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Corax 4/2014 Campus und Feld Flipbook PDF
CORAX Fachmagazin für Kinder- und Jugendarbeit in Sachsen Ausgabe 4/2014
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Ausgabe 4 / 2014 ISSN 1860–9910 4,60 €
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Fachmagazin für Kinder– und Jugendarbeit in Sachsen
Campus und Feld
der Sozialen Arbeit in Sachsen Suche nach Wegen aus dem Fachkräftemangel Weiteres:
Der Vierte Sächsische Kinderund Jugendbericht – Würdigung und kritische Betrachtung
Die Rolle der Jugendfreiwilligendienste innerhalb gemeinwohlorientierter Organisationen
Zur wechselseitigen Anerkennung zwischen Berufspraxis und Studierenden an der BA
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corax 4 / 2014
editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
„Fachkräftemangel“ – dieses Wort hat, ähnlich dem Begriff des „demografischen Wandels“, eine gewisse Überstrapazierung erfahren. Und dennoch, das Problem ist real und eine Lösung, die eine diesbezügliche Entspannung verspricht, ist nicht in Sicht. Diese Umstände bekommen viele Träger der Jugendhilfe zunehmender zu spüren. Hier scheinen Sachsen und Thüringen ob der Nähe zum Freistaat Bayern vor zusätzlichen Herausforderungen zu stehen. Doch Überlegungen über den Mangel an Fachkräften sind nicht ausschließlich auf der Dimension des Bruttogehaltes abzutragen, diesem Problem ist mit vielschichtiger Einsicht zu begegnen. Viele Entwicklungen und Entscheidungen der letzten Jahre tragen zur Verschärfung der Situation bei. Beispielsweise finden die Reformbemühungen im Kontext des Bologna-Prozesses noch immer keine eindeutige und umfängliche Entsprechung in der Praxis. So zeigt sich, dass sich Studienabsolvent(inn)en als auch die Praxis schwer tun mit einer integrativen Einordnung der „neuen“ Abschlüsse Bachelor und Master. Auch ist eine weiterführende Ausbildung zum Master in verschiedenen Bereichen des Sozialwesens oftmals aus Mangel an strukturellen Gegebenheiten nicht für jeden qualifizierten Interessenten möglich. In Sachsen verstärken sich die Bemühungen, praktikable Lösungsansätze zu suchen, um diesen Problemen begegnen zu können. In Fachforen werden Diskussionen und Arbeitsgespräche über die Angemessenheit von Ausbildungsinhalten hinsichtlich ihrer praktischen Relevanz geführt,
es steht die Hochschulpolitik, die unter anderem Eckwerte für verschiedene Zulassungs- und Anerkennungverfahren vorgibt, auf dem Prüfstand. Es wird nach gangbaren Wegen gesucht, um beispielsweise auch Quereinsteigern einen angemessenen Zugang zu verschiedenen Sparten des Sozialwesens zu ermöglichen, ohne das Fachkräftegebot zu unterlaufen – und selbst diesbezüglich gibt es, so scheint es, Gesprächsbedarf. Wir befassen uns in der vorliegenden Ausgabe unter anderem mit einigen der sächsichen Istzustände und Entwicklungen und wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.
Dirk Müntzenberg, CORAX–Redaktionsleitung
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kolumne
Liebe Bachelorabsolventin, lieber Bachelorabsolvent, du hast eine formale Qualifikation in der Sozialen Arbeit erworben. Das ist gut. Denn jetzt kannst du dich in das Berufsleben stürzen. Durch dein Zertifikat wirst du von den Trägern und Finanzgebern akzeptiert, denn es ist ganz wichtig für die Besetzung einer Stelle im sozialen Bereich, dass der formale Abschluss stimmt. Die Praxiserfahrungen sind eher Nebensache. Es gibt sogar schon einige Stellenangebote, die sich direkt an dich wenden – meist mit der Erwähnung des alten Diplomabschlusses. Du kannst Kinder oder Jugendliche betreuen, Schuldner beraten, du kannst auch Bildungsangebote für erwerbslose Menschen durchführen oder sogar schon als Kita-Leiter(in) tätig werden. Wundere dich bitte nicht, wenn Stellenangebote neben Sozialarbeiter(inne)n auch Erzieher(innen) ansprechen. Du weißt, Soziale Arbeit kann doch jede(r) machen, der irgendeine Ausbildung in diesem Bereich absolviert hat. Außerdem wird doch nicht viel Geld für soziale Dienstleistungen ausgegeben und da ist es einfacher, dich nach einem Tarif zu bezahlen, der eine abgeschlossene Berufsausbildung fordert. Apropos Tarif! Tarifzahlungen nach dem öffentlichen Dienst sind in der Sozialen Arbeit äußerst selten. Die meisten Einrichtungen haben Haustarife – die schon teilweise im Niedriglohnbereich liegen. Häufig wirst du dich mit Teilzeit-, Honorar- oder befristeten Stellen zufriedengeben müssen. Die sozialen Unternehmen können doch heutzutage nicht mehr langfristig mit finanziellen Mitteln planen. Dafür musst du doch Verständnis haben!
Mandy H., eine Bachelorstudentin
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Gerade wenn du noch in der Luft hängst, überlegst du sicherlich, ob ein Masterstudium der Sozialen Arbeit eine Alternative darstellt. Erstens kann gesagt werden, dass die Arbeitswelt zwischen den Abschlüssen derzeit nicht so richtig differenziert. Also mit dem Masterabschluss kannst du häufig die gleichen Jobs machen wie mit dem Bachelor. Aber Arbeitgeber finden den Mastertitel recht hübsch und mit dem einen oder anderen anerkennenden Blick wirst du rechnen können. Als Zweites ist zu bedenken, dass die Soziale Arbeit so hochqualifizierte Menschen derzeit (noch) nicht braucht. Denn es gibt auch kaum ausgeschriebene Stellen, die sich an Masterabsolvent(inn)en richten. Rein formal eröffnet dir der Master hochdotierte, verantwortungsvolle Stellen. Du könntest also als Jugendamtsleiter(in) oder Geschäftsführer(in) eines Trägers der Kinder- und Jugendhilfe oder als Dezernatsleiter(in) im Sozialamt tätig sein. Hier spielt aber auch noch das Geschlecht eine Rolle. Um so einen Posten übernehmen zu können, ist es einfacher, wenn du männlich bist. Da kannst du sogar versuchen, dich direkt mit deinem Masterabschluss auf diesen Posten zu bewerben und du hättest eine Chance. Wenn du eine Frau bist, wirst du dich mit dem Masterabschluss wohl (erst mal) unter Wert verkaufen müssen und von der Basis aus kannst du dich dann hocharbeiten. Aber vielleicht entdeckst du ja auch die praktische Arbeit am Klienten als deine Berufung. Und da bleibst du
halt. Frauen und Männer, beachtet bitte, dass Sozialunternehmen prinzipiell über keine Programme für Nachwuchsführungskräfte verfügen wie bspw. in der freien Wirtschaft. Geld ist immer knapp. Es muss gespart werden. Wichtig ist auch, keine Bildungsexperimente mit verschiedenen Fächerkombinationen zu machen bei der Entscheidung für ein Masterstudium. Die Arbeitgeber sehen gern einen geradlinigen Lebenslauf: erst Bachelor Soziale Arbeit, dann Master Soziale Arbeit. Natürlich bleibt dir auch der Ausstieg aus der Sozialen Arbeit. Es gibt sehr gewinnträchtige Zweige. Da lohnt sich doch noch mal eine Ausbildung! Zwar verdienst du in anderen Branchen besser, hast auch stabilere Beschäftigungsverhältnisse sowie häufig eine solide Personalentwicklungspolitik, aber auch dort wird dein Geschlecht noch mal ausschlaggebend sein, ob du irgendwann auf der Stelle stehenbleibst oder dir die Türen offenstehen. Solltest du trotz der prekären Beschäftigungsverhältnisse der Sozialen Arbeit treu bleiben, so bringst du hoffentlich ein neues Selbstverständnis mit. Nicht: ‚Hauptsache Arbeit‘ und das Pflegen eines Helfersyndroms sollten ausschlaggebend sein, sondern du musst selbstbewusst und fordernd in die Arbeitswelt treten sowie dich mit Gleichgesinnten zusammenschließen und für eine wirkungsvolle Standesorganisation kämpfen. Dies scheint mir der einzige Weg zu sein, den ich dir raten kann.
corax 4 / 2014
inhalt
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editorial kolumne
Liebe Bachelorstudentin, lieber Bachelorstudent (Mandy H.)
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jugendhilfe im prozess
Meldungen Lebensphase "Jugend" stärker in den Blick nehmen (Sächsische Staatsministerium Für Soziales) Der Vierte Sächsische Kinder- ind Jugendbericht – eine kritische Betrachtung (Dr. Martin Rudolph, Dr. Thomas Drössler) Die Betonung liegt auf dem Weg (Uwe Teich) Ansichtssache oder Wissensentscheidung? (Robert Görlach, Chrisitian Kurzke, Dieter Wolfer)
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titelthema: campus und feld der sozialen arbeit in sachsen
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praxis & projekte
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Hochschulpolitik und Fachkräftemangel (Annekatrin Klepsch) Wie die Faust auf´s Auge (Robert Görlach) Die wechselseitige Anerkennung zwischen Berufspraxis und Studierenden der BA im Studiengang Soziale Arbeit (Dr. Sandra Zabel) Freiwilligendienst als Profession (Detlef Graupner, Jürgen Böhme)
Kulturelle Teilhabe für behinderte Kinder und Jugendliche (Andrea Gaede) Borderless – Interkulturelle Begegnungen und Informationen zu Flucht und Asyl (Rico Dröge, Andreas Rauhut) Artig an die frische Luft (Tanja Kasischke) Per Speed Dating in die Sozialwirtschaft (Katrin Marie Merten) He, Augenblick mal!!! (Robert Görlach)
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mensch & meinung Wofür wählen, wenn man Dinge mit Käse überbacken kann? (Clara Stelmecke)
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absolventin
expertise
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Der Masterabschluss in der Sozialen Arbeit – eine unbekannte Größe?! (Mandy Hepperle)
Sozial- und Jugendhilfe sind gewinn- und erfolgsorientierte Investitionen (Dieter Wolfer)
literaturtipp
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alles was recht ist § Der Mindestlohn (auch) in der Sozialen Arbeit, Teil 1(RA Jens Cramer)
leser(innen)service / impressum
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