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Sehenswertes am Wegesrand der Wanderwege
Inhaltsverzeichnis Bernet Kapelle Bernet Wohnsiedlung Bernet Schiessanlage Rohrer Freibad Stumpenquelle Drei Brunnen Skisprungschanzen Naturdenkmal „Hoher Baum“ Altes Sandwerk Mammutbäume Keltengrab Graf-Ulrich-Denkmal
Bernet-Kapelle Quelle: Wolfgang Schleh Die Bernetkapelle war ursprünglich als Schutzhütte für die Waldarbeiter errichtet worden. Sie steht – wie der sie umgebende Wald – im Eigentum der Stadt Sindelfingen. Nach dem Zusammenbruch 1945 und dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge und Heimatvertriebenen wurde dieses Refugium den meist katholischen Neubürgern überlassen, die sie als Wald- und Marienkapelle ausgestalteten. Sie diente vor allem den in den Bernetbaracken untergebrachten Vertriebenen als nahe religiöse Heimstatt. In den 50er Jahren zelebrierte der damalige Pfarrer Martin Übelhör von der Dreifaltigkeitskirche an hohen Festtagen Messen in der Kapelle sowie in den Mai-Monaten Abendandachten. Nach einem Brand wurde die Kapelle wieder nach den ursprünglichen Plänen der Stadt errichtet (daher auch der Erhalt des Kamins). Auf Grund von wiederholten Beschädigungen wurde das eiserne Schutzgitter angebracht. Die Barock-Madonna stiftete der damalige Pfarrer von St. Joseph, Herr Pater Huwyler. Seiner Pfarrei oblag auch viele Jahre die Betreuung der Kapelle. Derzeit ist diese Aufgabe der katholischen Pfarrgemeinde St. Paulus anvertraut.
Wohnsiedlung Bernet Quelle: Gespräch von Wolfgang Schleh am 17.1.2008 mit einem ehemaligen Bewohner der Wohnsiedlung Bernet. 1946 befand sich in der Jahnstraße (heute Arthur-Gruber-Straße) bei der Gaststätte Keilbach eine Hinweistafel mit dem Text: „Zur Wohnsiedlung Bernet“. Dort wurden nach dem 2. Weltkrieg 3 Wohnbaracken aufgestellt für die Unterbringung von Heimatvertriebenen. Außerdem wurde ein Wohngebäude für den Verwalter erstellt, welches auch noch für Besprechungen, Versammlungen usw. genutzt wurde. Der damalige Verwalter war Emil Hellener aus Sindelfingen, man nannte ihn auch den „Bernet-Schultes“. Im Bernet zogen 1946 vorwiegend Personen ein, die aus dem Sudetenland kamen. Die Eltern waren Jahrgänge ca. 1905 – 1910, die Kinder waren Jahrgänge ab 1940 – 1942 (Kriegskinder). Später zogen noch 2 – 3 sozial schwache Familien aus Sindelfingen in den Bernet. Die Baracken im Bernet waren mit Strom versorgt. Wasser musste am Brunnen geholt werden. Im Sommer gab es hin und wieder Schwierigkeiten, da einfach zu viel gebraucht wurde und nicht genügend da war. Beheizt wurden die Baracken bzw. Öfen mit Holz. Für das Sammeln von Holz im naheliegenden Wald war ein Holzschein notwendig. Toiletten waren in Form von Gruben da, welche entleert werden mussten. Telefon war nicht vorhanden.
Wenn man einen Arzt brauchte, musste man zu Fuß nach Sindelfingen. Die Lebensmittel-Versorgung erfolgte so, indem alles Benötigte auf einen Zettel geschrieben und zum Lebensmittelgeschäft Klett nach Sindelfingen gebracht wurde. Klett brachte dann die Ware anfangs mit dem Pferde-Fuhrwerk, später mit dem HolzvergaserLKW wöchentlich, immer samstags. Später gab es einen „Tante-Emma-Laden“ ein, so dass eine Grundversorgung im Bernet gewährleistet war. Die Schüler mussten zu Fuß in die Schule in der Gartenstraße in Sindelfingen. Eine Wegstrecke betrug 5 km und dann wieder zurück. Später, Mitte der 50er Jahre mussten die Schulkinder nur noch 1,5 km in Richtung Vaihingen gehen. Ab hier fuhren sie dann mit dem Bus nach Sindelfingen. Die Fahrtkosten übernahm die Stadt Sindelfingen. Ihre Freizeit verbrachten die Kinder und Jugendlichen im Wald mit Indianer-Spielen, Verstecke bauen usw. Aber auch Nützliches wurde getan, z.B. Sammeln von Waldfrüchten, Pilzen, Beeren usw. Manchmal besuchten auch Schulkameraden und Freunde aus der Stadt die Kinder und Jugendlichen im Bernet. Bei Spielen im Wald wurden ab und zu Brand- und Phosphorbomben (zum Teil noch scharf) sowie Stahlhelme und andere Kriegsutensilien gefunden. Für die seelsorgerische Betreuung der evangelischen BernetBewohner war Frau Hirzel, die Frau von Pfarrer Hirzel zuständig. Den katholischen Bernet-Bewohnern diente die naheliegende Bernet-Kapelle als religiöse Heimstatt.
Das Verwalterhaus von Familie Hellener ist im Jahre 1961 abgebrannt, wurde aber wieder aufgebaut. Die Baracke schräg gegenüber vom Eingang zur Bernet-Wohnsiedlung wurde abgetragen. Die Fundamente auf der linken Seite zeigen, dass hier auch ein Gebäude stand.
Schießanlage Bernet Quelle: Wolfgang Schleh Erbaut wurde die Anlage ca. 1936, noch vor der Panzerkaserne, der Wildermuth-Kaserne und anderen militärischen Einrichtungen in Böblingen. Bis zum Kriegsbeginn 1939 und während des 2. Weltkrieges stand die Anlage der Deutschen Wehrmacht für Schießübungen zur Verfügung. Ab 1946 – 1961 diente das Gelände den Amerikanern für Schießübungen. Am Ende der Schießanlage war hinter dicken Mauern das Munitionsdepot untergebracht. Zum Teil dienten die dicken Mauern auch als Schießfangmauer. Von 1961 – ca. 1965 wurde die Schießanlage nicht genutzt. Danach hat die Bundeswehr die Liegenschaft übernommen. 1966 wurde das 1961 abgebrannte Verwaltungsgebäude wieder aufgebaut, was ca. 2 Jahre in Anspruch nahm. Von 1968 – 1986 war Herr Schmid Verwalter bzw. Schießplatzwart. Er zog dann nach Haigerloch. Bis heute wird die Schießanlage von der Bundeswehr genützt.
Rohrer Freibad Quelle: Wolfgang Schleh In der großen Arbeitslosenzeit 1926/27 wurde von freiwilligen Helfern das Bad angelegt. Zuerst ein Becken, dann ein zweites. Alles wurde von Hand ausgegraben, es gibt Bilder davon. Die Speisung des Bades erfolgte durch den Schmellbach und der größte Teil des Wassers kam von den „Drei Brunnen“. Anfangs der Woche wurde das Wasser angestaut, so dass am Sonntag die Becken voll wurden bzw. waren.
An heißen Tagen kamen bis zu 3000 Besucher. Der Badeclub von Rohr verkaufte Kaffee und Kuchen und war durch seine Einnahmen ein angesehener, renommierter Verein, aber nicht nur finanziell gesehen. Die Wassertemperatur in den Becken hatte nie über 18°C, bedingt durch das Quellwasser und den tiefen Taleinschnitt. Außerdem gab es durch diesen Taleinschnitt und das durch den menschlichen Eingriff vorhandene Feuchtgebiet (heute würde man Biotop sagen), viele Schnaken und Bremsen. 1948/50 kaufte der Vaihinger Reißverschlußfabrikant Ruhrmann das gesamte Areal, er war als Mittelsmann eingesetzt. Später wurde es an die Katholische Kirche weiterverkauft. Man sieht, auch damals war schon politisches Denken im Spiel. Bis Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre war Badebetrieb. Heute steht auf dem ehemaligen Freibadgelände das Katholische Waldheim Schmellbachtal, die Waldwirtschaft Schmellbachtal und der Waldklettergarten Schmellbachtal.
Stumpenquelle Quelle: Wolfgang Schleh
1886 Verkauf der Stumpenquelle (Wasserrecht) an die Brauerei Leicht in Stuttgart Vaihingen
1950/60 Tägliche Abnahme von allen Quellen für die Brauerei ca. 2000 m³/Tag. Die Brauerei Leicht besaß mehrere Quellen für das benötigte Wasser für den Brauerei Betrieb. Von der Stumpenquelle in Sindelfingen war die tägliche Abnahme ca. 400 – 500 m³. Nach starken Regenfällen brachte das Oberflächenwasser zu viel feinen Sand mit (Stubensandstein), so dass keine Abnahme möglich war. Der Sand konnte nicht herausgefiltert werden, selbst nicht mit modernster Technik. 2000 Rückkauf der Stumpenquelle durch die Stadt Sindelfingen (Durch Aufgabe der Bierbrauerei, dort steht jetzt das MercedesBenz Global Training Center) Das Wasserreservoir fasst ca. 250 m³ (Wasser fließt dauernd nach) Das Waldheim ist noch Abnehmer in geringem Umfang, sonst geht alles in den Goldbach und dann beim Daimler Tor 1 in die Schwippe. 2002 Die Wasserleitung ist noch bis zur BMW-Niederlassung in Vaihingen vorhanden.
Pflege für das Quellgebiet „Drei Brunnen“ im Sindelfinger Wald
Quelle: Sindelfinger Chronik 1998 Autor: Wolfgang Schleh
Bild: Das Quellgebiet „Drei Brunnen“ im Sindelfinger Stadtwald nach der Instandsetzung (Foto: W. Schleh) Die „Drei Brunnen“ liegen am äußersten östlichen Ende des Sindelfinger Stadtwaldes, etwa zehn Kilometer von Sindelfingen entfernt. Ein städtischer Rundwanderweg führt direkt daran vorbei. Das Quellgebiet ist als flächenhaftes Naturdenkmal ausgewiesen. Der Waldteil, in dem die „Drei Brunnen“ liegen, ging am 3. April 1562 durch Verhandlungen des Erbkämmerers und Landhofmeisters des Herzogtums Württemberg, Balthasar von Gültlingen, von Rohr nach Sindelfingen über. Die Quelle selbst ist seit zirka 300 Jahren bekannt. In unmittelbarer Nähe wurde 1926/27 das Waldfreibad Rohr gebaut. Die Speisung der Becken erfolgte durch den Schmellbach, der größte Teil des Wassers kam jedoch von den „Drei Brunnen“. Da das Wasser relativ kalt aus dem Gestein
kommt, erreichte es auch in den Becken nie über 18 Grad Celsius. Der Badebetrieb wurde Anfang der 60er Jahre eingestellt. Heute steht dort das Waldheim Schmellbach. Mit Unterstützung des Forstamts setzten Wolfgang Schleh vom Schwarzwaldverein und einige Helfer das Quellgebiet wieder instand. Im Herbst 1995 fällte das Forstpersonal einen zirka 15 Ar großen, vom Borkenkäfer befallenen Fichtenbestand in unmittelbarer Nähe der Quellen. Weitere sieben Fichten und eine Buche werden direkt am Quellgebiet zum besseren Lichteinfall geschlagen. Nachdem das „grobe“ Holz durch einen Kran entfernt war, übernahm Wolfgang Schleh die Aufräumarbeiten. Reisig und Äste wurden entfernt. Erst nach dem Winter konnte mit der eigentlichen Instandsetzung begonnen werden. Die 35 Stufen wurden gerichtet, der Quellbereich wurde mit Natursteinen ausgelegt. Am Steinhang zwischen den beiden Quellen errichtete Wolfgang Schleh mit Rundhölzern eine Barriere gegen abrutschendes Material. Ende April 1996 konnte die Maßnahme abgeschlossen werden. Im Juni 1998 wurde die Ortsgruppe des Schwarzwaldvereins für die historische Quellfassung der Drei Brunnen mit dem Kulturpreis des Schwarzwaldvereins ausgezeichnet.
Skisprungschanzen Quelle: Wolfgang Schleh Erste Sindelfinger Schanze: Im Herrenwäldle. Einweihung 11.1.1934 Zweite Sindelfinger Schanze: Im Herrenwäldle. 1949/50
Dritte Sindelfinger Schanze: In der Winterhalde. Einweihung 6.3.1972
Im Sommer
Im Winter
Das Naturdenkmal „Hoher Baum“ Quelle: Sindelfinger Chronik 1999/2000 Autor: Wolfgang Schleh
Foto: Naturdenkmal „Hoher Baum“ Der Schwarzwaldverein Sindelfingen betreut seit langem einen Zugangsweg zum sogenannten Westweg, einem der Hauptwege des Gesamt-Schwarzwaldvereines. Früher wurde er schlicht „Zugangsweg“ genannt, doch seit 1996 trägt er den Namen „Gerhard-Hörmann-Weg“; benannt nach dem langjährigen Ersten Vorsitzenden. Der Weg passiert in seinem Verlauf einige interessante Punkte, so auch den Ihinger Hof, wo sich ein landwirtschaftliches Versuchsgelände der Universität Hohenheim befindet. Auch am Wegesrand, auf Maichinger Gemarkung, steht das Naturdenkmal „Hoher Baum“. Wäre er der Menschensprache mächtig, so könnte der „Hohe Baum“ allerhand über die Verkehrssituation vergangener Tage berichten. Denn als der damals noch kleine Sämling seine Wurzeln schlug, war der „Weiler Weg“ bei Maichingen eine Hauptverbindungsstraße zwischen dem Rheinland und dem Südwesten Deutschlands mit einem beträchtlichen Verkehrsaufkommen.
Heute, fast 400 Jahre später, ist von einer Hauptstraße nicht mehr viel zu sehen, wohl aber von einer gewaltigen, herangewachsenen Linde, dem „Hohen Baum“. Diese Linde zählt zu den ältesten noch bestehenden Pflanzen im Kreis Böblingen und hat mit einigen „Partnern“ im Sindelfinger Stadtgebiet den Rang eines historisch wie landschaftlich bedeutenden Naturdenkmals inne. Zu ihrem Alter existiert eine Aktennotiz aus dem Jahre 1972; darin sind sich der damalige Oberforstrat Otto von Heider und der Historiker Baron Hiller von Gärtringen einig: die Wahl des weithin sichtbaren Standortes lässt einen historischen Anlass vermuten; entweder die Beendigung des 30-jährigen Krieges im Jahre 1648, oder noch ein paar Jahre früher zum 100-jährigen Gedenken an die Einführung der Reformation in Württemberg. Diese hatte im Jahre 1534 mit der Rückkehr von Herzog Ulrich nach Stuttgart und der Einsetzung der Reformatoren Schnepf und Blarer landesweit begonnen. Die untere Naturschutzbehörde hat im Jahre 1991 in ihren Akten das Pflanzungsdatum 1601 festgeschrieben. Noch einige weitere Details kann man bei einem Spaziergang auf dem Gerhard-Hörmann-Weg der Tafel „Hoher Baum“ entnehmen.
Foto: Tafel beim „Hohen
Baum“
Altes Sandwerk Quelle: Alfred Hinderer und Wolfgang Schleh Zwischen Sindelfingen und der Solitude stehen in den unteren Schichten Schilfsandsteine und darüber Stubensandsteine an. Davor verläuft die Sindelfinger Verwerfung, die beim Ausbau der Pfarrwiesenallee angeschnitten wurde. Im Hölzertal liegen mehrere ehemalige Steinbrüche: am Ortseingang von Magstadt ein Schilfsandsteinbruch und zwei Stubensandsteinbrüche am Beginn der Ewigkeitsallee und beim Gatter. Dieser ist weitgehend aufgefüllt und zugewachsen und von der Straße kaum mehr erkennbar. Die Steine wurden damals mit Stoßkeilen gebrochen und, bevor es Bagger und Kipper gab, auf Bahren heraus getragen.
Oberhalb der Tierfarm steht mitten im Wald das Industriedenkmal „Sandbruch Körner”, eine der letzten weitgehend erhaltenen Anlagen ihrer Art in Deutschland. Das Gebäude und die Einrichtungen wurden mit Hilfe eines Fördervereins, zu dessen Mitgliedern auch
unsere Ortsgruppe gehört, gerettet. Der alte Dieselmotor für das Becherwerk läuft Dank der Arbeit von Landmaschinenmechaniker Andreas Watzi und dem Verein für Jugendhilfe schon wieder. Eine Besichtigung ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich. Der Sandbruch wurde von 1963 bis 1990 von Walter Waiblinger bewirtschaftet, der unseren „Zweiten Weg” leitete. Er erzählte der Wandergruppe, wie die Arbeit im Sandbruch ablief. An guten Tagen förderte er – oft ganz alleine – bis zu 100 Kubikmeter Sand. Der Sand wurde mit zwei Baggern gegraben, manchmal vorher losgesprengt, und früher mit Lohren, später mit einem Kipper zur Prallmühle gefahren. Das Siebgut wurde in einem Becherwerk nach oben in zwei Silos gefördert. Der Grobsand diente zum Mauern und der Feinsand zum Verputzen. Die Arbeit war hart und gefährlich. Sie wurde nur bei Frost unterbrochen, weil dann der nasse Sand in der Anlage festfror.