen Rückfragen zu beraten. Der Letztentscheid über die
Umsetzung Mit der Umsetzung des Programms ist die Stiftung Demokratische Jugend beauftragt. Zur Umsetzung des Programms wurde eine
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thema
Förderwürdigkeit von Projektanträgen ist dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vorbehalten. Nach der Antragsbewilligung werden die Projektträger auch weiterhin von der Servicestelle beraten und betreut. Die Servicestelle bietet hierfür Projektbegleitung und Beratung. Ziel ist es, die Umsetzung der Projektvorhaben zu qualifizieren und bei der Vernetzung mit anderen Projekten zu helfen. Unterstützung wird u.a. angeboten bei der Beratung in inhaltlichen Fragen, bei der logistischen und technischen Umsetzung der Projekte, bei der Suche nach zusätzlichen Finanzmitteln (z.B. bei Stiftungen, ESF und den Ländern), bei der Vermittlung von Kontakten und Referent/inn/en sowie bei Fragen, die Strategien und Umsetzungsmöglichkeiten auf lokaler Ebene betreffen. Die Arbeit der Servicestelle umfasst darüber hinaus die Öffentlichkeitsund Dokumentationsarbeit, die Organisation von Erfahrungsaustauschen, Hilfestellung bei der Durchführung von Tagungen und Konferenzen und die Publikation von Informationsmaterial (z.B. Newsletter).
Wissenschaftliche Begleitung Programmbereiche in des Programms CIVITAS CIVITAS Mit der wissenschaftlichen Begleitung von „CIVITAS - initiativ gegen Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern“ wurde das „Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung“ an der Universität Bielefeld unter Leitung von Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer beauftragt. Der Aufgabenbereich der wissenschaftlichen Begleitung umfasst die Beschreibung und Bewertung des CIVITAS-Programms sowie die exemplarische Praxisforschung und ausgewählte Kontextanalysen auf der Projektebene. Auf der Projektebene sollen Projekte der unterschiedlichen Programmschwerpunkte (Mobile Beratungsteams, Opferberatungsstellen, Netzwerkstellen, Stärkung zivilgesellschaftlicher Initiativen) untersucht werden. Zudem sollen Effekte verschiedener Projekte im kommunalen Kontext genauer erforscht werden. Das Institut für interdisziplinäre Konflikt und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld ist über die Adresse www.uni-bielefeld.de/ikg im Web zu erreichen.
Die Aktivierung lokaler Akteure zum Schutz und zur Förderung der demokratischen Kultur verfolgt CIVITAS in folgenden Bereichen: • durch Mobile Beratungsteams, • durch Opferberatungsstellen, • durch die Förderung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten auf lokaler Ebene, • durch Vernetzung zivilgesellschaftlichen Engagements im Gemeinwesen und • durch überregionale Modellprojekte. Die Aufgabe Mobiler Beratungsteams (MBTs) besteht in der kompetenten Unterstützung regionaler und kommunaler Partner bei der konkreten Problembewältigung im Engagement gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus. Die Mobilen Beratungsteams analysieren die Situation in einer Kommune (z.B. Vorhandensein rechtsextremer Strukturen und Aktivitäten, Existenz von Gegenkräften) und entwickeln mit verschiedenen Akteuren vor Ort adäquate Gegenstrategien. Beratung, Fortbildung, Vernetzung und Erfahrungs-
www.bmfsfj.de
www.jugendstiftung.org
www.jugendstiftung-civitas.de
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thema transfer sind wesentliche Aufgaben der eingerichteten Stellen. Hierbei wenden sie sich an Vertreter/innen aus Wirtschaft, lokaler Politik und Verwaltung, an Sozialarbeiter/innen, Lehrkräfte und weitere Multiplikatoren sowie an Initiativen und andere Interessierte. Seit 2001 arbeiten in den Bundesländern Mecklenburg Vorpommern, Sachsen, Thüringen und Berlin sechs Mobile Beratungsteams, die von CIVITAS gefördert werden. Opferberatungsstellen haben die Aufgabe, Opfern rechtsextremer Gewalt Unterstützung anzubieten. Die aufsuchende Beratung unterstützt die Betroffenen in psychosozialer und rechtlicher Hinsicht. Besondere Bedeutung erhält die Stärkung der Opfer in der eigenständigen Vertretung ihrer Anliegen. Die Öffentlichkeitsarbeit der Opferberatungsstellen verfolgt das Ziel, Kommunen anzuregen, integrative Konzepte für potenzielle Opfergruppen zu entwickeln. Auf diese Weise wird die Entwicklung eines gesellschaftlichen Klimas unterstützt, in dem der Schutz und die Anerkennung gefährdeter Gruppen im Gemeinwesen selbstverständlich wird. 2001 konnten durch CIVITAS in den Bundesländern acht Opferberatungsstellen initiiert werden, die ihre Arbeit kontinuierlich in den Jahren 2002 f. fortsetzen. Die Förderung zivilgesellschaftlicher Strukturen auf lokaler Ebene strebt an, menschenrechtsbezogenes Handeln möglichst vieler Bürger/innen im Gemeinwesen zu fördern. Angesprochen sind lokale Netzwer-
www.uni-bielefeld.de/ikg/
ke und Initiativen, Jugendeinrichtungen, Schulen, Asylbewerberheime, Kirchengemeinden und viele andere, die sich aktiv für eine demokratische Kultur und gegen Ausgrenzung, Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus engagieren. Dabei wird der Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements, die Vernetzung der Akteure und die Partizipation von Minderheitengruppen besondere Bedeutung beigemessen. Die Arbeit, die Ansatzpunkte und Herangehensweisen der einzelnen Projekte im Förderbereich Stärkung und Entwicklung zivilgesellschaftlicher, demokratischer Strukturen im Gemeinwesen sind sehr vielfältig. Gefördert werden z.B. Projekte im Jugend- und Schulbereich, Geschichtswerkstätten, Fortbildungs- und Trainingsprogramme, Partnerschaften mit Asylbewerber/inne/n oder auch Projekte im Bereich der Flüchtlingsarbeit. Im Jahr 2001 förderte CIVITAS 303 Projekte in diesem Programmbereich, von denen 64 Projekte, deren Arbeit mehrjährig konzipiert ist, in 2002 fortgeführt wurden. In 2002 förderte CIVITAS insgesamt 352 Projektvorhaben in diesem Programmbereich.
stützt. Während die Arbeit der Mobilen Beratungsteams u.a. darauf zielt, landesweit fruchtbare Kooperationen zwischen verschiedenen Initiativen und Projekten, die sich in einem Bundesland engagieren, herzustellen, wird durch die Förderung von Netzwerkstellen diese Arbeit auch auf lokaler und regionaler Ebene, z.B. in einer Stadt oder einem Kreis, intensiviert und verstärkt. Es ergeben sich sinnvolle Synergien und das Netz der Akteure wird engmaschiger gespannt. Die Inhalte der Vernetzungsaufgaben bestehen insbesondere in der Entwicklung von festen Kooperationsbeziehungen, gemeinsamen Aufgabenstellungen und Handlungsstrategien unterschiedlicher Akteure auf lokaler und regionaler Ebene sowie der Organisation des Erfahrungs- und Informationsaustausches. Darüber hinaus sollen die Kooperationspartner weitergebildet und weitere Fördermöglichkeiten erschlossen werden. Das besondere Augenmerk gilt dabei der nachhaltigen Organisation und Koordinierung einer generationsübergreifenden Zusammenarbeit verschiedener Akteure im Gemeinwesen. Seit 2002 werden in
Vernetzung zivilgesellschaftlichen Engagements im Gemeinwesen: Mit der Einrichtung der Netzwerkstellen wird die Entwicklung eines flächendeckenden Netzwerks demokratischer Kräfte in den neuen Bundesländern konsequent unter-
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thema
den neuen Bundesländern 25 Netzwerkstellen durch CIVITAS gefördert. Im Programmbereich „Überregionale Modellprojekte“ sollen besonders wirksame Handlungsstrategien im Sinne des CIVITAS-Programms auf überregionaler Ebene erprobt werden. Überregionale Modellprojekte werden zeitlich begrenzt gefördert, wenn sie auf einem konkreten regionalen Bedarf beruhen. Sie sind insbesondere auf Nachhaltigkeit und eine Fortführung auch nach Abschluss der Modellphase ausgerichtet. CIVITAS förderte in 2002 28 überregionale Modellprojekte.
CIVITAS in 2003 Auch im Jahr 2003 unterstützt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit dem Programm CIVITAS Projekte und Initiativen in den neuen Bundesländern, die sich für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus einsetzen. Zur Verfügung gestellt werden im Rahmen von CIVITAS – wie bereits im Jahr 2002 – 10 Millionen Euro zur Projektförderung. In der ersten Antragsrunde in 2003 wurden über 163 Projektanträge entschieden, von denen am 1. Mai 2003 96 neue CIVITAS-Projekte ihre Arbeit aufgenommen haben. Mit der konkreten Arbeit sollen demokratische Strukturen in den Kommunen gestärkt und zivilgesellschaftliche Akteure nachhaltig vernetzt und gefördert werden. Eine Vielzahl von Projektvorhaben wurde in der ersten Antragsrunde eingereicht, so z.B. das Projekt „TV gegen Rassismus“ der Landesvereinigung für kulturelle Jugendbildung Sachsen-Anhalt e.V. Im Projekt gestalten Jugendliche ausländischer Herkunft gemeinsam mit deutschen Jugendlichen Fernsehsendungen. In den Beiträgen sollen Verbände, Vereine und Initiativen vorgestellt werden, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz einsetzen.
Das Projekt „Fairplay in Witt-stock“ strebt eine aktive Thematisie-rung der fremdenfeindlichen Stimmung im Ort an. Gemeinsam werden regional verankerte Träger Regeln des gewaltfreien Zusammenlebens entwickeln. Umgesetzt werden diese dann u.a. in Form einer Gemeinwesenmediation. Seit Programmbeginn förderte CIVITAS mehr als 670 Projekte, u.a. Mobile Beratungsteams, Opferberatungsstellen und eine Vielzahl weiterer Modellprojekte, wie z.B. die Aktion Zivilcourage Pirna. Die Initiative Jugendlicher im Alter zwischen 16 und 24 Jahren erarbeitet Projekte, um das Demokratieverständnis unter Jugendlichen zu stärken und thematisiert die Probleme Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in der Öffentlichkeit der Region Sächsische Schweiz. Die Initiative wurde am 18.12.2002 mit dem Preis der deutschen Wirtschaft „startsocial“ unter Schirmherrschaft von Bundeskanzler Gerhard SchröC. der ausgezeichnet..
Eine umfangreiche Zusammenstellung von Arbeitsmaterialien und Fachliteratur zum Thema findet sich unter www.jugend stiftung-civitas.org/content/ arbeitsmaterialien.htm.
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thema
CIVITAS-Förderjahr 2003 lidarischen Werten steht; • schulnahe interkulturelle Projekte; • Fortbildungs- und Trainingsprogramme für Multiplikator/innen und Ehrenamtliche; • Sozialarbeit in rechten Umfeldern zur Dekomposition der kulturellen Hegemonie von Rechtsextremen; • zivilgesellschaftliche Aktionen im Gemeinwesen, die sich für Minderheiten und Menschenrechte einsetzen. 2.4 Förderung überregionaler Modellprojekte Gefördert werden können zeitlich befristete Modellprojekte, die die Erprobung und den Transfer besonders wirksamer Handlungsstrategien im Sinne des Programmes beinhalten. Die überregionalen Modellprojekte sollen: • auf nachzuweisenden konkretem regionalen Bedarf beruhen; • lokale Kooperationspartner einbeziehen (Mitwirkungserklärungen der lokalen Kooperationspartner erforderlich); • eine besonders nachhaltige Wirkung erwarten lassen; • auf eine Fortführung nach Abschluss der Modellphase ausgerichtet sein.
CIVITAS ist ein Aktionsprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. CIVITAS fördert und stärkt ziviles Engagement und demokratische Prozesse. CIVITAS unterstützt diejenigen, die gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus vorgehen.
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ine Antragstellung ist im Jahr 2003 für folgende Bereiche aus den Leitlinien möglich: 2.3 Stärkung und Entwicklung zivilgesellschaftlicher zivilgesellschaftlicher,, demokratischer Strukturen im Gemeinwesen 2.3.1 Austausch und Vermittlung von Erfahrungen Gefördert werden örtliche Initiativen, die für sich selbst oder andere Initiativen in ihrer Region Projekte in folgenden Aufgabenfeldern durchführen: • Seminare, Workshops sowie Zukunftswerkstätten insbesondere zu folgenden Themen: 1. Entwicklung von Strategien gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit; 2. Entwicklung einer toleranten Streitkultur; 3. Erlernen und die Anwendung ○
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demokratischer Prinzipien; • lokalhistorische Studien (jüdisches Leben, lokale Gedenkstätten, DDRGeschichte etc.) und/oder Geschichtswerkstätten; • Partnerschaften mit Asylbewerber/innen und MigrantInnengruppen; • Peerleadertraining für Demokratie. 2.3.2 Stärkung einer demokratischen, gemeinwesenorientierten Gesamtkultur Gefördert werden örtliche oder regionale Initiativen, die Kooperationsprojekte in ihrer Region in folgenden Aufgabenfeldern durchführen wollen: • Modelle zur Stärkung und Entwicklung der menschenrechtsbezogenen, intergenerativen Arbeit; • Kooperationsprojekte zwischen Jugendhilfe, Schule und Gemeinwesen, in deren Mittelpunkt die Vermittlung von humanitären und so○
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Informationen zur Antragstellung Zur Antragstellung aufgefordert sind Initiativen und Projekte, deren Inhalte und Konzepte den Leit○
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Die Internet-Plattform mut-gegen-rechte-gewalt.de ist eröffnet. Offiziell geschah dies am 29. April 2003 in Berlin – eröffnet mit einer
Pressekonferenz, auf der sternChefredakteur Andreas Petzold, Anetta Kahane, Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung und Bundesjugendministerin Renate Schmidt (im Screenshot v.l.n.r.) sprachen. „Mut gegen rechte Gewalt“ ist eine Aktion des Magazins stern in Zusammenarbeit mit der Amadeu Antonio Stiftung. Die Plattform wird von SAP gefördert. mut-gegen-rechte-gewalt.de bietet zum einen aktuelle Informationen und Hintergründe zum Rechts-
extremismus in Deutschland - um zu zeigen, was für ein bedrohliches Problem er für die Demokratie ist, immer noch und umso mehr, als ihn niemand mehr beachten mag. Zum anderen zeigt mut-gegenrechte-gewalt.de aber auch, dass es zahlreiche engagierte Menschen und Projekte gibt, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus wehren - mit Kreativität, persönlicher Überzeugungskraft, unendlicher Geduld. Und gibt Tipps, was Sie selbst C. tun können.
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thema • 15.05.2003 für Projekte mit einem Vorhabenbeginn ab 01.07.2003, • 15.08.2003 für Projekte mit einem Vorhabenbeginn ab 01.10.2003. Folgende Länderzuständigkeiten sind für die Antragsberatung und Projektbegleitung in der Servicestelle unter der Telefonnummer 0 30/29 77 18 60 eingerichtet: Maria Pfennig: Berlin, m.pfen nig@jugendstiftung.org Corinna Korb: Thüringen, c.korb @jugendstiftung.org
linien 2003 des CIVITAS - Programms entsprechen. Das Antragsformular und die Leitlinien sowie weitere Informationen sind unter der URL www.jugendstiftung-civi tas.org zu finden oder bei der Servicestelle zu bestellen. Wir empfehlen dringend, sich vor einer Antragstellung von den Mitarbeiterinnen der Servicestelle beraten zu lassen. Folgende Antragstermine sind für eine Antragstellung 2003 verbindlich:
Susanna Harms: Sachsen und Sachsen Anhalt, s.harms@ju gendstiftung.org Ines Große: Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern, i.grosse @jugendstiftung.org Kontakt: Servicestelle CIVITAS, c/ o Stiftung Demokratische Jugend, Grünberger Strasse 54, 10245 Berlin, Fon: 030/29 77 18 60, Fax 030/29 77 18 62, eMail: civitas@jugendstif C. tung.org
Entwicklungsperspektiven für kommunale Veränderungsprozesse Beispiele Mobiler Beratungsarbeit in Sachsen.
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eit Juli 2001 setzen die Mobilen Beratungsteams des Kulturbüro Sachsen neue Impulse in sächsischen Kommunen. Ziel unserer Arbeit ist die Stärkung bür-
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gerschaftlichen Engagements als Teil quartiersbezogener Lebensqualität und zur Eindämmung rechtsextremer und demokratiegefährdender Tendenzen in den Regionen. Die ○
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Die Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V. (AGJF), eine landesweit anerkannte Bildungs-, Beratungs- und Serviceorganisation für Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, sucht zum 1.8.2003 eine/n Bildungsreferentin/Bildungsreferenten zur Umsetzung des landesweiten Fortbildungsprogramms. Wir bieten: • Optimale Arbeitsbedingungen in einem motivierten und innovativen Team • Interessante, kreative und eigenverantwortliche Aufgaben • Möglichkeiten der bedarfsorientierten Weiterbildung • Bezahlung in Anlehnung an BAT-O Wir erwarten: • (sozial-)pädagogischen Abschluss oder gleichwertige Ausbildung und fachspezifische Zusatzausbildung • Beratungs- und kommunikative Kompetenzen/Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen • Bereitschaft zu flexibler Arbeitszeit • Führerschein Klasse 3 Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen schicken Sie bitte bis zum 31.5.2003 an die AGJF Sachsen e.V., Andrea Hadlich, Uhlestraße 34, 09120 Chemnitz.
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Menschen vor Ort sind in unserem Beratungsansatz Expertinnen und Experten in eigener Sache. Ihre Kompetenzen und Ressourcen, die Identifikation mit ihrer Kommune werden für das Gemeinwesen aktiviert. Unser kostenloses Beratungs- und Begleitungsangebot wird von immer mehr Kommunen, Vereinen und Initiativen angenommen. Nach einem Jahr intensiver Arbeit bestehen Kontakte zu ca. 50 sächsischen Gemeinden.
Zur Situation sächsischer Kommunen Immer wieder finden wir in unseren Beratungsgesprächen bestätigt, dass die Kommunen vor großen Herausforderungen stehen. Besonders zu nennen wären hier: • Abwanderung junger Menschen und damit wenig Möglichkeiten das demoskopische Gleichgewicht zu erhalten; • hohe Arbeitslosigkeit, verbunden mit Rückzügen Betroffener in die ausschließlich private Sphäre; • Finanznot, kaum Mittel, um Infrastruktur und freiwillige Leistungen in den Kommunen zu finanzieren, zu denen die Stärkung von Bürgerengagement und die Förderung der Jugendarbeit gehören; • Jugendarbeit oftmals auf ABMBasis und damit wenig nachhaltig
forum durch personelle Fluktuation und Unterqualifizierung; • Angst vor Imageschaden bei der offenen Benennung rechtsextremen Gefährdungspotenzials. Diese vielschichtige Problembeschreibung für sächsische Kommunen wirft einerseits die Frage auf, ob rechtsextreme Gruppierungen und ihr Gefährdungspotenzial an erster Stelle der Arbeitsagenda von Kommunen stehen. Andererseits muss die Frage beantwortet werden, was mobile Beratung unter solchen Rahmenbedingungen leisten kann.
Zur Situation des Rechtsextremismus in Sachsen Ein Rückgang rechtsextremer Straftaten und politischer Aktivitäten in Sachsen ist zurzeit nicht zu verzeichnen. Laut dem Verfassungsschutzbericht des Freistaates Sachsen von 2001 stieg die Zahl der Rechtsextremisten (inkl. nicht gewaltbereiter Parteimitglieder) um 4,8 % auf 3 300. Während rechtsextreme Parteien wie die NPD Mitglieder verloren, wuchsen die Mitgliedszahlen rechtsextremer Kameradschaften dramatisch an. Wurden im Jahr 2000 25 Kameradschaften mit ca. 400 Mitgliedern erfasst, waren es 2001 bereits 35 Kameradschaften mit ca. 600 Mitgliedern1. Zahlen solcherart bestätigen die Einschätzung der Mobilen Beratungsteams in Sachsen, dass der Trend im militanten Spektrum, welches sich größtenteils an nationalsozialistischen Werten orientiert, weg von parteistrukturellen und hin zu autonomen, kaum kontrollierbaren Organisationsformen geht. Strategie des organisierten Rechtsextremismus ist es, Räume zu besetzen und zu dominieren. Folge davon ist eine wachsende
Drucksituation auf Teile der Bevölkerung im jeweiligen Sozialraum, die mit Angst vor Übergriffen einher geht. Die veränderte Strategie des Rechtsextremismus, die sicher auch aus dem über zwei Jahre schwebenden NPD Verbotsverfahren resultierte, zeigt sich in einer steigenden Anzahl privat betriebener Jugendclubs bzw. Treffpunkte rechtsextremistischer Gruppierungen, im Immobilienerwerb durch Alt-NPD-Kader wie in Gränitz bei Freiberg oder in der Gründung einer völkisch-nationalen Burschenschaft, unterstützt durch lokale Größen aus dem rechten Spektrum. Fakten, die nur selten in der Öffentlichkeit oder den einschlägigen Statistiken auftauchen. Schwer wiegt allerdings auch, dass eine Orientierung an rechtsextremen Werten kein Problem einiger weniger extremer Jugendlicher ist, sondern generations- und milieuübergreifend in der Mitte der Gesellschaft zu finden ist. „Stammtischparolen“ hört man schon lange nicht mehr nur innerhalb der Räume des gastronomischen Gewerbes.
Arbeitsansätze der MBTs in sächsischen Kommunen Sechs Beraterinnen und Berater sind in den drei Regierungsbezirken unterwegs, um gemeinsam mit lokalen Akteuren Handlungskonzepte für eine demokratische Stärkung des Gemeinwesens zu entwickeln. Geleitet vom Arbeitsansatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ und dem Gedanken, dass die Probleme vor Ort angesprochen, diskutiert und gelöst werden müssen, verstehen wir uns als Impulsgeber, Moderatoren und Begleiter. Dabei hat die Arbeit der vergangenen Monate gezeigt, dass es in vielen Regionen Probleme mit rechtsorientierten bzw. rechtsextremen Gruppierungen gibt. Von rechtsextrem dominierten Jugendclubs, gewalttätigen Auseinandersetzungen im öffentlichen Raum und des damit verbundenen Bedrohungspotenzials, von der Angst der Eltern, dass ihre
Weitere Informationen um Mobilen Beratungsteam Neukirchen unter mbt-neukirchen.de
Kinder in solche Gruppierungen geraten bis hin zu rechtsextremen Parolen und Schmierereien reichen die Probleme, mit denen wir konfrontiert werden. Auch, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger oft in die „Übertreiber“-Schublade gesteckt werden und von Seiten kommunaler Verantwortungsträger rechtsextreme Entwicklungen aus Sorge um das Image der eigenen Kommune ignoriert werden, begegnet uns bei unserer Arbeit. Der Beratungsprozess der mobilen Teams setzt an der jeweiligen Situation vor Ort an. Dabei gibt es kein allgemein gültiges Vorgehen bei der Analyse der Situation. Die Teams müssen sich neu auf die Gegebenheiten einlassen, müssen Zugang zu potenziellen Partnerinnen und Partnern suchen und die Problemlagen gemeinsam mit den dort agierenden Menschen erarbeiten. Aus dieser lokalen Situationsanalyse können sich im Beratungsprozess verschiedene Aktivitäten entwickeln. Ob Bürgerbündnisse oder andere lokale Initiativen entstehen, ob neue Konzepte in der Jugendarbeit erarbeitet werden oder ob die lokalen Akteure mit kulturellen oder sozialen Projekten das demokratische Miteinander stärken, hängt von den regionalen Problemlagen, den Bedürfnissen und Ressourcen der Menschen vor Ort und nicht zuletzt von der Kommunalpolitik ab. Wir bieten Beratung zu Organisationsentwicklung im Gemeinwesen, z.B. bei der Gründung von neuen Netzwerken bzw. Aktionsbündnissen, zu Krisen- und Konfliktmanagement, für Eltern, Schule und Sozialarbeit zum Umgang mit rechtsextremer Jugendkultur und zur Projektberatung und -begleitung (BestPractice) sowie Erfahrungs- und Informationstransfers. Wir vermitteln Kontakte zu lokalen Ansprechpartnern, Initiativen und Vereinen. Und wir begleiten Bündnisse und Initiativen bei der Themenfindung sowie in ihrem Bemühen, sich in den Regionen politisch demokratisch zu positionieren und Öffentlichkeit für ihre Belange herzustellen, so z.B. bei der Beratung der Initiative „Pro-Zivilcourage Aue. Aus einer
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forum Informationstransfer und Vernetzung verschiedener lokaler und überregionaler Akteure über die Plattform www.tolerantessachsen.de
Gruppe von Menschen unterschiedlicher sozialer Milieus und Generationen mit verschiedenen Handlungsausrichtungen, aber einem Ziel: „nicht länger weg sehen zu wollen, sondern etwas gegen die Zunahme rechtsextrem motivierter Haltungen und Handlungen sowie das gehäufte Auftreten von rechtsextremer Musik und Fanzines zu unternehmen, entstand eine Initiative, die dazu beiträgt, das politische Klima in der Region zu verändern. Neben der Beratung der Ini-Mitglieder leistete das MBT einen Teil der Lobbyarbeit gegenüber potenziellen Partnern auf kommunaler Ebene in der Stadt und im Landkreis, um der Initiative einen „besseren Stand“ in der Region zu geben. Einen strukturellen Rückhalt bekam die Initiative durch die CIVITAS-Netzwerkstelle, welche als Ausgangspunkt für ein Netzwerk demokratischer Initiativen wirken soll.
Kooperationspartner Kulturbüro Sachsen Ein wichtiger Anhaltspunkt für unsere Arbeit ist die Frage, wie lokale Akteure vom Angebot des Kultur-
büros Sachsen – MBT – profitieren können. Die Mitarbeiter/innen in den mobilen Teams können dabei auf die Erfahrungen des Kulturbüros Sachsen in der Soziokultur, der Theater-, Schul- und Gemeinwesenarbeit zurückgreifen, um demokratische Interventions- und Präventionsarbeit in Sachsen zu etablieren. Ein Beispiel ist ein Methodenset für die Projektarbeit vor Ort, welches unter anderem Jugendbeteiligungsprojekte wie „DOMINO – Jugend gestaltet ihren Stadtteil“ oder „InsideOut – ein Beteiligungsprojekt an sächsischen Mittelschulen zur Frage: Was ist fremd“ beinhaltet. Außerdem besteht eine Kooperation u.a. mit dem Theater „Junge Generation“ und der inhaltlichen Begleitung des Stückes „Hallo Nazi“. Auch in Fragen der Weiterbildung ist das Kulturbüro Sachsen ein guter Ansprechpartner. Neben den durch die MBTs angebotenen Themen wie Ursachen und Entwicklung sowie Strategien des Rechtsextremismus werden hier themen- und bedarfsbezogene Weiterbildungsangebote zusammen mit lokalen Partner erstellt. In diesem Zusammenhang sei auch noch auf die Vernet-zungsplattform www.tolerantes-sachsen. de verwiesen, welche im letzten Jahr an den Start gegangen ist und den
Informationstransfer sowie die Vernetzung verschiedener lokaler und überregionaler Akteure erleichtert.
Adressen der einzelnen Teams & der Projektleitung Projektleitung der Mobilen Beratungsteams beim Kulturbüro Sachsen: Grit Hanneforth, Friedemann Bringt, Bautzener Straße 41 HH, 01099 Dresden, Fon: 03 51/8 89 41 69, Fax: 03 51/8 04 96 71 – in Kooperation mit der RAA Leipzig, Brigitte Moritz; www.kulturbuero-sachsen. de Mobiles Beratungsteam für den Regierungsbezirk Chemnitz: Wenke Bödefeld, Petra Zais, August-BebelStraße 2, 09221 Neukirchen, Fon: 03 71/2 78 15 65, Fax: 03 71/2 78 15 68, mbt.neukirchen@tolerantes-sach sen.de Mobiles Beratungsteam für den Regierungsbezirk Dresden: Petra Schickert, Markus Kemper, Gartenstraße 13, 01796 Pirna, Fon: 0 35 01/ 58 22 89, Fax: 0 35 01/58 22 91, mbt.pirna@tolerantes-sachsen.de Mobiles Beratungsteam für den Regierungsbezirk Leipzig, Solvejg Höppner, Friedemann Affolderbach, Bahnhofstraße 19, 04808 Wurzen, Fon: 0 34 25/8 51 98 34, Fax: 0 34 24/851 98 35, mbt.wurzen@toleran tes-sachsen.de Wenke Bödefeld, Petra Zais Anmerkungen: 1 Vgl. Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2001, DresC. den 2001, S. 8 ff.
Stärkung der Persönlichkeit Peer Leader – ein Trainingsprogramm für Jugendliche, die etwas zu sagen haben!
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eitdem die Stadt Hoyerswerda 1991 durch die ausländerfeindlichen und rechtsextremen Vorfälle weltweit in die Schlagzeilen geriet, wurden auf verschie-
denen Ebenen Konzepte und Strategien gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit entwickelt. Momentan gibt es keine offene rechte Szene in der Stadt. Doch rechts-
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extremes Gedankengut ist auch weiterhin in den Köpfen von Jugendlichen und Erwachsenen zu finden. Es gibt im täglichen Miteinander etliche Beispiele für Alltagsrassismus; rechtsorientierte Jugendliche und ihre Cliquen sind in allen Schultypen zu finden. Seit einiger Zeit ist Hoyerswerda auch wieder in das nähere Blickfeld der rechtsorga-
forum nisierten Szene geraten. Diese operiert von Niesky und Dresden aus und vertreibt rechte Zeitschriften und Musikträger, mit denen sie an Jugendliche der Stadt herantritt. Darüber hinaus gab es bereits mehrere Versuche, rechte Demonstrationen zu organisieren. Es besteht ein dringender Handlungsbedarf zivilgesellschaftlicher und kommunaler Akteure. Um zu zeigen, dass diese Situation nicht tolerierbar ist, organisiert die RAA Hoyerswerda/Sachsen gezielte Aktivitäten, wie z.B. die durch CIVITAS geförderten Aktionen der Peer Leader. Im Rahmen der Bundesarbeitsgemeinschaft RAA gründeten die RAAs Berlin, Rostock, Hagen und Hoyerswerda die Arbeitsgruppe Peer Leader und entwickelten gemeinsam das Konzept und die inhaltlichen Schwerpunkte des Peer Leader Trainings. Die einzelnen RAAs passten das Konzept an die jeweiligen lokalen Bedingungen an und suchten Partner sowie Finanzierungsmöglichkeiten für die Umsetzung. Innerhalb des Projektes koordiniert die Mitarbeiterin Verena Dutschmann die Umsetzung des Programms in Sachsen und begleitet die Peer Leader intensiv bei ihren Aktionen. Unterstützt wird sie durch Lehrer/innen und Schulleitungen der einzelnen Bildungseinrichtungen sowie durch Schulsozialarbeiter/innen.
Was ist ein Peer Leader? Als Peer Leader werden in der Regel Jugendliche bezeichnet, die in ihren Gruppen (Peer Group) Gleichaltriger, etwa in Schulklassen, eine natürliche Autorität und Respekt genießen. Das kann aus ihrem natürlichen Auftreten, ihrem Selbstbewusstsein und Charisma resultieren.
Warum liegt das Augenmerk auf Peer Leadern? Jugendliche lernen am besten von Jugendlichen, da sie oft authentischer auf ihre Altersgenossen wirken. Sie sind im Besitz von Primärwissen über Themen, Fragen und Gedanken ihrer Altersklasse. Gleichzeitig erhöht die Vertrautheit mit dem sprachlichen Code ihrer Generation ihre Glaubwürdigkeit. Gelingt es also, einen Peer Leader von spezifischen Inhalten und Prinzipien zu überzeugen, so kann diese/r in einer Gruppe Gleichaltriger als MultiplikatorIn wirken und ein Jugend-Leadership übernehmen. Für das Peer Leader Training der RAA Hoyerswerda wurden Jugendliche von Mittelschulen und einem Gymnasium im Alter von 13 – 16 Jahren ausgewählt. Das Ziel der intensiven Förderung des Peer Leader Ausbildungsprogramms ist die Aktivierung einer großen Zahl von Jugendlichen. Diese sollen gemeinsam mit ihren Peer Groups Projekte gegen Rechtsextremismus und soziale Ausgrenzung, zur Respektierung und Integration von Minderheiten sowie zur Förderung von Eigeninitiative und demokratischem Handeln entwickeln. Damit stellen sie sich bewusst gegen rechtsextreme und rassistische Inhalten und leisten so einen enormen Beitrag zur Verbreitung demokratischer Werte in ihren Schulen und Ausbildungseinrichtungen wie auch in ihren Cliquen, Familien und in ihrem Wohnumfeld.
Welche Aktivitäten unternehmen die Peer Leader? Die Schwerpunkte der Arbeit der Peer Leader liegen zum einen auf den Aktivitäten, die sich aus der engen Zusammenarbeit mit der RAA Hoyerswerda ergeben. Zum anderen sind die Projekte und Aktionen an den eigenen Schulen von hoher Wichtigkeit. Jeder der Peer Leader hat in seiner eigenen Einrichtung nach Problemfeldern gesucht, die dringend
Die Regionale Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule Hoyerswerda stellt sich vor: www.raa-hoyerswerda. com
der Aufmerksamkeit bedürfen. Die Peer Leader aus der FriedrichEbert-Mittelschule engagieren sich gegen Alltagsrassismus und für Toleranz unter den Schüler/inne/n ihrer Schule. Sie zeigen Filme mit anschließenden Diskussionen, in denen sie versuchen aufzuzeigen, wie es besser gemeinsam statt gegeneinander gehen kann. Des weiteren erarbeiteten die Schüler/innen das Konzept für einen Projekttag und führten in der Kulturfabrik einen Workshop mit einer 7. Klasse durch. Der Workshop trug den Namen „Ein Jugendclub für alle“, in dessen Verlauf Begriffe wie multikulturelle Gesellschaft, Zusammenleben und Integration, aber auch Fremdenfeindlichkeit, Angst und Ausgrenzung thematisiert wurden. Durch eine spielerische Herangehensweise wurden die Themen mit Leben gefüllt. Die Teilnehmer/innen des Projekttages entwickelten ein Bewusstsein für die Problematiken und erprobten neue Verhaltensweisen. Am Ende des Tages wurde der tolerante Umgang miteinander durch farbige Hände auf einer langen Tapetenrolle dokumentiert. Die Peer Leader entdeckten bei der Vorbereitung und Durchführung dieses Projekttages individuelle Stärken und gewannen aus ihrer erfolgreichen Arbeit neues Selbstvertrauen. Die Resonanz des Auswertungsgesprächs mit der Schulklasse war ausgesprochen positiv und es entstanden viele Anregungen für neue Projekte. Die Jugendlichen des Leon-Foucault-Gymnasiums stellten das Peer Leader Projekt den Schülersprecher/innen ihrer Schule vor. Die Arbeitsgruppe „Mobbing“ entwickelte daraufhin Fragebögen zu diesem Thema, die unter den Schüler/inne/n des Gymnasiums verteilt und ausgewertet wurden. Weitere Projekte, wie etwa ein gemeinsames Beratungsangebot der Peer Leader und der Schülersprecher/innen sowie Projekte im Rahmen einer Studienwoche der 11. Klassenstufe sind in Vorbereitung. Im Rahmen eines Ideenworkshops des Projektes „Weiße Rose“ entstand die Idee, ein Forum zu initiieren, in dem sich Jugendliche aktiv gegen Gewalt, Rassismus und Rechtsextremismus ein-
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forum setzen können. Hier sollen gemeinsam Aktionen geplant und durchgeführt werden, um so die Aktivitäten besser koordinieren zu können. An der 3. Mittelschule „Am Planetarium“ haben engagierte Jugendliche der 8.-10. Klassen eine Streitschlichtergruppe gebildet. Zurzeit befinden sich die jüngeren Schüler/innen in der Ausbildung. Um über die Idee der Streitschlichter aufzuklären, wurde der Schulfunk genutzt und eine Plakataktion veranstaltet. Durch den im Rahmen eines Seminars gezeigten Film „Hitlerjunge Salomon“, ist bei den Peer Leadern der Wunsch nach näherer Beschäftigung mit jüdischer Geschichte und Antisemitismus entstanden. In Planung ist dazu ein Projekttag. Im Rahmen der Aktion „Hände gegen Rechts“ ist projektübergreifend an alle Schulen der Stadt ein Aufruf zur Teilnahme erfolgt. Eine 30 m lange bedruckte Stoffrolle soll zur Protestdemonstration gegen einen Naziaufmarsch in Hoyerswerda eingesetzt werden. Im Jahr 2002 ist das Peer Leader Projekt für den Jugendoskar in Hoyerswerda nominiert worden. Was hat die Gruppe „Lichtblick“ in Leipzig bisher gemacht? Im Jahr 2001 entwickelte die Gruppe Arbeitsmaterialien zu den Themen Rassismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Während eines Peer Leader- Seminars wurde von der Rostocker Peer Leader Gruppe über die Aktion „Hände gegen Rechts“ berichtet. Die Idee wurde aufgegriffen und durch die Initiative der „LichtblickerInnen“ an
mehreren Leipziger Schulen umgesetzt. Es entstanden insgesamt über 60 Meter lange Stoffbahnen mit bedruckten Händen gegen rechte Gewalt, die seither auf Gegendemonstrationen zu Neonaziaufmärschen genutzt werden. Die Mädchen der Gruppe gestalteten Bilderrahmen für die Wanderausstellung „Zivilcourage“ und dokumentierten dort ihre Ziele und einen Teil ihrer bisher geleisteten Arbeit. Weiterhin bereiteten die Mädchen Gesprächsrunden zu Rassismus, Gewalt, Diskriminierung etc. in den 7. Klassen vor, die sie im Februar 2002 durchführten. Dabei nutzten sie unter anderem Interaktionsspiele, die sie auf den Bundesseminaren gelernt hatten. Bei dem Konzert „Rock gegen rechte Gewalt“ im März 2002 führte die Gruppe „Lichtblick“ die Aktion „Meine Hand gegen rechte Gewalt“ durch. Gleichzeitig wurde eine Jugendgruppe der Helmholtzschule Leipzig für die Mitarbeit im Peer Leader Projekt gewonnen. Diese Gruppe führte während des Konzertes backstage-Interviews mit Interpreten und Bands durch, so z.B. mit Udo Lindenberg, Nina Hagen und den Brothers Keepers. Die überarbeiteten Interviews wurden in einem einstündigen Beitrag gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus durch den Leipziger Radiosender „Radio Blau“ gesendet. Am 17. Juni 2002 wurde der Film „Oi-Warning“ in den 8. und 9. Klassen präsentiert und in einer anschließenden Diskussion ausgewertet. Hierbei kamen Interaktionsspiele als auch das in den Peer Leader Semi-
naren erlernte Forumtheater zur Anwendung. An der 83. Mittelschule plant die Gruppe in diesem Schuljahr u. a. ein multikulturelles Fest, einen Fotowettbewerb und die Herstellung eines Anti-Rechts-Kalenders. Im März 2002 organisierten die sächsischen Peer Leader auf der Buchmesse in Leipzig eine Lesung zum Thema „Texte gegen Gewalt“. Die Schriftsteller Manfred Jendryschik, Gunter Preuß und Ralph Grüneberger konnten für die Durchführung der Veranstaltung gewonnen werden. Im Anschluss verkauften die Peer Leader Bücher der drei Schriftsteller und sammelten Spenden für das PEN- Projekt: „Wohnraum- für verfolgte Schriftsteller aus aller Welt“. Durch ihre Arbeit in den verschieden Projekten wurden die Jugendlichen in ihrer individuellen Persönlichkeit enorm gestärkt und erlernten offensives Auftreten gegen rechte Argumentation, Rassismus und mangelnde Toleranz. Sie erlernten, andere Jugendliche zur kritischen Auseinandersetzung mit rechtsextremen und rassistischen Denkweisen zu animieren und die Entwicklung eines besseren Demokratieverständnisses zu fördern. Darüber hinaus erlangte das CIVITAS geförderte Projekt durch seine Aktionen erhebliche Bekanntheit, der einer weiteren Vernetzung mit anderen Initiativen Vorschub geleistet hat. Kontakt: RAA Geschäftsstelle, Straße des Friedens 27, 02977 Hoyerswerda, Fon: 0 35 71/41 60 72, Fax: 0 35 71/92 40 47, eMail: kontakt C. @raa-hoyerswerda.com
Weitere Szenenwechsel Soziale Erfahrungen auf andere Art und Weise sammeln.
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zenenwechsel ist ein im Rahmen des Bundesprogramms CIVITAS gefördertes Projekt der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis (e.V.). Es bietet Schülerinnen
und Schülern die Möglichkeit, vier Tage lang in einer sozialen Einrichtung tätig zu werden. Sie lernen die Arbeit vor Ort kennen und kommen in Kontakt mit „Menschen, die
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anders sind“; mit behinderten Menschen etwa, mit Obdachlosen aber auch mit Flüchtlingen und Migrant/innen. Neben der Vermittlung sozialer Kompetenzen und dem Abbau von Ängsten und Vorurteilen ist es Ziel des Projektes, einen Kontakt zwischen Jugendlichen und konkreten Tätigkeitsfeldern sozialen Engagements herzustellen.
forum Die Schüler/innen werden in zwei 1½stündigen Workshops auf ihre Tätigkeit in den Einrichtungen vorbereitet. Hier erfolgt auch eine Vorstellung der unterschiedlichen Einsatzfelder, mit denen die Projektteilnehmer/innen anschließend selbstständig Kontakt aufnehmen. Ebenso erfolgt eine Vorbereitung der sozialen Einrichtungen. In persönlichen Gesprächen werden die pädagogischen Inhalte und Zielstellungen sowie konkrete Tätigkeiten abgesprochen. Ziel ist es eine Lernsituation zu initiieren, die den Jugendlichen einen direkten Kontakt zu den von der Einrichtung betreuten Menschen ermöglicht und gleichzeitig Raum zur gemeinsame Reflexion der gesammelten Erfahrungen mit dem Fachpersonal zulässt.
Informationen zum Träger Die Freiwilligen-Agentur ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Hauptaufgabe in der Förderung bürgerschaftlichen Engagements besteht. Zu diesem Zweck berät und informiert sie interessierte Bürger/innen über die Möglichkeiten freiwilligen Engagements in der Region Halle, vermittelt sie in individuell geeignete gemeinnützige Tätigkeitsfelder und sorgt durch eine intensive Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für eine erhöhte Anerkennung bürgerschaftlicher Beteiligung. Seit Vereinsgründung stellt die Förderung freiwilligen Engagements von Jugendlichen einen besonderen Schwerpunkt dar. Um den besonderen Erwartungen junger Menschen gerecht zu werden, wurde bereits im Mai 2000 das „Projekt EmS – Engagement macht Schule“ gegründet. Ziel dieses Modellprojekts ist es, junge Menschen für gemeinnützige Themen zu interessieren sowie freiwilliges Engagement Jugendlicher zu unterstützen. Szenenwechsel bildet eine Weiterentwicklung dieses Projektansatzes, die durch das Bundesprogramm CIVITAS verwirklicht werden konnte.
Umsetzung des Projekts Szenenwechsel Seit Beginn des CIVITAS-Projektes im Juli 2001 wurden vier Szenenwechsel mit drei Gymnasien und einer Sekundarschule und insgesamt 75 Schüler/inne/n durchgeführt. Dem Projektansatz entsprechend, Szenenwechsel vor allem an jenen Schulen anzubieten, in denen eine Gefährdung durch rechtsorientierte Tendenzen besonders stark ist, fanden alle Projekte in den Neubaugebieten Halle-Neustadt und HalleSüdstadt statt. Vier weitere Szenenwechsel sind bis September 2003 geplant. Viele Schulen erkennen im Projekt Szenenwechsel die Möglichkeit, soziale Erfahrungen zu vermitteln, die der herkömmliche Unterricht in dieser Form nicht bieten kann. Für die beteiligten Einrichtungen stellt Szenenwechsel eine Bereicherung ihrer Arbeitsinhalte dar. Jugendliche, so ihre Auffassung, bringen „frischen Wind“ in die Einrichtungen, ermöglichen mitunter Aktivitäten, die sonst nicht durchführbar wären.
Wirkungen des Projekts Aus den Rückmeldungen der Schüler/innen kann gefolgert werden, dass sich das Verständnis für die Probleme sozialer Minderheiten durch die Teilnahme an dem Projekt positiv verändert. Dies wird bei einem Vergleich der Erwartungen und Befürchtungen vor dem Projekt mit den Äußerungen zur Projektauswertung deutlich. Es ließ sich feststellen, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein neues Verständnis vom Begriff des „Helfens“ entwickeln. An die Stelle des „Mitleids“ für diese Menschen tritt das „Verständnis“. Dieser Perspektivwechsel bildet eine wichtige Voraussetzung dafür, Vielfalt als Bereicherung zu verstehen. Darüber hinaus halten einige Schüler/innen auch nach Ablauf des Projektes den Kontakt zu den sozialen Einrichtungen. So trifft sich etwa
eine Schülerin regelmäßig mit einer kurdischen Familie, ein Schüler entwirft ein Faltblatt für eine Wärmestube oder eine Schülerin absolviert ein Praktikum in einer Beratungsstelle für Migrant/innen. Inzwischen übernehmen ehemalige Projektteilnehmer/innen auch die Vorstellung des Projekts in anderen Schulklassen.
Entwicklungspotenziale und Schwerpunkte der weiteren Arbeit Die verstärkte Einbindung der beteiligten Schulen in das Projekt und das Thema „Soziales Lernen an Schulen“ ist notwendig. Die von der Projektkoordination aufgestellten Qualitätskriterien werden bisher nicht immer in vollem Maße umgesetzt und reichen nicht aus, um eine Einstellungsveränderung nachhaltig herbeizuführen. Aus diesem Grunde soll 2003 eine Podiumsdiskussion stattfinden, deren Ziel es ist, den unterschiedlichen Akteuren in diesem Bereich eine Plattform für Erfahrungsaustausch und Strategieentwicklung zu bieten. Hierauf aufbauend sollen Möglichkeiten entwickelt werden, diesen Themenbereichen an Schulen eine verstärkte Bedeutung beizumessen. Kontakt: Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V., Mittelstraße 14, 06108 Halle (Saale), Fon: 03 45/2 00 28 10, Fax: 03 45/2 00 34 12, eMail: halle@freiwilligen-agentur.de, C. www.freiwilligenagentur.de
Förderung bürgerschaftlichen Engagements durch die Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis: www.freiwilligen-agentur.de
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forum
Vermittlung von historischen Zusammenhängen Projekt „Feldpost“ der Thüringer Jugendgeschichtswerkstatt in Tabarz.
„I
ch liege jetzt hier in einer sehr schlechten Stellung. Wenn ich da wieder glücklich heraus komme, da habe ich aber sehr großes Glück gehabt, denn hier sind sehr große Kämpfe. Wir liegen in einem Tal und die Russen liegen auf einem Berg. Da haben wir 14 mal müssen stürmen, bis der Berg in unsere Hände gefallen ist. Da haben aber viele Tote gelegen, das war nicht mehr zum ansehen. Jeden Tag beginnt das Trommelfeuer von uns und von den Russen von früh bis das es dunkel wird, dann geht aber das Gewehrfeuer los. Wenn wir erst wieder hier heraus wären, denn hier kostet es zu viele Leute.“ Diese Sätze stammen von einer Feldpostkarte von Gustav Robes, die mit über 2000 anderen Feldpostkarten und -briefen aus dem 1. und 2. Weltkrieg dem Projekt „Feldpost“ der Thüringer Jugendgeschichtswerkstatt Tabarz zur Verfügung stehen. Das folgende Zitat ist einem Brief von Gottlieb Steinbach entnommen: „Wir können nur die Zensur befriedigend bekommen, wenn wir befriedigend gearbeitet und gehandelt haben. Leider scheint es noch nicht so weit zu sein. Ich befürchte, es gibt unter unserem Volk zu viel, was nicht als befriedigend hingestellt werden kann. Ich will und kann hier nicht alles ausdrücken, aber es bleibt sehr viel zu wünschen übrig, das sich auf unsere höheren Schichten bezieht. Hier muss man vieles sehen, was gegen die innere Überzeugung spricht.“ Feldpostbriefe wie diese sind authentische Dokumente über die Geschehnisse des Krieges. Sie vermitteln Eindrücke von gesellschaftlichen und individuellen Einstellungen und geben Einblick in einen Wahrneh-
mungswandel der Schreibenden. Das Erleben der grausamen Realität eines Krieges führt oftmals zum Infragestellen einer Ideologie, um derentwillen dieser Krieg begonnen wurde. Die Briefe geben einen unmittelbaren Eindruck und bieten damit eine enorme Reibungsfläche für die Auseinandersetzung Jugendlicher mit den Themen Krieg, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt und Nationalismus. Das durch CIVITAS geförderte Projekt „Feldpost“ der Thüringer Jugendgeschichtswerkstatt in Tabarz ist eines von mehreren sich aufeinander beziehenden Teilprojekten in Thüringen. In Erfurt arbeitet eine Jugendgeschichtswerkstatt zu dem Thema „Lokaler Widerstand im 3. Reich“ und setzt sich mit anarcho-syndikalistischen Widerstandsgruppen in Erfurt und Sömmerda auseinander. In Gera forschen Jugendliche zum Thema „Die Steinewerfer von Langenberg“ – hier hatten Arbeiter 1932 einen Wahlkampfaufmarsch von Hitler verhindert. Eine weitere Jugendgruppe beschäftigt sich in Apolda mit den Biographien von in Konzentrationslagern ermordeten Apoldaer Antifaschist/inn/en.
Warum wurden diese Geschichtswerkstätten durchgeführt? Die Weitergabe und Vermittlung von kulturellen und gesellschaftlichen Traditionen und Geschichtsbe-
Die Jugendgeschichtswerkstatt ist ein Projekt von Arbeit und Leben Thüringen: www.arbeitundlebenthueringen.de
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wusstsein in schulischen und familiären Zusammenhängen stößt häufig an ihre Grenzen. Dies kann einen „Werteverlust“ zur Folge haben sowie die Unfähigkeit, bewusst und kritisch mit Geschichte umzugehen und sich als historisches Subjekt zu verorten. Dabei handelt es sich nicht um einen Mangel an geschichtlichem Wissen, sondern um das Problem der fehlenden Auseinandersetzung mit konkreter, lokaler und „begreifbarer“ Geschichte. Auf diesen Zusammenhang verweisen auch neuere Untersuchungen über die Zunahme des Rechtsradikalismus. Wie die öffentliche Diskussion u.a. zeigt, ist diese Problemkonstellation in den neuen Bundesländern als besonders kritisch einzuschätzen. Deshalb bedarf es gerade in den neuen Bundesländern neuer, ergänzender Formen der Vermittlung von historischen Zusammenhängen, deren zentrales Ziel es sein muss, die Geschichte für die Jugendlichen erfahrbar zu machen. Das kann nur an konkreten, lokalen Punkten erfolgen und sollte methodisch auf der handlungsorientierten Pädagogik basieren, die den Jugendlichen Raum gibt, den eigenen Lernprozess selbstbestimmt zu gestalten. Die Erkenntniswege der Jugendlichen dürfen dabei nicht dem Zwang ausgesetzt werden, reproduzierbares, abstraktes Wissen zu erwerben. Vielmehr sollte der Schwerpunkt auf der Stärkung einer historisch vermittelten und fundierten Handlungskom-
forum petenz liegen. Damit erhalten die Jugendlichen eine Grundlage zur Gestaltung des eigenen Lebens und Mitgestaltung des gesellschaftlichpolitischen Umfeldes. Die „Thüringer Jugendgeschichtswerkstatt“ knüpft an die Traditionen der skandinavischen „Grabe-wo-dustehst“- und der angelsächsischen „history-workshop“-Bewegung an. In der kritischen Auseinandersetzung mit den traditionellen Methoden der Geschichtswissenschaft entstand dort eine neue Bewegung zur Erforschung der „Geschichte von unten“. Zielsetzung ist es, historische Fragestellungen über den akademischen und durch die Schule vermittelten Bereich hinaus zu tragen und Geschichte an Originaldokumenten, zusammen mit ZeitzeugInnen und anderen Interessierten zu erforschen. Die „Thüringer Jugendgeschichtswerkstatt“ versteht sich dabei weniger als ein zeitlich geschlossenes Projekt, sondern als konzeptioneller und methodischer Rahmen, in den sich verschiedene Teilprojekte integrieren.
Was bedeutet das konkret? Mit der Entdeckung der Feldpostkarten und Feldpostbriefe im Kirchenarchiv Tabarz begannen die Überlegungen zu einer lokalen Geschichtswerkstatt für Jugendliche. Die Initiator/inn/en machten
zunächst an den Schulen und Jugendclubs der Umgebung auf die Idee aufmerksam. Neben einer Plakataktion verhalf die lokale Presse dem Anliegen zu größerer Öffentlichkeit. Zum ersten Treffen im Herbst 2001 kamen über 30 Teilnehmer/inne/ n, zum Erstaunen der Organisator/ inn/en des geplanten Jugendprojektes auch viele ältere Menschen. Es zeigte sich jedoch recht schnell, dass eine sinnvolle Realisierung des Projektes nur durch die Zusammenarbeit der Jugendlichen mit den älteren Teilnehmer/inne/n gelingen konnte. So musste die Feldpost als erstes aus der alten Sütterlin-Schrift übertragen werden. Dazu arbeiteten mehrere Kleingruppen zusammen, die sich aus ein bis zwei Jugendlichen und einem älteren Menschen zusammensetzten. In weiteren Arbeits-schritten wurden die Briefeschreiber systematisch erfasst, ihre Lebensdaten in den Kirchenbüchern rekonstruiert und nach ihren Familien geforscht. Seit der Auftaktveranstaltung trifft sich die Gruppe regelmäßig in den Gemeinderäumen von Tabarz. Dabei bildet die Arbeit mit der Feldpost den Ausgangspunkt für eine tiefgreifende Diskussion. Im Zentrum steht hier die Auseinandersetzung mit Krieg, den dahinterstehenden Ideologien, Nationalismus, Rassismus und mit diesen Themen verbundenen Fragen der aktuellen Politik.
Der intergenerative Ansatz des Projektes hat sich dabei als sehr fruchtbar erwiesen. So wirken die verschiedenen Erfahrungshintergründe der Beteiligten als Bereicherung der Diskussion und helfen vor allem den Jugendlichen, ihre eigenen Positionen zu finden und zu artikulieren. Die offizielle Laufzeit des Projektes endete im September 2002. Jedoch reichte die Zeit nicht aus, um den Umfang der geplanten Arbeit zu bewältigen. Da sich die Gruppe der ca. 20 Projektbeteiligten als sehr stabil erwiesen hat, ist eine Fortführung der Geschichtswerkstatt geplant. Bis 2004 sollen die Lebensläufe einzelner Briefeschreiber in einer Ausstellung dokumentiert werden. Diese soll an den Schulen der Umgebung gezeigt werden und die öffentliche Auseinandersetzung in der Region über die Themen Krieg, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit verstärken. Darüber hinaus wurden Kontakte zu einer französischen Jugendgruppe geknüpft, die an einem ähnlichen Projekt arbeitet. In 2004 ist ein Treffen der beiden Initiativen mit gegenseitigem Erfahrungsaustausch geplant. Kontakt: Arbeit und Leben Thüringen, Windthorststr. 43a, 99096 Erfurt, Fon: 03 61/56 57 30, Fax: 0361-5657333, eMail: info@arbeit undleben-thueringen.de; www.arbeit C. undleben-thueringen.de
Eigener Zugang zur Lokalgeschichte Wanderausstellung „Zwangsarbeit im Ostseeraum 1939-1945“ der Geschichtswerkstatt Rostock e.V.
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n dem lokalhistorischen durch CIVITAS geförderten Projekt forschen Jugendliche in ihrer Region zum Thema Zwangsarbeit
zur Zeit des Nationalsozialismus und erarbeiteten hierzu eine Ausstellung. Angeleitet und unterstützt werden sie dabei u.a. von professionellen
Historiker/inne/n der Geschichtswerkstatt Rostock e.V., der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und des Fördervereins Dokumentations- und Begegnungsstätte Barth e.V. Die Geschichtswerkstatt Rostock e.V. ist ein Zusammenschluss geschichtsinteressierter Frauen und Männer, die sich seit 1995 für die Aufarbeitung und Verbreitung
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forum der Regionalgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns engagieren. Die Mitglieder des Vereins veranstalten Workshops, Seminare, Lesungen, Ausstellungen und Konferenzen zu historischen Themen und sind Herausgeber der Zeitschrift „Zeitgeschichte Regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern“. Organisationszweck der Geschichtswerkstatt ist neben der Förderung lokal- und regionalhistorischer Wissenschaft und Forschung der Einsatz für Bildung und Erziehung. Auch die Förderung von Heimat- und Denkmalpflege sowie von Kulturwerten sowie die Förderung von Kultur- und Sozialarbeit, politischer Bildung, sozialer und kultureller Stadtteilarbeit und Publikationstätigkeit gehören zu den Zielen des Vereins. Die Geschichte des Nationalsozialismus ist in Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich mit anderen Bundesländern wenig erforscht. Ergebnisse der DDR-Wissenschaft zu diesem Thema sind zu großen Teilen veraltet und/oder werden im Schulunterricht nicht mehr gelehrt. Das Bildungsdefizit hinsichtlich dieser Zeit wird dadurch verstärkt, dass Geschichtsunterricht in den Lehrplänen knapp bemessen ist. Im Rahmen des Projekts findet eine vertiefte Auseinandersetzung mit einem Aspekt der NS-Zeit statt, an dessen Ende ein in der Öffentlichkeit präsentierbares Arbeitsergebnis steht. Die Idee für die Ausstellung entwickelte sich aus einem Projekt, das die Geschichtswerkstatt Rostock e.V. mit Schüler/inne/n zwischen August 2001 und (im) Frühjahr 2002 durchführte. Die Jugendlichen nahmen hier Kontakt zu Zeitzeugen auf und organisierten einen Besuch von ehemaligen Zwangsarbeiter/inne/n aus
Belorussland und Frankreich in Rostock. Insbesondere innerhalb der Zeitzeug/innengespräche begannen sich die Jugendlichen intensiv mit der Thematik auseinander zu setzen und wurden neugierig, detaillierter Informationen zu recherchieren. Aus dieser Motivation heraus entstand das Projekt der „Wanderausstellung Zwangsarbeit im Ostseeraum“. Die Ausstellung richtet sich an interessierte Menschen ab 15 Jahren, die sich als Einzelpersonen oder in Gruppen über die Geschichte der Zwangsarbeit in Mecklenburg Vorpommern informieren wollen. Der Blick der Betrachtenden wird zum einen auf die lokale Umsetzung rassistischer Vorgaben für den Umgang mit Zwangsarbeiter/inne/n aus den von Deutschland überfallenen Staaten gerichtet, zum anderen wird dargestellt, wie intensiv der Einsatz von zivilen Zwangsarbeiter/inne/n und Kriegsgefangenen in MecklenburgVorpommern war. Die rassistische Stigmatisierung bestimmter Menschengruppen durch Kennzeichen an der Kleidung und die Würdigung einzelner Deutschen, die sich von verbotenen Kontakten mit Zwangsarbeiter/inne/n nicht abbringen ließen, sind weitere Schwerpunkte der Wanderausstellung. Dargestellt wird die Situation in vier Städten während des Zweiten Weltkriegs: 1. Im durch Rüstungsindustrie im Laufe der 30er Jahre zur Großstadt avancierten Rostock. Schwerpunkte sind die Situation in der Neptunwerft sowie die Darstellung eines zwischen Warnemünde und Markgrafenheide gelegenen Lagers, in dem französische Priester als Kriegsgefangene interniert waren. 2. In Barth, wo KZ-Häftlinge unter mörderischen Bedingungen für die Heinkel-Flugzeugwerke schuften mussten. 3. In Wismar, wo es aufgrund der Existenz von zwei großen Rüstungsbetrieben eine besondere Dichte von Zwangsarbeiter/inne/n in einer überschaubaren Öffentlichkeit gab.
Weitere Informationen zur Geschichtswerkstatt unter www.buergerhaus-rostock.de
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4. In Schwerin, der damaligen Hauptstadt des Gaus Mecklenburg, in der es kaum kriegswichtige Industrie gab, jedoch Zwangsarbeiter/innen und Kriegsgefangene u.a. häufig im kommunalen und landwirtschaftlichen Bereich eingesetzt waren. An der Erarbeitung der Ausstellungstafeln waren mehr als 60 Jugendliche aus folgenden fünf Schulen beteiligt: • Katharina-von-Hagenow-Gymnasium in Barth, • Integrierte Gesamtschule Borwin in Rostock, • Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium in Rostock, • Herder-Gymnasium in Schwerin, • Bertolt-Brecht-Schule in Wismar. Im Rahmen von Projekt- oder Wahlpflichtkursen setzten sich die Schüler/innen detailliert mit der Thematik Zwangsarbeit für das nationalsozialistische Deutschland und der Situation in ihrer Heimatregion auseinander. Die Jugendlichen erarbeiteten je nach Interesse und Fähigkeiten in Gruppen die praktische Umsetzung der Projektziele: Einige SchülerInnen recherchierten unter fachlicher Anleitung von Historiker/inne/n Informationen aus der vorliegenden Literatur sowie aus Quellen der Stadtarchive der beteiligten Orte Wismar, Rostock und Barth sowie des Landeshauptarchivs Mecklenburg-Vorpommern. Darüber hinaus nahmen die Schüler/innen durch selbst verfasste Pressemitteilungen Kontakt zu deutschen ZeitzeugInnen und historisch Interessierten Menschen auf. Im Verlaufe des Projektes beschäftigten sich die Schüler/innen regelmäßig mit der Geschichte von Zwangsarbeiter/inne/n, die zur Zeit des NS-Regimes nach Mecklenburg Vorpommern verschleppt wurden und hier arbeiten mussten. Weitere Themenaspekte waren die nach rassistischen Vorgaben bestimmten Lebensbedingungen von Zwangsarbeiter/inne/n, die Unterbringung sowie verschiedene Kategorien von Einsatzorten. Ganz allmählich, insbesondere durch die Teilnahme an, aber auch Organisation von Stadtrundgängen und den wachsenden Überblick über
forum die von ihnen fertiggestellten Tafeln entwickelten einige Schüler/innen einen eigenen Zugang zur Lokalgeschichte. So besuchte z.B. eine Schülerin einen Abendvortrag über Zwangsarbeit in ihrer Stadt und interessiert sich zunehmend für ergänzende Literatur. Eine Schüler/innengruppe erarbeitet in Eigeninitiative eine Internetpräsentation zu dem Projekt (und erstellt dafür in ihrer Freizeit Fotos und recherchiert vereinzelt im Archiv). Viele der beteiligten Jugendlichen berichten davon, aktuelle und historische Orte ihrer Stadt bewusster wahr zu nehmen. Als besonders eindrucksvoll erleben und beschreiben einige Schüler/innen den Fakt, dass viele Zwangsarbeiter/innen im jugendlichen Alter nach Wismar, Schwerin, Barth und Rostock verschleppt wurden. Über diesen Aspekt fanden in Kombination mit dem Thema Verhältnis der deutschen Bevölkerung zu den Verschleppten einige intensive Gespräche statt, in denen der Bezug zur Gegenwart gezogen werden konnte. Die im Rahmen des Bundesprogramms CIVITAS geförderte Ausstellung wurde am 18.12.2002 im
Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium in Rostock eröffnet. Im Jahr 2003 werden die Ausstellungstafeln an verschiedenen Orten zu besichtigen sein, u.a. in allen beteiligten Schulen und an der Universität Rostock. An drei der beteiligten Schulen werden die Projekte zum Thema Zwangsarbeit fortgesetzt. So werden die SchülerInnen Folgeprojekte in anderen Orten Mecklenburg-Vor-
pommerns anregen, die zur Erweiterung der Wanderausstellung führen sollen. In diesem Zusammenhang sollen sich die Schüler/innen auch mit der Finanzierung der Weiterarbeit auseinander setzen. Kontakt: Geschichtswerkstatt im Bürgerhaus Kröpeliner-Tor-Vorstadt, Budapester Straße 16, 18057 Rostock, Fon: 03 81/2 00 75 20 Fax: 03 C. 81/2 00 78 99
Heiligenschein für jede/n? Eine Fotoausstellung über Jugendszenen in Glauchau – gegen die Vorurteile in den Köpfen.
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m Grünen Foyer des Ratshofes war über mehrere Wochen eine Ausstellung des Kunststudenten Jan Thau mit Fotografien von 26 Glauchauer Jugendlichen zu sehen, die Denkanstöße geben will und sich gegen Schubladendenken wehrt. Bereits zur Eröffnung der Ausstellung am 26. Februar dieses Jahres machten die zahlreich erschienenen Besucher deutlich, dass diese Thematik auf großes Interesse stößt. Und in der folgenden Zeit kamen fast täglich zahlreiche Jugendliche ins Rathaus, zum Teil
ohne Begleitung durch Erwachsene, andererseits auch eine Reihe von Schulklassen mit ihren Lehrern. Das wurde alles nicht gesteuert durch die Stadtverwaltung, es gab viele unaufgeforderte Besuche, Manche kamen auch mehrfach. Die Ausstellung fand große Beachtung. Die Fotoausstellung wurde im Rahmen des Handlungskonzeptes gegen Aggression und Gewalt „Sicherer leben in Glauchau“ realisiert. In der Stadt Glauchau arbeiten seit fast 2 Jahren über 200 hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter an der Entwicklung und Umsetzung dieses Konzeptes gegen Aggression und Gewalt. Ausgangspunkt der Projektarbeit waren zunehmende Übergriffe und Gewalttätigkeiten zwischen rechtsorientierten und linksorientierten Jugendlichen. Zunächst wurde ein ganzheitlicher situationsorientierter Ansatz gewählt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Das Konzept bezieht alle Bürger/innen der Stadt mit ein, berücksichtigt die Lebenslagen aller, vom Kind bis zu den Senioren, erreicht durch diverse Projektbausteine alle Bereiche der Stadt.
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forum In allen Bausteinen wurde deutlich, dass die Menschen immer mehr in so genannten „Schubladen“ denken. So prägt sich für den Bürger oftmals sehr leicht und ohne zu hinterfragen ein menschliches Werturteil, orientiert an den Äußerlichkeiten, dem Aussehen der Jugendlichen. Weniger, oft garnicht wahrgenommen werden die unterschiedlichen Jugendkulturen. Im Baustein Kinder- und Jugendarbeit wurde dieses „menschliche Problem“ aufgegriffen und nach Methoden gesucht, um dem entgegenzuwirken. In die Diskussionsansätze wurde der Glauchauer Jugendliche Jan Thau einbezogen, der Student der Freien Kunst an der Bauhaus-Uni in Weimar ist. Er bezeichnet die Glauchauer sehr breit gefächerte Jugendkultur in der Broschüre zur Ausstellung so: „Glauchau ist eine mittelsächsische Kleinstadt, die trotz ihres provinziellen Charakters eine doch mengenmäßig ernstzunehmende Jugendkultur besitzt, die sich aus verschiedenen Szenen zusammensetzt.“ Da Jugendszenen und Cliquen nicht in Schubladen zu verpacken sind und diese Denkweise unterbrochen werden soll, wurde durch Jan Thau gemeinsam mit der Stadt Glauchau diese Fotoausstellung auf den Weg gebracht. Die Ausstellung im Glauchauer Ratshof zeigt Jugendliche aus völlig verschiedenen Cliquen und Szenen. Ganz bewusst wurden Jugendliche aus sehr unterschiedlichen Szenen ausgewählt, welche sich schließlich bereiterklärten, in ihrem Umfeld fo-
tografiert zu werden. Die Fotografien wurden nachbearbeitetet und künstlerisch verfremdet. Es gibt gewissermaßen einen heiligen Schein für jeden. Es erfolgt dadurch eine künstlerische Überhöhung, welche die Äußerlichkeiten heraushebt. Bei der Betrachtung der Fotos wird sich sicherlich der eine oder andere Betrachter dabei erwischen, eine vorgefertigte Meinung aufgrund der ihm entgegenstrahlenden Äußerlichkeiten zu haben. Da dieses Denken gestört werden soll, kann sich der Betrachter nun selbst aktiv in die Ausstellung einbringen und die zum Foto gehörende „Schublade“ öffnen. Er muss dazu die Klappe an der Vorichtung umdrehen, wo sich das aufgezogene Foto befindet. Dahinter verbergen sich die Werte, Vorstellungen, Wünsche und Träume des Jugendlichen. Das schafft für so manchen Besucher den Effekt des Nachdenkens. Es gibt so manche Überraschung, wenn man die Texte liest. Die Initiatoren der Ausstellung hatten sich in der Diskussion darüber verständigt, dass jedem Jugendlichen die gleichen Fragen gestellt werden. Alle konnten sich so äußern über ihr Denken und über ihr Leben, gaben so einen Teil von sich preis. Das hat unzweifelhaft die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Ausstellung gefördert. Es waren zudem ganz bewusst in dem Ausstellungsraum keine weiteren Gestaltungselemente benutzt worden. Auch eine weitere Erläuterung oder Betreuung von Besuchern fand nur
auf ausdrücklichen Wunsch statt. Fotos und Raum wirken hier von selbst, schaffen die nötige Atmosphäre. Es hat sich auf jeden Fall auch für mich gelohnt, die Ausstellung in der Stadtverwaltung zu besuchen, die von Februar bis April 2003 während der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung besichtigt werden konnte. Bei aktiver Betrachtung zeigt sich, dass diese Ausstellung dazu beigetragen hat, die vorgefertigten Meinungsprägungen zu relativieren und somit auch das so genannte „Schubladendenken“ abzulegen. Die Finanzierung der Ausstellung wurde durch Fördermittel des Bundesprogrammes für Demokratie und Toleranz, gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit abgesichert. Unterstützt wurden die Initiatoren wieder durch die Sparkasse sowie örtliche Unternehmen. Und nun kann diese erfolgreiche Ausstellung auf Wanderschaft gehen. Als Wanderausstellung ist sie auch für andere Standorte geeignet. Auch, wenn es in einer anderen Stadt nicht mehr die Jugendlichen aus der eigenen Gegend sind, welche da fotografiert wurden, die Fragen und Probleme gibt es bekanntlich nicht nur in Glauchau. Dr. Joachim Lass Kontakt: Ausstellungsverleih und Organsiation durch Ute Albani, Stadtjugendpflegerin, Stadtverwaltung Glauchau, Am Markt 1, 08371 Glauchau, Telefon 0 37 63/6 54 23 oder 01 75/2 91 37 92 oder per eMail: C. U.Albani@glauchau.de
Treppe ins Nirgendwo … Das Projekt „Denkzeichen Zwangsarbeit“ am OSZ Holztechnik, Berlin Altglienicke.
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as tun, wenn Ausgrenzung und Intoleranz das Schulklima stören? Eine ausgeprägte Ost-WestProblematik, die Diskriminierung von Auszubildenden mit einem anderen
ethnischen Hintergrund und die Präsenz rechter Jugendlicher beeinträchtigten den Schulalltag am OSZ Holztechnik. Nach mehreren Zwischenfällen wurden Auszubildende und Lehrer/innen für eine Verände-
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rung der Situation aktiv und riefen das Projekt Denkzeichen Zwangsarbeit ins Leben. Durch eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte ihrer Schule haben sie einen Prozess gestartet, der in den Köpfen ein Umdenken eingeleitet und das Schulklima entscheidend verändert hat. Der Beginn einer gemeinsamen Kommunikation, das Hinterfragen von Vorurteilen und
forum die Übernahme von Eigenverantwortlichkeit sind Resultate, die vom Mut und vom Einsatz der InitiatorInnen zeugen. Das CIVITAS geförderte Projekt des OSZ Holztechnik zeigt, dass es sich lohnt, aktiv zu werden und die Initiative zu ergreifen. Das OSZ Holztechnik führt den Berufsschulunterricht für Tischler/innen, Holzmechaniker/innen, Boden- und Parkettleger/innen sowie Glaser/innen in Berlin durch. Zudem werden Lehrgänge angeboten, in denen Auszubildende einen Realschulabschluss und die Fachhochschulreife erwerben, als auch den Hauptschulabschluss nachholen können. Etliche Schüler/innen kommen aus einem sozial benachteiligten Umfeld. Da hiermit häufig eine negative Schulerfahrung und der Mangel an Erfolgserlebnissen verbunden ist, sind diese Auszubildenden oft besonders anfällig für Beeinflussungen von gewaltverherrlichenden und undemokratischen Jugendkulturen. Als im Schuljahr 2000/2001 zwei Schüler in der Mensa von einem italienischen Berufsschüler auf ihr provokantes rechtsextremes Äußeres angesprochen wurden, wurde diese Situation zum Ausgangspunkt für einen offenen und gezielten Umgang mit dem Thema. Dabei wurde deutlich, dass sich viele Schüler/innen durch zur Schau gestellte Kleidung mit von Rechtsextremen verwandten Symbolen und entsprechenden Haltungen provoziert und bedroht fühlten. Insbeson-
dere Schüler/innen anderer ethnischer Herkunft vermieden es z.B., sich von Freunden abholen zu lassen, da sie Konfrontationen mit „Nazis“ befürchteten. In den Schülerund Lehrergremien wurde daraufhin beschlossen, sich als Schule deutlich gegen Rassismus und rechtsextreme Einstellungen zu positionieren. Auf der Suche nach einem geeigneten thematischen Zugang half ein Hinweis des Heimatmuseums Treptow. In den letzten Jahren des 2. Weltkrieges hatte sich auf dem Gelände der Schule ein Zwangsarbeiterlager befunden. Unter dem Oberbegriff Kompetenz aus der Geschichte wurden in der gesamten Schule Projekte initiiert, die geschichtliche Aspekte von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus mit den gegenwärtigen Erscheinungsformen von rechtsextremen Ansichten und gewalttätigen Übergriffen verknüpften. Den Anfang machten Schüler mit der Gestaltung einer Collage zum Thema Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Schule. Geknüpft wurden zahlreiche Kontakte zu Organisationen, die sich auf lokaler Ebene mit dem Thema Zwangsarbeit befassen. So fand z.B. durch Vermittlung des Vereins Kulturlandschaft Dahme-Spreewald e.V. ein Treffen von Schüler/inne/n mit ehemaligen Zwangsarbeiter/inne/n statt. In einer dreiwöchigen Projektarbeit entwickelten Auszubildende gemein-
sam mit dem Künstler Lothar Oertel die Idee des Denkzeichens Zwangsarbeit. In Gruppenarbeit wurden zwei Modelle gebaut und der Öffentlichkeit vorgestellt. In diesem Zusammenhang wurde die Projektgruppe auf die Fördermöglichkeit durch CIVITAS aufmerksam. Durch den Bau des Denkzeichens wurde zunächst ein sichtbarer und sinnlich erfahrbarer Erlebensraum geschaffen, der Anlass zur kontroversen Beschäftigung mit Formen der Vergangenheitsbewältigung und des Gedenkens gab. Die handwerkliche Umsetzung fand im berufsvorbereitenden Bereich statt. Die praktischen Fähigkeiten der Schüler wurden dabei für eine inhaltliche Auseinandersetzung genutzt, die gewonnene Anerkennung stärkte
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forum ihr Selbstbewusstsein. Begleitend wurden in den Fach- und Berufsschulklassen schwerpunktmäßige Recherchearbeiten und eine theoretische Aufarbeitung des Themas durchgeführt. Die bauliche Umsetzung des Denkzeichens erforderte die Zusammenarbeit mit drei anderen Schulen: Das OSZ Bautechnik II half bei den Fundamentarbeiten für die vier Holzwände, die ein Labyrinth andeuten und damit Enge und Ausweglosigkeit ausdrücken sollten. Die freiragende Treppe ins Nirgendwo in der Mitte verstärkt diese Symbolik; die Konstruktion der Treppe wurde von verschiedenen Klassen des gleichen OSZ geleistet. Die Begrünung der Wände als Zeichen der Hoffnung wurde vom Agrarbereich der CarlLegien-Schule durchgeführt. Eine Mauerecke, die außerhalb der Wände steht, soll durch ihre Kahlheit den Gegenpol zu den begrünten Wänden bieten; sie wurde von zwei Auszubildenden der Knobelsdorff-Schule errichtet. Innerhalb der Mauerecke und vor den Fenstern in den Wänden sollen Informationen zur Entwicklung des Denkzeichens und zur Geschichte des Lagers auf Glasträgern angebracht werden. Während der gesamten Bauphase arbei-
teten die Jugendlichen aus verschiedenen Klassen und Schulen zusammen; Konflikte aufgrund der multiethnischen sowie der Ost-West Zusammensetzung der Schüler/in-nen wurden gelöst und Vorurteile abgebaut. Besonders wirkungsvoll erwies sich hierbei die selbständige Arbeit in Kleingruppen. Wie geplant wird das Denkzeichen auch in anderen Bildungsgängen als Anstoß für Unterrichtsvorhaben genutzt und regt inzwischen zu eigenen Projekten an: Im Sozialkundeunterricht dient es als Einstieg in das Thema Nationalsozialismus. Eine Fachoberschulklasse hat eine Website zum Thema erstellt und in anderen Klassen werden Vorschläge für die Informationstafeln gesammelt. Bei den teilnehmenden Auszubildenden ist zu beobachten, dass Sympathien für rechtsextreme Positionen nachlassen. Ein Fachoberschüler äußerte, dass die Informationen über das ehemalige Zwangsarbeiterlager, auf dessen Gelände er nun täglich zum Unterricht geht, seine Wahrnehmung über Bedingungen und Schrecken der Nazizeit spürbar verändert hat. Dem Ziel des Projektes „Denkzeichen Zwangsarbeit“ – das Schaffen eines angstfreien, von Toleranz und gegenseitigem Respekt
geprägten Lern- und Arbeitsumfeldes – sind die Auszubildenden und Lehrer des OSZ Holztechnik entscheidende Schritte näher gekommen. In der gemeinsamen thematischen Arbeit ist eine Kommunikation entstanden, die den Abbau von Vorurteilen gegenüber Schüler/inne/n anderer ethnischer Herkunft, eine Entschär-fung des Ost-West-Konfliktes sowie die Positionierung gegen rechtsextreme Ideen gefördert C. hat.
Antirassistische Wertebildung BAFF Bands auf festen Füßen - Ein evangelisches Jugendkulturprojekt.
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AFF verhilft Jugendlichen über das Entdecken der eigenen Kreativität zu mehr Selbstbewusstsein. Vor allem in Brandenburg stärkt und vernetzt es eine Jugendkultur, die ausdrücklich nicht fremdenfeindlich ist und damit in vielen Orten eine Alternative zu rechtsgerichteter mainstreamKultur ist. Es finden Kontakte zwischen den Jugendlichen dieser aktiven Szene statt, die sich gegenseitig unterstützen und auch Jugendliche anderer Nationalität oder Kultur ein-
binden. BAFF ist besonders im kirchlichen Bereich aktiv, da hier oft gute Voraussetzungen für die Installierung des Projektes gegeben sind.
Zur Geschichte BAFF ist das Jugendprojekt der evangelischen Kirchengemeinde Joachimsthal. 1994, nach einem Übergriff rechtsgerichteter Jugendlicher auf deutsche und türkische Besucher eines Auftritts von Jugendbands und Breakdance-Gruppen, hatte sich der Gemeindekirchenrat
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dafür entschieden, „unseren Kindern“, die offensichtlich auf Abwege geraten waren, zu helfen. Die Gewalt des Angriffes hatte die Christen geschockt. Die Gemeindekirchenräte, meist alteingesessene Joachimsthaler, wollten diesen Vorgang nicht hinnehmen, sondern Verantwortung für die Jugendlichen übernehmen. Sie starteten mit BAFF ein Projekt, in dem die ortsansässigen Jugendlichen in eigenen Breakdance- und Musikgruppen aktiv werden sollten. Die Kreuzberger Musikalische Aktion, die auch den Auftritt der türkischen Jugendlichen initiiert hatten, schickten Trainer nach Joachimsthal. Sehr schnell fanden sich Bands und neue spannende
forum Gruppen sowie ein Musiker aus dem Umland, der die Bands bis heute kontinuierlich begleitet. Es gelang der Kirchengemeinde, mit BAFF eine Alternative zum Treffpunkt der „Glatzen“ zu etablieren. Gegenwärtig proben ca. sechs Bands und eine Tanzgruppe. Rechtsextreme sind am Ort nicht mehr dominant. Sie haben ihre Aktivitäten in andere Ortschaften verlegt.
Wie es funktioniert Jugendliche wollen Anerkennung, Gruppenzugehörigkeit, Werteorientierung und Vorbilder. Die Weltanschauung ist dabei meist austauschbar. Sie orientieren sich am mainstream, den sie nach außen über die Art der Musik, der Kleidung, usw. ausdrücken. Die rechte Jugendkulturszene hat nur dort eine Chance, wo sie breit akzeptiert wird und von den Erwachsenen nicht gestört wird. Es müssen also zwei Dinge zusammenkommen, um die rechte Szene zu vertreiben: 1. Die Jugendlichen sind in ihrer Mehrheit nicht mehr interessiert und 2. die Erwachsenen beziehen mit ihrer Wahrnehmung und der politischen Einschätzung eindeutig Stellung und dulden keinen Rechtsextremismus als Aushängeschild für ihren Ort. Ziel von BAFF ist es, den rechten Aktivisten die Anhängerschaft wegzunehmen. Eine Glatze wirkt nur in einer starken Gruppe beängstigend. Bei McDonalds am Bahnhof Zoo
wirkt er geradezu albern mit seinem Outfit. Mitten unter einer Szene von Hip Hoppern ist es nicht anders. Das Musikprojekt BAFF gibt Jugendlichen eine Chance, ihre Bedürfnisse auszuleben und bietet damit eine attraktive Alternative zu rechten Kameradschaften. Wer möchte nicht einmal ein richtiger DJ sein, oder als Breaker auf dem Kopf tanzen, oder etwas anderes aus der modernen Kulturszene selbst tun? Professionelle Trainer helfen, eigene Talente zu entdecken, wie z.B. das Rhythmusgefühl, die Stimme oder die Fähigkeit, eigene Texte zu schreiben. Jugendliche finden Anerkennung durch eigene Auftritte. Sie werden gestärkt durch eine Gruppe, mit der sie sich identifizieren und in der sie soziale Fähigkeiten trainieren
und sie benötigen andere Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Es entsteht eine starke Gruppe, die wiederum auf Außenstehende Wirkung zeigt. Die kontinuierliche Begegnung mit Jugendlichen anderer Nationalität wirkt dabei Vorurteilen entgegen und hilft somit Fremdenfeindlichkeit abzubauen. So ist es möglich, rechten Gruppen den Einfluss zu entziehen und gleichzeitig Jugendlichen eine Wertebildung zu ermöglichen, die antirassistisch ist. In Joachimsthal hat die Kirchengemeinde die Funktion übernommen, öffentlich über das Thema Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu reden. In harten Auseinandersetzungen mit Kommune und Presse hat sie ihrer Wahrnehmung über rechtsgerichtete Aufmärsche, Kleidung, Abzeichen und Aufkleberaktionen immer wieder Ausdruck verliehen. Sie hat tatsächlich erreicht, dass auch Bürger, die sonst die Vorhänge schließen würden, ihren eigenen Augen trauen und sich gegen die rechte Präsenz wenden. Dieser Prozess hat die Kirchengemeinde immer wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt. Sie hat diese Zeit nur überstehen können, weil von außen immer wieder Unterstützung kam, z.B. in Form von öffentlichen Auszeichnungen und besonders durch die Amadeu Antonio Stiftung und den Kirchenleitungsausschuss für Ausländerfragen. Und weiter: Die Kirchegemeinde Joachimsthal hat sich bereit
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erklärt, ihre Erfahrungen weiterzugeben und z.B. andere Kirchengemeinden in ähnlichen Situationen zu unterstützen. Davon ausgehend, dass in jedem Dorf eine Kirche steht und eine Gemeinde aktiv ist, wurde das sogenannte Gemeindepaket entwickelt. Je nach Lage und Möglichkeiten gibt es Kirchengemeinden die Chance, Workshops für Jugendliche anzubieten und damit Einfluss auf die Entwicklung der Jugendgruppen im Ort zu nehmen. Mit Unterstützung von CIVITAS läuft dieses Projekt seit anderthalb Jahren erfolgreich. In Zusammenarbeit mit der Kreuzberger Musikalischen Aktion und deren Trainern werden Workshops verabredet, die möglichst in Kooperation mit anderen Trägern wie Schulen und Jugendclubs durchgeführt werden. Es finden ein- oder
mehrtägige Workshops mit attraktiven Medien der Jugendkultur statt. Die Aufführungen sind öffentlich und in der Regel gut besucht. In vielen Orten sind die kleinen Gruppen einer alternativen Jugendkultur sehr glücklich, endlich angstfrei aufzutreten und auch ein Treffpunkt für andere aus der gleichen Szene zu werden. Es fanden und finden Workshops in Basdorf, Wittstock, Neuruppin, Eberswalde, Neustadt/ Dosse, Neustrelitz etc. statt. In allen Orten wird versucht, eine kontinuierliche Arbeit vor Ort aufzubauen. Dazu müssen Räume, Trainer und Finanzen gefunden werden. In einigen Orten wie z.B. Neuruppin gelingt das schon. Mindestens zwei Mal im Jahr wird eine große gemeinsame Veranstaltung mit Aufführungen möglichst
vieler Workshopergebnisse gemacht. Hier lernen die Jugendlichen sich kennen und vernetzen sich miteinander. So proben z.B. die Breaker aus Templin und Angermünde in Joachimsthal u.a.. Sie besuchen sich gegenseitig und fahren auch gemeinsam nach Berlin zu Konzerten u.a.. Beeindruckend ist es, wenn ein junges Mädchen erzählt, dass sie bei einem Ausflug nach Berlin bei einer türkischen Freundin und deren Familie übernachtet hat. Es gehört zum Projekt, dass im Sommer eine gemeinsame Workshopfahrt mit ca.50 Jugendlichen aus den verschiedenen brandenburgischen Orten und Berlin nach Kroatien organisiert wird. Dabei wird auf eine internationale und interkulturelle Mischung der Gruppe geachtet. Auf der kleinen Insel Privic, die von den Organisatorinnen und der Partnerorganisation „Center for Creative Work“ in Zagreb auch „Happy Island“ genannt wird, knüpfen die Jugendlichen Kontakte, die zuhause in Brandenburg längerfristig genutzt werden können. Derzeit entsteht durch die Kontaktaufnahme mit anderen Kirchengemeinden nicht nur eine Vernetzung der Jugendlichen. Anliegen ist auch der Aufbau eines Netzes der verschiedenen Kirchengemeinden, die Fremdenfeindlichkeit ablehnen und in der Tradition der Bekennenden Kirche alle nationalsozialistischen Umtriebe bekämpfen. Ziel ist es, gemeinsam und deutlich Zeichen gegen Rechtsextremismus und FremC. denfeindlichkeit zu setzen.
Projekt: Demokratie (er)leben Leistung der AGJF als Kooperationspartner besteht in der Realisierung und Fortentwicklung der DemokraTour.
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n einer deutlich wachsenden Anzahl von Städten und Gemeinden wird die Notwendigkeit erkannt, kommunale Entschei-
dungen stärker als bisher an die Betroffenen rückzubinden. Ein ausgewogenes Agieren in Bezug auf die Bedürfnisse aller Bewoh-
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ner/innen stellt sich für die Kommunen längst nicht mehr als Luxus dar, sondern gewinnt zunehmend als „weicher“ Standortfaktor an Bedeutung. Die Art und Weise, in welcher dabei Kindern und Jugendlichen heute die Chance zur Partizipation sowie der Raum für Entwicklung gegeben wird, hat zentrale Bedeutung für die Bereitschaft, in Zukunft selbst Verantwortung für das Ge-
drehscheibe_jugend meinwesen zu übernehmen. Städte und Gemeinden haben an diesem Punkt weitreichende Entscheidungskompetenzen (und den politischen Auftrag), um Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen und zu unterstützen. Profitieren können beide Seiten gleichermaßen von einer „Kultur der Beteiligung“. Kommunen realisieren über Formen der Partizipation eine zielgruppenorientierte Umsetzung von Maßnahmen und Projekten, vermeiden durch die frühe Einbindung der Betroffenen und späteren Nutzer/innen kostenintensive Fehlplanungen und steigern die Qualität von Planung, gewinnen wertvolle Ressourcen hinzu und schaffen durch gemeinsames Erarbeiten eine deutlich höhere Bindung und Identifikation mit dem Erreichten, was sich nicht zuletzt u.a. im Rückgang von Vandalismus äußert. Auf Seiten der Kinder und Jugendlichen werden politische Prozesse durchschaubar und als Bestandteil einer Alltagsdemokratie erlebbar. Sie erleben die Möglichkeit, aktiv ihre Interessen und Wünsche zu artikulieren, an deren Umsetzung teilzuhaben und somit zentrale Momente ihrer Lebenswelt selbstbestimmt zu gestalten bzw. deren Gestaltung zu beeinflussen. Wichtig hierbei bleibt immer, dass die Beteiligten als Partner (und nicht als Dekoration) in die planerischen Überlegungen einbezogen werden. Die Kinder und Jugendlichen sind die Experten ihrer Situation und ihrer Lebenswelt und müssen als solche anerkannt und ernstgenommen werden. Für die Vertreter/innen der Kommunen verbindet sich damit natürlich ein gewisses Mehr an Aufwand. So sollten kurze Beratungszeiten, Freiwilligkeit und die Verständigung in einer Sprache, die den beteiligten Kindern und Jugendlichen eigen ist, Grundvoraussetzung sein. Eine Politik der kurzen, ämterübergreifenden Wege und die Bereitschaft, Verfahrensweisen und Strukturen, die von Erwachsenen entworfen und praktiziert werden, vorübergehend zu verlassen, gelten weithin als Basis für eine erfolgreiche Einbindung von Kindern und Jugendlichen. „Sächsische Jugend für Demokra-
tie“ – ein Modellprojekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung – möchte einen Beitrag zur Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements von Jugendlichen leisten und eine demokratische und tolerante Kultur des Zusammenlebens befördern. Die Leistung der AGJF als Kooperationspartner besteht in der Realisierung und Fortentwicklung der DemokraTour. Kinder und Jugendliche sollen ermutigt werden, aktiv für die Wahrnehmung und Umsetzung ihrer Rechte und Interessen einzutreten, sowie die Unterstützung durch Erwachsene einzufordern. Durch das Aufgreifen selbstgestellter Themen und Problemlagen werden die unmittelbaren Interessen von Kindern und Jugendlichen artikuliert. Persönliche Nähe der Thematik macht Demokratie im Alltag (er)lebbar. Es kann die Erfahrung gemacht werden, wie trotz differierender Interessenlagen, auf Grundlage eines gleichberechtigten Umgangs miteinander, Problemlösungen und produktive Zusammenarbeit möglich sind. In der Praxis stellt sich DemokraTour nicht als Tour im eigentlichen Sinne dar. Vielmehr unterstützt die AGJF über einen Zeitraum von etwa acht bis 12 Wochen (pro Standort) Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen bzw. Initiativen vor Ort in der Durchführung von Projekten, welche auf die Partizipation von Kindern und Jugendlichen abstellen. Dabei können sich die möglichen Themengebiete von der Jugendhausebene (Perspektivenentwicklung, Projektinitiierung) bis zu planerischen Fragen in der Kommune (dauerhafte Etablierung von Mitbestimmungsgremien für Kinder und Jugendliche, Partizipation an konkreten Planungsentscheidungen) erstrecken. Da ein Gelingen stets an eine positive Zusammenarbeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gekoppelt ist, bestehen im Projektzeitraum Angebote für alle Beteiligten. Aus diesem Grund sollen die Erwachsenen vor Ort zu Beginn des Aktionszeitraumes für die Thematik sensibilisiert und bei Bedarf weitergebildet werden, um den Prozess kompetent zu begleiten und die notwendige Unterstützung zu leisten.
Das konkrete Thema liefern die Kinder und Jugendlichen selbst. Sie setzen ein Problem/eine Zielstellung auf die Agenda, welche(s) ihrer Lebenswelt entstammt, jedoch nur durch Mitbestimmung in Gremien, welche sonst für sie nicht zugänglich wären oder so nicht bestehen, bearbeitet werden kann. Unterschiedliche Veranstaltungsangebote (bspw. Zukunftswerkstät-ten, Stadtteilerkundungen und Kreativprojekte) dienen der Konkretisierung vorhandener Bestrebungen. Die Stärkung vorhandener bzw. die Etablierung neuer Initiativen, in denen Kinder und Jugendliche von ihrem demokratischem Mitspracheund darüber hinaus Mitbestimmungsrecht aktiv Gebrauch machen können und so unmittelbar erleben, was es bedeutet, demokratische Entscheidungen zu treffen, erachten wir als wichtigen Beitrag zur Etablierung einer Kultur zivilgesellschaftlicher Beteiligung. Ein weiteres Angebot im Rahmen des Projektes besteht in der Möglichkeit, an einer Moderatorenausbildung für Zukunftswerkstätten teilzunehmen. Diese Ausbildung ist in drei Module eingeteilt, gestaffelt auf drei Wochenenden (10.-12.10., 14.-16.11.2003, 07.-09.05. 2004). Die „Methode Zukunftswerkstatt“ wurde Anfang der 70er Jahre von Robert Jungk und Norbert R. Müllert entwickelt. Als soziale Problemlösemethode zeichnet sie sich durch moderiertes Arbeiten in Groß- und Kleingruppen in einem offenen und gruppentragenden Prozess aus. Lösungen werden in einem dreistufigen Prozess (Kritik-, Phantasie-, Realisierungsphase) erarbeitet. Zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbildungswochenende ist ein Praxisprojekt, d.h. die Durchführung einer selbst gestalteten Zukunftswerkstatt vorgesehen. An dieser Stelle besteht für die Teilnehmenden die Möglichkeit, eine Zukunftswerkstatt im Rahmen des Projektes DemokraTour zu gestalten. Wenn Sie Interesse an der DemokraTour haben oder sich näher informieren möchten, dann rufen Sie bitte die AGJF Sachsen an 03 71/5 33 64 30). Oder Sie schicken eine email an glaser@agjf-sachsen.de C.
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Schülerrockmusical „The Wall oder Alles in Ordnung?“ – ein unterrichtsergänzendes Projekt des Gymnasiums Dreikönigskirche Dresden in Kooperation mit dem Steinhaus e.V. Leipzig. Fotos von der Aufführung zur Eröffnung der Ausstellung „SINNREICHe – Schuljugendarbeit in Sachsen“, die im im November/Dezember 2002 im Landtag gezeigt wurde. Fotos: Sächsische Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe e.V.
Neue Qualität für die Schule Kultusminister Karl Mannsfeld betrachtet Gesetznovelle als einen weiteren Schritt bei Umsetzung der Qualitätsoffensive.
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ie Schulgesetznovelle ist ein weiterer Schritt bei der Umsetzung unserer Qualitätsoffensive. Die Novelle, in die auch Erkenntnisse der PISA-Studie eingeflossen sind, setzt folgende Schwerpunkte: Mehr Freiräume und Eigenverantwortung für die einzelne Schule; Instrumente zur Überprüfung der Qualität von Schule; Verpflichtung zur Lehrerfortbildung; eine enge Kooperation von Kindergarten, Hort und Grundschule.“ So kommentiert der sächsische Staatsminister für Kultus, Prof. Dr. Karl Mannsfeld, die Novelle des Sächsischen Schulgesetzes, die das Kabinett Mitte April zur Anhörung freigegeben hat. Sie soll noch vor der Sommerpause in den Landtag eingebracht werden und ergänzt das „1. Gesetz zur Umsetzung des besseren Schulkonzepts“ der CDU-Fraktion, das dem Landtag bereits vorliegt. „Die Frage, was eine gute und attraktive Schule ist, lässt sich schlüssig beantworten“, so Mannsfeld: „Eine gute Schule bietet guten Un-
terricht, indem sie ihre Freiräume in möglichst großer Eigenverantwortung nutzt, zweitens die Fähigkeiten ihrer Lehrerinnen und Lehrer umfassend einsetzt und drittens Schüler wie Eltern aktiv in ihre Arbeit einbezieht. Genau dies haben wir mit unserer Novelle im Blick.“ Im Einzelnen setzt die Novelle folgende Schwerpunkte: • Die Stellung des Schulleiters wird gestärkt: Er trägt die Verantwortung für das Personalentwicklungs- und Fortbildungskonzept für die Lehrer. Mit seinem Einvernehmen kann der Schulträger ihm weitergehende Befugnisse zur Mittelbewirtschaftung einräumen (Budgetierung). • Die Schulen sollen sich öffnen. Sie sollen kooperieren mit außerschulischen Einrichtungen wie Betrieben, Vereinen und Kirchen, mit Kunstund Musikschulen, Einrichtungen der Jugendhilfe und der Weiterbildung. • Die Lern- und Leistungsfähigkeit des einzelnen Schülers aller Schularten soll inhaltlich und didaktisch mehr berücksichtigt werden. Starke
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Schüler sollen mehr gefordert, schwächere mehr gefördert werden. Die Schuleingangsphase wird durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Grundschule, Kindergarten und Hort verbessert. • Bildungsstandards zeigen an, über welches Wissen und welche Kompetenzen Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügen müssen. Zur internen sowie externen Überprüfung schulischer Ergebnisse wird eine Agentur eingerichtet. Die staatliche Schulaufsicht setzt einen deutlichen Akzent auf Beratung und Förderung der Entwicklung von Schulentwicklung und Eigenverantwortung der Einzelschule. • Lehrerinnen und Lehrer werden verpflichtet, sich regelmäßig, auch in der unterrichtsfreien Zeit, fortzubilden. Dies umfasst neben fachlicher und pädagogischer Fortbildung auch die Erweiterung der diagnostischen Fähigkeiten und der entwicklungspsychologischen Kenntnisse. • Bisher werden Kinder, die bis zum 30. Juni das sechste Lebensjahr vollendet haben, mit Beginn des Schuljahres schulpflichtig. Künftig gelten auch Kinder als schulpflichtig, die dieses Alter zum 30. September erreicht haben und von den Eltern in der Schule angemeldet wurden. Darüber hinaus können Kinder, die nach dem 30. September das sechs-
drehscheibe_jugend te Lebensjahr vollenden, auf Antrag der Eltern eingeschult werden, wenn sie den entsprechenden geistigen und körperlichen Entwicklungsstand haben. • Zur Erfüllung des Erziehungs- und Bildungsauftrages der Schule müssen alle Beteiligten zusammen wirken. Bildungsvereinbarungen zwischen Schülern, Eltern und Schule können schulische Leistungen und Engagement fördern.
• Neu ins Gesetz kommt eine Informationsbefugnis. Demnach kann die Schule Eltern eines volljährigen Schülers, der das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, darüber informieren, wenn er nicht versetzt wurde, zu einer Abschlussprüfung nicht zugelassen wurde, diese nicht bestanden hat oder wenn das Schulverhältnis beendet wird. • Die Gemeinden sind Träger der allgemein bildenden und der Schulen
des zweiten Bildungsweges, Landkreise und kreisfreie Städte sind Träger der berufsbildenden Schulen. Neu ist, dass die Landkreise Träger von Mittelschulen, Gymnasien und allgemein bildenden Förderschulen sowie Schulen des zweiten Bildungsweges sein können, wenn Einvernehmen zwischen Gemeinde und LandC. kreis herrscht.
Schuljugendarbeit mit 1,5 Millionen Euro gefördert Minister Karl Mannsfeld: Wichtiger Baustein für Entwicklung des Schulprofils.
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ehr als 400 Projekte der Schuljugendarbeit sind seit 1997 vom Freistaat Sachsen finanziell unterstützt worden. Auch in diesem und im kommenden Jahr stehen, wie in den Vorjahren, jeweils rund 1,5 Millionen Euro für diese außerunterrichtlichen Aktivitäten zur Verfügung.“ Dies teilte der sächsische Staatsminister für Kultus, Prof. Dr. Karl Mannsfeld, in Dresden mit. „Anliegen der Schuljugendarbeit ist es, die Schulen zu öffnen und sie attraktiver zu machen. In Kooperation mit einem öffentlichen oder freien Träger der Jugendhilfe entstehen so engagierte und ambitionierte Freizeitangebote, an deren Konzeption und Gestaltung Schülerinnen und Schüler maßgeblich mitarbeiten. Damit fördern wir Eigeninitiative, Kreativität und Verantwortungsbereitschaft der jungen Leute“, so der Minister weiter. „Das Landesprogramm ist somit ein wichtiger Baustein zur Entwicklung des individuellen Schulprofils.“ Die Angebote im Rahmen der Schuljugendarbeit – sie werden in Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung umgesetzt
– sind vielfältig. Sie umfassen Schülerfirmen und Schülercafés, Theater-, Medien- und Sportprojekte. Häufig sind diese außerunterrichtlichen Angebote in einem „Schülerclub“ zusammengeführt. Das Kultusministerium fördert Projekte des Landesprogramms „Schuljugendarbeit“ bis Ende des laufenden Schuljahres nach der bisher gültigen Förderrichtlinie. Mit Beginn des kommenden Schuljahres soll eine
neue Konzeption und Förderrichtlinie „Schuljugendarbeit als Bestandteil von Ganztagsangeboten“ in Kraft treten (siehe dazu auch das Interview mit Christoph Bernhard vom Staatsministerium für Kultus auf der nächsten Seite). Projekte können weiter beantragt werden bei der Sächsischen Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe e.V. (hier erfolgt auch die Beratung), Alaunstr. 11, 01099 Dresden, Fon: 03 51/4 90 68 67, eMail: schule.und.ju gendhilfe@sasj.de; Informationen im Internet: www.sasj.de sowie unter www.rabenstueck.de/schuljugend C. arbeit.htm.
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Am Schulleben Beteiligte sollen mitbestimmen Ab dem Schuljahr 2003/04 wird es das neue Programm „Schuljugendarbeit als Bestandteil von Ganztagsangeboten“ geben. Wir sprachen dazu mit Christoph Bernhard, Referent im Referat Schulartübergreifende Angelegenheiten des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus. CORAX: Seit 1997 gibt es das Programm „Schuljugendarbeit“. Auf welche Ergebnisse und Wirkungen kann das Kultusministerium zurückblicken? Christoph Bernhard: Wir haben insgesamt über 400 Projekte mit dem Programm gefördert. Dabei wurden vor allem Projekte an Mittelschulen gefördert. Wir schätzen das Programm als erfolgreich ein, haben sich doch auf der Grundlage dieses Programm demokratische Strukturen entwickelt, die die Schulen vorangebracht haben. Das ergaben auch die drei wissenschaftlich begleitenden Berichte. Die Projekte haben Schule nach außen hin geöffnet und sie haben der Schule jeweils ein eigenes Gesicht gegeben. Von 1998 bis 2003 wurden pro Jahr immer knapp 1,5 Millionen Euro investiert. Grundanliegen war es, freie Träger als Kooperationspartner zu gewinnen, seltener die Kommunen und seltener Schulfördervereine. Welche Gründe gab es für eine Überarbeitung der Förderrichtlinien des Programms „Schuljugendarbeit“? Es gilt ja, nichts ist so gut, dass es nicht noch besser sein könnte. Zudem hatten wir ja parallel zwei Förderrichtlinien laufen, neben dem Programm Schuljugendarbeit auch
das Programm Förderung unterrichtsergänzender Projekte. Wir wurden seitens des Sächsischen Rechnungshofes kritisiert, dass wir gegenüber anderen Fördermöglichkeiten nicht gut genug abgegrenzt hätten. Diese zwei parallel laufenden Programme haben teilweise auch zu Irritationen bei den Schulen und den Partnern gesorgt. Wenn wir jetzt eine Überarbeitung vornehmen, wollen wir eine qualitative Höherentwicklung erreichen. Wir denken, dass wir mit der neuen Konzeption eine qualitative Höherentwicklung haben, das heißt auch, dass es für die Schulen und deren Kooperationspartner eine weitere Herausforderung sein wird. Was sind die wesentlichen Eckpunkte des neuen Programms „Schuljugendarbeit als Bestandteil von Ganztagsangeboten“? Der Name mag etwas irritierend erscheinen, zurzeit wird ja viel von Ganztagsschulen gesprochen – diese Diskussion wird teilweise auch sehr populistisch geführt: Jeder fühlt sich jetzt befugt, über Ganztagsschule zu sprechen und dies als Allheilmittel für sächsische Bildungs-
Weitere Informationen auf dem Bildungsserver Sachsen unter www.sachsen-macht-schule.de
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politik bekannt zu geben. Wir sind nicht der Meinung, dass das ein Allheilmittel ist, wir sind auch nicht der Meinung, dass es überhaupt ein Allheilmittel oder Rezept gibt. Aber wir möchten doch ganztagsschulische Angebote, so will ich das als Dachbegriff verwenden, im Freistaat Sachsen weiter ausbauen. Wir sind schon der Meinung, dass das Programm Schuljugendarbeit bereits ein ganztagsschulisches Angebot gewesen ist. Wenn wir uns die Definition der Kultusministerkonferenz zu Ganztagsschule ansehen, dann können wir sagen: Schuljugendarbeit, so wie sie in Sachsen seit 1998 gemacht wird, ist eine offene Form von Ganztagschule. Wir wollen es, wie schon gesagt, auch höher qualifizieren und das neben andere Varianten von ganztagsschulischen Angeboten stellen. Ich möchte da nur an den Schulversuch erinnern, den wir ab kommenden Schuljahr mit zehn Mittelschulen und Gymnasien starten werden. Ich will auch auf das Investitionsprogramm des Bundes „Zukunft Bildung und Betreuung“ verweisen, an dem sich auch der Freistaat Sachsen beteiligen wird. Da passt Schuljugendarbeit als Bestandteil gut dazu. Im Programm „Schuljugendarbeit als Bestandteil von Ganztagsangeboten“ wollen wir die Schule noch weiter öffnen und schreiben hier verpflichtend die Kooperation mit außerschulischen Partnern fest.
drehscheibe_jugend Welche Kooperationen werden mit dem neuen Programm angestrebt?
Welche Fördermodalitäten werden zu berücksichtigen sein?
Hier muss nicht alles neu erfunden werden. Wir setzen auch auf Bewährtes. Wie oben schon erwähnt, werden das die freien und öffentlichen Träger der Jugendhilfe sein, auch die Schulfördervereine. Es ist also entweder ein kommunaler Partner, ein öffentlicher Träger oder ein eingetragener Verein und dabei vornehmlich die freien Träger der Jugendhilfe; dies hat sich bewährt.
Grundlage bildet ein mit einem Partner geschlossener Kooperationsvertrag. Mit dem Kooperationspartner muss eine Konzeption erarbeitet werden, die den gesamten außerunterrichtlichen Bereich beinhaltet und dann können die Projekte gefördert werden. Die Konzeption für den gesamten außerunterrichtlichen Bereich und der Kooperationsvertrag sind die zwei Parameter, die unbedingt enthalten sein müssen. Es geht uns nicht nur darum, dass wir weg wollen von vielen kleinen Projekten, sondern wir wollen eine Konzeption entwickelt haben, die nicht vom außerschulischen Kooperationspartner erarbeitet wurde. Hier muss Schule in Vorleistung gehen. Oftmals wird gesagt, wir haben einen freien Träger der Jugendhilfe, den lassen wir die Konzeption schreiben und dann machen wir das mal. Jetzt soll ein Schritt vorher getan werden, Schule als „Hort der Pädagogik“ muss mit allen am Schulleben Beteiligten eine Konzeption erarbeiten, auf deren Grundlage dann mit dem Kooperationspartner weiter gearbeitet wird. Auch hier kann es kein allgemein gültiges Rezept geben. Die Schule befindet sich in einem ganz konkreten Sozialraum, wo sie sich entwickelt. Wer zur Entwicklung beitragen kann, dies entscheidet die Schule. Sie befindet sich nicht in einem luftleeren Raum und hat eine Nachbarschaft. Wie groß sie den Raum Nachbarschaft zieht, bleibt der Schule vorbehalten. Dabei sollte dies allerdings in einem überschaubaren und handhabbaren Rahmen geschehen.
Wie kann erreicht werden, dass die Schüler/innen selbst das Programm aktiv mit- und ausgestalten? Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir bei der Demokratisierung von Schule mit Hilfe des Programms „Schuljugendarbeit“ große Erfolge haben. Dies ist ein kompliziertes und sehr komplexes Thema, was sich leichthin aussprechen, aber viel schwieriger gestalten lässt. Wir haben hier sehr gute Erfahrungen bei der Schulklubarbeit gesammelt. Dabei wurden Demokratisierungsprozesse installiert, die einfach zweckdienlich waren. Es gibt da eine größere Schere zwischen der Tätigkeit im außerunterrichtlichen Bereich und dem Unterrichtsgeschehen. Im dritten, noch nicht veröffentlichten Bericht, wird das zum Ausdruck gebracht. Wir wollen den Demokratisierungsprozess auf der Grundlage der gesammelten Erfahrungen noch weiter forcieren. Wir legen größten Wert darauf, ich würde fast sagen, eine Grundlage für die Arbeit mit dem Programm Schuljugendarbeit ist es, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Programm selbst mitbestimmen. Es sollen alle am Schulleben Beteiligten mitbestimmen, in aller erster Linie die Schülerinnen und Schüler und hier vor allem die gewählten Schülervertretungen. Schuljugendarbeit muss immer einen demokratischen Prozess beinhalten. Oftmals reicht es nicht aus, nur die Schulkonferenz zu beteiligen, sondern alle drei gewählten Gremien. Die Gesamtlehrerkonferenz, der Schülerrat und der Elternrat müssen ihr Votum einzeln abgeben.
Nun ist es ja unkomplizierter, kleine Projekte zu konzipieren. Ungleich schwieriger erscheint es, einen ganzheitlichen Prozess zu beschreiben … Natürlich ist es schwer, was wir verlangen. Zugleich werden die Konzeptionen nicht beim Punkt Null anfangen. Die Schulen verfügen seit Jahren über Erfahrungswerte. Wir haben seit 1992 das neue Schulgesetz mit den entsprechenden Schulformen. Wir wollen den Schu-
len mehr Selbstständigkeit einräumen. Dies bedeutet, mit mehr Selbstständigkeit auch umgehen zu können. Das funktioniert nur auf der Grundlage einer Konzeption, damit ich weiß, wohin will ich, welches Programm, welche Vision habe ich. Die Schulen haben ja schon Partner, mit denen sie weiterarbeiten sollen. Nicht nur neue suchen und die alten außen vor lassen, sondern Bekanntes und Bewährtes fortsetzen, sich möglicherweise von Nichtbewährtem auch trennen. Da gehört auch viel Mut dazu. Was die kleinen Projekte anbetrifft: Wir haben auch viele Miniprojekte dabei gehabt, wo sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellt. Wenn beispielsweise eine Grundschule 50 Euro für ein Ritteressen auf einer Burg beantragt, stellt sich schon die Frage nach dem Sinn. Sicher hat das einen großen Spaßfaktor, man sollte aber aufpassen, sich nicht zu verzetteln. Welche inhaltlichen und organisatorischen Gestaltungsmöglichkeiten wird das neue Programm bringen? Wir untergliedern das Programm „Schuljugendarbeit als Bestandteil von Ganztagsangeboten“ in drei Module: Modul 1: freizeitpädagogische Bildungsangebote oder freizeitpädagogische Bildungsangebote mit einem verlässlichen Betreuungsangebot (Schwerpunkt Freizeitpädagogik), Modul 2: Angebote zur speziellen Förderung und Unterstützung und Modul 3: unterrichtsergänzende Projekte. Das Modul 1 ist das so genannte Basismodul. Das heißt, die beiden anderen Module können nur gefördert werden, wenn das Basismodul zumindest Berücksichtigung gefunden hat. Hier kommt zum Tragen, dass eine Grundkonzeption außerunterrichtlicher Betätigung gewollt ist. Wir können uns also nicht mehr verzetteln in unterrichtsergänzende Projekte, die es trotzdem geben wird. Da gab es doch noch die Förderung medienpädagogischer Projekte … Die wird es weiter geben. Die
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drehscheibe_jugend Förderung medienpädagogischer Innovation bezieht sich nur auf die Ausstattung mit Medien. Medienpädagogische Projekte können wir natürlich über Schuljugendarbeit fördern. Die Anschaffung an sich sollte entweder aus dem Medienprogramm getätigt werden oder aus dem Investitionsprogramm des Bundes. Wer trifft die Entscheidungen über eine Förderung aus dem Programm? Wir wollen einen ähnlichen Modus wie bisher erhalten. Unsere Partnerin ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung. Die Begutachtungsinstitution ist die Sächsische Arbeitsstelle für Schule und Jugendhilfe in Dresden. Das heißt, die Anträge gehen dort ein, werden in Augenschein genommen, erstmals bewertet. Die Antragsteller werden auch beraten. Das Geld wird von der DKJS im Einvernehmen mit dem SMK nach Bewertung durch eine Unterstützungsagentur bewilligt. Pro Projekt können bis zu 15.000 € gefördert werden. Auch Personal- und Honorarkosten können in diesem
Betrag inbegriffen sein. Die Förderung wird haushaltjährlich erfolgen. Zurzeit läuft das Programm Schuljugendarbeit nach den bisherigen Richtlinien bis Schuljahresende. Ab wann wird eine Antragstellung für das neue Programm möglich sein? Jetzt werden gerade die Anträge bearbeitet, die bereits eingegangen waren bzw. sich noch auf das Kalenderjahr beziehen. Die Antragsteller werden durch die Arbeitsstelle Schule und Jugendhilfe weiter beraten, wie dann mit den weiteren Anträgen für das neue Programm umzugehen ist. Die Möglichkeit, in diesem Jahr für das neue Programm Anträge zu stellen, wird bis zum 30. September gegeben sein. Die Staatsministerien für Kultus sowie für Soziales streben ein Positionspapier zur Kooperation von Jugendhilfe und Schule an. Welche Zielsetzungen verfolgen die beiden Ministerien damit? Grundsätzlich geht es um das Verhältnis Schule – Jugendhilfe. Wir
stellen fest, dass die öffentliche oder freie Jugendhilfe ein wichtiger Partner für die Schule sein muss. Wir haben durchaus eine Schnittmenge von Interessensgebieten, weniger Trennendes als Verbindendes. Wir können auf die Erziehungshilfe nicht verzichten, weil sie Träger von Verantwortlichkeiten ist, die die Schule so nicht hat. Aufgrund der Tatsache, dass in stärkerem Maße die Verschmelzung von Unterrichtlichem und Außerunterrichtlichem gewollt ist, wird es auch eine stärkere Verschmelzung der Arbeitsgebiete von Schule und Jugendhilfe geben. D.h, die Schule wird nie die Jugendhilfe ersetzen können. Sie wird immer ihre Existenzberechtigung haben. Ob dies im Bereich der Schuljugendarbeit ist, wo sie Partner für die außerunterrichtliche Tätigkeit ist oder ob dies im Bereich der Schulsozialarbeit ist, für die das SMK zwar nicht zuständig ist, so doch aber in ihrer Notwendigkeit anerkennt und unterstützt. Es soll zukünftig ein stärkeres Miteinander zwischen Schule und Jugendhilfe geben. Dies versuchen wir mit den verschiedenen ProgramC. men auch zu unterstützen.
Angemahnt: Mehr Zeit für Kinder und Jugendliche Schlussfolgerungen der GEW anlässlich des Gedenkens an die Opfer des Massakers am Erfurter Gutenberg-Gymnasium.
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ehr Zeit für Kinder und Jugendliche in der Schule“ haben der Hauptvorstand und der Landesverband Thüringen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in ihrer Erklärung zum Gedenken an die Opfer des Massakers vom 26. April 2002 am Erfurter Gutenberg-Gymnasium angemahnt. Die Bildungsgewerkschaft sprach den Angehörigen,
Freunden sowie den Kolleginnen und Kollegen der Opfer ihre Anteilnahme und Mitgefühl aus und gedachte der sinnlos Ermordeten in aller Stille. „Schule muss menschlicher werden. Der Leistungsdruck, den die Schülerinnen und Schüler in Deutschland als besonders hoch empfinden, kann abgebaut werden, wenn endlich individuelle Unterstüt-
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zung im Lernprozess das Dogma der ständigen Auslese ersetzt. Um auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen eingehen zu können, brauchen Lehrkräfte, aber auch Eltern mehr Zeit – und selber Unterstützung: durch bessere Aus- und Fortbildung, aber auch durch Supervision sowie Sozialpädagogen und Schulpsychologen“, betonten GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange und Landesvorsitzender Jürgen Röhreich. Gemessen an diesen notwendigen Maßnahmen, die der Gewaltprävention dienen, habe sich im vergangenen Jahr zu wenig bewegt, kritisierten Stange und Röhreich. Zwar sei der thüringische Sonderweg, dass
drehscheibe_jugend junge Menschen bei Nichtbestehen des Abiturs ohne Schulabschluss dastehen, beendet worden. Doch für den jetzt eingeführten Realschulabschluss müsse eine zusätzliche Prüfung abgelegt werden. „Mit dieser Regelung wird der Druck auf die Schüler nicht geringer“, stellte Röhreich fest. Die in Thüringen geplante für alle verbindliche Klassenlehrerstunde sei mit Verweis auf die leeren Kassen des Landeshaushaltes nicht eingeführt worden. „Wir müssen endlich be-
greifen, dass wir die Zivilgesellschaft, für deren Funktionieren in Kindertagesstätten, Schulen und der Familie die Grundsteine gelegt werden, nicht von der Haushaltslage in Bund, Ländern und Kommunen abhängig machen dürfen“, unterstrich der thüringische Landesvorsitzende. Stange ergänzte, dass die aktuellen Kürzungen vieler Bundesländer die Probleme verschärften. „Statt für mehr Freiräume zu sorgen, bedeuten größere Klassen und höhere Unterrichtsverpflichtungen, d.h. das
Binden von immer mehr Zeit der Lehrkräfte für das »reine Abarbeiten der Stundentafeln«, genau das Gegenteil. Statt mehr Sozialpädagogen oder Schulpsychologen einzustellen, werden diese Stellen gestrichen“, sagte die GEW-Vorsitzende. „Dieser Weg führt in die Sackgasse. Dass es auch anders geht – und zwar mit gutem Erfolg – zeigt der Blick über den Gartenzaun der Bundesrepublik, den die Schulleistungsstudie PISA geC. wiesen hat.“
Fast 350 Schüler/innen folgten der Einladung von Landesschülerrat Sachsen, der Jugendzeitschrift SPIESSER sowie des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus und diskutierten beim Schülerkongress 2003 in Dresden aktuelle bildungspolitische Fragen.
Nicht lediglich Mitwirkung … … Mitverantwortung der Schüler/innen wurde beim diesjährigen Schülerkongress „Schule sind wir“ in Dresden eingefordert.
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er diesjährige Sächsische Schülerkongress unter dem Motto „Schule sind wir“ fand am Sonntag, 27. April 2003, mittags im Hörsaalzentrum der TU Dresden seinen Abschluss. Fast 350 Teilnehmer/innen debattierten seit Freitag zu aktuellen schulpolitischen Themen wie PISA-Studie, Ganztagsschule, Lehrplanreform und Schulschließung. Veranstalter waren der Landesschülerrat Sach-
wortung“ der Schüler/innen zu sprechen. Im Anschluss stand der Kultusminister den Schülerinnen und Schülern aus ganz Sachsen im Rahmen der Fishbowl-Diskussion „Schule – Status quo?“ zur Verfügung. Die Inszenierung „Klamms Krieg“
sen, die Jugendzeitschrift SPIESSER sowie das Sächsische Staatsministerium für Kultus. Schirmherr und Kultusminister Prof. Dr. Karl Mannsfeld forderte in seiner Eröffnungsrede am Freitag Abend, in Zukunft „nicht nur von Mitwirkung, sondern von Mitverant-
Eindrücke vom Schülerkongress unter www.schuelerkongress.de.
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drehscheibe_jugend Vorstellung der Arbeitsergebnisse aus den Workshops sowie abschließende Podiumsdiskussion, u.a. mit den bildungspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen. Im Bild: Dr. Sabine Gerold (GEW), Julia Bonk, Vorsitzende des Landesschülerrates, Erziehungswissenschaftler Prof. Wolfgang Melzer (TU Dresden) und Dr. Andre Hahn (PDS) (v.l.n.r.).
des Staatsschauspiels Dresden als inhaltliche Einstimmung auf das Wochenende wurde von den Teilnehmer/inne/n mit Begeisterung aufgenommen. Bei der Vorstellung der Arbeitsergebnisse im Rahmen einer abschließenden Podiumsdiskussion am Sonntag Vormittag wurde von den Schüler/inne/n u.a. der Frontalunterricht in Frage gestellt und der Wunsch nach Schulpsycholog/inn/en geäußert. Der Arbeitskreis zur PISA-Studie kam zu dem Fazit, dass in der Schule vor allem gelernt werden sollte, wie man lernt. Im Arbeits-
kreis zum Thema Rechtsextremismus und Schule – der sich als der „Renner“ bei den Schüler/inne/n erwies – wurde in der Diskussion die Notwendigkeit deutlich, Lehrer/innen besser für die Erkennung rechtsextremistischer Symbole fit zu machen. Gäste auf dem Podium waren u.a. die bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen – Lars Rohwer (CDU), Dr. Andre Hahn (PDS) und Gunther Hatzsch (SPD) – sowie der Erzie-
Intensive Arbeit in den Workshops, hier: „Jugend für Demokratie“ – Courage als Projekt. Für Demokratie Courage zeigen ist ein Projekt sächsischer Jugendverbände, die sich im Semperkreis zusammengeschlossen haben. Seit Jahren gehen Teame r/innen in Schulklassen, um zu zeigen, wie man gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vorgehen und die Grundlagen der Demokratie stärken kann.
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hungswissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Melzer (TU Dresden) und Dr. Sabine Gerold (GEW). Die von den Teilnehmer/inne/n des Sächsischen Schülerkongresses 2003 aufgestellten Forderungen an die Bildungspolitik werden in einer Dokumentation zusammengefasst und dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus überreicht. Eindrücke vom Sächsischen Schülerkongress 2003 sind in den nächsten Tagen zu finden unter www. schuelerkongress.de. Für das Frühjahr 2004 ist erneut ein landesweites Forum dieser Art geplant. Annekatrin Klepsch C.
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Schritte in die Zukunft Ein Rück- und Ausblick anlässlich der Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit Sachsen e.V.
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um 5. März 2003 luden die Gründungsmitglieder der „Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit Sachsen e.V.“ zu einer Informationsveranstaltung nach Dresden ein. Ca. 40 Teilnehmer/innen – vorrangig sächsische Schulsozialarbeiter/innen und Vertreter/innen der kommunalen Jugendämter folgten der Einladung. Zudem waren das Sächsische Kultusministerium, das Sächsische Sozialministerium und die Universität Halle vertreten. Leider haben die fünf sächsischen Regionalschulämter das Angebot zur Teilnahme nicht wahrgenommen. Der rege Zuspruch als auch das Interesse der obersten Landesjugend- sowie Schulbehörde an der Veranstaltung zeugen von der Bedeutung und Aktualität von Schulsozialarbeit in Sachsen. Rückblickend auf eine über zehnjährige Geschichte dieses Arbeitsfeldes der Jugendhilfe sowie eine siebenjährige Vergangenheit der Landesarbeitsgemeinschaft sollen nun neue Wege gegangen werden.
Aufbruchstimmung in den ersten Jahren Im Jahr 1993 entstanden die ersten Projekte der Schulsozialarbeit. Vorrangig an so genannten „Brennpunktschulen“ in der Rolle von Einzelkämpfer/inne/n erschlossen die Sozialarbeiter/innen geprägt von situativen Bedingungen und Anforde-
rungen das Arbeitsfeld. Ein Blick in den Westen der Republik half, jedoch existierten keine übertragbaren Standards im Hinblick auf fachliches Profil und Aufgabenbereiche. Einerseits Unsicherheiten und andererseits der Reiz und die Chance, ein Neuland zu erschließen und mit Leben zu erfüllen, brachte den Wunsch nach Erfahrungsaustausch, interner Weiterbildung, Interessenvertretung sowie Treffen im Rahmen einer Landesarbeitsgemeinschaft hervor. Viele Ideale sollten verwirklicht werden. Entsprechend wurde nach einjähriger Vorbereitungszeit im Dezember 1995 die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit Sachsen als ein loser Zusammenschluss gegründet, Grundsatzpapier und Geschäftsordnung verabschiedet sowie ein Sprecherrat gewählt. Sowohl die vorhandene Energie und der Bedarf als auch die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch zeigten sich in der folgenden zahlreichen Arbeitsgruppentätigkeit, so z.B. in den AGs „Aufgaben von Schulsozialarbeit“, „Projektetreff“ und „Politische Strategie“. Bis Juni 2000 konnten ein Dutzend Fortbildungen zu methodischen, struk-
turellen und konzeptionellen Schwerpunkten durchgeführt werden, die teilweise durch Fördermittel des Landes unterstützt wurden. Durch den internen Austausch und den Zusammenschluss zahlreicher Projekte im Rahmen der LAG prägte sich das Arbeitsfeld Schulsozialarbeit in Sachsen relativ fest. Über die sächsischen Grenzen hinaus war die hiesige Schulsozialarbeit präsent. Im Jahr 2000 existierten in Sachsen 29 durch das Landesjugendamt geförderte Projekte mit insgesamt 48 tätigen Schulsozialarbeiter/inne/n an 51 Schulen. Zu dieser Zeit hatte die LAG 31 Mitglieder in Form von juristischen und natürlichen Personen.
Ungesicherte Existenzen und eigene Grenzen im neuen Jahrtausend Ab 2000 wurde eine Fluktuation der Schulsozialarbeiter/innen sichtbar, nicht zuletzt durch das Wegbrechen und Wiederbeleben einzelner Projekte (keine finanzielle Sicherstellung). Die kontinuierliche Zusammenarbeit im Rahmen der LAG erschwerte sich. Mit Einführung der Jugendpauschale im Jahr 2002 mussten sich die Projekte vor Ort behaupten und aktiv (öffentlichkeitswirksam) tätig sein. Für überregionale (LAG-) Aktivitäten blieben weniger Zeit und Ressourcen.
Eine originelle Idee, auf ihr Projekt „K.i.d.S – Kinder in der Schule“ aufmerksam zu machen. Die Ev. Jugendsozialarbeit Regensburg betreibt Schulsozialarbeit an einer Hauptschule – www.schulen.regens burg.de/pesths/schulsozial.htm
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drehscheibe_jugend Ab 2001 erhielt die LAG leider keine finanzielle Unterstützung mehr für die Ausgestaltung von Workshops. Darunter litt deutlich die Attraktivität für ihre Mitglieder. Die LAG hatte sich als Fortbildungsträger und Ansprechpartner etabliert, jedoch war das Arbeitspensum vor Ort für die Mitglieder des Sprecherrates, die ehrenamtlich tätig waren, nicht geringer geworden. Die Kumulation all dieser Faktoren bewirkte einerseits die Überforderung der Aktiven und vor allem des Sprecherrates. Andererseits erfüllte die LAG in ihrer bestehenden Form nicht den Wunsch der Mitglieder nach ausreichender Öffentlichkeitsarbeit bzw. -wirksamkeit. Die Energie und der Mut für eine strukturelle Reform der LAG im Sinne einer Anpassung an die artikulierten Anforderungen und Ansprüche wurde aus der alten LAG heraus nicht aufgebracht. So beendete im Frühjahr 2002 die Landesarbeitsgemeinschaft als loser Zusammenschluss ihre Tätigkeit.
Unveränderte Bedingungen für die sächsische Schulsozialarbeit 1. Schulsozialarbeit fehlt bisher eine konkrete rechtliche Absicherung bzw. Verankerung in der Jugendhilfeplanung sächsischer Kommunen. Finanzielle Kürzungen treffen immer zuerst die „Nicht-Pflichtleistungen“. 2. Eine klare Positionierung seitens der beiden zuständigen Ministerien (Soziales und Kultus) und eine dazugehörige Vereinbarung zur Kooperation im Rahmen von Schulsozialarbeit sind nicht existent. 3. Aufgrund der Geschichte der sächsischen Schulsozialarbeit ist eine Projektvielfalt vorhanden, die einer klaren Definition und Aufgabenbeschreibung des Arbeitsfeldes Schulsozialarbeit bedarf, die ebenfalls bis heute nicht vorhanden ist. 4. Strukturqualitäten wie Telefon, eigener Raum, Supervision, Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten stellen nach wie vor keine Selbstverständlichkeit dar. 5. Der lose Zusammenschluss sächsischer Schulsozialarbeiter/in-
nen im Rahmen der „Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit Sachsen“ erhielt in den zurückliegenden Jahren nur ungenügende Anerkennung in Gremien, Behörden und Ämtern. All diese Faktoren beeinflussen nachhaltig das Arbeitsfeld Schulsozialarbeit und machen eine starke Plattform notwendig. Auch der Wunsch nach einem landesweiten Zusammenschluss blieb bestehen.
Wir machen uns auf den Weg! Die am Anfang beschriebene Informationsveranstaltung stellt den ersten Schritt auf dem Weg dar und erfüllte zwei Funktionen. Erstens sollte das strukturelle Angebot des Vereins als Arbeitsgrundlage vorgestellt und diskutiert werden. Dabei wurde eine weitere Aufgabe in den Blickpunkt gerückt: Wie kann die Schule als Kooperationspartner nicht nur in Form des jeweiligen Projektpartners, sondern auch als Partner bei der Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit in die Arbeit der LAG Eingang finden? Zweitens wurden im Rahmen einer Ideenbörse die Anwesenden zur Konkretisierung und Aktualisierung der Aufgaben der LAG aufgefordert. Mit einer Sammlung von teilweise sehr detaillierten Hinweisen zu den Punkten: • Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit • Kooperation mit und Einbindung der Schulen • Weiterbildung • Fachstandards/Grundsätze existiert ein Ausgangsmaterial, das die inhaltliche Basis der ersten öffentlichen Mitgliederversammlung darstellt, die im Sommer 2003 stattfindet und der weiteren Konzeption der Tätigkeit der LAG dient.
Wesentliche Punkte der Satzung Der Verein trägt den Namen „Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit Sachsen e.V.“. Er hat seinen Hauptgeschäftssitz in Dresden. Der Verein will landesweit die Schulsozialarbeit als Handlungsfeld der Jugendhilfe fördern und weiterentwickeln sowie besonders die im Arbeitsfeld Schulsozialarbeit Tätigen bei ihrer Arbeit unterstützen.
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Zu den grundlegenden Aufgaben des Vereines gehören: 1. die Förderung der Zusammenarbeit der im Bereich von Schulsozialarbeit Tätigen und der Austausch von Erfahrungen; insbesondere unter den Trägern von Maßnahmen; 2. Organisation und Durchführung von landesweiter Fort- und Weiterbildung; 3. die Förderung der landesweiten Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule; 4. die fachliche Diskussion zur Schulsozialarbeit und deren Qualitätssicherung sowie die Erarbeitung von Arbeitshilfen und Veröffentlichungen; 5. das Einrichten einer Materialund Informationsbörse; 6. die vorrangig landesweite Öffentlichkeitsarbeit zur Schulsozialarbeit; 7. die Vertretung der Belange der Schulsozialarbeit gegenüber und in parlamentarischen Gremien, Behörden und Institutionen; 8. die Zusammenarbeit mit anderen für die Jugendhilfe relevanten landesweiten Zusammenschlüsse; 9. Initiierung weitergehender, über die Möglichkeiten des Vereins hinausgehender Unterstützungsmöglichkeiten der Schulsozialarbeit in Sachsen. Der Verein übernimmt keinerlei Trägerschaft von einzelnen Projekten der Schulsozialarbeit vor Ort. Mitglieder des Vereins können sowohl juristische wie auch natürliche Personen werden. Pflichten der Mitglieder: (1) Mitgliedschaft verpflichtet zur aktiven Mitarbeit bei der Bewältigung der Aufgaben des Vereins. Die Mitarbeit kann in Form von Aufgabenübernahme oder Ressourcenbereitstellung erfolgen. Die Einzelheiten dazu regelt die Mitgliederversammlung. (2) Eine passive Mitgliedschaft entspricht nicht dem Vereinszweck. (3) Jedes Mitglied hat zur Versendung der Vereinspost dem Verein eine eMail-Adresse bekannt zu geben. Was bringt eine Mitgliedschaft? Der Verein will bedarfsorientiert entsprechend der Interessen der Mitglieder aktiv werden und als fach-
drehscheibe_jugend licher Partner anerkannt werden. Die Innen- und Außenfunktion des Vereins soll nicht zuletzt durch eine aktive Mitgliedschaft bestmöglich umgesetzt werden. Dies ermöglicht, Entscheidungen, Beschlüsse, Grundsätzliches mitzubestimmen, an der Fortschreibung und Bestandssicherung der sächsischen Schulsozialarbeit mitzuwirken und das Arbeitsfeld Schulsozialarbeit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen. Ein wichtiges Ergebnis der Veranstaltung bilden die durch die Ministeriumsvertreter ausgesprochenen
Bereitschaftserklärungen, die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit Sachsen e.V. als anerkannten Gesprächs- und Kooperationspartner zu betrachten. Auch die konkrete Unterstützung bei der Information der Schulen über die Existenz des Vereins wurde zugesichert. Der erste Schritt ist damit getan. Alle Interessierten – ob Schulsozialarbeiter/innen, Vertreter/innen von Behörden, Schulen, Universitäten oder am Thema Interessierte – sind eingeladen, durch ihre Mitarbeit im Rahmen der LAG an der Zukunft der Schulsozialarbeit in Sachsen mitzu-
wirken. Zum Vorstand des Vereins wurden Jens Vogel (Schulsozialarbeiter in Dresden), Sylke Neugebauer (Schulsozialarbeiterin in Leipzig) und Ulrike Förster (Schulsozialarbeiterin in Freiberg) gewählt. Kontakt: Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit Sachsen e.V., c/o Schulsozialarbeit 101. Mittelschule, Pfotenhauerstr. 42 - 44, 01307 Dresden, eMail: lag-schulso zialarbeit-sn@web.de Thomas Markert & Isa Isensee C.
„leben lernen“: Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung Der 12. Deutsche Jugendhilfetag (DJHT), einer der größten Fachkongresse mit Fachmesse Europas, findet vom 2. bis 4. Juni 2004 in Osnabrück statt.
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eranstalterin ist die Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe (AGJ), der bundesweite Zusammenschluss von Trägern der öffentlichen und freien Jugendhilfe. Die AGJ erwartet zum 12. Deutschen Jugendhilfetag bis zu 30.000 Besucherinnen und Besucher in der Friedensstadt. Angesprochen sind sowohl Fachleute der Kinder- und Jugendhilfe, Politiker und Wissenschaftler als auch die interessierte Öffentlichkeit. Anfang diesen Jahres haben die Vorbereitungskommission und der Vorstand der AGJ nun die wichtigsten Entscheidungen zum 12. DJHT getroffen. Festgelegt wurden das Motto und die Themenschwerpunkte des 12. DJHT sowie das Plakat und der Folder. Das Motto des 12. DJHT lautet „leben lernen“. „Gemeint sind damit öffentlich unterstützte und geförderte wie auch selbst inszenier-
te Sozialisationsprozesse von Kindern und Jugendlichen, um ihnen eine selbstbestimmte Teilhabe in unserer Gesellschaft zu ermöglichen,“ erklärt AGJ-Vorsitzender Reiner Prölß. Der Fachkongress, der in der Stadthalle und der Universität stattfindet, wird dieses Motto in vier Themenschwerpunkten aufgreifen: Bildung als Lebensaufgabe, Jung sein in einer alternden Gesellschaft, Soziale Gerechtigkeit ist kein Luxus und Kultur und Kulturen des Aufwachsens. In über 150 Fachveranstaltungen, in Fachforen, Vorträgen und Projektpräsentationen, soll die jugend(hilfe)politische Diskussion und der fachliche Diskurs dabei vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Aspekte sowie dem Zusammenleben verschiedener Kulturen und europäischer Entwicklungen und Fragen im Bereich der Jugendpolitik geführt werden. Ausgerichtet
werden die Fachveranstaltungen von der AGJ und ihren Mitgliedsorganisationen. Der Fachkongress fördert den Austausch von Politik, Theorie und Praxis der Kinder- und Jugendhilfe und ist ein Forum für die kontroverse Diskussion. Laut AGJ-Vorsitzendem Reiner Prölß ist das Ziel des alle vier Jahre stattfindenden Jugendhilfetages, „zu zeigen, dass Kinder- und Jugendhilfe nicht isoliert in Nischen agiert, sondern dass die gesamte Gesellschaft Ver-
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drehscheibe_jugend Weitere Informationen sind zu finden unter www.agj.de.
antwortung für das Aufwachsen von Kinder- und Jugendlichen trägt.“ Fachkongress und Fachmesse des 12. Deutschen Jugendhilfetages bieten dabei allen interessierten Besuchern einen umfassenden Einblick in
die Theorie und Praxis aus dem gesamten Spektrum der Kinder- und Jugendhilfe. Auf der Fachmesse „Markt der Jugendhilfe“, die auf 14.000 Quadratmetern in festen Zelthallen in der Innenstadt Osnabrücks ausgerichtet wird, werden etwa 300 Ausstellerinnen und Aussteller von Trägern der Kinder- und Jugendhilfe ihre Arbeitsformen und Aktivitäten aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorstellen. Ein Novum bei diesem Jugendhilfetag sind die Sonder-
ausstellflächen „Forum Neue Wege“ auf dem Markt der Jugendhilfe, die über gänzlich neue Wege in der Kinder- und Jugendhilfe informieren und modellhafte Projekte vorstellen. Abgerundet wird das Programm des 12. DJHT durch eine Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung. Außerdem wird am zweiten Tag der Deutsche Jugendhilfepreis in den Kategorien Theorie- und Wissenschaftspreis sowie Praxispreis der Jugendhilfe verliehen. Ausgezeichnet werden mit dem Medienpreis auch journalistische Arbeiten, die einfühlsam und mit kritischem Blick Jugend und Jugendhilfe zum Thema machen. C.
Empirisch fundierter Blick in die Zukunft Ein Plädoyer der Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe für einen Ausbau der Kinderund Jugendhilfeforschung.
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ie Kinder- und Jugendhilfe hat sich im zurückliegenden Jahrhundert zu einem eigenen Leistungsbereich und unverzichtbaren Bestandteil der öffentlichen Grundversorgung in Form familienunterstützender, -ergänzender und -ersetzender Hilfen für Kinder und Jugendliche entwickelt. Neben dem öffentlichen Bildungswesen und dem Gesundheitssystem stellt sich inzwischen ein differenziertes und elementares Versorgungs- und Dienstleistungsangebot für Kinder, Jugendliche und ihre Familien mit deutlich über 500.000 Beschäftigten im gesamten Bundesgebiet dar. Der Ausbau der Kinder- und Jugendhilfe, vor allem im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, dokumentiert nicht nur eine quantitative Expansion, sondern spiegelt zugleich auch den gesellschaftlichen Wandlungsprozess sowie den öf-
fentlichen Stellenwert dieses Sozialisationsfeldes. Ohne die Kinder- und Jugendhilfe ist die Bildungs- und Soziallandschaft der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr vorstellbar. Die mit der quantitativen und qualitativen Expansion der Kinder- und Jugendhilfe einhergehenden Entwicklungen und Problemlagen werden bislang allerdings nur unzureichend empirisch beobachtet und dokumentiert. Stand, Entwicklungen und Innovationsbedarf dieses gesellschaftlichen Sozialisationsfeldes geraten bislang nur unzureichend ins Blickfeld wissenschaftlich-systematischer Beobachtungen. Der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe wird die Fortentwicklung weitgehend ohne entsprechende, empirisch abgesicherte Standortbestimmungen empfohlen. Hierin verbirgt sich ein bislang nur wenig thematisierter ge-
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sellschaftlicher Missstand. Um die Kinder- und Jugendhilfe weiter zu konsolidieren, ihre Entwicklungspotenziale fundierter zu eruieren, ihre Angebots- und Leistungspalette nachhaltiger auf die gegebenen Risiko- und Problemlagen zu konzentrieren sowie ihre Organisations- und Personalentwicklung zukunftsorientierter zu steuern, hält die Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe den Ausbau der Forschungsbemühungen mit Blick auf die Kinder- und Jugendhilfe auf allen Ebenen für dringend geboten. Auf der Grundlage von Analysen und Materialien der bundesweiten Kinderund Jugendberichte empfiehlt die
drehscheibe_jugend AGJ den Trägern und Organisationen der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe zukünftig drei Prozent ihres finanziellen Budgets für grundlagen- wie für praxisbezogene Forschungsvorhaben zu reservieren und sich nachhaltig für die Etablierung von mit den Forschungsinstitutionen gemeinsam getragenen Forschungs-PraxisTransferstellen zu engagieren. Eine forschungsoffene Positionierung der Kinder- und Jugendhilfe ist insbesondere vor dem Hintergrund der zu beobachtenden ständigen Veränderungen dieses Handlungsfeldes notwendig, auch weil das gegenwärtig vorliegende empirisch fundierte Wissen über • die Organisationsformen und Trägerstrukturen, • das in der Kinder- und Jugendhilfe engagierte hauptamtliche und ehrenamtliche Personal, • die Adressatinnen und Adressaten, Nutzerinnen und Nutzer sowie Klientinnen und Klienten der Kinderund Jugendhilfe, • die akademischen und nicht-akademischen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten, • über die Spezifika und Binnenlogiken der einzelnen Praxisund Arbeitsfelder sowie • den „Outcome“ der Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe als nicht ausreichend anzusehen ist. Veränderungen in einzelnen Bereichen erfolgen häufig ohne ausreichende empirische Vergewisse-
rungen. Hierfür trägt sicherlich einerseits die nicht überall und nicht einheitlich etablierte Forschungskultur der wissenschaftlichen Sozialpädagogik eine Verantwortung, die gegenwärtig keine übersichtliche und systematische Auskunft über das bisher vorliegende, empirisch abgestützte Wissen zur Kinder- und Jugendhilfe präsentieren kann. Andererseits ist aber auch festzustellen, dass die Träger der öffentlichen und freien Kinder- und Jugendhilfe die Möglichkeiten externer Beobachtungen nicht hinreichend erkannt haben und zu nutzen wissen. Auf diesen Tatbestand hat insbesondere der 11. Kinder- und Jugendbericht in dem Berichtsteil der Sachverständigenkommission hingewiesen und eine systematische Erforschung der mittelfristigen und langfristigen Auswirkungen der Angebote und Maßnahmen der Kinderund Jugendhilfe und ihrer Voraussetzungen angemahnt. Dies gilt auch nach Auffassung der AGJ nicht nur für Modellprogramme, sondern insbesondere für Regelangebote und Strukturen vor Ort einschließlich der Politiken, Programme und Infrastrukturen im lokalen Kontext. Hierzu gehört ebenfalls ein empirisch fundierter Blick in die Zukunft, wie er in der empirischen Bildungsforschung ebenso wie in der Technologieforschung längst Praxis und die Regel ist. Gleichwohl seit gut einem Jahrzehnt eine quantitative und quali-
tative Zunahme in der organisationsbezogenen Jugendhilfeforschung festzustellen ist, hält die Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe einen Ausbau der Forschungsbemühungen im Interesse der qualitativen Entwicklung der Kinderund Jugendhilfe für erforderlich. Dies gilt sowohl für die grundlagenbezogenen, für die praxisentwickelnden und evaluierenden wie auch für die adressaten-, professions- und institutionsorientierte Forschung. Ein besonderes Augenmerk sollte zudem auf die Formulierung und Entwicklung von Längsschnittstudien gerichtet werden. Ein deutlicher Handlungsbedarf besteht auch im Hinblick auf den effektiven Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis der Jugendhilfe. Diesbezüglich sind sowohl die Transfermöglichkeiten von Forschungsergebnissen auf Seiten der Forschungsinstitutionen als auch die Rezeptionsmöglichkeiten von neuen Erkenntnissen auf Seiten der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe auszubauen. Die Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe empfiehlt allen Beteiligten in Forschung und Praxis, sich dringend um diesen Transfer zu bemühen. Erst so kann die Nachhaltigkeit von Forschungsergebnissen im Hinblick auf den jeweiligen Erkenntnisgewinn voll ausgeschöpft werden und ist die Theorie- und Praxisbedeutsamkeit von Forschung langfristig zu evaluieren. C.
Stärkung der regionalen Kompetenz für Demokratie Empfehlungen des landesweiten Runden Tisches gegen Gewalt vom März 2003.
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er landesweite Runde Tisch gegen Gewalt hat sich in den vergangenen Jahren wiederholt eingehend mit Er-
scheinungsformen von Extremismus befasst und darauf hingewirkt, die Problematik in der Bevölkerung bewusst zu machen und Extremismus
in jeder Form entgegenzutreten. So hielt der Runde Tisch im Jahr 1999 in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerorganisationen vier Foren zum Extremismus ab. Dabei gingen die jeweils über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Frage nach, inwieweit auch
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drehscheibe_jugend Defizite unserer Demokratie unter bestimmten Bedingungen zur Herausbildung von extremistischen Haltungen beitragen oder diese begünstigen können. Darauf aufbauend wurde im September 2000 vom Runden Tisch ein Positionspapier verabschiedet, das grundsätzliche Thesen zum Umgang mit Erscheinungsformen von Extremismus und Überlegungen zur Prävention enthält. Ausgehend von dieser Positionsbestimmung wurden Notwendigkeit und Bedeutung des Engagements von Initiativen vor Ort und von lokalen Präventionsgremien betont. Dies führte zu einem weiteren Forum des Runden Tisches mit dem Thema „Bürgerschaftliche Initiativen gegen Extremismus – für Demokratie“ am 4. November 2002. Die fachkundigen Teilnehmer/innen der Veranstaltung unterbreiteten die folgenden Vorschläge und Anregungen an Gemeinden und Bürger/innen und forderten dazu auf, sie – insbesondere im örtlichen Bereich –
umzusetzen: • Ermutigung und Stärkung aller örtlichen Initiativen, die sich mit Extremismus auseinander setzen und präventiv Initiative ergreifen; • Nutzung der vorhandenen lokalen und regionalen Kompetenzen in Bürgerschaft, Jugend- und Sozialarbeit, Bildung, Wissenschaft und Politik; • Zusammenarbeit all jener, die sich am Kampf gegen Extremismus und der Prävention vor Extremismus und Gewalt in unserem Gemeinwesen mit demüber die örtliche Situation zu informieren und Außenstehenden Ansprechpartner zu benennen; • Vernetzung von Antirassismusarbeit und Erziehung zu demokratischem Verhalten; • Zurückdrängung von Extremismus und Gewalt durch gemeinsame kommunale und polizeiliche Strategien; • Koordinierung der Aktivitäten gegen Extremismus auf Landesebene; • Bekämpfung einer lokalen Verankerung von Gruppen und Zellen des Extremismus in Kommunen und Einrichtungen sowie Vermeidung des
Entstehens bzw. einer Verfestigung rechtsextremistischer Strukturen; • Gewinnung von lokalen Partnern durch Veranstaltungen und Gespräche; • Förderung und Pflege der Ehrenamtlichkeit in Ergänzung zu notwendiger, kompetenter Professionalität; • Verdeutlichung der Notwendigkeit einer präventiven Familienpolitik, einer Stärkung der Jugendhilfe sowie einer besonderen Aufmerksamkeit hinsichtlich der frühkindlichen Erziehung. Von allen an der intensiven Auseinandersetzung des Runden Tisches mit der Thematik befassten Institutionen und Personen wurde die dringende Notwendigkeit betont, örtlich bürgerschaftliche Initiativen ins Leben zu rufen, die sich Extremismus in jeder Form entgegenstellen. Die bereits vorbildlich arbeitenden Initiativen und örtlichen Netzwerke sollten Anstoß und Beispiel geben für vergleichbare Aktivitäten in anderen C. Gemeinden.
Sicher stark: Das Programm sieht vor, Kinder in einem eigens dafür erarbeiteten Konzept durch Selbstbehauptung, Selbstverteidigung und realitätsnahe Rollenspiele dafür fit zu machen, nicht mehr hilflos einem Verbrechen ausgeliefert zu sein, sondern sich selbst vor Gewalttaten besser schützen zu können.
Kinder sicher stark machen Sicher-Stark-Team bietet Selbstbehauptungskurse für Kinder an.
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s ist erst wenige Wochen her, als die letzten Schreckensmeldungen über ein
Verbrechen an einem 11jährigen Jungen in Eschweiler wieder zahlreiche Eltern in Angst und Schrecken ver-
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setzt haben. Viel zu oft haben wir in den vergangenen Monaten derartige Meldungen hören müssen – viel zu oft mussten sich besorgte Eltern fragen, was sie tun können, damit nicht ihrer Tochter oder ihrem Sohn eines Tages etwas ähnliches passieren könnte.
drehscheibe_jugend Gibt es einen Schutz vor Gewalt? Welches ist ein wirkungsvoller Schutz vor Übergriffen und Verbrechen, aber auch vor sexuellem Missbrauch? Diese Frage bewegt auch die Erfolgstrainerinnen und Erfolgstrainer vom Sicher-Stark-Team seit vielen Jahren und hat sie veranlasst, Kindern in speziellen Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen Hilfen und Tipps an die Hand zu geben, wie sie selbst für ihren persönlichen Schutz eintreten können – denn schließlich sind die Erwachsenen, die helfend einschreiten könnten, nicht immer in der Nähe! Da sollten die Kinder nach Ansicht der Experten auch selbst wissen, wie sie sich verhalten können und welche Möglichkeiten sie haben, um unversehrt aus einer Gefahrensituation herauszukommen. Tipps dafür finden Sie unter www.sicher-stark.de/ eltern_fuer_kinder.html „Das Ziel der Kurse/Seminare für Kinder ist es, dass die Mädchen und Jungen zunächst einmal eine Gefahrensituation als solche wahrnehmen und einschätzen lernen und sich dann in einer Konfliktsituation mit Selbstvertrauen und Stärke behaupten können“, so die Kinderpsychotherapeutin und Erfolgstrainerin Gudrun Rinker. „Oftmals fehlt den Kindern aufgrund ihres mangelnden gesunden Misstrauens die Einschätzung für Situationen, aus denen sich Gefährdungen für sie ergeben. Wir schulen die Kinder darin, diese Gefahren zu erkennen und ihnen dann durch entsprechend selbstbewusstes Auftreten zu begegnen. Die Selbstverteidigung mit tech-
nischen Griffen und Finessen sollte dabei immer der letzte Ausweg sein und bleiben! Jedoch ist auch die Schulung von Abwehrtechniken wichtig - denn schließlich sollen die Kinder in der Lage sein, sich auch aus einem Würgegriff lösen und dann wegrennen zu können!“
Fördermittel für SicherStark-Kurse stehen zur Verfügung Dank Sozial-Sponsoring stehen für das Jahr 2003/2004 Fördermittel für Sicher-Stark-Kurse an Schulen zur Prävention von Gewalt gegenüber Kindern zur Verfügung. Das Programm sieht vor, Kinder in einem eigens dafür erarbeiteten Konzept durch Selbstbehauptung, Selbstverteidigung und realitätsnahe Rollenspiele dafür fit zu machen, nicht mehr hilflos einem Verbrechen ausgeliefert zu sein, sondern sich selbst vor Gewalttaten besser schützen zu können. Neben wichtigen Verhaltensregeln und Stärkung ihres Selbstbewusstseins lernen Kinder darüber hinaus leicht anwendbare Tricks, die auch gegenüber Erwachsenen wirkungsvoll sind. Daher schult das Sicher-StarkTeam in ganz Deutschland Kinder seit nunmehr über zehn Jahren in den Bereichen Selbstbehauptung und Selbstverteidigung nach einem außergewöhnlichen und einmaligem Konzept. Dabei lernen Jungen und Mädchen bereits ab sechs Jahren, wie sie sich in kritischen Situationen richtig verhalten sollen. Das Programm hat folgende Schwerpunkte:
• Stärkung des Selbstbewusstseins • NEIN sagen lernen • Gefahrenerkennung und • Gefahrenvermeidung • Ausgesuchte Selbstverteidigungstechniken • Rollenspiele und Übungen Weitere Informationen über die Antragstellung für Fördermittel erhalten Sie im Internet unter www.si C. cher-stark.de
Der neue „Timer“ kommt! Im Juni 2003 erscheint der neue „Timer“ der Bundeszentrale für politische Bildung in der 3. Auflage und erstmalig im Verkauf.
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it der neuen Ausgabe des „Timer“ setzt der beliebte Schüler-Kalender
der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb den Erfolgskurs der vergangenen Jahre fort und ist nun
erstmals für alle interessierten Jugendlichen für eine geringe Gebühr erhältlich. Bestellt werden kann der „Timer“ ab sofort online unter www. bpb.de/timer. Thomas Krüger, Präsident der bpb, über den Erfolgskurs des „Timer“: „Wir möchten mit dem Schüler-Kalender »Timer« Jugendliche täg-
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drehscheibe_jugend lich über zeitgeschichtliche und politische Themen informieren. Dass dies wunderbar funktioniert, zeigt uns der riesengroße Zuspruch seit Einführung des »Timers«. Alleine im letzten Jahr war die Auflage von 300.000 innerhalb von sechs Wochen vergriffen. Kurz danach lagen weitere 200.000 Bestellungen vor, die wir leider nicht mehr bereitstellen konnten. Abseits aller Diskussionen über Politikverdrossenheit zeigt dies, dass viele Jugendliche an politischen Prozessen und historischen Ereignissen interessiert sind.“ Iris Möckel, Chefredakteurin des „Timer“ beschreibt das Konzept und die Inhalte: „Der »Timer« hat 160 Seiten im DIN A5-Format mit großem Serviceteil. Die bpb bietet neben kalendertypischen Inhalten wie Stundenplänen, einem Ferienkalender, vielen Tipps, einem Adressteil, Landkarten oder Verlosungsaktionen spannend gestaltete Doppelseiten mit Fotos, Infos und Links über Politik und Zeitgeschichte, Gesellschaft und Kultur für 53 Wochen. Damit eignet sich der »Timer« hervorragend als Terminplaner, Kalender und als Hausaufgabenheft.“ Folgende Bestell-Pakete werden angeboten: Paket A: 4 Exemplare für 8 €; Paket B: 10 Exemplare für 10 aket C: nur bis 1. Mai 2003 an€; PPaket geboten; Paket D: 70 Exemplare für 50 € (private Bestellungen sowie Bestellungen nach dem 1. Mai 2003). Bestellungen per Post: bpb-Timer Postfach 81 06 27, 30506 Hannover oder per Fax: 0 18 05/84 63 72 72 (12 Cent/Minute) Informationen: Timer-Redaktion, Bundeszentrale für politische Bildung, Pamela Brandt, Berliner Freiheit 7, 53111 Bonn, Fon: 018 88/51 55 92, Fax: 0 18 88/51 53 09, eMail: C. brandt@bpb.de, www.bpb.de
Das kleine Raben-A(a)s(s) iv im • Exklus • CORAX
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Sie’ss warnt schon mal vor: Nehmen Sie’ nicht gar zu Ernst … (to be continued …)!
ehr geehrte Damen und Herren, seien Sie wiederum auf das Allerherzlichste gegrüßt, und lassen Sie sich aus diesem kühlen Grunde einen Guten Tag wünschen tun. Wieder einmal ist ein 1. Mai, auch bekannt als Krampf- und Feuertag ins Land gegangen. Und dies nicht nur mit der Erkenntnis, dass in meiner unmittelbaren Nachbarschaft nun ein Japanischer Garten geöffnet hat, sondern auch wieder mit den nun schon fast traditionell zu bezeichnenden krawallartigen Auswüchsen in einem dafür berühmt und berüchtigt gewordenen Bezirk einer großen bundesdeutschen Stadt. Nicht, dass man dies in irgendeiner Weise für gut befinden sollte. Nur, an dieser Stelle sei vermerkt, dass sich diese scheint’s irre geleiteten Randalierer wohl nur an die im April veröffentlichte wissenschaftliche Erkenntnis „Protestieren tut gut“ zu halten zu tun gedenkten. Was sich im Original so anhört, oder wohl besser liest, denn es gibt diese Kolumne ja noch nicht auf CD, was aber hier nur wieder vom Thema abbringen würde: „Wer sich Demos und Protestbewegungen anschließt, tut sich etwas Gutes. Das gemeinsame Engagement macht glücklich und zufrieden, was die Gesundheit fördert.“ Nur frage ich mich, ob dies die verletzten Polizisten und/oder Demonstrierer denn genau so sehen oder fühlen … Im Folgenden nun einige weitere Erkenntnisse aus der Welt der Wissenschaft, die aber auch zu hinterfragen, wenigstens aber im Interesse der geneigten Leser/innenschaft zumindest zu kommentieren sind. Zunächst Erfreuliches: „Fett macht nicht blöd“. Dies wird all jene freuen, die sich in den vorangegangenen Ausgabe
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durch diverse Diäthinweise und ähnliches in irgendeiner Weise bedrängt gefühlt haben sollten. Also: „Dass ein hoher Fettgehalt in der Nahrung ein Risiko für Demenz ist, kann inzwischen als widerlegt gelten. Einige Fette (zum Beispiel aus Fisch und Olivenöl) sind sogar mit einem geringeren Risiko verbunden.“ Wie jetzt, also doch eine komplette Umstellung der Ernährungsgewohnheiten? Öl statt Kaffee, Fisch anstelle von Buletten? Fühlen Sie sich auch manchmal schlapp und träge? Neigen Sie möglicherweise zu Depressionen? Ihnen kann geholfen werden, die Uniklinik Erlangen hat es herausgefunden: „Wenn Medikamente nicht reichen, die Stimmung aufzuhellen, kann einem Patienten mit dem Nervus Vagus Stimulator geholfen werden, der bisher Epilepsien lindert. Er wird in den Brustmuskel eingesetzt, feine Elektroden führen zum größten vegetativen Nervenast im Körper und reizen diesen mit Stromstößen. Dadurch wird das Gehirn angeregt, Stoffe auszuschütten, die bei Depressionen zu wenig gebildet werden.“ Ich darf an dieser Stelle aber deutlich vor übertriebenen Selbstversuchen warnen! Dies trifft ebenso zu auf die Schlagzeile „Mikrowelle fürs Herz“. Versuchen Sie um Himmelswillen ja nicht mögliche HerzRhythmus-Störungen im Selbstversuch in der heimischen Küche zu heilen. In diesem Sinne: Demonstrieren Sie gemütlich in Gemeinschaft, wofür oder wogegen auch immer, halten sich von Starkstromanschlüssen und diversen Küchengeräten fern und bleiben uns gewogen. Wenn uns Nichts da zwischen kommt, gibt es ein nächstes Mal. Ihr Kleines Raben-A(a)s(s).
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RabenStücke — Die Angebote Sylvia Kaiser: Vom Pionierhaus zum offenen Kinder- und Jugendhaus Jugendhaus. - ISBN 3-9806663-0-1. - 140 Seiten. € 10.17 Die Autorin setzt sich mit dem schiwerigen Wandel der Pionierhäuser zu offenen Kinder- und Jugendhäusern auseinander. Neben einem Abriss zum Wirken dieser außerschulischen Einrichtungen in der DDR beschreibt sie anschaulich den Prozess der Umstrukturierung nach 1989, der seine Wirkungen auf das pädagogische Selbstverständnis der beteiligten Mitarbeiter/innen und das veränderte Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen hatte. echno: Jeder tanzt für sich allein? Schneider, Antje; Töpfer, Liv: Jugendkultur TTechno: allein?. - ISBN 3-9806663-2-8. - 241 Seiten. € 12.73 Anliegen der Autorinnen ist, in Abgrenzung zu den gesellschaftlichen Diffamierungen die Technokultur als Jugendkultur zu begreifen, dieses Phänomen in seinen Charakteristiken ausführlich zu beschreiben und auf dieser Grundlage die allgemein gängigen Verurteilungen von Techno als einer „unkommunikativen Unkultur“, die zur Vereinsamung der Jugendlichen führe, zu widerlegen. Techno als zentrale Jugendkultur der 90er Jahre zu akzeptieren, welche genauso wie andere Jugendkulturen vor beziehungsweise neben ihr eine Ausdrucksmöglichkeit für die an ihr partizipierenden Jugendlichen darstellt, halten sie insbesondere im erziehungswissenschaftlichen/sozialpädagogischen Bereich für unvermeidbar. Staubach, Annett: Fundraising in der sozialen Arbeit: Grundlagen für Einsteiger Einsteiger. - ISBN 3-9806663-6-0. - ca. 110 Seiten. - € 10.17 Soziale Organisationen müssen um die Fortführung ihrer Arbeit bangen, da die Leistungserstellung aufgrund der Ressourcenverknappung nicht wie bisher gewährleistet werden kann. In Zeiten nachlassender Unterstützungen durch den Staat sind soziale Einrichtungen in vielfältiger Weise mit finanziellen Engpässen konfrontiert. Dies erfordert von sozialen Organisationen, ihren Finanzierungsrahmen künftig weitestgehend selbständig zu gestalten und neue, vom Staat unabhängige, Finanztöpfe zu erschließen und auszuschöpfen. Die Autorin beschreibt anschaulich den dafür notwendigen Prozess in sozialen Organisationen. Das Buch Jugend in Sachsen ist die dritte zusammenfassende Übersicht über die Angebote für junge Leute in Sachsen. Mit seinen rund 3.300 Jugendklubs und Treffs, Schulklubs, Umweltprojekten, Sportvereinen, Unterkünften, Kunst-, Kultur- und Medienprojekten, Specials für Mädchen und vielem mehr … dürfte es nicht nur für Kids und junge Leute, sondern auch für deren Eltern interessant sein. Das Buch konzentriert sich auf Orte und Schwerpunktthemen - und ist gut sortiert. Für dieses Nachschlagewerk arbeiteten sehr viele Vereine, Initiativen und öffentliche Einrichtungen des Landes zusammen. Die Koordinierung und Zusammenstellung erfolgte durch den InfoService der Stiftung Demokratische Jugend im Rahmen des Projekts ProMix. Weitere Informationen & Bestellung: Stiftung Demokratische Jugend, InfoService, Grünberger Straße 54, 10245 Berlin. Fon: 0 30/2 94 52 89, Fax: 0 30/2 94 52 81, email: info@infoservice-nbl.de ege wagen: Erlebnispädagogische Angebote als soziale Dienstleistung eines Mikus, Andreas: E:PRO – Neue W Wege Jugendarbeit. - ISBN 3-9806663-8-7. - 116 Seiten. - € 10.17 Netzwerkes für Kinder- und Jugendarbeit Legitimationsprobleme, Finanzmittelknappheit und Handlungsdruck stellen die Träger vor schwerwiegende Probleme. Soziale Arbeit als soziale Dienstleistungen zu betrachten, erfordert ein neues Verständnis, wie auch veränderte Umsetzungsmechanismen. Unter Bezug auf die Gesichtspunkte Effektivität, Effizienz und unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen Neuer Steuerungsmodelle beschreibt der Autor einen gangbaren Weg für die pädagogische Praxis. Angebote der Erlebnispädagogik werden heute immer stärker nachgefragt. Das Konzept des E:PRO vereint die Dienstleistungsperspektive mit Angebotsformen erlebnispädagogischer Arbeit. Weigel-Stollenwerk, Nicole: Jugendverbände als Imageträger: Sponsoring in der Jugendverbandsarbeit – eine Studie. - ISBN 3-935607-01-6. - 152 Seiten. - € 10.17 Studie In den 90er Jahren wurde für soziale Organisationen Sponsoring zu einem Modebegriff. Die Erfahrungen von Jugendverbänden mit Unternehmen als Partner reichen von guten bis schlechten Erfahrungen, von dem Gefühl das eigene Angebot attraktiver gestalten zu können bis hin zu dem Gefühl ausgenutzt zu werden. Über diese Erfahrungen berichten die Ergebnisse der in diesem Buch veröffentlichten Studie „Jugendverbände als Imageträger“. Außerdem werden Beispiele von Kontakten zu Unternehmen, Sponsoring- und Spendenbriefe, nichtkommerzielle Beratungsorganisationen für soziale Organisationen und eine Literaturübersicht über das Thema Fundraising in sozialen Organisationen angeführt. Teil zwei der Studie beinhaltet die Aspekte von verbandlicher Jugendarbeit und kommerziellen Freizeitangeboten. Diese werden anhand von Interviewergebnissen und Fachliteratur beschrieben und gegenübergestellt. Die aus den Ergebnissen der Untersuchung hervorgegangenen fünf Thesen beschreiben abschließend die Bedeutung von Kontakten zwischen Jugendverbänden und Unternehmen für die aktuelle und zukünftige Jugendverbandsarbeit.
Bestellungen über den Buchhandel, unter www.bod.de, bei www.libri.de oder RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe über www.rabenstueck.de/buecher.htm. Demnächst: neue Publikation zu Online-Beratung in der Jugendhilfe!
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RabenStücke — Die Angebote Heidenreich, Susanne; Trautmann, Ralf: Vernetzte Medien: Analyse und Deskription des pädagogischen und öffentlichen Diskurses im KKontext ontext neuer Anforderungen an den Nutzer Nutzer. – Chemnitz: RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe, 2001. – ISBN 3-9806663-9-5. – 165 S.; zahlr. Abb. – € 10.17
Landesjugendring Berlin e.V. Bohl, Peter K.; Rooß, Burkhard (Hrsg.): Gratwanderung Jugendarbeit. Chemnitz: RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe, 2001. – ISBN 3935607-13-X. – 194 S.; zahlr. Abb. – € 10.00 Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V. (Hrsg.): „homo ludens 200 1“ – Der spielende Mensch zwischen TTradition radition und Umbruch: Dokumentation 2001“ zum 32. Internationalen Spielmobilkongress in Leipzig Leipzig/AGJF Sachsen e.V. (Hrsg.). – Chemnitz: RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe, 2002. – ISBN 3-935607-07-5. – 114 S.; zahlr. Abb. – € 5.45 Die Dokumentation hält für alle Teilnehmer/innen des 32. Internationalen Spielmobilkongresses eine „virtuelle“ Wiederbegegnung mit Prof. Miroslav Bretspil bereit, der durch die Veranstaltung mit der Frage führte, ob denn Spielen traditionelle oder modern sei. Ebenso dokumentiert: Einstiegsreferat sowie die Berichte aus den 25 Workshops.
Christian Scharf; Almuth Schütz, LKJ Sachsen-Anhalt (Hrsg.): 2T1 – Odysse im Grenzraum: Zwischen kultureller und politischer Jugendbildung im ländlichen Raum Raum. – ISBN 3-935607-05-9. – 159 S.; zahlr. Abb. – € 7.50 Bei 2T1 wurden für die kulturelle Bildung die Bereiche Politik und Geschichte als Partner genommen. Dieser inhaltliche Mix war nicht leicht aufzubereiten und umzusetzen, es gab viele Erfolge, aber auch Rückschläge. Das Buch möchte beide Seiten zeigen. Es erläutert zugleich eine Prozesshaftigkeit, durch die verschiedene inhaltliche Akzente im Laufe des Projektes verschoben wurden. Die verschiedenen Etappen, Sichtweisen und Teilprojekte von „2T1 - Odyssee im Grenzraum" wurden zusammengetragen, um all diese Bestandteile vor einem breiten Publikum transparent und – wenn gewollt – auch nachahmbar darzustellen. Zielgruppe des Projektes waren Jugendliche im ländlichen Raum, die mit eben jener ungewöhnlichen Mischung aus politischer und kultureller Bildung zu Auseinandersetzungen zum Thema Grenze im engeren innerdeutschen, wie im weiteren Sinne angeregt werden sollten.
Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V. (Hrsg.): Ein/e kompetente/r Jugendarbeiter/in braucht … KKompetenzprofil: ompetenzprofil: Jugendarbeit Jugendarbeit. – Chemnitz: RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe, 2002. – ISBN 3-935607-10-5. – 196 S.; zahlr. Abb. – € 9.90 Die Aufsätze im Buch wollen die Debatte über Kompetenzprofile von Jugendarbeiter/inne/n aufnehmen. 15 Autor/inn/ en aus unterschiedlichen Fachbereichen setzen sich mit der Frage auseinander: Über welche Kompetenzen sollte ein/e Jugendarbeiter/in heute verfügen? Das Buch wagt damit den Blick in ein Orakel, welches den Spagat zwischen Fachlichkeit und Alltagshandeln, zwischen pädagogischem Anspruch und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wiedergibt. Es lässt sich auf den Alltag von Jugendlichen ein und hinterfragt ihn gleichzeitig kritisch-wissenschaftlich. Das Buch gibt keine fertigen Antworten, sondern es zeigt das Spannungsfeld auf. Darin handlungsfähig zu bleiben heißt auch Widersprüche zu akzeptieren …
Reihe „Professionelles Handeln in der Sozialen Arbeit“ mit neuem Band und CD Preis, Wolfgang: Grundlagen der integrativen Fallbearbeitung. – Chemnitz: RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe, 2001. – ISBN 3-93560702-4. – 135 S.; zahlr. Abb. – € 6.20 Brandheiß: Die Begleit-CD für Lehre und Studium mit 100 Folien (PowerPointPräsentation und PDF-Format), die die Inhalte des Buches didaktisch aufbereiten. – ISBN 3-935607-11-3 (Mini-CD 80
mm) und ISBN 3-935607-12-1 (CD-R). – € 2.90 >>> Buch und CD zusammen: nur € 8.90 Preis, Wolfgang; Thiele, Gisela: Sozialräumlicher Kontext Sozialer Arbeit. – Chemnitz: RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe, 2002. – ISBN 3-93560709-1. – 235 S.; zahlr. Abb. – € 7.20 Mit der Betrachtung des Raums als Kategorie Sozialer Arbeit erfolgt eine Hinwendung zur Raumbezogenheit sozialer
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Probleme. Den sozialräumlichen Bedingungen kommt ein zentraler Stellenwert bei der Produktion und Verfestigung gesellschaftlicher Ausgrenzungsprozesse sozial benachteiligter Menschen zu. Mit der vorliegenden Publikation soll Studierenden und Praktiker/inne/n eine Arbeitshilfe zur Verfügung gestellt werden, die eine Berücksichtigung sozialräumlicher Aspekte Sozialer Arbeit in der Integrativen Fallbearbeitung ermöglicht.
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Fortbildung für Sachsen Monatlich in dieser Rubrik: zukünftige Angebote von landesweiten und überregionalen Trägern der Kinder- und Jugendhilfe zur Qualifzierung der Arbeit.
Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätten Sachsen e.V., Team Fortbildung, Uhlestraße 34, 09 120 Chemnitz, Fon: 03 71/5 33 64 18 o. 19, Fax: 03 71/51 25 80, eMail: info@agjf-sachsen.de
„Es war einmal...“ Pädagogische Praxis und Persönlichkeit im Spiegel von Märchen Märchen sind so alt wie die Welt. Schon immer waren sie gleichermaßen Ausdruck und Bewältigung von menschlichem Leben als Ganzes: seiner Themen, Phasen, Konstellationen, Krisen und Lösungen. Märchen sind überzeitlich und ihre Geheimformel ist den verschiedenen Kulturen als Schatz gemeinsam. Wir wollen dieses Wissen wieder entdecken und für unsere Arbeitssituation erfahrbar und nutzbar machen. Im Rahmen dieses dreitägigen Trainings werden wir uns auf die HeldInnenreise begeben und das „Experiment Märchen“ erleben und gestalten: Wie kann das jeweilige Lieblingsmärchen als Medium der Selbstreflexion genutzt werden? Wie können berufliche Konflikte mittels Märchen gelöst werden? Hierzu werden wir ein Märchen inszenieren, uns mit Märchen- und Lebensrollen beschäftigen, märchenhafte Symbolik und Situationen ver-
fremden, auf Alltagssituationen in Handlungsfelder Sozialer Arbeit (z.B. Wolf als Chef) transferieren und konkrete Lösungen zur Bewältigung exemplarischer beruflicher Alltagssituationen erarbeiten. Viele Themen aus unserer Arbeitssituation sind im Märchen präsent, wie z.B. Gewalt, Macht, Verführung, Sucht, Liebe, Tod, Arm und Reich, Erwachsenwerden, Gut und Böse, Familiensysteme, Defizite, Ressourcen, Umdeutung, Grenzen setzen, etc. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Arbeit an Übergängen von Lebensund Berufsalltag sein, die rites des passages – Trennung, Initiation, Rückkehr/neue Stufe – von unserer Lebenssituation zu spiegeln. Nach der Märchenarbeit zu beruflichen Konfliktsituationen, der Tiefung und Abstraktion im Rahmen der Arbeit an Lebensübergängen,
wird der Transfer zum Einsatz von Märchen im beruflichen Alltag Thema sein. Exemplarisch wird die Rolle des Märchens in der Suchtprävention sowie in supervisorischen und beraterischen Settings vorgestellt. Referentinnen: Heike Barten, Linguistin, Publizistin (M.A.), Supervisorin DGSv; Andrea Hadlich, DiplomSoziapädagogin (FH), Supervisorin DGSv Termin: 23. bis 25. Juni 2003 Ort: Felsenweg-Institut, Langenhennersdorf Kosten: Mitglieder 60,00 €; Nichtmitglieder 80,00 € Ansprechpartnerin: Andrea Hadlich, Durchwahl: 03 71/ 5 33 64 18, eMail: hadlich@agjf-sachsen.de
Erlebnisladen: Stadt-Nacht (Er)Leben im Stadtpark Auf der Suche nach spannungsreichen Lernfeldern werden häufig die naheliegendsten Orte vergessen: Parks, Stadtwälder, Grünflächen. Hier können ohne größeren Aufwand spannende Situationen arrangiert werden, in denen Kinder und Jugendliche mit kreativen Spiel- und Bewegungsaktivitäten, Wahrnehmungsaufgaben sowie ökologischen und historischen Aspekten in Kontakt kommen. Jenseits der Fassade des Bekannten und Gewohnten lassen sich in der Stadt nicht nur am Tage erstaunliche und nicht alltägliche Erfahrungen machen. Im Streifzug durch die scheinbar schlafende Stadt werden wir
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Hadlich, Sandra Rech, Jörg Schneider; Mitglieder der Fachgruppe Erlebnispädagogik Ort: Stadt Chemnitz Termin: 26. bis 27. Juni 2003 Kosten: Mitglieder 20,00 €; Nichtmitglieder 30,00 € Ansprechpartnerin: Andrea Hadlich, C. Durchwahl 03 71/ 5 33 64 18
heit, Stadtaktionen in der Nacht und am Tag zu erfahren und im Wahrnehmen des Unterschiedes zu reflektieren. Zielgruppe: Mitarbeiter/innen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die Spaß an erfahrungs- und handlungsorientiertem Lernen haben Referenten: Silke Stöcker, Andrea
Begegnungen unterschiedlichster Art erleben: mit Menschen, Orten, Situationen, eigenen Gefühlen und Wahrnehmungen. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, Jugendlichen Raum und Gelegenheit für Grenzerfahrungen zu schaffen, die in legalen Aktionen ausgelebt und verarbeitet werden können. Der Erlebnisladen bietet die Gelegen○
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Referent: Andreas Reupert, CVJM Computer-Club Chemnitz Zielgruppe: Erzieher/innen Kindertagesstätten Termin/Ort: 22. September 2003, Leipzig Kosten: 20,00 € Ansprechpartnerin: Antje Leichsenring
Medienerziehung in der Kita Inhalte: • Mediennutzung durch Kinder • Rolle der Medien im Kindesalter • Entwicklung von Medienkompetenz • Grundlagen des Kinder- und Jugendschutzes • Elternarbeit • Vorstellung des Konzeptes eines Medienkindergartens ○
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„Esoterik zwischen Sinnsuche und Desorientierung“
Konzeptionelle Weiterentwicklung von Jugendeinrichtungen hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsspezifik von Kindern und Jugendlichen Zielgrupp Zielgruppe: Mitarbeiter/innen von Jugendclubs Referent Referent: Reinhold Graf, Dipl.-Sozialpädagoge (FH), Edlin
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Sächsisches Landesjugendamt, Reichsstraße 3, 09 112 Chemnitz, Fon: 03 71/57 72 96, Fax: 03 71/57 71 96, eMail: info@slfs.sms. sachsen.de
Der Jugendclub ist für alle da!
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• Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und die Entwicklung des Esoterik-Marktes • Bedeutung esoterischer Angebote für Kinder und Jugendliche • Aufzeigen des Spannungsfeldes zwischen alternativ spirituellen Gruppen und problematischer Kult Referent/inn/en: N.N.; Veronika Mühlhausen, Diplom-Sozialpädagogin, ajs Zielgruppe: Multiplikator/innen aus dem Bereich der Jugendhilfe, insbesondere Mitarbeiter/innen freier und öffentlicher Träger; Mitarbeiter/innen von Kinder- und Jugendheimen; Pädagog/inn/en T ermin/Ort: 01. September 2003, Bautzen Kosten: 20,00 € Ansprechpartnerin: Veronika MühlC. hausen
Aktion Jugendschutz Sachsen e.V., Albert-Köhler-Straße 91, 09 122 Chemnitz, Fon: 03 71/21 16 39, Fax: 03 71/21 22 32, eMail: ajsSachsen@t-online. de
Computer und Fernseher schon für kleine Kinder?
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Ziel und Inhalt: Einrichtungen und Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit richten sich grundsätzlich an alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und sollen den Bedarf in ihrem Einzugsgebiet möglichst umfassend abdecken. Diesem gesellschaftlichen Auftrag stehen eine Reihe konzeptioneller und praxisbezogener Aspekte gegenüber: • Der sozialräumliche Bedarf ist unterschiedlich.
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• Soziale (Gruppen-) Prozesse, sozio-, ethno- und jugendkulturelle Zugehörigkeiten sowie geschlechtliche Sozialisationsprozesse erzeugen zielgruppenimmanent Differenzierungen und Ausgrenzungen. • Jüngere Besucher/innen brauchen Schutzräume für altersgemäße Entwicklung. • Begrenzte räumliche und personelle Ressourcen erfordern Schwerpunktsetzungen. • Angebote brauchen ein besonderes Profil, um attraktiv zu sein. Das Seminar befasst sich mit diesen Anforderungen an die Fortschreibung von Konzeptionen für Einrichtungen und Projekte der offenen Kinder- und Jugendarbeit, insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Altersund Geschlechtsgruppenspezifik der
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Das fruchtbare Chaos in mir … Kompetenztraining Zielgruppe: Leiter/innen und Mitarbeiter/innen aus den verschiede○
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Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Sachsen e.V., Sternwartenstraße 4, 04 103 Leipzig, Fon: 03 41/2 57 73 05, Fon & Fax: 03 41/2 57 73 06, eMail: LKJ.Sachsen@tonline.de
2-Dimensional Malerei und Grafik zum Thema Mond Dieser Kurs vermittelt drei verschiedenARTige Ansätze der Malerei und Grafik. Ausgangspunkt des Gestaltungsprozesses in den drei Werkstätten ist es, aus einfachen, preiswerten Materialien für Kinder und Jugendliche Möglichkeiten der kreativen Bearbeitung – gepaart mit gestalterischer Freude – zu schaffen. Außerdem gehen wir der Frage nach: Wie kommt man zu Bildern? Für Einsteiger/innen, die die Bildende Kunst in Projekte mit Kindern und Jugendlichen einbeziehen möchten, bietet dieser Kurs neben dem Erlernen der notwendigen künstlerisch-technischen Grundlagen auch
der Arbeit, besonders in Konfliktsituationen, integriert werden kann. Gleichzeitig gilt es, die eigenen Grenzen zu sehen und zu respektieren und zu erkennen, dass jeder Mensch sich in eigenen Entwicklungsprozessen befindet, bei denen zu verschiedenen Zeiten auch verschiedene Kräfte in den Vordergrund treten und Grenzen des Handels ändern. Schwerpunkte sind: • das systemische Denken und die Integrationsarbeit von Virginia Satir • Veränderungsprozesse - ihre Phasen, Chancen und Schwierigkeiten • Veränderungsprozesse begleiten • Selbsterfahrung • Reflektion der Arbeitsmotivation im Verlauf der Zeit • entdecken von inneren Kraftquellen Termin: 6. bis 10. Oktober 2003 C. Ort: Hohenstein-Ernstthal
nen Bereichen der Jugendhilfe Referentin: Monica StreicherPachmann, Erzieherin, Dipl.-Sozialpädagogin (FH), Jena Ziel und Inhalt: Wir erleben in der Arbeit mit Menschen, wie bedeutend es ist, immer mehr zu verstehen, zu erkennen, wahrzunehmen und mit allem verantwortlich umzugehen. Je mehr wir das Wachsen unserer eigenen Beziehungs- und Konfliktfähigkeit bewusst wahrnehmen und lenken, umso besser werden wir beraten und begleiten können. Trotzdem erscheint es manchmal, als ob es nicht weiter ginge. In jedem Menschen aber liegen Fähigkeiten und Kraftquellen, die noch verdeckt und ungenutzt sind. In diesem Seminar geht es darum, persönliche Kraftquellen zu entdecken und zu prüfen, was und wie viel davon in
Bedürfnisse und Angebote. Es werden Methoden und Instrumente der Konzeptentwicklung vermittelt und anhand der Praxissituationen und -fragestellungen der Teilnehmer/innen eingeübt. Methoden: Theoretische Inputs, Gruppenarbeit, Übungen, Erfahrungsaustausch Hinweis: Die Teilnehmer/innen werden gebeten, ihre Konzeptionen mitzubringen. Teilnehmerzahl: 20 Termin: 08. bis 11. September 2003 Ort: Chemnitz/Rabenstein
die Erarbeitung verschiedener künstlerischer Ansätze. Die Vielfalt reicht vom von realistischem Gestalten bis hin zur abstrakten Form. Für Mitarbeiter/innen und Künstler/innen aus kulturpädagogischen Einrichtungen ist es eine Möglichkeit, bewährte Techniken unter anderen Aspekten auszuprobieren und ihre Kenntnisse zu vertiefen. Sie entscheiden sich für eine Werkstatt. Die drei Werkstätten arbeiten alle zum Thema „Mond“. Bilder, Geschichten, Symbole, Ideen … Die Farbe in der Hand spüren Pastell-Bilder mit Mona Ragy Enayat Pastellfarben sind zarte Farben. Doch wir malen auf großformatigem schwarzem Karton. Beim Kampf gegen das Schwarz wird Pastell zur dichten, leuchtenden Farbe. Wir spüren die Pastellstifte in der Hand,
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zeichnen und aus dem Dunklen leuchten die Farbschichten. Ein Farbleuchten. Hochdruck kinderleicht „Schaumage-Bilder“ mit Gabi Francik Auch Künstlerinnen hinterfragen manchmal den schwierigen und mühsamen Weg des Hochdrucks. Im Experiment auf der Suche nach Alternativen entwickelte Gabi Francik ihre „Schaumage-Drucke“. Druckstock ist die Kapa-Line-Hartschaumplatte. Im Spiel mit dem Zufall ermöglicht sie ein spontanes Arbeiten und gediegene bis experimentelle Drucke. Vom Farbpigment zum Bild Ei-Tempera-Bilder mit Katrin Kunert Ei-Tempera zählt zu den ältesten gebräuchlichen Farben in der Kunstmalerei. Bereits den alten Ägyptern war sie bekannt. Die hohe Leuchtkraft und der seidige Glanz zeichnen die Farbe aus. Wir stellen die Farben selbst aus Pigmenten her und malen auf Papier. mit Katrin Kunert, Gabi Francik, Mona Ragy Enayat, Malerinnen und Grafikerinnen aus Leipzig Termin/Ort: 26. bis 28. Juni 2003 in Schilbach Teilnehmerbeitrag: 100 € C.
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Literatur zur Fortbildung Wir stellen Titel vor, die für die Bildungsangebote als weiterführende Literatur zu empfehlen sind. Sie sind aber auch für die tägliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nutzbar. Der Jugendclub ist für alle da! Konzeptionelle Weiterentwicklung von Jugendeinrichtungenhinsichtlich der Alters- und Geschlechtsspezifik von Kindern und Jugendlichen Bauer, Wolfgang: JugendHaus: Geschichte, Standort und Alltag Offener Jugendarbeit / Beltz Verlag, Weinheim; Basel, 1991 Deinet, Ulrich: Das Konzept „Aneignung“ im Jugendhaus: Neue Impulse für die offene Kinder- und Jugendarbeit / Verlag Leske + Budrich, Opladen, 1992 Hoppe; Hespos; Stapelfeld: Alltag im Jugendclub : Vom Umgang mit den Jugendlichen, von Freizeitaktivitäten und Starthilfen für den Beruf / Juventa Verlag, Weinheim, 1979 „Jugendhaus über Mittag“ : Ganztagsangebote in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit / Hrsg. v. Landschaftsverband Lippe, Landesjugendarmt, Münster, 1994 Das fruchtbare Chaos in mir...: Kompetenztraining Ein/e kompetenter Jugendarbeiter/in braucht ... : Kompetenzprofil Jugendarbeit / RabenStück Verlag für Kinderund Jugendhilfe, Chemnitz, 2002 Hartig, Matthias: Erfolgsorientierte Kommunikation: Wege zur kommunikativen Kompetenz / A. Francke Verlag,Tübingen; Basel, 1997 Beratung - Training – Supervision: Eine Bestandsaufnahme über Konzepte zum Erwerb von Handlungskompetenz in pädagogischen Arbeitsfeldern / Juventa Verlag, Weinheim; München, 1996
Zum Erwerb sozialer Kompetenz: Das Planspiel in Theorie und Praxis / Hrsg. v. BBJ CONSULT, Berlin, 1993 Computer und Fernseher schon für kleine Kinder? - Medienerziehung in der Kita Fachforum Jugendarbeit und neue Medien: Materialien zur Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen / Hrsg. v. LAG Medienarbeit Berlin e. V., Berlin, 2000 Jugend-Medienschutz an der Schwelle des 21. Jahrhunderts: Dokumentation der Jahrestagung des Jugendschutzsachverständigen der Obersten Landesjugendbehörde bei FSK, vom 27. - -29.4.1999 / Hrsg. v. ServiceBureau Internationale Jugendkontakte, Bremen, 2000 Hainz, Irmgard: Jugendmedienschutz und Medienpädagogik: Standortbestimmungen und Perspektiven / Hrsg. v. Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.V., München, 1991 Erlebnis Stadt – Erlebnispädagogik in der Jugendarbeit Spielstadt und Stadtspiel: Lebenspraxis spielend gelernt / hrsg. v. Jugendstiftung Baden-Württemberg, Redaktion Wolfgang Antes, Ökotopia Verlag, Münster, 1995 Ruse, Dave: City Adventures: Erlebnispädagogische Aktivitäten für kleine und große Städte(r) / deutsche Bearbeitung von Ralf Dollweber, Ökotopia Verlag, Münster, 1996 Geißler, Uli: Wilde Spiele: Spiel, Spaß und Abenteuer für tobelustige und ver-
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wegene Gruppen / Ökotopia Verlag, Münster 1995 Knecht, Gerhard: Action, Streetball, Abenteuer / Verlag Herder, Freiburg im Breisgau; Basel; Wien, 1997 Reiners, Annette: Praktische Erlebnispädagogik : Neue Sammlung motivierender Interaktionsspiele / Fachhochschule München, Fachbereich Sozialwesen, München, 1992 Fischer, D.; Klawe, W.: (Er-) Leben statt Reden - Erlebnispädagogik in der offenen Jugendarbeit / Juventa Verlag, Weinheim & München, 1992 Erlebnispädagogik: Theorie und Praxis in Aktion / hrsg. V. der Jugendstiftung Baden-Württemberg, Sersheim, 1995 Reiners, Annette: Erlebnis und Pädagogik / Verlag Dr. Jürgen Sandmann, 1995 ____________ 1
Dies ist ein Service der AGJF Sachsen e.V. Ein Teil der angegebenen Literatur kann in unserer Bibliothek ausgeliehen werden, die anderen Titel halten wir für lesenswert und geben gern Auskunft darüber, wo sie auszuleihen oder einzusehen ist. Neugierig geworden? eMails, Besuche auf unserer Homepage, Faxe, Anrufe oder Post sind bei uns gern gesehen und werden so schnell wie möglich beantwortet. Ansprechpartner ist Joachim Lass Anschrift: AGJF Sachsen e.V., Dr. Joachim Lass, Uhlestraße 34, 09120 Chemnitz, E-Mail: lass@agjfsachsen.de, Internet: www.agjfsachsen.de; Fax: 03 71/5 33 64 26; C. Fon: 03 71/5 33 64 12
impressum & co. Impressum „CORAX“ • Magazin für Kinder- und Jugendarbeit
In eigener Sache Wir laden alle an der weiteren Ausgestaltung dieser Zeitschrift interessierten Menschen herzlich zum Mittun ein. Deshalb hier zur Information ein paar wichtige Termine für alle, die selbst kommen wollen oder etwas im CORAX veröffentlichen möchten. Öffentliche Redaktionssitzungen in der Marienstraße in Dresden (Büro des JugendinformationsService). 7-8/2003 – 09.05.2003 9/2003 – 06.06.2003 10/2003 – 04.07.2003 – jeweils 10.00 Uhr –
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Hiermit bestelle/n ich/wir CORAX ab der nächsterreichbaren Ausgabe für mindestens ein Jahr. Nach Erhalt der ersten Zeitschrift bekomme/n ich/wir eine Rechnung für die im Kalenderjahr noch zu erhaltenden Ausgaben. Sollte/n ich/wir nicht bis drei Monate vor Ablauf des Jahresabos kündigen, verlängert sich das Abo um ein weiteres Jahr. Student/inn/en-Abo sowie Abo für die Mitglieder/ Einrichtungen der LAG Jugendarbeit für € 12.00 Mir ist bekannt, dass ich diese Vereinba Abo für € 15.00 rung innerhalb einer Woche schriftlich widerrufen kann. Ich bestätige dies mit mei Förder-Abo für € 20.00 ner zweiten Unterschrift.
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Die Themenschwerpunkte der nächsten Hefte finden Sie unter www.raben stueck.de/corax.htm. Änderungen durch aktuelle Erfordernisse vorbehalten!
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„Redaktionsschluss“ für die Ausgaben ist am: 5/2003 – 12.05.2003 6/2003 – 13.06.2003 7-8/2003 – 30.06.2003
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RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe Vertriebsorganisation „CORAX“ Magazin für Kinder- und Jugendarbeit Uhlestraße 34
erscheint im RabenStück Verlag für Kinder- und Jugendhilfe; Zweckbetrieb der AGJF Sachsen e.V. • eMail: verlag@raben stueck.de • Internet: www.rabenstueck.de Anschrift der Redaktion: Uhlestraße 34, 09 120 Chemnitz, Fon: 03 71/5 33 64 13, Fax: 03 71/5 33 64 26, eMail: info@corax-magazin.de, Internet: www.rabenstueck.de/corax_start.htm Gefördert aus Mittelndes Sächsischen Staatsministeriums für Soziales, ausgereicht durch das Sächsische Landesjugendamt. Redakteur: Dr. Uwe Großer (v.i.S.d.P.) [wenn mobil, dann Fon: 01 77/5 18 10 58; eMail: drug.berlin@web.de] Redaktion: AGJF: Dr. Joachim Lass (03 71/5 33 64 12; eMail: lass@agjf-sachsen.de); Jugendpresse: Carsten Schöne [03 51/4 97 66 84; eMail: info@carsten-schoene.de] Josh Richter [Fon: 01 77/2 88 88 44, eMail: josh @josh-richter.de]; KOJA: Maria Friedrich [03 51/4 90 69 99; eMail: friedrich-dresden@t-online.de]; LJBW: Pia Seifert [03 51/4 01 59 00; eMail: seifert@ljbw.de]. CORAX erscheint jährlich mit 12 Ausgaben(mit einer Doppelnummer). CORAX ist über die Redaktion zu beziehen. Einzelpreis: 1.25 €. Für Mitglieder der AGJF Sachsen ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Die Beiträge stellen keine vereinsoffiziellen Mitteilungen dar; namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos haftet die Redaktion nicht. Rücksendung nur, wenn Porto beiliegt. Titelfoto: OSZ Berlin-Altglienicke Belichtung: LDC GmbH Berlin Druck: accent druck- & werbewerkstatt Chemnitz Redaktionsschluss für diese Ausgabe war der 30. April 2003.
Erlebnispädagogische Handlungsmesse in Sachsen 2003 Erlebnispädagogik geht verzweigte Wege. Zwei wird die Handlungsmesse beschreiten: Weg A: Adventure Based Counseling (ABC-Konzept) Die Organisation „Project Adventure” wendet in den USA seit nahezu 30 Jahren das ABC-Konzept in unterschiedlichen sozialen Arbeitsfeldern an. Das Arrangement von vertrauensbildenden Übungen, Problemlöseaktivitäten und Abenteuerstationen mit diversen Levels fördert die schnelle Entwicklung von Gruppenprozessen. Durch unmittelbare Reflexion der Aktionen wird zweierlei ermöglicht: Eine realistischere Einschätzung von eigenen Rollen und Verhaltensweisen sowie die Chance zur persönlichen Entwicklung. Selbsterfahrung bildet den Schwerpunkt. Darüber hinaus erfahren die Teilnehmer/innen Möglichkeiten und Grenzen dieses Konzeptes und prüfen Transfervarianten. Auch historische Entwicklung und theoretische Hintergründe des erfahrungsbezogenen Lernkonzepts kommen nicht zu kurz. Referentin: Monika Eckern, Diplom-Psychologin, BSJ Marburg Weg B: Phantastische Reisen Die Story Dealer AG aus Berlin entführte seit den 80ern hunderte Ferienlagerkinder in phantastische Welten: Saurier wurden gejagt – und erlegt, ein verwunschener Müller erlöst, die Farbenmafia an die Polizei überführt, das Lachen befreit und die Leichtkraft entdeckt … Auf den Spuren dieser Geschichten verweben sich Fiktion und Wirklichkeit – und im realen Schein passieren ungeahnte Explosionen der Phantasie, der Empathie, der Reifung. Einzelne inszenierte Schlüsselsituationen erzeugen eine nicht planbare Eigendynamik des Gruppenprozesses. Der Verlauf der Geschichten wird durch das Verhalten der in sie verstrickten Kinder und Jugendlichen bestimmt. Damit bleibt das Ende offen... In der Arbeit mit Erwachsenen werden die Beteiligten eingeweiht und für einen „Überfall auf die Wirklichkeit“ vorbereitet. Diese Aktionen sind so perfekt, dass selbst für Fachleute nicht zwischen Inszenierung und Realität zu unterscheiden ist. Regie-Einblicke und die gemeinsame Konstruktion einer neuen Wirklichkeit machen diesen Weg erfahrbar. Referent: Dr. Hans Geißlinger, Diplom-Sozialpädagoge, Mitbegründer der Story Dealer A.G. Im Spannungsfeld dieser beiden Ansätze ergibt sich Raum für weitere erlebnis- und handlungsorientierte Vorträge und Workshops, die von Mitgliedern der FG Erlebnispädagogik entwickelt werden. Zielgruppe: Mitarbeiter/innen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Freizeitpädagog/innen, Outdoortrainer/innen, Erlebnispädagog/innen, Erzieher/innen, Student/innen Termin: 22. bis 24. September 2003
Ort: Leipzig
Veranstalter: Erlebnispädagogik der AGJF Sachsen e.V. 48 •FFachgruppe corax 4/2003 • www.rabenstueck.de
Kosten: Mitglieder 90,00 €; Nichtmitglieder 110,00 € Ansprechpartnerin: Andrea Hadlich, Durchwahl 03 71/ 5 33 64 18