Dieter Kauertz - einmal Schiri - immer Schiri! Flipbook PDF

Schiedsrichter - ohne sie geht es nicht im Sport. Der Autor wurde 1954 in Grevenbroich geboren, als Deutschland zum erst
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Story Transcript

Dieter Kauertz

Einmal Schiri immer Schiri! Ich bin gerne Schiedsrichter!

Die Karriktur auf der Titelseite stammt aus der Feder von Thomas Wiesen, alias Tom Meadows, alias ti-dablju-styles, Baujahr 77, Diplom Grafik Designer und Künstler aus NRW. Er beschäftigt sich im Bereich der Illustration, Fotografie, Wandbemalung, Leinwandmalerei, Software-Oberflächendesign und Objektdesign. www.ti-dablju-styles.de Gründer der Streetwearlabel Freaky Streetwear und Colorful-Girls www.freakystreetwear.de www.colorful-girls.de Kreativ-Dozent an Jugendkunstschulen, weiterführenden Schulen und Jugendeinrichtungen unter dem Träger der AWO und des Landes NRW. Autor des Satire-Buches „world peace I“. Satiriker in Wort und Bild

Dieter Kauertz

Einmal Schiri - immer Schiri! Ich bin gerne Schiedsrichter! (von der D-Jugend bis zur Oberliga)

Illustration: Tom Meadows

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Erläuterung der Abkürzungen / Glossar

FIFA

Fédération Internationale de Football Association (Weltfußballverband) UEFA Union of European Football Associations, (Europäischer Fußballverband) DFB Deutscher Fußballbund WFV Westdeutscher Fußballverband FVN Fußballverband Niederrhein VSA Verbandschiedsrichter Ausschuss VSO Verbandsschiedsrichter Obmann KSA Kreisschiedsrichter Ausschuss KSO Kreisschiedsrichter Obmann LW Lehrwart OL Oberliga LL Landesliga BZ Bezirksliga SR Schiedsrichter SRA Schiedsrichter Assistent LR Linienrichter FV Feldverweis FAZ Feldverweis auf Zeit G-R Gelb-Rot VW Verwarnung

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Dieter Kauertz wurde am 4. Februar 1954 in Grevenbroich geboren. Ab 1960 besuchte er die Volksschule in Grevenbroich-Orken, ab1964 die Realschule in Grevenbroich (2 Kurzschuljahre). Von 1969 bis 1970 besuchte Kauertz die Höhere Handelsschule Grevenbroich, im Anschluss den gymnasialen Zweig der Höheren Handelsschule in Düsseldorf-Bilk. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung bei Peek & Cloppenburg in Düsseldorf war er in der Bekleidungsindustrie tätig bei der Hosenfabrik Westrich in Ramstein, bei hattric in 8

Mönchengladbach und mit Unterbrechung von vier Jahren bei Widax in Hückelhoven-Baal bei der Firma Gardeur in Mönchengladach. Seit 2018 ist Dieter Kauertz Rentner. Die Begeisterung für den Fußball hatte Kauertz bereits in frühen Jahren. Nach einigen Jahren als Spieler wurde er Schiedrichter und blieb diesem Amt 39 Jahre bis heute treu.

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Prolog Die Faszination des Schiedsrichter-Seins Dieses Buch beschreibt meine Erlebnisse aus über 39 Jahren begeisterter Tätigkeit als aktiver Fußballschiedsrichter und Beobachter /Coach von den untersten Amateurklassen bis in die Oberliga. Es soll jungen Menschen auf dieses Hobby neugierig machen und eine Orientierung bei der Entscheidungsfindung geben, ob diese Tätigkeit auch für sie geeignet ist. Aktiven Trainern, Spielern und Fußball-Interessierten soll es einen Einblick in den Alltag eines Amateur-Schiedsrichters in Deutschland geben. »Die wahren Helden pfeifen sonntags in den unteren Ligen. Da muss nur ein Zuschauer über die Barriere springen - und schon kann er dich schnappen.« Das sagt ein ehemaliger Schiedsrichter der Fußball-Bundesliga über seine Kollegen im Amateurbereich. Rund 57.000 Hobby-Schiris sind im Deutschen Fußball-Bund (DFB) organisiert. Es werden seit Jahren immer weniger. Weil Gewalt und Respektlosigkeit immer weiter steigen. Die Unparteiischen in den Profiligen erhalten pro Einsatz das Monatsgehalt eines Besserverdieners, die HobbySchiris gerade einmal so viel, dass es für zwei Kinokarten reicht. Was macht die Faszination des Schiedsrichter-Seins aus? Was treibt mich und die anderen Schiris an, an jedem Wochenende unsere Freizeit auf Spielfeldern abseits der großen Arenen zu verbringen? Sport und damit Fußball kann uns helfen, eine bessere Welt zu schaffen. Übertrieben? Nein, ich habe es selbst immer wieder erlebt. Fußball ist auch eine Abbildung unserer Gesellschaft. 11

Dabei ist auch einer für die Einhaltung der Ordnung zuständig. Für mich steht der Amateurfußball - neben anderen Sportarten - für Hobby, Zeitvertreib, Treffpunkt, Kameradschaft, Faktor im Zusammenleben in der Gemeinschaft! Sport hebt die Grenzen zwischen verschiedenen Hautfarben, Glaubensrichtungen und Nationalitäten auf; damit steht auch Fußball für Integration. In den Fußballvereinen an der Basis ist schließlich der Fußball zu Hause. Hier lernen die Kinder Fußball, hier werden Talente entwickelt - bei den Jungs wie bei den Mädchen. Im spielerischen Miteinander werden Fairness, Toleranz, Respekt und Teamgeist vermittelt. Im Amateurfußball wird - je nach Spielklasse - nicht nur für Geld gespielt, sondern oft mit viel Leidenschaft vor allem in Lokalderbys, die ich mir lieber anschaue als manches Bundesligaspiel. Fußball steht für Integration, nicht für Abgrenzung. Wer das nicht versteht, ist fehl auf´m Platz. Was macht eigentlich ein Schiedsrichter oder eine Schiedsrichterin? Schiedsrichter*innen leiten das Spiel und achten darauf, dass sich im Spiel alle an die Regeln halten, dass niemand schummeln kann und dass so wenige Verstöße wie möglich übersehen werden. Zur Unterstützung hat der Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin ab Landesliga zwei Assistent*innen, die ihm oder ihr helfen, das Spiel auf dem großen Spielfeld im Auge zu behalten. Bei den Spielstrafen wird zwischen dem direkten und dem indirekten Freistoß und dem Strafstoß (umgangssprachlich als Elfmeter bezeichnet) unterschieden, die abhän12

gig von Art und Ort des Vergehens sowie gegebenenfalls der Zielperson des Regelverstoßes (Mitspieler, Gegenspieler, Offizielle, SR) zu verhängen sind. Die wohl wichtigsten Utensilien von Schiedsrichter*innen sind die Pfeife und zwei Karten in den Farben Gelb und Rot. Verstößt eine Spielerin oder ein Spieler gegen die Regeln, dann erteilt die Schiedsrichterin oder der Schiedsrichter entweder eine mündliche Verwarnung oder zieht die gelbe Karte. Nach der zweiten gelben Karte folgt die rote Karte. Das heißt, die Spielerin oder der Spieler muss das Feld verlassen. Neben der Spielleitung hat der Schiedsrichter noch eine Reihe weiterer Aufgaben (z. B. Kontrolle der vorgeschriebenen Ausrüstung der Spieler und des Platzaufbaus), die in den Fußballregeln sowie den jeweiligen Spielordnungen der Fußballverbände festgelegt sind. Schiedsrichter*innen haben eine besonders wichtige und verantwortungsvolle Rolle in einem Fußballspiel!

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Historie Fußball gibt es offiziell seit 1863. Schiedsrichter als Alleinentscheider gibt es seit Juni 1891 - eine Entscheidung der IFAB, der International Football Association Board, gegründet 1886 von den vier Britischen Verbänden England, Wales, Schottland und Irland. „Jedes Spiel wird von einem Schiedsrichter geleitet, der die uneingeschränkte Befugnis hat, die Spielregeln durchzusetzen.“ Im Protokoll heißt es u.a.: „Es wird ein Schiedsrichter ernannt, dessen Aufgabe es ist, die Regeln durchzusetzen und alle strittigen Punkte zu entscheiden. Der Schiedsrichter ist befugt, einen Freistoß zu verhängen, ohne dass er dazu aufgefordert werden muss, wenn er das Verhalten eines Spielers für gefährlich hält.“ Im Jahr 1893 kam die Tatsachenentscheidung hinzu. „Die Entscheidungen des Schiedsrichters zu Tatsachen im Zusammenhang mit dem Spiel sind endgültig“. Die Linienrichter dürfen nur Einwurf, Abstoß und Ecke anzeigen. All das spielte sich auf den britischen Inseln ab, wo der Fußball in England, Schottland, Wales und Irland schon gut organisiert war. Zwischen diesen vier Ländern wurde auch jährlich eine britische Meisterschaft ausgespielt. Kurz in Ergänzung zur Historie im Frauenfußball; ihn bezeichnet die Sportart Fußball, wenn sie von Frauen ausgeübt wird. Das Regelwerk unterscheidet sich nach anfänglichen Abweichungen inzwischen nicht mehr von dem im Männer-Fußball. Nur in Bezug auf Spielweise, Taktik und Strategie gibt es geringfügige Abweichungen. Der Frauenfußball galt zeitweilig als moralisch verwerflich und kämpft in vielen Ländern noch immer um gesellschaftliche Anerkennung. 14

Als 1863 Fußball durch die internationale Vereinheitlichung der Regeln zu einer Sportart wurde, spielten auch Mädchen an englischen Schulen dieses Spiel. 1894 wurde das erste britische Frauen-Fußballteam, die British Ladies, gegründet. Das erste Spiel der Fußballerinnen, England-Nord gegen EnglandSüd am 23. März 1895, das mit 7:1 endete, wurde von gut 10.000 Zuschauern verfolgt. Die Fußballerinnen trugen Hüte und (für die damalige Zeit relativ) kurze Röcke über Knickerbockern, um den Anstand zu wahren. Und wie war es früher? Etwa 5000 v. Chr. wurde eine Handvoll feuchtes Laub wie ein Schneeball zusammengepresst und mit Bast umwickelt. Wie ein griechisches Steinrelief aus vorchristlicher Zeit zeigt, balancierte eine nackte Gottheit einen solchen Ball auf dem Knie. Zur Völkerwanderung (250 n. Chr.) war der Ball bereits mit Luft gefüllt. In eine aus Leder gefertigte Hülle steckte die Harnblase eines Rindes. Dieses wurde dann mit dem Mund aufgeblasen. Die Azteken und Inkas fertigten den Ball, wie sollte es anders sein, aus Gummi. Sie spielten sich den Ball zu, der dann mit dem vorher gepolsterten Hinterteil und einem gekonnten Hüftschwung durch einen hochgesetzten Ring befördert wurde. Um 1410 wurde in Florenz ein bereits aufgepumpter Ball mit Füßen, Kopf und Fäusten in ein Tor getrieben. Im Jahr 1875, als bei uns in Deutschland die ersten Schülermannschaften gegründet wurden, gab es bereits „das runde Leder“. Warum sollen junge Männer und Frauen Schiedsrichter werden? Welche Vorteile haben sie durch dieses Hobby? Als Schiedsrichter lernt man für sein ganzes Leben. Die Schiedsrichterei ist ein tolles, cooles, auch anspruchvolles Hobby, das junge Menschen für ihr Leben stärkt und sehr zur Persönlichkeitsbildung beiträgt! Durchsetzungsvermögen, 15

Menschenkenntnis und Zielstrebigkeit sind nur einige der wenigen Fähigkeiten, die sie mit diesem Hobby ausbauen. Gerade jungen Menschen hilft und unterstützt unser Hobby mit vielen hinzugewonnenen Eigenschaften - sowohl im privaten als auch im beruflichen Leben: ► Fair Play (Haltung des Sportlers) ► Respekt ► Pünktlichkeit ► Zuverlässigkeit ► Pflichtbewusstsein ► Selbst Entscheidungen zu treffen = Mut, Entschlossenheit ► Charakterstärke ► Menschenkenntnis ► Mit Kritik besser umgehen zu können ► Fingerspitzengefühl

Die Kritik gilt dem Schiedsrichter (mit seiner Macht, Spielentscheidungen zu treffen sowie persönliche Strafen mit gelben und roten Karten auszusprechen) - nicht dem Menschen / der Person!

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► Fitness ► Weniger Verletzungsanfälligkeit als ein aktiver Spieler ► 90 Minuten volle Spielzeit (kein Trainer kann einen auswechseln) ► Aufbesserung des Taschengeldes Die aktuellen Spesensätze des FVN sind in Euro:

Oberliga Landesliga Bezirksliga Kreisliga Frauen A-Jugend / B-Jugend C-Jugend und jünger

SR

SRA

65,00 € 40,00 € 30,00 € 22,00 € 20,00 € 15,00 € 10,00 €

35,00 € 25,00 € 20,00 € 15,00 €

Steigt man in die Regionalliga des Westdeutschen Fußball Verbandes auf, gibt es mittlerweile sogar schon 300,00 €! Außerdem darf man als Schiri mit seinem aktuell abgestempelten Schiedsrichter-Ausweis kostenlos zu allen Spielen auch in der Bundesliga (hier jeweils gibt es eine spezielle Schiedsrichter-Kasse, zu der man rechtzeitig anreisen sollte)! Dies habe ich auch - wenn auch selten - genutzt und neben den Stadien von VfL Borussia Mönchengladbach, 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf bei meinen beruflichen Fahrten auch die Stadien vom FC Bayern München, Hamburger SV und Hertha BSC Berlin besucht. 17

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Meine Fußballjugendzeit Schiedsrichter wurde ich 1981 - erst im Alter von 27 Jahren. Geboren im Februar 1954 sah ich als Wassermann noch in den Windeln „das Wunder von Bern“ in der Schweiz vom 16.06. bis 04.07. mit dem Sieg der Deutschen Nationalelf über Ungarn zum ersten Weltmeister Titel. „Schäfer flankt nach innen - Kopfball - abgewehrt - aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen - Rahn schießt - Toooooor!!! Toooooor!! Toooooor! Toooooor! Tor für Deutschland.“. Und dann: „Aus, aus, aus aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“. Diese legendäre 84. Minute, die Radioreporter Herbert Zimmermann dokumentierte, ist bis heute unvergessen! Ich werde Euch jetzt erzählen, wie ich nach meiner Jugendzeit im Fußball zur Schiedsrichterei kam. „Auf einem steinig-sandigen Kiesboden des Kirmesplatzes in Orken auf der Richard-Wagner-Straße gegenüber unserer Wohnung bin ich mit dem Kicken groß geworden und habe mir die notwendige Härte in Spielen der Richard-WagnerStraße (Orken) gegen die Hans-Sachs-Straße (Elsen) angeeignet. Nachdem ich von der Katholischen Volksschule Orken auf die Städtische Realschule Grevenbroich gewechselt war, nahm mich mein Freund und Großcousin Peter Golz im Sommer 1965 mit zum Training der D-Jugend des TuS Grevenbroich (zu der Zeit gab es noch keine F- und E-Jugendmannschaften) und habe dann seit meinem 10. Lebensjahr beim TuS Grevenbroich (ausgesprochen: „Grevenbroooch“ - und nicht wie der Schlämmer Horst im Fernseher behauptet hat „Grevenbreusch“!) Fußball im Verein gespielt. 19

Zu dieser Zeit gab es für uns Jungs weder Computer noch Gameboy; auch Fernseher hatten erst einige wenige Familien. Daher ging es nach der Schule und den Hausaufgaben jeden Tag zum Fußballspielen auf den Bolzplatz. Zum zweimaligen Training in der Woche fuhr ich mit dem Fahrrad in die Stadt zum Schloßstadion. Den Spielerkader insgesamt bildeten Norbert Rodrigo, Bruno Olszok, Roland Hoffmann, Norbert Dieke, Dieter „Zwiebel“ Szymanzik, Klaus Feuster („alles Boschte vom Neejereng“ bzw. Flutgraben), Wolfgang Lehmann, Manfred „Manni“ Franck (beide aus der Erftwerksiedlung), Richard Hanke (Laach - heute Tambourmajor in Elsen-Fürth), Karl-Heinz Donner (Richard-Wagner-Straße, Elsen), Gerd Gerresheim (Hans-Sachs-Straße, Orken) und Dieter Kauertz (RichardWagner-Straße, Orken) sowie Helmut Franz. (Zu der Zeit war es eigentlich üblich, dass man nur in dem Verein seines Vorortes bzw. Dorfes spielte. Zur Stadt Grevenbroich zählten vor der kommunalen Neugliederung 1975 nur die Stadtmitte - zwischen den Schranken -, Elsen, Fürth, Orken, Noithausen, Laach, die Erftwerksiedlung, Neuenhausen, Allrath und Barrenstein.) Spielführer war Manfed „Manni“ Franck, Trainer war sein Vater - nämlich Rolf Franck, Betreuer u.a. Käthchen Franck und Heinz Ehls; Jugendleiter Heinz Pesch und Jugendgeschäftsführer Herbert „Bob“ Schillings. Während der Spiele hat uns Mutter Franck temperamentvoll angefeuert und auch schon mal den Schiedsrichter „angemacht“. Mit Norbert Rodrigo, Bruno Olszok, Wolfgang Lehmann, Manfred Franck, Roland Hoffmann, Gerd Gerresheim und Torwart Dieter Szymanzik hatten wir einige sehr talentierte Spieler in unseren 20

Reihen, die z.T. auch später in die Kreis- bzw. Niederrheinliga berufen wurden und als Senioren in höheren Klassen gespielt haben. Wir spielten in alten, von dem Jahrgang vorher übernommenen Trikots, z.T. mit Rundhals, V-Ausschnitt oder Knopfleiste - alles durcheinander, aber alle in Rot. Da wir meistens auf Aschenplätzen spielten, tauchte unsere 2. Vereinsfarbe Weiß selten in unseren Trikots auf. Das Spielfeld ging von 16 Meter- zu 16 Meter-Raum und die aufgestellten Tore hatten erstmalig Netze. Umgezogen wurde sich z.T. in einer Holzbaracke am Tennisheim, im Winter auch schon mal in der Turnhalle. Meinen ersten Einsatz als Spieler beim Auswärtsspiel in Barrenstein habe ich leider verpasst. Ich hatte nicht mitbekommen, dass der Treffpunkt nicht am Aushang bei der Neuß-Grevenbroicher-Zeitung auf der Breite Straße, sondern zum Stadion verlegt worden war. Tief enttäuscht und weinend lief ich mit meinen Fußballschuhen in meinem Sportbeutel zu Fuß nach Hause. (Hinweis für die heutige Jugend: 1965 gab es noch kein Handy, mit dem man sich hätte informieren können; die meisten Familien - so wie wir - besaßen noch nicht einmal ein Telefon!) Nach unserem Spiel in Neurath (dem Dorf meiner Verwandten väterlicherseits - mein Opa war dort Bürgermeister -, von denen ich nur „dä Wenkbühl“ genannt wurde, weil ich im Bernadusheim in der Stadtmitte am Ostwall das Licht der Welt erblickte), bei dem ich dem schnellen, einarmigen Linksaußen durch Einsatz und Zweikampfstärke den Schneid abgekauft hatte, wurde ich auch durch die permanente, fleissige Trai ningsteilnahme Stammspieler als rechter Verteidiger. Vom System her spielten wir mit Torwart (Dieter „Zwiebel“ Szymanzik), Ausputzer (Norbert Dieke), Vorstopper (Richard 21

TuS Grevenbroich - D-Jugend Kreismeister Obere Reihe von links nach rechts: Norbert Dieke, Klaus Feuster, Bruno Olszok, Norbert Donner, Manfred Franck, Richard Hanke Untere Reihe von links nach rechts: Gerd Gerresheim, Roland Hoffmann, Norbert Roderigo, Dieter Szymanzik, Wolfgang Lehmann, Heinz Günter, Dieter Kauertz

Hanke), rechtem und linkem Verteidiger (Roland Hoffmann später Mittelläufer), Mittelläufer, rechter (bzw. Halbrechts Norbert Rodrigo) und linker Läufer (bzw. Halblinks Manfred „Manni“ Franck), Rechtsaußen (Bruno Olszok), Mittelstürmer (Gerd Gerresheim) und Linksaußen (Wolfgang Lehmann). Als rechter Verteidiger war es meine Aufgabe, beim gegnerischen Linksaußen in Manndeckung zu bleiben und ihn auszuschalten („Du bleibst immer beim Linksaußen - egal wohin der läuft; wenn der auf´s Klo geht, gehst Du auch mit!“). Da der keine Abwehrarbeit zu verrichten hatte, habe ich daher 22

auch selten die gegnerische Mittellinie überschritten und in meiner D-Jugend-Zeit auch kein Tor erzielt. Roland Hoffmann kann sich heute noch erinnern, dass wir zu seinem ersten Spiel mit einem Linienbus nach Kapellen fuhren und uns auf dem Sportplatz umziehen mussten. Später fuhren wir z.T. mit einem Kleinbus von Taxi Unternehmen Sterken. Auch Jugendleiter Heinz Pesch stellte sich bei weiteren Auswärtsspielen ebenso wie der ein oder andere Vater als Fahrer mit seinem Privat-PKW zur Verfügung. Wir wurden am Saisonende Meister der Grevenbroicher D-11er Gruppe. Als Verein aus der Stadtmitte mussten wir dabei immer deutlich besser sein als der Gegner. Denn auf den Dörfern wie Neurath, Frimmersdorf, Gustorf, Gindorf, Kapellen u.s.w. wurden wir von den Vereins-Schiedsrichtern oft benachteiligt. Dennoch gewannen wir manche Spiele sogar zweistellig. In zwei weiteren Qualifikationsspielen gegen die Gruppensieger aus Dormagen und auswärts in Neuss setzten wir uns erfolgreich durch und wurden Kreismeister der D-Jugend Saison 1965/1966. Als Belohnung wurden wir ins „Alte Schloss“ eingeladen und erhielten dort unsere Gold-Medaille. Als „Siegprämie“ gab es für jeden Spieler 2 Fläschchen Fanta Limonade! Hierüber werden heutige Jugendspieler nur schmunzeln. Aber zu dieser Zeit gab es nur zu ganz besonderen Anlässen CocaCola oder Fanta Limonade. Zu Hause gab es „Kraneberger“ (Leitungswasser), das ab und an mit einem Frigo-Brausetütchen (für 5 Pfennig) und später durch Tri-Top Orangensirup zum Erfrischungsgetränk aufgemotzt wurde. Dies war meine einzige Kreismeisterschaft, die ich feiern durfte. Diese Plakette hat deshalb immer noch einen besonde23

ren Platz in meinem „Pokal“-Schrank, in dem Urkunden, Pokale, Ehrennadeln und sonstige „Trophäen“ hängen. Einige von der D-Jugend-Mannschaft, u.a. Norbert Rodrigo, Bruno Olszok, Roland Hoffmann, sehe ich immer noch zum Frühschoppen im Zelt am Schützenfestmontag - immer der erste im September - in Grevenbroich. Für diesen Festtag habe ich mir immer einen Tag Urlaub genommen und bin auch selbst aus der Pfalz und jetzt seit 36 Jahren aus Mönchengladbach mit dem Zug angereist. Nach vier Jahren C- und B-Jugend habe ich wegen meines Abiturs (und weil ich nur Reservespieler war - ich wusste, wo der Ball hin sollte, aber er kam dort nicht an) auf die beiden A-Jugend-Spielzeiten verzichtet und danach erst in der III. Mannschaft in der KL C bis zu den Alte Herren weitergespielt. (u.a. mit Horst „Blumi“ Blumenroth, Eddie Kammer, Manfred Wosnitza, Harry Zaudig, Hannes Conrads, Uli Zimmermann, Wolfgang Brandt, Berti Peiffer, Karl Wilczek, Harald Behr, Hans-Robert Schmitz („Schmitze Kess“), „Sarli“, Danilo Rheydt, Dieter „Kaki“ Kaltz, Josef „Jüppchen“ Weyerstraß, Matthias Schummers, Lothar Schmitz, Bodo Kindermann, Günter „Stacho“ Wolfensberger, Norbert Nürnberg, Klaus Röhnert, Heinz Görn, Manfred „Manni“ Michel, Franz-Josef Esser, Horst „Wuschel“ Ophüls, Trainer Günter „Macka“ Rheydt). Mit Lothar Schmitz, Clemens Geller, Manfred Michel und Bodo Kindermann und ihren Frauen haben Franziska und ich auch jahrelang gekegelt und der Freundschaft gefröhnt. Mit Clemens und Lothar unternehme ich auch heute noch ab und zu Wandertouren.

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TuS Grevenbroich 3. Mannschaft - Kreisliga C / Saison 1984/85

TuS Alte Herren 20-Jahr-Feier 1988 Dieter mit Clemens Geller und Hans „Laddy“ Bierbaum Fotos: privat 25

Wie und wann habe ich meine Ehefrau kennengelernt? Es war zwischen dem schriftlichen und mündlichen Abitur am 29. April 1972 in der Diskothek „Letzte Runde“ in Neuss. Ich war 18, sie war 16 Jahre alt. Nachdem ich sie mit einigen Tänzen „umbaggert“ hatte, sagte ich ihr am Abend, dass ich jetzt in den Kneipenvorraum gehen würde, um ein Fußball-Länderspiel zu sehen, und bat sie mitzukommen. Und sie ging mit. An diesem Tag spielte die deutsche Nationalelf in London im weltberühmten Wembley-Stadion gegen England vor 96.000 Zuschauern (und 22 Millionen vor den Fernsehern) und gewann das erste Mal überhaupt im Mutterland des Fußballs. Das EM-Viertelfinalspiel endete 3:1 für Deutschland. Die Tore schossen Gerd Müller, Günter Netzer per Strafstoß und Uli Hoeness nach Vorarbeit von Siggi Held. Frankreichs Fachblatt L'Equipe schwärmte prompt vom "Traumfußball aus dem Jahr 2000". "Es war der glänzendste Sieg einer deutschen Nationalmannschaft. Nichts von den 'Panzern', von den 'Nibelungen', wie es sonst nach deutschen Erfolgen in der internationalen Presse zu lesen war, nichts von Kampf und Kondition: Die Welt rieb sich die Augen und erkannte bei den Deutschen die Möglichkeit der Kunst, der Eleganz, der Phantasie". 2011 erhielt der Sieg von Wembley auch in der Rangliste der Sport Bild das Etikett "Größtes deutsches Länderspiel." von über 850 mittlerweile. Auch meine Augen glänzten nach dem Spiel - mit meiner neuen Freundin Franziska im Arm: zwei Siege an einem Abend. In Grevenbroich verlief übrigens der Äquator zwischen Alt und Kölsch; diese Grenze zog sich von Neuss, Grevenbroich über Dormagen, Zons bis rechtsrheinisch nach Monheim. Wir sind also mit Alt und Kölsch aufgewachsen, während es in un26

seren Nachbargemeinden entweder nur Kölsch oder nur Alt zu trinken gab. „Leeve un leeve losse!“ Von meinen Mannschaftskameraden gründeten Harry Zaudig (Rechtsanwalt) und Uli Zimmermann (Mathematiker) gemeinsam mit Roland Busch (Journalist) die Rock&Pop-Band „Last Order“ - „Never too old to Rock`n Roll“. Immer im November hatten sie ihren eigenen Heimauftritt in Grevenbroich - zuerst im Clubheim des Tennisclubs Rot-Weiß neben unserem Schloss-Stadion und später in der Aula des Gymnasiums. Hier haben viele unserer Mannschaftskameraden unter Leitung von Manfred „Manni“ Wosnitza, der leider im Februar 2017 im Alter von 68 Jahren viel zu früh verstorben ist, immer den Ausschank gemacht. Manni hat auch über viele Jahre jedes Jahr eine Herren-Tour bestens organisiert. Sein Tod hat mich erschüttert nach über 30 Jahren Freundschaft. Da ich nicht der Zapper war, war ich das Frontschwein an der Theke, nahm die Bestellungen der ausverkauften Halle entgegen und teilte die Getränke aus. Die Bewegung tat mir besser, als hinter den Bierfässern zu stehen. Frontsänger Wolfgang Brandt (Stadtarchivar in Grevenbroich - heute 70 Jahre jung) wechselte nach einem Saunaabend 1980 und gründete eine eigene Band STIXX. Dort spielte er u.a. auch mit Arnold Küsters, der Mundharmoniker, Musiker und KrimiAutor. Auch bei ihren eigenen Heimkonzerten halfen wir mit unserem Theken-Auftritt in Grevenbroich - „der Niederrhein ist das Mississippi-Delta Nordrhein-Westfalens.“ Dies haben wir natürlich alles ehrenamtlich gemacht; Manfred hat dann für alle Helfer ein Abendessen organisiert. Auch STIXX hat sich dieses Jahr nach 20 Jahren aufgelöst: „time to say goodbye!“ 27

Mein größtes Pech beim TuS Am 29.09.1974 spielten wir mit der TuS III. Mannschaft auswärts beim SV Neukirchen. Bei einer Flanke auf der Rechtsaußenposition blieb ich durch meine langen Stollen mit dem linken Fußballschuh im Rasen hängen, als ich mich um die eigene Achse drehte. Dabei brach mein linker Außenknöchel ab. Meine Mannschaftskameraden brachten mich zum Grevenbroicher Krankenhaus, wo ich geröntgt wurde und die mich gleich dabehielten. Das Spiel endete übrigens nur 0:0, wie ich meinem alten Taschenkalender von 1974 entnehmen konnte. Bis zum 19.10.1974 musste ich im Krankenhaus bleiben. Dort wurde ich auch von meinen Betreuern und Mannschaftskameraden besucht. Die mit uns gemeinsam unter Trainer Günter „Macka“ Rheydt trainierende II. Mannschaft sandte mir eine Genesungskarte. Als Zeitsoldat beim 3. Transport-Batallion 801 wurde ich bis zum 09.12.1974 „heimkrank“ geschrieben und konnte mich in dieser Zeit intensiv um meine Arbeit als Jugendleiter kümmern. In meiner „Karriere“ als Senior beim TuS bestritt ich nur ein einziges Spiel in der Kreisliga A. Für den letzten (Nachhol-) Spieltag hatte die TuS Reservemannschaft schon einen Flug nach Mallorca gebucht. Mit wenigen Daheimgebliebenen sowie Spielern aus der AH standen für das letzte Meisterschaftsspiel bei der SpVg Neuss Weissenberg nur 9 Spieler zur Verfügung. Da noch zwei Spieler fehlten, kam der Schwager von Trainer Günter „Macka“ Rheydt zum Auswärtsspiel der III. Mannschaft (Anstoß 13.15 Uhr) und bat darum, die zwei Ersatzspieler zum Spiel um 15.00 Uhr nach Weissenberg mitnehmen zu dürfen. 28

Die fußballerisch guten Spieler wurden für Abwehr und Mittelfeld aufgestellt. Ich wurde auf Linksaußen eingesetzt, weil ich da das wenigste Unheil anrichten konnte. Meine Aufgabe war es lediglich, den rechten Mittelfeldspieler schon an der Mittellinie anzugreifen und den rechten Verteidiger in der eigenen Spielhälfte zu binden. Nach einem Konter kam ich nach einem Pass in die Tiefe auf halblinker Position ca. 20 Meter vor dem Tor so gerade noch mit der Picke an den Ball, der dann rechts neben dem Pfosten einschlug und erzielte so das Tor zur 2:1 Führung! Dabei war ich überhaupt nie ein Torjäger. In meiner ganzen „Karriere“ habe ich außer einem Tor als Spieler der C-2Jugend in Gierath als Senior höchstens 5 Tore geschossen. Das Spiel in Weissenberg endete übrigens nach guter kämpferischer Leistung dieses zusammen gewürfelten Kaders überraschend 3:3 (jeder hatte mit einer Niederlage gerechnet.). Dieses Unentschieden wurde am Abend gebührend in der Gaststätte „Jägersruh“ in Grevenbroich gefeiert und mein Tor kostete mich eine Runde Bier. Als Verteidiger hatte ich gelernt und wusste ich, wie Foulspiele gingen und das hat sich später beim Pfeifen ausgezahlt.

Beruflich in die Pfalz Nach dem Abi auf der Höheren Handelsschule mit gymnasialen Zweig in Düsseldorf absolvierte ich im Textil-Einzelhandel bei Peek&Cloppenburg in Düsseldorf auf der Einkaufsmeile Schadowstraße mein Praktikum als Verkäufer. Meine einjährige Substituten-Ausbildung wurde unterbrochen von zwei Jahren Bundeswehr in Köln-Ossendorf beim Transport-Batallion 801. Ich hatte mich als Zeitsoldat verpflichtet und erstmals 29

etwas mehr Geld verdient, so dass ich mir zuerst einen alten ausrangierten DKW 1000 für 150 DM und später einen alten gebrauchten NSU Prinz für 1.500 DM erlauben konnte. Darüber hinaus hat mir die Zeit als Gruppen- und später als Zugführer mein Selbstbewusstsein sehr gestärkt, denn ich musste auch vor zehn bzw. später vierzig uninteressierten Soldaten (zu der Zeit gab es noch die Wehrpflicht) Unterricht halten und sie vom Einhalten der Gesetze und Regeln überzeugen; das hat mir dann auch als Schiedsrichter sehr geholfen. Als bei Peek&Cloppenburg nach der einjährigen SubstitutenZeit dann der sog. „Karriereplan nach Maß“ stockte, wechselte ich in die Textilindustrie in die Pfalz. Dort landete ich beim SV Steinwenden-Weltersbach (Kreis Kaiserslautern) und spielte in der Bezirksliga-Reserve. In der Pfalz trugen im Gegensatz zum Niederrhein die jeweiligen Reservemannschaften immer das Vorspiel vor der jeweiligen I. Mannschaft aus - daheim wie auch auswärts. Meine beiden Arbeitskollegen der Hosenfabrik Westrich (Ramstein) Hans-Peter Moritz, der übrigens heute 2020 noch Betreuer der I. Mannschaft des SVS ist, und Bernd Mast hatten mich motiviert, in ihrem Verein zu spielen und nahmen mich mit zum Training. Nach meiner Probezeit holte ich dann meine Familie in die Westpfalz und zog mit meiner Frau Franziska und meiner Tochter Tina direkt nach Weltersbach. So hatte ich es nur 2 km bis zum Sportplatz mit der roten Asche. Mein Vater Hans hat uns beim Umzug fleißig geholfen; er kam immer gerne in der Pfalz, denn von seiner Jugendzeit war er immer noch Fan vom Betze, sprich 1. FC Kaiserslautern, mit seinen Spielern wie Fritz und Ottmar Walter, Werner Liebrich und Horst Eckel. Fritz Walter war ja auch als Kapitän Deutschlands bei der WM 1954 ein Idol und eine historische Figur. 30

Dabei wollte mein Weib zunächst gar nicht im Dorf Weltersbach bleiben. In der ersten Woche, als die Kisten und Koffer noch nicht in der möblierten Wohnung im Erdgeschoss vom Göttel Karl ausgepackt waren, sah sie aus dem Fenster, als der vom schräg gegenüberliegenden Bauernhof der Strauß Bauer seine Kühe und Kälber über unsere Hauptstraße auf die Felder führte. Dabei lief das ein oder Vieh über unseren Bürgersteig und ließ auch mal was fallen. Meine Frau Franziska - aus der 150.000 Einwohner „riesigen“ Großstadt Neuss - ganz aufgebracht: „Hier bleib` ich nit! Ich pack` die Koffer und Kisten nicht aus! Hier scheißen ja einem die Kühe vor`s Haus!“ Nachdem dann die Kühe im Mai ja auf dem Feld blieben, beruhigte sie sich wieder, vor allem nachdem sie die lieben freundlichen Nachbarn inclusive Hausbesitzer kennengelernt hatte. Und dass der Bauer Strauß auch jeden Tag frische, leckere Hühnereier im Angebot hatte. Vor allem die Nachbarn direkt gegenüber hatten mit Christine eine gleichaltrige Tochter wie unsere Tina, die zusammen im Hof und auf dem Spielplatz spielen konnten und deren Mutter Elke Franziska die Dörfer Weltersbach und Steinwenden zeigte. Und es gab ja noch die Großstadt Kaiserslautern, in der sie dann mal shoppen gehen konnte. Mit Strauß Herbert (nicht verwandt mit dem Bauer Strauß), Elke, Christine und ihrem später geborenen Sohn Daniel sind wir heute immer noch sehr gut befreundet und treffen uns außer zu runden Geburtstagen einmal im Jahr - meist auf halber Strecke.

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Schlüsselerlebnis „Was mir in der Pfalz auffiel, dass sich dort alle für den „FC K“ (Kaiserslautern), dem „Betze“, interessierten und die Ergebnisse vom Wochenende wussten - auch die Frauen und selbst die Omas. Später als Ersatzspieler und Betreuer der Reservemannschaft des SV Steinwenden-Weltersbach in der „Palz“, in der ich vier Jahre lang von Januar 1980 bis Dezember 1983 beruflich arbeitete, wurde ich von den Alten Herren gebeten, mal ein Spiel zu leiten, als kein Schiedsrichter gekommen war. Dabei wurde ich von der eigenen Mannschaft (größtenteils der Vorstand seriöse, intelligente Männer: Lehrer wie der Rietz Volker, Unternehmer wie der Wigand „WIGASTONE“ Herbert, Fahrlehrer wie der Krieger Otmar, Sparkassenfilialleiter wie der Mohr „Luggi“ Ludwig, Polier beim Hoch- und Tiefbau Unternehmen Zimmer wie der Lang Hans sowie ein Mitarbeiter der Nähmaschinenfabrik Pfaff und u.s.w. - aber wehe sie hatten das eigene Trikot an) kritisiert, obwohl ich sicher war, fair und regelgerecht gepfiffen zu haben. Daraufhin ging ich noch am gleichen Abend im Vereinslokal „Gasthaus Eli“ zum Vorstand und bat, mich zum nächsten Schiedsrichter-AnwärterLehrgang offiziell anzumelden. Das war im August 1981 für mich das Schlüsselerlebnis, um Schiedsrichter zu werden und mir das offizielle Regelwerk anzueignen. Hier lernte ich in Kaiserslautern u.a. FIFA-Schiedsrichter Albert Dusch als Verbandsschiedsrichterobmann und den seinerzeit 18-jährigen Verbandsliga-Schiedsrichter Markus Merk kennen. Markus, dessen Vater Rudi Schiedsrichter Betreuer beim 1. FC Kaiserslautern war, pfiff mit 17 schon Spiele der 32

Oben von links: Kalle Szczypiorski, Günther Fuchs, Werner Böhlke, Fritz Geckeis (†) Dieter Kauertz, Werner Schuff, Günther Franz, Thomas Weidinger (†) Armin Feth, Herbert Lutz, Jürgen Lang Unten von links: Bernd Hunsicker, Ulli Feil, Hartmut Müller, Walter Kappa, Aribert Helmdach, Karl-Heinz Schmidt

fünfthöchsten Klasse - in der Bezirksliga und somit auch in Steinwenden (in der Pfalz gab es damals keine Landesliga). Albert Dusch hatte das besondere Talent von Markus Merk und dessen unermüdliche Streben nach Perfektion gespürt. Über seine weitere Karriere - mit 19 in die Regionalliga - bis zur Bundesliga, später zur Champions-League und zu Weltmeisterschaften sowie dem Titel „Weltschiedsrichter des Jahres 2004, 2005 + 2007“ habe ich mich natürlich riesig gefreut. Für Markus Merk war es ein toller Erfolg aus den rund 700.000 Schiedsrichtern dieser Erde ausgewählt zu werden. Aber es war auch ein Erfolg für das deutsche Schiedsrichterwesen mit seinerzeit 80.000 Schiedsrichtern. Viele Jahre später 33

In Kaiserslautern lernte Dieter Kauertz den damals 18-jährigen aufstrebenden Schiedsrichter Markus Merk kennen. Verbandsschiedsrichterobmann Albert Dusch erkannte und förderte das besondere Talent des späteren Weltschiedsrichter des Jahres 2004, 2005 und 2007. Bereits 2005 erschien seine lesenswerte Biographie unter dem Titel „Bewegend - Merk & More“

habe ich Dr. Markus Merk dann nach einer Ansetzung bei Borussia Mönchengladbach gemeinsam mit dem Borussen Schiedsrichter Betreuer Alfred Bierent beim Abendessen nochmals getroffen. In der Pfalz brachte ich es in zweieinhalb Jahren bis zur Kreisliga A und erhielt auch schon vier Ansetzungen in der Bezirksliga. U.a. konnte ich mich auch schon bei SüdwestOberliga-Clubs in Freundschaftsspielen bewähren, so beim FK Pirmasens, FSV Salmrohr und FC St. Wendel. Zum Teil leitete ich bis zu vier Spiele an einem Wochenende. Wiederum durch einen beruflichen Wechsel kam ich 1984 nach Mönchengladbach. Zuvor hatte ich den Kreisschiedsrichterobmann Rolf Göttel (später auch Verbandsschiedsrichterobmann und im DFB-Schiedsrichter-Ausschuss) angeschrieben und mich angemeldet. Ende Dezember rief mich 34

Franz-Josef Vos vom 1. FC Mönchengladbach an und lud mich zu einem persönlich kennenlernen in das Vereinsheim des 1. FC ein. Ich schloss mich - weil mir dieser Verein als derjenige beschrieben wurde, der am meisten für die Jugend tut - dem 1. FC Mönchengladbach an. Wie ich dann erfuhr, ist der 1. FC Mönchengladbach 1894 e.V. der älteste Fußballverein Westdeutschlands und der zweitälteste nach dem Mehrspartenverein TV 1848 in Mönchengladbach! Sehr gekümmert um uns Schiedsrichter hat sich der damalige Vereinsvorsitzende „Papa“ Willi Schüll, der unsere Schiri-Gruppe jedes Jahr zu einem Imbiss im Vereinslokal sowie sein Nachfolger Wolfgang Heisters mit seinem Bruder Herbert, der uns immer zur Saisoneröffnung zum Grillen auf unsere Ernst-Reuter-Sportanlage eingeladen hat. Heute bin ich 36 Jahre Mitglied im 1. FC MG, aber immer noch auch seit 55 Jahren Mitglied im TuS Grevenbroich. Zeitweise habe ich samstags beim TuS Grevenbroich in der AH gespielt (bis 1990) und sonntags im Kreis 4 Mönchengladbach-Viersen bzw. später im Verband des FVN im gesamten Niederrhein-Gebiet immer gepfiffen. Nachdem ich 1974 - noch als Zeitsoldat beim Transport-Batallion 801 in Köln-Ossendorf zunächst als Gruppenführer, 1975 als Zugführer im Einsatz war - schrieb ich einen Brief an den Vorstand des TuS mit Vorschlägen, die Attraktivität des Vereins zu steigern - vor allem auch für Jugendliche. Der Vorstand lud mich - für mich überraschend - dann ein zum Gespräch und im Winter wurde ich dann zum Jugendleiter erkoren. 1975 war ich mit 21 Jahren (übrigens der jüngste im Kreis Grevenbroich-Neuss) für vier Jahre Jugendleiter Fußball beim TuS Grevenbroich und war verantwortlich für sechs Jugendteams von der D- bis zur A-Jugend. Hier war ich Samstags35

nachmittags und Sonntagvormittags im Einsatz; teilweise nahm ich auch meine Tochter Tina im Sportwagen-Buggy mit zu den Heimspielen, damit die Familie nicht ganz zu kurz kam. Nach Trainerwechsel wurde ich zusätzlich Betreuer der B-Jugend - die pubertären 15- bis 16-jährigen -, die dann von meinem Ex-Klassenkameraden (der Höheren Handelsschule und des Abis) Manfred „Manni“ Lehmann (Stamm-Stürmer der I. Mannschaft) trainiert wurde. Hier war ich auch als Fahrer eines Kleinbusses bei den Auswärtsspielen gefragt. Erinnern kann ich mich auch daran, dass wenn der ein oder andere mal Samstagsabend Party gefeiert hatte, ich ihn morgens aus dem Bett klingeln musste, damit wir wenigstens zwölf Spieler hatten. Da in der „Bauernliga“ bei Jugendspielen nicht immer ein Schiedsrichter erschien (unsere A-Jugend spielte erfolgreich in der Niederrheinliga und wurde mit Trainer Werner Ende sogar einmal Niederrhein-Meister!), durfte ich mit meinem Jugendleiter-Ausweis bevorzugt Jugendspiele leiten. So pfiff ich mehrmals B- und D-Jugendspiele, weil kein Schiedsrichter kam oder angesetzt war, und dies hat mir viel Spaß gemacht. Läuferisch fit war ich durch zweimal wöchentliches Training in der III. Mannschaft und durch Sport bei der Bundeswehr. Seit Beginn meiner Schiedsrichter-Karriere gibt es „mein großes Schiedsrichter-Buch“. Hierin habe ich alle meine Spielaufträge eingetragen mit Datum, Spielklasse, Ergebnis (HZ), einfache km-Entfernung, Zuschaueranzahl, Einsatz als SR, SRA oder Beobachter - bzw. jetzt die beobachteten Schiedsrichter und SRA mit ihren Noten, und das Spielfeld. Kein Grund, Schiri zu werden, waren die Schiedsrichterspesen (ich war ja schon voll berufstätig und finanziell abgesichert) 36

obwohl junge Menschen sich ein klein wenig das Taschengeld aufbessern können. Zu Beginn gab es für den Schiedsrichter 10 DM für ein Kreisliga-, 12 DM für ein Bezirksliga und 17 DM für ein Landesligaspiel. Im Laufe der Zeit wurden die Spesensätze erhöht auf Bezirksliga 15 DM, Landesliga 20 DM und Verbandsliga von 25 auf 30 DM. Auch für Linienrichter gab es in der Bezirksliga statt 6 nun 7 DM und in der Landesliga 13 statt 10 DM. In der Fußball-Bundesliga gab es dagegen schon 72 DM (!) pro Tag im nationalen Bereich - damit 144 DM pro Spiel, da Bundesliga-Schiris immer schon am Vortag anreisen mussten.

Schiedsrichter in der Pfalz „So war mein allererstes Spiel als Unparteiischer am 12.09.1981 ein C-Jugend-Spiel in Bechhofen. Nach 21km Richtung Pirmasens - wurde der Spielort erreicht und ich kam dort pünktlich eine Stunde vor Spielbeginn an. Aber die Platzanlage war noch abgeschlossen und kein Mensch war da! Erst nach 10 Minuten trudelten die ersten vom Heimverein an und `ne gute halbe Stunde vor Anpfiff auch das Gäste-Team. Ich war schon ganz unruhig geworden, ob das Spiel wohl ausfällt, mich keiner informiert hat und ich umsonst angereist bin. Der TuS Bechhofen gewann das Match gegen den SV Schopp mit 7:1 (ohne persönliche Strafen). Meine erste persönliche Strafe - eine Zeitstrafe von 5 Minuten - musste ich erst in meinem 6. Spiel geben. In der B-Jugend gewann der FC Otterbach (22 km) gegen den SV Morlautern mit 2:1. Gleich 3x Verwarnungen und eine Zeitstrafe gab es in meinem 7. Spiel in der A-Jugend zwischen dem TuS Landstuhl und dem SV Lambsborn. 37

In meinem ersten Seniorenspiel durfte ich die Altherren-Mannschaften von Viktoria Bruchmühlbach und dem SV Spesbach pfeifen, das 1:3 endete. Bereits zuvor hatte ich am gleichen Samstag das D-Jugendspiel von Viktoria Bruchmühlbach gegen FSV Krickenbach geleitet mit einem zweistelligen Ergebnis von 10:0. Und Sonntagmorgens darauf stand das B-Jugendspiel zwischen dem SV Rodenbach und dem FV Olympia Ramstein (die „Ramschter“ gewannen! Endergebnis: 2:4 - mit meiner ersten Strafstoßentscheidung) auf dem Spielplan. Mein erstes Kreisliga C-Spiel war mein 19. Einsatz im November und gleichzeitig das 1. „Länderspiel“: ASV Frankenstein (45km) und Jugoslowenski Kaiserslautern 9:0! Nach drei weiteren Jugendspielen durfte ich bereits mein erstes KL B Spiel vor 80 Zuschauern beim FV Krickenbach gegen den SV Vogelbach 1:0 (mit 3 Verwarnungen) leiten. Hier stand am nächsten Tag im Lokalsport, dass es heftige Kritik an dem schwachen Schiri gegeben hatte. Auch nach dem KL C Spiel SG Frankenstein gegen FC Fischbach meinte der Trainer in der Zeitung, trotz seiner zwei Verwarnungskarten war der Schiedsrichter nicht konsequent genug bei seinen Entscheidungen. Diese Kritik traf mich hart, aber sie hat mich nicht davon abgehalten, sondern motiviert, weiter zu pfeifen und mich zu steigern. Ab nun wurde ich auch häufiger sonntags zweimal angesetzt: am Morgen ein A-Jgd.- und am Nachmittag in einem anderen Ort ein Kreisligaspiel. Diese Mehrfachansetzungen gab es im Kreis Kaiserslautern häufiger für mich: samstags 2 Jugendspiele oder 1 Jugend- und ein AH-Spiel sowie dann sonntags noch ein A-Jgd.- oder Kreisliga-Spiel. Dies bedeutete natürlich Stress mit viel Fahrzeiten, aber meine Überzeugung hat mich getragen. 38

Dieter Kauertz’ Schiedsrichter-Buch 39

Im April wurde ich beim SV Rodenbach samstags sogar 3x angesetzt für die D- gegen Lambsborn und die C-Jugend gegen Atzel Landstuhl sowie für das AH-Spiel gegen Otterberg! Und sonntags durfte natürlich auch keine Ansetzung fehlen; es ging in der Kreisliga C nach Trippstadt (33km) gegen Jugoslovenski Kaiserslautern (8:0) mit meinem allerersten Feldverweis (!) in meinem 46. Spiel als Schiedsrichter. Hier ging es auch viel emotionaler und temperamentvoller zu. Im Februar 1982 durfte ich auch schon ein Spiel der Verbandsliga-Reserve (die Reservemannschaften machten immer das Vorspiel vor ihren Ersten in der jeweiligen Spielklasse) leiten: TuS Landstuhl Res. - Ludwigshafener SC Res. 1:2. Auch der Frauenfußball wurde in der Pfalz hochgeachtet. Mein erstes Frauenspiel fand im Mai 1982 in der Damen-Bezirksliga beim FV Weilerbach gegen SG Hochspeyer statt: (0:3 - 1x Verwarnung). Aber das war schon ein großer Unterschied zu den Männer-Spielen - viel ruhiger, fairer, weniger Fouls, mal Trikot ziehen, nicht so schnell, für mich weniger Laufarbeit. Man hätte dieses Match auch ohne Unparteiischen spielen lassen können. Am 20. Mai war ich bei einem Jugendturnier für C- und D-Jugend Mannschaften in Bruchmühlbach. Hier musste ich an diesem Tag viele Spiele leiten. Ich hatte das große Glück, dass unser Verbandsschiedsrichterobmann Albert Dusch anwesend war, mich bei den Spielen aktiv und viel Laufen sah und mir nachher ein kleines Lob aussprach. Dies war ein gutes Omen für die nächsten Ansetzungen und den Aufstieg in der nächsten Saison in die Kreisliga A in der Hinrunde und sogar in die Bezirksliga in der Rückrunde…! Albert Dusch hatte auch schon sehr früh das besondere Talent von Markus Merk gespürt. Albert Dusch war 1974 Schieds42

richterobmann und der Vater aller Schiedsrichter in der Pfalz. In den Sechziger und Siebziger Jahren stand er selbst auf dem Platz als einer der renommiertesten Schiedsrichter Deutschlands, der bei den Weltmeisterschaften 1958 und 1962 pfiff. Dusch darf also ein Gefühl für ein Talent zugetraut werden, er war absoluter Fachmann. Außerdem hat er ja Recht behalten mit seinen Gefühlen und Prophezeiungen - zumindest bei Markus! Im Juli 1982 war ich auch bei einem Senioren-Turnier mit Mannschaften aus den Kreisligen B- und C in Vogelbach im Einsatz, bevor ich einen Tag später zum ersten Mal die Fahne bei einem Endspiel des Senioren-Turniers (KL A + B) in Obernheim als Linienrichter in der Hand halten durfte.

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Schiedsrichter war mein Vereinskamerad Werner Ohliger, zweiter Linienrichter der Lill. Am Freitag darauf durfte ich unseren Schiedsrichter Glass (mit LR Trinkens) bei einem Freundschaftsspiel Verbandsliga gegen Oberliga (dritthöchste Klasse zu der Zeit) an der Linie unterstützen: TuS Landstuhl I. - FSV Salmrohr I. (0:6). Auch bei meinem eigenen Verein, dem SV Steinwenden (Bezirksliga), wurde ich bei einem Freundschaftsspiel gegen den TuS Landstuhl / Verbandsliga) (0:5) angesetzt. So beendete ich meine erste Schiedsrichter-Saison mit 68 Spielleitungen (+ 5x Linienrichter), 6x Strafstößen, 45x VW, 14 x Zeitstrafen und 2x Feldverweisen. Fast ohne Pause ging es im August 1982 weiter. Am Samstag, den 18.09., erhielt ich die Spielbeauftragung der B-Klasse zwischen dem Tabellenvierten Linden und dem Tabellensiebten Wiesenthalerhof. Nach diesem „Kerwespiel“ übernahm Linden durch den knappen 2:1 Sieg gegen die fair spielenden Lauterer Vorstädter die Tabellenführung. (1x Strafstoß + 1x Zeitstrafe). In der Lokalzeitung wurde dem Unparteiischen eine hervorragende Leistung bestätigt. Am 19.09. durfte ich mein 1. Kreisliga A-Spiel pfeifen: FC Rodalben 53 - TuS Maßweiler 1:0 mit 3x Verwarnungen + 2 x Zeitstrafen vor 150 Zuschauern! Ja, bei Amateurspielen trudeln die Zuschauer eher langsam ein. Typisches AmateurfußballPublikum: ein paar Rentner, ein paar Jungs aus den Jugendmannschaften des gastgebenden Klubs, und Männer mittleren Alters, die sich einfach ehrlichen Fußball abseits des Millionengeschäfts Bundesliga interessieren. Das hier in den Amateurligen ist Sport pur! Den zu dieser Zeit Verbandsliga pfeifenden Sohn unseres Kreisschiedsrichterobmanns Fritz Kühner (von dem es zu 44

Weihnachten immer die besten Wünsche zum Weihnachtsfest und zum Neuen Jahr für uns Schiedsrichter gab) durfte ich am 26.09. gemeinsam mit Werner Ohliger als Linienrichter beim Freundschaftsspiel zwischen dem SV Miesenbach (KL C) und dem Oberligisten FC Sankt Wendel begleiten; das Spiel endete 1:7. Auch Kühner brachte es - zu meiner Freude - in seiner Schiri-Karriere noch höher bis zur Oberliga, der dritthöchsten Klasse in Deutschland. Meine weiteste Tour hatte ich am 24.10.1982 mit 64 km (einfache Strecke) zum Kreisliga A Duell zwischen dem FC Dahn gegen Harsberg-Schauenberg (2:2 + 4x VW). Ein AH-Spiel beim VfR Kaiserslautern gegen TuS Hochspeyer musste ich eine Viertelstunde vor Schluss abbrechen wegen zu früher Dunkelheit (da kein Flutlicht)! Dann kam es am 17.11.1982 zu einem brisanten Pokalspiel zwischen den beiden KL A Mannschaften TuS Bolanden (59 km) und dem SV Niederauerbach. Insgesamt musste ich 10 persönliche Strafen aussprechen: 3x Verwarnungen, 6x Zeitstrafen und eine rote Karte sowie zweimal auf Strafstoß entscheiden. Zur Halbzeit stand es 2:2 Unentschieden und bis zur 90. Min. 3:3! Auf Grund mehrerer Spielunterbrechungen ließ ich 5 Minuten nachspielen. In dieser Nachspielzeit erzielte der Gast aus Niederauerbach den 4:3 Siegtreffer. Da wurden die Bolander Zuschauer natürlich ganz laut und beschimpften mich. Auf dem längeren Weg vom Spielfeld bis zur Umkleidekabine musste ich durch eine lange Gasse mit Schirmen gehen, bei der mir auch Schläge angedroht wurden. Wie sagte schon Wilhelm Tell: Durch diese hohle Gasse muss er kommen. Es führt kein andrer Weg in die Schiedsrichterkabine.“ Gott sei Dank blieb es nur bei den Drohungen. Als ich im Januar 1983 wieder beim TuS Bolanden gegen TuS Hochspeyer 45

angesetzt wurde, erinnerten sich einige heimische Zuschauer an mich und sprachen wieder einige Unsportlichkeiten aus nach dem 1:1(HZ 1:0) und nach 3x Verwarnungen und einer Zeitstrafe. Am 09.01.1983 führte eine allzu kleinliche Schiedsrichterleistung zu 4x Zeitstrafen und 5 x Gelben Karten sowie zwei Elfmeter für Dellfeld und einen für Burgalben in der A-Klasse auf einem lehmigen Sandplatz, so dass eine unverständliche Hektik aufkam. Zwei Tage nach meinem Geburtstag wurde ich am 6. Februar für meine KL B-Leitung zwischen Erlenbach und der DJK Eintracht Kaiserslautern gelobt. „Das kämpferische Spiel auf schwer bespielbarem Platz hatte der Unparteiische sicher im Griff. Endergebnis 4:3 (HZ 2:2) mit 3x Strafstoß (2x davon verschossen) + 3x Verwarnungen. 46

Am 04.03. fand vor dem Schulungsabend die Abnahme der Leistungsprüfung in Morlautern statt. Die 20 Meter lief ich in 12,15 Sekunden (Vorgabe 7,15 Sek.), die 50 Meter in 7,43 Sekunden (Vorgabe 7,5 Sek.), die 400 Meter in 70,7 Sekunden (Vorgabe 75 Sek.) und den 12 Minuten Lauf beendete ich nach 2.820 Metern (Vorgabe 2.600m). Vom 10. bis zum 12. März habe ich dann mit den höher pfeifenden Schiris, u.a. auch Markus Merk, an dem allgemeinen Schiedsrichterlehrgang in der Sportschule Edenkoben teilgenommen. Leiter waren Herr Hagen, Leo Panzer und Albert Dusch. Dort lernte ich u.a., dass verletzte Spieler, auf Zeit des Feldes verwiesene Spieler und zu spät gekommene Spieler nicht eine Spielruhe abwarten müssen, um das Spielfeld zu betreten, aber unbedingt das Freizeichen des Schiedsrichters abwarten müssen. Hingegen Auswechselspieler und Spieler, die ihre Ausrüstung in Ordnung bringen müssen, müssen eine Spielruhe abwarten, damit der Schiedsrichter die Ausrüstung kontrollieren und die Ein- und Auswechslung notieren kann. Die 50 Meter lief ich in 6,4 Sekunden (Vorgabe 7,5), 3 x 20 Meter in 12,2 Sekunden (Vorgabe 13 Sek.), die 400 Meter in 67 Sekunden (Vorgabe 75 Sek.) und die 2.500 Meter in 11,09 Minuten (Vorgabe 12 Min.). Im März 1983 durfte ich - obwohl eigentlich nur KL A Schiri - mein erstes Bezirksligaspiel leiten zwischen dem Bollenbacher SV (59km) und dem VfL Simmertal 4:2 (HZ 2:0) mit 4x Gelben Karten! Schon drei Wochen später wieder eine Bezirksliga-Ansetzung beim ASV Idar-Oberstein (64km) gegen den VfR Kirn 7:2 (HZ 3:1). Das dritte Bezirksliga Spiel fand am 01. Mai statt: SV Weiersbach (43km) gegen TSV Hargesheim 6:1 (HZ 4:0). 47

Am 23. Mai fand in Morlautern ein internationales Jugendturnier mit 16 Mannschaften der B-Jugend und 6 Teams der EJugend statt. Die Vereine kamen u.a. aus Morlautern, Erlenbach, Erfenbach, Katzweiler, Mehlingen, Knack, Weil der Stadt, Göteborg sowie Amsterdam I. und II.. Mein Einsatz bestand aus 12 Spielen - mit nur 1x roten Karte gegen einen Morlauterner B-Jugend-Spieler. Als Zuschauer waren u.a. vom „Betze“ die schwedischen Nationalspieler Ronnie Hellström und Torbjörn Nilson vor Ort. So beendete ich meine zweite Saison mit 80 Spielleitungen (plus 2x Linienrichter) mit 30x Strafstößen, 95x Verwarnungen, 44x Zeitstrafen und 7x Feldverweisen. In der Pfalz wurden Schiedsrichter auch für Spiele der sog. Firmenrunde offiziell vom Kreis-Schiedsrichter-Ausschuss angesetzt. So pfiff ich u.a. auch Einsiedlerhof gegen die SG Stadt (Kaiserslautern), Hohenecken IV gegen Lampertsmühle, die Post Kaiserslautern gegen Lampertsmühle sowie gegen ES WEST Kaiserslautern III und ES WEST KL III gegen Fischbach III. Nach zwei AH-Spielen und einem Turnier in Schallodenbach bekam ich zwei Ansetzungen als Linienrichter an der Seite von SR Jürgen Schäfer und SRA Werner Ohliger (mein SVS-Vereinskamerad) in Bechhofen zwischen dem SV Lambsborn und SV Bruchhof - beide KL B - vor 300 Zuschauern: 3:0 (HZ 1:0) sowie an Seite von SR Thielmann und SRA Zell in Spesbach zwischen dem SV (Bezirksliga) und dem Oberligisten FKPirmasens vor 200 Zuschauern: 2:4. 70 km einfache Strecke musste ich am 14. August zum Pokalspiel zwischen dem SV Orbis (KL B) und dem TuS Alsenz (KL A) anreisen: 3:0 (nur 1x VW). In der Pfalz waren die Strecken zu den Vereinen einfach viel weiter - „in de Palz gibt es 48

halt viel Gegend“ -, als später in Mönchengladbach und am Niederrhein. Allein nur in der Stadt Mönchengladbach gab es 36 Fußballvereine (der am weitesten entfernte Verein max. 15 km von mir von zu Hause). Als Schiedsrichter hat man halt immer Auswärtsspiele. Am 11.09. gab es zwischen den beiden Vereinen von Stadt gegen Land VfR Kaiserslautern gegen FC Mittelbrunn ein sehr ruppiges Spiel. Es gab 4x Verwarnungen und 3x Zeitstrafen. Der Heimverein ging durch einen umstrittenen Elfmeter mit 1:0 in der 1.HZ in Führung; der Mittelbrunner Spielertrainer glich Mitte der 2. HZ zum 1:1 aus. Mittelbrunn war entsetzt, als ich nach einem angeblich einwandfreien Tackling auf den Elfmeterpunkt zeigte. Danach ging es bis zum Halbzeitpfiff hektisch zur Sache. Der VfR KL haderte mit mir, weil ich es 49

nicht verstanden hätte, der harten Gangart der Gäste Einhalt zu gebieten. Der VfR kassierte 3x Gelbe Karten und 2x Zeitstrafen! Am 17.09. durfte ich wieder drei Spiele der D-, C-Jugend und Alte Herren in Katzweiler pfeifen, bevor es am Sonntag in der KL A nach Niederauerbach zum SV gegen Bundenthal ging: 1:0 mit 3x VW und 1x Zeitstrafe. 250 Zuschauer besuchten mein KL C Spiel zwischen dem TuS Bechhofen und Erzenhausen am 08.10.: 2:0 mit 3x VW und 4x Zeitstrafen. Farbig bunt wurde es nochmals bei meinem vorletzten Spiel der Hinrunde 1983 am 01.11. in der KL A zwischen Heiligenmoschel und TuS Gerbach mit 2x VW, 4x Zeitstrafen und 1x Feldverweis: 0:2 (HZ 0:1). Mein letztes Spiel im Kreis Kaiserslautern fand am 04.12.1983 statt zwischen dem VfB Pirmasens und dem SV Dellfeld in der KL A: 5:0 (HZ 0:0) mit 1x Strafstoß, 2x VW und 1x Zeitstrafe. So endete diese Halbserie mit 29 Spielleitungen (+ 2x Linienrichter), 13x Strafstößen, 40x Verwarnungen, 26x Zeitstrafen und 3x Feldverweisen. Diese Verantwortung als Spielleiter hat mir nach zweieinhalb Jahren Schiedsrichter auch mein Selbstbewusstsein gestärkt. Als Schiedsrichter musst Du in Sekundenschnelle eigene Entscheidungen treffen, für die Du anschließend auch geradestehen musst. Dabei habe ich sehr viele Menschen kennengelernt und auch meinen Umgang / mein Verhalten mit Menschen gestärkt. Das hat sich sogar positiv auf meinen Beruf ausgewirkt, in dem ich dann vom Verkaufssachbearbeiter zum Verkaufsleiter aufgestiegen bin.

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SV Steinwenden Auch meine Vereinskameraden wie Werner Schuff, KarlHeinz Schmidt und Hans-Peter Moritz waren überrascht gewesen, dass ich als einer der wenigen Schiedsrichter so schnell als „Neuling“ von der KL C in zweieinhalb Jahren bis in die Bezirksliga aufgestiegen war. So wie unser zweiter Schiedsrichter unseres Vereins SV Steinwenden-Weltersbach - Werner Ohliger - sich als Briefträger täglich auf dem Fahrrad fit hielt, habe ich während meiner Schiedsrichterzeit beim SVS weiter mittrainiert. Mit dem ehemaligen Bundesliga-Spieler des Karlsruher SC - Günter Fuchs - hatten wir einen ausgezeichneten, professionellen Trainer. Zur Vorbereitung auf Spiele gehörte es für uns Unparteiische auch dazu, sich sachkundig zu machen, ob es ein Lokalderby ist und wie die Mannschaften in der Tabelle stehen. In unserem Verein wurde die Kameradschaft und das Miteinander großgeschrieben - nach dem Motto „Vergiss den Stress beim SVS“. Im Feiern waren die „Stennwillerer“ immer groß; nach den Spielen und dem Training wurden immer ein paar Schoppe Bier getrunken. Zur Fassenacht zelebrierten sie auch immer in ihrer (ausverkauften) Sporthalle eine Karnevalssitzung meistens mit eigenen Akteuren wie dem AH-Männerballett, der Turnverein-Riege, Spielern der Reserve (Telefonkonferenz), dem Chor, einer Lokalband. Da ich ja Rheinländer war, wurde ich aufgefordert und genötigt, eine Büttenrede zu halten, was ich auch 1981 als „Doof Noss“ und 1982 als „Ne Arzt“ mit meinem rheinisch-kölschen Dialekt tat. Auch 2018 wurde ich von Wigand „WIGASTONE“ Armin nochmals gebeten, eine Büttenrede zu halten, was ich gerne tat, obwohl ich in der Bütt natürlich vor gut 300 Zuhörern total nervös war. 51

Auch in der Bütt machte Dieter Kauertz eine gute Figur

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„Pälzisch“ habe ich bei meinen Spielen auch gelernt. So wird der Schiedsrichter auch „Schwarzkittel“ genannt oder als „Peiffekopp“ beschimpft. „Peiffekopp - siehst du das net, du Schlofkopp?!“ „Schwarzkittel, du Penner, das war doch e Foul / das war doch e Elfer!“ Auch profan amüsierten mich pälzische Ausdrücke wie Krommbeere = Kartoffeln, Kellerrübe = Mohrrüben, e Ziech = eine Bettdecke, e Chees = ein Kinderwagen, Hiwwel = Hügel, e schenner Daach = einen schönen Tag, Allez hopp dann = auf geht`s, lass uns anfangen. Nie vergessen werde ich meinen ersten Besuch in der Dorf-Bäckerei beim „Brot-Emmelche“, als ich Teilchen (Süß-Gebäck) kaufen wollte. Mit „Teilchen“ konnte die erfahrene Bäckerin nichts anfangen. Ich zeigte dann in der Theke auf das Süßgebäck wie Bienenstich, Schnecke und Amerikaner. „Ah, Sie menne e Kaffeestücksche…!“ Auch nach meinem Umzug hatte ich immer noch mal wieder Kontakt zum Verein. 1986 habe ich über den Braun „Muggi“ Jürgen einen gegenseitigen Besuch zwischen Jugendmannschaften des SV Steinwenden mit meinem Verein TuS Grevenbroich organisiert. Es kam die A-Jugend des SVS mit dem heutigen 1. Vorsitzenden Steffen Schmitt als Spieler an die Erft nach Grevenbroich und trugen ein Freundschaftsspiel aus. Zu ihrem 75-jährigen Jubiläum Juli 1987 wurde ich zum Festkommerz eingeladen, zu dem ich auch hingefahren bin und eine Rede in der Sporthalle gehalten habe:

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„Mit berechtigtem Stolz und großer Freude begeht der SV 1912 e.V. Steinwenden-Weltersbach in diesen Tagen sein 75jähriges Jubiläum. 75 Jahre sind in der Zeitgeschichte nur ein winziges Stückchen, im Leben eines Vereins aber eine beachtliche Zeitspanne. Viele Kontakte sind in dieser Zeit geknüpft worden., und viele Freundschaften wurden geschlossen. Herausragende Geburtstage sind festliche Höhepunkte. Sie lösen Erinnerungen an die Vergangenheit aus, dienen der Standortbestimmung in der Gegenwart und wecken neue Kräfte für die Zukunft. Sport hat in den zurückliegenden Jahrhunderten seine hervorragende Bedeutung innerhalb der Gesellschaft gehabt, wobei ich Sport im eigentlichen Sinne als die körperliche Betätigung im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung verstehe. Sport soll Natur sein, aber doch zugleich Mittel der Selbsterkennung und auch Selbstüberwindung; Sport soll verbinden nicht verletzen. Er soll Bindemittel zwischen Jung und Alt, Arm und Reich und auch zwischen gesunden und kranken Menschen sein. In der heutigen Zeit wird die uneigennützige Hilfsbereitschaft ehrenamtlicher Helfer wieder stärker gefordert. Diese Arbeit ist kein Selbstzweck und auch nicht nur da, den Verein glänzend darzustellen. Vielmehr geht es darum, Körperertüchtigung, Formung des Menschen im Mannschaftssport wie auch das Lernen von Sieg und Niederlage unserer Jugend weiterzugeben. Damit schaffen wir die Voraussetzung für eine körperlich und geistig gesunde Jugend. Neben der sportlichen Betätigung ist das Vereinsleben des SV 1912 e.V. Steinwenden-Weltersbach auch ein Teil des Lebens in der Gemeinde und findet hier entsprechende Beachtung der 54

Steinwendener und Weltersbacher Bevölkerung. Dem SV 1912 e.V. Steinwenden-Weltersbach wünsche ich zum Jubelfest viel Erfolg und für das nächste Vierteljahrhundert viel Glück!“ Juli 1987 Im Jahr 2019 mit einer „Rasenmacherspende“, die zur Förderung der Jugendabteilung verwendet wurde, habe ich dem SVS gerne geholfen - genauso wie zuvor dem TuS Grevenbroich und dem 1. FC Mönchengladbach. In Gedanken stelle ich mir immer das Quadrat auf dem neuen Rasenplatz (vorher Asche) neben dem Anstoßkreis vor, wo der Schiedsrichter beim Anstoß steht. 2020 habe ich dem SVS noch einen Text für ein Vereinslied geschrieben, das ich dann bei meinem Besuch beim „KerweFeeling“ im Oktober versucht habe, sängerisch vorzutragen. Gott sei Dank waren die Stennwiller Kerwe-Buwe und -Määd - zwar beim Dis-Tanz - schon in alkoholisierter Stimmungslaune, dass sie meine falschen Töne überhörten. Als Dankeschön erhielt ich vom 1. Vorsitzenden Steffen Schmitt einen Vereinswimpel, eine Vereinsnadel, die SVS Vereinschronik und den Vereins-Ehrenstein. Zuvor hatte die I. Mannschaft des SV Steinwenden in der Verbandsliga ihr Heimspiel vor 250 Zuschauern gegen die SG Eintracht Kreuznach mit 1:0 gewonnen. Zufällig traf ich auch den offiziellen SR-Beobachter; nach dem Spiel tauschten wir uns über die Leistung von Schiedsrichter Jutzi aus Fischbach und seinem Team aus und waren übereinstimmend der gleichen Meinung in der Beurteilung einiger Szenen. Jutzi hatte sich seine 8,4 redlich erarbeitet und verdient. 55

Vereinslied SVSteinwenden SVS..., SVS…, - Du bist mein Verein, SV Steinwenden Weltersbach - meine Liebe - tagaus, tagein. SVS…, SVS…, - Du bist mein Verein, SV Steinwenden Weltersbach - in der Pfalz im Moorbachtal daheim.

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Schiedsrichter des 1. FC MG 1894 eV mit Heinz Willems, Franz-Josef Vos, Dieter Kauertz, Heinz-Josef Pascher, Jürgen Oldenburg und drei weiteren Kameraden

Eine Woche nach meinem letzten Spieleinsatz am 04. Dezember 1983 zog ich dann um nach Mönchengladbach auf die Zeppelinstraße nach Lürrip - ca. 4 km bis zu meiner neuen Arbeitsstelle in der Bekleidungsindustrie: „gardeur - die Heimat der Hose“. Mein erstes Spiel in MG leitete ich am 08.01.1984 in Mönchengladbach. Das war ein Spiel der B-Jugend-Bestengruppe zwischen den Sportfreunden Neuwerk (nur 3 km von zu Haus entfernt) und dem Rheydter SV. Endergebnis 0:1 mit 20 Zuschauern ohne eine persönliche Strafe. Es ging weiter mit Spielansetzungen in den Kreisligen C, B und A. Am 18.03.1984 ging es dann auf den Nebenplatz des Bökelberg als Linienrichter von SR Andriessen zum Pokalspiel zwischen der A-Jugend von Borussia MG und dem VfB Homberg (6:0) vor 100 Zuschauern. 58

Im April habe ich den Schiedsrichterlehrgang in der Sportschule Duisburg-Wedau besucht. Am 14.04.1984 fand dann auf Kreisebene die Leistungsprüfung in Mönchengladbach statt. Mein erstes sehr farbiges Spiel hatte ich am eine Woche später in der KL B zu leiten zwischen der DJK/VfL Giesenkirchen und Fortuna Mönchengladbach (1:1) mit 4x Verwarnungen, 3x Zeitstrafen und 3x Feldverweisen! Das war auch gleichzeitig meine Feuertaufe, mich durchzusetzen und meine Linie durchzuziehen. Vom 24.05. - 07.06.1984 war ich mit Frau und Tochter im Urlaub in Medulin Nord-Jugoslawien. Eines Tages organisierte das Hotel Belvedere das „Century Match“ zwischen dem „Hotel Worker Team“ und dem „Hotel Guest Team“. Wer war der Schiedsrichter? Natürlich die Pfeife aus Mönchengladbach - nach dem Motto „einmal Schiri - überall Schiri!“ Auch vom Schiedsrichteramt muss man sich mal erholen und in Urlaub verreisen. Sobald man den Urlaub geplant hat, darf man als Schiedsrichter nicht vergessen, sich rechtzeitig bei den Spiel-Ansetzern abzumelden. Das erfolgt auf der Internet Seite „DFBnet SpielPlus“. Das gilt auch für andere private Termine. Man weiß schließlich ja im Voraus, wann seine Mutter oder seine Oma Geburtstag hat. Am 09.06.1984 durfte ich mich dann mal 3,5 Stunden austoben beim einem Alte Herren Turnier in Neuwerk (über 10 Stunden lang) mit 4x Strafstoß, 1x Verwarnung und 3x Zeitstrafen. Auch in der Saison 1984/85 durfte ich außer zwei Bezirksliga-Freundschaftsspielen nur Spiele in den Kreisligen sowie in der Bestengruppe der B- und A-Jugend pfeifen. Die Plätze in der Bezirksliga waren durch erfahrene, langjährige Gladbacher Schiedsrichter alle besetzt. 59

Dennoch gab es zwei Highlights mit den Fußball-Hallenstadtmeisterschaften in der Jahnhalle am 23.12.1984 - gemeinsam mit meinem Vereinskameraden Arno Fervers (Landesliga) vor 150 Zuschauern mit den Vereinen Spfr. Neuwerk, DJK Hehn, BW Dahl, Post SV, Taunus Rheydt und TuS Wanlo (die letzten 4 genannten Vereine existieren heute leider nicht mehr!) von der Bezirksliga bis zur KL C. Am 06.06.1985 durfte ich zudem das Freundschaftsspiel zwischen BW Dahl (KL A) und der Verbandsliga-Mannschaft von Borussia Mönchengladbach leiten vor 70 Zuschauern mit überraschendem Ausgang von 3:2 (HZ 1:2)! Ab der Saison 1985/86 wurde ich endlich in Spielen in der Bezirksliga angesetzt. Zu Saisonbeginn durfte ich vorher nochmals das Verbandsliga-Team von Borussia pfeifen in Wickrathhahn im Vorbereitungsspiel gegen den Landesligisten SC Erkelenz, die sich zuvor auf einen Sieger geeinigt hatten; so kam es nach HZ 1:1 und Endergebnis 2:2 zu einem Elfmeterschießen, das der SC Erkelenz mit 7:6 gewann. (Finanziell profitierte davon der gastgebende KL B Verein BW Wickrathhahn!) Wichtig war es, sich immer fit zu halten. So joggte ich zwei bis dreimal die Woche meine 5 km an der Niers entlang und um Schloss Rheydt herum. Diese landschaftlich herrliche Strecke lernte ich durch unseren Lehrwart Heinz Kirsten und Arno Fervers kennen; dazu gehörten natürlich auch Dehn- und Streckübungen. Optimal ist es, auch jeweils gut 50 m rückwärts zu laufen; das stärkt den Gleichgewichtssinn und braucht man auf dem Platz in manchen Spielsituationen auch. Dieser Weg blieb über Jahre meine Hausstrecke. Wenn ich beruflich mit Übernachtung unterwegs war, suchte ich mir möglichst ein Hotel in einem ländlichen Ort, wo ich dann auch mal über 60

Feldwege, durch den Wald oder um einen See laufen konnte. Denn für seine Fitness ist man selbst verantwortlich. Kurz ein anderes Highlight! Bei unserem Familienurlaub vom 14. - 30.07.1985 in Italien in Cesenatico im Ortsteil im Valverde (nach vorheriger Übernachtung in Florenz) saß ich eines Tages gegenüber unserem Hotel auf einer Sitzbank in der Nähe eines Kiosks. Wie es der Teufel wollte, kam da ein mir bekanntes Gesicht mit dem Fahrrad und holte sich eine Tageszeitung. Als er wieder bei mir vorbeifuhr, grüßte ich ihn mit den Worten: „buongirono signore pierluigi collina! sono arbitro tedesco! come sta?“ (Guten Tag Herr Pierluigi Collina! Ich bin deutscher Schiedsrichter! Wie geht`s?“) Der Fifa-Weltschiedsrichter hielt an, grüßte mich ebenfalls und wünschte mir alles Gute sowie einen schönen Urlaub. Für eine weitere Konversation reichte mein “Restaurant-Italienisch“ leider nicht aus. Pierluigi Collina war auch für mich persönlich der beste Schiedsrichter der Welt zu dieser Zeit. 61

Collina war ein Schiedsrichter mit besonderer Note und Ausstrahlung. Er hat den Titel „Weltschiedsrichter“ sechsmal hintereinander in Folge gewonnen - gewählt von 81 Ländern auf der ganzen Welt. Mit Freude und großem Interesse habe ich mir seine Spielleitungen bei Europa- und Weltmeisterschaften angesehen - vor allem sein Umgang mit den Spielern, seine Reaktionen und seine scharfen Blicke! Mein 1. Bezirksliga-Spiel fand dann am 11.08.1985 in Delhoven (42 km) zwischen dem SC und dem BV Weckhoven vor 70 Zuschauern auf Asche statt: 1:0 (HZ 0:0) mit 2x Strafstößen, 2x Verwarnungen und 1x Zeitstrafe. Auch eine Woche später spielten die beiden Bezirksligamannschaft auf einem Aschespielfeld: DJK Kamp-Lintfort (55 km) - GW Appeldorn 1:2 (HZ 1:1) vor 80 Zuschauern mit nur 1x Verwarnung. Am 15.09.1985 durfte ich dann unseren Verbandsliga-Schiedsrichter Heinz Willems (mein Vereinskamerad beim 1. FC) mit Dominik Beyer als Linienrichter zum Landesligaspiel zwischen SSV Velbert (85km) gegen Spfr. Essen-Katernberg begleiten. Vor 400 Zuschauern endete das Spiel 2:0 (HZ 2:0). Woran ich mich noch erinnere ist, dass wir durch diverse Umleitungen erst eine Viertelstunde vor Beginn in Velbert eintrafen, die dortigen Verantwortlichen schon ganz aufgeregt waren, wir aber durch zackiges Einkleiden pünktlich um 15 Uhr auf dem Spielfeld standen und Heinz anpfiff! Am 03.11.1985 ging es bei einem KL B Spiel zwischen dem SV Myllendonk und der 1. Reserve des Polizei SV vor 50 Zuschauern sehr rustikal zur Sache und ich musste neben 2x Strafstößen, 1x Gelben Karten, 2x Zeitstrafen auch noch 2x auf Feldverweis entscheiden. Bei der Roten Karten gegen einen Myllendonker Spieler ging dieser beim Verlassen des Spielfeldes ganz eng an mir vorbei, so dass sich unsere beiden 62

Schuhe berührten. Na ja, vor meinem nächsten Spieleinsatz habe ich sie dann besonders gut sauber geputzt. Highlight im Winter war erneut der Budenzauber in der Jahnhalle bei den Stadtmeisterschaften am 22.12. - gemeinsam wieder mit Arno Fervers vor 100 Zuschauern mit Teams von der KL C bis zur Landesliga: Fortuna MG, BW Dahl, GW Holt, DJK Hehn, SV Dohr, Alemannia MG. Es war eine faire Vorrunde mit für mich nur 1x Verwarnungskarte. So beendete ich meine zwei ersten Jahre (zeitlich vom 08.01.1984 - 22.12.1985) mit 74 Spielaufträgen (davon 9 in der Bezirksliga), 40x Strafstößen, 159x Verwarnungen, 69x Zeitstrafen und 13x Feldverweisen! Am 04.01.1986 durfte ich dann mit unserem SchiedsrichterUrgestein Winfried Brachten zum Hallenturnier des SC mit 8 Vereinen in die Nachbarstadt Viersen. Im Februar ging es dann weiter mit der Rückrunde und Spielen der KL C bis zur Bezirksliga. 63

Anlässlich des Jugendländerspiels Deutschland gegen Italien im März 1986 in Viersen, das von Schiedsrichter Robert Matusik aus der CSSR geleitet wurde, von dem unser Rolf Göttel (damals unser KSO) im Auftrag des DFB die Betreuung übernommen hatte, kam es zum Kontakt zu den tschechischen Schiedsrichtern aus Tabor. Robert Matusik lud unsere Schiedsrichter-Mannschaft dann spontan zu einem Besuch in die CSSR ein. Am 16. Juni 1987 war es dann soweit. Mit zwei Mercedes-Kleinbussen und mit Dieter Pauly und Rolf Göttel als Piloten „flogen“ wir in die Tscheslowakei; (zum Rückspiel kamen die Tschechen vom 02.-05.061988). Untergebracht wurden wir in der ersten Nacht vor den Toren von Prag auf der „Ponderosa-Ranch“; zu viert wurden wir in schmucke, kleine Holzbungalows eingewiesen. Die spartanische Einrichtung und die zweistöckigen Betten erinnerten stark an alte Bundeswehrzeiten. Im Autocamp Xaverov wurde das Abendessen eingenommen, bevor wir mit Taxis zum Stadion von Bohemians Prag fuhren. Dort fand um 18 Uhr das letzte Meisterschaftsspiel der 1. Tschechischen Liga zwischen Bohemians Prag (4.) und Spartak Trnava (10.) unter der souveränen Leitung unseres Freundes Robert Matusik statt. Vor 4.457 Zuschauern endete das Spiel mit 3:3 (HZ 1:2). Am nächsten Morgen ging es zur Stadtbesichtigung in die goldene bzw. hundert-türmige Stadt Prag. Um 17 Uhr fuhren wir schließlich nach Tabor; dort im Vereinsheim des Fußball-Bezirks Tabor haben wir die anderen Schiedsrichterkameraden kennengelernt. Hier mussten dann unsere eingefleischten Gladbacher Hannen Alt Trinker mal ein Helles trinken - Budweiser Pils. 64

In Tabor waren wir alle privat bei den SR-Kollegen untergebracht. Alle unsere Kameraden lobten ihre sauberen Quartiere und die einmalige Gastfreundschaft. Am nächsten Morgen trafen wir uns in Tabor (33.000 Einwohner) zu einer Stadtbesichtigung. Um 17 Uhr fand dann unser Freundschaftsspiel im Fußballstadion von Miru VTJ Tabor auf einem herrlichen Rasenplatz statt. Nach gegenseitigem Wimpel-Tausch und einem Blumengebinde erfolgte der Anpfiff. Trotz zahlreicher Torchancen gelang es uns vor der imposanten Zuschauerkulisse von 50 Fans nicht, die 1:2 Niederlage zu verhindern. Nach dem Spiel fuhren wir zum offiziellen Empfang ins Kulturhaus nach Drazice. Hier erhielten wir einen Wandteppich, einen Fußball aus Kristallglas, Vereinsnadeln und jeder eine Kristallglasvase als Gastgeschenk. Auch wir hatten natürlich auch viele Geschenke mitgebracht, neben Wimpeln, Ehrennadeln, Derby-Leder-Fußbälle auch vier Fünf-Liter Fässchen Hannen Alt. Nach dem gemeinsamen Abendessen wurde noch bis Mitternacht gefeiert. Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus zur Besichtigung des Staatsschlosses Hluboka (ein pittoresker Bau an der Moldau) nördlich der einstigen königlichen Stadt Ceske Budejovice. Samstagnacht traten wir wieder die Rückreise an. Um 11 Uhr war unsere Ankunft in Mönchengladbach im Vereinsheim des 1. FC Mönchengladbach. Die Reise zu unseren tschechischen Schiedsrichterkameraden war ein voller Erfolg und für uns alle ein tolles Erlebnis. Die Gastfreundschaft war einmalig. „Als Fremde sind wir dort angekommen, als Freunde sind wir wieder nach Hause gefahren!“

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Als Ende Mai zweimal kein Schiedsrichter erschien zu Spielen der Alten Herren des TuS Grevenbroich, bei denen ich ja samstags teilweise auch noch aktiv spielte, bin ich als „23. Mann auf dem Fußballfeld“ eingesprungen: am 17.05. gegen den SV MG-Lürrip 1910 (1:1 - auf Rasen im Schloß-Stadion mit 1x Roten Karte) und am 31.05. gegen den Rheydter SV (3:2 auf dem Aschenplatz an der Erft - ohne persönliche Strafe). Nur einen Tag später durfte ich mit unserem Landesliga-Schiri Gerd Groth bei den Feld-Fußball-Stadtmeisterschaften (von der Landesliga bis zur KL C) vor 80 Zuschauern acht Spiele der Vorrunde leiten. 14 Tage später fand ein Turnier beim ASV Süchteln vor 80 Zuschauern statt, wo ich gemeinsam mit meinen Schiedsrichterkameraden Weins, Ibach und Thissen angesetzt war: Spfr. Neuwerk, Concordia Viersen, SC Rheindahlen, ASV Süchteln, SC Odenkirchen, SC Schiefbahn. Zum Start in die neue Saison 1986/87 pfiff ich mit meinen beiden Vereinskameraden Franz-Josef Vos (Bundesliga-Linienrichter bei Dieter Pauly) und Heinz-Josef „Jupp“ Pascher ein B-Jugend-Turnier bei unserem 1. FC Mönchengladbach 1894 e.V. mit den Mannschaften Köln-Höhenhaus, DSC 99 Düsseldorf, FC Viersen, VfB Homberg, Rheydter SV und Viktoria Rheydt (von mir gab es 3x Verwarnungen und 1x Zeitstrafe). Ein absolutes Highlight war für mich am 15.07.1986 die Ansetzung zum 60-jährigen Jubiläum des Polizei Sportvereins gegen die Bundesliga-Profi-Elf von Borussia Mönchengladbach! In der ehemaligen Radrennbahn fand dieses Spiel vor genau 631 Zuschauern statt (darunter auch Jürgen Marohn unser heutiger SSB-Fußball-Fachwart) und endete mit einem klaren 22:3 (HZ 9:1) für die Profis gegen den A-Kreisligisten. Und Ewald Lienen sah meine Gelbe Karte wegen „Schwalbe“. 68

Ewald Lienen diskutiert auch noch beim Gang aus der Kabine mit Schiedsrichter Dieter Kauertz über eine Schwalbe aus der 1. Halbzeit. Foto: privat

Und die sah unser Bundesliga-„Schwalbenkönig“ natürlich nicht ein. Sowohl auf dem Weg in die Kabinen zur Halbzeitpause als auch danach zurück wieder auf den Platz versuchte er, mit mir zu diskutieren. „Ich habe mich nur präventiv fallen lassen, um einem Foul mit Verletzung vorzubeugen!“ Vor diesem Dienstagspiel kam ich von einer Kundentour aus dem Kölner Raum zurück und war schon in voller Vorfreude. Dabei bemerkte ich auf der Autobahn kurz vor Norf einen sich plötzlich bildenden Stau und fuhr langsamer. Beim „stop and go“ touchierte ich dann doch einem Renault R4 die fünfte Tür. Wir fuhren rechts an den Fahrbahnrand; die Sache war klar, aber ich stand natürlich unter Zeitdruck. Gott sei Dank war ein Kilometer weiter die Autobahnpolizeistation. Dort meldeten wir den Unfall. Nach Aufnahme des Geschehens durfte ich di69

rekt weiterfahren und war auch pünktlich noch zum Treffpunkt im Stadion.

Linienrichter in der Landesliga bei Gerd Lippold Nach einem Freundschaftsspiel am 09.08.1986 zwischen dem FC Geistenbeck (LL) und dem SV MG-Lürrip (BZ), das überraschend 2:6 (HZ 2:2) endete, nahm mich unser Landesliga-Schiri Gerd Lippold (der schnellste Fahrrad-Postbote Mönchengladbachs) als Linienrichter gemeinsam mit Helmut Thissen mit zu sechs Landesliga-Einsätzen plus einem „Länderspiel“ der A-Jugendmannschaften vom FC Viersen gegen RSC Anderlecht (Belgien): 0:4 (HZ 0:2) mit Linienrichter Walter Heitfeld. 70

Zu unserem A-Jgd-NRL-Spiel in Uerdingen am 12.10.1986 zwischen Bayer Uerdingen und dem Wuppertaler SV fällt Gerd heute noch ein, dass unsere Anreise durch sein Verschulden viel zu spät erfolgte, "da ich mich schlichtweg verschlafen hatte!“! Als Gerd mich auf der Zeppelinstr. in Lürrip eingeladen hatte, mussten wir ja noch nach Holt, um dort Helmut Thissen abzuholen, der ebenfalls noch nicht startklar war! Anschließend ging es im Eiltempo zum Löschenhofweg nach Uerdingen, wo wir entgegen Lippi`s sonstigen Gewohnheit erst um 10:35 Uhr eintrafen, also nur 25 Min. vor Spielbeginn; das war einer seiner spätesten Anreisen mit einem Gespann! Gerd schickte uns beide noch schnell in die Umkleidekabinen der Mannschaften, um die Trikotfarben zu klären, so dass wir 18 Minuten vor Spielbeginn noch in zivil gekleidet waren, aber pünktlich um 11.00 Uhr an der Mittellinie standen. Beim Landesliga-Spiel in Zons zwischen dem FC und dem TuS Grevenbroich war Gerd total baff, als sehr viele Freunde und Anhänger des TuS mich persönlich kannten und ebenso herzlich begrüßten! Gerd erinnerte sich an den Ausspruch von Hans „Laddy“ Bierbaum, der lautete: „Hey Dieter, wat maaz Du he, Du beest doch niet be demm Lippold an de Linnich?“! Am Ende brachten wir das Spiel problemlos mit nur wenigen persönlichen Strafen über die Bühne und als wir in der SRKabine ankamen, hatte unser alter SR-Kollege und Betreuer Heinz Stein, direkt bereits vier kühle Kölsch parat gestellt"! (PS: Ich war ja immer noch Mitglied im TuS Grevenbroich wenn auch nicht als Schiri.) Von Gerd Lippold habe ich viel gelernt, vor allem auch im Umgang und der Kommunikation mit den Spielern und nicht nur sein berühmter Spruch „Hier pfeifen nur Zwei - der Wind und ich!“, für den er am ganzen Niederrhein bekannt ist. U.a. 71

wichtig war es auch, nach dem Spiel nicht direkt nach Hause zu sausen, sondern sich auch mit dem Schiedsrichter-Betreuer und Vereinsverantwortlichen im Vereinsheim noch etwas zu unterhalten, denn man sieht sich immer mehrmals im (Sport-) Leben. Gerd war "traurig", dass unser Gespann nach nur einem Jahr gesprengt wurde, da ich ja nun selbst den LL - Aufstieg vollzogen hatte! Sein Urteil über mich: „Du warst ein stets loyaler, aufmerksamer und sicherer Mitarbeiter an der Linie; was Dich besonders auszeichnete, waren Ruhe, klare Fahnen - und Handzeichen und starke Nerven - nach dem Motto: lieber spät und richtig, anstatt zu früh und falsch anzeigen; das hast Du ausgezeichnet gemacht!“ Gerd kann sich selbst auch noch an sein 1. KL A Spiel (früher 1. Kreisklasse) erinnern. Es war am 06.09.1981 die Paarung zwischen TuS Wanlo und BW Wickrathhahn - ein klassischer Lokalkampf, denn die meisten Spieler kannten sich auch privat. Zudem waren beide Vereine seit Jahren nicht unbedingt freundschaftlich verbunden und bei Heimspielen des TuS Wanlo herrschte stets eine etwas hitzige Atmosphäre, was ich aus eigener Erfahrung nur bestätigen kann. Dabei wurde Gerd auch „beobachtet“ und zwar von zehn „alten Schiri-Säcken“, angeführt vom früheren KSO Rolf Göttel; sie alle wollten den Jüngling Lippold sehen und ihm aber auch moralische Unterstützung geben. Und dann kam es noch für die damalige Zeit zu einer siebenminütigen Nachspielzeit, in der dann auch noch der Siegtreffer für den Gastverein Wickrathhahn fiel: Endergebnis 3:4 mit 6x Gelb, und 3x Zeitstrafen, dazu noch einen Strafstoß für den TuS. Heute sagt Gerd Lippold - immer noch SR-Beobachter im Kreis MG-VIE: „Es war halt noch die schöne, ruhige, alte Zeit, 72

die ich heute so sehr vermisse! Das SR - Amt war damals noch verbunden mit Anstand, Anerkennung und dem gegenseitigen Respekt zwischen den Spielern, Trainern, Betreuern, Vereinsvertretern und uns Referees“! Am 04.01.1987 durfte ich dann wieder bei den Hallenstadtmeisterschaften der Senioren aktiv mit machen, und zwar in der Zwischenrunde vor 450 Zuschauern in der Jahnhalle hautnah, denn da hörst Du jedes Wort! Es hatten sich qualifiziert: TuS Wickrath, SV Lürrip, Polizei SV, SV Wickrathberg, Türkiyemspor MG und Germania Geistenbeck (Landesliga KL B). Wieder mit mir gemeinsam an der Pfeife: Arno Fervers. Mir reichten dieses Mal 4x Verwarnungen aus. Am 08. Februar 1987 trafen sich zum Hallenturnier des FC Viersen Mannschaften aus der Oberliga (3. höchste deutsche Spielklasse zu der Zeit) in der Halle Viersen-Beberich. 300 Zuschauer sahen FC Bayer Uerdingen, Borussia MG Amateure, 1. FC Mönchengladbach, Union Breyell (Nettetal) sowie FC Viersen I. und II.; ich beließ es bei einem Strafstoß und 3x Gelben Karten. Am 15. März durfte ich dann 64 km „in die Alpen fahren“ zum Bezirksligaspiel FC Viktoria Alpen gegen SC Rheinkamp (Moers) 0:0 (2x VW). Dieses war mein insgesamt 300. Spielauftrag!!! Weite Fahrten hatten wir dann im Gespann mit Gerd Lippold in der Landesliga zum Wuppertaler SV gegen Union Wuppertal mit 75 km und zum SuS Dinslaken 09 gegen den TuS Xanten mit 85km (nur die Hinfahrt!); bei beiden Spielen glotzten uns 150 Zuschauer zu. Privat: am 1. April 1987 wurde ich zum zweiten Mal Papa. Unser Stammhalter, mein Sohn Thomas, kam in Mönchengladbach zur Welt - kein April-Scherz! 73

Mein negativstes und traurigstes Erlebnis als Schiedsrichter? Am 10. Mai 1987 gab leider ein sehr, sehr trauriges Erlebnis, als in dem Bezirksliga-Spiel zwischen dem SC Waldniel und dem SV Neukirchen beim Stande von 1:1 der Spieler Holger Scholl (SVN - 21 Jahre jung - von Beruf Polizist)) ohne Gegnereinwirkung auf dem Spielfeld - vor den Augen seiner Mutter und seiner Freundin, die gemeinsam auf der Höhe auf einer Bank saßen - tödlich zusammenbrach. Nach einem Angriff der Neunkirchner mit Torschuss, der ins Aus ging, drehte ich mich um, um beim Abschlag wieder in der Spielfeldmitte zu sein. Da hörte ich hinter mir, einen Spieler zu Boden fallen. Mein erster Gedanke „da hat einer den Gästestürmer von hinten umgetreten bzw. zu Fall gebracht“. Als ich mich umdrehte, lag dort aber nur ein einzelner Spieler - weit und breit ohne Gegenspieler in der Nähe. Ich unterbrach sofort das Spiel und rief nach dem Betreuer mit dem Medizinköfferchen. Der Spieler war nicht ansprechbar. So lief die Tochter des Vereinswirt zum Vereinslokal und rief das Krankenhaus wegen eines Krankenwagens an, der auch nach wenigen Minuten kam. Die Sanitäter nahmen Holger Scholl mit zum Krankenhaus (dort konnte leider nur noch sein Tod - vermutlich ein Gehirnschlag - festgestellt werden!). Zwischenzeitlich habe ich das Spiel komplett abgebrochen. Wenn ich an diese Situation denke, kommen mir heute fast immer noch die Tränen. Am 17.05. durfte ich bei einem Verbandsligaspiel (4. höchste Klasse) dann gemeinsam mit Robert Tenten bei Heinz Willems als Linienrichter mit in den Ruhrpott nach Essen-Schonnebeck gegen den VfB Speldorf fahren. 130 Zuschauer sahen ein 1:1 (HZ 0:1). 74

Zum Saisonabschluss wurde es noch mal international bei einem C-Jugend Turnier meines 1. FC Mönchengladbach durch die belgische Mannschaft von Racing Jet Brüsssel sowie den Teams von Bayer Uerdingen, VfB Homberg, FC Dülken und zwei vom 1. FC. Zweiter Schiri war wieder mal Arno Fervers. Meine Bilanz von der Rückrunde 1985/86 und der Hin- und Rückrunde 1986/87 lautete: 55 Ansetzungen (davon 10x Linienrichter - 12x Bezirksliga) mit 20x Strafstößen, 106x Gelben Karten, 38x Zeitstrafen und 6x Feldverweisen!

Schiedsrichter in der Landesliga Die neue Saison begann am 01.08.1987 mit der Vorrunde der Fußballfeldstadtmeisterschaften (Bezirksliga bis KL C) - gemeinsam mit meinem Neuwerker Schiri-Kamerad Karl-Josef Peters. Eine Woche später gab es ein interessantes Freundschaftsspiel der Spfr. Neuwerk (LL) gegen die I. Amateure von Borussia Mönchengladbach (Verbandsliga) 2:2 (HZ 0:2) vor 50 Zuschauern, bevor es eine Woche später vor 500 Zuschauern zum Bezirksliga-Duell zwischen dem SC Waldniel und dem FC Dülken kam: 0:0! Durch eine erfolgreiche Teilnahme am Schiedsrichter-Lehrgang in Duisburg und weil ein Platz in unserem LandesligaKader frei wurde, schaffte ich zur Saison 1987/88 den Aufstieg in die Landesliga. Ja, das ist wie beim TÜV; als LandesligaSchiedsrichter muss man zweimal im Jahr zur Inspektion - im Kreis und zum FVN. Wer über Auf- und Abstieg entscheidet, ist genau geregelt. Auf Kreiseben ist der Kreisschiedsrichterausschuss zuständig, für die Landesliga bis zur Oberliga hat der jeweilige Fußballverband (bei uns der FVN) die Aufgabe sowie für die Regional75

liga der Landesverband (bei uns der WFV). SchiedsrichterKommissionen und Elite und Amateure (DFB) bestimmen über die Bundesliga, die Zweite Bundesliga, die Frauen-Bundesliga, die Zweite Frauen-Bundesligen, die Dritte Liga und die Junioren-Bundesligen. Mein erster Einsatz in der Landesliga war am 06.09.87 beim Duisburger SV 1900 (50km) gegen den MSV Moers-Meerbeck 6:0 (HZ 1:0) vor 200 Zuschauern. Mein Gespann bildete ich gemeinsam mit (dem alten Hasen) Karl-Josef Peters und Jürgen Peters (die beiden waren weder verwandt noch verschwägert). Vor dem Spiel gab es natürlich zwischen uns auch Absprachen, wie wir uns in jeweiligen Situationen verhalten bzw. absprechen - auch mit versteckten Handzeichen. Zu meinem zweiten Landesliga-Spiel kamen gleich 600 Zuschauer zum Langenberger SV (70km) gegen die Spfr. EssenKaternberg 1:2 (HZ 0:1). Das waren sogar mehr Zuschauer als eine Woche zuvor als Linienrichter von Heinz Willems (gemeinsam mit LR Manfred Schumacher) in der Verbandsliga beim Spiel zwischen dem VfB Speldorf und BV Altenessen 2:1 (HZ 1:0). In einem Freundschaftsspiel kam am 18.11.1987 der Zweitligist Alemannia Aachen zum Rheydter Spielverein (Oberliga); 500 Zuschauer sahen, wie sich der Zweitligist mit 4:1 (HZ 2:1) durchsetzte (keine persönlichen Strafen!). Die Unterschiede zwischen dem Zweitligisten in Bestbesetzung und dem Oberligisten waren nach der 1:4 Niederlage klar; der RSV spielte besser, die Gäste nutzten ihre Torchancen, zu denen die Gastgeber auch noch Hilfestellung leisteten. In der 2. Hälfte dominierte der „SPÖ“, konnte aber sieben hochwertige Chancen nicht verwerten und brachten den Ball selbst aus kürzester Entfernung nicht im Tor unter. 76

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Vor den Hallenstadtmeisterschaften übte ich schon zuvor mit meinem Schiedsrichter- Kollegen Addi Schneider (aus Grevenbroich-Allrath) bei einem Alte Herren Turnier meines TuS Grevenbroich ehrenamtlich mit Vereinen aus meiner Jugendzeit: RW Elfgen, SV Neurath, FC Orken (der Ortsteil von GV, in dem ich aufwuchs), SV Hochneukirch, Immerath, Dremmen und Ratheim in neun Spielen à 15 Minuten. Die Zwischenrunde der HSTMS (Hallenstadtmeisterschaft) am 03.01.1988 war mit gut 600 Zuschauern ausverkauft! Gemeinsam mit unserem SR-Lehrwart Heinz Kristen pfiffen wir BW Mannesmann-Meer, SV Dohr, DJK/VfL Giesenkirchen, Fortuna MG, RW Hockstein und Viktoria Rheydt mit 2 Gelben Karten von mir. Am 31.01.88 lernte ich die jungen Kumpels aus dem Kohlerevier vom FC Schalke 04 kennen, deren A-Jugend bei Borussia Mönchengladbach ein faires Freundschaftsspiel (mit 1x Gelben Karte) vor 50 Zuschauern austrug. Zu dem LL-Spiel ASV Wuppertal gegen Spfr. Essen-Katernberg unter der Leitung unseres Rheydter Bundesliga-Schiedsrichters Dieter Pauly, die Autorität in schwarz, kamen sage und schreibe 1.800 Zuschauer - sehr beeindruckend für meinen Linienrichterkameraden Walter Heitfeld und mich: 0:1 (HZ 0:1). Es war schon ein Riesenunterschied bei der Begrüßung des Heimvereins für einen Bundesliga-Referee mit Kaffee vor dem Spiel sowie Vereinsnadeln für uns alle! Bis Saisonende durfte ich noch weitere sechs Landesligaspiele in Geldern, Moers-Schwafheim, Wuppertal, Hochdahl, Dinslaken und Kapellen/Erft leiten.

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Linienrichter in der Oberliga bei Heinz Willems Ab der Saison 1988/89 wurde ich in der Oberliga, der damals dritthöchsten Spielklasse in Deutschland, gemeinsam mit Wolfgang Schulz (Pharma-Außendienstler) Linienrichter im Schiedsrichtergespann von Heinz Willems (jahrzehntelang Leitender Angestellter der Stadtsparkasse Mönchengladbach). Nach dem „Aufgalopp“, einem Freundschaftsspiel zwischen dem „SPÖ“ Rheydter SV (OL) und Fortuna Düsseldorf (2. Bundesliga) kamen wir zu sieben Einsätzen in dieser Spielklasse. Im Einzelnen waren das Viktoria Köln gegen Bonner SC (1019 Zuschauern), BVL Remscheid gegen 1. FC Bocholt (2.500 Zuschauern), SW Essen gegen Bonner SC (Zuschauer ?), MSV Duisburg gegen SC Jülich 10 (2.000 Zuschauern), VfB Langenfeld gegen SC Brück (500 Zuschauern), VfB Remscheid gegen SC Brück (400 Zuschauern) und MSV Duisburg gegen Hamborn 07 (4.500! Zuschauern). In der Oberliga standen schon damals bei vereinzelten Begegnungen Filmemacher in den Stadien. Mit riesigen VHS-Kameras nahmen sie die kompletten Begegnungen auf, um sie anschließend den Vereinen zur Verfügung zu stellen. So auch am 08. April 1989 bei besagtem Spiel im Wedau-Stadion, das mit 3:2 (HZ 2:2) zu Ende ging. Nach zwei knappen Abseitsentscheidungen von mir, direkt vor der Tribüne, gab es laute Proteste. Das war dann auch ein Grund dafür, dass ich nach dem Lokalderby beschimpft wurde. Später erhielt Heinz Willems die Kameraaufnahmen. Hierauf erwiesen sich meine Entscheidungen als korrekt. Das wiederum war ein Grund, dass man sich bei uns ob des Fehlverhaltens entschuldigte. Auch Heinz Willems bin ich heute noch sehr dankbar. Von ihm 79

habe ich viel gelernt - mit welcher Ruhe und Souveränität er im Umgang mit Spielern und Trainern seine Spiele ruhig über die Bühne brachte. Nachdem er in der Saison 1991/92 in der 2. Bundesliga an der Seite von Jürgen Jansen im Einsatz war, schaffte es Heinz im August 1992 mit seinen beiden SRA Werner Gatz und Ralf „Ralle“ Wermlinghoff in die 2. Bundesliga - die Saison 1993/94 mit SRA Jörg Hermsdorf und Werner Gatz. In den Spielzeiten 1994/95 und 1995/96 war Heinz als Regionalschiedsrichter in Bundesliga-Spielen an der Linie. Sein Regionalliga-Gespann bildeten Thomas Sleegers mit René Donné bzw. Markus Fliege sowie Torsten Kiener in der folgenden Saison. Am 23. August 1994 ging es für Heinz in der Bundesliga mit Schiri Hans-Jürgen Weber (Essen) in den Schwarzwald nach Freiburg gegen den FC Bayern München. Heinz erinnert sich an die längste Stadionanreise „ever“: Staus in der ganzen Stadt und eine verstopfte Zufahrtstraße zum Stadion! Am 16. März 1996 kamen zum Bundesligaspiel zwischen dem FC Bayern und dem 1. FC Kaiserslautern 61.000 Zuschauer ins Olympiastadion - Endstand 2:0. Auch heute sind Heinz und ich noch sehr gut befreundet in unserem SR-Freundeskreis und wir treffen uns monatlich. Auch runde Geburtstage feiern wir zusammen. Nur einen Tag später stand für mich als Schiri die 1. Kreispokalrunde an mit der Partie VfB Korschenbroich gegen Viktoria Rheydt. Vor 50 Zuschauern setzten sich die Rheydter nach Elfmeterschießen mit 3:2 durch (2:2 - HZ 1:0) - mit 2x Strafstößen, 5x Verwarnungen und 1x Zeitstrafe von mir. In der Winterpause habe ich dann auch mit meinem Spielen in der Alte Herren Mannschaft des TuS Grevenbroich aufgehört, um mich ganz auf meine Einsätze in der Landes- und Oberliga 80

zu konzentrieren. Viele meiner Mannschaftskameraden haben noch einige Jahre weiter aktiv Fußball gespielt; leider haben einige von ihnen heute Meniskus-Probleme. Davon wurde ich als Schiedsrichter mit meinen Dauerläufen ohne Zweikämpfe Gott sei Dank verschont. Was zeichnet eine Mannschaftssportart wie den Amateurfußball in den unteren Klassen bis Landesliga aus? ZUSAMMENHALT und TEAMGEIST - nicht das Geld! So war es beim TuS Grevenbroich und beim SV Steinwenden in meinen Reserve-Mannschaften. Teamgeist und weitere Faktoren, die eine gute Mannschaft ausmachen: Im Amateurfußball auf Kreisliganiveau spielen Spieler für ihren Heimatverein. Oft von der F-Jugend bis zur Altherrenmannschaft. Freundschaften, Zusammenhalt und Vereinsverbundenheit spielen hier eine deutlich größere Rolle als im Millionenzirkus der Bundesliga. Hier spielen Anwälte und Hartz-IV-Empfänger in einem Team. Kommen Postboten und Polizisten direkt vom Dienst zum Spiel. Leidenschaft statt Beruf. Hier versucht man mit viel Zeit und Liebe zum Verein seinen örtlichen Schlachter von einem kleinen Sponsoring-Engagement zu überzeugen, um die Mannschaft zur neuen Spielzeit mit neuen Trikots oder Trainingsanzügen auszustatten. Die Macher sind meist seit Kindesbeinen im Verein. Sind neben Kassenwart auch Würstchen-Griller und Co-Trainer. Alles ehrenamtlich. Sie schätzen das familiäre Umfeld. Weil man es mit Spaß macht. Und weil man den Nachbarverein noch nie mochte und man den sportlichen Ehrgeiz hat, auch in diesem Jahr wieder vor ihnen in der Tabelle zu landen. Die Quintessenz im Mannschaftssport ist es den kameradschaftlichen Teamgeist zu fördern. Teamgeist zielt darauf ab, 81

dass die Fußballmannschaft in einem funktionierenden Gefüge auftritt. Ein funktionierendes Team, dessen Mitglieder zusammenhalten und die Qualitäten des jeweils anderen geschätzt werden, ist näher am Erfolg als ein Team mit Einzelspielern Ohne Teamgeist würden viele Amateurmannschaften nicht die entsprechenden Leistungen abrufen können, um Spiele für sich zu entscheiden. Einerseits ist der Trainer des Teams dafür verantwortlich, eine gute Teamchemie und Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen, andererseits hängt es auch von jedem Spieler individuell ab, wie gut sich der Teamgeist ausprägen kann. Zu Beginn soll jedoch zunächst die Frage im Raum stehen, welche Ziele der Mannschaftsgedanke im Amateurfußball überhaupt verfolgt. Teamgeist zielt darauf ab, dass die Fußballmannschaft in einem funktionierenden Gefüge auftritt. Ein funktionierendes Team, dessen Mitglieder zusammenhalten und die Qualitäten des jeweils anderen geschätzt werden, ist näher am Erfolg als ein Team mit Einzelspielern. Hinzu kommt noch, dass mit dem Teamgeist auch der Spaß am Sport nicht zu kurz kommt. Sehr positiv ist auch, wenn die gesamte Mannschaft charakterlich einwandfrei ist und sich durch ihren Zusammenhalt auf und neben dem Platz auszeichnet. Ein hohes Zusammengehörigkeitsgefühl wirkt sich auch sehr positiv auf eine höhere, konstante Erfolgswahrscheinlichkeit aus. Das Zusammengehörigkeitsgefühl lässt sich durch eine gezielte Teamentwicklung stärken. Ziel für Vereine muss es demnach sein, die zirkuläre Beziehung zwischen Erfolg und Zusammengehörigkeitsgefühl durch Teamentwicklungsmaßnahmen zu gewährleisten, um langfristigen Erfolg sicherstellen zu können. Ziel im Mannschaftssport und auch innerhalb einer Fußballmannschaft ist es immer, gemeinsam einem sportlichen Ziel 82

nachzugehen und dabei am selben Strang zu ziehen. Dazu zählen alle Mitglieder, die der Mannschaft in irgendeiner Form helfen und die Stärkung des Kollektivs fördern. Das betrifft Spieler, Trainer, Betreuer und aber auch Physiotherapeuten, falls vorhanden. Innerhalb der einzelnen Spieler herrscht im Idealfall ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl und ein kameradschaftliches Verhältnis. Dies sorgt dafür, dass innerhalb der Mannschaft ein angenehmes Klima und gute Stimmung angesagt sind. Will eine Amateurmannschaft erfolgreich sein, dann ist mehr von Nöten als die bloße individuelle Klasse der Spieler. Vor allem im Amateurbereich ist der Fußball oft nur ein Hobby, das neben Beruf und familiärem Alltag zur Ablenkung dient. Dadurch ist das Zusammenhalten innerhalb des Teams essenziell und auch Freundschaften innerhalb der Mannschaft sind zu fördern. Kommt dann auch noch der sportliche Ehrgeiz hinzu, kann dies dazu führen, dass sich das Team auf dem Fußballplatz gegenseitig anpeitschen und motivieren kann. Dies ist definitiv förderlicher für einen funktionierenden Mannschafts-Zusammenhalt, als das gegenseitige Anmeckern aufgrund von Fehlern auf dem Platz. Somit ist eine Fußballmannschaft mit funktionierendem Teamgeist in der Lage, Rückstände und schwierige Situationen während eines Spiels zu meistern und sich gemeinsam daraus zu befreien. Das essenzielle Stichwort hierbei lautet positive Kommunikation auf dem Feld und den Teamgedanken fördern. Der Teamgeist spiegelt sich zudem nicht nur auf dem Platz wider. Ein kameradschaftliches Verhältnis des Teams zeigt sich auch dann, wenn sich die Spieler auch in ihrer Freizeit und privat treffen und befreundet sind. Zudem trägt das zu einer besseren Teamchemie bei, wenn alle Mitspieler sich untereinander 83

kennen, auch abseits des Fußballplatzes miteinander zu tun haben und soziale Kontakte pflegen. Gefördert kann die freundschaftliche und kameradschaftliche Komponente beispielsweise vom Trainer mit einem Trainingslager in der Sommer- oder Wintervorbereitung. Im Optimalfall wird das Team dabei nicht nur auf dem Platz zusammengeschweißt, sondern auch bei anderen Aktivitäten, z.B. einer Boots-Tour gemeinsam aktiv. Für Kinder heißt es in einer Jugendmannschaft das kameradschaftliche Verhalten zu erlernen. Hierbei geht es also auch in gewisser Weise um das Erlernen und die Förderung von sozialem Verhalten. Dieser Teamgeist ist vor allem im Mannschaftssport ein Kerngedanke, schließlich gewinnt die Fußballmannschaft nur im Team Spiele. Um Teambuilding gezielt zu trainieren, gibt es mehrere Möglichkeiten. Natürlich muss und will man seinen Spielern etwas bieten. Unternehmen im Umfeld für Sponsoring gewinnen ist unabdingbar. Geld kann man immer gebrauchen. Für die MANNSCHAFT (die auch eine ist). Und nicht für einzelne selbsternannte „Messis oder Ronaldos“, die als Wandervögel von Verein zu Verein wechseln. Die können gerne wegbleiben. Weil für einen guten Fußballer nicht nur das Spiel auf dem Platz entscheidend ist. Einen guten Fußballer zeichnet mehr aus. Kameradschaft, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit und eben auch ein wenig Identifikation mit dem Vereinslogo, das er auf der Brust trägt. Aber leider gibt es im Amateurfußball auch oft eine gegenläufige Entwicklung, mit der sich der Amateurfußball immer mehr selbst schadet. Trainer, die ihren Spielern Arbeitsplätze vermitteln und mit ihnen über die Lande ziehen. Und tatsächlich auch regelmäßig Vereine finden, die dieses Spielchen mitmachen. „Möchtegernmäzen“, die alle paar Jahre in einen 84

anderen Verein wechseln, um sich die besten Spieler zusammen zu kaufen. Mit „Aufwandsentschädigungen“ im dreistelligen Bereich. Zweimal aufsteigen und beim ersten Misserfolg verschwinden. Der Verein landet dann im Nirgendwo. Muss sich mit Pech sogar komplett vom Spielbetrieb abmelden. Ganz ohne Mäzen spielte auch unsere Firmenfußballmannschaft von gardeur. Hier wurde ich nicht als Spieler eingesetzt, sondern als Schiedsrichter gegen andere Firmen- oder Kundenmannschaften angefordert; u.a. auch Peek & Cloppenburg / Düsseldorf. Selbst dem jungen Abteilungsleiter/Einkäufer von Penndorf in Hamburg-Bergedorf tat ich zweimal den Gefallen, terminierte meine Kundentour in den Norden nach dem Spieltermin und pfiff u.a. auch die Begegnung gegen Peek&Cloppenburg / Hamburg. Im Januar 1989 habe ich mich wieder riesig auf die Hallenstadtmeisterschaften gefreut. Erneut gemeinsam mit unserem Lehrwart Heinz Kristen leitete ich vor 550 Zuschauern zum 1. Mal die Spiele der Endrunde mit den 8 Vereinen (LL - KL B) Fortuna MG, SpVg Odenkirchen, DJK/VfL Giesenkirchen, BW Dahl, Tus Wickrath, RW Venn, Spfr. Neuwerk und GW Holt; 3x Verwarnungen und 2x Zeitstrafen sprach ich aus. Ein torreiches Spiel mit 23 Treffern gab es am 02.04. - kein Aprilscherz! - beim Viertelfinale im Niederrheinpokal der AJugend zwischen dem VfB Uerdingen und RW Mülheim nach Elfmeterschießen: HZ 1:1, nach 80 Minuten 1:1 mit 6x Gelben Karten und 3x Zeitstrafen, nach der Strafstoß-Entscheidung 11:12 !!! An der Linie halfen mir die beiden Krefelder Schiedsrichter Weile und Puts. Zum Saisonende wurde ich dann am letzten Landesliga-Spieltag zum Duell zwischen dem SV 1913 Walbeck und dem VfL Benrath angesetzt. Vor der Partie war klar, dass der Verlierer 85

absteigen muss. So fand das Match vor 750 Zuschauern unter Verbandsaufsicht (Heribert Cahsor aus dem Kreis 5 NE-GV) statt. Als Assistenten standen mir Jürgen Peters und Thomas Klingen (wie ich Sternzeichen Wassermann am 04.02. geboren) zur Seite. Mit 2x Verwarnungen, 2x Zeitstrafen und einem Feldverweis setzten sich die Benrather mit 4:1 (HZ 1:0) durch und verblieben in der Landesliga. Der SV Walbeck musste in die Bezirksliga absteigen. Trotzdem gab es nach der Partie für unser Gespann leckeres Essen mit Spargel und Schinken aus dem bekanntesten Spargeldorf am linken Niederrhein. Am 10.09.1989 begann die neue Saison mit einem Bezirksligaspiel beim VfR Fischeln gegen SV Eller 04 (2:3) Bei meinen Spielen in der Landesliga wurde ich in der Saison vom Verband beobachtet. In der Hinrunde gab es 2x die Einstiegsnote 8,0 bei den Partien TuS Wermelskirchen - 1. FC Wülfrath (0:3 - 170 Zuschauer), VfB Mülheim-Speldorf - BV Altenessen (2:0 - 400 Zuschauer) sowie eine schwache 7,5 bei TGD Essen-West - VfB EssenNord (0:1 - 200 Zuschauer) und eine gute 8,5 bei RWE Essen Amateure - 1. FC Mülheim-Styrum (1:1 - 100 Zuschauer). Einspringen durfte ich dann nochmals am 10.12.1989 in der Oberliga bei Heinz Willems im Spiel des FC Bocholt (135 km) gegen SW Essen vor 2.300 Zuschauern (1:1); zweiter Linienrichter war Thomas Sleegers. Nach dem Spiel auf dem längeren Weg zur Kabine wurde von einer Fußgängerbrücke auf uns geworfen, aber wir wurden Gott sei Dank nicht getroffen oder verletzt. Die Rückrunde begann am 07.01.1990 mit einem Ortsderby in der Kreisliga A zwischen dem Vorort Spfr. Neersbroich gegen die Stadtmitte VfB Korschenbroich vor 300 fanatischen 86

Zuschauern. Nach 5x Verwarnungen und 2x Zeitstrafen setzten sich die Kleinstädter mit 4:2 (HZ 2:0) durch. In der Landesliga ging es weiter mit Aufwertungen (8,5) in den Beobachtungen bei meinen Einsätzen Duisburg 08 Borussia Wuppertal SV Emmerich-Vrasselt TV Jahn Hiesfeld

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Eintracht Duisburg (2:1, 200 Zuschauer) Fortuna Bredeney (4:1, 120 Zuschauer), VfB Bottrop (4:0, 200 Zuschauer) SC Bocholt 26 (0:0 - 100 Zuschauer).

Das Spiel in Emmerich-Vrasselt am 01.04.1990 werde ich nie vergessen, denn ich musste ein Brüder-Paar mit der Roten Karte des Feldes verweisen! Zunächst sah Bruder Holger Rot wegen Nachtretens. Kurz danach traf es seinen Bruder Oliver, der zuvor die „gelbe Pappe“ gesehen hatte. Da hatten die Vrasselter Ordnungskräfte schon alle Hände voll zu tun, um das Spielfeld von Bottroper Fans und Begleiter zu räumen und um einen ordnungsgemäßen Fortgang der Partie zu gewährleisten. Auch Holger war mit auf den Platz gestürmt. Zusätzlich gab es noch 6x Gelbe Karten in dieser Begegnung. Nach dem Spiel meinte Rotsünder Holger: „Ich kann jetzt wohl meine Fußballschuhe verkaufen!“; denn er war in der Saison schon zweimal des Feldes verwiesen worden. Und sein Bruder Oliver meinte, er hätte sich nur den Schweiß abgeputzt und dem Schiedsrichter nicht den Vogel gezeigt. Mein Auto stand neben dem Bus des VfB Bottrop. Als wir nach Duschen und einem kleinen Imbiss zu meinem Fahrzeug gingen, mussten wir feststellen, dass aus einem Reifen die Luft rausgelassen wurde! So musste ich mit Hilfe meiner beiden Linienrichter Andreas Eckers und Thorsten Schippel den Reifen wechseln und an der nächsten Tankstelle den Ersatzreifen 87

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aufpumpen! Zu Hause wartete Besuch auf mich; so kam ich erst mit Verspätung zum Abendessen unserer Geburtstagsfeier meines Sohnes Thomas nach Hause. Dieses Erlebnis erinnerte mich natürlich auch an Fangesänge und Komplimente wie „Schiri, wir wissen, wo Dein Auto steht“, „Schiri - Telefon!“, „Du Blinder!“ und „Oh, mir tun die Augen weh, wenn ich diesen Schiri seh`!“ Da konnte ich bisher eigentlich immer nur drüber lachen…! Vor der Sommerpause erhielt ich dann am 24. Mai 1990 (Vatertag) noch eine Traum-Ansetzung und zwar zum Jubiläum des PSV zwischen dem Polizei SV und der UWE SEELER TRADITIONS ELF mit vielen Bundesliga- und Nationalspielern. 1.500 Zuschauer im Grenzlandstadion sahen Andreas Eckers und Thorsten Schippel an der Linie - darunter auch die Alte Herren Mannschaft meines Pfälzer Vereins SV SteinwendenWeltersbach! Die Altstars setzten sich mit 4:3 gegen die I. Mannschaft aus der KL A knapp durch (HZ 1:3). Nach der Halbzeitpause wurden sie vor allem von dem Kölner Idol Wolfgang Overath immer wieder lautstark nach vorne gepusht; 89

er wollte das Spiel absolut nicht verlieren. Es traten an: Wolfgang Kleff, Zimmermann, Rolf Rüßmann, Bernd Cullmann, Reiner Bonhof, Herzog, Bernd Hölzenbein, Grabowski, Wolfgang Overath, Hannes Löhr, Glowacz, Eilenfeldt, den Förster-Brüdern und Deutschlands Torkanone Klaus Fischer. Nur drei Monate später durfte ich mir die Uwe Seeler Portas Elf nochmals anschauen - dieses Mal von der Seite als Linienrichter bei unserem Bundesliga-Schiedsrichter Dieter Pauly und Franz-Josef Vos als zweiten Assistenten. Am 03.08.1990 spielte die Truppe beim Bezirksligisten SC Waldniel - da wo Franz-Josef Schullehrer war - vor 2.000 Zuschauern. Auch dieses Mal setzten sich die ehemaligen Profis mit einem klaren 9:2 Sieg (HZ 1:1) durch. Übrigens war es durchaus üblich, dass Schiedsrichter der 1. Bundesliga nicht nur in Zweitligaspielen, sondern auch im Amateur- und Jugendbereich eingesetzt wurden. Oberster Grundsatz im DFB: „Schiedsrichter pfeifen dort, wo sie angesetzt werden!“ Dieter Pauly war insgesamt 50 Jahre im Schiedsrichterwesen aktiv. Von September 1980 bis 1990 leitete er 100 Bundesligaplus 65 internationale Spiele. U.a. durfte mein Namensvetter am 30.09.1987 das Rückspiel im Europapokal der Landesmeister zwischen SC Neapel gegen Real Madrid leiten. Im Hinspiel war es zu Ausschreitungen gekommen. Und so sollte ausgerechnet er dieses Spiel in der Hölle des San-PaoloStadions pfeifen. So beschloss Dieter im Stillen: „Wenn dies die Hölle sein soll, dann werde ich der Teufel sein!“ Eine Schweizer Zeitung schrieb: „Die UEFA schickt ihren James Bond nach Neapel.“ Dabei hatte Dieter ja lediglich die „Lizenz zum Pfeifen“. Das Spiel endete 1:1 (Hinspiel 2:0 für Real) mit einer Roten Karte für den Neapolitaner Andrea Carnevale in 92

Dieter Paulys Buch „Abpfiff“. Das Foto auf dem Buchcover, das Dieter und Köln Torhüter Toni Schumacher im Clinch zeigt, wurde 1981 zum Sportfoto des Jahres gekürt. Dem Rheydter Fotografen Dieter Wiechmann gelang dieser legendäre Schnappschuß. 93

der 87. Min. und der SC Neapel mit Diego Maradonna (†) schied aus. Dreimal wurde Dieter in Deutschland zum Schiedsrichter des Jahres gekürt: 1984/85, 1987/88 und 1989/90! Mein Namensvetter hatte zwei Sportgeschäfte in Rheydt und Mönchengladbach, wo ich auch meine Schiedsrichter-Trikots kaufte. 1990 erschien sein Buch „Abpfiff“ mit dem legendären Nase an Nase Foto mit Toni Schumacher und im gleichen Jahr wurde der 1,91m-Riese zum Bundesliga-Schiedsrichter-Beobachter - ab dem Jahr 2000 war er sogar für die UEFA im Einsatz. Franz-Josef Vos, der mich ja zum 1. FC gelotst hatte, begann 1985 im Gespann von Dieter Pauly, nachdem er bereits 1981 schon den Nachwuchslehrgang des DFB in der Sportschule Grünberg besuchen durfte. Sporadisch wurde er auch bei anderen SR in der 2. Liga eingesetzt. Zu Ende war die schöne Zeit im Gespann von Dieter dann 1989. Seine eigenen Spielleitungen gingen bis in die Amateur-Oberliga, seinerzeit die dritthöchste Liga im DFB. Im DFB wurde umstrukturiert und Franz-Josef sollte nur noch in der 2. Bundesliga eingesetzt werden. Gleichzeitig erlitt er in dieser Zeit einen doppelten Bänderriss und konnte die erforderlichen Leistungsprüfungen nicht mehr absolvieren. Wenn es am schönsten ist, sollte man ja bekanntlich auch aufhören - das hat Franz-Josef dann nach eigenen Worten getan. Von 1993 bis 1997 wurde Franz-Josef als Beobachter in der Bundesliga und der 2. Liga eingesetzt. In den Kreisschiedsrichterausschuss wurde er 1977 gewählt und dann 1986 zum Kreisschiedsrichterobmann. Dies blieb er bis 1992 und übernahm schließlich das Amt des Bezirksschiedsrichterobmanns 94

bis 1995. Von 1986 war Franz-Josef, zunächst als Stellvertreter für Rolf Göttel, später als Bezirksschiedsrichterobmann, auch Mitglied des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses. Am 22.07.1990 habe ich das Freundschaftsspiel zwischen dem SV MG 1910 Lürrip und dem Rheydter SV (BZ - OL; 1:3 HZ 1:0 - 100 Zuschauer) gepfiffen. In diesem Match spielten auf Lürriper Seite der heutige Vorsitzende des Vereins, Andreas „Zimbo“ Zimmermann“, und Michael Jansen (Vater von Marcel Jansen, dem späteren Bundesliga-Profi und heutigem Präsidenten des Hamburger SV). Wie bereits beim Spiel in der KL A am 01.04.1984 gegen die Spfr. Neersbroich (3:2) sowie am 16.02.1992 in der Bezirksliga gegen ASV Süchteln (3:0) trug „Zimbo“ als Spielmacher das Trikot mit der Nr. 10 - wie in seiner gesamten Senioren-Spielzeit - und Michael - superschneller Linksaußen-Stürmer die Nr. 11. Andreas und Michael hatten bereits als Kinder in Lürrip auf dem Schulhof in jeder Pause mit einem Tennisball zusammen Fußball gespielt. Trainer war Rainer Sartor, der im Frühjahr 2020 jetzt 70 Jahre alt wurde. Aus der damaligen Truppe sind immer noch aktiv bzw. ehrenamtlich tätig: Bert Nobel (AH), Kenan Erol (TW AH), Edgar Holz, Udo, Ralf und Harald Wieser; passiv Mitglied sind noch Rolf Wilms, Thomas Bekkers und Norbert Giesers. Alles Leute, die ich als Zuschauer bei den Heimspielen oder Vereinsfesten des SV Lürrip (150 m Luftlinie von mir zu Haus) auf der Sportanlage oder im Vereinsheim treffe. Übrigens hat mein Sohn Thomas als Schüler in der E-Jugend mit dem zwei Jahre älteren Marcel Jansen und anderen Lürriper Kindern auf der Sportanlage außerhalb des Trainings gekickt.

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Nur eine Woche später fand die Vorrunde der Fußball Feldstadtmeisterschaften (mit SR Thomas Sleegers - 200 Zuschauer - je 3 Spiele von 2x 25 Min. von der OL bis zur KL B) statt. Am 02.09.1990 lernte ich beim Spiel FC Rumeln-Kaldenhausen gegen die SG Wattenscheid 09 vor 60 Zuschauern in der Damen-Regionalliga, dass auch Frauen mit großem, körperlichen Einsatz spielen; so musste ich 4x Verwarnungen und 2x Zeitstrafen aussprechen. In der Bundesliga-Nachwuchsrunde mit Markus Fliege und Jürgen Peters als Linienrichter lernten wir im Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund auch den späteren Nationalspieler Lars Ricken kennen. (3:0 HZ 1:0 - 100 Zuschauer). Bei den Landesliga-Beobachtungen wurden die Noten umgestellt - von der Einstiegsnote 8,0 auf 40. In meinen fünf LLSpielen unter Verbandsbeobachtung erhielt ich die Noten 42 (2x), 44 und einmal die schlechte Note von 33 im Spiel Mülheimer 07 SV gegen Fortuna Essen-Bredeney (2:2 - HZ 1:1 200 Zuschauer)! Für einen Aufstieg in die Verbandsliga war das zu wenig. Allerdings auch beruflich hätte ich nicht mehr jedes Wochenende gekonnt, da ich als Verkaufsleiter auch dann an Wochenenden zu Mode- und Stoff-Messen im In- und Ausland mit Übernachtungen reisen musste. Dass ich immer noch Mitglied im TuS Grevenbroich war, war dem Verbandsschiedsrichterobmann und Ansetzer nicht bekannt. So bekam ich für den 01. Dezember 1990 den Spielauftrag für die Landesliga Partie zwischen der SSVg Velbert und dem TuS Grevenbroich. Vor der Begegnung war mir schon etwas mulmig und habe vor dem Spiel - mit Ausnahme des Ausfüllens des Spielberichtsbogens - jeden Kontakt zu den Offiziellen und Zuschauern aus Grevenbroich vermieden, damit 96

ja keine Verdächtigungen aufkommen sollten. Aber ich war mir sicher, dass ich der Aufgabe gewachsen bin und das Spiel objektiv und gerecht leiten würde. (Wer mich kennt, weiß, dass ich - wenn ich das Schiedsrichtertrikot trage - „keine Verwandten mehr kenne“ und für mich dann nur noch „Rot“ gegen „Blau“ oder „Grün“ spielt.) Das Spiel verlief sportlich fair. Velbert war an diesem Tag dem TuS deutlich überlegen und siegte verdient mit 5:1. Nach dem Spiel bedankten sich nicht nur die Velberter, sondern auch Spieler, Trainer des TuS und Betreuer Hans „Laddy“ Bierbaum für die gute Leistung des Schiedsrichtergespanns, an denen die Niederlage nicht gelegen hatte. Als die Reservemannschaft des TuS in die Bezirksliga aufstieg, hatte ich auch hier 4 x das Vergnügen, meinen „eigenen“ Verein pfeifen zu dürfen: 01.12.2002 24.05.2003 18.10.2003 09.04.2004

Eintracht Düsseldorf - TuS Grevenbroich II TuS Grevenbroich II - VfR Büttgen (Bendplatz) TuS Grevenbroich II - DSV 04 Düsseldorf (Schloßstadion) FC Tannenhof D`dorf - TuS Grevenbroich II

0:1 0:3 1:4 2:2

Auch diese vier Meisterschaftsspiele gingen ohne Probleme und Kritik nach dem Spiel über die Bühne (ich kann mich noch an zwei gelbe Karten gegen Martin Meier - der Sohn eines meiner besten Freundes Bernhard - bei Eintracht Düsseldorf und Toni Dominguez gegen den VfR Büttgen und einen Strafstoß gegen den TuS erinnern.).

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Stefan Dombroski war erfolgreichster Torschütze. Leider verstarb er kürzlich viel zu früh.

Vor dieser Zeit hatte ich bereits einige Spiele meiner AHMannschaft geleitet, so am 17.05.1986 31.05.1986 27.09.1986 18.10.1986 17.10.1987 22.05.1993

TuS Grevenbroich - SV MG Lürrip 1910 TuS Grevenbroich - Rheydter SV Rheydter SV - TuS Grevenbroich TuS Grevenbroich - VfB Hochneukirch SV Mg Lürrip 1910 - TuS Grevenbroich SC Kapellen - TuS Grevenbroich

1:1 3:2 1:4 1:4 1:3 0:6

Hier kann ich mich noch eine Zeitstrafe gegen die TuS - Ikone „Heinrichs Willi“ erinnern, der mich ganz entgeistert und ungläubig anschaute, als ich ihn nach einem Beinstellen vor der Strafraumgrenze für 5 Minuten des Feldes verwies. 98

Im Winter bei den Hallenstadtmeisterschaften wurde ich anstatt in Mönchengladbach in der Nachbarstadt Viersen angesetzt. In der Ostschule Viersen-Dülken trafen Mannschaften von der Landesliga bis runter zur KL D aufeinander: FC Viersen, FC Dülken, Concordia Viersen, ASV Süchteln, SC Viersen, BW Helenabrunn, Türk-Deutsch Viersen, TuS Boisheim, Viersen Hobbyfreunde und Olympia Viersen. Als zweiter SR stand mir (7x Zeitstrafen) Manfred Schumachers zur Seite. Stadtmeister wurde der Landesligist FC Dülken, der im Finale aufdrehte und die Überraschungsmannschaft vom SC Viersen auf die Verliererstraße brachte. Mit 10:2 fiel der Sieg der Dülkener, die sich den Titel zum dritten Mal sicherten, recht deutlich aus. Den höchsten Sieg des Turniers verbuchten die Concorden, die die Viersener Hobby-Freunde 12:0 schlugen. Den Hobby-Freunden soll anschließend die Freude am Fußball so vergangen sein, dass sie ihren Verein auflösen wollten. Hektisch wurde es bei der 1:3 Niederlage der Süchtelner gegen Dülken - eine Ausnahme in diesem sportlichen und fairen Turnier. Laut lokaler Presse hinterließen die beiden Gladbacher Unparteiischen einen glänzenden Eindruck. Bei meinem letzten Spiel in der Rückrunde 1991 in der KL A wurde der SC Hardt Meister nach einem 2:2 (HZ 1:2 - 1x Elfer, 6x VW, 1x Zeitstrafe) gegen die SpVg Odenkirchen 05/07. Das war zugleich mein 400. Einsatz als Schiedsrichter! Am 25.08.1991 ging es weiter in der Damen-Regionalliga beim VfB Uerdingen gegen Rumeln-Kaldenhausen. Am 08.12.1991 durfte ich nochmals in die Oberliga als Linienrichter mit Heinz Weckauf bei meinem Vereinskameraden Arno Fervers nach Preußen Krefeld gegen den FV Honnef vor 250 Zuschauern. 99

Meinen insgesamt 450. Spielauftrag erhielt ich zum Landesliga-Spiel zwischen dem MSV Duisburg und TuS Xanten (1:0 - HZ 0:0 - 80 Zuschauer). Am 03.05.1992 musste ich mir leider die Tränen eines Absteigers ansehen. Nach der Partie zwischen Marathon Krefeld und dem TV Asberg Moers (2:0 HZ 0:0 - 1 VW - 50 Zuschauer) waren die Asberger aus der Bezirksliga abgestiegen. Nach 11 Jahren als Schiedsrichter kam Dieter auf 458 Einsätze (davon 37 als Linienrichter) - von der E-Jgd (3x) bis zur Landesliga (44x); auch bei Turnieren der Jugend (6x) und der Senioren (22x) wurde er angesetzt. Mit 151x Strafstößen zeigte er in jedem 3. Spiel auf den Elfmeterpunkt. Durchschnittlich zeigte er in jedem Spiel 2x die Gelbe Karte (insges. 892x) und fast in jedem Spiel musste er eine Zeitstrafe aussprechen (313x). Feldverweise gab es Gott sei Dank nur in jedem 10. Spiel (40x). Übrigens spricht er immer nur von Strafstößen und nicht von Elfmetern; so lautet die offizielle Bezeichnung. Elfmeter heißt es nur beim Elfmeterschießen in Pokalspielen. Als Schiedsrichter sind wir ja nicht aus Zucker. Dennoch gab es auch bei mir zwei Ereignisse, in denen ich ein Spiel unterbrechen oder absagen musste. Bei einem stark bewölktem Landesliga-Spiel beim SC Schiefbahn fing es plötzlich an zu donnern und dann auch zu regnen und kräftig zu blitzen. So unterbrach ich das Spiel wegen Gewitter, schickte beide Mannschaften in die Kabine und konnte dieses Match erst nach 25 Minuten wieder fortsetzen und über die Zeit bringen. Leider hat es ja tatsächlich schon Fälle gegeben, wo drei Spieler bei einem Trainingsspiel im südhessischen Wald-Michelbach vom Blitz getroffen wurden und sich vorübergehend in Lebensgefahr befanden oder 2009 in Ingoldingen in Baden100

Württemberg der Blitz in einen Flutlichtmast einschlug und sich dadurch 26 Menschen verletzten. Und in Dänemark starb sogar ein 17-jähriger Nachwuchsspieler 2006 nach einem Blitzschlag. An einem anderen Tag hatte es in den Bergen von Wuppertal stark geregnet - Regen non-stop. Mittags hörte es fast auf zu regnen, nur noch Nieselregen. Beide Mannschaften wollten spielen. Während der Platzbesichtigung vor dem Spiel hatten der Platzwart und zwei Helfer den Rasenplatz mit seinen tiefen Pfützen mit ihren Besen versucht, vom Regenwasser zu befreien. Aber eine Viertelstunde vor Anpfiff gab es an den Rändern auf Grund der Platzunebenheiten immer noch mehrere kleine Pfützen- vor allem am Seitenrand, wo mein Linienrichter durch die knöcheltiefen Regenlöcher hätte laufen müssen. So sagte ich das Spiel schweren Herzens ab. Als Schiedsrichter prüft man bei Regen oder Schnee, ob ein fester Stand möglich ist, ob die Spieler auf diesem Feld spurten können. Und stelle mir anhand dieser Kriterien die Frage: besteht erhöhte Verletzungsgefahr? „Der Schiedsrichter kann ein Spiel wegen Witterungsverhältnissen oder aus einem anderen Grund unterbrechen. Die Dauer der Unterbrechung soll 30 Minuten nicht überschreiten.“, heißt es in den DFB-Regeln. In den Fußballregeln heißt es in Regel 1 - das Spielfeld: „Sollte die Beschaffenheit des Platzes infolge schlechten Wetters oder Nachlässigkeit so sein, dass den Spielern Gefahr droht oder eine ordnungsgemäße Durchführung des Spieles nicht gewährleistet ist, so hat der Schiedsrichter den Platzverein aufzufordern die Mängel (z.B. auch bei den Tornetzen) zu beseitigen . Ist dies nicht innerhalb einer angemessenen Frist möglich, so fällt das Spiel aus.“ 101

Ob ein Spiel angepfiffen werden kann oder nicht, entscheidet im Amateurfußball aber bei Weitem nicht ausschließlich der Schiedsrichter. Hier gilt es, einen ziemlich bürokratischen Weg einzuhalten. Verantwortlich für das Spielfeld ist in der Regel die zuständige Gemeinde („Platz gesperrt!“). Mit einem Viersener Lokal-Freundschaftsspiel am 19.08.1992 zwischen dem Kreisligisten SC Viersen gegen den Bezirksligisten FC Viersen (I.+ II.) ging es vor 250 Zuschauern in die neue Saison: 2:1 (1:1). In der Landesliga bildeten jetzt Jürgen Peters (seit 1987) und Faruk Tuka das Gespann. In der Saison 92/93 wurden wir 9x angesetzt. Dabei hatten wir weite Anreisen von 100 km zum VfB Lohengrin 03 Kleve - TuS Xanten (200 Zuschauer - 4x VW), 110 km zum VfL Rhede - TuS Borth (250 Zuschauer - 5x VW, 1x Zeitstrafe) und von 135 km zum SV Emmerich-Vrasselt - SC Kleve 93 (200 Zuschauer 4x VW, 1x Zeitstrafe). 102

Mehr noch in Erinnerung blieben mir das KL A Spiel zwischen Blau-Weiß Dahl und VfB Korschenbroich (2:6 - HZ 1:0) vor 30 Zuschauern mit 1x Strafstoß, 3x Gelbe Karten und 1x Zeitstrafe (nach Spielende lief einer der Dahlener Spieler mir auf dem Weg in die Kabine hinter her; als ich Tür hinter mir schloss, warf er vor lauter Wut seine beiden Fußballschuhe gegen die Tür!) sowie das KL B Spiel zwischen SC Viktoria Rheydt und Türkgycü Rheydt (1:2 - HZ 1:0) vor 100 Zuschauern mit 1x Strafstoß 11x Gelbe Karten und 1x Zeitstrafe. Ebenso wie die Zuschauerkulisse von 400 im BezirksligaNachbar-Duell zwischen T.S.F. Bracht und dem TSV Kaldenkirchen 2:1 (HZ 1:0 mit 4x VW und 3x Zeitstrafen. In der Saison 93/94 rückte Torsten Kiener für Jürgen Peters in unser Team und wir wurden 7x in der Landesliga angesetzt sowie 1x in der A-Jgd Niederrheinliga. Meinen 500. Spielauftrag hatte ich in der Bezirksliga beim Abstiegsduell zwischen OSC Rheinhausen (Tabellendrittletzter) - DJK Kalkar (Tabellenletzter): 2:2 (HZ 2:1), 60 Zuschauer mit 6x VW. Zu dieser Saison gab es eine wichtige Regeländerung des DFB. Im Amateurfußball wurde die bisherige Zeitstrafe von 10 Minuten bei den Erwachsenen und den Alte Herren durch die Gelb-Rote Karte ersetzt!!! Das bedeutete, dass der Spieler bis zum Schlusspfiff das Spielfeld verlassen musste und nicht wieder eingewechselt werden durfte!!! Bei der Jugend hingegen blieb die 5 minütige Zeitstrafe bestehen. Dann folgte an Pfingsten das Highlight für mich in dieser Saison mit dem großen internationalen vier Tage-A-JugendTurnier meines 1.FC Mönchengladbach. Hier war ich jeden Tag im Einsatz - mit der Pfeife oder mit der Fahne. Meine Spiele waren 1.FC MG - Trabzonspor, Borussia MG - Vejle, Derby County - Carl-Zeiss-Jena, Vejle - Trabzonspor, Bayer 103

Uerdingen - Estland, Borussia - 1. FC, Estland - Trabzonspor, Borussia - Carl-Zeiss-Jena, Derby County - Carl-Zeiss-Jena, Borussia - 1. FC im Endspiel. Und am 05.06. hatte ich dann noch das Vergnügen, das Aufstiegsspiel der Bezirksligisten FC Rumeln-Kaldenhausen gegen den MSV Moers vor 100 Zuschauern auf Asche mit 2x Gelben Karten zu leiten: 1:0 (HZ 0:0); damit stiegen die Rumelner in die Landesliga auf. Mit einem Turnierspiel des SC Viktoria Rheydt zwischen der SpVg Odenkichen (KL A) und Fortuna MG (BZ) - Endergebnis 2:3 (HZ 2:1) mit 7x VW, 1x Zeitstrafe und 1x Roten Karte begann die Saison 94/95. An der Linie unterstützten mich Bernd Schoemann (unser späterer Lehrwart) und Bernd Gretscher. In der Landesliga ersetzte Lasaros Savvidis nach zwei Saisons Faruk Tuka an der Seite von Torsten Kiener. Wir wurden 6x in der Landesliga und 1x in der A-JugendNiederrheinliga angesetzt. Beim Spiel SC Viktoria Goch - SV Schwafheim (3:1 HZ 3:0 - 400 Zuschauer - 2x Strafstöße, 6x Verwarnungen, 1x Feldverweis) musste ich den Trainer des Heimvereins wegen unsportlichen Verhaltens auf die Tribüne verweisen. 350 Zuschauer besuchten das Bezirksliga-Lokalderby zwischen dem VfL Rheinhausen und dem TB Rheinhausen. Mit 6x Gelben Karten und 1x Gelb-Rot brachte ich den Lokalkampf gut über die Bühne. Am 25.06. schickte mich der FVN dann noch zum A-Jugend Qualifikationsspiel nach Moers zwischen dem GSV und dem FC Remscheid, der nach dem 7:0 (HZ 2:0) in die Niederrheinliga aufstieg. Zwei Schiedsrichter aus dem Kreis Moers - Thomas Kleinheisjans und Holger Heinz assistierten mir erfolgreich an der Linie. So endete die Saison nach 24 Spielen mit 8x Strafstößen, 84x Gelben Karten, 10x gelb-roten Karten und 5x Feldverweisen. Bei den Hallenstadtmeisterschaften 1990 hatte ich großes Pech 104

gehabt, weil man mir als Brillenträger die Brille unabsichtlich ins Auge geschossen hat. Ich musste ins Krankenhaus, wo man meine Wunde genäht hat. Draußen im Freien habe ich mit „harten“ Kontaktlinsen gepfiffen, die aber für die Halle nicht geeignet waren (die Augen tränten dann.). 1995 hat mir dann meine Augenärztin weiche Kontaktlinsen angepasst, so dass ich in der Halle wieder pfeifen konnte. In dem Jahr war ich für die Spiele der Gruppe 2 der Vorrunde angesetzt. Im Spiel zwischen Außenseiter RW Taunus (KL B) und dem SV Mannesmann (Bezirksliga) musste ich bereits in der dritten Minute dem Torwart von Mannesmann die rote Karte zeigen, nachdem er einen Stürmer im Neun-Meter-Raum zu Fall gebracht hatte; die Entscheidung war auch bei den Mannesmännern unumstritten. Rot-Weiß gewann 1:0 und war eine Runde weiter. In der Halle muss man auf den Tag topfit sein und während aller Spiele als Schiri äußerst konzentriert sein, damit einem kein Fehler unterläuft. Sonst hat man ganz schnell die Zuschauer gegen sich. Mit einer guten Leistung hingegen kann man sich einen positiven Kredit verschaffen. Außerdem sitzen oft 15 - 20 Schiris auf der Tribüne, beobachten und diskutieren die Entscheidungen des SR-Kollegen. Die Saison 95/96 war auch aus beruflichen Gründen eine kürzere Saison mit nur 16 Spielansetzungen. Mein Gespann bildeten Christian Gather und Erik Hannemann. Wir leiteten 6x Landesligaspiele, wobei ich beim Spiel SG Kaarst - SV Walbeck 2x Strafstöße, 9x Gelbe Karten und 2x Rote Karten geben musste (1:3 HZ 1:0). Meinen 500. Spielauftrag als reiner Schiedsrichter erhielt ich am 05.11.1995 zum KL A Spiel zwischen dem SC Rheindahlen und dem FC Germania Geistenbeck (3:2 HZ 0:2 - 5x VW). Am 06.01.1996 durfte ich wieder zu den Hallenstadtmeisterschaften Viersen nach Dülken fah105

Linienrichter Dieter Kauertz mit dem Bielefelder Coach Gerd Roggensack (Mitte) und Referee Heinz Willems und Linienrichter Kurt „Kutscher“ Kochen. Roggensacks Bielefelder A-Junioren gewannen mit 2:1 gegen FC St. Pauli.

ren. Die Vorrundengruppe leitete ich gemeinsam mit Heinz Josef „Pascher`s Jupp“ (100 Zuschauer - 9x VW, 1x Feldverweis). Zum Abschluss der Saison 1996 ging es gemeinsam mit meinem Kameraden Kurt „Kutscher“ Kochen als Linienrichter und Referee Heinz Willems zum Kicker-Pokalspiel der A-Jugend zu Arminia Bielefeld (220 km) gegen den FC St. Pauli! 100 Zuschauer sahen einen 2:1 (HZ 1:) Heimsieg des Teams von Trainer Roggensack. In der Saison 96/97 wurden meine Linienrichter von Spiel zu Spiel getauscht, um auch sie ans Linienrichter-Amt „einzuarbeiten“. Dabei waren Bernd Gretscher, Mustafa Menekse, 106

Christian Gather, Bastian Otten, Marcel Rießer, Stefan Michaels, Simon Willems, Tim Stettner, Guido Weindock und Christian Vos. Sechs LL-Spiele standen auf dem Programm, ein A-Jugend Niederrheinliga sowie ein Freundschaftsspiel zwischen dem Oberligisten Rheydter SV und dem Verbandsligisten Union Solingen. Am 29.091996 wurde es beim KL B Spiel zwischen dem SC Broich-Peel und der Reserve der SpVg Odenkirchen für mich nach Spielende ungemütlich. Das Spiel endete vor 40 Zuschauern mit 5:3 (HZ 2:2). Neben 1x Gelben und 3x GelbRoten Karten musste ich zwei Strafstöße verhängen. In einer anderen Szene schossen die Odenkirchener auf das Broicher Tor, vor dem sich im Fünfmeterraum ein Spielerknäuel befand. So konnte ich nicht zu 100 Prozent erkennen, ob der Ball - wie die Odenkirchener steif und fest behaupteten - die Linie im vollen Umfang überschritten hatte. Es kam zu keiner Netzberührung und der Ball wurde von der Torlinie von einem Broicher Abwehrspieler wieder ins Feld geschlagen. Ich rief „Weiterspielen!“ Nach Schlusspfiff wurde ich von „Okerke“ lauthals beschimpft und auch bedroht. Ich lief zu SR-Kabine, ein Broich-Peeler Verantwortlicher stellte sich vor die Tür und ich wartete nach dem Duschen mit dem Verlassen der Kabine, bis sich die Odenkirchener Mannschaft wieder auf den Heimweg gemacht hatte. Bei den Hallenfußballstadtmeisterschaften in Viersen am 05.01.1997 pfiff mit mir Winfried „Coca“ Brachten. 130 Zuschauer sahen in der Endrunde, wie sich der FC Dülken vor dem Favoriten FC Viersen und Concordia Viersen, ASV Süchteln, Türk Deutsch und Olympia Viersen durchsetzte. Ein weiteres „Länderspiel“ fand am 25.01.1997 zwischen dem FC Viersen und NL-Panningen statt (Verbandsliga gegen 107

Grün-Weiß Holt - Borussia Mönchengladbach 0:8 (0:3) - Linienrichter Christian Vos und Erik Hannemann, vorne Schiedsrichter Dieter Kauertz

Oberliga 5:2 HZ 1:0 mit 1x Feldverweis). Das Oberliga-Verbandsliga-Duell zwischen dem Rheydter SV und Union Solingen gewann der „SPÖ“ am 20.04. mit 3:0 (HZ 0:0 vor 40 Zuschauern mit 1x VW). Bei einem AH-Veteranen Turnier mit dem TuS Grevenbroich, SC Kapellen und FC Kroatia bin ich dann noch am 27.04. (mit 1x VW) eingesprungen. Am 27. Mai 1997 durfte ich das Freundschaftsspiel zwischen Grün Weiß Holt und den Profis der Borussia - gemeinsam mit den Linienrichtern Christian Vos und Erik Hannemann - unter strenger Aufsicht meines 10-jährigen Sohnes Thomas leiten. Als Schiedsrichter-Betreuer schaute - der leider inzwischen verstorbene - Schiedsrichter-Kamerad Hubert Simons nach uns. U.a. waren von Borussia im Einsatz: Uwe Kamps (als 108

Borussias Torwart Uwe Kamps spielte als Mittelstürmer beim Freundschaftsspiel in Holt, unten der Gladbacher Martin Schneider im Zweikampf

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Mittelstürmer!), Hubert Fournier, Martin Schneider, Stefan Paßlack, Jürgen Petterson, Davor Krnavic, Stefan Gerkens, Marcel Ketelaer und „Kalle“ Karl-Heinz Pflipsen. Endergebnis 0:8 (HZ 0:3 - 300 Zuschauer - ohne eine persönliche Strafe). Nach 16 Jahren habe ich dann wieder eine große Bilanz gezogen: 529 Spiele als SR und 38 Spiele als LR mit 195x Strafstößen, 1.272x VW, 353x Zeitverweise/Gelb-Rot + 56x Feldverweisen. Es sind zwei Dinge, die uns Schiedsrichter Woche für Woche antreiben: `ne große Portion Gerechtigkeitssinn und die Liebe zum Fußball. Eine Liebe, die so stark ist, dass wir auch auf Champions-League-Abende auf dem Sofa und der Couch verzichten. Vor jedem Anpfiff und Anstoß ist ja vom Schiedsrichter bei der Seitenwahl ein Münzwurf durchzuführen. Meine Münze war aus Plastik in den Farben schwarz und rot. Vor dem Spiel fragte ich die Kapitäne der Mannschaften, welche Farbe sie wollen. Der Gewinner des Münzwurfs entscheidet, auf welches Tor sein Team in der ersten Halbzeit spielen wird. Das andere Team führt den Anstoß zu Beginn des Spiels aus. Für die zweite Halbzeit wechseln die Teams die Seiten und spielen auf das andere Tor. Fange ich die Münze nicht mit der Hand auf, kann natürlich auch mal was Außergewöhnliches passieren. Nie vergessen werde ich den Münzwurf beim Viertelfinalspiel des Europapokals der Landesmeister zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Liverpool 1965. Nach 0:0 im Hin- und Rückspiel gab es ein Entscheidungsspiel zwischen den beiden besten Mannschaften Europas an einem neutralen Ort in Rotterdam. Auch das endete mit 2:2 Unentschieden nach Verlängerung. Nun kam es zum entscheidenden Münzwurf (zu der Zeit gab es noch kein Elfmeterschießen!) mit FC Spielführer Hansi Sturm. 110

Die vom Schiri Schaut geworfenen Münze blieb hochkant im Matsch stecken. So musste Schiedsrichter Schaut den Münzwurf wiederholen und der FC Liverpool gewann! Dies habe ich live im Fernsehen miterlebt. In der Saison 97/98 kam ich zu 24 Ansetzungen, davon 7 in der Landesliga. Als erfahrenem Hasen setzte unser KSA auch zu meinen 9 Spielen der Bezirksliga junge Linienrichter an, damit ich sie ausbilden konnte. Das waren Thomas Koston, Jens Zerbe, Stefan Huppertz, Carsten Müller, Hans-Jürgen „Hansi“ Weyers, Marcel Rißer, Tim Stettner, Tim Dieball, Andreas Vohmann, Johannes Daners, Torsten „Toto“ Nellen, Guido Lenné, Michael Schmitz, Torsten Schilken, Guido Weindock und Markus Schüller (16 Jahre alt - aus Neersbroich - heute SRA in der I. Bundesliga)! Die meisten persönlichen Strafen gab es im Bezirksligaspiel SC Viersen-Rahser - Türkiyemspor MG mit 1x Strafstoß, 6x Gelben und 2x Roten Karten. In diesem Jahr durfte ich endlich mal wieder bei den Hallenstadtmeisterschaften in Mönchengladbach eine 5-er Vorrunden-Gruppe leiten vor 450 Zuschauern mit RW Taunus Rheydt, SV Mannesmann-Meer, FC Güdderath, SG Hehn und Portugiesischer Verein MG. Im Spiel zwischen Außenseiter Rot Weiß Taunus (KL B) und dem SV Mannesmann (BZ) musste ich bereits in der 3. Minute dem Torwart von Mannesmann die rote Karte zeigen: er hatte einen Stürmer regelwidrig zu Fall gebracht. Die Entscheidung war auch bei den Mannesmännern umstritten. Rot-Weiß gewann und war eine Runde weiter. Den Abschluss bildete das Internationale A-Jugend-Turnier des SV MG 1910 Lürrip auf der BSA Uedding - 150 Meter von meinem neuen Zuhause. 300 Zuschauer waren Gast und 111

gemeinsam mit dem Lürriper Hansi Weyers wechselte ich mich als Schieds- und Linienrichter ab; nur als Linienrichter im Einsatz war Torsten Schilken (3x Strafstöße, 6x VW, 1x Gelb-Rot). In der Saison 98/99 hatte ich mit Thomas Koston und Benjamin Willems (der Sohn meines damaligen OL-Schiris Heinz) in den ersten fünf Landesliga/A-JgdNiederrheinligaspielen wieder ein konstantes Gespann. Im A-Jugendspiel zwischen dem Hülser SV und dem VfB Homberg gaben sich die 17-/18-Jährigen pubertär rebellisch, so dass ich zehnmal zur Gelben Karte greifen und einen mit GelbRot vorzeitig Duschen gehen lassen musste. Am 28.12.1998 standen wieder die Hallenfußballstadtmeisterschaften in Mönchengladbach an. Gemeinsam mit Benjamin Willems leitete ich vor 450 Zuschauern die Vorrundengruppe mit den Spfr. Neuwerk, SC Hardt, TuS Wickrath, SC Rheydt, Türkiyemspor MG und Polizei SV (mit 10x Verwarnungen). In der Rückrunde hatte ich bei meinen BZ- und LL-Spielen wieder verschiedene Linienrichter, u.a. auch wieder Markus Schüller (jetzt 17 Jahre jung) vor 300 Zuschauern beim LLSpiel BW Dingden (115km) gegen Olympia Bocholt. 2:2 (HZ 2:0) mit 6x Gelb und 1x Gelb-Rot. Am 16.05.1999 leitete ich mein 100. Landesliga-Spiel beim FC Grevenbroich-Süd gegen den VfR KR-Fischeln. Im letzten LL-Spiel beim SSV Velbert und dem TV Jahn Hiesfeld begleiteten mich als LR Markus Schüller und zum ersten Mal eine mit Melanie „Melli“ Schönfeld (20 Jahre jung - heute SR`in in der Bezirksliga und Beobachterin in der I. und II. Frauen-Bundesliga sowie B-Juniorinnen Bundesliga + Männer Oberliga) eine junge Frau: 5:0 (HZ 3:0 - 3x Gelb - 150 Zuschauer). Am Samstag, den 24.05.1999, durfte ich gemeinsam mit Christian Schönfeld, Ralf Claßen und Sascha Kleinen wieder 112

Spiele beim Internationalen A-Jgd.-Turnier des SV MG 1910 Lürrip leiten (von mir gab es 8x VW). Sieger wurde Hannover 96 vor den Schweizern von Xamac Neuchatel. Der SV Lürrip wurde immerhin 7. vor Union Luxemburg. Gemeinsam mit meinen Schiedsrichterassistenten verzichteten wir auf Fahrgeld und Spesen. Diese noble Geste wurde von den Verantwortlichen und den Zuschauern mit viel Beifall quittiert. Nur einen Tag später am Pfingstmontag gastierten die Profis von Borussia Mönchengladbach beim Oberligisten Rheydter Spielverein. 1.800 Zuschauer strömten in das Stadion des RSV. An der Linie standen Thomas Koston und Hansi Weyers. Zwei Verwarnungen musste ich aussprechen. Auf eine weitere persönliche Strafe verzichtete ich. Max Eberl - der heutige Manager der Borussia - als robuster rechter Verteidiger bekannt und bereits verwarnt, rutschte an der Seitenlinie beim Angriff der Rheydter zum Ball, der ins Aus ging und schickte dann noch seinen Gegenspieler Sascha Berthold quer über die Aschenbahn, der laut aufschrie und zunächst verletzt liegen blieb. Wat nu? - fragte später auch Otto E. Schütz von der Rheinischen Post. Borussia hatte am Samstag darauf Heimspiel gegen den FC Bayern, von dort war Maxi Eberl ja nach Mönchengladbach gekommen. Ich verzichtete auf die persönliche Strafe und redete mir ein, Du wolltest mit 22 Spielern auf den Platz und auch mit 22 Spielern wieder runter…! Max Eberl erzielte dann übrigens in der 88. Minute mit einem strammen Schuss aus 25 Metern den Siegtreffer zum 2:1. Bei der Kreisleistungsprüfung am 20.06.1999 qualifizierte ich mich zum 13. Mal für die Landesliga-Prüfung in der Sporthochschule Duisburg. Damit war ich als 45-Jähriger der letzte FC-Schiri in der Landesliga. Meine sportliche Fitness holte ich mir beim gemeinsamen Training mit der Leichtathletikab113

Von links nach rechts: Dietmar Jansen, Hansi Weyers, Dieter Kauertz, Thomas Koston, Michael Frontzek. Archivfoto: Rheydter SV

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Harter Zweikampf zwischen dem Odenkirchener Wolla Brück und einem Spieler der Heimmannschaft Concordia Viersen. Dieter Kauertz: „Auf dem Spielfeld schonte Wolla Brück weder sich noch seinen Gegenspieler, aber er ist ein fairer Sportsmann.“ Foto: NettePress

teilung des FC unter der Leitung von Trainer Dieter J. Wolf. So wie es mein Beruf als Bekleidungskaufmann zuließ, lief ich Montag- und Donnerstagsabend mit den Leichtathleten auf der Ernst-Reuter-Anlage. Durch Umstellung meines Trainingsprogramms durch Dieter Wolf (ausreichend Warmlaufen, Stretching, Laufschule, dosiertes Ausdauer- und Sprinttraining mit entsprechenden Pausen und Auslaufen) konnte ich sowohl meine Ausdauer als auch meine Schnelligkeit verbessern. Bei den Laufdisziplinen erreichte ich die Zeiten der unter 30-Jährigen. Nachdem ich mich zweimal im Training im Oberschenkel gezerrt hatte, hat Dieter Wolf (später auch mein Ansprechpartner beim Stadtsportbund als Fachwart Leichtathletik) mich professionell wieder aufgebaut und mir viele nützliche Tipps gegeben. 115

Zur Saisonvorbereitung gab es wie fast immer zu Beginn ein Freundschaftsspiel. Diese Saison 1999/2000 ging es nach Giesenkirchen (BZ) gegen die Spfr. Neuwerk. In der A-JugendNiederrheinliga kam es zu einem Bundesliga-Duell am 08.08. zwischen Borussia Mönchengladbach und Fortuna Düsseldorf. 50 Zuschauer sahen einen knappen Sieg der Borussia mit 3:2 auf dem Rasen hinter dem Bökelberg. In der Stadt Essen wurde 1999 selbst noch in der Landesliga auf roter Asche gespielt, so am 29.08. bei SV Essen-Kray gegen Wülfrath, am 05.09. bei der Tgd Essen-West gegen BV Altenessen und am 24.10. beim Essener SV gegen Tgd Essen-West. Ausverkauft mit 600 Zuschauern war die Jahnhalle wieder bei der Endrunde der Mönchengladbacher Hallenstadtmeisterschaften am 08.01.2000. Gemeinsam mit den Schiedsrichtern Erik Hannemann und Manfred „Manni“ Noever leitete ich die diesmal fairen Spiele mit nur 1x Gelben Karte. Sieger und Stadtmeister wurde überraschend der SV Mannesmann-Meer vor Rheydter SV, Borussia MG Amateure, Fortuna MG, Spfr. Neuwerk, GW Holt, SC Hardt und Taunus Rheydt. Mein 100. Landesligaspiel leitete ich an meinem Hochzeitstag, dem 02.04., beim SV Bayer Wuppertal gegen TuSpo Richrath mit Christian Bruns und Florian Scholzen an der Linie. (2:1 HZ 1:1, 5x Gelb). Übrigens lagen die Spesensätze im Jahr 2000 bei 40 DM in der Landesliga (für Linienrichter je 30 DM) und in der Bezirksliga bei 30 DM (SR-Assistenten wurden in der BZ nicht bezahlt, es sei denn sie wurden vom Heimverein angefordert wie z.B. von SW Elmpt). Hinzu kam ein Kilometergeld von 0,52 DM (pro Kilometer). Am Samstag, den 21. Mai, sprang ich dann vor meinem eigenen Landesligaspiel bei meinem SR-Kameraden Bernd Schoemann als Linienrichter ein - gemeinsam mit Thomas Koston 116

beim LL-Spiel Tus Fichte Lintfort gegen VfB Homberg. (0:3 HZ 0:0 - vor 200 Zuschauern). Sonntags zu meiner Begegnung zwischen Vatanspor Mülheim und Viktoria Goch kamen 150 Zuschauer. 2:4 HZ 1:1, 5x Gelb; mit den LR Christian Bruns und Florian Scholzen.; hier zog ich mir eine leichte Zerrung im Oberschenkel zu. Im Jahr 2000 sollten dann noch einige Überraschungen auf mich warten! Ich hatte das Vergnügen und die ehrenvolle Aufgabe, zwei Kurzspiele von ehemaligen Borussen-Idolen zu leiten. Im Stadion wurden wir von Borussias Schiedsrichterbetreuer Alfred Bierent und dem Stadionsprecher Rolf Göttel für die beiden Prominentenspiele begrüßt. Als Schiedsrichterassistenten nahm ich die beiden Freundeskreis-Kameraden Matthias „Mattes“ Bockers (SR bis zur Verbandsliga) und Manfred „Manni“ Noever (übrigens beide Ex-Torwarte) mit, die in den 70-er Jahren selbst aktiv Fußball gespielt haben und viele der alten Haudegen kannten. Zunächst stand die Partie der Borussen-Pokalsiegermannschaft von 1960 gegen eine Stadtauswahl auf dem Programm. Die Borussen mit „Goldköpfchen“ Franz Brungs, (später 1. FC Nürnberg), Rudi Pöggeler, Gerd Schommen, Friedhelm Frontzek, Uli Kohn, Karl-Heinz Mühlhausen, Heinz de Lange, Siggi Gollers und TW Günter Jansen wurde durch die Borussen-Angestellten und Ex-Profis Norbert Meier und Thomas Eichin ergänzt. In der Stadtauswahl agierten vor den Augen unseres 1. Vorsitzenden vom 1. FC MG Willi Schüll neben Akteuren wie Dauerläufer Otto Söhner, Klaus Riemer (beide RSV), Herbert Hützen (Borussia AH) auch Akteure meines 1. FC Mönchengladbach wie Herbert Heisters, Heinz Küskes, Manni Schmitz, Hans Bolzen und Dieter Wimmer. Das Spiel war äußerst fair und die Oldies ließen den Ball laufen. Das Gefühl für Ball und 117

Mitspieler war nicht verloren gegangen. Das Spiel, das von meinem Freund Rolf Göttel, dem Ex-Bökelberg-Stadionsprecher, live kommentiert wurde, endete nach 2 x 10 Minuten mit 2:1 für Borussia. Nach einer kurzen Pause durfte ich das Spiel zum 100-jährigen Jubiläum von Borussia Mönchengladbach 1900 e.V. pfeifen. Vor mittlerweile sage und schreibe 15.000 Zuschauern trafen die Idole der 70-er auf die der 80-er Jahre. Auf der einen Seite Stars wie Wolfgang „Otto“ Kleff, Ulli Stielike, Ewald Lienen, Alan Simonson, Henning Jensen, Kalle del Haye, Winfried Hannes, Herbert Laumen, Horst Wohlers, - auf der anderen Seite Christian Hochstätter, Norbert Meier, Hans-Jörg Criens, Frank Schäffer, Michael Frontzek, Thomas Eichin, Kurt Pinkall, Jörg Jung. Während Torwart-Ikone Wolfgang Kleff wie zu seinen besten Zeiten immer zu Späßen aufgelegt war, und sich zwischenzeitlich zur Freude der Nordkurve einen Klappstuhl ins Tor holte, zeigten vor allem „Bundestrainer“ Ulli Stielike und der Trainer des 1. FC Köln Ewald Lienen, dass sie läuferisch noch topfit waren. Unser Gespann war jederzeit Herr der Lage, gab es doch nur wenige Freistöße wegen Foulspiel und einige Abseitsentscheidungen zu ahnden. Schiedlich-friedlich endete das faire Spiel gerechterweise mit 2:2 (HZ 0:1) Unentschieden und natürlich ohne eine persönliche Strafe. Ob wohl die 80-er durch Treffer vom „schnellsten Postboten“ Pinkall und von Fach bereits in Führung lagen, konnten Simonsen und Laumen für die 70-er noch ausgleichen. Als Danke schön erhielten wir die Jubiläumsausgabe des Borussen-Wimpels und eine Einladung ins VIP-Zelt, in dem wir nach dem Spiel auch noch andere Fußballgrößen wie Stefan Effenberg, Bernd Krauss, Wolf Werner, Uli Sude, Rainer Bonhof, Ludwig „Luggi“ Müller, Klaus-Dieter Sieloff, Peter Die120

trich und „Hacki“ Wimmer trafen. Außerdem konnten wir am Abend die aktuelle Profimannschaft von Borussia Mönchengladbach gegen den niederländischen Ehrendivisionär Twente Enschede unter der Leitung des Aachener FIFA- und Bundesligaassistenten Josef Webers von der Tribüne aus beobachten. Das war ein weiterer Höhepunkt in meiner SchiedsrichterLaufbahn „hautnah den ehemaligen Idolen“ - möge dies ein Ansporn für alle jungen Schiedsrichter sein. Am Wochenende 12. und 13. August 2000 nahm ich wieder am Qualifikationslehrgang in Duisburg - dieses Mal in Verbindung mit einem SR-Fortbildungslehrgang für LandesligaSchiedsrichter unter Beobachtung teil. Somit hatte ich das Vergnügen, bei meiner sechszehnten und letzten Qualifikation nochmals im Bettenturm der Sportschule Wedau übernachten zu dürfen. Mit mir fuhren aus unserem Kreis Johannes Daners, Tim Dieball und René Donné. Nachdem wir als erste die Sportschule erreicht hatten, bezogen wir unsere Zimmer im 10. Stock mit herrlichem Blick auf das Wedau-Stadion und das Freibad. Offiziell begrüßte uns alle Lehrgangsleiter Theo Hoffmann. Nach der schriftlichen Prüfung (null Fehler dank guter Vorabschulung von Lehrwart Bernd Schoemann) ging es auf die Laufbahn. Als mit Abstand ältester Teilnehmer (46 Jahre) konnte ich trotz 30°C Hitze beim Cooper-Test 2.500 Meter zurücklegen und bei den Sprintstrecken die Sollzeiten der unter 30-jährigen sogar unterbieten. Nach dem Essen ging es wieder auf den Sportplatz, wo Verbandslehrwart Eckhard Berndt mich und die beiden anwesenden Schiedsrichterinnen bat, den jungen Schiedsrichtern die Vorbereitung auf ein Spiel mit SRA nahe zu bringen; dies taten wir mit unseren eigenen Worten, wie wir unsere jeweiligen Schiedsrichterassistenten vor einem Spiel einweisen. 121

Am nächsten Morgen gab Theo nach dem Frühstück das Ergebnis der Qualifikation bekannt. Zu meiner Überraschung wurde ich - zum ersten Mal nach 16 Jahren - für meine Leistungen namentlich besonders erwähnt und gelobt. Heribert Lang und Eckehardt Berndt besprachen anschließend die Regelfragen und die am meisten gemachten Fehler und präsentierten uns anschließend noch aktuelle Videoszenen. Zum Abschluss des Lehrgangs stellte Lehrgangsleiter Theo Hoffmann (ein echtes Original! - „Wer Theo richtig kennengelernt hat, hat wohl „Theo“-logie studiert!“) fest, dass es ein ruhiger, harmonischer und guter Lehrgang gewesen sei. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich nach meinem 16. Qualifikationslehrgang (davon 14 für die Landesliga) beim Verbandsausschuss offiziell zu verabschieden und mich bei den Verbandslehrwarten für ihre gute Arbeit und fairen Prüfungen zu bedanken. Mein Dank galt natürlich auch meinen beiden Kreislehrwarten Heinz Kristen und Bernd Schoemann, die mich immer gut vorbereitet haben, so dass ich alle Prüfungen bestehen konnte. Ich habe die jungen Schiedsrichter aufgefordert, nicht die Pfeife in die Ecke zu werfen, wenn es mit dem Aufstieg einmal nicht klappt. Es gibt auch in der Landesliga schöne, interessante Spiele. Die Motivation kann auch sein, junge Schiedsrichterassistenten mitzunehmen und auszubilden oder als erfahrener SRA in einer höheren Spielklasse mitzufahren. An die jungen Schiedsrichter gerichtet, habe ich die Hoffnung ausgesprochen, dass ich mich freuen würde, den ein oder anderen in Zukunft auf der DFB-Liste zu finden und vielleicht im Fernsehen einmal als Bundesligaschiedsrichter zu sehen, so wie ich vor 19 Jahren, als ich im Kreis Kaiserslautern Schiri wurde, den damals 18-jährigen Markus Merk als Bezirksliga-Schiedsrichter kennen lernte. Mit diesem Schluss122

wort endete der Lehrgang und nach dem gemeinsamen Mittagessen fuhren wir zu unseren Spielleitungen des ersten Meisterschaftsspieltages. Den Ex-Bundesliga-Spieler Hans-Jörg Criens traf ich nur kurze Zeit später am 20.08.2000 beim Bezirksligaspiel VfR Büttgen gegen die „Geldsäcke“ von SW Elmpt. Criens ansonsten bei seinem Verteidiger in bester Obhut, zeigte nur einmal seine unglaubliche Kopfballstärke - aber ohne Tor. Gut 120 Zuschauer sahen einen Auswärtssieg mit 2:0 (HZ 0:0) mit 5x Gelb. An der Linie assistierten mir Sven Lua und Sebastian Fischer. Beim KL-A Spiel zwischen am 17.09.2000 zwischen Türkiyemspor MG und Grün Weiss Holt an der Schlachthofstraße verlängerte die Polizei die Halbzeitpause. Zur Halbzeitpause gingen die türkischen Spieler in ihre Kabine in die Turnhalle Backeshof. Hier hatten zwei türkische Betreuer, die vorgegangen waren, um Wasser zu holen, einen Dieb auf frischer Tat ertappt. Bei ihrem Eintreffen ergriff der Dieb die Flucht und warf seinen Seitenschneider weg. Er hatte damit zuvor die Gitter in der Umkleidekabine aufgeschnitten, bereits ein Handy und Kleidungsstücke geklaut und in seinem PKW deponiert. Sein Pech war, dass er von einem Arbeitskollegen erkannt wurde und seinen 5-er BMW unfreiwillig zurücklassen musste. Nach dem Anruf bei der Polizei war diese kurz danach vor Ort und verhörte die beiden Zeugen. Als ich mit der Mannschaft wieder zum Platz wollte, stoppte mich der Polizeibeamte, weil er von jedem einzelnen Spieler zu Protokoll nehmen müsse, was genau gestohlen worden ist. Ich erklärte ihm, dass auf dem Platz 11 Holter Spieler und 50 Zuschauer auf uns warteten. Darauf sagte er nur, dass sein Fall wichtiger wäre als mein 123

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Spiel. Ich lief zum Spielfeld und informierte Trainer Rütten und die Holter Mannschaft und bat sie, sich solange warm zu laufen. Gott sei Dank kamen nach weiteren 5 Minuten die Spieler von Türkiyemspor und ich konnte die 2. Halbzeit anpfeifen. Nach dem Spiel waren die Polizeibeamten immer noch da und ließen gerade das Fahrzeug des Diebes zur Wache schleppen. Auch die Holter Spieler mussten feststellen, dass einigen von ihnen Markenkleidung gestohlen worden war. Der Holter Libero musste seine Freundin anrufen, damit er nicht im Slip nach Hause fahren musste. Am Dienstagmorgen stand in der Rheinischen Post, dass den Beamten die Spucke wegblieb, als ein 23-jähriger Mann am Sonntagabend gegen 18 Uhr zur Polizeiwache kam und seinen PKW als gestohlen melden wollte. Ziemlich dreist fanden die Beamten, die bereits wussten, dass der Gladbacher vor seiner Flucht die Autotür zuschlug und die Schlüssel im Fahrzeug vergessen hatte. Die Beamten sprachen ihn direkt auf die Tat an. Der Mann legte ein Geständnis ab. Dieses „Länderspiel“ endete übrigens 3:1 für Grün-Weiß Holt - ohne, dass ich eine einzige Karte zeigen musste. Einige Ermahnungen und zweimal ein sehr ernster Blick reichten in dieser sportlich fairen Begegnung vollkommen aus. Ein weiteres Länderspiel fand in Mönchengladbach am 05.11. zwischen den Spaniern und Türken vom Post Telekom SV bzw. dem TDFV Viersen in der Kreisliga B statt. (0:1 HZ 0:0, 40 Zuschauer, 3x Gelb). Gut frequentiert waren auch die Landesliga-Spiele im Spargeldorf Walbeck (29.10. gegen SV Sonsbeck 1:2 - mit 5x Gelb) mit 350 und in Wuppertal-Sudberg (12.11. gegen Cronenberger SC 1:2 mit 3x Gelb) mit 400 Zuschauern. 125

Vor Silvester am 30.12.2000 spielten in der Vorrunde der Fußballhallenstadtmeisterschaften wieder Mannschaften von der KL B bis zur Landesliga. Gemeinsam mit Stefan Michaels freute ich mich über 480 Besucher. (1x Strafstoß, 3x Gelb, 1x Gelb-Rot). Für die Endrunde qualifizierte sich der Rheydter SV, für die Zwischenrunde GW Holt. Ausschieden DJK Hehn, RW Venn, Viktoria Rheydt und Portugiesisch MG. Im Frühjahr 2001 durfte ich zwei Viertelfinalspiele im Kreispokal leiten. Am 24.02. Fortuna Mönchengladbach (BZ) und Borussia Mönchengladbach Amateure, was der Verbandsligist deutlich mit 8:0 gewann (HZ 5:0 - 30 Zuschauer - 2x Gelb LR Sebastian Fischer und Sebastian Thoren). Und am 12.04. DJK/VfL Giesenkirchen (BZ) gegen FC Viersen; hier setzte sich der Verbandsligist nur ganz knapp mit 1:0 durch. (HZ 0:1 - 30 Zuschauer - 3x Gelb- LR Sven Lua und Florian Scholzen). Zum Saisonende wartete wieder das Internationale A-JugendTurnier des SC MG 1910 auf mich sowie auf Hansi Weyers, Sven Lua und Sebastian Fischer. Bei mir waren es 4x Verwarnungen und 2x Zeitstrafen (beim Einsatz mit 2x SR + 2x LR). Es spielten Teams aus A-Innsbruck, Luxemburg, NL-DenHaag, Fortuna Köln, Chemnitz, FC Mainz 05, Alemannia Aachen und dem SV Lürrip. So endete mit der Saison 1999/2000 meine Zeit als Unparteiischer in der Landesliga, denn inzwischen war ich 47 Jahr alt geworden. Und im DFB gibt es eine entsprechende Altersgrenze von der 1. Bundesliga bis runter zur Landesliga! Die vierzehn Jahre in der Landesliga waren eine Super Zeit mit vielen tollen, geilen Erlebnissen, die ich nie vermissen möchte. Mein Dank und mein Lob gehen auch an alle Linienrichter, die mich in diesen Jahren unterstützt haben! Mein 126

Dank gilt auch dem VSA und den Spiel-Ansetzern für ihr Vertrauen! Dennoch blieb ich der Landesliga noch für eine Saison erhalten und zwar als Linienrichter im Gespann von Johannes Daners und das in 9 Spielen. So kam ich nochmals nach Baumberg, Lintfort, Sudberg, Essen-Kray, Lohberg, Straelen und Walbeck. Früher waren die Schiedsrichter nur ganz in schwarz gekleidet. Aber auch wir durften uns dann farbig kleiden. Neben schwarz (passend zu meinem Haar) hatte ich immer ein graues (passend zu meinen Schläfen) und ein gelbes SR-Trikot (falls mal ein Team in schwarz oder ganz dunkelblau auflief) mit schwarzer Hose und schwarzen Stutzen dabei. Die beiden Linienrichter in der Landesliga mussten auch immer die gleichen Farben tragen. Heute gilt für die Schiedsrichter die Pflicht, genauestens auf die Ausrüstung der Spieler zu achten. Offiziell heißt es: Die beiden Teams tragen Farben, durch die sie sich klar voneinander sowie von den Spieloffiziellen unterscheiden. Unterhemden müssen einfarbig und in der Hauptfarbe der Trikotärmel oder in exakt denselben Farben wie die Trikotärmel gehalten sein. Unterhosen/Leggings müssen in der Hauptfarbe der Hose oder des untersten Teils der Hose gehalten sein. Und das gilt auch für das Tape, das sich viele Spieler rund um das Sprunggelenk um die Stutzen kleben, damit nichts verrutscht. Auch Botschaften auf den T-Shirts, die Spieler unter ihren Trikots tragen, sind verboten. Die Grundausstattung wurde mir jeweils von den Vereinen SV Steinwenden und dem 1. FC Mönchengladbach kostenlos zur Verfügung gestellt. Die anderen farbigen Trikots habe ich mir immer zu meinem Geburtstag oder zu Weihnachten von der Familie schenken lassen, so dass ich mich immer deutlich von den Trikotfarben der Mannschaften unterscheiden konnte. 127

Persönlich trug ich am liebsten das schwarze Trikot, denn Schwarz macht optisch schlank. So sah ich dann mit in schwarzer Kluft mit schwarzen Haaren aus wie ein Itaker oder Kanake. Als ich meine Tochter Tina in die Grundschule brachte, fragte sie eine Klassenkameradin, als sie mich sah „Spricht Dein Papa auch deutsch…?“ Aber wehe ich machte den Mund auf, denn ich sprach nur rheinisch platt. Höhepunkt vor 500 Zuschauern waren wieder die Hallenfußball-Stadtmeisterschaften in Mönchengladbach am 30.12.2001. In der Vorrundengruppe kam auch meine „SchiedsrichterTochter“ Melanie „Melli“ Schönfeld (heute Marketing Managerin) zum Einsatz. Auch sie und ihre Entscheidungen wurden von den Männern akzeptiert. Es qualifizierten sich für die Endrunde Union Ay Yildiz und für die Zwischenrunde Türkiyemspor MG. Sehr farbig wurde es beim Bezirksligaspiel am 07.04.2002 zwischen dem TuS St. Hubert und dem SV Linn bei einem Strafstoß mit 9x Gelben und 2x Roten Karten vor 250 Zuschauern (meine beiden Linienrichter waren Simon Frohn und Fabian Schax.). Am 30.05.2002 war Johannes Daners dann mit Tim Stettner und mir beim Aufstiegsspiel zur KL A angesetzt zwischen den beiden B-Ligisten RW Hockstein und Union Ay Yildiz. Vor temperamentvollen 500 Zuschauern endete das Spiel erst nach Elfmeterschießen mit 7:5 für Rot Weiß. Im September 2002 ging es dann mit Schwerpunkt Bezirksliga - insgesamt 14 Spiele - weiter, und zwar immer wieder mit diversen, jungen Linienrichtern. In der Bezirksliga wurden vom Verband keine Linienrichter offiziell angesetzt; ich nahm sie zum Lernen mit und um ihre Begeisterung für das Schiedsrichteramt vor viel mehr Zuschauern als bei ihren Jugend- oder 128

Kreisliga-Spielen herauszukitzeln und teilte mit ihnen meinen Spesensatz. Zum Einsatz kamen René Baiert, Louis Jordao, Szymon Smolana, Peter Maslinski, Marcel van Eys, Marek Zakrewski, Stefan Nobis, Simon Frohn, Sebastian Fischer, Markus Dohmen, Oliver Schmitz, René Bonert, Tobias Reichardt, Fabian Schax und Sebastian Röder (heute Sportkegler). Im Dezember gab es bei den Hallenfußballstadtmeisterschaften gleich zwei Ansetzungen: bei der B-Jugend in Viersen in der Halle „Löh“ gemeinsam mit Peter Maslinski. Hier siegte ASV Süchteln vor Fortuna Dilkrath und dem FC Viersen. Acht Tage später ging es in der Jahnhalle in der Vorrunde wieder um die Qualifikationen für End- und Zwischenrunde der Senioren. 500 Zuschauer sahen Tim Stettner und mich (mit 3x VW + 4x Gelb-Rot) und die Tabellenreihenfolge von DJK/VfL Giesenkirchen vor Türkiyemspor MG, Germania Geistenbeck, Polizei SV und Viktoria Mennrath. Im Januar standen Pokalspiele an in der Niederrheinliga zwischen FC Germania Geistenbeck und Fortuna Düsseldorf Amateure und im Kreispokal zwischen dem SC Hardt (KL A) und den Amateuren von Borussia Mönchengladbach. In der Saison 2003/2004 kam ich 12x in der Bezirksliga zum Einsatz und u.a. noch einmal in der A-Jugend-Niederrheinliga beim TSV Norf (gegen Vatanspor Mülheim 6:1). Mit mehr Erfahrung und mehr Souveränität nahm die Anzahl meiner GelbRoten Karten und meine Feldverweise ab. In 24 Spielen kam es nur zu 6x Gelb-Rot (davon 3x bei den Hallen STMS) und 2x Feldverweisen. Ab dieser Saison hießen die Fahnenschwenker an der Seitenlinie nicht mehr Linienrichter sondern Schiedsrichter-Assistenten! Mich begleiteten Kai Saad, Tobias Richartz, Fabian Schax, Oliver Schmitz, Stefan Nobis, Patrick Roeder, Tobias 129

Berthold, Marek Zakrewski, Marcel van Eys, Sebastian Weber, Luis Jordao, Sebastian Röder und Volkan Kul. Das Spiel am 16.09.2003 zwischen ASV Süchteln (KL A) und der „Hennes-Weisweiler-Traditionself“ vor 250 Zuschauern stach heraus: 5:12 (HZ 2:10 - 2x Elfmeter) - assistiert von Stefan Nobis und Patrick Roeder. In der Vorrunde der Hallenfußballstadtmeisterschaften am 22.12.2003 strömten wieder 400 Zuschauer in die Jahnhalle. Schiedsrichterkollege war Wolfgang Müller. Es qualifizierten sich die Spfr. Neuwerk und der SV Lürrip vor dem Polizei SV, FC Germania Geistenbeck, RW Hockstein und dem SV Wickrathberg. (1 Siebenmeter - 2x VW, 3x Gelb-Rot). Im neuen Jahr ging es in der Halle Viersener Straße in MG weiter beim Hallenturnier des 1. FC Mönchengladbach Reserve Teams mit Teams aus der KL C bis zur KL A; zweiter Schiri war Luis Jordao. Mein 700. Spiel bestritt ich am 21.03.2004 beim BV Wevelinghoven - Rather SV vor 50 Zuschauern in der Bezirksligaklasse. (2:3 HZ 0:1 - 4x Gelb) Am 14.08.2004 war ich zum Freundschaftsspiel gegen die Spfr. Neuwerk (Bezirksliga) bei meinem eigenen Verein 1. FC Mönchengladbach (Landesliga) als Schiedsrichterassistent mit Marcel van Eys und Schiedsrichter Stefan Nobis angesetzt. Beide Teams hatten sich zuvor auf einen Sieger festgelegt; so gewann der Landesligist erst nach Elfmeterschießen mit 6:5 (HZ 0:1). Auch bei seinem ersten Landesliga Einsatz durfte ich Stefan Nobis mit Marcel van Eys unterstützen beim Spiel zwischen VfR Krefeld-Fischeln gegen SV Linn. Zu diesem Lokalderby kamen 200 Zuschauer. 1:0 (HZ 0:0). Für mich ging es mit 10 Bezirksliga- und 6 KL A- Einsätzen weiter. Ferner wurde ich von meinem KSA (Kreisschiedsrichterausschuss) als SR-Beobachter getestet in drei Spielen in der 130

KL B bei den Schiedsrichtern Luis Jordao, Peter Maslinski und Fabian Schax. Zu vier Spielen in der Bezirks- und Kreisliga hatte ich unseren heutigen Regionalliga-Referee Markus Wollenweber als 14-Jährigen an der Linie: in der Kreisliga mit Luis Jordao und Sven Hilbertz und in der Bezirksliga mit unserem heutigen Kreislehrwart Sven Heinrichs (damals 19 Jahre). Zur Vorrunde der Hallenfußballstadtmeisterschaften 2004/2005 kamen zu unseren Gruppenspielen (gemeinsam mit Stefan Nobis) nur 250 Zuschauer (3x VW, 2x Gelb-Rot). Es qualifizierten sich TuS Wickrath und Viktoria Rheydt vor Portugiesisch MG, FC Güdderath und RW Taunus RY. Am 28.12.2004 wurde ich bei den Hallenstadtmeisterschaften als Schiedsrichter des Jahres im Fußballkreis IV MG/VIE ausgezeichnet. Laut KSA erhielt ich die Auszeichnung, verbunden mit Wanderpokal und Urkunde, als Anerkennung meiner Leistungen, Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit. Viele Jahre lag ich in Spitzengruppe unserer Aktiven im Kreis MG/VIE, was die Zahl der Spielleitungen betraf, begründete SRO Markus Fliege die Entscheidung. Darüber hinaus habe ich viele Jahre in der Landesliga und in der Bezirksliga regelmäßig und mit großem Erfolg junge Unparteiische an die Aufgabe des Linienrichters (SRA) herangeführt. In der Auszeichnung hieß es: „Aufgrund seiner Erfahrung, seiner Ruhe und Umsicht behält Dieter Kauertz auch brisante Spiele stets im Griff - weshalb er bei Fußballern und Vereinen in MG + VIE und am Niederrhein hohes Ansehen genießt. Dieter ist einer, auf den man sich immer 100%-ig verlassen kann, der sein Hobby ernst nimmt, sich auf seine Aufträge gewissenhaft vorbereitet und stets konzentriert zu Werke geht. Dabei 131

vergisst er nie die menschliche und sportliche Seite des Fußballs. Mit einem Lächeln, mit einem freundlichen Wort oder einer beruhigenden Geste kann Dieter rasch erhitzte Gemüter beruhigen.“ Wie wird man überhaupt „Schiedsrichter des Jahres“? Die Leistung von uns Unparteiischen steht meist nur dann im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, wenn sie schlecht oder zumindest umstritten war. Nicht nur im Oberhaus des deutschen Fußballs, sondern auch in den unteren Ligen darunter bis zur Kreisklasse. Oft wird man auch mit Schiedsrichter Entscheidungen in der Bundesliga bei seinen eigenen Einsätzen einen Tag später am Sonntag konfrontiert. Die Tätigkeiten der vielen Schiedsrichter, die Woche für Woche ehrenamtlich die Voraussetzungen für geordnete Fußballspiele schaffen, verdienen Respekt und Anerkennung. So hat unsere SR-Vereinigung im Jahr 2001 die Initiative „Schiedsrichter des Jahres“ ins Leben gerufen. Diese Ernennung, die entweder bei der Hallenstadtmeisterschaft oder beim Schiedsrichterfest (alle zwei Jahre) verkündet wird, ist verbunden mit der Übergabe des Wanderpokals und der dazugehörigen Urkunde. Wer „Schiedsrichter des Jahres“ wird entscheidet der KSA nach verschiedenen Kriterien wie der Anzahl der Spielleitungen oder Beobachtungen, der Zahl der Schulungsabenden, die Zuverlässigkeit (darunter versteht der KSA einerseits die seltene Abgabe von Spielaufträgen, andererseits die Bereitschaft, auch mal kurzfristig eine Spielleitung zu übernehmen), das freiwillige Engagement, die Erledigung zusätzlicher Aufgaben in der Vereinigung (z.B. Patenschaften). Die Ernennung zum „Schiedsrichter des Jahres“ ist mehr als ein symbolisches „Schulterklopfen“. Sie sollte ein anspruchsvoller und vor allem ein erstrebenswerter Titel sein. Es ist eine 132

Auszeichnung für herausragende Leistung und Einsatzbereitschaft. Im Mai 2005 erwartete mich dann noch ein besonderer Einsatz als Linienrichter - gemeinsam mit Urgestein Gerd Lippold bei unserem Jungschiedsrichter Markus Wollenweber. Markus vom Verein Rot-Weiß Venn wurde schon mit 14 Jahren Schiedsrichter. Er wurde vom KSA-Mitglied Thomas Sleegers bereits sofort bei den Senioren angesetzt. Nach einem KL C Match pfiff er in der Hinrunde schon fünf KL B-Spiele und in der Rückrunde ein KL A Spiel zwischen den beiden Bezirksliga-Absteigern GW Holt und Spfr. Neuwerk - unter Beobachtung von Gerd Lippold. Gerd fand seine Leistung grandios; dem KSA vermittelte er „Das wird einer! Das ist ein absolut hoffnungsvolles Talent! „Wolle“ braucht Unterstützung und Förderung!“ „Bei der Beobachtung ging mir das Herz auf; es erinnerte mich an den jungen Gerd!“ Am letzten Spieltag wurde Markus für das Qualifikationsspiel in die KL A zwischen den beiden B-Ligisten Türkiyemspor gegen das Reserve-Team von der SpVg. Odenkichen auf dem neutralen Platz des SV Rheydt 08 angesetzt. In der 1.HZ machte Markus vor den vielen Zuschauern nicht den sichersten Eindruck. Z.B. bei einem „klaren“ Foulspiel Nähe Seitenlinie von Linienrichter Lippold erkannte bzw. ahndete er dieses Vergehen nicht. Gerd hatte die Fahne unten gelassen, da er sicher war, dass Markus pfeifen würde. Dafür wurde Gerd in der Halbzeitpause vom Schiri-Kollegen Simons Hubert gerüffelt „dä tritt demm us de Anzoch; do kütt nix un du heffst net de Fahn!“ Unter den Zuschauern waren auch die Schiri-Granden Rolf Göttel, Franz-Josef Vos und Kurt Kochen. In der 2. Halbzeit haben dann Gerd und ich alle Vergehen auf unseren Seiten zu Markus` Unterstützung mit Fahnenzeichen angezeigt und 133

gemeinsam das Spiel über die Bühne gebracht. Markus Wollenweber`s Schiri-Karriere ging steil nach oben. Zwei Spielzeiten leitete er Spiele in der 3. Bundesliga und war SRA in der 2. Bundesliga. Heute ist er Mitglied des KSA und pfeift in der Regionalliga. Auch diese Saison mit 18 Spielleitungen beendete ich mit nur 3x Gelb-Roten Karten und einem Feldverweis. Zur Saison 2005/2006 wurde ich vom Fußballverband Niederrhein (FVN) in den Landesliga-Beobachter-Kader aufgenommen. Meine vier Beobachtungen auf Kreisebene hatten mir Spaß gemacht, weil ich mit meiner jahrelangen Erfahrung den jungen Schiedsrichtern Tipps geben konnte. Nach meinen drei Kreisbeobachtungen im Frühjahr 2005 lud mich unser VSA-Jürgen Kreyer ein, ihn bei seinem Beobachter-Einsatz bei den Amateuren von Borussia Mönchengladbach im Grenzlandstadion zu begleiten und mich neben ihn zusetzen. Er erklärte mir, was und wie er die Beobachtungen vornimmt. Am Prüfungstag der Beobachter-Tagung samstags in Duisburg hatte er mir auch geraten, zusätzlich kurzfristig am Sonntag nach Grevenbroich zu fahren, wo unser SR-Beobachter Gerd Lippold beim Verbandsligaspiel zwischen dem TuS und dem SV Straelen angesetzt war. Schiri war Boris Guzijan (heute Mitglied im VSA). So fuhr ich zu meinem alten Verein ins Schlossstadion und traf Gerd bereits auf der Tribüne mit seiner großen Kladde sitzen. Es kamen knapp 300 Zuschauer. In den ersten 20 bis 25 Minuten der 1.HZ machte der Linienrichter vor der Tribüne einen unruhigen, eher zappeligen Eindruck. In der 45. Minute gab SR Boris Guzijan einen Strafstoß und der Torwart, der den Stürmer im Strafraum zu Fall gebracht hatte, sah die Gelbe Karte. Vor der Exekution liefen sich noch Spieler hinter und neben dem Tor warm und behin134

derten somit ein wenig die Sicht vom Linienrichter, der aber nicht reagierte. Dies sprach Gerd Lippold bei der Spielanalyse nach dem Spiel in der Kabine, bei der ich dabei sein durfte, klar an: „Das sage ich Euch als alter Praktiker; das darf es nicht geben! Das passiert Euch nicht noch mal!“ und zog bei seiner Beurteilung nichts ab. Nach dem Spiel gab es im TuS-Heim ein paar Brötchen und Getränke für das Gespann, aber auch für den beim TuS bekannten Beobachter, der sich auch Kölsch und einen „Killepitsch“ von „Fräulein“ Wilhelmine Weidemann (doppelt so alt wie wir…) nicht nehmen ließ. Gesehen haben wir auch den bekannten Ex-Bundesliga Spieler Heinz Mostert, der in einem Vorort von Grevenbroich wohnte, ex-Trainer vom TuS und zuvor Spieler in der Regionalliga beim VfR Neuss sowie in der 2. Bundesliga bei Bayer Uerdingen und in Holland beim VVV Venlo. So hatte ich fünf Beobachtungseinsätze bei den Schiedsrichtern Markus Droste (heute Lehrwart im Kreis NE/GV) beim 1. FC Mönchengladbach - TuSpo Richrath 2:2), Thomsen beim Rheydter SV - Düsseldorfer SC West (0:5), Orlaker bei der SpVg Odenkichen - VfR KR-Fischeln (2:0), Jörissen bei SC Union Nettetal - SpVg Odenkirchen (3:1) und Frank bei SpVg Odenkirchen - TuS Hackenbroich (5:1).

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Schiedsrichter Alfons Berg mit seinen Assistenten Dieter Kauertz und Markus Fliege vor Stefan Effenbergs Abschiedsspiel in der Schiedsrichterkabine. Foto: privat

Der absolute Knüller war aber zu Saisonbeginn am 22.07.2005 im neuen Borussia Park das Abschiedsspiel von Nationalspieler Stefan Effenberg vor sage und schreibe 37.500 Zuschauern!!! Vor der Haupttribüne durfte ich die Fahne heben, auf der Gegenseite unser Markus Fliege (später auch unser KSO) - unter der Leitung von Bundesliga-Schiri Alfons Berg aus Konz. Das Spiel wurde auch live im Fernsehen gesendet. Mit den Worten „Good bye“ lud uns Stefan Effenberg persönlich zu seiner Party in der Business-Lounge im Borussia-Park ein. „Ich freue mich sehr, dass Sie als Schiedsrichter-Assis136

Im Spielertunnel vor dem Spiel vor 37.000 Zuschauern

Foto: privat

tent“ dazu beitragen werden, dass dieser Abend ein wahres Erlebnis für alle Beteiligten wird. Die letzten 90 Minuten - und dann hängen auch meine Fußballschuhe am Nagel.“ Zwei Wochen nach dem Spiel erhielten wir ein persönliches „Dankeschön!“, in dem der Tiger sich bedankte, dass wir dazu beigetragen hätten, diesen großen Tag und den Abend zu einem unvergesslichen Ereignis für ihn und alle anderen Beteiligten zu machen. Es hat ihm Freude bereitet, mit so vielen Freunden auf dem Platz, an der Linie und auch hinter den Kulissen seine letzten 90 Minuten als Fußballprofi zu gestalten. Natürlich habe auch ich mich in einem persönlichen Brief bedankt. 140

Nach dem Spiel mit Ehefrauen in der Business-Lounge

Foto: privat

„Dieser Abend bleibt auch für mich ein unvergessenes Ereignis. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht, im Gespann von Alfons Berg und SRA Markus Fliege vor einer stimmungsvollen Kulisse von 37.500 Zuschauern an der Linie zu stehen.“ Vor dem Spiel wurde unserem Gespann (mit unseren Ehefrauen als Gästen) noch das gesamte Nordpark-Stadion vom Stadionführer gezeigt und es gab auch einen leckeren Imbiss. Nach dem Spiel trafen wir in der Business-Lounge auch den ein oder anderen Spieler sowie vom Präsidium wie auch einem Uli Hoeness oder Karl-Heinz Rummenigge.

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Zur Vorrunde der Hallenstadtmeisterschaften (Bezirksliga KL C) kamen am 30.12.2005 400 Zuschauer. Zweiter Schiri war Luis Jordao. In der fairen Sechser-Gruppe blieb es bei 1x Siebenmeter und 2x Gelb-Rot. Es qualifizierten sich GW Holt und SV Lürrip vor SV Rheydt 08, RW Hockstein, FC Güdderath und RW Taunus. In der KL B musste ich am 07.05.2006 beim Spiel zwischen dem SV Dohr und BW Wickrathhahn mal wieder einen Trainer aus dem Innenraum verweisen: 7:1 (HZ 2:0 - 40 Zuschauer 4x VW, 1x Gelb-Rot). Am letzten Spieltag am 28.05.2006 ging es auf dem Aschenplatz vom SV Scherpenberg gegen Pascha Spor Krefeld um den Aufstieg in die Landesliga. Assistiert wurde ich von Markus Siebel und Marcel Schneider. 250 Zuschauer sahen einen klaren Auswärts-Sieg von Pascha Spor mit 5:0 (HZ 1:0 - 2x VW). Meine Zwischenbilanz nach 25 Jahren vom 12.09.1981 bis zum 28.05.2006: total 800 Einsätze: 738 Spiele als Schiedsrichter, 53 Spiele als LR/SRA und 49 Ansetzungen als Beobachter mit insges. 266x Strafstoßentscheidungen, 2105x Gelbe Karten, 418x Zeitstrafen bzw. Gelb-Roten Karten und 71x Feldverweisen. Die meisten Spiele leitete ich mit 165 in der Bezirksliga vor 129 in der KL A und stolze 108 in der Landesliga (hier wurde ich inzwischen von unserem KSO René Donné übertroffen!). Unter Flutlicht fand die Runde im Kreispokal zwischen den beiden Bezirksligisten DJK/VfL Giesenkirchen und dem Rheydter SV vor 100 Zuschauern statt (3:2 HZ 2:1 - 5x Gelb); assistiert wurde ich von Sven Heinrichs und Marcel Schneider (später auch LL-Schiri, den ich auch mal beobachten durfte). In der Saison 2006/2007 wurde ich zehnmal als Beobachter eingesetzt bei den Schiedsrichtern Sebastian Patzel, Robert 142

Küll, Isabelle Hermanns (im Kreis), Christof Schikarski, Fabian Meißner, Volker Schmitt, Marco Scuderi, Carsten Schumacher, Nicolas Schäfer (Kreis) und Sven Waschitzki. In meinem Heimatverein wurde ich als Nachfolger von HeinzJosef Pascher ehrenamtlich Schiedsrichter-Beauftragter des 1. FC Mönchengladbach und somit Ansprechpartner für unsere 14 Schiedsrichter. Pascher`s Jupp hatte inzwischen das Amt des Vorsitzenden der Damenfußballabteilung von Fortuna Dilkrath übernommen. Ein Schiedsrichter-Beauftragter ist zuständig für die Betreuung der für den Club bereits tätigen Schiedsrichter, für die Besorgung der Schiedsrichter-Kleidung für diese Schiedsrichter, beitragsfreie Mitgliedschaft im Verein, Einbindung der vereinseigenen Schiedsrichter in die Veranstaltungen, Patentätigkeit in kritischen Fällen, Verbesserung des Images der Schiedsrichter im Verein und im allgemeinen und verantwortlich für die jährliche Meldung von Schiedsrichter-Interessenten zur Ausbildung. Bei der Beobachtung von Volker Schmitt am 17.12.2006 bei Fortuna MG - SV Wersten 04 verletzte sich Volker in der 62. Minute und konnte weder als SR noch als SRA nicht mehr weitermachen. Watt nu? Ich gab spontan meine Aufgabe als Beobachter auf und sprang als Linienrichter ein, während SRA 1 die Spielleitung übernahm; so war ich nochmals 32 Minuten SRA in der Landesliga. (0:2 HZ 0:1 - 50 Zuschauer). Auch als „Schreiberling“ für die Club-Zeitung des 1. FC Mönchengladbach sowie für unsere Kreis - SR - Info war ich aktiv, u.a. mit einem Bericht über die „Jubilar-Ehrung 2006“.

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25 Jahre Schiri „Am Freitag, den 27. Oktober 2006, fand die Ehrung unserer verdienten und langjährigen Schiedsrichter statt. Als würdigen Rahmen hatte der KSA in die Gaststätte Stappen nach Steinhausen eingeladen, wo die Ehrung traditionell mit einem Abendessen und einem gemütlichen Beisammensein verbunden wurde. Zunächst begrüßte unser Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses Markus Fliege als Gäste den Vorsitzenden des Fußballkreises IV Mönchengladbach/ Rheydt/Viersen Franz-Josef Vos und den Ehrenvorsitzenden des Kreisschiedsrichterausschusses Rolf Göttel, alle anwesenden Jubilare und die Mitglieder des Kreisschiedsrichterausschusses Thomas Sleegers und Bernd Schoemann. Markus Fliege brachte seine Freude zum Ausdruck, dass das Präsidium des Fußballverbandes Niederrhein vier Schiedsrichter aus unserem Kreis für 15 und drei Schiedsrichter für 25 Jahre erfolgreiche Tätigkeit als Schiedsrichter mit seiner Ehrennadel ausgezeichnet hat. Der Kreisvorsitzende Franz-Josef Vos (selbst ex-OberligaSchiedsrichter und Linienrichter in der 1. Bundesliga) freute sich in seiner Ansprache, dass er einmal einen Personenkreis in den Mittelpunkt stellen könne, der in der breiten Fußballöffentlichkeit nicht immer das beste Ansehen genießt, nämlich die Schiedsrichter. Franz-Josef zitierte aus dem Brockhaus Lexikon, dass Schiedsrichter im Sport unparteiische Kampfrichter sind, die offiziell mit der Leitung eines Wettkampfes betraut sind und auf die Einhaltung der Regeln und der Disziplin zu achten haben. Diese Definition gibt zwar in aller Kürze die große Verantwortung der Schiedsrichter im Bereich des Sports wieder, sie sagt 146

jedoch nichts darüber aus, welche Eigenschaften und Fähigkeiten dieses wichtige Amt erfordert. Neben umfassenden Regelkenntnissen und diszipliniertem Verhalten wird von den Schiedsrichtern in erster Linie Liebe zum Fußball-Sport verlangt. Dazu müssen sich dann eine ausreichende Kondition, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, gutes Reaktions- und geschicktes Einfühlungsvermögen gesellen - um nur einige hervorstechende Merkmale zu nennen. Auf diese hohen Anforderungen, die an die Schiedsrichter gestellt werden, wird leider viel zu wenig hingewiesen. Oft genug werden Schiedsrichter zum Sündenbock für Niederlagen gestempelt, die auf das Unvermögen oder auf undiszipliniertes Verhalten der eigenen Mannschaft zurückzuführen sind. Trotzdem sind die Schiedsrichter, rund 80.000 allein in Deutschland, Woche für Woche, Jahr für Jahr mit bewundernswertem Idealismus im Interesse des Fußballsports im Einsatz. Franz-Josef lobte die Jubilare für Ihr Engagement in Ihrem nicht immer leichten Schiedsrichteramt und bedankte sich, dass sie das Ansehen der Schiedsrichter unseres Fußballverbandes Niederrhein aber insbesondere unseres Kreises IV gefestigt und weit über die Grenzen des Kreisgebietes hinaus vermehrt haben. Auch in schwierigen Zeiten haben sie zu unserer Vereinigung und zum Schiedsrichteramt gestanden. Deshalb sind die Urkunden sozusagen Dankschreiben für jahrelange, bewiesene Verbundenheit und Kameradschaft für unsere gemeinsame Schiedsrichtersache. Abschließend wies Franz-Josef auf die zwei Säulen für das Fortbestehen jeder Schiedsrichtervereinigung hin: 1.) auf die Lebendigkeit und Gestaltungskraft in der Bewältigung der gesetzten Ziele und 2.) auf die Treue, Zuverlässigkeit und Be147

reitschaft ihrer Mitglieder, der Schiedsrichter. Der Kreisvorsitzende sprach den Jubilaren den Dank des gesamten Kreisvorstandes und unseres Fußballverbandes aus und verband die Anerkennung mit dem Wunsch, dass alle noch lange der Schiedsrichterei treu und verbunden bleiben und bei allen Spielen, besonders bei den Junioren, als sportliches Vorbild auftreten. Die eigentliche Ehrung nahm dann unser Kreisschiedsrichterobmann persönlich vor. 15 Jahre als Schiedsrichter aktiv sind: PeterDetermann wurde mit 15 Jahren aus Neugier und Interesse Schiedsrichter. Da er selbst ein ausgezeichneter Torwart und heute noch in der Bezirksliga beim TSV Kaldenkirchen (vorher u.a. Fortuna Mönchengladbach) aktiv ist, konnte er nur vormittags pfeifen und hat dadurch nie höher als Kreisliga B gepfiffen. Trotzdem kommt er auf gut 20 Spieleinsätze in der Saison. Aber auch als Schiedsrichterassistent war er bei Heinz Willems in der Oberliga und bei Dieter Kauertz in der Landesliga an der Seite. Erfreulicherweise hat er sich auch mehrfach der Schiedsrichtermannschaft als Spieler, z.B. bei den Hallenmasters, zur Verfügung gestellt. ThomasGoßmann war auch zunächst aktiver Fußballer, bevor er verletzungsbedingt seine Laufbahn beenden musste und mit 33 Jahre mit der Schiedsrichterei anfing. Schon bei der WM 1974 fiel er seinem Vater mit seinen ersten Fachkommentaren positiv auf, so dass er ihm empfahl, Schiri zu werden. Thomas schaffte es als Spätberufener auf Grund seiner guten Leistungen in den Kreisligen noch bis in die Bezirksliga. Nach einigen Jahren machte er hier freiwillig für Jüngere Platz und bat verstärkt um Einsatz bei Jugendspielen. Thomas hat sein Hobby 148

immer als erzieherischen Auftrag empfunden und übernimmt deshalb auch Patenschaften für Jung-Schiedsrichter. FarukTuka war ebenfalls lange aktiver Spieler, bis auch er auf Grund einer Meniskusverletzung nicht mehr aktiv in der 1. Mannschaft von Türkiyemspor spielen konnte. Da er aber „am Ball bleiben“ wollte, wurde er Schiedsrichter. Nachdem Faruk als Bezirksliga-Schiedsrichter ein Jahr bei Dieter Kauertz in der Landesliga als Linienrichter mitgefahren war, schaffte er selbst den Sprung in die Landesliga. Nach 6 Jahren souveräner Leistungen hat er sich freiwillig in die Bezirksliga zurückstufen lassen, um Jüngeren den Platz frei zu machen. Nach 15 Jahren hat er beinahe 400 Spiele geleitet. Das KreisPokalendspiel in diesem Jahr zwischen dem FC Viersen und Borussia Mönchengladbach Amateure vor 350 Zuschauern bezeichnet er als das Highlight seiner bisherigen Karriere. Lutz Hähle ist seit vielen Jahren Spitzenschiedsrichter im Fußballverband Niederrhein und dadurch ein „Vorzeigemann“ unseres Kreises Mönchengladbach. Auf Grund seiner hervorragenden Leistungen stieg er sehr schnell auf und kam bis zu Oberliga. Zur Zeit ist der sportlich sehr versierte - er ist nämlich auch Vize-Stadtmeister im Tennis - in der Verbandsliga aktiv. Lutz ist auch Spielführer und zuverlässiger Torschütze unserer Schiedsrichtermannschaft und hilft gelegentlich beim SV Wickrathberg in der Kreisliga B aus. Als Jurist ist Lutz ein wertvoller Ratgeber, so etwa bei der Gründung des Fördervereins, als auch in der Spruchkammer unseres Kreises.

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Bereits 25 Jahre als Schiedsrichter aktiv sind im Jahre 2006: Bernhard Ropertz leitet mit 57 Jahren noch Spiele in der Kreisliga A und gilt in unserem Kreis als einer der fleißigsten Schiedsrichter überhaupt: er pfeift alles, was im Briefkasten liegt. Immer, wenn ein Schiedsrichter ausfällt, ist er bereit, kurzfristig einzuspringen. Auf Grund seiner beruflichen Situation ist er auch in der Lage, Schulmannschafts-Turniere zu leiten. Bernhard ist darüber hinaus auch in der Jugendarbeit seines Heimatvereins Odenkirchen und bei den Hallenstadtmeisterschaften der Jugend aktiv. DieterKauertz fand erst mit 27 Jahren zur Schiedsrichterei und brachte es auf über 800 Einsätze (davon 108 Einsätze in 14 Jahren Landesliga). Heute ist er sowohl offizieller Beobachter in der Landesliga als noch in der Bezirksliga aktiv und gilt als Vorbild in der Ausbildung junger Linienrichter. Auch außerhalb seines Schiedsrichterseins zeigt er großes Engagement in unserer Vereinigung: Mitarbeit an der SR-Info, Mitglied im SR-Freundeskreis und dabei Organisator vieler Veranstaltungen und Ausflüge bis hin zu unterhaltsamen Auftritten, SR-Beauftragter beim 1. FC Mönchengladbach. Für seinen Einsatz und seine Leistungen wurde er im Jahr 2004 zum Schiedsrichter des Jahres geehrt. Sein Heimatverein TuS Grevenbroich zeichnete ihn in diesem Jahr als Dank für seine 40-jährige Treue zum Verein mit der goldenen Vereinsnadel aus. Da Markus Fliege sich nicht selbst ehren konnte, übernahm diese ehrenvolle Aufgabe mit großer Freude unser Ehrenvor150

sitzender und früherer Verbands-Schiedsrichterobmann Rolf Göttel: MarkusFliege schaffte es in seiner aktiven Zeit bis in die Verbandsliga und war ein zuverlässiger Linienrichter bis im oberen Amateurbereich. Gemeinsam mit Dieter Kauertz war er als SRA bei Alfons Berg beim Abschiedsspiel von Stefan Effenberg auch schon im neuen Borussen-Park aktiv. Sein Amt als KSO versieht er mit großer Souveränität und viel Herzblut, so dass er im Frühjahr 2007 dann mit nur 39 Jahren vor seiner dritten dreijährigen Wahl als Obmann der Schiedsrichtervereinigung des Kreises IV steht. Fünf positive Eigenschaften zeichnen unseren Markus aus: Fußballbegeisterung, Fairness, Durchsetzungsvermögen, Menschenkenntnis und Wortgewandtheit. Als KSO hat er zur sichtlichen Freude der Betroffenen den Schiedsrichter des Jahres eingeführt. Als Herausgeber der SR-Info, die in ihrer Art wenig Vergleichbares findet, lassen sich seine Beiträge gut lesen und vor allem sein Vorwort hat es in sich. Mit sehr persönlichen Worten bedankte sich Rolf sehr herzlich bei Markus (und bei Franz-Josef Vos) für ihre Hilfe in der Zeit, als er vor fast 3 Jahren nicht ganz freiwillig und u.a. auch krankheitsbedingt aus seiner langjährigen Führungsposition im Verband ausgeschieden ist und damals vor einem durchaus nicht einfachen Neubeginn in seinem Leben stand. Durch ihren Beistand und Unterstützung kann er heute gut mit der Situation leben. Alle Jubilare erhielten eine gerahmte Urkunde und die goldene Ehrennadel des FV Niederrhein. 151

Nachdem die Presse ihre Fotos von den Jubilaren geschossen hatte, konnte der gemütliche Teil anfangen. Nach einem ausgezeichneten Abendessen und bei einigen Bierchen wurde über die aktuelle Situation von Borussia MG Meinungen ausgetauscht, bei Alfred Bierent in Hamburg das Ergebnis von 152

Nach der Ehrung zum „Schiedsrichter des Jahres“ im Kreis MG/VIE nahm Dieter Kauertz statt seiner Frau den Pokal mit ins Bett. Seine Ehefrau Franziska mußte Wohl oder Übel auf der Couch übernachten! Foto: privat

Borussia II beim FC St. Pauli erfragt, die Absage eines kompletten Spieltages in Siegen-Wittenstein wegen der Gewalt auf den Sportplätzen erörtert, über aktuelle Sportgerichtsverhandlungen des eigenen Kreises gesprochen und über alte Zeiten gefachsimpelt. Alles in allem war es ein sehr schöner Abend in einem würdigen Rahmen. Dies sollte auch für alle anderen Schiedsrichter ein Ziel sein, bei der „Stange zu bleiben“, ihrem Hobby der Schiedsrichterei noch lange treu und verbunden zu bleiben, um mal für 15 oder 25 Jahre Schiedsrichtertätigkeit gelobt und gebührend geehrt zu werden.“ 153

Bei den Hallenstadtmeisterschaften 2006/2007 stand wieder eine Vorrundengruppe für mich (1x Gelb), Luis Jordao (am Tag zuvor 21 Jahre alt geworden) und Tobias Berthold (19 Jahre jung) an. 500 Zuschauer sahen den Sieg von DJK/VfL Giesenkirchen vor FC Germania Geistenbeck und den ausgeschiedenen Polizei SV, Türkiyemspor MG und SV Dohr. An diesem Abend zeigte ich, dass mir verschiedene Farben stehen. So zeigte ich den Spielern dem Publikum, das gelbe, ein blaues und ein schwarzes Trikot - immer abgestimmt auf die Farben der teilnehmenden Mannschaften. Hallensprecher waren unser Lehrwart Bernd Schoemann und unser SR-Kamerad Manfred Schumachers. Auch bei Kreisliga-Spielen konnte man auch mal mit vielen Zuschauern rechnen. So 180 in der KL B am 01.04.2007 beim SC Broich-Peel gegen SC Mennrath oder 200 am 20.05. beim VfB Hochneukirch gegen GW Holt. In dieser sowie in der Saison 2007/2008 gab es von „Papa Gnädig“ - wie mich inzwischen Rolf Göttel verspottete - keine einzige Rote Karte! Bei den Hallenstadtmeisterschaften im Dezember 2007 wurde ich sowohl bei den A-Junioren (mit Sebastian Wilms) wie auch bei den Senioren (mit Markus Siebel) angesetzt. 200 Zuschauer kamen in die Jahnhalle zur A-Jugend-Vorrunde (1x Gelb-Rot) und 400 zur Vorrunde der Senioren (3x Gelb-Rot). Bei der A-Jugend qualifizierte sich Viktoria Rheydt vor DJK/VfL Giesenkirchen, SV Lürrip, Rheydter SV und SC Hardt; bei den Senioren SC Hardt und SC Rheindahlen vor SV Lürrip, RW Venn, FC Güdderath und Türkiyemspor MG. Bei den Senioren sorgte ich für Unterhaltung und viele Lacher in der Halle, denn beim Rückwärtsspurten fiel ich hin und überschlug mich wie einst der bekannte Walter Eschweiler bei einem Bundesligaspiel. 154

Am 09.03.2007 besiegte in der KL A der Tabellenletzte Union Ay Yildiz auf dem Aschenplatz am Volksbad den Tabellenvierten Teutonia Kleinenbroich mit 1:0 (HZ 1:0 - 3x VW - 50 Zuschauer - SRA Dennis Ibach und Tim Ibach). Zu einem Spiel unter Polizeischutz ging es als SRA mit Bastian Doumen und unserem LL-Schiri Bernd Schoemann im April zum kurdischen Verein SV Welate Roj gegen die türkische Mannschaft von Türkiyemspor. Hier hatte es zuvor Auseinandersetzungen in den beiden Ländern und in Deutschland Protestmärsche gegeben. So durften nur von jedem Verein fünf Zuschauer eingelassen werden. Das Spiel blieb aber Gott sei Dank ganz friedlich und ohne irgendwelche Vorkommnisse; dass sich die Spieler nicht nach dem Spiel mit Wangenkuss verabschiedet haben, war alles. An den beiden letzten beiden Spieltagen in der KL A war ich dann gefordert bei den entscheidenden Spielen um Auf- und Abstieg. Am 25.05.2007 qualifizierten sich die Spfr. Neuwerk durch einen 4:1 Sieg (HZ 2:1 - keine persönliche Strafe) vor 200 Zuschauern für den Aufstieg in die Bezirksliga und wurden Meister! Am 01.06. stieg die DJK/VfL Giesenkirchen durch eine 2:3 (HZ 1:0 - 6x VW) vor 60 Zuschauern in die KL B ab - leider brach sich der Spieler Attila Turgut auch noch das Bein. Nach nur zwei Beobachtungsansetzungen in dieser Saison lag in der Saison 2008/2009 mein Schwerpunkt bei den Beobachtungen in der Landesliga. Es war meine letzte Saison als Schiedsrichter, da ich mich entschieden hatte, mit 55 Jahren als Schiedsrichter aufzuhören - und das hatte ich auch vor der Saison meinem KSA auch schon kommuniziert. Die Frage war für mich - weitermachen als Schiedsrichter bis ich tot auf dem Platz umfalle oder jetzt aufhören, um mir nicht meinen „guten 155

Namen kaputt zu machen“, denn irgendwann lassen die Leistung und die Fitness nach. Aber ich wollte ja auf jeden Fall im Schiedsrichterwesen dabeibleiben und jungen Schiedsrichtern helfen, sie zu pushen und sie durch meine Beobachtungen und Spielanalysen zu verbessern. So hatte ich 13 Schiedsrichter in der Landesliga zu beobachten, darunter auch unseren heutigen VerbandsschiedsrichterAnsetzer Christof Kandel bei GSV Moers - Arminia Klosterhardt (100 Zuschauer) - mit Boris Guzijan an der Linie (heute Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss VSA)! Angesprochen von Trainer Frank Mitschowski zu Saisonbeginn waren unser Lehrwart Bernd Schoemann und ich, SRBeauftragter des 1. FC MG, am Freitagabend, den 22.08.2008, zu Gast beim Aufsteiger zur Landesliga, der 1. Mannschaft des 1. FC Mönchengladbach. "Mitsch" hatte darum gebeten, seine Mannschaft doch einmal zu informieren, worauf die Schiedsrichter in der neuen Saison bei ihren Spielleitungen besonders drauf achten werden. Nach einem kurzen Referat von mir, in dem ich die Punkte "Tragen von Schmuck", "Einsatz von Armen und Ellenbogen", "Halten und Stoßen im Strafraum" sowie "Rudelbildung" vorstellte, ging ich auch noch einmal kurz auf die Aufgaben des Mannschaftskapitäns und den Ermessensspielraum des SR`s (Fingerspitzengefühl gibt es im Regelwerk nicht!) ein. Schon während dieses Kurzreferates wurden von den Spielern viele interessante Fragen gestellt, die der Lehrwart offiziell beantwortete. Anschließend zeigte Bernd Schoemann den FCSpielern sowie dem Trainer und Co-Trainer Marko Kettelaer auf der Großleinwand im FC-Clubheim noch einige, eindeutige Video-Szenen mit den entsprechenden offiziellen Kommentaren des DFB. 156

Frank Mitschowski bedankte sich bei uns beiden Schiedsrichtern für die interessante, kurzweilige Regelkunde. An den beobachtungsfreien Wochenenden meinte es mein Kreis MG-VIE gut mit mir und setzte mich noch zu einigen besonderen Spielen an. So am 09.08.2008 zum Endspiel beim 100-jährigen Jubiläum des SV Rheydt 08 zwischen dem SV MG 1910 und GW Holt (beides Bezirksligisten), das Lürrip mit 2:0 gewann (HZ 0:0 - 1x Strafstoß - 1x VW). Und der VSA-Ansetzer schickte mich noch zu sechs Bezirksliga-Spielen.

185 Jahre Schiedsrichter-Erfahrung Am 24.05.2009, dem letzten Spieltag, ging es zum Lokalderby zwischen dem 1. FC Mülheim-Styrum und dem Mülheimer SV 07 (1:0 HZ 1:0 - 2x Gelb - 150 Zuschauer). Unser Schiedsrichtertrio überraschte alle Aktiven, Offiziellen und die gut 120 Zuschauer beim Mülheimer Lokalderby. Als ich mit meinen beiden SRA ankam, staunten die Mülheimer Betreuer und Verantwortlichen und waren total überrascht, als um 14 Uhr drei grauhaarige Herren mit ihren Sporttaschen die Sportanlage auf der Moritzstraße betraten. Einer meinte, wir hätten uns geirrt. Das Alte Herren-Spiel hätte schon am Samstag stattgefunden…! „Ich habe mir zwei Jung-Schiedsrichter zur Unterstützung mitgebracht!“, erklärte ich ihnen und stellte ihnen mein Gespann vor: Kurt „Kutscher“ Kochen und Manfred „Manni“ Noever. Im Löwen-Echo, der offiziellen Stadionzeitschrift, war - ohne Gewähr - als Schiedsrichter Torsten Nellen aus Mönchengladbach angekündigt worden. Vor ca. 150 Zuschauern brachten wir - mit der geballten Erfahrung von insgesamt 185 Lebensjahren (das älteste Gespann, 157

Auf diesem Foto sind 185 Jahre Schiedsrichter-Erfahrung zu sehen. SRA Kurt „Kutscher“ Kochen, SR Dieter Kauertz und SRA Manfred „Manni“ Noever

das je in der Bezirksliga gepfiffen hat) - dieses sehr emotionale und hitzige (28°C) Lokalderby zwischen dem 1. FC MülheimStyrum und dem Mülheimer SV 1907, in dem es „lediglich“ um die interne Stadtmeisterschaft von Mülheim ging, auf dem sehr staubigen Aschenplatz souverän und mit der nötigen Gelassenheit über die Bühne. Beide Mannschaften hatten einige eloquente und sehr mitteilungsbedürftige Spieler in ihren Reihen. Während „Papa Gnädig“ in seinem 184. Bezirksliga-Spiel zeitweise die Ohren auf Durchzug gestellt hatte, hätten sich die beiden Oldies an der Linie eine dritte Verwarnungskarte wegen Meckerns gewünscht. Vor der Pause hatte der FC die besseren Möglichkeiten; so fiel 158

das 1:0 bereits nach 11 Minuten. Nach dem Seitenwechsel traten die Gäste wesentlich stärker auf und die Möglichkeiten für die „07-er“ häuften sich. In der hektischen Schlussphase verpasste der MSV den verdienten Ausgleich. Das Schiedsrichtergespann wurde in dem Zeitungsbericht nicht erwähnt, was für seine Leistung spricht. Ein Wiedersehen gab es für mich mit dem langjährigen Betreuer des 1.FC Mülheim-Styrum, Bruno Kleina, der mich bereits in den Heimspielen im Ruhrstadion am 03.03.1991 gegen Fortuna Essen-Bredeney, am 15.11.1992 gegen den SV EssenVogelheim sehr gut betreut hatte. Bruno Kleina war immer ein freundlich, fairer und sachlicher - egal wie der Spielausgang war - und somit vorbildlicher Schiedsrichterbetreuer, der auch durch Aushang an die Fairness der Zuschauer appellierte. Bruna Kleina berichtete auch stolz, dass nach über fünf Jahren Leerstand der 1. FC Mülheim wieder ein Clubheim hat, das nach achtwöchiger Umbauzeit in Eigenregie nun eröffnet worden war. Nach dem Spiel ging es zurück nach Mönchengladbach, wo am Haus Lütz die staubigen Kehlen getränkt wurden und eine Spielmannskapelle von der Bettrath/Neuwerker-Kirmes noch ein kleines Platzkonzert für „König Kurt“ (Schützenkönig in Dahl) gab. In der Woche danach hielt Bruno Kleina sein Versprechen ein und sandte mir den Zeitungsausschnitt der lokalen Mülheimer Zeitung aus dem lokalen Sportteil sowie eine Vereinsnadel! Als ideale Schiedsrichterbetreuer erinnere ich mich auch an Familie Tina und Peter Voots sowie Hans Mair des ASV Süchteln - ebenso wie an Clasine und Hermann Kirchhofer vom Polizei SV. Hier wurde man immer freundlich umgarnt und fühlte sich im Sportheim wie zu Hause - egal wie das Spiel ausgegangen war. 159

Nach unserem erfolgreichen Auftritt mussten wir nur drei Tage später bei uns im Kreis in die KL B zum Aufstiegsspiel in die KL A - mein letztes Spiel als aktiver SR im Alter von 55 Jahren! Es war am 27.05.2009 das Entscheidungsspiel zwischen den Red Stars und dem ASV Süchteln II. Auch die 250 Zuschauer waren „baff“, als sie uns sahen. Allerdings waren wir in unserem Kreis 4 bekannt wie bunte Hunde. Trotz 8x Gelben Karten lief dabei alles ruhig ab, wie ich es mir für mein letztes Spiel gewünscht hatte. Mit einem 4:1 Sieg (HZ 3:0) stiegen die Red Stars (mit russischem Migrations-Hintergrund) gegen das Reserveteam vom ASV Süchteln auf. Unser Gespann konnte auf stattliche 90(!) Jahre Erfahrung an der Pfeife verweisen. Nach 28 Jahren kam ich dann in meiner Statistik auf 786 Einsätze als Schiri, 54 als SRA/ Linienrichter und 32 als Beobachter. Als Schiri zeigte ich 276x auf den Elfmeterpunkt, zeigte 2251x gelbe, 431x gelb-rote (bzw. Zeitstrafen) und 72x rote Karten! Dabei hatte ich in der Pfalz im Durchschnitt ca. 70 Einsätze pro Saison, zunächst in den ersten vier Jahren ca. 40 in Mönchengladbach, bevor ich dann aus beruflichen Gründen danach nur noch für 25 - 30 Ansetzungen Zeit hatte. Ab der Saison 2009/2010 bin ich seit 10 Jahren bis heute Schiedsrichter-Beobachter für den FVN. 2009/2020 hatte ich 17x, 2010/2011 11x, 2011/201221x, 2012/2013 18x 2013/2014 15x, 2014/2015 14x 2015/2016 16x, 2016/2017 11x, 2017/2018 15x 2018/2019 21x und von Juli 2019 bis September 2020 14x Ansetzungen als Beobachter in der Landesund in der Oberliga - macht zusammen insgesamt 205 Schiedsrichter-Beobachtungen. 160

Rheinische Post

11. Dezember 2012

Niersbach appelliert an die Fußballer Offener Brief nach den Vorfällen in den Niederlanden: "Für Respekt einstehen und genau hinsehen"

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Vo n S a s c h a K ö p p e n Die Vorfälle um den ums Leben gekommenen Linienrichter bei einem B-Jugendspiel in den Niederlanden lassen die Fußballer auch am Niederrhein nicht kalt. Denn Gewalt ist auch in unserem Amateurfußball ein Thema. Deshalb wandte sich nun auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in einem offenen Brief an alle Vereine des DFB. „Was in den Niederlanden passiert ist, darf sich niemals auch nur ansatzweise wiederholen“, schreibt Niersbach betroffen. Der Linienrichter war Vater eines Spielers, hatte seinen Sohn zum Sportplatz gefahren und dann als Vereinslinienrichter aus161

geholfen, was dazu führte, dass er nach der Partie von gegnerischen Spielern angegriffen und so schwer am Kopf verletzt wurde, dass er später seinen Verletzungen erlag. „Wir sind alle aufgerufen, weiter entschlossen und gemeinsam für Respekt und Rücksicht einzustehen und sehr genau hinzusehen, wenn auf und neben den Plätzen beleidigt, diskriminiert, geschlagen und getreten wird“, erklärt Niersbach in dem Brief weiter. „Gerade die Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen brauchen dabei unseren besonderen Schutz. Ohne sie wären die rund 1,6 Millionen Fußballspiele im Jahr gar nicht erst möglich.“ Um auch am Niederrhein Beispiele für Gewaltausbrüche auf Fußballplätzen zu finden, ist leider meist kein allzu weiter Griff in die Vergangenheit erforderlich. So muss auch Dieter Kauertz (Foto rechts) vom 1. FC Mönchengladbach, der bis vor kurzem selbst aktiv pfiff und heute als Schiedsrichter-Beobachter unterwegs ist, nicht lange überlegen. „Im Kreis Düsseldorf hat nach dem Spiel der B-Junioren von VfL Benrath und SC Unterbach Anfang Dezember ein Benrather Zuschauer den minderjährigen Schiedsrichter mit einem Faustschlag in den Magen niedergestreckt. Und im Kreis Kempen-Krefeld hat der Vater eines Dilkrather Spielers in dem D-JuniorenSpiel zwischen DJK Fortuna Dilkrath und Borussia Oedt/SV Grefrath den Schiedsrichter nach dem Spiel tätlich angegriffen“, verrät er. Dabei plädiert er nicht nur aus der Sicht des Schiedsrichters für drastische Strafen in solchen Fällen. „Ich hoffe, dass unsere Spruchkammer abschreckende Urteile fällt bis hin zu jahrelangen Sperren, sollte sich so eine Brutalität bei uns ereignen.“ In der Tat gehört der Fußballkreis Mönchengladbach/Viersen zu den Regionen, in denen sich Gewaltexzesse noch weitgehend in Grenzen halten. Als Grund dafür sieht Kauertz auch 162

die Struktur des Kreises, die doch weitgehend ländlich ist und dazu führt, dass jeder jeden kennt. Auch die in der Jahnhalle in Mönchengladbach am 27. Dezember wieder beginnende Stadtmeisterschaft, bei der Kauertz als Hallensprecher am Mikrofon sitzt, trägt für ihn einen Teil dazu bei. „Bei uns im Kreis kennt man sich - auch unsere türkischen Freunde - schon jahrelang, egal, ob sie jetzt bei einem türkischen oder deutschen Verein spielen. Auch mit Ay Yildiz, Türkiyemspor oder den Red Stars gibt es so gut wie keine Probleme“, erklärt er. Auch Verbands-Schiedsrichterobmann Andreas Thiemann hat Kauertz zu diesem Thema in der Vereinszeitschrift des 1. FC Mönchengladbach zitiert. „Jeder Gewaltakt hinterlässt beim 163

Schiedsrichter seelische Narben“, heißt es da etwa. „Wenn wir nicht endlich wieder zu anständigen Umgangsformen und Respekt vor den Entscheidungen unserer Unparteiischen zurückfinden, wird der Mangel an Schiedsrichtern weiterhin verschärft. Wer Fußball nicht im Herzen trägt, sondern als Ablassventil für Aggressionen des Alltags ansieht, im Fußball gar eine Art rechtsfreien Raum vermutet, in dem Beleidigungen, Spucken und Schlagen eben mal so passieren können, der sollte nicht individuell hoch bestraft, sondern auch von den Vereinen kritischer beäugt und fortgeschickt werden. Davon würden wir alle profitieren“, vertritt Thiemann seine Position ebenso energisch wie der DFB-Präsident. Und ein Aspekt ist sicher richtig: Jeder, der einen Unparteiischen für einen vermeintlich falschen Pfiff als unfähig kritisiert, sollte sich hin und wieder auch klarmachen, dass auch er es als Spieler nicht bis in die Bundesliga geschafft hat. Glücklicherweise ist die überwältigende Mehrheit der Fußballer am vernünftigen Miteinander interessiert. 164

Auch bei meinen Spielleitungen bei den Hallenstadtmeisterschaften (sowohl in Mönchengladbach in 19 Jahren als auch in Viersen in 3 Jahren) gab es keine großen Probleme. Das kann ich auch für die 6 Jahre Hallenstadtmeisterschaften in MG sagen, als ich als Hallensprecher die Spiele alle verfolgt und miterlebt habe. Zu vielen "internationalen" Spielern, die hier in Gladbach noch spielen oder gespielt haben, habe ich heute noch gute, freundliche Kontakte, die jedes Jahr bei den Hallenstadtmeisterschaften gepflegt werden - wie Selami Kir, Rüstem Kir, Ali Salgin, Sercan Salgin, Ferdi Berberoglu, Sascha Chamekh, Kevin Afari oder heutige Trainer/Betreuer wie Manuel Moreira, Damir Knezovic, Mehmet Akkoc oder Nino Curti. Selbst ein Spiel zwischen dem SC Welate Roj (Kurden) und Türkiyemspor MG (Türken), das wegen vorher angekündigten politischen Demonstrationen unter Polizeischutz stattfand und zu dem von jedem Verein nur je 5 Zuschauer zugelassen waren, blieb unter der Spielleitung von Bernd Schoemann mit mir als Schiedsrichter-Assistenten friedlich und sportlich fair - wie zuvor schon beschrieben. Bei den Hallenstadtmeisterschaften traten u.a. auch schon zwei Teams mit je zwölf Spieler an, von denen je acht ausländische Wurzeln verschiedener Nationalitäten hatten (z.B. der SC Viktoria Mennrath oder der Rheydter SV mit sechs "National"-Spielern. Das ist der beste Beweis für gelungene Integration, denn beim Fußballspiel halten alle zusammen, lernen Fair Play, lernen die deutsche Sprache u.s.w., u.s.w.. Von keiner Mannschaft, die in unserem Fußball-Kreis spielt, wüsste ich eine, bei der kein Spieler mit ausländischen Wurzeln spielt - vor allem auch in den Jugendmannschaften. Selbst beim FC Maroc spielen nicht nur marokkanische Spieler 165

oder bei den Red Stars nur russische Spieler... Ebenfalls in unserer Schiedsrichter-Vereinigung des Kreises IV MG/VIE haben wir 41 Schiedsrichter (das sind 40% unserer 173 gemeldeten Schiedsrichter!!! - 2010 lag der Anteil noch bei nur 10%) mit diversen ausländischen Wurzeln. Auch unsere Schiedsrichter-Vereinigung steht für Integration - auch in den Gespannen. Im Verband FVN und im DFB werden Schiedsrichter mit ausländischen Wurzeln gefördert (um mal einen Namen zu nennen Deniz Aytekin). Der DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich betont zu diesem Thema: "Im gesamten Fußball, also auch im Schiedsrichterwesen, ist es wichtig, möglichst unbürokratisch und schnell zu integrieren. Ist dies gelungen, gelten für diese Unparteiischen für einen Aufstieg in höhere Klassen die gleichen Regeln wie für ihre Kollegen." Ich kann nur sagen, auch unser gemeinsames SchiedsrichterHobby trägt sehr zur Integration bei. Und natürlich grundsätzlich der Fußball bzw. der Sport. Deshalb kann ich nur nochmals bestätigen: Fußball steht für Integration - nicht für Abgrenzung!!!

Zu wenig Lob, zu viele Pfiffe In Amateurligen zu pfeifen ist nicht einfach - es gehört viel Idealismus dazu. Beleidigungen von Zuschauern und Spielern stehen an der Tagesordnung - und das bei einem zeitaufwändigen Job. Der dramatische Fall um den Bundesliga Schiedsrichter hat 166

die Diskussion um einen respektvollen Umgang mit den Schiedsrichtern intensiviert und eine Debatte um gegenseitigen Respekt ausgelöst. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger: „Der Druck auf die Schiedsrichter, überhaupt im Leistungssport, ist aus unterschiedlichen Gründen unheimlich hoch. Und wir schaffen es einfach nicht, dies in eine richtige Balance zu bringen.“ Der DFB Ombudsmann Rainer Domberg ist der Ansicht, Schiedsrichter bräuchten mehr Anerkennung. „In 95% der Spiele, die sie leiten, ist ihre Leistung fehlerfrei.“ Das aktuelle Ereignis führt vielleicht zu etwas mehr Nachdenklichkeit. Der DFB fordert ein neues Miteinander. Jeder, ob Spieler, 167

Trainer, Betreuer, Offizieller Eltern oder Fan, muss seine Einstellung überdenken. „Man ist verärgert, wenn Fehlentscheidungen fallen, aber man muss aufpassen, nicht zu übertreiben.“ Schiedsrichter müssen auch mehr als fehlbare Menschen anstatt als „Pfeifmaschinen“ wahrgenommen werden. Um Schiedsrichternachwuchs wird geworben u.a. mit folgenden Argumenten „Als Schiedsrichter hast Du viele Vorteile. Du hast beispielsweise die Möglichkeit, dich persönlich weiterzuentwickeln, denn das Pfeifen fordert und fördert deine Teamfähigkeit, deine Stressbeständigkeit - in schwierigen Situationen gilt es cool zu bleiben - und dein Selbstbewusstsein“. Der Schiedsrichter muss dabei auch lernen, mit Kritik umzugehen. „Ein Schiedsrichter braucht Mut und Entschlusskraft, Durchsetzungsfähigkeit sowie ein sicheres und korrektes Auftreten - gerade für junge Menschen also eine sinnvolle Tätigkeit, von der sie auch in anderen Lebensbereichen profitieren.“ "Die wahren Helden pfeifen auf Asche." Ein Satz von Lutz Wagner, beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zuständig für die Arbeit an der Schiedsrichter-Basis. Lob tut da besonders gut, denn einfach haben es die Asche-Helden nicht immer: Sie werden von Spielern oder Zuschauern beleidigt, teilweise angegriffen. Der Job ist zeitaufwändig. Und: In den Amateurligen verdienen Schiris ein Bruchteil dessen, was die Unparteiischen in den Bundesligen bekommen. Es entsteht der Eindruck: Wer in den unteren Ligen pfeift, muss mit besonders viel Idealismus bei der Sache sein. Noch gibt es in Deutschland rund 78.000 Fußball-Schiedsrichter, doch DFB-Basismann Wagner klagt über fehlenden Nachwuchs. Die Schiedsrichter bekommen vermehrt Aggressionen zu spü168

ren. Die Qualität der Entgleisungen hat zugenommen. Laut unserem Verbandsschiedsrichterobmann Andreas Thiemann waren auch im Verbandsgebiet Niederrhein in der Spielzeit 2011/2012 bis Anfang November 11 Schiedsrichter betroffen (insgesamt gab es 25 Meldungen an den FVN, davon 18 wegen Gewalt). Dies sind zwar bei den vielen Spielen Einzelfälle - aber jeder Fall ist zu viel. Diese Aggressionen sind ein allgemein gesellschaftliches Phänomen. Der Respekt vor sog. Respektspersonen wie Polizei, Lehrer, Pfarrer, aber auch Trainer/Übungsleiter etc. hat im Vergleich zu früher stark nachgelassen. Hier sind im Besonderen die Eltern, Trainer, Betreuer und Vereinsfunktionäre - gerade im Jugendbereich - gefragt, der Jugend sich positiv als Vorbild zu zeigen in Bezug auf Freundlichkeit, Achtung und Respekt voreinander, Gerechtigkeit, auch mal sich zu entschuldigen und einen eigenen Fehler zuzugeben, aber auch sportlichen und beruflichen Ehrgeiz und ehrenamtliches und soziales Engagement. Der Umgangston von außen zu den Schiedsrichtern muss besser werden. „Die meisten Leute, die man fragt, was man gegen die Gewalt tun kann, antworten nur, dass es härtere Strafen als Abschreckung geben muss. Dem stimme ich zu, aber es löst nicht das Problem (sprich: Ursache - Wirkung!!!). Wir müssen für die Zukunft ganz vorne anfangen - bei den Kindern und Jugendlichen. Als Ex-Jugendleiter (TuS Grevenbroich von 1975 - 1979) und als Vater von zwei Kindern kann ich aus Erfahrung sagen, dass Kinder und Jugendliche Regeln und Grenzen sogar wollen (… und keine antiautoritäre Erziehung…)! In diesen Grenzen wollen und sollen sie sich aber frei und individuell weiterentwickeln. Sie testen die Grenzen aus. Sie sind aber auch dankbar 169

für Rituale/Traditionen und Grenzen. Sie müssen wissen, wenn ich das und das tue, dann passiert das und das bzw. hat eine bestimmte Reaktion zur Folge.“ Die Trainer, Betreuer und Eltern sollten dabei auch berücksichtigen, dass gerade im Jugendbereich auch junge Schiedsrichter eingesetzt werden, die noch nicht über viel Erfahrung verfügen, teilweise noch überfordert sind und genauso wie ihre Spieler bzw. Kinder das Fußballspielen, sie das Schiedsrichterhandwerk noch erlernen und sich weiter entwickeln müssen. Besonders die unteren Leistungsklassen (sowohl im Jugendals auch im Seniorenbereich) werden nicht von den absoluten Spitzenschiedsrichtern geleitet. Eine Mannschaft der Kreisliga B oder C darf nicht vergessen, dass sie selbst nur in der 10. bzw. 11. Spielklasse spielt. Mit ihrem Fehlverhalten schaden sie sich nicht nur sich selbst, sondern auch der Mannschaft und dem Ansehen des Vereins, auf den je nach Vergehen erhebliche Kosten und Strafen zukommen können. Der Strafenkatalog für Vereine kann im Extremfall zu Geldstrafen bis 15.000,00 €, Spiele ohne Öffentlichkeit, Platzsperren und Punktabzug führen oder gar die Herabstufung in eine niedrigere Klasse zur Folge haben. Natürlich sind Schiedsrichter keine „Herrgötter in Schwarz“. Auch sie tragen hin und wieder durch Fehlleistungen oder arrogantes Auftreten zur Unruhe bei. Als Schiedsrichter-Beobachter des Fußball-Verbands Niederrhein bin ich viel auf unseren Sportplätzen unterwegs und fordere mehr Toleranz. „Wenn jeder nur mal über sein Verhältnis und seinen Umgang mit den Schiedsrichtern nachdenkt, dann haben wir unser erstes Ziel schon erreicht. Wenn sich dann Erwachsene als Vorbild für ihre Kinder und Jugendspieler verhalten, ist mir für die Zukunft unseres Fußballsports - gerade 170

Geiles Derby, Ja!

Gewalt, Nein! Ich bin eine Ausnahme! Ich bin Fan vom Geißbock und von den Fohlen!

im Amateurbereich - nicht bange. Gerade die Amateurvereine leisten eine unglaubliche, ehrenamtliche Arbeit, dass u.a. Kinder von der Straße kommen, viele positive Dinge lernen (wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ehrgeiz, Kameradschaft u.s.w., u.s.w.) und wir unsere ausländischen Mitbürger in unsere Gesellschaft integrieren.“ Beide brauchen sich, die Vereine und die Schiedsrichter, miteinander und nicht nebeneinander!

Gemeinsam geht`s leichter, Fußball ist Klasse, aber ohne Schiedsrichter geht es nicht! 171

18.10.2020 - Rassismus Ganz aktuell gab es Entsetzen nach Beleidigungen in einem U 19-Revierderby im Gelsenkirchener Parkstadion. Der 15jährige Youssoufa Moukokos (Marrokaner) wurde in dem AJugend-Bundesliga-Spiel, in dem er beim 3:2 Sieg alle drei Tore schoss, schlimm von Zuschauern beleidigt. Todeswünsche und übelste Drohungen waren dabei. Der DFB-Vize Günter Distelrath - zuständig im DFB für Anti-Diskriminierung forderte harte Konsequenzen. Moukokos erhielt Zuspruch auch aus höchsten Kreisen wie von Antonia Rüdiger, Jerome Boateng und Erling Haaland, die ihm via Social Medias Mut machten, sich von Hass und Rassismus nicht kleinkriegen zu lassen. Moukokos selbst reagierte abgeklärt. „Gott hat uns alle schön gemacht, wir sind alle besonders; denn egal ob arm, reich, schwarz, weiß, wir bluten alle gleich. Ihr könnt mich hassen und beleidigen, aber ihr werdet mich nicht kleinkriegen. Ich bin stolz mit dieser Hautfarbe geboren zu sein und werde es immer sein.“ Hier habe ich als Schiedsrichter nur die Möglichkeit, sofern es bei dem gastgebenden Verein eine Stadiondurchsage gibt, in der nächsten Spielruhe über den Mannschafts-Kapitän des Heimvereins und den Betreuer den Stadionsprecher zu bitten, diese Unsportlichkeiten - auch wie Böller abfeuern oder Gegenstände auf das Spielfeld zu werfen - sofort zu unterlassen. Genauso schlimm ist es, wenn ein Spieler wie der Gladbacher Breel Embolo bei Instagram rassistisch beleidigt wird. „Schwarze Sau“ schrieb ein anonymer User. Borussia reagierte darauf und veröffentlichte ein Foto, auf dem das Team niederkniete. „Borussia ist erschüttert und verurteilt solche Anfeindungen aufs Schärfste!“ war die richtige Reaktion. 172

WurdeichalsSchiedsrichterschonmalbedrohtoderangegriffen? Nein! Gott sei Dank nicht wirklich. Ich war auch nur ein einziges Mal (1985) vor der Kreisspruchkammer, aber das nur als Zeuge, weil ein Korschenbroicher Spieler in einem heißen Lokalderby gegen die Spfr. Neersbroich (150 Zuschauer) das Spielfeld verlassen und einen Zuschauer attackiert hatte. Aber ich musste 1982 schon einmal durch eine „hohle Gasse“ (Schirme und erhobene Arme) gehen, weil ich in einem Bezirksligaspiel in der Pfalz habe nachspielen lassen und der TuS Bolanden dann den 3:4 Gegentreffer des SV Niederauerbach kassierte. Nach einem Landesligaspiel beim SV EmmerichVrasselt (mit 2 roten Karten gegen zwei Bottroper Brüder) hat man mir die Luft aus einem Autoreifen gelassen…. Ansonsten waren alle brav….

„Promi-Spiele“ und sportliche Höhepunkte? Besonders gern denke ich an alle Hallenstadtmeisterschaften in der Jahnhalle. Natürlich auch an die Freundschaftsspiele mit den Profis von Borussia Mönchengladbach am 15.07.1986 beim Polizei SV (mit einer Schwalbe im Strafraum von Ewald Lienen), am 27.05.1997 bei Grün Weiß Holt und am 25.09.1999 beim Rheydter SV (mit Max Eberl). Aber auch an die Spiele zum Jubiläum von Borussia im Bökelberg Stadion vor 15.000 Zuschauern am 30.07.2000 das Traditionsspiel zwischen Borussia 1970/80 und Borussia 1980/90 (2:2) sowie der Pokalsiegermannschaft von 1960 und einer Stadtauswahl Mönchengladbachs. 173

Die meisten Zuschauer gab es beim Abschiedsspiel von Tiger Stefan Effenberg im Borussia Park mit FIFA Schiedsrichter Alfons Berg aus Konz (bei Trier) und SRA Markus Fliege (MG): 37.500 (6:6)! Vor so vielen Zuschauern hat man natürlich ein absolutes „Gänsehautgefühl“ und die große Sorge, bloß nichts falsch zu machen. Auch bei Freundschaftsspielen des Rheydter SV gegen Bundesliga-Mannschaften (Alemannia Aachen als SR und Fortuna Düsseldorf als SRA) durfte ich dabei sein. Natürlich erinnere ich mich auch an ein Spiel zwischen dem Polizei SV und der Uwe Seeler Portas Elf (u.a. mit Overath und weiteren Nationalspielern wie Rolf Rüßmann, Klaus Fischer den Förster Brüdern) vor 1.500 Zuschauern am 24.05.1990. Diese Erlebnisse habe ich nur meinem Hobby als Schiedsrichter zu verdanken. Ich kann nur jedem jungen Fußballspieler, der erkennt, dass er nicht das Talent für die 1. Mannschaft hat und dem Fußballsport verbunden bleiben will, raten sich als Schiedsrichter anzumelden.

Entscheidungsspiele Im Juni 1986 durfte ich das Abstiegsduell in der Landesliga (unter Verbandsaufsicht) zwischen dem SV Walbeck und dem VfL Benrath vor 750 Zuschauern leiten; der HV stieg ab, nach dem Spiel gab es für unser Gespann dennoch Spargel… Am 28.05.1991 wurde der SC Hardt gegen Odenkirchen durch ein 2:2 vor 80 Zuschauern Meister der Kreisliga A. Am 05.06.1994 wurde der FC Rumeln-Kaldenhausen durch ein 1:0 über den MSV Moers vor100 Zuschauern Aufsteiger in die Landesliga. Am 30.05.2000 RW Hockstein durch ein 7:5 nach Elfmeterschießen in einem Entscheidungsspiel gegen Union 174

Ay Yildiz vor 500 Zuschauern Aufsteiger in die Kreisliga A; 28.05.2006 Pascha Spor Krefeld nach einem 5:0 beim SV Scherpenberg vor 250 Zuschauern Aufsteiger in die Landesliga; 24.05.2009 der 1. FC Mülheim-Styrum durch ein 1:0 gegen den Mülheimer SV 07 vor 120 Zuschauern Aufsteiger in die Landesliga; 27.05.2009 die Red Stars MG durch ein 4:1 gegen den ASV Süchteln II vor 250 Zuschauern Aufsteiger in die Kreisliga A. Meine „heißesten“ Spiele: Nov. 1982 Nov. 1988 Sep. 1991 Okt. 1995 Okt. 1999 April 2004 Mai 2007

Bolanden KLA - Niederauerbach (KL A) 3x VW + 6x Zeitstrafen + 1x Feldverweis SC Kapellen LL - SV Schwafheim (VL Pokalspiel) 8x VW + 4x Zeitstrafe TURA Brüggen BZ - SuS Krefeld (BZ) 8x VW + 5x Zeitstrafe SG Kaarst LL - SV Walbeck (LL) 9x VW + 2x Feldverweis SC Kapellen LL - Borussia Wuppertal 9x VW + 2x Zeitstrafe St. Hubert BZ - SV Linn BZ 9x VW + 2x Feldverweis DJK Hehn KLA - Union Ay Yildiz KLA 1 0x Verwarnungen + 2x Gelb-Rot

Übrigens die Gelben und Roten Karten gibt es erst seit 1966. Bei der WM 1966 in England wurde den Spielern noch verbal mitgeteilt, dass sie verwarnt sind. Der deutsche Schiedsrichter Rudolf Kreitlein hatte wohl eine zu zarte Stimme, denn die 175

beiden englischen Spieler Bobby und Jack Charlton, die er im Viertelfinalspiel gegen Argentinien verwarnt hatte, wussten nach dem Spiel nichts davon. Wie war künftig so etwas zu vermeiden? Ken Aston, Mitglied des Schiedsrichterkomitees des Weltfußballverbandes FIFA nahm sich der Sache an und grübelte, während er mit dem Auto fuhr. Dabei musste er mehrfach anhalten, weil Verkehrsampeln von Gelb auf Rot gesprungen waren. Und eben durch diese Ampeln kam ihm die Idee: Das können wir bei uns im Fußball auch so regeln! Farbe Gelb als Verwarnung, Rot als Feldverweis. Er schlug seine Idee bei der FIFA vor. Alle waren begeistert. 1970 führte der Verband die Karten bei der Weltmeisterschaft in Mexiko ein. Unser deutscher Schiedsrichter Kurt Tschenscher aus Mannheim zeigte im Eröffnungsspiel die erste Gelbe Karte der Fußballgeschichte. Offenbar waren die ganzen Schiedsrichter in Sachen Verwendung der Roten Karten aber noch sehr zurückhaltend - im ganzen Turnier gab es nicht eine Rote Karte. Die erste Rote Karte zeigte ein türkischer Schiri; Dogan Babacan schickte am 14. Juni 1974 im Vorrundenspiel Deutschland gegen Chile einen Chilenen wegen Revanchefouls an Berti Vogts vom Platz. Übrigens war bei der WM 1970 nur eine Seite der gelben Karte wirklich gelb. Man hatte erst später gemerkt, dass ja ein Teil der Zuschauer im Stadion die Farbe gar nicht sehen konnte. Es bedurfte weiterer Nachbesserungen. Die erste Karte war nämlich aus Karton. Was bei Regen passiert, wenn die Karte aufweicht, daran hatte niemand gedacht. Erst lange nach Mexiko wird eine Karte aus Plastik eingesetzt, die auf beiden Seiten gelb war. 176

Mein heißestes Spiel fand am 26.08.2001 statt bei 37°C im Schatten beim BZ-Spiel zwischen Rheinwacht Stürzelberg und dem BV Wevelinghoven (0:3 - HZ 0:2 - 1x Strafstoß, 6x VW, 1x Gelb-Rot - 70 Zuschauer) - auf roter Asche! Hier gab es natürlich nach jeweils 25 Minuten Spielzeit eine Trinkpause für beide Mannschaften und mich! Bei solch hohen Temperaturen habe ich die gastgebende Mannschaft bereits vor Anpfiff gebeten, auf Höhe der Mittellinie zwei Eimer mit Wasser aufzustellen, damit wir uns alle ab und zu etwas abkühlen konnten (heute gibt es auch leichte Trinkflaschen). Ich wollte ja nicht, dass mir einer auf dem Platz umkippt. Das Gegenstück war das BZ-Spiel beim FC Zons gegen die SG Kaarst (0:3 - 30 Zuschauer) am 12.02.2008 bei Frost auf dem Aschenplatz bei Minus 2°C in kurzer Hose. WashatsichheutzutageimAmateurfußball,imVergleichzu vor20Jahrengeändert? Der Respekt und das Verhalten von Spielern und Trainern sowie Zuschauern dem Schiedsrichter gegenüber hat sich leider verändert - im negativen Sinne, seien es Rudelbildungen oder die Reklamier-Arme. Schlitzohren unter den Spielern, die mit allen Wassern gewaschen sind, gab es schon immer. Und es gab auch immer schon ganz ehrliche Spieler, die ein super Vorbild abgaben. Früher zu meiner aktiven Zeit kam nach schwierigen Entscheidungen nur der Spielführer zu mir, dem ich dann meine Entscheidung kurz erläutert habe. Aber das ist eine insgesamt allgemeine Situation; früher wäre mangelhafter Respekt gegenüber Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst, Lehrer oder Pfarrer undenkbar gewesen. 177

Wir Schiedsrichter sind Unparteiische, um das Spiel zu leiten. Das ist für uns Amateure unser Job. Unsere Aufgabe. Unsere Mission. In meinen 940 Spielen habe ich bestimmt mit ungefähr 25.000 Spielern zu tun gehabt; daher meine ich zu wissen, wie Amateurfußballer ticken. Im Amateurfußball haben wir Schiris mit Vollblutfußballern zu tun, also auch mit Rowdys, Sprücheklopfer und mit Schwalbenkönigen. Die Fußballer wollen immer gewinnen und stehen unter vollem Adrenalin. Das hier ist die Basis. Insgesamt aber ist Fairness-Niveau auf einem soliden Level. Im Amateurfußball schlägt das Herz des Fußballs. Wir - in Deutschland 57.000 (vor einigen Jahren noch 80.000) - Schiedsrichter sind Menschen. Und Menschen unterlaufen Fehler. Uns Schiedsrichter meist weniger Fehler als vielen Verteidigern oder Stürmern, die aus 5 Metern das Tor nicht treffen (aber die eine fehlerhafte des Schiris hat dann das Spiel angeblich entschieden…). Von uns Schiedsrichtern wird in jeder Sekunde des Spiels Besonderes erwartet. Dabei sind wir Schiedsrichter eben auch nur Menschen und machen nicht alles richtig. Fehler, die ich gemacht und dann später erkannt habe, gingen mir nach. Aber ich musste manchmal erkennen, dass auch wir Schiedsrichter unsere Tagesform haben. Nur verwahre ich mich dagegen, dass uns Schiedsrichtern bei möglichen Fehlern Absicht unterstellt wird. Verändert hat sich auch die Bedeutung der Schiedsrichter-Assistenten und ihre Rolle. Heute übernehmen sie viel mehr Verantwortung auf dem Platz. Insgesamt wird es immer stärker eine Teamleistung, bei der die Unparteiischen nicht mehr Einzelkämpfer, sondern eher Teamchefs und Teammanager sind. Ein SRA darf heute nicht mehr abschalten, wenn das Spielge178

schehen sich gerade in der anderen Spielhälfte stattfindet; er muss den Rückraum dort beobachten und tätig werden, wenn er ein Vergehen wahrnimmt, das den Teamkollegen verborgen bleibt. Und ganz aktuell: durch die Corona Pandemie sind zwei meiner Ansetzungen als SR-Beobachter am 06.09.2020 (TSV Meerbusch II. gegen Bedburg-Hau) und am 20.09.2020 (VfB Hilden gegen 1. FC Wülfrath) ausgefallen! Mein KSO René Donné hat mich dann ganz kurzfristig für zwei Kreis-Beobachtungen in der Kreisliga angesetzt.

Papa Gnädig oder gnadenloser Richter Eine Frage ist sicherlich, sehe ich mich mehr als Schiedsrichter oder als Spielleiter? Gehe ich als klassenhöherer Schiedsrichter mit der Einstellung ins Spiel „In diesem Kreisligaspiel gehe ich mit der Einstellung auf den Platz, diesen auch wieder mit 22 Spielern verlassen zu wollen. (Ich habe mal bei der Bundeswehr gelernt, dass man jedem Menschen zunächst einmal vertrauen soll, bis er einen vom Gegenteil überzeugt.) Das bedeutet auch, dass ich unvoreingenommen in ein Spiel gehen muss, unabhängig davon, was ich eventuell über einen bestimmten Spieler, der immer wieder negativ auffällt, von einem anderen Schiedsrichter gehört oder aber in der Zeitung gelesen habe. (Das schließt ja nicht aus, dass ich ihn besonders im Auge behalte.) Als Schiedsrichter ist man ja immer zugleich Polizist, Staatsanwalt, Richter und Vollzugsbeamter in einer Person. Diese Machtfülle sollten wir aber keinesfalls demonstrieren. Ein Unterschied besteht auch in dem unterschiedlichen Alter bzw. Lebenserfahrung des jeweiligen Schiedsrichters. Wäh179

rend der Schiedsrichter in jungen Schiedsrichter- Jahren dazu neigt, sich mehr durch den Einsatz von Karten durchzusetzen, entwickelt sich mit der Erfahrung das so genannte Fingerspitzengefühl, das zwar in keinem Regelbuch vorkommt, das einen alten Hasen aber den Spielcharakter einer Begegnung erkennen lässt. Das trifft auch auf das Antizipieren von Spielsituationen zu. Je nach Situation viel zu schnell pfeifen, vielleicht ergibt sich ja ein Vorteil mit Torchance. Für mich ist es auch wichtig, dass der Schiri auch mal mit den Spielern kommuniziert - ohne sich dabei auf Dialoge einzulassen. Wenn man aber seine Entscheidung mal kommentiert, hilft das bei der Spielleitung. Z.B. bei Abseits nicht nur pfeift und Handzeichen gibt, sondern auch mal laut ruft „Abseits“! Eine richtige Ansprache der Spieler ist wichtig. Dabei hat man ja auch bei persönlichen Strafen einen gewissen Ermessensspielraum. War das Foul jetzt wirklich so hart, dass ihn den Spieler verwarnen muss oder reicht nicht zunächst eine deutliche Ermahnung. Verläuft das Spiel ohne Hass oder größere Emotionen, kann der „lebenserfahrene“ Spielleiter auch einmal (mit Ausnahme der eindeutig vorgeschriebenen Feldverweise für Treten, Schlagen, Werfen, Spucken und SRBeleidigung) die Karte stecken lassen und dem betroffenen Spieler im Vorbeilaufen die „passenden Worte flüstern“. Kommunikation ist besser als Konfrontation. Bei einer kniffeligen Situation kann man als Schiedsrichter auch mal auf den Spieler zugehen und ihn fragen „War es Hand? Hat der Ball sie vor dem Toraus berührt? War der Ball im vollen Umfang über der Linie?“. Natürlich muss man sich dann auf die Ehrlichkeit des Spielers verlassen. „Komm Junge, sag die Wahrheit. Ehrlich währt am längsten.“ In manchen Situationen hilft auch mal ein Grinsen; trotz Stress muss man versuchen, 180

locker zu bleiben; das entschärft die ein oder andere Situation. Über die Jahre habe ich einen guten Weg gefunden, mit den Spielern zu interagieren; dabei war ich sehr direkt in der Ansprache, ohne respektlos zu sein. Wenn Spieler ein Vergehen begangen hatten (z.B. ein Trikotziehen) und ich auf Vorteil entschieden hatte, bin ich später bei Gelegenheit an ihm vorbeigelaufen und habe ihm zugesteckt - auf mein rheinisch Platt „Jong, lott et sinn. Ich hann et gesenn! Sonst jibt et glich dat Kärtchen oder Du kanns Dich dusche jonn…!“ Die Spieler wussten dann Bescheid und waren vorsichtiger. Ja, das kam bei den Spielern gut an - nur im Ruhrpott in Essen „hann die mi rheinisch Platt net verstonn!“ Die Praxis zeigt, dass dies dem Schiedsrichter mehr Respekt einbringt und das Spiel in ruhigeren Bahnen verläuft, als wenn er immer sofort die entsprechende Karte zückt. Um gegen Ende des Spiels Zeit zu schinden, werden auch immer mal wieder Schwalben eingesetzt. Da wird von Spielern schon mal simuliert und geschrien. Dann ist es hilfreich, den Spieler anzusprechen: „Das bringt nichts; ich lasse das alles nachspielen!“ Dieser Hinweis zeigt meist Wirkung und schwuppdiwupp stehen sie dann plötzlich wieder auf - egal ob sie am Fuß getroffen wurden oder sich das Gesicht halten. Ganz wichtig ist es, dass Schiedsrichter auch nonverbale Kommunikation betreiben und sich z.B. auch eine entsprechende Gestik einzuüben, sei es bei der Vorteilsauslegung oder besonders auch nach Kritik von Spielern. Nach dem eigenen Kommentar „Das war das letzte Mal jetzt!“ muss das klare Handund Armzeichen kommen - bis hier und nicht weiter! In meiner Schiedsrichtertätigkeit konnte ich bei mir persönlich feststellen, dass ich in jungen Jahren (leider fing ich ja erst mit 181

27 Jahren an) mehr Feldverweise zu verzeichnen hatte als „Alter“ in meinen letzten Saisons. Mit der Erfahrung gelingt es einem häufiger, präventiv einzugreifen und aufkommende Härte oder Hektik aus dem Spiel zu nehmen. IchwollteimmerSpielleiter-keinRichtersein! Bei der Fußball-Hallenstadtmeisterschaft 2016/17 in MG gab es ja leider den Eklat mit einem Betreuer des FC Maroc, der nach einer Schiedsrichterentscheidung mit dem Hitlergruß eine verbotene Geste dem Publikum zumutete, und hat damit die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Fußball ist sehr emotional, aber auch hier gibt es Grenzen. Diese-Aktion durch den Betreuer war ein absolutes NO GO - aber der Faux Pas eines Einzelnen! Deshalb ist es richtig, dass Axel Tillmanns vom Stadtsportbund entschieden hat, den FC Maroc auch nächstes Jahr wieder an den Fußball-Hallenstadtmeisterschaften teilnehmen zu lassen. Wie unser Präsident des Stadtsportbundes, Wolfgang Rombey, im Interview bestätigte, hat die Hallenstadtmeisterschaft aber auch gezeigt, dass es anders geht, weil dort in vielen Teams Spieler vieler Nationen zusammengespielt haben. "Fußball ohne die Menschen aus anderen Nationen, ohne die Migranten, ist bei uns in Gladbach wie überall anders im Lande nicht vorstellbar. Sport verbindet und integriert! Das zeigen die Vereine, in den Spieler mit Migrationshintergrund zusammenspielen." Der Stadtsportbund will darauf hinwirken, dass sich unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund eher in unsere bestehenden Vereine integrieren, anstatt eigene Vereine zu gründen. Das ist der bessere Weg, weil dann echte Integration stattfindet. 182

Dieter Kauertz in seiner Funktion als Hallensprecher bei der Mönchengladbacher Hallenstadtmeisterschaft 2016/17 Foto: Dirk Staubesand

Fußball ist heute "Multi-Kulti". Dem kann ich nur zustimmen. Sport hebt die Grenzen zwischen verschiedenen Hautfarben, Glaubensrichtungen und Nationalitäten auf. Durch gemeinsames Sporttreiben von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund soll die gegenseitige Toleranz sowie die gesellschaftliche Integration der Zugewanderten gefördert werden. Das gilt auch für eine aktive Beteiligung auf allen Ebenen des Vereinslebens. Im Vereinssport können alle Menschen erleben, dass sie willkommen sind, gebraucht werden und einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten können. Das schafft Zugehörigkeit und fördert Integration. Im spielerischen Miteinander werden Fairness, Toleranz, Respekt und Teamgeist vermittelt. Dazu braucht es aber auch Menschen, die vor Ort in den Vereinen die konkrete Arbeit machen, die Zeit investieren und mit Herzblut dabei sind. Gott sei Dank gibt es 183

die in vielen unserer Vereine. Persönlich habe ich nicht nur viele Freunde / Bekannte aus verschiedenen Ländern bzw. verschiedener Herkunft - sowohl beruflich als auch privat - sei es als Nachbarn, als Fußballspieler oder Schiedsrichter. Während meiner 39 Jahren als Schiri und Schiedsrichter-Beobachter hat es nie besonders auffällige Probleme mit Spielern ausländischer Herkunft oder auch mit ausländischen Vereinen gegeben. Sicherlich braucht man als Schiri auch ein wenig Fingerspitzengefühl, weil es im Vergleich zu unseren südeuropäischen Freunden unterschiedliche Temperamente gibt ohne dass deswegen die Spielregeln nicht beachtet und umgesetzt werden. Letztlich ist man als Schiedsrichter auch eine Integrationsfigur, denn als Unparteiischer lehrt man Regeln; Spieler mit Migrationshintergrund lernen auch im Sport Teile unserer Kultur kennen. Als Schiedsrichter selbst hatte ich Linienrichter (SRA) an meiner Seite wie Faruk Tuka und Lasaros Savvidis. Häufig wurde ich auch zu Spielen mit ausländischen Mannschaften angesetzt von der Kreisliga bis zur Landesliga: LL BZ

KL

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Vatanspor Mülheim Vatanspor Solinglen Marathon Krefeld Anadoulou Krefeld KSV Pascha Spor KR FSV Vatan Neuss 1.FC Türkgücü D Union Ay Yildiz Türkiyemspor MG Türkgücü Rheydt Red Stars

5x 1x 4x 3x 3x 1x 1x 7x 5x 2x 2x

TDFV Viersen Olympia Viersen

1x 1x

U.a. von meinem türkischen Freund Faruk Tuka hatte ich mir die wichtigsten türkischen Begriffe übersetzen erklären und lassen: Begrüßung Guten Tag Auf Wiedersehen Schiedsrichter ruhiger schnell Danke

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merhaba iy günler güle güle hakem javas cabuk tesekkürler

Bei den folgenden Begriffen übernehmen türkische Unparteiische die Originalbegriffe aus Großbritannien. Foul Ecke Abseits Tor

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faul corner offside goal

Wenn ich beim Anpfiff den türkischen Spielführer mit „merhaba“ begrüßte, ging schon ein Raunen durch die Mannschaft: „Vorsicht, der Schiri versteht türkisch!“ Ich kann nur sagen, auch unser gemeinsames SchiedsrichterHobby trägt sehr zur Integration bei. Und natürlich grundsätzlich der Fußball bzw. der Sport - auch zu Teamgeist und Gemeinschaft. Ich kann ich bestätigen: Fußball steht für Integration - nicht für Abgrenzung!!! 185

Linienrichter in der Landesliga und in der Oberliga Ja, zunächst in der Saison 1986/87 mit SR Gerd Lippold und LR Helmut Thissen in der LL sowie 1988/89 mit SR Heinz Willems und Wolfgang Schulz in der OL (zu der Zeit dritthöchste Spielklasse). Zudem durfte ich 2x als SRA bei unserem Bundesliga-SR Dieter Pauly bei einem Amateurspiel in Wuppertal und bei einem Freundschaftsspiel der Uwe Seeler Portas Elf in Waldniel mitfahren. Das interessanteste OL-Spiel und Lokalderby war am 08.04.1989 zwischen dem MSV Duisburg und Hamborn 07 im Wedau-Stadion vor 4.500 Zuschauern mit mehreren knappen Abseitsentscheidungen vor der Haupttribüne (laut Kamera-Aufnahmen alle korrekt…). Allgemein kann man sagen: eine gute Leistung funktioniert nur im Teamwork! Und das war in beiden Gespannen der Fall.

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Interview mit FuPa Niederrhein WennmansolangemitdemFußballverbundenist,kann mansichdannüberhauptvorstellen,dasssichdasjemals ändert? Nein, nicht wirklich. Sobald ich vernünftig laufen konnte, habe ich angefangen Fußball zu spielen - wenn auch Ende der 1950er Jahre ohne Lederball. Ich bin am Kirmesplatz in GV-Orken aufgewachsen - ein sandiger Boden mit vielen Kieselsteinen und wenig Gras. Hier spielten wir - auch teilweise die Nachbarstraßen aus den Ortsteilen Orken und Elsen gegeneinander. Die Tore bildeten je 2 auf den Kopf gestellte Eimer oder aber auch je größere Geröllsteine. Zu der Zeit spielten wir die Bundesliga- oder brasilianischen Nationalspieler nach: Vava, Pelé (das war Peter), Didi (das war ich Dieter) - Libuda, Konietzka, Overath, Fritz Pott (..das war ich als rechter Verteidiger…). Ich werde immer Fußball-Fan bleiben - auch wenn mich jetzt die überdimensionalen Ablösesummen von zig Millionen Euro etwas abschrecken. Die Fußballvereine sind heute Wirtschaftsunternehmen; viele Fußballer haben einen „Wander-SpielerPass“; es geht nur noch ums Geld. Deshalb schaue ich mir teilweise lieber einen Lokalkampf in den Fußballkreisen an, wo mit noch sehr viel Herzblut gespielt und gekämpft wird natürlich auf einem anderen Niveau als in den Bundesligen. Auch immer eine interessante Aufgabe für die Schiedsrichter und für mich als Beobachter.

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ThemaVAR?WirdderFußballdadurchgerechter? Meiner Meinung nach muss man hier im Fußball heute klar unterscheiden zwischen unserem Amateurfußball und der Profi-Bundesliga! Die Profi-Vereine sind heute wirtschaftliche Unternehmen - nicht nur mit vielen Arbeitsplätzen, sondern es geht hier um Millionen Euro. Spiele ich II. Liga oder I. Bundesliga, qualifiziere ich mich für die Euroleague oder sogar für die Champions-League. Deshalb sind in diesen Spielklassen nicht nur die Torlinien-Kamera sondern auch der VAR (Video Assistant Referee) und der Videobeweis angebracht und wichtig, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Über die derzeitige Praxis kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Wann genau greift der VAR aus Köln ein? Und wann entscheidet das SR-Gespann auf dem Spielfeld allein? Meines Erachtens sollte sich der Video-Schiedsrichter nur bei klaren Fehlentscheidungen einschalten, vor allem mit Torerfolg. Im Amateurbereich würde ich mir schnellstens wieder die Einführung der Zeitstrafe wünschen - anstatt der Gelb-Roten Karte. So könnte sich der Spieler für 10 Minuten am Spielfeldrand beruhigen und seine Contenance zurückgewinnen. Bei meinen Spielleitungen in den Jahren 1981 bis 1993 habe ich damit nur positive Erfahrungen gesammelt. Hierbei halfen dem Spieler dann Trainer, Betreuer und Ersatzspieler auf der Bank. Für die Mannschaft und den Fußball an sich konnten sich die Teams wieder auf elf Spieler ergänzen. Gerade in Zeiten, in denen über adäquate Maßnahmen gegen Gewalt gegen Schiedsrichter diskutiert werde, sei die Zeitstrafe ein ideales Instrument, um Druck aus dem Verhältnis zwischen Aktiven und Schiedsrichtern zu nehmen. Mit der Zeitstrafe haben wir Schiedsrichter sehr viel korrigieren können. Die 188

war ein äußerst wirksames Instrumentarium - und für viele Spieler eine Beruhigungspille. Und falls nicht, hat der Trainer den entsprechenden Spieler nach Verbüßung der Zeitstrafe eben sofort ausgewechselt - das kam nicht selten vor. In der Jugend funktioniert die Fünf-Minuten-Zeitstrafe weiterhin sehr gut und das würde sie bei den Senioren auch. WiehastDuDichaufSpielevorbereitet? Meine unmittelbare Vorbereitung auf den nächsten Spielauftrag begann am Abend zuvor. Ich trank bis auf einen Gute Nacht Schluck keinen Alkohol und versuchte, mindestens acht Stunden Schlaf zu haben. Am Morgen versuchte ich zu vermeiden, mich mit Dingen zu befassen, die mich zu sehr beschäftigt und abgelenkt hätten. Nachdem ich meine Sporttasche immer persönlich gepackt und auf Vollständigkeit geprüft hatte, legte ich mich vor der Abfahrt noch ca. eine halbe Stunde hin und ging in Gedanken mit geschlossenen Augen Spielsituationen durch, die sich eventuell im Spiel ereignen könnten oder bei anderen Spielen vorgekommen waren. Ich fuhr immer so früh los, dass ich ca. eine Stunde vor dem Spiel am Platz war, damit ich mich ohne Hektik umziehen und auf das Spiel vorbereiten konnte. Grundsätzlich war und bin ich jemand, der an die Kraft des positiven Denkens glaubt. Ich glaube daran, dass Gedanken in entscheidendem Maße zu bestimmen vermögen, wie man sich geistig, seelisch und körperlich fühlt. Deshalb habe ich mir seit vielen Jahren angewöhnt, meinem Geiste jeden Tag einen anregenden, motivierenden Gedanken einzugeben. Positive Gedanken spornen meine Energie und meinen Enthusiasmus immer wieder aufs Neue an. Sie sind zuweilen auch „Stimmungsheber“. 189

Mein 1. Lebensmotto: „Lebe und arbeite mit Begeisterung, nimm Erfolge mit Dankbarkeit an, tritt Misserfolgen mit Gelassenheit entgegen und bemühe Dich, das Leben so zu nehmen, wie es kommt.“ Mein 2. Lebensmotto: Gott gebe mit Gelassenheit, hinzunehmen, was nicht zu ändern ist. Mut zu ändern, was ich ändern kann. Und die Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden.“

Schiedsrichter - Beobachter Für den Fußballverband Niederrhein bin ich Schiedsrichter Beobachter. Ich beobachte die „Perspektiv-Schiedsrichter“ in den Landesligen und in der Oberliga Niederrhein. Vor 10 Jahren in der Saison 2004/2005 wurde ich zum ersten Mal vom KSA als Beobachter von drei jungen Kreisschiedsrichtern in der Kreisliga B eingesetzt. Nachdem sich Franz-Josef Vos und Arno Fervers als Beobachter zurückgezogen hatten, wurde ich vom KSA dann für die Saison 2005/2006 beim FVN als Beobachter gemeldet. Den Umschwung vom aktiven Schiedsrichter zum beobachtenden Zuschauer war für mich kein Problem. Ich hatte bereits ein Jahr zuvor angekündigt, dass ich mit 55 Jahren meine SRKarriere beenden werde. („Ich habe mir bei den Vereinen im 190

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FVN einen guten Namen gemacht und den möchte ich mir nicht im Alter durch nachlassende Leistungen kaputt machen.“) Dies hat sich ausgezahlt; bei allen Vereinen werde ich als Verbandsschiedsrichterbeobachter freundlich und respektvoll aufgenommen und behandelt. Bis zur Saison 2009/2010 war ich parallel sowohl als Beobachter als auch als aktiver Schiedsrichter in der Bezirksliga im Einsatz. Mit 55 Jahren beendete ich meine aktive Laufbahn als Schiedsrichter und konzentrierte mich seitdem als Pool Beobachter auf die Beobachtungen für den FVN. Auf Grund meiner Qualifikation wurde ich ab der Saison 2011/2012 auch in der Niederrheinliga und heute in der Oberliga angesetzt. So habe ich Stand heute bisher 207 Schiedsrichter beobachtet, bewertet und gecoacht. Von einem SR -Beobachter wird heute erwartet, dass er sich ganz dieser Aufgabe widmet und bereit ist, mindestens 15 - 20 Schiedsrichter pro Saison zu beobachten. Die Pool Beobachter gelten als besonders erfahren, vermittlungsstark und begutachten daher gezielt die besonders talentierten und vielversprechenden Schiedsrichter. Die Beobachter sollen von den jungen Schiedsrichtern (zwischen 18 und 25 Jahren) nicht „gefürchtet“ sein, sondern als „Coach“ gesehen werden. Meine persönliche Note bei den Beobachtungen ist, dass ich nicht nur Nähe der Mittellinie stehe oder auf der Tribüne sitze, sondern je eine Halbzeit mich hinter den beiden SRA bewegen. Als unser VSO Andreas Thiemann das mehrmals sah, kommentierte er das „Du läufst ja mehr als die Linienrichter!“ Mir persönlich war und ist es wichtig, meine „Praxis-Erfahrung“ an die jungen Schiedsrichter weiterzugeben. Vor allem verlangt es hohe Konzentration von den Schiedsrichtern während der ganzen Spielzeit bis zum Schlusspfiff. 193

Die Spielanalyse nach dem Spiel (nachdem der Spielbericht ausgefüllt ist!) hat im Gegensatz zu früher deutlich an Wichtigkeit gewonnen („mit den jungen Schiedsrichtern sprechen“). Dabei lasse ich auch Schiedsrichter und Assistenten zu Wort und mir von ihnen ihre Spielanalyse erzählen. Es wird erwartet, dass mindestens drei Szenen aus jedem Spiel ausführlich besprochen werden („die kommen auch in einem Gurkenspiel vor!“); diese drei Punkte sollen den jungen Schiedsrichter bei seinen nächsten Spielleitungen weiterbringen. Durch diese Beobachtungen/ Spielanalysen soll die Qualität der Schiedsrichter verbessert werden. Die Spielanalyse nimmt ca. 15 bis max. 45 Minuten in Anspruch. Dies müssen die Vereine, Platzwarte und Vereinswirte bei ihrer Zeitplanung berücksichtigen. Von den Vereinen, die keine große Schiedsrichterkabine haben, muss ein entsprechender Raum für die Spielanalyse zur Verfügung gestellt werden. Alles, was in der Spielanalyse besprochen wurde, muss sich im Beobachtungsbogen wiederfinden. Die Beobachter sind dafür da, die jungen Schiedsrichter weiter zu entwickeln. Daher ist heute die Spielanalyse nach dem Spiel das „A&O“! Der Beobachtungsbogen und die Notengebung (mit den vorgegebenen Auf- und Abwertungen - Einstiegsnote war die 8,0) haben weiterhin bestand. Heute ist die Einstiegsnote 8,4 - der SR hat somit einen Bonus und muss sich durch gute Leistung diese Note verdienen. Der Beobachter soll sich bei den Punkten „Beschreibung des Spiels“ und „Regelanwendung, Regelauslegung“ kürzer fassen (sofern es keine Bedeutung für den Spielausgang oder die Benotung hat), dafür aber ist der Punkt „Disziplinarkontrolle 194

Anzahl der persönlichen Strafen“ die wichtigste Rubrik. Nur wenn durch das Stellungsspiel etwas passiert ist, soll es beschrieben werden - ebenso nur Auffälligkeiten bei der Zusammenarbeit von SR/SRA. In der Zusammenfassung müssen die Punkte zu lesen sein, über die mit dem Schiedsrichter in der Spielanalyse gesprochen wurde und was der Schiedsrichter aus diesem Spiel mitnehmen soll. Unser FVN-Verbandsschiedsrichter-Obmann erwartet, dass der SR-Beobachter ca. 45 Minuten vor dem Spiel am Platz eintrifft und sich dem SR-Trio vorstellt, so dass das Gespann danach noch ausreichend Zeit hat, sich auf das Spiel zu konzentrieren und sich vorzubereiten. Erst nach dem Spiel nachdem der Spielbericht vom SR ausgefüllt worden ist - gibt es in der Kabine eine 20 - 30 minutige Spielanalyse. Hier sollen die wichtigsten Szenen aus dem Spiel besprochen werden, damit sie die jungen Schiedsrichter bei ihren nächsten Spielen weiterbringen. Die Beobachter sind dafür da, die jungen Schiedsrichter weiter zu entwickeln - auch mit Tipps und Verbesserungsvorschlägen. Da ich beruflich als Verkäufer gewohnt war, viel mit unterschiedlichen Menschen zu sprechen, ist mir das - auch am Anfang - nicht schwergefallen. Bei den schriftlichen Texten musste ich mich zuerst an die Begrifflichkeiten und an die entsprechenden Noten (Auf - und Abwertungen für bestimmte Entscheidungen) heranarbeiten. Immer mehr habe ich auch die jungen SR-Gespanne einzeln aufgefordert, sich zu artikulieren, wie Sie das Spiel und bestimmte Situationen gesehen haben. Eine Spielbeschreibung (mit Schwierigkeitsgrad) hingegen liegt mir, da ich auch gerne für Vereinszeitschriften geschrieben habe. Nach dem Spiel hat der Schiedsrichter Beobachter bis maximal Mittwochvormittag Zeit, den Beob195

achtungsbogen auszufüllen; in diesem muss sich auch das wiederfinden, was in der Spielanalyse besprochen wurde. Hierfür werden erfahrungsgemäß ca. 3 - 4 Stunden benötigt. Somit beträgt der Zeitaufwand für eine Beobachtung von der Abreise bis zur Rückkehr sowie dem Ausfüllen des Beobachtungsbogen ca. 7 bis 9 Stunden, je nach Entfernung bei welchem Verein am Niederrhein der Beobachter angesetzt ist (ich werde u.a. in einem Umfeld bis 70 km auch in Düsseldorf, Duisburg, Mülheim, Essen, Richrath, Baumberg oder Sonsbeck eingesetzt) - also trotz einer Aufwandsentschädigung von 12,-€ wahrhaft ein Ehrenamt. Und der Umgang und die Arbeit mit den 18 - 25-jährigen Referees hält jung. WasenthälteinBeobachtungsbogen? Der Beobachtungsbogen gliedert sich in insgesamt neun Punkten. Zunächst beschreibt der Beobachter kurz das Spiel. Danach bewertet er unter Pkt. 2 die Regelanwendung und auslegung, das taktische Verhalten und den Umgang mit den Spielern und Offiziellen. Ausführlich werden die persönlichen Strafen unter Disziplinarkontrolle beschrieben. Unter Pkt. 4 befasst sich der Beobachter mit der Persönlichkeit des Schiedsrichters und beurteilt unter Pkt. 5 das Lauf- und Stellungsspiel. Unter Pkt. 6 wird die Zusammenarbeit zwischen Schiedsrichter und seinen beiden Assistenten beschrieben. Dann werden unter Zusammenfassende Bemerkungen und Verbesserungsvorschläge die Auf- und Abwertungen begründet. In den Punkten 8 und 9 werden die Leistungen von SRA1 und SRA2 (Schwerpunkt Abseits und Unterstützung) beurteilt. Verantwortung hat mal als Schiedsrichter immer, aber als Beobachter, wenn man über die Auf- und Abstiege von Kollegen 196

zu entscheiden hat, ist das doch noch einmal etwas Besonderes. Fällt einem das am Anfang schwer, und was lernt man dabei mit der Zeit, was am Anfang vielleicht noch schwierig ist? Die Auf- oder Abstiege entscheidet der Verbandsschiedsrichterausschuss (VSA in Duisburg). Es ist so, dass jeder Schiedsrichter in LL und OL je zehnmal beobachtet - in verschiedenen Kreisen und von verschiedenen Beobachtern. Auf Grund dieser Beurteilungen und Noten ergibt sich dann der Aufstieg (nur sehr wenige, es sei denn aus Altersgründen scheiden einige aus der höheren Klasse aus - mit max. 47 Jahren ist die Altersgrenze von der Landesliga bis zur Bundesliga erreicht.). Wir Beobachter werden auch weiterhin jede Saison zweimal geschult, auf was wir Besonderes zu achten haben, wie wir beurteilen und benoten sollen, um ein einheitliches Bewertungsniveau zu erreichen. Jede Saison erhalten wir deshalb auch schriftliche Hinweise (ca. 7 Seiten) für uns FVN-SRBeobachter. Wichtig ist vor allem, dass der Beobachtungsbogen für den Schiedsrichter einen nachvollziehbaren Wiedererkennungswert besitzt. Hier soll eine Fokussierung auf die Szenen erfolgen, die in der Spielanalyse nach dem Spiel in der Kabine angesprochen und für die Spielleitung relevant waren. WiesehrfiebereichbeidenSpielennochselbstmit? Als Beobachter sehe ich die Spiele sehr nüchtern und betrachte sie aus einem anderen Blickwinkel als Zuschauer und Vereinsmitglieder. Der Fokus liegt auf den Entscheidungen und das Verhalten und Auftreten des Schiedsrichters und seinen beiden SRA. Sicherlich nehme ich auch wahr, ob es ein interessantes, schnelles, gutes oder ein langweiliges Gurkenspiel ist. 197

WieistmeineEinstellungalsBeobachter?Eherstreng? Als Beobachter freue ich mich über gute Leistungen, denn ich spreche lieber Lob aus, als den jungen Schiedsrichtern ihre Fehler aufzuzeigen. In meinem Leben - auch als Vater - habe ich die Erfahrung gemacht, dass man Menschen mit Lob und Tipps mehr motiviert, sich zu ändern und zu verbessern als mit Tadel. Deshalb gebe ich gerne Tipps und Verbesserungsvorschläge. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass fast alle jungen Schiris diese Tipps gerne auf- und dankbar annehmen, vor allem wenn sie selbst Stellung nehmen konnten. Dabei muss ich natürlich dennoch ab und zu „schlechte“ Noten vergeben, um gerecht gegenüber den guten Schiedsrichtern auf Grund ihrer besseren Leistung zu bleiben. WiewerdendiebeidenSchiedsrichterassistenten beobachtet? Auch sie sind ganz wichtig für eine gute Spielleitung im Team. Neben Seiten- und Toraus sollen sie auch Fouls in ihrem Bereich mit Fahnenzeichen anzeigen. Besonders wichtig sind ihre Abseitsentscheidungen. Um hier klar zu sehen, ob sie richtig entscheiden, stelle ich mich jede Halbzeit in eine andere Spielhälfte hinter (oder gegenüber) einem der beiden SR-Assistenten und gehe auch parallel zu ihnen mit bis an die Torauslinien. Trotz dieses großen Zeitaufwandes hat Dieter großen Spaß an seinem Hobby. Hier kann er von seinem Beruf als Gebietsleiter für den Markenhosenhersteller GARDEUR abschalten („hier muss ich mich so konzentrieren, dass ich GARDEUR vergesse und nicht an Hosen und Planzahlen denke!“). Hier kann er 198

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seine Erfahrungen, die er in 114 Landesligaspielen als Schiedsrichter und als SRA in der Oberliga gesammelt hat, an die jüngeren Schiedsrichter weitergeben. Dieter hat es schon immer Spaß gemacht, mit jungen Menschen zu arbeiten, ob 1975 vier Jahre beim TuS Grevenbroich als mit 21 Jahren jüngster Jugendleiter im Kreis oder auch heute bei der Firma GARDEUR. Als Beobachter freut sich Dieter über gute Leistungen, denn er spricht lieber Lob aus als den jungen Schiedsrichtern seine 200

Fehler aufzuzeigen. Außerdem hat er in seinem Leben die Erfahrung gemacht (er ist Vater von Tochter und Sohn), dass man Menschen mit Lob und Tipps mehr motiviert sich zu ändern und zu verbessern als mit Kritik. Deshalb nutzt er oft ausführlich die Möglichkeit, unter Pkt. 7 Tipps und Verbesserungsvorschläge zu geben. Er hat die Erfahrung gemacht, dass fast alle jungen Schiedsrichter diese Tipps auf- und dankbar annehmen, vor allem wenn sie selbst ausführlich Stellung nehmen konnten. Dabei muss er dennoch ab und zu „schlechte“ Noten vergeben, um gerecht gegenüber den guten Schiedsrichtern auf Grund ihrer besseren Leistung zu bleiben. Liebe Leser, Ihr seht also, dass der Schiedsrichter-Beobachter im Gegensatz zu Zuschauern, Offiziellen und Akteuren noch viele andere Aspekte zu bewerten hat, um die Leistung des Schiedsrichters richtig zu beurteilen. Wenn von der Tribüne schmähende Äußerungen gegenüber dem SR kommen oder er sogar am nächsten Tag in der Presse verrissen wird, so heißt das noch lange nicht, dass er eine schlechte Leistung geboten hat. Meistens machen die SR auf dem Spielfeld weniger Fehler als die Aktiven. Jeder Beobachter bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen, die Leistung des Schiedsrichters gerecht und objektiv zu bewerten. Dass dennoch jeder ein Spiel durch seine Augen sieht, kann zu einer geringfügigen Abweichung der Note führen - im Gegensatz zur Schiedsrichters Einschätzung seiner Leistung. Und das ist menschlich und auch gut so! „Niemand liebt einen Schiedsrichter - außer seiner Frau.“ Zu dieser Erkenntnis ist vor langer Zeit schon die Londoner Times gekommen. Der Schiedsrichter hat keinen Freund. Aber er pfeift und pfeift und pfeift…., trotzdem und trotz allem. Der 201

Mann hat Charakter und er ist eine Persönlichkeit. Eine Persönlichkeit muss er sein - jeder auf seine Art - sonst kann er das nicht verkraften, was ihm seine Umwelt antut und auflastet, ganz gleich, ob er „oben“ oder „unten“ pfeift. Die Bürde des Schiedsrichters ist nämlich überall gleich schwer. Fanatiker kennen keine Scham; Schimpfkanonaden sind ihr Ventil des Fanatismus. Da gehört eine Portion Mut dazu, sich den Pöbeleien während und nach dem Spiel zu stellen, Haltung und Stärke zu bewahren und immer so zu pfeifen, wie es die Regeln vorschreiben - auch wenn die ein oder andere Entscheidung gegen den Favoriten, gegen die Heimmannschaft getroffen werden muss. Nur nicht schwach werden, ist die oberste Devise der „Schwarzkittel“. Allen diesen Anfeindungen und Anfechtungen muss der Schiedsrichter mit seiner ganzen Autorität entgegenwirken. Er muss Autorität ausstrahlen, ohne autoritär zu wirken. Er muss Herr der Situation sein und darf sich nicht einschüchtern lassen - weder von drinnen noch von draußen. Als Fußballschiedsrichter hat man eine wesentliche Charaktereigenschaft, nämlich den Willen zur Objektivität. Wer den Willen zur Objektivität mitbringt, ist bereit, zwei Seiten gerecht zu werden im speziellen Fall „Richter“ zu sein zwischen zwei streitenden Parteien, und jeder Seite Recht widerfahren zulassen - und zwar immer nachbestem Wissen und Gewissen. Dieses Bewusstsein prägt den Schiedsrichter und trägt ihn in der Pflicht und in der selbstgestellten Aufgabe. Diese Erkenntnis lässt ihn Unbill ertragen, Verunglimpfung / Diffamierung immer wieder vergessen und Kritik in Kauf nehmen - auch wenn es schwerfällt. Wer sich der Öffentlichkeit stellt, ob Politiker, Funktionär oder Schiedsrichter, muss mit der Kritik leben und damit fertig werden. 202

Mein tolles Amt als Schiedsrichter-Beobachter darf ich noch vier Jahre ausüben, denn laut Satzung ist mit 70 Jahren Schluss! Besonders gefreut habe ich mich natürlich, wenn ich erfahren habe, dass von mir beobachtete Spielleiter eine Klasse höher (oder später sogar noch Klassen höher) aufgestiegen sind. Zu den Aufsteigern gehörten u.a. Florian Heien, Jens Laux, Hendrik Heuvens, Alexander „Alex“ Busse (den ich 5x beobachtete in LL+OL), Lars Aarts. Thibaut Scheer, Stefan van Wickeren, Felix May, Cedrik Pelka, Gianluca Röttgen und Stefan van Wickeren.

Wofür steht Amateurfußball? Für mich steht der Amateurfußball - neben anderen Sportarten - für Hobby, Zeitvertreib, Treffpunkt, Kameradschaft, Faktor im Zusammenleben in der Gemeinschaft! Sport hebt die Grenzen zwischen verschiedenen Hautfarben, Glaubensrichtungen und Nationalitäten auf; damit steht auch Fußball für Integration. In den Fußballvereinen an der Basis ist schließlich der Fußball zu Hause. Hier lernen die Kinder Fußball, hier werden Talente entwickelt - bei den Jungs wie bei den Mädchen. Im spielerischen Miteinander werden Fairness, Toleranz, Respekt und Teamgeist vermittelt. Im Amateurfußball wird - je nach Spielklasse - nicht nur für Geld gespielt, sondern oft mit viel Leidenschaft vor allem in Lokalderbys, die ich mir lieber anschaue als manches Bundesligaspiel.

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WenndunochmalentscheidenkönnestdasSchiedsrichteramtauszuüben,würdestduestun? Ja, auf jeden Fall! Einmal Schiedsrichter - immer Schiedsrichter! Ein tolles Hobby! Durch das Schiedsrichteramt habe ich viel dazu gelernt. Ich habe ein dickeres Fell bei Kritik bekommen (auch im Berufsleben wird man mal kritisiert). Man muss alleine Entscheidungen treffen, zu denen man dann auch stehen muss. Dadurch sind auch mein Selbstvertrauen und mein Selbstbewusstsein gestiegen. Es hält körperlich fit - Dauerlauf mit Spurts, aber ohne Verletzungsgefahr durch Zweikämpfe. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass mir meine Schiedsrichter-Tätigkeit auch sehr bei der parallelen beruflichen Entwicklung geholfen hat. Ich habe viele Menschen / Fußballer kennengelernt, zu denen ich z.T. heute noch Kontakt habe oder sie als Beobachter auf den Sportplätzen oder bei den Hallenstadtmeisterschaften wieder treffe. Der Umgang und das Kommunizieren mit Menschen machen mir Freude. WasmöchtestdujungenSchiedsrichter*innenmitaufden WeganderPfeifegeben? Als Schiedsrichter lernt man für sein ganzes Leben. Die Schiedsrichterei ist eine Mega- Freizeitbeschäftigung, die junge Menschen für ihr Leben stärkt. Man erlebt Erfolge und Rückschläge. Schiedsrichter zu sein, fördert die Entwicklung jedes Menschen. Durchsetzungsvermögen, Menschenkenntnis und Zielstrebigkeit sind nur einige der Fähigkeiten, die sie mit diesem Steckenpferd ausbauen. Gerade junge Menschen hilft dieses 204

Hobby und es unterstützt mit vielen hinzugewonnenen Eigenschaften sowohl das private als auch das berufliche Leben. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein, Entscheidungsfreudigkeit, Charakterstärke, Menschenkenntnis, Kritikfähigkeit, Fingerspitzengefühl, Fitness, …, die Liste ließe sich fortsetzen. Es findet eine Reifeprozess über Jahre bis hin zur Persönlichkeit statt. Jeder Schiedsrichter, egal in welcher Klasse ist auf seine Art einzigartig - mit verschiedenen, individuellen Charaktereigenschaften und Persönlichkeitsmerkmalen, die sich im Laufe des Schiedsrichterlebens entwickeln. Besonders wichtig für junge Schiedsrichter ist es, sich nicht zu verstellen; mit ihrer natürlichen, persönlichen Art kommen sie eher ans Ziel. In diesem Spannungsfeld treibt uns Schiris der Ehrgeiz an, der Reiz, entscheiden zu können und die Befriedigung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Das Schiedsrichter-Hobby macht einfach Spaß und Freude. Dieses Schiedsrichter-Sein ist eine Faszination. Klar ist aber auch, dass manche Spielszenen in der Grauzone sind, die nicht einhundertprozentig richtig oder falsch entschieden werden. Nicht jeder Körperkontakt ist ein Foul. Es gibt halt Fünfzig-zu-Fünfzig-Situationen. Je nach Vereinsbrille ergibt die natürlich auch oft lautstarke Kritik von den fanatischen Fans. Dabei sind wir Schiedsrichter selbst unsere größten Kritiker. Jungen Schiedsrichtern kann ich auch nur empfehlen, zu Beginn des Spiels lieber einmal zu oft pfeifen als zu wenig, denn die Spieler testen am Anfang aus, wie weit sie bei diesem Schiedsrichter gehen können und wie er reagiert. Wichtig ist es, immer klar und deutlich zu pfeifen und nicht nur einen „Piepston“ abzugeben. Und bei besonders harten Fouls muss dann auch der Pfiff ganz besonders intensiv 205

und laut sein - auch für die Außenwirkung auf Spieler und für Zuschauer. Es ist hilfreich, sich mit der Zeit gewisse Pfeifvariationen anzugewöhnen, den einfachen, doppelten und dreifachen Pfiff oder den Dauerpfiff gegen besonders widerspenstige Spieler. Denn der Pfeifton ist eine Sprache, die alle Spieler verstehen. Neben einigen anderen Landesverbänden hat unser Kreis MGVIE ein Patensystem entwickelt. Hier werden Anfänger in ihren ersten Spielen von älteren Schiedsrichtern begleitet. Mir hat mein Schiedsrichter-Hobby auch geholfen, beruflichen Stress abzubauen. Als Vertriebler musste ich immer Umsatzund Stückzahlen-Plus machen und Neukunden gewinnen. Der Druck war enorm. Da ich mich auf meine Spieleinsätze als Schiedsrichter auch mental vorbereiten und beim Spiel höchstkonzentriert sein musste, war Sonntagabends mein beruflicher Stress immer total vergessen und ich konnte Montagmorgens wieder motiviert zu meinen Kunden fahren. Das Schiedsrichter-Sein mit seinen positiven Eigenschaften hat mir auch beruflich bei meiner Firma gardeur geholfen. Auch heute noch pflege ich über unsere Fußball-Tipp-Runde Kontakt zu meinen ehemaligen Kollegen. Auch sein Taschengeld kann bei diesem Hobby noch etwas aufstocken. Übrigens ist es unter uns Schiedsrichtern üblich, dass wir uns alle „duzen“ - unabhängig vom Alter oder von der Spielklasse. Wir sind alle ein Team; wir gehören zusammen und bleiben zusammen. Auch gibt es in allen 13 Fußballkreisen des FVN Schiedsrichtermannschaften, die jährlich - abwechselnd von Kreis zu Kreis - ein Hallenmasters austragen. Wir in Mönchengladbach haben es zuletzt 2009 mit großem Erfolg ausgetragen. Fast 800 206

Schiedsrichter tummelten sich an diesem Wochenende in der Stadt, 200 von ihnen kickten selbst. Die 56 Partien des zweitägigen Turniers werden von 56 verschiedenen Schiedsrichtern geleitet, darunter Bundesliga-Referees wie Lutz Wagner oder Guido Winkmann. Vor 20 Jahren gab es das erste Schiedsrichter-Masters in der Jahnhalle, „jetzt kehrt es zurück“, kommentierte Mark Borsch vom Organisationsteam mit Isabelle Hermann und Thomas Sleegers. „Alles für die Referees“ Die Unparteiischen des Fußballkreises Mönchengladbach/Viersen haben aus dem SchiedsrichterMasters ein Mammut-Event gemacht mit einer Mallorca-Party am Freitag- und einer Player`s Night am Samstag-Abend. Mein Wunsch ist es, dass durch mein Buch viele sportinteressierte Menschen Schiedsrichter werden und bleiben - egal in welcher Sportart.

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Schlusspfiff als Mann an der Pfeife Nach dem Vorbereitungsspiel in der Bezirksliga (1.FC Mülheim-Styrum gegen Mülheimer SV) wurde das Gespann Dieter Kauertz - Kurt „Kutscher“ Kochen - Manfred „Manni“ Noever am Mittwochabend, den 27. Mai 2009, für das Aufstiegsspiel in die Kreisliga A zwischen den beiden Tabellenzweiten der Kreisliga B, den Mannschaften von Red Stars gegen ASV Süchteln Reserve, auf dem Platz von Rheydt 08 an der Schlossstraße angesetzt. Statistisch gesehen war es erst Dieters 75. Einsatz in der Kreisliga B (im Vergleich zu 145 in der Kreisliga A, 184 in der Bezirksliga und 108 in der Landesliga). Nachdem der Gespanns-Führer bei dem Bezirksligaspiel seine beiden Assistenten mit seinen 23 Jahre alten, durch Spiele bei Schnee und Regen mit Patina veredelten „Dieter Kauertz Gedächtnisfahnen“ (Laien bzw. Kunstbanausen, die das Kunstwerk von Joseph Beuys als Fettfleck bezeichnen, würden Rostflecken dazu sagen) ausgestattet hatte, brachte Kutscher zu diesem wichtigsten Kreisspiel - u.a. vor den Augen des Vorsitzenden des Fußballausschusses Thomas Klingen sowie Staffelleiter Hartmut Held, einigen Schiedsrichtern und ca. 250 Zuschauern - seine eigene Fahne von zu Hause mit. Vor dem Anpfiff wurde Dieter vom Mitglied des Kreisschiedsrichterausschusses Thomas Sleegers offiziell verabschiedet. Mit einem Blumenstrauß und einem guten Tröpfchen bedankte er sich bei der „grauen Eminenz“ für 28 Jahre aktives Pfeifen und vor allem für die Ausbildung zahlreicher junger Schiedsrichterassistenten.

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Lieber Markus, liebe Fre unde im KSA, vielen Dank für die Einlad ung zur Kreisleistungspr üfung am Freitag, den 17. April 2009. Da ich aus beruflichen Gründen in diesem Jahr wieder nur Mitte April Ur laub nehmen kann, kann ich an diesem Termin leider nicht teilnehm en. Wie ich bereits im Ansch luss an der letzten Kreis leistungsprüfung in 2008 mitgeteilt habe, we rde ich - mit jetzt 55 Jahren - meinen Platz in der Bezirksliga für ein en jüngeren Schiedsrich ter fre imachen. Nach 28 Jahren aktiven Pfeifens - davon 14 Jahre in der Landesliga und nun 25 Jahre in der Bezirksliga - werde ich wi e angekündigt aber auch meine aktive Schiedsrichterkarriere bee nden. Der dritte Einsatz bei der Endrund e der Hallenstadtmeistersc haf ten war nochmals ein schöner Höhep unkt und krönender Absch luss. Es heißt „wenn es am sch önsten ist, soll man aufhö ren !“. Im Rahmen meiner Möglichkeiten hab e ich als Schiedsrichter viel erreicht, mir im Laufe der Jahre Respe kt bei den Spielern und An erkennung bei den Vereinen erarbeitet. Mit diesem positiven Im age möchte ich abtreten. Zukünftig konzentriere ich mich auf meine Beobach ter-Tätigkeit in der Landesliga, an der ich inzwischen trotz des hohen zeitlichen Aufwandes Freude gefunden habe. Wie mir unser VS O Jürgen Kreyer bestätigt hat, ist er mit me inen Beobachtungsbogen sehr zufrieden. Allen Teilnehmern an der Kreisleistungsprüfung wü nsche ich viel Erfolg und gute Leistung en. Es grüßt Euch sehr herzli ch

Dieter Kauertz 209

Reporter Sascha Köppen von der Rheinischen Post schrieb über das Spiel: „Die Red Stars stehen als dritter Aufsteiger in die Kreisliga MG/VIE fest. An der Schlossstraße gewannen sie das Aufstiegsspiel der B-Liga-Zweiten gegen den ASV Süchten mit 4:1. Dabei gelang Spielertrainer Andrej Akinin ebenso wie Alexander Frei ein Doppelpack. Für die Süchtelner, die vor allem vor der Pause ihre Chancen nicht nutzten, verwandelte Mike Rigers einen Freistoß zum zwischenzeitlichen 1:3. Während die Red Stars, die sich nach dem Spiel mit herbeigeholten Sektflaschen zurecht riesig freuten, konsequent ihre Chancen ausnutzten, ließ der ASV die Körpersprache und den unbedingten Siegeswillen ein wenig vermissen.“ Für das Gespann (mit 185 Jahren Lebenserfahrung) war es eine anspruchsvolle Aufgabe, dieses für Kreisliga B schnelles Kampfspiel über die Bühne zu bringen. So musste der Referee insgesamt 8 Verwarnungen (Rekord für Papa Gnädig in dieser Saison) aussprechen. Hierbei wurde der „Meister des Rückwärtslaufen“ sehr gut unterstützt durch seine beiden in vielen Schlachten der Kreisligen erprobten alten Haudegen als SRA; so in der 93. Min. als Kutscher ein Foulspiel an der Eckfahne und auch die Rückennummer des zu verwarnenden Spielers anzeigte („King Kurt“ hielt dieses Frustfoul sogar für Feldverweis würdig) oder als Manni durch sein verabredetes Stellungsspiel verdeutlichte, dass das Zufallbringen an der Strafraumgrenze außerhalb des Strafraums war, obwohl der Spieler in den Strafraum hineinsegelte. Kurz vor Spielende rief ein frustrierter und enttäuschter Zuschauer, der schon seinen Kummer schon mit ein paar Bierchen ersäuft hatte, „da schicken die uns hier das Altersheim!“, 210

worauf zwei neutrale Zuschauer lautstark erwiderten: „Wenn Ihr so gut gespielt hättet, wie die Schiedsrichter gepfiffen haben, dann hättet Ihr das Spiel auch gewonnen!“. Staffelleiter Hartmut Held und Thomas Sleegers bestätigten dem erfahrenen SR-Team jedenfalls nach dem Spiel eine konzentriert gute und souveräne Leistung. Meine statistische Schiedsrichter-Lebensgeschichte: insgesamt komme ich auf 54 Einsätze als SR-Assistent sowie 786 Einsätze als Schiedsrichter mit 276 Strafstößen, 72 Feldverweisen, 431 Gelb-Roten Karten und 2.251 Verwarnungen. Und inzwischen hatte ich 188 Spielaufträge als Schiedsrichter-Beobachter in der Landes- und Oberliga sowie 14 im Kreis. Meine gelbe Karte trug ich immer oben links in der Brusttasche, meine rote hinten rechts - deshalb wurde sie ja auch schon mal „Arschkarte“ genannt.

Mit folgenden Auszeichnungen wurde ich für meinen Einsatz im Ehrenamt geehrt: Vom TuS Grevenbroich für 25-, 40- und 50-jährige Mitgliedschaft Vom 1. FC Mönchengladbach für 25-jährige Mitgliedschaft 29.10.1986 - Silberne Verdienstnadel des FVN für langjährige Verdienste um die Sache des Sports und des FVN - vorgeschlagen vom TuS GV 14.11.1996 - Silberne und am 03.05.2006 die Goldene Ehrennadel für langjährige Tätigkeit als SR im FVN 211

September 1997 - Silberne Pfeife für 15 Jahre Schiedsrichter vom KSA MG-VIE von VSO Rolf Göttel und KSO Arno Fervers! 12.03.2018 eingerahmte Urkunde „DANKE SCHIRI“ vom DFB + eine Danke-CD besprochen von FIFA SR Wolfgang Stark für vorbildliche Leistungen als Schiedsrichter im Amateurfußball

Vom TuS Grevenbroich für 40-jährige Mitgliedschaft Unser Schiedsrichter Dieter Kauertz wurde am Freitagabend, den 22. September 2006, im TuS-Heim als Dank und Anerkennung für seine 40-jährige Mitgliedschaft im TuS 1911 e.V. Grevenbroich im Rahmen der Jahreshauptversammlung geehrt. In Anwesenheit des Kreisvorsitzenden des Kreises 5 Grevenbroich-Neuss, Herrn Hermann-Josef Koch, und des TKO, Herr Josef Schiffer, des Ehrenpräsidenten des TuS GV, Herrn Gerd Lübben, sowie der I. Mannschaft des TuS (u.a. mit den in Mönchengladbach bestens bekannten Spielern Björn Line von de Berg, Olaf Weber, Sascha Bechtold, Selami Kir, Kevin Afari und Trainer Frank Borchard) gratulierten der Präsident Peter Abels und der Geschäftsführer Walter Schmitz unserem Dieter und überreichten ihm eine große Urkunde, einen TuSWimpel und eine Flasche Champagner. In seiner Laudatio erinnerte Walter Schmitz u.a. daran, dass Dieter im August 1965 als D-Jugendlicher in den Verein eintrat und mit ihm gleich in der 1. Saison 1965/66 Kreismeister wurde. Als Siegprämie gab es zu der Zeit zwei Fläschchen Fanta-Limonade im Alten Schloss zu Grevenbroich. 212

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Von 1965 bis 1972 spielte Dieter in der Jugend des TuS Grevenbroich. Von 1972 bis 1982 wechselte er dann in die Senioren-Abteilung in die III. Mannschaft, die in der Kreisliga C kickte. Während dieser Zeit wurde er mit 21 Jahre von dem heutigen Ehrenvorsitzenden Gerd Lübben zum Jugendleiter der Fußballabteilung berufen. Bis zu einem beruflichen Wechsel übte er von 1975 bis 1979 dieses Ehrenamt mit sehr viel Engagement aus. Der größte sportliche Erfolg während dieser Zeit war die Erringung der A-Jugend-Niederrhein-Meisterschaft (der heutige TW- und Co-Trainer des TuS, Dieter Schläger, stand in dieser Elf im Tor.). Als er 1976 seine Franziska heiratete, stand die D-Jugend im TuS-Trikot vor der Kirche Spalier. Von 1982 bis zu ihrer Auflösung vor wenigen Jahren war Dieter Mitglied der TuS - Alte Herren - Mannschaft. Hier spielte er nur noch sporadisch, da er aus beruflichen Gründen inzwischen nach Mönchengladbach gezogen und sich dort dem 1. FC Mönchengladbach als Schiedsrichter angeschlossen hatte. Da die Ansetzer der Bezirks- und Landesliga nicht wussten, dass als Schiedsrichter des 1. FC Mönchengladbach ich immer noch Mitglied (und das bin ich heute immer noch) war, wurde ich auch mehrfach zu Spielen der I. in der LL und der II. in der Bezirksliga angesetzt. Aber das war für mich kein Problem. Wenn ich anpfeife, dann spielt in den nächsten 90 Minuten Blau gegen Rot und alles andere interessiert mich nicht. Dann bin ich absolut neutral - auch wenn da Bekannte mitspielen oder bei einem anderen Verein der Sohn meines besten Freundes (sah auch Gelb). Neben meiner Funktion als SR-Beobachter bin ich der 214

Schiedsrichter-Beauftragte im 1. FC Mönchengladbach und seit 2007 Vorsitzender des Schiedsrichter-Freundeskreises hier in MG. Hier treffen sich 16 aktive und ehemalige Pfeifenmänner jeden ersten Montag im Monat; außerdem werden im Frühjahr und im Herbst gemeinsame Ausflüge und Touren organisiert. Der Freundeskreis entstand über die Jahre und war zuvor unsere 1. Schiedsrichter-Mannschaft des Fußballkreises 4 (es gab sogar noch eine II. Mannschaft mit Gerd Lippold und Heinz Kirchhofer, die u.a. ein eigenes Hallenturnier veranstaltete, an dem wir natürlich auch teilnahmen) - unter der Leitung von Rolf Göttel. Unsere Schiedsrichtermannschaft hatte auch sehr gute Kontakte zu den Schiedsrichtern des FC Bayern und der oberen Saar. Es gab auch Spiele gegen Kreisligisten wie z.B. der Reservemannschaft der Spfr. Neersbroich (01.12.1996) oder Teilnahmen an (Hallen-) Turnieren des Rheydter SV (08.02.1987) und des 1. FC MG (04.04.1987), in Grevenbroich (17.01.88 + 23.1.88), bei den anderen SR-Kreisen im FVN; es gibt auch jährlich ein Turnier aller 13 Fußballkreise. So waren wir mehrfach im Saarland und bei Auswärtsspielen der Borussia beim FC Bayern München. Immer wurde auch ein Freundschaftsspiel ausgetragen. U.a. gelang uns der erste Auswärtssieg einer Gladbacher Mannschaft beim 3:1 in München - unter Leitung des Ex-FIFA-Schiedsrichters Rudolf Fricke am 11.03.1988! Nach München hin ging es mit zwanzig Mann im „IC 623 Gambrinus“ am Freitagmorgen. Dieter Pauly wäre auch sehr gerne mitgefahren, aber abgesehen davon, dass sein Vater 80 Jahre alt wurde, hatte ihn der DFB mit der Spielleitung Fortuna Köln gegen die Stuttgarter Kickers in der 2. Bundesliga betraut. 215

Ausflug der Schiedsrichter-Mannschaft ins Saarland zu den befreundeten Schiedsrichtern von der oberen Saar. Rechts der Rheydter BundesligaSchiedsrichter Dieter Pauli, links daneben der Gladbacher Rolf Göttel, jahrzehntelang die „Stimme des Bökelbergstadions“, daneben Kreisschiedsrichter-Obmann Franz-Josef Vos, links daneben der passionierte Angler Michel Pillen. Foto: privat

Nach ausgiebigem Frühstück am Kölner Umsteigebahnhof ging es nach München. Trotz Beanstandungen und Gesichtskontrolle durften wir die Grenze zum Freistaat Bayern passieren. Auf dem Bahnsteig des Münchener Hauptbahnhofs wurden wir von Gustl Hausberger, Helmut Brückl sen. und Valentin Forster empfangen. Mit dem Bus des FC Bayern fuhren wir zum Hotel mitten ins Zentrum von Schwabing. Das Weinfurtners Garden Hotel war ein Hotel der Spitzenklasse. Am Abend fuhren wir mit dem Bayern Bus in das bekannte bayrisch/wienerische Lokal „Wiener Rutsch`n“ im Thomasbräu, wo uns nach dem Abendessen à la carte die „´drei Lausbuben“ mit lustig frivolen Sketchen, Witzen und Gesängen 216

unterhielten. Nach dem Frühstücksbuffet stand für Samstagmorgen 9.00 Uhr das Rückspiel (Hinspiel 3:5) gegen die SR-Mannschaft des FC Bayern auf dem Programm. Vor gut 30 begeistert mitgehenden Zuschauern gelang uns auf dem schwer bespielbaren, schneebedeckten und teilweise gefrorenen Boden nach 23 Jahren der erste Auswärtssieg. Nach dem Sieg schallten unsere Siegesgesänge durch die Gänge und mangels Sekt spritzte Selterswasser durch unsere Kabine. Nach unserem Freundschaftsspiel fuhren wir mit dem Bus zum Olympiastadion und besichtigten unter der Führung des Stadiondirektors, gleichzeitig u.a. auch Vize-Präsident des bayrischen Fußballverbandes, Alfred Fackler, das Olympiagelände (Sommerspiele 1972). Am Fuße des Fernsehturms nahmen wir gemeinsam das Mittagessen ein. Gustl Hausberger überreichte allen Teilnehmern unserer Delegation eine wertvolle Silber-Münze des bayrischen Ministerpräsidenten „Patrona Bavaria“, eine Krawatte des bayrischen Fußballverbandes, einen Wimpel und eine Anstecknadel des FC Bayern sowie Informationsmaterial über das Olympiagelände. Bis zum Anpfiff des Bundesligaspiels zwischen Bayern und Borussia verbrachten wir die Zeit im Ehrengastbereich des Stadions, der ansonsten nur Haupttribünendauerkarteninhabern (ca. 2000 DM) zugänglich ist. Auch das Schiedsrichtergespann um Manfred Neuner begrüßte uns kurz. Das Spiel endete mit 1:0 für den FC Bayern. Der FC Bayern hatte uns Freikarten für die Haupttribüne Überseite (Wert 35 DM) zur Verfügung gestellt. Nach dem Spiel vesperten wir im VIP-Raum des Olympiastadions, der vor und während des Spiels nur den Vorstandsherren des FC Bayern (incl. Uli Hoeness und Karl-Heinz Rummenigge) zur Verfügung 217

steht. Gemeinsam mit dem Bundesligagespann und den ebenfalls anwesenden Bundesligaschiedsrichtern Aron Schmidhuber (Ottobrunn) und Hans Scheurer (München) schauten wir uns das Spiel nochmals in der Sportschau im Fernsehen an. Den Abend verbrachten wir gemeinsam mit den pfiffigen Kameraden des FC Bayern im Pschorr Keller auf der Theresienwiese. Die Starkbierzeit in München war gerade angebrochen. Bei zünftiger bayrischer Musik feierten wir bis Mitternacht. Nachdem es in der Nacht zum Sonntag wieder kräftig geschneit hatte, war für Sonntagmorgen nach dem Frühstück eine Stadtrundfahrt mit dem Bayern Bus organisiert. Um 13.52 Uhr traten wir dann mit dem Intercity „IC 612 Kurpfalz“ die Rückreise an. So haben wir Gladbacher Schiedsrichter den FC Bayern auch einmal von einer ganz anderen, positiven Seite kennengelernt. Bei meinem Urlaub 2019 am Tegernsee in Bayern (725 m hoch) bin ich bei meiner Wanderung zur Gaststätte Freihaus Brenner (ca. 850 m hoch) am Anwesen von Uli Hoeness vorbeigekommen. Auch im Oktober 2020 war ich in Bad Wiessee im Hotel Am Sonnenbichl (820 m hoch - inmitten von Wiesen, Wald und Bergen, in absolut ruhiger Lage, oberhalb des Tegernsees), geführt von Birgit Siegelt, die Frühstücksgöttin (Fan von Borussia Dortmund) und ihrem Ehemann Ingo, dem Meisterkoch (Fan vom FC Bayern München). Für meine Beobachter-Fitness bin ich um den gesamten Tegernsee (23 km), aber auch nochmals hoch zum Freihaus Brenner gewandert. Zum Jahreswechsel kamen öfters die Schiris von der oberen Saar zu uns nach Mönchengladbach bzw. fuhren wir im Herbst in Deutschlands Südwesten. Im Februar 1992 organisierte ich für unseren Freundeskreis eine einheitliche Einkleidung mit 218

Axel Tillmanns (rechts) mit MdL Frank Boss

Foto: Dirk Staubesand

blauem Blazer, anthrazitfarbene Hosen mit Ledergürteln, weißen Hemden, Krawatten und Socken. Mit dieser neuen „Ausgehuniform“ liefen wir erstmals zum 50. Geburtstag unseres Dieter Pauly auf. Am 12. Februar 1994 lud ich meinen Freundeskreis der 1. SRMannschaft und die an diesem Wochenende zu Besuch anwesende Schiedsrichter-Gruppe der oberen Saar zu meinem 40. Geburtstag zur „Arabischen Nacht“ ein. In diesem Kreis wurden auch die Obermuftis (Gelehrte) wie Rolf Göttel und FranzJosef Vos mit ihren Beduinen (Wanderhirten aus Saarbrücken) sowie Untermuftis, Mamelucks (Sklaven) und Eunuchen (Bewacher der Frauengemächer) gesichtet. Ganz Mutige von ihnen hatten ihre Damen nicht nur mit echt aussehenden Smaragden, Saphiren und Rubinen dekoriert, sondern dieselben in schmucke Bauchtänzerinnen verwandelt. Auch das Mönchengladbacher Prinzenpaar machte seine Aufwartung - aber mit einem lauten „Halt Pohl“ und nicht mit einem „Salem alei219

Theo Zwanziger (dritter von rechts) - neben Dieter Kauertz

Foto: privat

kum“, was ja so viel heißt wie „Friede sei mit Euch“. 1997 haben wir uns entschlossen, - auch aus Altersgründen die I. Schiedsrichter-Mannschaft aufzulösen und einen reinen Freundeskreis zu bilden. Unsere jahrelange Kameradschaft war uns ganz wichtig beizubehalten. Heute treffen wir uns noch immer jeden ersten Montag im Monat in unserem jetzigen Stammlokal „Klosterhof“ in Neuwerk, wo wir vom AHSpieler Bernd Schnittke des FC Güdderath bedient werden. Im Frühjahr machen wir abwechselnd eine Tagestour an Christi Himmelfahrt (Vatertag) oder Fronleichnam und im Herbst organisieren wir eine Drei-Tages-Fahrt. Außerdem feiern wir gemeinsam unsere runden Geburtstage (u.a. auch zu dritt 150 oder 175 Jahre). Aus unserem Kreis gestorben sind leider inzwischen Hubert Simons und Bernd Schoemann, die wir ver220

missen und denen wir gedenken. Vollkommen unvorbereitet traf uns am 23.04.2014 die Nachricht, dass Bernd Schoemann - die Stimme der Jahnhalle - verstorben war. Bernd, unser SR-Lehrwart, der nicht nur aufgrund seiner fachlichen Kompetenz, sondern auch durch seine offene Art hohe Anerkennung genoss, wurde mit nur 58 Jahren einfach aus dem Leben gerissen, in dem er tatkräftig mit beiden Beinen immer gestanden hatte. Bernd, wurde 1990 Schiedsrichter und leitete in seiner aktiven Zeit Spiele bis zur Landesliga. Mehr als zehn Jahre gehörte er dem KSA an, leitete als Lehrwart die Anwärter-Lehrgänge und stand den Unparteiischen stets mit Rat und Tat zur Seite, mit dem ihm gegebenen Humor. Auch bei unzähligen Spruchkammersitzungen vertrat er die Unparteiischen als „Anwalt“ der Männer in Schwarz. Vielen war er aber auch als Stimme und Gesicht der Hallenfußball-Stadtmeisterschaften bekannt, wo er zunächst mit Manfred Schuhmachers und dann mit mir, in der Jahnhalle jeden Torschützen zelebrierte. Bei den Ansagen konnte ein Falschparker oder eine kleine Korrektur zu einem Lacher am Rande führen. Nach seinem Tod musste ich aus psychischen Gründen zwei Stadtmeisterschaften aussetzen; ich hätte immer das Gefühl gehabt, Bernd sitzt neben mir. Damit hatte ich nicht nur mein Kompagnon als Hallensprecher sondern auch einen wirklichen, persönlichen und privaten Freund verloren; meine Frau und ich pflegen noch heute den Kontakt zu seiner lieben Frau Renate, seiner Tochter Susanne und seinem Schwiegersohn René und Enkel Nico. Den Sprecher übernahm der Geschäftsführer vom Stadtsportbund Axel Tillmanns (früher auch Sprecher bei Radio 90.1), der mich dann 2017 animierte und motivierte, das Amt des Sportwartes beim SSB zu übernehmen. 221

Im Oktober 2014 machten wir unseren Jahresausflug nach Limburg an die Lahn. Im Vorfeld der Reise hatte Rolf Göttel seinen alten Bekannten, den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger aus der Nachbarstadt Altendiez, kontaktiert, der spontan zusagte und sich zwei Stunden Zeit nahm, mit uns 13 aktiven oder passiven Unparteiischen aus Gladbach über Themen rund um das aktuelle Fußballgeschehen zu debattieren. Zwanziger, der Deutschland nach wie vor im Exekutivkomitee der FIFA vertrat, sprach sich für den Einsatz technischer Hilfsmittel aus, um die Schiedsrichter in den höchsten Ligen zu unterstützen, ohne deren Tatsachenentscheidung in Frage zu stellen. Die WM-Vergabe 2022 nach Katar bezeichnete er als „ein Verbrechen am Fußball“ - für deutliche Worte und klare Positionen war Theo Zwanziger schon immer bekannt. Übrigens war Theo Zwanziger seit den 70-er Jahren bekennender Anhänger der Borussia und seit dieser Zeit befreundet mit seiner Zeit Schiedsrichter-Chef im Fußballkreis Mönchengladbach-Viersen Rolf Göttel. Unsere letzte Tour vor Corona ging im November 2019 zum Bundestag in unsere Hauptstadt Berlin und im April zum Tierpark Gangelt, dann mit der Selfkantbahn und mit Abstecher nach Geilenkirchen. Andere Touren führten uns nach Remagen, Deitenbach (Freizeitheim des FVN), Jülich, Papenburg, Simonskall, Monschau, Limburg (dort trafen wir uns mit unserem DFB-Präsidenten Theo Zwanziger), Osnabrück, Koblenz (Sportschule Oberwerth), Zollverein Essen, Grevenbroich (mit Rheinbraun Braunkohlen Besichtigung), Düsseldorf (Fernsehturm), NL-Maastricht, Münster, Bitburg-Biersdorf, Braubach/Rhein, Bremen, Willingen/Sauerland, NL-Roermond, Dorf Münsterland, Mayschoss-Altenahr (Rotweinwanderweg); Radtouren u.s.w.. 222

Während Schiedsrichter ja sonst immer alleine oder zu dritt sind, ist uns die Pflege der Freundschaft ganz wichtig!!! Unseren Freundeskreis bilden heute Heinz Willems („der Banker mit der Pfeife“), Rolf Göttel („Stimme vom Bökelberg“), Alfred Bierent (SR-Betreuer von Borussia), - beide mit der Raute im Herzen - Franz-Josef Vos, Arno Fervers, Manfred „Manni“ Noever, Matthias „Mattes“ Bockers, Rainer Hilgers † (auch Mitglied in der Spruchkammer), Michel Pillen, Mark Borsch (FIFA-SRA), René Donné (KSO), Torsten Nellen, Stephan Michaels, Peter Theuer und Markus Fliege (Mitglied im Stadtrat Willich). Übrigens unseren FIFA-SRA Mark Borsch kannte ich schon seit seinem 18. Lebensjahr; denn gemeinsam mit meiner Tochter hat er auf der Bischöflichen Marienschule in der Parallelklasse das Abitur gemacht und war mit seinen Eltern natürlich auch bei der gemeinsamen Abi-Feier. Nach wie vor sehr dankbar bin ich dem FVN-Verbandsausschuss - mit Boris Guzijan, Klaus Plettenberg, Florian Kötter, Ralph van Hoof, Martin Bur am Orde, Ralf Wermlinghoff (Lehrstab - ebenso wie Christof Kandel, Marcus Droste und Hassan Belkadi), dass sie mich als Rentner mit 66 Jahren immer noch auf die jungen Schiedsrichter loslassen. Das gilt natürlich auch für unseren Kreisschiedsrichterausschuss mit René Donné (KSO), Sven Heinrichs (Lehrwart), Marco Lechtenberg (Jung-SR-Referent), Mark Borsch (Beisitzer), Markus Wollenweber (Beisitzer) und Jonathan Becker (Beisitzer). Besonders dankbar bin ich auch unserem VSO Andreas Thiemann (Studiendirektor am Gymnasium), der leider im April 2020 plötzlich, unerwartet und im Alter von 50 Jahren viel zu früh verstorben ist. Sein trockener und spitzer Humor, seine ehrliche Meinung immer das zu sagen, was er denkt und seine 223

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Persönlichkeit haben uns immer fasziniert. Andreas hinterlässt eine große Lücke; er wurde Schiedsrichter mit 17 Jahren, leitete Begegnungen bis zur Verbandsliga, war Lehrwart im Fußball-Kreis Moers, Mitglied im FVN-Präsidium und im WDFV. Corona bedingt durften wir ihn auf seinem letzten Weg leider nicht begleiten. Gefreut habe ich mich auch über die Entwicklung im Frauenfußball. Insgesamt habe ich persönlich zwar nur fünf Regional- und ein Bezirksligaspiel gepfiffen, aber bei den Damen wurden ja auch immer verstärkt Frauen angesetzt. Respekt und Anerkennung verdient nicht nur meine Gladbacher Schiedsrichter-Kameradin Melanie „Melli“ Schönfeld Wolf (siehe oben), sondern auch an oberster Spitze Bibiana Steinhaus als Vorbild. Sie hat Geschichte geschrieben, als sie 2007 in der 2. Bundesliga debütierte und es nach 10 Jahren in die 1. Bundesliga schaffte. Bibiana hatte die Vorreiterrolle im Männer-Fußball und war somit eine Pionierin in einer Männerdomäne. Mir haben ihre Spielleitungen, die ich auf TV gesehen habe, immer gut gefallen; sie (Polizistin von Beruf) war eine Persönlichkeit und ließ sich (optisch) nicht aus der Ruhe bringen. Ab und zu bin ich bei Freundschaftsspielen der U-15 des 1. FC oder bei einem Schüler- und bei einem Frauenturnier als Schiedsrichter spontan ehrenamtlich eingesprungen. Seit kurzem engagiere ich mich auch ehrenamtlich als Sportwart (und Vize-Präsident) für den Stadtsportbund Mönchengladbach mg-sport; damit bin ich als „Außenminister“ der Ansprechpartner für unsere 210 Vereine in 36 Sportarten; auch hier stelle ich immer wieder fest, dass auch in anderen Sportarten Schieds226

Dieter Kauertz als Hahn im Korb bei der 1.Damenmannschaft des FC Viktoria Gevenich

Dieter Kauertz mit der C-Jugend (U15) des 1. FC Mönchengladbach

richter fehlen. Desweiteren bin ich – weil ich noch unfallfrei sprechen kann - wie schon in früheren Jahren bei den Hallenstadtmeisterschaften Fußball als Hallensprecher („die Stimme der Jahnhalle“) aktiv. Seit 2017 bin ich Mitglied im Männerbund der Schlaraffia (Foto rechts). Wir treffen uns in der Winterung jeden Donnerstagabend in unserer Heimburg im Gewölbekeller des Haus der Erholung und frönen dem verbalen Humor und der musikalischen Kunst. Außerdem schreibe ich ab und zu Berichte für die Clubzeitung/Homepage des 1.FC Mönchengladbach sowie früher auch schon mal für den TuS Grevenbroich. „Du bist halt ein Unternehmer - kein Unterlasser!“ Ein Klassenkamerad bezeichnete mich mal scherzhaft: „Du bist wie ein Botschafter für das Schiedsrichterwesen!“ Ein junger Gladbacher Trainer begrüßte mich sogar mal schon als „Schiedsrichter-Legende“. Es ist schön, heute ehemalige Spieler, die ich gepfiffen habe, als Trainer, Vorstand, Geschäftsführer, im AH-Alter oder Platzwart bei Spielen hier im Kreis, bei den Hallenstadtmeisterschaften oder in der Stadt zu treffen. Es ist mir ein Bedürfnis, sie hier in meinem Buch zu nennen - wie u.a. Andreas Zimmermann (SV MG 1910 Lürrip), Michael Palumbo (SV MG 1910), Holger Drever (DJK/VfL Giesenkirchen), Hansi Vetten (DJK Hehn), Bernd Schnittke (FC Güdderath), Markus Brock (Sportanlage Radrennbahn), André Theissen (SV MG Lürrip), Manuel Morreira (FC Viersen), Damian Schrievers (u.a. „Werner-Waddey-Gedenkelf“), Gregor Mertens (Spfr. Neersbroich), Björn Linevondeberg (Teutonia Kleinenbroich) Siggi Finken (Fortuna MG/1.FC MG), Norbert Hübner (SC Rheindahlen), Markus Siebel (SC Mennrath), Nino Curti (PSV), Marc Fervers (PSV), Frederic 228

Marohn (PSV), Sascha Schrödter (SV 08 Rheydt), Markus Riesenbeck (SV 08 Rheydt), Heinz und Florian Wittkopf (SC Viktoria Rheydt), Thomas Vaßen (SpVg Odenkirchen), Willi Kehrberg (VSF Amern), Kemal Kuc (1.FC Viersen), Wolfgang „Wolla“ Brück (1.FC Viersen), Thomas „Tarik“ Tümmers (noch aktiver Spieler bei Türkiyemspor MG), Tobias Busch (noch aktiver Spieler beim ASV Süchteln), Ralf Bedürftig (TuS Grevenbroich), Dirk Staubesand (Rheydter SV), René Schnitzler (Rheydter SV), Dirk Meier (Rheydter SV) Ferdi Berberoglu (noch aktiver Spieler beim RSV) und Mehmet Akkoc (RSV). Es macht mir Spaß und ich habe Freude daran, neben den sozialen Kontakten und der sozialen Einbindung anderen zu helfen - gerade in meinem Lieblingshobby Fußball.

Knappe 159 des Schlaraffen-Reyches 252 Gladebachum Monarchorum 229

Auch für meinen „Nachbar-Verein“, den SV Mönchengladbach Lürrip 1910, habe ich den Text für einen Vereinssong geschrieben:

Vereinslied SVLüriiip!SVLüriiip! Kommt und hört und mit uns schwört. SV Lürrip Du unser Verein SV Lürrip Für Dich steh’n wir ein. Du bist der Stern von Mönchengladbach’s Osten! Hier spiel’n noch Spieler, die nur wenig kosten. Von den Bambinis bis zur A-Jugend sind Kameradschaft und Fair Play Eure Tugend.

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Kreisschiedsrichter Lauftest im Juli 1991 in der Ernst-Reuter-Sportanlage im Westend

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Einmal Schiri - immer Schiri! Das ist die persönliche Top-Elf von Dieter Kauertz 04.05.2020 - FuPa Niederrhein präsentiert die Top-Elf von Dieter Kauertz, Schiedsrichter Im Format "Meine Top-Elf" haben die Akteure am Niederrhein die Möglichkeit, ihre persönliche Auswahl mit den Legenden der eigenen Laufbahn auf FuPa zu präsentieren. Als Schiedsrichter hat sich Dieter Kauertz einen Namen am Niederrhein gemacht, doch seine Mannschaft besteht bei weitem nicht nur aus Referees. Torhüter: Eddie Kammer (TuS Grevenbroich): „Eddie war ein guter, beweglicher Torwart - vor allem auf der Torlinie. Wir spielten gemeinsam beim TuS Grevenbroich in der III. Mannschaft. Eddie fiel auch optisch immer schon auf; er trug immer längere Haare und Bart. Er spielte lieber in der III. Mannschaft in der Kreisliga C, weil ihm auch Kameradschaft ganz wichtig war. Eddie liebte auch die Musik und das Motorradfahren. 232

Abwehr: Franz-Josef Vos (Schiedsrichtermannschaft Kreis 4 MG-VIE): „Er spielte in unserer Schiedsrichtermannschaft unseres Kreises. Ein robuster Typ - wie er auch in einem Freundschaftsspiel in Tabor (CSSR - Tschechien) gegen eine tschechische Schiedsrichtermannschaft bewies. Noch größer war seine Karriere als Schiedsrichter in der Oberliga (zu der Zeit dritthöchste Spielklasse in der BRD) bzw. als Linienrichter an der Seite von unserer Legende Dieter Pauly. Auch als Funktionär stieg der Ex-Grundschulrektor auf zum Fußball-Kreisvorsitzenden. Wir sehen uns immer noch regelmäßig in unserem Schiedsrichterfreundeskreis und machen auch gemeinsame Ausflüge.“ Heinrichs Willi (TuS Grevenbroich Alte Herren): „Als ExSpieler der I. Mannschaft erlebte er mit dem TuS viele Aufund Abstiege zwischen Landes- und Verbandsliga (fünft- bzw. vierthöchste Liga) und schaffte es als Libero bis in die Auswahl Westdeutschlands. Sein für mich überzeugendster Einsatz war in einem Freundschaftsspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit seinen allen gewonnen Zweikämpfen gegen Mittelstürmer Herbert Laumen, der an diesem Tag gegen ihn keinen Stich bekam. Die TuS-Fans waren aus dem Häuschen. Später bei den Alten Herren, als einmal kein Schiedsrichter zu unserem Spiel kam, habe ich die Spielleitung übernommen und musste Willi nach einer Grätsche vor dem Strafraum für fünf Minuten des Feldes verweisen (was ihn von seinem eigentlichen Mannschaftskameraden sichtlich überraschte…).“ Roland Hoffmann (TuS Grevenbroich): „In der D-Jugend haben wir uns 1965 kennengelernt. Zu dieser Zeit gab es noch keine F- und E-Altersklassen. Roland war als Spieler läufe233

risch sehr schnell; spielte zunächst in der Innenverteidigung, später als Mittelläufer. Roland kann sich noch erinnern, dass wir zu seinem ersten Spiel mit einem Linienbus nach Kapellen zum SC fahren und uns auf dem Sportplatz (ohne Kabinen) mussten. Er war sehr talentiert, spielte später auch in der Jugend-Kreisauswahl sowie in der II. Mannschaft in der Bezirksliga. Wir treffen uns heute noch bei Musikkonzerten.“ Manfred Wosnitza (TuS Grevenbroich): „Manni konnte in der Abwehr auf mehreren Positionen eingesetzt werden. Auch aufgrund seiner Statur war er ein Kämpfer. Gemeinsam haben wir zunächst in der III. später in der AH-Mannschaft gespielt. Manni musste dann seine Karriere mit 52 Jahren aktiv aufgeben, weil seine Knie durch den Sport lädiert waren. Als Sparkassler war er immer korrekt - auch als Schatzmeister unserer III. Mannschaft und des TuS-Gesamtvorstandes. Der ehemalige Grevenbroicher Schützenkönig hat auch über viele Jahre fröhliche Herrentouren in den Rhein-Sieg-Kreis bestens organisiert. Zusätzlich haben wir unter seiner Leitung als Zapf- und Ausschank-Team bei eigenen Konzerten Grevenbroicher Musikbands geholfen. Manni war immer aufrichtig, authentisch, hilfsbereit und ehrlich, auch in seiner Meinungsaussage. Sein plötzlicher Tod 2017 hat mich geschockt, zumal wir am Abend zuvor noch gemeinsam gezapft hatten. Mittelfeld: Norbert Rodrigo (TuS Grevenbroich): „Mit Norbert habe ich auch schon in der D-11-er-Jugend gespielt. Er war ein Super Techniker und Spielmacher („ein Halbrechts“), dabei torgefährlich. Auch er brachte es bis zur Jugend-Kreis- und Niederrhein-Auswahl. Gemeinsam mit Roland Hoffmann wurden wir 1966 D-Jugend-Kreismeister - in den beiden Qualifi234

kationsspielen gegen TSV Dormagen und den VfR Neuss! Als Siegprämie gab es im Alten Schloss in Grevenbroich für jeden Spieler zwei Fläschchen Fanta und eine Medaille, die ich bis heute noch aufbewahrt habe. Wir sehen uns jedes Jahr auf dem Grevenbroicher Schützenfest!“ Günter Fuchs (SV Steinwenden): „Günter (BJ 1947) - ehemaliger Bundesligaspieler beim Karlsruher SC, mit dem er 1975 nach 33 Spielen und 6 Toren in die 1. Bundesliga aufstieg (Stammspieler von 1969-1976) - war mein Trainer in der Pfalz, wohin ich aus beruflichen Gründen hingezogen war. Er war ein absoluter Kämpfer und Motivator als Spielertrainer des SVS (1979-1981) und half auch mal in der Bezirksliga-Reserve aus. Sein Konditionstraining war sehr schweißtreibend.“ Hans-Peter Moritz (SV Steinwenden): „Et Moritzje“ war mein Arbeitskollege von Januar 1979 bis Dezember 1983 und hat mich beim SVS eingeführt. Er war trickreich wie ein Brasilianer, ein Dribbler und konnte einen Abwehrspieler auf der Stelle austanzen. Er spielte natürlich in der I. Mannschaft in der Bezirksliga (was seinerzeit im FVN der Landesliga entsprach) - ich in der Bezirksliga-Reserve, die in der Pfalz grundsätzlich das Vorspiel bestritt. Hans-Peter ist heute noch im Verein aktiv als Abteilungsleiter Fußball und Betreuer der I. Mannschaft in der Landesliga.“ Angriff: Armin Wigand (SV Steinwenden): „Armin - heute stellvertretender Vorsitzender des Vereins - war ein schneller Stürmer, war Antreiber und gewann viele Alleingänge in die gegnerische Hälfte bzw. in den Strafraum. Vom Einsatz her war er als Stürmer auch erster Verteidiger. Anfangs spielte er noch mit seinem älteren Bruder Herbert in der I. Mannschaft. Als Vor235

stand organisierten beide auch Vereinsfeste, u.a. jedes Jahr eine tolle Karnevalssitzung in der eigenen Turnhalle, zu der ich als Rheinländer dann auch meinen Teil zu beitragen durfte.“ Heinz Willems (Schiedsrichtermannschaft Kreis 4 MG-VIE): „Heinz, der Eifelaner aus Daun, war ein konditionsstarker und schneller Stürmer. Dies bewies er auch mit einem Tor bei unserem Freundschaftsmatch unserer Kreisschiedsrichterauswahl gegen die Schiedsrichtermannschaft des FC Bayern am 12.03.1988 in München-Schwabing. Unter der Leitung des ehemaligen FIFA-Schiedsrichter Rudolf Frickel gelang nach 23 Jahren einer Mönchengladbacher Mannschaft mit 3:1 der erste Auswärtssieg beim FC Bayern München! Heinz Willems war auch mein Schiedsrichter-Chef in meiner Zeit als Linienrichter in der Oberliga. Der Banker mit der Pfeife schaffte auch 2 Spiele im DFB-Pokal, 20 Spiele in der II. Bundesliga und 2 Spiele in der I. Bundesliga als Schiedsrichter-Assistent. Auch heute ist er (BJ 1950) noch im Kompetenzteam der DFBSchiedsrichter-Kommission aktiv und war in allen Ligen Schiedsrichter-Beobachter. Manfred Lehmann (TuS Grevenbroich): „Manni spielte obwohl er auf der Höheren Handelsschule mein Klassenkamerad war - in der Jugend eine Altersklasse höher. Er war schon in jungen Jahren Stammspieler in der I. Mannschaft des TuS. Als ich von 1975 bis Dez. 1978 vier Jahre Jugendleiter des TuS (A- bis E-Jugend) war, konnte ich ihn als Trainer für unsere B-Jugend gewinnen, während ich den Betreuer und Fahrer zu den Auswärtsspielen machte. Als ich später in der AH-Mannschaft des TuS wieder mitspielte, half er, der Lehrer, auch schon auch mal als Stürmer aus.“ 236

Februar 2014 meine Rede zum 70. Geburtstag Rolf Göttel „Alt werden ist wie auf einen Berg steigen; Je höher man kommt, desto mehr Kräfte sind verbraucht, aber umso weiter sieht man!“ (Ingmar Bergmann) Lieber Rolf, im Namen des Schiedsrichter-Freundeskreises wünschen wir Dir natürlich den nötigen Weitblick und gratulieren Dir von ganzem Herzen zu Deinem 70. Geburtstag! Wir freuen uns, dass Du noch immer so agil und geistig frisch bist. Du siehst nicht mit dem Zweiten besser, sondern Du parkst immer in der ersten Reihe! Du bist in Gladbach nicht nur bekannt als Schiedsrichter und Karnevalist. Von 1962 bis 1992 warst Du - mit der Raute im Herzen - 30 Jahre lang der Stadionsprecher der Borussia am Bökelberg. „Toooor für die Borussia! Es traf die Nr. 9 - Frank Milllllll!“ - war eine Deiner Ansagen. Und natürlich auch Dein Werbespruch: „Ob im Norden, Süden, Osten, Westen - Heppos Frauen sind die besten! Der Harem lädt die Männer ein, im Harem einmal Scheich zu sein!“ Im Jahre 1986 hast Du Dich zum Gladbacher Karnevalsprinz Rolf, dem II., krönen lassen, bist dann im Karneval auch als Scheich aufgetreten und warst von 1987 bis 2000 Geschäftsführer des Mönchengladbacher Karnevalverbandes.

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„Emol Prinz zo sin, he - statt in Kölle am Rhing, mit en Niersia voll Sunnesching! Jo, dat häs Do schon als kleene Strop gedrömt, emol Prinz zo sin, sonst häste jet versömt!“ Ich hatte immer die Hoffnung, die NIERSIA und Du - aus Euch wäre mal ein Paar geworden…! Verbandsschiedsrichterobmann des Fußballverbandes Niederrhein warst Du von 1986 bis 2004; obendrein Vorsitzender im Westdeutschen Fußballverband von 2001 bis 2004; sowie von 1989 bis 1995 stellvertretender Vorsitzender im DFB-Schiedsrichter-Ausschuss. Lucien Favre würde sagen: „Rolf ist polyvalent einsetzbar!“ Aber was viele nicht wissen und was viel, viel wichtiger ist, Du bist auch der Gründer unseres SR-Freundeskreises! Nach Auflösung unserer 1. Schiedsrichtermannschaft, die es 30 Jahre gab, im Jahr 1996 - die Begräbnisfeier fand übrigens statt am 08.11.1996 im Westender Hof in MG - hast Du die ehemaligen Spieler zu einem Treffen am Montag, den 27.01.1997 in die Gaststätte Brauerei Jöris eingeladen. Dort wurde dann der Freundeskreis gebildet mit dem Ziel, sich in Zukunft mehr mit geselligen als mit sportlichen Aktivitäten zu befassen. Als Jahresbeitrag wurden 120€ (10€ pro Monat) festgelegt. Als Kassierer stand Dir ein Feuerwehrmann „Karl-Jupp“ hier 238

aus Neuwerk zur Seite, der bei den Treffen immer mit dem Portemonaie wedelte „Haste mal ein paar Euro…?!“ Heute leisten wir uns als Schatzmeister den Marketingleiter der Stadtsparkasse Mönchengladbach; seitdem geht alles online! Du hast uns dann immer schriftlich zu den diversen Aktivitäten eingeladen - immer nach dem Motto „ich erwarte keine Absagen!“ - und sie bestens organisiert. Ich erinnere an Kegelabende, Wanderungen, z.B. von Hardt ins Schwalmtal oder über den Rotweinwanderweg von Altenahr nach Bad Neuenahr, Fahrradtouren, z.B. nach Zons, Kombinierte Rad- und Paddel-Tour auf der Niers, Planwagenfahrt, Muschelessen, Kegelabende in Rheydt bei der Stadtsparkasse Mönchengladbach, Ausflüge ins Dorf Münsterland, nach Linz am Rhein, Willingen/Sauerland, Bremen, Braubach am Rhein, Bitburg/Eifel und sogar bis in die USA, Besuch der Schiedsrichter von der oberen Saar und unser Gegenbesuch mit der Fahrt über Trier nach Saarbrücken, Besuche der Justizvollzugsanstalt Willich, der Hannen-Brauerei, des Rittergutes Wildenrath in Wanlo, Runde Geburtstage der Mitglieder. Im Jahr 2007 hast Du den Vorsitz an mich abgegeben. Jeden ersten Montag im Monat haben wir uns zunächst immer im Brauhaus Jöris getroffen und über den Fußball und vor allem die Schiedsrichterei gefachsimpelt - heute ist unser Sitzungslokal im Klosterhof in Neuwerk. Hier im Klosterhof unterhalten wir uns in diesem Jahr über unsere 3-Tages-Tour im Oktober zum Bischof im Dom zu Limburg. Da wegen der Buchmesse in Frankfurt viele Zimmer auch bis Limburg ausgebucht sind, werden wir beim Bischof Tebartzvan-der-Elst anfragen, ob wir nicht in seiner Suite übernach239

ten und uns in seiner Badewanne frisch machen dürfen.“ „Junge, Junge, wie die Zeit vergeht!“ Diesen Satz, lieber Rolf, den hast Du sicherlich schon hundert Mal gedacht und laut zu Dir selbst gesagt. Jetzt - mit Deiner siebten Null im Gepäck - bekommt dieser lapidare Ausspruch immer mehr Gehalt. Tatsächlich scheint es, als würde die Zeit nur noch so dahinfliegen und wir Menschen - tja - wir lassen uns auch noch auf ihr Spielchen ein und hetzen unaufhörlich hinterher. Dabei sollten wir doch viel häufiger einfach mal innehalten und den Moment bedingungslos genießen. Schließlich kommt dieser niemals mehr zurück und ist doch immer viel zu schnell vorbei. Vor allem die schönsten Momente scheinen doch leider stets am schnellsten zu vergehen… Nutze Deine Zeit, im Kreise Deiner Freunde, um das Schöne in Deinem Leben zu erkennen und koste es mit allen Sinnen aus. Glaube mir, hierfür befindest Du Dich nun im besten Alter! Wir wünschen Dir alles Gute, viel Glück und vor allem Gesundheit für Dein „goldenes Zeitalter“! Kurzum: 70 Jahre jung zu sein, ist ein Geschenk! Nimm es an und mach` was draus - Du hast es verdient! Genauso wie das Bundesverdienstkreuz am Bande, das Du für Dein Engagement als Schiedsrichter im Jahr 2009 erhieltst. Als weiteres Geschenk hat jeder Tierfreund von uns Deinem Wunsch entsprechend den ärmsten Schweinen der Stadt, den Bewohnern des Tierheims Lürrip, eine Geld-Spende überwiesen. 240

Als Menschenfreund darf ich Dir ein Buch zum 70. Geburtstag überreichen: 1944 - ein ganz besonderer Jahrgang. Hierin kannst Du blättern und lesen, was so alles in Deinem Geburtsjahr geschehen ist. Wie Du im Jahr 1944 geboren, wurden die Schauspielerinnen Thekla Carola Wied und Uschi Glas, die Fußballspieler Sepp Maier (übrigens heute am 28.02.) und Günter Netzer, der Sänger Joe Cocker und Altbundeskanzler Gerhard Schröder. Deutscher Fußballmeister wurde der Dresdener SC mit einem 4:1 über den Luftwaffen-Sportverein Hamburg. Ein Tor schoss der spätere Bundestrainer Helmut Schön. Theater, Museen und Opernhäuser wurden Mitte 1944 alle geschlossen. Nur die Kinos liefen zur Abwechslung der Menschen weiter. Absoluter Kultfilm wurde „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Idole dieser Generation waren als Platten- und Kinostars Marika Rökk und Zarah Leander mit Titeln wie „Es wird einmal ein Wunder geschehen“, „Es geht alles vorüber“ und „In der Nacht ist der Mensch nicht gern allein“. Als Steigerung schenkt Dir nun der Freundeskreis eine Tageszeitung - exakt von dem Tag Deiner Geburt, Montag, den 21. Februar 1944. Es ist zwar keine Rheinische Post oder eine Gladbacher Zeitung, sondern es ist eine Zeitung aus der verbotenen Domstadt Köln: Die Kölnische Zeitung - Westausgabe. Es war noch die Zeit des II. Weltkrieges. Neben einem Bericht vom Oberkommando der Wehrmacht aus dem Führerhauptquartier und vielen Heiratsanzeigen („erstrebt wird eine Neigungsehe - keine Versorgungsehe!“) findest Du auch Sportberichte. Die Gaumannschaft Moselland schlug KölnAachen mit 3:1; im Niederrhein Spitzentreffen trennten sich 241

KSG Duisburg und Westende Hamborn 2:2 Unentschieden; Fortuna Düsseldorf gelang ein 2:2 in Oberhausen. Und zu einem Geburtstag, lieber Rolf, gehört natürlich auch eine Geburtstagskarte. Deinem Alter und Deiner Stellung entsprechend muss sie natürlich auch etwas größer und in den Farben Deiner geliebten Borussia sein, bei der Du schon seit 1958 Mitglied bist. Der Schiedsrichter-Freundeskreis wünscht Dir zu Deinem Geburtstag und zu Deinem nächsten Lebensjahrzehnt viel Glück, immer eine große Portion Optimismus, viel Lebensfreude und vor allem ganz viel Gesundheit! Auf dass wir im Freundeskreis noch viele schöne, gesellige Stunden verbringen. Wir wünschen Dir natürlich selbstverständlich auch „ein Sport verbundenes Vergnügen!“ Liebe Freunde, ich finde, unser Rolf ist es wert, heute am Karnevalsfreitag mit einer Rakete gewürdigt zu werden. Wer es nicht mehr weiß, bei 1 wird geklatscht, bei 2 wird getrampelt oder auf den Tisch geklopft und bei 3 machen wir ihm die Welle mit einem Jubelschrei. „An die Rakete!“ 1 - 2 - 3 (3x wiederholen) Und zum guten Schluss als ganz besondere Auszeichnung und Krönung machen wir ihm jetzt die im Karneval nur in Mönchengladbach durch die Wenkbülle und Uehllöeker bekannte berühmte MÖWE!

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Altherren funk tionieren noch Altherren funk tionieren noch man muss was tun, sonst fällt man in ein Loc Mein Hobby is h. t die Fußball S chiedsrichterei ich bin seit 39 Jahren dabei. Schiedsrichter zu sein, ist nich t immer leicht, weil die Regel kenntnis der Z uschauer nicht reicht. Den Schwarzk itteln sagt man al lgemein nach, sie bekämen of t verbal eins au f`s Dach. Der Mann in S chwarz, der ha t`s nicht leicht. Neutral zu sein , ist er geeicht. Denn ein Schir i hat unparteiis ch zu sein egal gegenüber welchem Verei n. Er muss die Reg eln einhalten, sich bei Verstöß en einschalten. Nicht jeder, de r fällt, wurde ge foult, auch wenn dies er Spieler lautst ark mault. Beleidigt ein S pieler mit „Idiot “, dann sieht er vo m Schiri ganz schnell ROT! Abseits ist, wen n der Schiri pf eift, der Assistent zu r Fahne greift. Der Spieler Fre ude ist ihm frem d, weil er das Sie gen gar nicht ke nnt.

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ann arme Pfeifenm Doch auch der jubeln kann. ab und an mal sse die nächste Kla Der Aufstieg in se. r schwarzen Ras ist der Erfolg de ck lü – n Quäntchen G Leistung und ei ck. r Stück für Stü so geht`s höhe rbig bunt; warz - heute fa ch S in r nu r he nd. Frü ung ist der Gru id he sc er nt U optische esen erter Schiri gew gi ga en e hr Ja 28 Spesen. trotzdem wenig en uf la ge er vviele Kilomet iedsrichter akti ch S s al e hr Ja 28 rief. Beobachter be m zu N V F r bis mich de n, dsrichter-Latei 28 Jahre Schie te ch rsein. jetzt das Beoba erleichtert mir zu geben, coachen, Tipps zu r te ch ri ds ie Streben. Junge Sch rn, das ist mein se es rb ve zu den Nachwuchs n noch en funktioniere rr he lt A ir w , Ja Loch. fällt man in ein t ns so n, tu as Man muss w namtlich, fisch oder ehre Sei es schlaraf tlich. usikalisch, spor m , ch is er tl ns sei es kü rei ll Schiedsrichte ba uß F e di t is Mein Hobby Jahren dabei. ich bin seit 39 mer leicht, in, ist nicht im se zu r te ch ri reicht. Schieds uschauer nicht Z r de is tn nn ke weil die Regel

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Den Schwarzk itteln sagt man allgemein nach sie bekämen of , t verbal eins au f`s Dach. Der Mann in S chwarz, der ha t`s nicht leicht. Neutral zu sein , ist er geeicht. Denn ein Schir i hat unparteiis ch zu sein Egal gegenübe r welchem Ver ein. Er muss die Reg eln einhalten, sich bei Verstöß en einschalten. Nicht jeder, de r fällt, wurde ge foult, auch wenn dies er Spieler lautst ark mault. Beleidigt ein S pieler mit „Idiot “, dann sieht er vo m Schiri ganz schnell ROT! Abseits ist, wen n der Schiri pf eift, der Assistent zu r Fahne greift. Der Spieler Fre ude ist ihm frem d, weil er das Sie gen gar nicht ke nnt. Doch auch der arme Pfeifenm ann ab und an mal jubeln kann. Der Aufstieg in die nächste Kla sse ist der Erfolg de r schwarzen Ras se. Leistung und ei n Quäntchen G lück so geht`s höhe r Stück für Stü ck. Früher nur in S chwarz - heute farbig bunt; optische Unter scheidung ist de r Grund.

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rtz Dieter Kaue

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Wie kam Dieter dazu, dieses Schiri-Buch zu verfassen...? Nachdem Dieter Kauertz in der DFB-Schiedsrichterzeitung Ausgabe 05 im September 2020 gelesen hatte, dass nach den Bundesliga-, UEFA- und FIFA-Schiedsrichtern Bernd Heynemann (Momente der Entscheidung) und Dr. Markus Merk (BeWEGEnd - Merk & More) 2020 auch Patrick Ittrich (Die richtige Entscheidung - darin schreibt er von seiner wichtigsten und am Ende für sein Leben vor 26 Jahren richtige Entscheidung, Schiedsrichter zu werden) ein Schiedsrichter-Buch geschrieben hat, wuchs in ihm der Wunsch, selbst auch ein Schiri-Buch zu schreiben - als Amateur-Schiedsrichter und FVN-Verbands-Beobachter. Schiedsrichter-Bücher geschrieben haben auch der Schweizer Urs Meier (Mein Leben auf Ballhöhe) und der berühmte Italiener Pierluigi Collina (Meine Regeln des Fußballs - was mich der Fußball über das Leben lehrte). Da auch in diesem Winter 2020 die Hallenfußball Stadtmeisterschaften ausfallen und er als Hallensprecher nicht in der Jahnhalle zum Einsatz kommt, hat er sich entschieden, zu Weihnachten ein Schiri-Buch herauszugeben. Am 16. September setzte er sich an seinen Laptop und hat mit dem Schreiben begonnen; Dieter möchte Euch teilhaben lassen an seinem Weg von der D-Jugend bis zur Oberliga. Gerade jetzt in Corona Zeiten mit #stay at home wünscht er Euch viel Vergnügen beim Lesen.

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Danksagung Mein größter Dank gilt meinem Rehlein Franziska. Über die vielen Jahre seit 1972 hat sie sehr viel Verständnis für mein Hobby als aktiver Fußballer, als Schiedsrichter und jetzt als Beobachter aufgebracht. Sie hat sich mit dieser Situation arrangiert, mir die Zeit und Freiheit für dieses Hobby gegeben und auch jetzt akzeptiert, dass ich mich zehn Wochen mit meinem Schiri-Buch beschäftigt habe. Mein Dank gilt auch meinen beiden Kindern Tina und Thomas, die Verständnis zeigten, dass ihr Papa Sonntagnachmittags nie zu Hause war, und haben deswegen nicht mit mir gemeckert. Gott sei Dank hatten sie eine liebe Mama, die sich stets um sie gekümmert hat; oder sie fuhren mal zu Oma und Opa nach Neurath. Vorab meine ersten Textversuche hat auch mein Klassenkamerad Wolfgang Altenstrasser (weder Schiedsrichter noch Fußballer) gelesen. Sein Kommentar: „Ich musste mich zuerst durch sehr viel Hirsebrei lesen, bevor ich ins Paradies kam.“ Dank ihm habe ich meine zeitliche Auflistung durch die ein oder andere Story zu Beginn des Buches aufgelockert. Vielen Dank auch an meinen „Lek-Tor-Wart“ Peter „Gerricus“ Stegt aus Gerresheim dafür, dass er meinen Text gegengelesen, ein wenig redigiert und mir wertvolle Tipps gegeben hat. Genauso dankbar bin ich Dirk Staubesand (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Rheydter SV, Stadionsprecher, DJ), dass er meinen Text mit den farbigen Fotos hochwertig gesetzt und als Buch gedruckt hat. Dadurch ist es „unser“ Buch geworden! Vielen lieben Dank! Vielen Dank an Euch, meine Leser, dass Ihr meine vielen statistischen Angaben über km-Anzahl meiner Fahrten und die 249

Anzahl meiner Strafstöße und persönlichen Strafen alle aufgenommen und auswendig gelernt habt. Jetzt könnt Ihr von Eurem Partner abgefragt werden. Viele Schiedsrichter am Niederrhein wird es an ihre eigenen Einsätze bei diesen Vereinen erinnern und was sie dort erlebt haben. Und vielleicht entscheidet sich der ein oder andere hoffentlich, es auch als Hobby-Schiri zu versuchen. Alles, was ich erlebt habe, habe ich nur der Schiedsrichterei zu verdanken!

Dieter Kauertz

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Für einen wohltätigen Zweck Mir ist es ein Anliegen, einen Teil der Einnahmen aus dem Verkauf des Buches einem guten Zweck zugutekommen zu lassen. Entschieden habe ich für mich für den Trägerverein „De Kull“ e.V. (Träger der freien Jugendhilfe) in Mönchengladbach. Er wurde speziell für die bedarfsangepasste Sozialarbeit für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Mönchengladbach, mit dem Hauptinteresse Fußball gegründet. Die Verbindung von Fußball und Sozialer Arbeit spiegelt sich in den verschiedenen Arbeitsbereichen von De Kull wider: Sozialpäadogisches Fanrojekt; Streetsoccer; Ag´s an Schulen; Jugendzentrum; Bildungspark-MG (Lernort Stadion); OGS und AGS Grundschule-Schulstraße (Nachmittagsbetreuung); Ambulante Dienste (Erziehungsbeistandschaften) Bei Problematiken wie z.B. in schulischen, familiären, fanspezifischen oder privaten Lebenslagen steht De Kull den Jugendlichen als zuverlässiger und vertraulicher Ansprechpartner zur Verfügung. Das Team von De Kull ist interdisziplinär und fachlich gut aufgestellt. So kann individuell und zeitnah auf Problematiken eingegangen werden. De Kull beschreibt sich als Drehpunkteinrichtung und nutzt ein großes Netzwerk an sozialen Einrichtungen, um Kinder und Jugendlichen die bestmögliche Hilfeleistung anbieten zu können. Auch die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen „Schule und Sport“ sowie 251

„Kinder, Jugend und Familie“ der Stadt Mönchengladbach sind wichtige Partner in der Organisation der Angebote von De Kull Hervorheben möchte ich das neue Projekt „Bolzplatzliga-MG“ Dieses Projekt ist aus dem Streetsocccer Bereich von De Kull entstanden und bietet Jugendlichen in Mönchengladbach auf Bolzplätzen Fußballtrainings und Turniere an. Ein Ligabetrieb wird eingerichtet und ermöglicht Teams aus verschiedenen Stadtteilen, sich jeden Monat an einem Spieltag fair und sportlich zu messen. Über eine Spende an den Jugendhilfeträger De Kull würde ich mich sehr freuen: Kontodaten bei der Stadtsparkasse Mönchengladbach: De Kull e.V. IBAN: DE54 3105 0000 0003 0505 64 BIC: MGLS DE33 XXX Verwendungszweck: Spende Bolzplatzliga-MG Wer mehr über „De Kull“ erfahren möchte, dem empfehle ich: www.dekull.de (QR-Code) De Kull e.V. · Hehner Straße 54 · 41069 Mönchengladbach [email protected] · Tel. 02161/ 2 70 20 77 · Mobil: 0160 / 93 83 60 35

t g ä l h c s z r Unser He ! l l a b ß u F n für de

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Alle im Buch verwendeten Fotos und noch viele mehr findet Ihr hier. (einfach QR-Code scannen!)

Abbildungsnachweise Karrikatur Titelseite:

Thomas Wiesen

Fotos:

Privatarchiv Dieter Kauertz

mit Ausnahme von: Zeitungsausschnitte Pfalz Foto Oliver Vössing

Westpfalz WAZ Foto: Labus

Fotos Jahnhalle

foto-pdw Dieter Wiechmann Dirk Staubesand

Fotos Abschiedsspiel Effenberg Foto Pauly-Schumacher:

Alfred Bierent foto-pdw Dieter Wiechmann

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Schiedsrichter - ohne sie geht es nicht im Sport. Der Autor wurde 1954 in Grevenbroich geboren, als Deutschland zum ersten Mal Fußballweltmeister wurde. Erst mit 27 Jahren wurde er in der Pfalz beim SV Steinwenden Fußballschiedsrichter. Aus dieser Zeit und von den 36 Jahren Schiedsrichterdasein in Mönchengladbach und am Niederrhein erzählt er mit viel Humor und dank seines großen Schiedsrichter-Buches mit ein wenig Statistik. Er erinnert sich an die Höhepunkte seiner Amateurlaufbahn in der Landesliga und als Linienrichter in der Oberliga, aber auch an interessante Begegnungen mit Stars aus der Fußballszene, an seine Jubiläen/Ehrungen sowie an schöne, kameradschaftliche Erlebnisse, auch seines Schiedsrichter-Freundeskreises. Alle Geschichten auf und außerhalb des Platzes haben sich auch so zugetragen. Wichtig war ihm als Spielleiter immer sein neutraler Umgang mit den Spielern unterschiedlicher Herkunft und Nation. Als Schiedsrichter-Beobachter ist ihm heute sehr wichtig, die Qualität der jungen Schiedsrichter zu verbessern. Er gibt auch Tipps und beschreibt die Vorteile des Schiedsrichter-Hobbys. Ein tolles Buch - nicht nur für Fußball-Fans!

ISBN 978-3-00-067320-7

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