KS_1219_ePaper Flipbook PDF

KS_1219_ePaper
Author:  K

98 downloads 129 Views 8MB Size

Recommend Stories


Porque. PDF Created with deskpdf PDF Writer - Trial ::
Porque tu hogar empieza desde adentro. www.avilainteriores.com PDF Created with deskPDF PDF Writer - Trial :: http://www.docudesk.com Avila Interi

EMPRESAS HEADHUNTERS CHILE PDF
Get Instant Access to eBook Empresas Headhunters Chile PDF at Our Huge Library EMPRESAS HEADHUNTERS CHILE PDF ==> Download: EMPRESAS HEADHUNTERS CHIL

Story Transcript

Ausgabe 12 | Dezember 2019 | 2,90 €

Bayer Leverkusen

Sportpolitik

Köln.Sport Das Bender-Jahrzehnt

Dem Sport droht Sparwelle

Köln.Sport

G7085E

Das Stadt-Sport-Magazin

legendare fc-Ara

Mythos Radrennbahn permanenter ausnahmezustand: Buchautor frank steffan erzahlt zum ersten mal, wie aus dem Provisorium eine kultstatte wurde

www.Koelnsport.de

H Haben Sie zuletzt die neuen Berichte zur Initiative für eine Bewerbung der Region Rhein und Ruhr für die Olympischen Sommerspiele 2032 verfolgt? Zur Erinnerung: Diese Spiele 2032, auch Köln ist dabei, sind eine wunderbare Fantasie des Kölner Sportmanagers Michael Mronz, der dafür eine rein von Sponsoren finanzierte Privatinitiative aufgesetzt hat. Die Idee hatte Mronz bislang schon auf über 80 Veranstaltungen quer durch die Pampa vorgestellt. Und nun galt es halt, Berlin zu erobern, wo er jetzt die Pläne gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet einem Plenum, besetzt mit Repräsen­tanten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Politik, vorstellte. Denn gerade den DOSB galt es zu begeistern, dass die Ideen von Spielen zwischen Bonn, Köln und Recklinghausen eine geile Sache ist, speziell als die „ersten plastikfreien Spiele“, ohne „Gigantismus und Pomp“, mit einem „Wir“ im Vordergrund. Für die viel schon da sei (Stadien und Sportanlagen, auch Hotelkapazitäten …) und Neues später weiter genutzt werden könnte. Mronz und Laschet gaben also ziemlich Gas, mit Kampfesmut und Leidenschaft. Wie gesagt, vor großem Bahnhof und mit viel öffentlicher Beachtung. Und dass es dabei natürlich auch um Köln ging und geht, ist ­logisch; vielleicht ist Köln sogar einer der Fixsterne im olympischen Universum 2032! Neun Disziplinen könnten nämlich hier bei uns ihren Standort haben, selbst zum Thema „Olympisches Dorf in Köln“ hatte sich Macher Mronz in einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mal positiv geäußert. Olympia ist großer Sport, in dem auch die Stadt eine große ­Rolle spielen will. Um mitzumachen. Und natürlich auch um zu profitieren, zum Beispiel von Investitionen in den Wohnungsbau und die Infrastruktur. Okay, manchen scheint eine Olympia-Bewerbung – nach den negativen Votings der Bevölkerung zu München (Winterspiele 2022) und Hamburg (Sommer 2024) sowie mit Blick auf die ­Machenschaften innerhalb des Internationalen Olympischen

­ omitees (IOC) – wie aus der Zeit geraten. Was zum Beispiel aus K einem Kommentar in der „Süddeutschen Zeitung“ herauszu­ hören ist, in dem Laschet und Mronz als „Olympia-Euphoriker“, deren Engagement als „Gehype“ und die Initiative als „eher nicht aussichtsreich“ verlacht werden. Gleichwohl, der Gedanke und der Mut, der Plan und das ­Engagement dafür ist aller Ehren wert. Ein Erfolg wäre ein Meilenstein für den Sport zwischen Rhein und Ruhr. Und auch für den Sport in Köln. Also, Daumen drücken! Und jetzt das Kontrastprogramm … Derzeit, so scheint es, wird der Kölner Sport mal wieder von der Verwaltung behandelt wie der letzte … Depp. Wieso? Weil ­piefige Zahlendreher beim städtischen Haushalt 2020/21 mal flugs dem Sport ans Leder wollen. Also ans Geld. Stichwort: Kürzung. Das brachte zwar direkt den Stadtsportbund Köln (SSBK) und dessen Chef Peter Pfeifer in den Harnisch (siehe Interview S. 48/49), der in Köln.Sport aber sagt: „Nach unserem Wissensstand sind die Kürzungen vom Tisch“, und einige „Parteien … haben sich für die Rücknahme der Forderungen eingesetzt“. Nur, in den Unterlagen zum Haushaltsplan 2020/21, der­ Köln.Sport vorliegt, stehen zum Beispiel unter dem Punkt ­„Investitionsprogramm Sportstätten“ und dem Posten „Auszahlung für Baumaßnahmen“ immer noch Kürzungen von rund 1,15 Millionen Euro im Vergleich von 2019 zu 2020 und 2021. Keine Einzelmaßnahme übrigens. Warten wir also erst einmal ab, ob hier tatsächlich noch ­zurückgedreht wird. Und halten wir die Augen und Ohren auf. Aber: Wer den Anteil des Sports am städtischen Etat kennt – es sind, laut Peter Pfeifer, lächerliche 0,6 Prozent –, der kann von olympischen Wettkämpfen in und um Kölle ja träumen, an nachhaltig positive Effekte für den Sport mag man trotzdem nicht wirklich glauben. Erst recht nicht an ein Ende der Schere im Kopf.

In diesem Sinne, Fred Wipperfürth

Schwerpunkt dieser Ausgabe

Lektüre! Man sagt, es gibt eine Zeit zum Lesen, und wer auch gerne von Papier abliest, der tut das sicher noch lieber, wenn’s draußen kalt, nass und dunkel ist. Um die Lust an der Lektüre mitzugestalten, haben wir in dieser Köln.Sport (und der nächsten) lange Lesestrecken aus zwei tollen Sport-Büchern ver­ arbeitet. Viel Spaß damit. Und „Danke“ an die Autoren! 12/2019 Köln.SPORT

3

Fotos: Horst Fadel (1), imago images/ Horstmüller (1)

Editorial

INHALT

38

10 Mythos Radrennbahn

vor zehn jahren schoss lars bender sein erstes tor für bayer 04 leverkusen. heute ist er als kapitän längst eine institution. der weg dahin allerdings war nicht immer einfach...

12 „Das Bollwerk“ Über den konsequenten Weg des FC, auf junge Spieler zu setzen 22 „Jubel, Trubel und auch Frust“ Über die turbulente Saison 1974/75 in der Radrennbahn 30

Fotos: Titelseite: imago images/ Werner Otto; Inhaltsseite: Frank Schwantes (1), Getty Images (1), Simon Ommer (1)

42 Mit der ausrichtung der judo-EM für geistig behinderte athleten hat köln seinem ruf als mekka des IDJudo wieder alle ehre gemacht. Köln.Sport war vor ort und hat die spannenden wettkämpfe verfolgt

48 seit zwei jahren ist peter pfeifer nun chef des stadtsportbundes Köln. im köln.sportinterview bezieht pfeifer stellung und nimmt dabei wie gewohnt kein blatt vor den mund

4

Köln.SPORT 12/2019

Vorwort Autor Frank Steffan über seine emotionale Verbindung zur Übegangs- Heimat des 1. FC Köln in den 1970ern

„Ich machen Mannschaften, Sie machen Massagen“ Der ehemalige Masseur und Physiothe- rapeut Carlo Drauth erinnert sich

32 Radrennbahn = Wehmut + Demut Über Stadion, Fans und Besonder heiten in den 1970er Jahren 34 „Ich war nach jedem Spiel fertig“ Der „erste Ultra“ Fritz Guckuk war von Anfang an in der Radrennbahn dabei

38 Fussball



Bayer 04 Leverkusen Zehn Jahre spielt Lars Bender nun schon für die Werkself. Über ein bewegtes und sehr erfolgreiches Jahrzehnt.

40 Sport Colonia-Boxerinnen im Aufwind Nadine Apetz und Ursula Gottlob träumen von Olympia 2020 42 ID-Judo Europameisterschaften In Köln fand die Judo-EM für geistig behinderte Athleten statt. KS war dabei

46 Sportpolitik 48

Haushaltsentwurf 2020/21 Die Stadt muss sparen – Was bedeutet das für den Kölner Sport?



RUBRIKEN

Peter Pfeifer Der Chef des Stadtsportbundes zieht nach zwei Jahren im Amt Bilanz

03 Editorial 06 Szene 50 Impressum/Vorschau

SZENE

Veh verlängert köpfe seinen Vertrag nicht stadt-

Kurz-News aus dem Kölner Sport

Tibor Taras, Kapitän der RheinStars Köln, war im Spiel gegen den BG Hagen nicht zu stoppen. Der 22-Jährige erzielte unglaubliche 51 Punkte – Karrierebestleistung! Dabei traf er zwölf seiner 15 Dreierversuche. Schon bis zur Pause hatte der gebürtige Kölner 34 Punkte aufgelegt. Die RheinStars führen derzeit die RL West an. Mick Schumacher ist ein „Sportler mit Herz”. Die gleichnamige Auszeichnung bekommt er am 9. November beim Deutschen Sportpresseball verliehen. Ball-Chef Jörg Müller hob als Begründung für die Wahl des 20 Jahre alten Mick Schumacher hervor: „Mick Schumacher berührt die Menschen.“ Felix Sturm muss sich seit dem 4. November vor dem Landgericht in Köln verantworten. Bereits seit April sitzt Sturm in Untersuchungshaft. Dem ehemaligen Champion im Mittelgewicht wird unter anderem vorgeworfen, Steuern in Höhe von 5,85 Millionen Euro hinterzogen zu haben. Timo Horn, Torhüter des 1. FC Köln, genießt die volle Rückendeckung seines Trainers Achim Beierlorzer. Nach dem Patzer von Horn und der Niederlage gegen Mainz 05 musste sich der FC-Keeper einiges an Kritik anhören. Beierlorzer stärkte ihm daraufhin demonstrativ den Rücken.

6

Köln.SPORT 12/2019

Armin Veh wird nicht über den Sommer 2020 hinaus für den 1. FC Köln arbeiten. Das gab der Verein Ende Oktober bekannt. Seinen auslaufenden Vertrag wird der Geschäftsführer Sport nicht verlängern. Als entscheidend für seinen Entschluss nannte der 58-Jährige persönliche Gründe. „Ich stehe seit mehr als 30 Jahren im Profifußball in der ersten Reihe und habe in den Überlegungen und Gesprächen über die Zukunft gespürt, dass ich derzeit nicht über den Sommer hinaus planen und mich auf einen derart verantwortungsvollen Job festlegen möchte“, sagte Armin Veh. Am 11. Dezember 2017 hatte Veh den Posten beim 1. FC Köln als Nachfolger von Jörg Schmadtke übernommen. Den damals bereits drohenden Abstieg konnte er nicht verhindern, stellte mit Transfers wie dem von Simon

Terodde aber die Weichen für den erfolgreichen Wiederaufstieg. Nach gut zweieinhalb Jahren im Amt wird das Kapitel Effzeh im Juni 2020 aber enden – wenn Veh wirklich bis zum Saisonende bleibt und nicht schon vorher von einem Nachfolger beerbt wird. „Der FC ist ein besonderer Club mit tollen Mitarbeitern. Auch deshalb ist es mir wichtig, für Klarheit zu sorgen. Der FC hat nun Planungssicherheit und genügend Zeit, den richtigen Mann für meine Nachfolge zu finden. Ich werde alles tun, damit wir mit dem FC unsere Ziele erreichen. Wir müssen uns jetzt voll auf den Klassenerhalt konzentrieren“, so der Geschäftsführer Sport. Der 1. FC Köln muss sich nach einem neuen Geschäftsführer Sport umsehen. Armin Vehs Vertrag endet im Juni 2020

Zu Ehren klaus Ulonskas Klaus Ulonska, langjähriger Präsident von Fortuna Köln, ist seit Ende Oktober Namensgeber für einen Weg hinter der Nordkurve des Südstadions. Im Rahmen einer feierlichen Einweihung wurde das Schild des „Klaus-Ulonska-Weges“ durch Bezirksbürgermeister Mike Homann und Alexandra Adenauer, Tochter von Klaus Ulonska, enthüllt. Pfarrer Hans Mörtter, Imanin Rabeya Müller und Rabbinerin Natalia Verzhbovska segneten abschließend den Klaus-Ulonska-Weg für alle, die den Weg gehen werden. Südstadt-Legende Klaus Ulonska verstarb am 14.03.2015.

Kölns Sportfoto des Jahres 2019 Spektakuläre Action oder Emotion pur – Fotos von Sportevents können aus verschiedenen Gründen ganz besonders und einzigartig sein. Köln.Sport und das Sportamt der Stadt Köln suchen auch dieses Jahr wieder gemeinsam das „Kölner Sportfoto des Jahres 2019“. Gefragt sind dabei in erster Linie Sie! Machen Sie unter www.koelnsport.de mit, stimmen sie ab und gewinnen Sie mit etwas Glück einen tollen Preis. Unter allen Teilnehmern der Umfrage verlost Köln.Sport gemeinsam mit dem Sportamt der Stadt Köln eine einzigartige Sporttasche in limitierter Auflage – gefertigt aus den Bannern der Handball-WM 2019 in Köln. Oben drauf gibt es noch eine Replik eines Spielballes der HandballWeltmeisterschaft. Wählen Sie aus sechs Bildern Ihren Favoriten. Köln.Sport und das Sportamt der Stadt Köln wünschen viel Erfolg.

Die Stimmung bei der Handball-WM 2019 in der LANXESS arena war atemberaubend

ANZEIGEN

SZENE

Fotos: imago images/ Beautiful Sports (1)/ Sven Simon (1)/ Eduard Bopp (3)/ Eibner (1)/ Chai v.d. Laage (1), Getty Images (1), Wilfried Rick (1), Ligafoto/ Herbert Bucco (1)

Der Zustand einiger Sportstätten in Köln ist optimierungsbedürftig

Einzigartiges Förderprogramm für Vereine Mit einem einzigartigen Förderprogramm unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen die Sportvereine und Sportverbände im Land. Zur Behebung des massiven Modernisierungs- und Sanierungsstaus bei Sportstätten stehen mit dem Sportstättenförderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ bis zum Jahr 2022 insgesamt 300 Millionen

Euro zur Verfügung. Köln steht bis 2022 als größte Kommune 14,5 Millionen Euro zur Verfügung, die zur Sanierung eigener oder sehr langfristig genutzter Sportstätten und Vereinsheime aufgewendet werden sollen. Seit dem 1. Oktober können Sportvereine Zuschüsse für die Sanierung und Modernisierung ihrer Sportstätte beantragen.

Die Stadt- und Kreissportbunde sowie die Stadt- und Gemeindesportverbände beraten die Sportvereine in ihrem Gemeindegebiet und koordinieren die Anträge. Diese können direkt im Förderportal des Landessportbundes NRW gestellt werden. Interessierte Vereine finden unter der Adresse www.land.nrw/deweitere Informationen sowie Anmeldeformulare.

Julia Rick wird Doppel-Weltmeisterin 2019 in Mexiko Vom 17-20.10. fand die Weltmeisterschaft der WWA (World Wakeboard Association) am Mayan Water Complex in Playa Del Carmen (Mexiko) statt. Der Kölnerin Julia Rick gelang dort ein besonderer Coup. Bereits zum 7. Mal in Folge wurde sie Weltmeisterin in der Kategorie „Pro Women’s Traditional“. Zudem gewann sie auch noch die Kategorie „Pro Women’s Features only“ und wurde damit DoppelWeltmeisterin. Zum Staunen brachte Rick Zuschauer und Jury mit einem Toeside Backside 900 im Finale. Sie ist die einzige Frau auf der Welt, die diesen Trick beherrscht. Zählt man alle ihre Weltmeister-Titel beider Weltverbände (IWWF und WWA) zusammen, war es für die seit Jahren beste Wakeboarderin des Globus der 10. WM-Triumph.

8

Köln.SPORT 12/2019

SPORT. GLOBAL. NACHHALTIG. Vom 29. Oktober bis 28. November organisieren das Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) und Engagement Global die Themenwochen „SPORT. GLOBAL. NACHHALTIG“. Auf dem Programm stehen Workshops, Vorträge und Diskussionsrunden, die das Agenda 2030-Ziel „Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern“ in den Fokus nehmen. An der Sporthochschule findet z. B. am 13. November eine Podiumsdiskussion zur Nachhaltigkeit in der Produktion von Sportartikeln statt (11 bis 12 Uhr, Hörsaal 1), am 21. November wird der Dokumentarfilm „Spirit of the Ball“ gezeigt (18:30 bis 21 Uhr, Musisches Forum). Das komplette Programm gibt es unter: www.dshs-koeln.de.

– Advertorial –

Personal Training bietet ein Höchstmaß an individualisierten Möglichkeiten

Einzigartiges Angebot im Fitnessbereich

Modern & innovativ Die Fitnessabteilung des ASV Köln überzeugt nicht nur mit hochmodernen Geräten, sondern auch mit neuartigen Trainingskonzepten. Besonders die neuartige Zirkeltrainingsmethode „BIOCIRCUIT“ oder das Konzept „five“ sind in Köln und Umgebung einmalig.

12/2019 Köln.SPORT

9

Fotos: Marcus Mueller Saran (2)

S

o manch einer verbindet Fitnessstudios mit schwitzenden Biocircuit ist eine Zirkeltrainingslösung und -methode, die ein per„Muskelprotzen“, die an schweren Hanteln trainieren – doch sonalisiertes Workout bietet. Das geführte Programm ermöglicht eine dieses Bild ist heutzutage längst veraltet. Denn gute Einansprechende Erfahrung, die keine Anpassungen oder Wartezeiten errichtungen haben viel mehr zu bieten, als bloß Geräte zum fordert, da Übungen, Arbeitsbelastung, Arbeits- bzw. Ruheverhältnis Muskelaufbau zur Verfügung zu stellen und die Kunden beim Training und Tempo vordefiniert und in personalisierte Programme integriert sich selbst zu überlassen. Den Zahn der Zeit erkannt hat der Athletikwerden. „Biocircuit ist ein hochmodernes Gerätetraining. Eine intelliSportverein, der in seiner hochmodernen Fitnessabteilung auf ein breit gente Software übernimmt Aufgaben, die sonst nur ein Trainer übernehgefächertes Angebot setzt, seinen Mitgliedern neuartige Trainingskonmen kann und gewährt ein hohes Maß an Trainingssteuerung“, erklärt zepte anbietet und dabei auf individuelle Betreuung baut. Jona Michels. Deutschlandweit bieten aktuell nur acht Fitnessstudios „Von der Trainingsvorbereitung über die Ernährung, die richtigen diese innovative Trainingsmethode an. Technik bis zur Motivation – unsere persönlichen Coaches bieten ein Ebenso außergewöhnlich, aber vom Ansatz konträr, ist das Konzept Höchstmaß an individualisiertem Training“, sagt Jona Michels, Sport„five“. Das Training richtet sich an Rückenschmerzpatienten und wurde licher Leiter der ASV-Fitnessabteilung. Dafür steht ein großer Pool aus von Rückenspezialisten auf Basis der Biokinematik entwickelt. Trainiert Trainern mit ganz verschiedenen Ausrichtungen bereit, von Spezialisten wird ausschließlich aus eigens dafür produzierten Holzgeräten. „Das für Leistungsoptimierung bis hin zu ausgebildeten Gesundheitstrainern. Training ist sehr unkonventionell, liegt aber gerade voll im Trend. Es Das Personal Training im ASV Köln orientiert sich an den jeweils ingeht hierbei nicht darum, Muskeln aufzubauen, sondern beweglicher dividuellen Wünschen und Trainingszielen der Kunden. Es wird ganz zu werden. Alle Geräte wurden zum Thema Beweglichkeit und Mobiligenau auf die persönlichen Anforderungen tät eigens entwickelt“, so der Sportliche Leiter der ASVzugeschnitten. Den Mitgliedern kommt beim Fitnessabteilung. Betreut wird „five“ Beim Trainingsk onzept Training zugute, dass sie nicht nur den Innenvon qualitätiv hochausgebildeten Trai„five“ steht die Mobilisierung bereich des Fitnessstudios nutzen können, nern, die mit den Kunden einen indiim Vordergrund sondern auch den seperaten Personal-Traividuellen Mobilisationsplan entwerfen, ning-Bereich, den Outdoor-Bereich des ASV den diese per App direkt auf ihr Handy sowie die Sporthalle. bekommen. Auch die Betreuung, TerAuch die Trainingsmethoden sind vielminvereinbarung und Trainingsplanung seitig. So bietet der Athletik-Sportverein läuft zusätzlich zu den persönlichen Beneben Cardiotraining, Functional Training ratungen digital. und diversen Kursen unter anderem das sogenannte „Biocircuit“-Training und das Die Fitnessabteilung des ASV ist somit „five“-Konzept an. Hierbei handelt es sich hochmodern und in Köln einmalig ausum zwei in Köln einzigartige Angebote, gestattet. Weitere Infos zu den vielseitidie beide innovativ, vom Ansatz allerdings gen Angeboten gibt es unter völlig unterschiedlich sind. www.asv-koeln.de.

EFFZEH Buchvorstellung

Gewohntes Bild in den 70er Jahren: ein Heimspiel des 1. FC Köln in der Radrennbahn in Köln-Müngersdorf

Mythos Radrennbahn

Vorwort Zwischen 1971 und 1975 trug der 1. FC Köln seine Heimspiele in der Müngersdorfer ­Radrennbahn aus. Noch heute ist diese kurze Epoche vielen Fans in den Köpfen geblieben – darunter auch Buchautor Frank Steffan, aus dessen Werk „Mythos ­Radrennbahn“ wir auf den kommenden Seiten eine Leseprobe drucken

A

m 28. August 1971 wurde ich 14 Jahre alt und an diesem Tag spielte der 1. FC Köln sein zweites Heimspiel in der Radrennbahn gegen Borussia Dortmund. Beim ersten Spiel, 14 Tage vorher, gegen Werder Bremen war ich dabei, sah das 0:0 von der Südkurve aus. Ich wäre sicherlich auch zum Spiel gegen Dortmund hingegangen, wenn ich nicht ein wirklich besonderes ­G eburtstagsgeschenk von meinen Eltern bekommen hätte:

10

Köln.SPORT 12/2019

Einen Rundflug über Köln! Das gab es damals! Am Flughafen Köln/ Bonn konnte man mit einer kleinen Propellermaschine eine halbe Stunde lang über Köln kreisen, kostete auch nicht viel. Auf alle Fälle habe ich an diesem Geburtstag mit zwei Freunden zusammen diesen Rundflug gemacht. Als wir über Köln schwebten, kam mir die Idee! Wieso nicht übers Stadion fliegen, da spielte doch gerade der FC? Ich fragte den Piloten ob das

geht und der Mann nahm wahrhaftig Kurs auf die Radrennbahn! Nach kurzer Zeit konnte man die Spielstätte erahnen, wenig später sehen und dann befanden wir uns wahrhaftig über der Radrennbahn! Ich weiß noch, wie enttäuscht ich war, als beim Runtergucken zwar die übers Feld laufenden Spieler, aber keinerlei Einzelheiten zu erkennen waren. Wir kreisten über dem Stadion, ich bat den Piloten tiefer zu gehen, aber so weit ich mich

Ein weiteres Highlight in der Radrennbahn sollte auf jeden Fall das Spiel gegen Fortuna Köln am 30. März 1974 sein. Für die Schülerzeitung am Albertus-Magnus-Gymnasium war es mir wahrhaftig gelungen zwei Fotokarten zu bekommen. Damit durfte man unmittelbar neben oder hinter dem Tor auf dem Fotokoffer sitzen und zugucken. Ohne Zaun, ohne irgendeine Behinderung saß man da und befand sich quasi unmittelbar im Spielgeschehen! Ich hätte aufs Feld laufen können. Dass ich ausgerechnet bei diesem Spiel so nah wie nie zuvor und nie danach am Geschehen sein konnte, muss irgendwas mit Fügung zu tun gehabt haben. Denn: Bei diesem Spiel übertraf sich mein Idol Heinz Flohe selbst. Er hämmerte gleich drei Tore ins Fortuna-Netz und bot eine noch dollere Show als üblich. Als er eine Ecke treten wollte, holte er sich den Ball, der nicht weit von mir lag und als „Flocke“ dicht an mir vorbeilief, befürchtete ich, dass ich bereits mit 16 Jahren einen Herzinfarkt erleiden müsste. Was für ein Spiel! 5:0 für den FC, Fotos gemacht, live dabei gewesen, unfassbar! Nach dem Spiel rüber zur Westtribüne gelaufen, gesehen, wie die Heros runter zum Tunnel stiegen. Und so komisch es klingt, ich hab damals irgendwie geahnt, dass mich dieser Tag noch einmal einholen würde. Als ich den Film über Heinz Flohe 2014/15 machte, galt es so viele Filmaufnahmen wie möglich von damals zu sichten. Ich wusste, dass dieses Fortuna-Spiel aus verschiedenen Perspektiven gefilmt worden war. Jetzt sah ich diese Aufzeichnungen noch mal und dabei bestätigte sich, dass es ein be-

sonderes Spiel war. Das 4:0 von Flohe wurde aus zwei Perspektiven gefilmt und diese Szenen haben den Zauber, der von ihm ausging eindrucksvoll eingefangen. Dieses fulminante Tor wurde später dann ein Herzstück des Trailers und auch im Film „Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte“. Das noch mal so zu sehen, als wenn es gerade passiert, war irre genug, aber eins kam noch obendrauf: Als ich die Szenen sah, dachte ich irgendwann: Eigentlich müsstest Du Dich doch auch wiedersehen können. Also suchte ich und ich fand! Ein komisches Gefühl war es, sich selbst vor 40 Jahren zu sehen! Ein völlig unerwartetes Wiedersehen, eine fast schon absurde Situation, denn man sieht eine andere Person, die aber tatsächlich man selbst ist auf einmal wieder.

wöhnliche Phase der FC-Geschichte. Sie ist im Bewusstsein derer, die es erlebt haben, aber sie ist gänzlich unbehandelt. Das muss sich ändern, denn es war insgesamt eine ungewöhnliche Zeit, geprägt von völlig neuen Entwicklungen und Trends, von bahnbrechenden Ereignissen und getragen von einem schier überbordenden Optimismus. Es war längst an der Zeit, diesen Abschnitt zu dokumentieren, die Ereignisse für die damaligen Zeitzeugen und für ihre Nachkommen festzuhalten. Eigentlich hätte dieses Buch mindestens zehn Jahre früher gemacht werden müssen, denn dann wäre es möglich gewesen noch eine ganze Reihe wichtiger Akteure zu befragen und Ihre Erinnerungen festzuhalten. Trotzdem, besser jetzt als gar nicht.

Die Radrennbahn war für mich so was wie ein riesiger Abenteuerspielplatz. Man zwängte sich unter Zäunen durch, kletterte auf Bäume, spazierte manchmal problemlos und ohne Karte durchs ganze Stadion und bekam Fußball vom Allerfeinsten geboten. Gefühlt hat der FC in dieser Stätte jedes Spiel gewonnen und gefühlt verlief jedes Spiel nach dem gleichen Drehbuch: Chance auf Chance für den FC, drückende Überlegenheit, grandiose Spielzüge, dann irgendwann das erlösende 1:0 und ab da steigerte sich die Party noch mal bis zur Besinnungslosigkeit.

Das Recherchieren und Schreiben war gelinde gesagt eine Mordsarbeit, ich denke aber, es hat sich gelohnt, wenn dadurch klargestellt ist, dass zwischen 1971 und 1976 bei den Heimspielen des 1. FC Köln wirklich der Rasen lichterloh brannte. Den Alten kann ich es durch dieses Buch bestätigen und den Jungen kann ich sagen, dass sie die geilste Zeit des FC (leider) verpasst haben! Ich wünsche viel Spaß bei der Rückkehr in die Vergangenheit! Frank Steffan im Oktober 2019

Hat man das alles nur geträumt? Verschwamm im Laufe der Jahrzehnte die jugendliche Erinnerung in ein überzeichnetes Idealbild? Als die Idee zu diesem Buch entstand, wollte ich zunächst überprüfen, ob das subjektive Empfinden mit den nackten Zahlen wirklich übereinstimmt. Als sich herausstellte, dass von 106 Spielen 79 gewonnen und in viereinhalb Jahren nur dreizehn Spiele verloren wurden, da schien der Eindruck bestätigt. Als ich aber alle Spielberichte aus verschiedenen Zeitungen aus dieser Zeit noch einmal durchlas, da wusste ich sicher: Es ist tatsächlich so gewesen wie es sich ins Gedächtnis gebrannt hatte. Die Radrennbahn-Ära des 1. FC Köln ist eine durch und durch außerge-

„Mythos Radrennbahn“ von Autor Frank Steffan erscheint am 07. November

12/2019 Köln.SPORT

11

Foto: imago images/ Horstmüller (1), Frank Steffan (1)

erinnere, weigerte er sich, weil das verboten sei. Ich meine, er sagte, dass man nicht tiefer als 300 Meter über der Stadt fliegen dürfe. Egal, zumindest sah ich was und konnte zumindest die Trikots erkennen, den FC in Weiß wie immer und den BVB in Gelb/Schwarz, auch wie immer. Naiverweise dachte ich, dass wir ein Tor live von oben erleben würden, aber das blieb ein frommer Geburtstagswunsch. Nun denn, es war auf alle Fälle ein irres Erlebnis und es ist ebenso mit der Radrennbahn verbunden wie wahnsinnig viele andere Begebenheiten.

EFFZEH Buchvorstellung „Mythos Radrennbahn“

Das Bollwerk Die Saison 1972/73

Die ziemlich ereignisreiche Saison 1971/72 hatte eins auf jeden Fall gezeigt: Es war absolut richtig auf junge Spieler zu setzen, am besten aus dem eigenen Nachwuchs. Harald Konopka wurde auf Anhieb Stammspieler und eine Stütze der Mannschaft. Ähnlich lief es mit Jürgen Glowacz. Lauscher und Scheermann kamen zu zahlreichen Einsätzen, zeigten ansprechende Leistungen, waren jedoch keine Stammspieler in dem Sinne. Der Verein wollte und musste diesen Weg konsequent weitergehen und tat es auch

D

ie Saison 1971/72 hatte auch gezeigt, dass es finanziell extrem eng werden würde. Der Bau des neuen Stadions verzögerte sich, das war zwischenzeitlich klar geworden, eine WM-Bewerbung erschien mittlerweile aussichtslos. Man musste sich darauf einstellen, dass es in der Radrennbahn länger dauern würde. Doch selbst die Radrennbahn mit ihren 28.000 Zuschauern war bei den Pflichtspielen überwiegend nicht ausverkauft. Nur bei wenigen Top-Spielen hätte man doppelt oder dreifach so viele Karten absetzen können. Klar war aber auch geworden, dass die improvisierte Radrennbahn auch bei schlecht besuchten Spielen ein gewaltiger Standortvorteil sein konnte. Prognosen für den weiteren Weg des FC erschienen vor der Saison 1972/73 kaum möglich. Zur Saison 1972/73 gesellten sich weitere, sehr junge Talente zum Profikader hinzu: Karlheinz Volz, der ursprünglich als Nummer 1 geholt wurde, stand vollkommen im Schatten von Gerhard Welz. Er verließ den FC und statt seiner kam Harald „Toni“ Schumacher aus Düren zum Geißbockheim. Herbert Hein wurde als Abwehrmann verpflichtet, Herbert Neumann für ́s Mittelfeld und als Stürmer kamen Rainer Gebauer sowie Herbert Mühlenberg. Darüber hinaus nahm man Georg Bosbach in den Lizenzspielerkader auf, der bereits in der FC-Jugend spielte und als eine Art Jahrhunderttalent gehandelt wurde. Sechs hoffnungsvolle Talente also, die ihr Glück versuchten. Nach dem Zerwürfnis zwischen Gyula Lorant und Präsident Maaß, im Anschluss an das denkwürdige Pokalspiel in München, galt es den Trainerposten neu zu besetzten. Was Lorant

12

Köln.SPORT 12/2019

betraf muss erwähnt werden, dass er nach einer gewissen Anlaufphase die Mannschaft gut in den Griff bekommen hatte, dass er mit jungen Spielern klar kam, sie förderte ohne den Draht zu den gestandenen Profis zu verlieren und dass er beispielsweise in Sachen Raumdeckung seiner Zeit voraus war. Schwer zu sagen, was passiert wäre, wenn er länger Trainer in Köln geblieben wäre. Es hätte ggf. eine Erfolgsgeschichte werden können, wenn nicht da wie dort die Sicherungen durchgebrannt wären. Klar war, dass man jemanden finden musste, der passt, der den eingeschlagenen Weg weitergehen will und der möglichst auch schon unter Beweis gestellt hatte, dass er es kann. Der Name Weisweiler waberte beständig ums Geißbockheim, jeder wusste bzw. hatte zwischenzeitlich erkannt, dass der ehemalige FC-Spieler- und Trainer eine ganz besondere Gestalt im deutschen Fußballgeschäft darstellte. Was Weisweiler in Mönchengladbach zu Wege gebracht hatte, war beeindruckend. Förmlich aus dem Nichts heraus formte er eine Meistermannschaft, die zum damaligen Zeitpunkt bereits auch eine internationale Größe geworden war. An Weisweiler ranzukommen, ihn zurück zum FC zu holen erschien völlig aussichtslos. Zu sehr sonnte er sich in seinen Triumphen mit den „Fohlen“. An seinen Assistenten Rudi Schlott kam man demgegenüber ran. Offenbar glaubte man beim 1. FC Köln, dass Schlott beim großen Zampano so viel gelernt hatte, dass er es auch als Cheftrainer einer Bundesligamannschaft schaffen könnte. Oskar Maaß bemühte sich jedenfalls sehr darum Schlott zu überzeugen. Der gelernte Lehrer heu-

erte letztendlich als neuer Cheftrainer beim 1. FC Köln an. An seiner Seite als Assistenztrainer stand Volker Kottmann, ein erfolgreicher Leichtathlet, der zuvor erste Trainer-Erfahrungen gesammelt hatte. Irgendwie glaubte man, dass alles passieren könnte. Spiel 24. Das erste Pflichtspiel der Saison 72/73, die erst spät im September startete, sollte sogleich ein UEFA-Cup-Spiel sein. Bohemians Dublin hieß der Gegner im Hinspiel. Trotz internationalem Flair und obwohl es das erste Spiel der Saison sein sollte, kamen nur erbärmliche 4.000 Zuschauer zum Spiel in die Radrennbahn. Die sollten ihr Kommen allerdings nicht bereuen. Zwar spielte der FC gewohnt druckvoll, erarbeitete sich Chance um Chance, aber die Iren gingen in Führung! Wie so oft, drehte der FC in der 2. Halbzeit mächtig auf und entschied das Spiel für sich. Die zweite Halbzeit lässt sich am besten mit der Überschrift „Flohe-Festival“ beschreiben. Der Edeltechniker zeigte den wenigen Zuschauern neue Tricks, die beeindruckt zur Kenntnis genommen wurden und schoss die Bohemians im Alleingang ab. In der 48. Minute, kurz nach Wiederanpfiff, ließ er dem irischen Schlussmann keine Chance und in der 74. Minute legte er noch einmal mit einem Bombenschuss nach und sicherte den 2:1-Sieg. Nach dem Spiel traf die FC-Spieler eine Nachricht wie der berühmte Blitz aus heiterem Himmel. Der eingangs beschriebene, junge Superstürmer Georg Bosbach verließ am Nachmittag vor dem Dublin-Spiel das Geißbockheim, weil er verletzungs-

bedingt nicht im Kader für die UEFACup-Begegnung stand. Der 19jährige fuhr mit seiner Freundin zurück nach Euskirchen, woher er stammte und wo er wohnte. Auf der Fahrt verunglückte der junge Mann tödlich, er steuerte seinen Wagen gegen einen Brückenpfeiler, beide Insassen waren auf der Stelle tot. Bosbach, der von allen Zeitzeugen als echtes Sturmjuwel bezeichnet wird, brachte alles mit, um ein ganz Großer zu werden. Er war beidfüssig, besaß bereits eine ausgefeilte Technik, hohe Schnelligkeit und einen ausgeprägten Torinstinkt. Das Unglück auf der Autobahn riss ihn und seine Freundin aus dem Leben. Der ganze 1. FC Köln stand unter Schock. Die spätere Beerdigung des Jung-Profis sollte eine kollektive Trauerkundgebung werden, die jedem, der dabei war emotional gewaltig zusetzte. Zurück zur Chronologie der weiteren Ereignisse: Der etwas ungewöhnlich terminierte Saisonstart war also gelungen. In der Bundesliga, die am 16. September den ersten Spieltag hatte, war

FC-Torhüter Gerhard Welz bei einer Parade

vorgesehen, dass der FC zum Auftakt nach Stuttgart fahren musste. Dieser Trip gestaltete sich weitaus weniger erfolgreich als der UEFA-Cup-Auftakt. Bei den Schwaben setzte es eine 3:1-Niederlage. Einer der wenigen positiven Aspekte: Der junge Herbert Mühlenberg erzielte sogleich ein Tor, das 1:0 für den FC in der 30. Spielminute. Ansonsten sah es nicht so berauschend aus, was der FC auf dem Rasen des Neckarstadions vollführte. Spiel 25. Der erste Gegner in der Bundesliga war am zweiten Spieltag Rot-Weiß Oberhausen. Wie schwer es für den 1. FC Köln seinerzeit war auch nur einen Sportsfreund zum Stadionbesuch zu überreden, zeigt die Zuschauerzahl dieses Spiels: 8.000 Menschen kamen zum Saisonauftakt in der Bundesliga! Hätte der FC in Stuttgart gewonnen, wären ggf. 12.000 Zuschauer erschienen, um mit kritischer Distanz das Treiben auf dem Spielfeld zu beobachten. Das Kölner Publikum musste

mitgerissen werden, durch Ergebnisse und durch Spitzenfußball, ansonsten blieb man einfach zuhause. Der Auftakt gegen RWO verlief anders als es meistens bei Heimspielen in der Radrennbahn lief. In diesem Spiel legte der FC in der ersten Halbzeit mächtig los und verlegte sich in der zweiten Halbzeit mehr oder weniger auf ein Verwalten des Ergebnisses. So kannte man das nicht. Jedenfalls sah man in der ersten Halbzeit einen Gas gebenden FC, bei dem sich vor allem die Torschützen Kapellmann, Flohe und Cullmann positiv in Szene setzten. Kapellmann verschoss allerdings nach seinem 1:0 einen Elfmeter überhastet. Offenbar durch dieses unnötige Missgeschick hoch motiviert die Sache wieder auszubügeln, starte der damalige Medizinstudent einen unwiderstehlichen Sololauf übers ganze Feld, bediente Flohe, der beherzt einschoss. Eine ähnliche Einzelleistung vollbrachte Bernd Cullmann, der ebenfalls das gesamte Spielfeld durchquerte und dann selbst abschloss. Cullmann

EFFZEH

Die Radrennbahn wird für ein Heimspiel hergerichtet

war nun eindeutig DER Libero des FC, Biskup hatte den FC verlassen. Zum ersten Mal wurde Rainer Gebauer auf Rechtsaußen eingesetzt. Überzeugen konnte er nicht, genauso wenig wie Lauscher auf der anderen Seite. Spiel 26. Nach einem 1:1 beim MSV, das durch Scheermanns Tor gerettet wurde, flog man auf die grüne Insel zum Rückspiel im UEFA-Pokal. Dort schaffte man ein lockeres 3:0 und zog somit in die nächste Runde ein. Am 30. September sollte in Köln ein ganz besonderes Spektakel steigen: Eine Fußball-Dop-

14

Köln.SPORT 12/2019

pelveranstaltung! Plan war es, endlich mehr Zuschauer in die Radrennbahn zu locken und in diesem Zusammenhang entwickelte sich die Idee an einem Nachmittag zwei Pflichtspiele hintereinander zu einem Eintrittspreis anzubieten. Zuerst sollte die Fortuna ihr Regionalligaspiel gegen Preußen Münster austragen und anschließend der 1. FC sein Bundesligaspiel gegen Werder Bremen. Der Sache vorausgegangen war das Problem des 1. FC Köln ein Ligapokalspiel gegen die Fortuna bestreiten zu müssen, das mit einer geplanten Mexiko-Reise kollidierte. Dank der Bereitschaft der For-

tuna das Spiel zu verschieben, konnte der FC die Reise doch noch planmäßig antreten. FC-Präsident Maaß bot Fortuna-Boss Löring als Gegenleistung an, dass der FC das volle Risiko der Doppelveranstaltung übernimmt und die Fortuna eine ordentliche Garantiesumme erhält. Der „Schäng“ ließ sich nicht zweimal bitten und willigte ein. Der FC spekulierte darauf, dass über 20.000 Zuschauer kommen würden. Die Eintrittspreise sollten nur unwesentlich über den Üblichen liegen, d. h.: der billigste Stehplatz kostete 6 DM statt 5 DM und der teuerste Sitzplatz 25 DM statt 23 DM (!). Das Wetter am 30. September spielte mit, die Vorberichte zu dem Event waren nicht zu übersehen und dennoch entpuppte sich die Idee zum Rohrkrepierer. Nur 15.800 zahlende Zuschauer kamen. Der FC machte zwar keinen Verlust, aber auch keinen dollen Gewinn. Fortan war die Idee jedenfalls erledigt. Sportlich betrachtet war die Veranstaltung aus FC-Sicht ebenfalls zweifelhaft, denn die Fortuna konnte eine Liga tiefer mit 4:1 gegen Münster gewinnen und auf diese Weise hervorragende Wer- bung für sich machen. Die vier Tore waren schön herausgespielt und vor allem: sie fielen. Dem- gegenüber schaffte der FC gegen Werder Bremen gerade mal einen 1:0-Sieg. Den entscheidenden Treffer markierte Heinz Simmet per Kopfball nach einer Flohe-Ecke. Die Zuschauer mussten auf dieses Tor bis nach der Halbzeit warten. Der FC dominierte das Spiel, fand aber wie so oft nicht den Abschluss. Der junge Gebauer als auch Lauscher vollbrachten keine Wunderdinge, sondern zeigten gute Ansätze, mehr nicht. Einem Spieler schien der Trainerwechsel zu Rudi Schlott besonders gut zu bekommen: Jupp Bläser. Bereits auswärts in Duisburg als auch beim Heimspiel gegen Werder zeigte der Blondschopf eine ansprechende Leistung. Nach der nie mehr wiederholten Doppelveranstaltung spielte der 1. FC Köln beim HSV 0:0. Immerhin! In Hamburg sah der FC selten gut aus. Spiel 27. Mit Eintracht Braunschweig hatte man gleich den dritten Nordclub hintereinander vor der Brust. Bemerkenswert an diesem Spiel war, dass der FC für seine

Wolfgang Overath war Kapitän des 1. FC Köln

EFFZEH

Der Gladbacher Herbert Wimmer gegen die Kölner Konopka und Cullmann

Verhältnisse relativ frühzeitig mit 3:0 führte. Die Tore erzielten Kapellmann, Simmet und zum ersten Mal der junge Gebauer. Danach riss der Faden. Braunschweigs Trainer Otto Knefler brachte den Ex-Kölner Bründl und dieser erziele prompt zwei Tore. Diese brachten den FC zeitweilig völlig von der Rolle und es hatte fast den Anschein, als wenn Braunschweig sogar der Ausgleich gelingen könnte. Eine leicht kuriose Situation verhinderte dieses Szenario. Bei einem Vorstoß in die gegnerische Hälfte verletzte sich Konopka am Strafraum der Braunschweiger. Er blieb dort über eine Minute lang liegen, das Spiel lief weiter. Als der Ball wieder in seine Nähe gelangte, sprang der Mann auf, angelte sich das Leder, umspielte einen Braunschweiger geschickt und schoss zum 4:2 in der 87igsten Minute ein. Die Entscheidung war gefallen, Konopka der Held der Radrennbahn. Gersdorff verkürzte zwar noch mal unmittelbar vor dem Schlusspfiff, aber das Spiel war zugunsten des FC gelaufen. Ein durchaus glücklicher Sieg, aber was soll ́s.

16

Köln.SPORT 12/2019

Auch Hannover liegt im Norden der Republik und genau dorthin fuhr der FC zu seinem nächsten Auswärtsspiel. Und wieder schaffte man ein Remis. 0:0 hieß das Endergebnis. Bei diesem Spiel machte Herbert Neumann sein erstes Bundesligaspiel und das gleich über volle 90 Minuten. Spiel 28. Die alte Tante Hertha gab ihr Gastspiel in der Radrennbahn und kam unter die Räder. Das Endergebnis von 4:0 für den FC drückte den Spielverlauf relativ genau aus. Ein klarer Sieg, der nie ernsthaft gefährdet war. Eine Erkenntnis des Hertha-Spiels: Zum Ende seiner Karriere drehte Karl-Heinz Thielen noch einmal mächtig auf. Der gelernte Rechtsaußen spielte ab 1967 den Verteidigerpart. Dass er weiterhin einen starken Zug zum gegnerischen Tor besaß, konnte und wollte ihm kein Trainer austreiben. Nachdem ihn mehrere Verletzungen ab Anfang 1971 zurückwarfen, so verbissen kämpfte er sich wieder in die Mannschaft. Gegen die

Hertha machte Thielen per Kopf das 1:0 und bereitete den Weg zum Sieg. Zu diesem Zeitpunkt wusste Thielen bereits, dass er zum Jahreswechsel 1972 auf ́73 das Spielertrikot gegen den Manageranzug tauschen würde. Mit dieser Personalentscheidung spielte der 1. FC Köln wieder einmal eine Vorreiterrolle im bundesdeutschen Profifußball. Erstmals sollte ein gestandener Spieler das Management eines Clubs übernehmen. Im Falle Thielen bezog sich das nicht nur auf den Bereich des sportlichen Leiters, sondern auch auf den Bereich des Geschäftsführers. Thielens Kopfballtreffer nach einem Freistoß sollte das erste von insgesamt vier Kopfballtoren sein. Nach ihm donnerte Glowacz per Kopf den Ball ins Netz, dann Löhr und zum Schluss sogar Wolfgang Overath! Overath selbst war deshalb völlig perplex: „Ich glaube, das war mein erster Kopfballtreffer überhaupt in einem Pflichtspiel!“ Nach dem Bundesligaspiel gegen Berlin ging es erneut in den Norden, diesmal ganz hoch und zwar

nach Stavanger in Norwegen, wo die erste Runde im UEFA-Pokal zu absolvieren war. Anscheinend recht lustlos und in dem Bewusstsein die Sache in Köln regeln zu können, verlor man das Hinspiel mit 1:0. Das darauf folgende Auswärtsspiel in Kaiserslautern vergeigte man mit 1:2. Spiel 29. Der Wuppertaler SV war in die erste Bundesliga aufgestiegen und mischte den Laden ordentlich auf! Die bärenstarke Truppe um „Meister Pröpper“ sollte am Ende sogar auf einem UEFACup-Platz landen! Diese Wuppertaler fielen also in die Radrennbahn ein und brachten anständig Fans aus der nur 50 Km entfernten Schwebebahnstadt mit. Im Stadion befanden sich offiziell 22.000 Zuschauer, in Wahrheit müssen es einige Hundert wenn nicht Tausend mehr gewesen sein. Eben diese Zuschauer bekamen ein packendes Spiel serviert. Insgesamt war der FC überlegen, baute seine Angriffe geschickt auf, erzwang Chancen. Gleiches galt

aber auch für den WSV. Der Aufsteiger versteckte sich nicht, sondern mischte munter mit. Wolfgang Overath legte ein glänzendes Spiel hin, er war es auch, der das 1:0 mit einem satten 20-Meter-Schuss erzielte. Zuvor wäre ihm vermutlich ein weiterer Treffer gelungen, wenn er nicht den Ball von seinem schwachen rechten Fuß erst auf den linken hätte schieben müssen. Der Ausgleich des WSV folgte nicht lange nach dem Kölner Führungstreffer. Kohle, einer der wenigen Profis im WSV-Team hämmerte einen Freistoß ins Kölner Netz. Welz hatte nicht den Hauch einer Chance. Überhaupt Welz: Auch in diesem Spiel war der Schlussmann die Sicherheit und Ruhe in Person, verhinderte in großartiger Manier ein weiteres Wuppertaler Tor. Nicht nur Köl- ner Journalisten, auch die Schreiber vom „Kicker“ sowie andere Medienvertreter empfahlen Welz dem Bundestrainer. Das 1:1 gegen den WSV betrachtete auf Grund des Spielverlaufs niemand als Ausrutscher. Anders verhielt sich das mit dem Auswärtsspiel in

Düsseldorf, wo man 3:2 verlor. Bei der Fortuna lag man bereits mit 0:3 hinten, bevor man das Ergebnis verbesserte. Der wieder erstarkte Thielen sowie der immer besser werdende Bläser schossen die beiden Kölner Treffer, die die Niederlage aber nicht mehr abwenden konnten. Spiel 30. Die norwegische Mannschaft Viking Stavanger kam zum UEFA-Cup-Rückspiel nach Köln. Im Hinspiel verlor der FC 0:1, die Spieler gaben hinterher ehrlicherweise zu, dass sie die Aufgabe zu leicht genommen hätten. Nun ging es also um die Wurst. Und trotz der Tatsache, dass von der Papierform her keineswegs sicher war, dass der FC weiterkommt, kamen nur 6.000 Fans in die Radrennbahn, um den FC auf internationalem Parkett zu beobachten. Die wenigen, die gekommen waren, mussten nicht lange warten, bis der FC zum ersten Mal zuschlug. Flohe marschierte in der 10. Spielminute durch die Wikinger hindurch und besorgte das 1:0. Die

Hannes Löhr wird für sein 400. Spiel für den 1. FC Köln geehrt

12/2019 Köln.SPORT

17

EFFZEH

Heinz Simmet am Ball im Spiel gegen Hannover 96

18

Köln.SPORT 12/2019

Mannen aus dem hohen Norden wussten danach nicht so recht, wie ihnen geschah, auf jeden Fall ging es fast im Minutentakt mit den Einschlägen im norwegischen Tornetz weiter. Löhr und Cullmann ließen die Zuschauer jubeln und auch der Anschlusstreffer von Stavanger bedeutete keine echte Unterbrechung des Schützenfestes. Am Ende hieß es 9:1 für den FC, Hannes Löhr trug sich gleich fünfmal in die Torschützenliste ein und eigentlich hätte es 10:1 heißen müssen, denn mit dem Abpfiff donnerte ein Hammer von Overath in die Maschen. Der Schiedsrichter gab den Treffer allerdings nicht, weil der Ball erst nach dem Pfiff im Netz landete. Während des Spiels wurden zunächst vereinzelt und dann immer vehementer Rufe nach Wolfgang Weber laut. Der Nationalspieler hatte seit März 1972 nicht mehr gespielt, er war an der Bandscheibe operiert worden und die Gesundung zog sich monatelang hin. Nun wollte man den „Bullen“ endlich wiedersehen und forderte seinen Einsatz, denn er saß erstmals wieder auf der Kölner Bank. Rudi Schlott erhörte den Publikumswunsch und brachte Weber in der 60igsten Minute für Bläser. Viel Arbeit bekam der Abwehrspezialist nicht, aber sein Einsatz konnte nur von Vorteil sein, um wieder Spielpraxis zu bekommen. Spiel 31. Immer wenn der FC Schalke 04 nach Köln kam, hatten die Begegnungen eine besondere Note. So auch diesmal am 11.11.72. Dies weniger wegen dem Beginn des karnevalistischen Treibens in der Domstadt als vielmehr wegen der Probleme, vor denen der Revierclub zu diesem Zeitpunkt stand. Die Situation für die Königsblauen stellte sich höchst dramatisch dar. Schalke stand auf Platz 14, als man die Reise nach Köln antrat. Im Zuge des Bundesligaskandals wurden immer mehr Spieler des Clubs gesperrt, u. a. Klaus Fischer und Rolf Rüssmann die Säulen des Schalker Gefüges waren. Arg dezimiert kam der Vizemeister und Pokalsieger des Vorjahres also nach Köln und sollte dieses Mal nicht mehr als einen Punktelieferanten abgeben. Der FC fertigte die Schalker Rumpf- mannschaft mit 3:0 ab und nahm somit auch ein bisschen Rache an dem dramatischen Pokal-

halbfinale der Vorsaison. Den Torreigen eröffnete Jupp Kapellmann mit einem Elfmeter in der 5. Spielminute. Der Strafstoß wurde nach einem Foul von Beverungen an Löhr gegeben. Simmet erhöhte auf 2:0, nachdem wiederum Kapellmann einen phantastischen Lauf über 70 Meter zurückgelegt hatte, sein Schuss von Nigbur nur mit Mühe zur Ecke abgelenkt werden konnte, die Ecke von Flohe wohltemperiert bei Simmet landete und dieser einschoss. Detlef Lauscher gelang ebenfalls ein sehenswerter Treffer und möbelte sein Selbstbewusstsein auf. Wolfgang Overath bemühte sich extrem. Er schoss aus allen Lagen auf das Schalker Tor und sprühte vor Spielwitz. Der Kapitän wollte und musste sich unbedingt für das Länderspiel gegen die Schweiz aufdrängen, um nicht den Anschluss in der Nationalmannschaft zu verlieren. Die Leistung im Schalke-Spiel dürfte Helmut Schön beeindruckt haben. Nach dem Schalke-Spiel kam der nächste ­ Revierclub dran. In Bochum gewann der FC souverän mit 4:2. Eins der beiden Bochumer Tore war zudem geschenkt. Harald Konopka unterlief ein un- glückliches Eigentor. Hannes Löhr gelangen zwei Treffer, die anderen Tore erzielten Simmet und Flohe. Spiel 32. Die Frankfurter Eintracht wurde schon in den 70er Jahren oft mit dem 1. FC Köln verglichen. Ein Club in eine rgroßen, wichtigen Stadt, gespickt mit aus der Region stammenden, großen Spielern, immer oben dabei, oft im entscheidenden Moment gescheitert, das waren ein paar der vielen Gemeinsamkeiten. Große Spieler wie Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein waren jahrelang die Aushängeschilder des Vereins. In der Saison 72/73 lief es nicht rund bei der Eintracht, Erich Ribbeck saß auf der Bank und mühte sich der Schokoladenseite der Mannschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Als man wieder mal in Köln aufkreuzte, stand die Eintracht im Mittelfeld der Tabelle, der FC immerhin auf Platz 4. Das Spiel vor 10.000 Besuchern entwickelte sich relativ einseitig. Der FC versuchte Tempo zu machen, die Eintracht bemühte sich eben dieses Tempo aus dem Spiel zu neh- men. Zunächst mit Erfolg. Erst ein Elfmeter in

der 43. Minute bot die Gelegenheit in Führung zu gehen. Löhr verwandelte sicher gegen den Frankfurter Schlussmann Dr. Kunter. Peter Kunter war insofern ein Kuriosum, da er studierter Zahnarzt war, der mit 28 Jahren promovierte und fortan den Doktortitel trug. Kein Wunder, dass der Mann schon deshalb auffiel. Das 1:0 kurz vor der Pause bedeutete nicht, dass der FC bereits einem sicheren Sieg entgegen ging. Ein Ex-Kölner, der österreichische Stürmer Thomas Parits gelang in der 68. Minute das Aus-gleich. Doch schon im Gegenzug krönte Heinz Flohe seine Leistung durch eine unhaltbare 25-Meter-Bombe, die nach einem großartigen Dribbling in Doktor Kunters Kasten einschlug. Der FC bemühte sich ab diesem Moment ununterbrochen den Sack endgültig zuzumachen, es sollte jedoch bis zur 83. Minute dauern, ehe ein weiterer Elfmeter die endgültige Entscheidung bedeutete. Löhr trat wieder an und wieder hatte der Herr Doktor das Nachsehen. Spiel 33. Das nächste Heimspiel fand bereits eine Woche nach dem Zusammentreffen mit der Eintracht statt. Diese Begegnung barg Zündstoff, denn Kickers Offenbach kam nach Köln und auf der Offenbacher Bank saß ausgerechnet der Kölner Ex-Trainer Gyula Lorant, den Oskar Maaß wenige Monate zuvor vertrieben hatte und der postwendend nach seiner Entlassung in Köln bei den Kickers anheuerte. Offenbach stand erstaunlicherweise besser in der Tabelle als die benachbarten Frankfurter. Das Spiel gegen die Offenbacher entwickelte sich aus Kölner Sicht zu einer faustdicken Enttäuschung und aus Sicht von Lorant zu einem nachträglichen Triumph. Ein saublödes Tor durch Bleischmidt aus 30 Metern bedeutete das 1:0 für die Kickers. Torwart Welz unterlief hierbei ein brutaler Fehler, er ließ den harmlosen Schuss durch seine Finger gleiten, ein Ding, das nicht pas- sieren darf. Ausgerechnet Welz! Er war bis dahin Mr. Zuverlässig in Person gewesen, er rettete zig Mal Siege des FC und nun so was. Da der FC nur den Ausgleich durch Löhr in der 34. Minute hinbekam, war Welz nach dem Spiel derart aufgelöst, dass er das Zahlen der

12/2019 Köln.SPORT

19

EFFZEH entgangenen Siegprämie seinen Mannschaftskameraden anbot. Die lehnten (natürlich) dankend ab, sowohl Trainer Schlott als auch Präsident Maaß versuchten den angeschlagenen Torwart psychisch wieder aufzurichten, was zunächst nur mäßig gelang. Das Hauptargument gegen das Angebot von Welz lag auf der Hand: Wie so oft schaffte es der FC nicht die glasklarsten Chancen zu nutzen. Nach dem Spiel gerieten vor allem die Außenstürmer Lauscher und Glowacz in die Kritik. Sie seinen zwar bemüht, aber ihr Potential reiche nicht für einen Spitzenclub. Die Fokussierung auf die beiden Flügelstürmer ging eigentlich am Kern vorbei, denn hochkarätige Chancen erspielte sich der FC auch gegen Offenbach. Was fehlte, war ein durchsetzungsstarker Strafraumspieler, ein Mittelstürmer, der wenige Chancen braucht, um Tore zu machen. Eben dieser Mittelstürmer fehlte. Ironie des Schicksals: Eben diese Lösung des Problems befand sich zu diesem Zeitpunkt in Gestalt von Dieter Müller bei Kickers Offenbach. Der junge 19jährige Mittelstürmer kam mit Trainer Lorant ganz und gar nicht zurecht, fühlte sich übel durch den bärbeißigen Ungarn gemoppt. Bis er in Köln landen sollte, verging allerdings noch mehr als ein halbes Jahr. Spiel 34. Der Gladbach-Reigen stand an. Auf den Erzrivalen vom Niederrhein sollte der FC ab dem 28. November noch mehrfach treffen. Los ging es damit, dass das Losglück dem FC die Gladbacher als nächsten Gegner im UEFA-Cup bescherte. Das Hinspiel fand in Köln statt. Um es kurz zu machen: Das Spiel endete 0:0 und war eine herbe Enttäuschung für den 1. FC Köln. Man rechnete sich vorher gute Chancen gegen den Angstgegner aus, denn in der Meisterschaft lief es für die Borussia ausgesprochen durchwachsen, man dümpelte im Mittelfeld der Tabelle rum. Im Gegensatz dazu spielte der FC erheblich weiter oben mit, stand damals auf Rang 3. Hinzu kam, dass sowohl Spielmacher Netzer als auch sein treuer Assistent Herbert Wimmer verletzt waren und nicht in der Radrennbahn antreten konnten. Das Spiel offenbarte ein weiteres Mal das eklatante Manko des FC: Die Abschlussschwäche der Stürmer.

20

Köln.SPORT 12/2019

Im Sturm versuchten sich Lauscher, Löhr und Glowacz. Das Trio erwies sich als unfähig sich gegen die robuste Gladbacher Hintermannschaft, die bestens von Libero Wittkamp gelenkt wurde, durchzusetzen. Für Glowacz wurde Gebauer eingewechselt, doch auch er versagte. Der FC verstand es zwar durch sein überragendes Mittelfeld Gefahr für das Gladbacher Tor heraufzubeschwören, ein Torerfolg blieb dennoch aus. Pech kam hinzu. „Latten- und Pfostenkönig“ Overath donnerte einmal in der 73. Minute gegen das Holz. Das hätte der Dammbruch sein können, den der FC immer benötigte, um richtig auf Touren zu kommen. Flohe tat sich in diesem Spiel schwer, weil Bonhof sein unangenehmer Gegenspieler war und trotzdem servierte er mehrere brandgefährliche Vorlagen, die dann verstolpert wurden. Die Marschroute von Hennes Weisweiler für dieses Spiel war ganz klar: Aus einer massiven Deckung heraus nur gelegentlich nach vorne gehen, ansonsten stören, stören, stören. Er wollte am liebsten ein Unentschieden erreichen, um dann am Bökelberg alles klar machen zu können. Weisweilers Plan ging voll und ganz auf. Bei diesem Spiel kam es zum ersten (und nicht letzten) Zusammentreffen zwischen Weisweiler und seinem ehemaligen Assistenten Rudi Schlott. Schlott erging sich nach dem Spiel darin, dass man in der zweiten Hälfte besten Chancen liegengelassen habe und dass man neue Stürmer bräuchte. Schon vier Tage nach dem UEFA-Cup-Spiel in Köln, stand das Bundesligaspiel auf dem Bö- kelberg an. Vom Ergebnis her ging das Spiel für den FC krachend daneben, denn das Endergebnis lautete 5:2 für Gladbach. Man kann mitberücksichtigen, dass es zwei umstrittene Elfer für die Haus- herren gab und dass der FC in der Schlussphase mehrere gute Gelegenheiten herausspielte, letztend- lich zählte aber das blanke Ergebnis und das sah verheerend aus. Spiel 35. Gleich in der ersten Runde des DFBPokals kam es zum Prestigeduell mit dem aufstrebenden Lokalrivalen Fortuna Köln. Im Hinspiel hatte Fortuna das Heimrecht. Die Mannschaft von Präsident Löring befand sich stramm auf Aufstiegskurs in die erste Liga und

schickte sich an dem 1. FC Köln den Rang als unumstrittene Nummer 1 in der Stadt abzulaufen. Beim FC ergriff man eine bis dahin und auch seither ungewöhnliche Maßnahme. Auf Grund der desolaten Ergebnisse gegen Offenbach und zweimal Gladbach, verordnete man Cheftrainer Schlott eine „schöpferische Pause“ und setzte Assistenztrainer Volker Kottmann auf die Bank. Das Spiel im Pokal gegen die Fortuna schrammte nur haarscharf an einer echten Katastrophe für den FC vorbei. Die Rivalen aus der Südstadt präsentierten sich über die vollen 90 Minuten als das bessere Team. Der FC fand kein Mittel gegen die engagiert und geschickt agierenden Fortunen. Es war das Spiel des Wolfgang Glock, der als Mittelfeldstratege den Weltstar Wolfgang Overath über- traf. Flohe konnte das Vakuum nicht ausfüllen, Simmet ging Ende der ersten Halbzeit verletzungsbedingt vom Feld und auch sonst gab es auf FC-Seite keine echten Lichtblicke. Cullmann unterlief das Unglück eines Eigentores, er drückte mit der Brust eine sehr scharf reingezogene Flanke von Bergfelder über die eigene Linie. Mitte der zweiten Hälfte bekam der FC einen Elfmeter zugesprochen. Weder Overath noch Flohe wollten antreten, stattdessen nahm sich der junge Jupp Bläser ein Herz und versuchte den Strafstoß gegen Fahrian zu verwandeln. Er verzog den Ball und setzte ihn am rechten Pfosten vorbei ins Aus. Bläser nach dem Spiel zu der Aktion: „Ich fühlte mich sehr sicher. Ich hatte vorher Wolfgang Overath gefragt, ob ich schießen soll. Dann ist mir der Ball vom Fuß abgerutscht.“ Mit anderen Worten: Aus FC-Sicht ein Spiel zum Vergessen. Aber es sollte noch dicker kommen! Nach dem blutleeren Auftritt gegen die Fortuna ging es zum zweiten Mal zum Bökelberg. Hatte man sich im Bundesligaduell schon einigermaßen blamiert, so wurde das Rückspiel im UEFA-Cup zur bodenlosen Erniedrigung. Man wurde glatt mit 5:0 ab- gefertigt. Es sah nicht gut aus um den 1. FC Köln Mitte ­Dezember 1972.

Das vollständige Kapitel finden Sie in „Mythos Rennradbahn“ auf den Seiten 33-52

Harald Konopka machte insgesamt 335 Spiele für den 1. FC Köln

12/2019 Köln.SPORT

21

EFFZEH Buchvorstellung „Mythos Radrennbahn“

Jubel, Trubel und auch Frust Die Saison 1974/75 in der Radrennbahn

Ohne Übertreibung lässt sich konstatieren, dass die Saison 1973/74 auch für Kölner ­Verhältnisse turbulent verlief. Der miserable Start, dann der Rauswurf von Schlott, das Comeback von Meistertrainer „Tschik“ Cajkovski, der schnelle Turn around, der Siegeszug bis Ende des Jahres, die alles überstrahlenden Kantersiege im UEFA-Cup gegen Marseille und Nizza, der Break durch das Ausscheiden im DFB-Pokal, das zusätzliche Ausscheiden im UEFA-Cup ­gegen Tottenham und dann wieder das Berappeln durch glänzende Spiele in der Liga

A

m Ende stand man mit leeren Händen da. Kein Titel, aber die neuerliche Qualifikation für den UEFACup konnte auf der Habenseite verbucht werden. Mit Dieter Müller deutete sich an, dass man zumindest das Mittelstürmer-Problem lösen könnte, aber die Chancenverwertung ließ auch 73/74 schwer zu wünschen übrig. Trotzdem die Zuschauerzahlen nach oben gingen, konnte der FC keineswegs aus dem Vollen schöpfen, sondern musste sich weiterhin am Transfermarkt zurückhalten. Jupp Bläser verließ den FC in Richtung Aachen und Ricardo Neumann in Richtung französische Liga. Man verpflichtete mit Slobodan Topalovic einen weiteren Torwart, weil man davon ausging, dass Gerhard Welz nicht wieder zur alter Stärke finden würde. Für die Abwehr holte man einen Mann aus der eigenen Jugend, der es später noch zum Nationalspieler bringen sollte: Gerd Strack. Von Schalke holte man Peter Ehmke, dem man zutraute das eklatante Flügelproblem im Sturm zu beheben. Und man holte Herbert Zimmermann von Bayern München. Als Stürmer, der hinter Gerd Müller bei den Bayern verständlicherweise keine Chance besaß. Strack und Zimmermann sollten sich als echte Zukunftsinvestitionen erweisen. Der Zauber des „Tschik“ Cajkovski war noch nicht verflogen. Man setzte weiterhin auf den kugelrunden Mann aus Jugoslawien. Karl-Heinz Thielen hatte bewiesen, dass er den Laden zusammenhalten kann und dass er ein glückliches Händchen und einen ausgeprägten, guten Riecher bei Neuverpflichtungen besitzt. Am oberster Stelle hatte es im Herbst 1973 den Wechsel im Präsidentenamt gegeben. Oskar

22

Köln.SPORT 12/2019

Maaß zog sich freiwillig zurück. Für ihn kam Peter Weiand, der in FranzKremer-Manier den Club zu führen begann. An dem Lotto-Toto-Magnaten kam in Köln keiner vorbei. Weiand betrachtete alles als Zahlenspiel und gab sich mal jovial, mal unnahbar. Die WM fand zwischen den Spielzeiten in Deutschland statt, allerdings nicht im schönen Köln. Dafür fuhren drei FC-Spieler nach Malente, wo sich die deutsche Nationalmannschaft vor dem Turnier einquartierte. Zum Kader gehörten: Wolfgang Overath, Heinz Flohe und Bernd Cullmann. Nur Overath war bei Helmut Schön gesetzt und auch nur er sollte am Ende in der Mannschaft stehen, die in München den Titel gegen Holland gewann. Flohe besaß keine Lobby, Helmut Schön betrachtete ihn ausgesprochen skeptisch und Bernd Cullmann flog trotz guter Spiele am Anfang nach dem DDR-Desaster aus der Startelf. Nach heutiger Sichtweise besaß der 1. FC Köln jedoch drei Weltmeister in seinen Reihen und das machte sich gut. Die Radrennbahn als Spielstätte war etabliert und bei allen Bundesligaclubs gefürchtet. Anders als 72/73 verlor man 73/74 drei Spiele, aber dem Nimbus als uneinnehmbare Festung tat das keinen Abbruch. Keine Mannschaft kam gerne nach Müngersdorf. Trotzdem es unmöglich war hohe Investitionen in neue Spieler zu tätigen, betrachtete man den FC weiterhin als ein Team, das in der Meisterschaft ein gehöriges Wörtchen mitzureden hat. Manch ein Experte stufte die Geißböcke auch zur Saison 74/75 als einen möglichen Geheimfavoriten ein. Intern sah man die Notwendigkeit einen Titel zu erringen, glaubte aber

nicht ernsthaft Meister werden zu können. Wenn ein Titel geholt werden könnte, dann im nationalen oder internationalen Pokal. Spiel 73. Die Saison begann am 24. August 1974 mit dem Heimspiel gegen RotWeiß Essen. Vor dem Spiel wurden die drei Kölner WM-Spieler Overath, Flohe und Cullmann geehrt. Trotz nachklingender WM-Euphorie und trotz bestem Wetters erschienen auch bei diesem Bundesliga-Auftakt nur 16.000 Zuschauer. Hätten sie vorher gewusst, was sie erwartet, hätten auch sie sich nicht auf den Weg gemacht. Der FC spielte ohne Flohe, den unerklärliche Rückenschmerzen das Leben schwer machten. Sein Fehlen mag ein wichtiger Grund dafür gewesen sein, dass bei den Kölnern wahrlich nichts zusammenlief. Ja, es gab trotzdem Chancen, von Weltmeister Cullmann, wie immer auch von Löhr und von Dieter Müller. Wirklich zwingend waren diese Chancen jedoch nicht und da auch kein Kombinationsspiel zustande kam, sah man an diesem Premieren-Nachmittag eine Vorstellung des 1. FC Köln, die einem angst und bange werden lassen konnte. Normalerweise gelang es dem FC in jedem Spiel zahlreiche, zwingende Chancen zu kreieren, nur das Ausnutzen eben jener Chancen ließ oftmals zu wünschen übrig. Davon war jetzt nichts zu sehen. Auch Overath brachte es nicht zustande, dass so etwas wie Spielfluss zustande kam. Ein paar wenige lange Bälle waren von ihm zu sehen, ansonsten versuchte er sich irgendwie durchzubeißen, blieb aber genauso wie seine Kollegen im dichten

Toni Schumacher stand zwischen 1972 und 1987 im Tor des FC

12/2019 Köln.SPORT

23

EFFZEH

Heinz Flohe erzielt gegen Torwart Josef Stabel (1. FC Kaiserslautern) das Tor zum 1:0

Abwehrgestrüpp der Essener hängen. Als RWE Ende der zweiten Halbzeit sogar durch das Schlitzohr Burgsmüller in Führung ging, ging der Ofen ganz aus. Das Publikum wanderte z. T. frühzeitig ab, ein Verhalten, dass man in der Radrennbahn fast nie gesehen hatte. Die Neulinge Gerd Strack und vor allem Herbert Zimmermann lieferten ordentliche Auftritte ab, speziell bei „Zimbo“ konnte man erkennen, dass von ihm in einer intakten Mannschaft mehr zu erwarten ist. Dass der FC in den ersten Spielen nicht selten versagt, war nicht neu. Die Art und Weise aber schon. Da auch das erste Auswärtsspiel beim VfL Bochum, der nicht selten ein dankbarer Punktelieferant war, mit 3:2 verloren ging, konnte man bereits zu diesem Zeitpunkt mit Fug und Recht von einem Fehlstart sprechen. Die Spielpläne für den DFB-Pokal wurden in dieser Saison geändert und so kam es, dass die erste Runde bereits Anfang September ausgespielt wurde. Der FC musste nach Ol-

24

Köln.SPORT 12/2019

denburg, zum dortigen VfB und konnte sich mit einen 6:2-Sieg halbwegs vernünftig aus der Affäre ziehen. Spiel 74. Das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf ging am Ende 2:2 aus und zeigte überdeutlich wo das Problem des 1. FC Köln seinerzeit lag: Man war nicht in der Lage, wie noch kurze Zeit zuvor, ein Spiel bis zum Ende konsequent durchzuspielen. Man ließ es zu, dass der Gegner kommen konnte und man verlor vollends die Nerven, wenn die gegnerische Mannschaft ins Tor traf. In der ersten Halbzeit spielte der FC genau so, wie man es aus zig anderen Spielen hinlänglich kannte, er schnürte die Düsseldorfer förmlich ein. Das gelang durch Einsatz, durch ein sehr schnelles Umschalten von Verteidigung auf Angriff, durch geschickt eingesetzte, spielerische Mittel und durch ein konsequentes Belagern des gegnerischen Strafraums. Auf diese Weise führten die Geißböcke zur Pause – ver-

meintlich sicher – mit 2:0. Simmet traf und Flohe traf ebenfalls. Flohe konnte wieder spielen, war aber nicht wirklich fit. Nach der Pause wendete sich das Blatt. Die Abwehr pennte, als Budde mit einem Kopfball in der 50. Minute den Anschluss erzielte. Danach lief beim FC so gut wie gar nichts mehr zusammen. Entgegen dem Naturell der Mannschaft, verlagerte man sich darauf den Vorsprung irgendwie über die Zeit zu retten, ein Verhalten, das man beim FC eigentlich nie erlebt hatte. Zu allem Unglück resultiert der Ausgleich aus einem zweifelhaften Elfmeter, der deshalb gegeben wurde, weil Neuprofi Gerd Strack den Düsseldorfer Kriegler im Strafraum gelegt, dabei aber eindeutig den Ball gespielt hatte. Schumacher hatte keine Chance gegen den platzierten Schuss von Geye. Bis auf Cullmann und Schumacher spielten alle Kölner unter ihrem Niveau. Man beweinte nach dem Spiel das Fehlen von „echten“ Stürmern, die fähig sind, sich durchzusetzen, vor allem auf den

Flügeln. Das Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf kam angesichts der allgemeinen Lage einer Niederlage gleich. Am 4. Spieltag gastierte der FC bei Bayern München. In diesem Spiel fielen insgesamt 9 (!) Tore, drei für den FC, sechs für die Münchener. Der FC hatte bereits 3:1 im Olympiastadion geführt, als es einen eher unberechtigten Elfer für den Europapokalsieger gab. Wunder verwandelte und auch der Ex-Kölner Kapellmann durfte vom Elfmeterpunkt aus schließen. Sein Treffer markierte das 4:3. Die Niederlage hörte sich schlimmer an, als sie war und den- noch: Der FC stand unversehens auf einem Abstiegsrang. Spiel 75. Der finnische Vertreter im UEFA-Pokal hieß Kokkola PV und dieser Club trat am 18. September als erster Gegner in der Radrennbahn an. Während der ersten Halbzeit wussten die wackeren Finnen nicht so recht, wie ihnen geschah. Schon in der ersten Spielminute fiel das 1:0 durch Löhr, was vermutlich wesentlich dazu beigetragen hatte, dass der FC schnell zu seiner ge- wohnten Linie wiederfand. Dieter Müller legte zweimal nach und in der 33. Minute konnte der Kokkola-Schlussmann zunächst einen Elfmeter abwehren, gegen den Nachschuss von Overath gab es allerdings kein Mittel mehr. 4:0 zur Pause, das entsprach noch nicht mal den wirklichen Möglichkeiten, die sich geboten hatten. Kurz nach der Pause gelang Kokkola der Anschlusstreffer, was wieder eine unerklärliche Schwä- cheperiode des FC nach sich zog. Dieses Mal berappelten sich die Kölner jedoch nach einer guten Viertelstunde wieder und bauten erneut Druck auf. Gelegenheiten ergaben sich in der Schlussphase im Minutentakt. Es sollte bis zur 84. Minute dauern, aber dann traf Flohe zum Endstand. In diesem Spiel kam zum ersten Mal die Neuerwerbung Peter Ehmke zum Einsatz. Sein Einstand verlief unglücklich, er konnte so gut wie gar nichts zeigen und wurde zur Pause wieder ausgewechselt. Spiel 76. Insgesamt nur 13 Spiele verlor der 1. FC Köln in der Radrennbahn, einige

davon ausgesprochen unglücklich, aber die mit Abstand unglücklichste und unnötigste Niederlage ereignete sich am 21. September gegen Kickers Offenbach. Was sich in diesem 90 Minuten zutrug, ist an Skurrilität kaum zu überbieten. Sollte DAS am unglücklichsten verlorene Spiel aller Zeiten gesucht werden, dann ist diese Begegnung mit Sicherheit ganz, ganz weit oben im Ranking. Offenbach war zuvor immer ein gern gesehener Gast in der Radrennbahn. Es setzte häufig schwere Klatschen oder zumindest klare Niederlagen für die Offenbacher. Ihr ehemaliger Trainer Lorant sprach sogar davon, dass die Spieler auf der Fahrt nach Köln spätestens ab dem Siebengebirge von Panikattacken befallen wurden. Dieses Mal half den Kölnern allerdings keine noch so schwere Panikattacke des Gegners, sie selbst waren es schuld, dass am Ende die positiv überraschten Offenbacher mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen die Heimreise antreten konnten. Der 1. FC Köln befand sich über die gesamte Spieldauer im Vorwärtsgang, am Ende wurden 18 hochkarätige Chancen zusammengezählt. Hinzu kamen drei

(!) Latten- und Pfostentreffer von Dieter Müller ganz alleine sowie zwei (!) amateurhaft verschossene Elfmeter. Den ersten Elfer versemmelte Hannes Löhr unmittelbar vor dem Gang in die Kabine zum Pausentee, den zweiten Harald Konopka kurz vor dem Schlusspfiff. So gut wie keine zwingende Offensivaktion der Offenbacher konnte registriert werden. Bis auf eine! Und das kam so: Der Offenbacher Schwemmle stürzte und blockierte den Ball am Boden. Zuerst gab der Unparteiische Freistoß für den FC, überlegte es sich aber wieder anders, als nämlich Glowacz vehement versuchte an den Ball zu gelangen. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt bereits unterbrochen. Die FC-Spieler befanden sich in dem Irrglauben, dass sie nun „ihren“ Freistoß ausführen könnten, stattdessen schnappte sich der Offenbacher Siggi Held die Pille und passte sie in Richtung Schäfer, der sich auf den Weg zum FC-Tor aufmachte. Bis auf Weber befanden sich alle FC-Spieler in der gegnerischen Hälfte, Weber, der von Cajkovski an der Seitenlinie Anweisungen erhielt, hechtete Schäfer noch hinterher, erreichte ihn aber nicht

Zlatko „Tschik“ Cajkovski war zwei Mal Trainer des 1. FC Köln

EFFZEH

Kölner Fans im Jahr 1972 auf der Tribüne in der Radrennbahn

mehr. Jener Schäfer umkurvte seinerseits FC-Schlussmann Schumacher und erzielte seelenruhig die unverhoffte Offenbacher Führung. Danach spielten sich tumultartige Szenen um den Schiedsrichter herum ab. Overath und Herbert Neumann schubsten den Mann in Schwarz vor sich her, wollten ihm an den Kragen gehen. Wundersamer Weise wurden beide nicht vorzeitig unter die Dusche geschickt. Wenig später, als der überforderte Schiri dem FC als klare Konzessionsentscheidung einen weiteren Elfer zusprach, stürzten sich die fuchsteufelswilden Offenbacher auf den Mann in Schwarz. Wieder Tumulte, wieder keine Platzverweise. Und dann Konopkas Fehlschuss! Das schien für manchen der 12.000 Zuschauer zu viel des Guten zu sein. Der Schiedsrichter musste unter Polizeischutz die Stätte des Geschehens verlassen. Wie unsagbar unglücklich dieses Spiel auch verloren wurde, es änderte rein gar nichts daran, dass der FC auf Platz 18 durchgereicht worden war. Die Alarmglocken bimmelten am Geißbockheim Sturm. Eine ernsthaft in Betracht gezogene Maßnahme sollte die Reaktivierung von Manager Karl-Heinz Thielen als Spieler sein. Die Tatsache, dass sowohl Hein in der Abwehr und Flohe im Mittelfeld vor-

26

Köln.SPORT 12/2019

aussichtlich länger ausfallen würden, veranlasste Weiand, Cajkovski & Co. zu dem Plan den 34-jährigen wieder als Spieler einzusetzen. Thielen trainierte sowieso öfters noch mit seinen alten Kameraden, aber letztendlich kam er nicht noch mal zum Einsatz. Vom nachfolgenden Auswärtsspiel in Berlin kehrte man mit einem achtbaren 1:1 zurück und auch das UEFAPokal-Rückspiel in Finnland gestaltete man erfolgreich. Im hohen Norden gelang ein 4:1-Erfolg. Spiel 77. Gestärkt durch die auswärtigen Erfolgserlebnisse, machte man sich gegen den VfB Stuttgart, der ebenfalls ausgesprochen mau in die Saison gestartet war, daran endlich den ersten Saisonsieg einzufahren. Dass der FC endlich das Glück erzwingen wollte, spürte man von der ersten Minute an. Herbert Neumann, der von seiner ganzen Spielanlage her eher an Wolfgang Overath erinnerte, versuchte Heinz Flohe vergessen zu machen und das gelang gar nicht mal schlecht. Zwar konnte Neumann nicht seine Gegenspieler so narren wie Flohe, aber sein Kurzpassspiel ergänzte Wolfgang Overaths Spielweise ideal. Da dieses Mal auch die Flügelleute, vor allem Glowacz

auf rechts wirkungsvoll waren, konnte die drückende Überlegenheit in der 24. Minute von Dieter Müller umgemünzt werden. Er nickte eine Simmet-Flanke geschickt ein. Das 2:0 fiel kurze Zeit später, als Glowacz eine NeumannFlanke mit der Brust annahm und sofort volley abzog. Hannes Löhr traf gleich nach der Pause zum 3:1. In der 61. Minute musste Dieter Müller verletzt den Platz verlassen (Knöchelverletzung), für ihn rückte Detlef Lauscher nach. Lauscher nutzte seine Chance optimal. Er führte sich mit mehreren Sololäufen auf der linken Seite ein und erzielte das 4:2. Lauscher wurde häufig als nicht torgefährlich kritisiert. Das stimmte nur bedingt. Lauscher war der klassische Linksaußen und als solcher in erster Linie Vorlagengeber für den Mittelstürmer. Genau das tat Lauscher während seiner gesamten FC-Zeit durchaus gut. Dass er zudem Tore erzielen konnte, auch entscheidende, das zeigt die Statistik. Lauscher ist einer der Spieler, die ziemlich oft das FC-Trikot trugen, aber zu Unrecht heute vergessen sind. Am Ende fuhr der FC den ersehnten ersten Saisonsieg ein und Trainer Cajkovski zeigte sich zufrieden: „Ich bin immer zufrieden, wenn meine Mannschaft Tore schießt.“ Nach dem ersten Erfolgs-

erlebnis ging es mal wieder an die Alster, zum HSV, wo es eine 3:1-Niederlage setzte. Unmittelbar danach gleich das nächste Auswärtsspiel in Folge, beim Wuppertaler SV, der in den beiden Vorjahren erstaunlich gut in der Bundesliga mitmischte, nun aber um den Verbleib in der Liga kämpfte. Im Stadion am Zoo kam der 1. FC Köln zu einem sicheren 4:1-Auswärtserfolg. Spiel 78. Stand das Heimspiel gegen Schalke noch ganz im Zeichen von Heinz Flohes sensationellem Soloauftritt, so wurde das diesmalige Aufeinandertreffen mit dem Ruhrverein zum Galaauftritt eines anderen Kölner Nationalspielers, nämlich dem von Bernd Cullmann. „Culli“ erschoss die Knappen quasi im Alleingang. Bis zur Pause führte Schalke nicht mal unverdient mit 2:1 in der Radrennbahn. Klaus Fischer hatte einen Elfmeter sicher verwandelt und damit das 1:0 für die Gäste besorgt, dann trat Cullmann zum ersten Mal als Torschütze in Erscheinung, indem er den Ausgleich erzielte, aber Fischer war es erneut, der Schalke in Führung brachte. Cajkovski hatte den Ex-Schalker Peter Ehmke gebracht und gehofft, dass dieser durch diese zusätzliche Motivation endlich den Durchbruch in Köln schafft. Das Gegenteil sollte der Fall sein, Ehmke bekam wieder nicht viel hin. In seiner Verzweiflung überredete „Tschik“ den auf der Bank sitzenden Heinz Flohe in der zweiten Halbzeit für Ehmke aufs Feld zu gehen und um eine Art zurückhängenden Mittelstürmer abzugeben. Die Ärzte hatten Flohe vorher dringend abgeraten zu spielen, aber er ließ sich trotzdem nicht lange bitten. Flohes Einwechslung verwandelte das Spiel sofort. Der FC befand sich fortan nur noch im Vorwärtsgang und Cullmann wurde zum unwider- stehlichen Toremacher. Ein ums andere Mal schaltete sich der Libero in den Angriff ein und machte zwei weitere Tore, eins schöner als das andere, eins mit dem Kopf, zwei mit den Fuß. Immer nach langen Sturmläufen und bestens in Szene gesetzt durch seine Mitspieler Overath und Flohe. Neben Cullmanns Sahnetag dürfte eine taktische Umstellung zur Pause mitverantwortlich für den Kölner Erfolg gewesen sein.

Cajkovski beorderte Konopka von der rechten auf die linke Seite, wo er es fortan mit dem Jungstar Rüdiger Abramczik zu tun bekam und diesen völlig abmeldete. Auf Konopkas rechte Seite wechselte Glowacz, der mit Erwin Kremers bestens zurechtkam und diesen aus dem Spiel nahm. In der 2. Runde des UEFA-Pokals galt es zunächst nach Rumänien zu fahren. Dort traf man auf die international nicht unbeleckten Spieler von Dinamo Bukarest. Man spielte 1:1, schuf sich damit eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Köln. In Bukarest schoss der vorhin schon näher beschriebene Detlef Lauscher das Kölner Tor. Der FC kam tatsächlich wieder in Schwung. In Braunschweig haute man die Eintracht mit im- merhin 4:1 vom eigenen Platz. Spiel 79. Dass Dinamo Bukarest keine im Vorbeigehen schlagbare Laufkundschaft ist, zeigte sich alsbald in der Radrennbahn beim legendären Rückspiel. Blitzschnell, durch Tore in der 3. und 8. Minute, lagen die Rumänen zum Schrecken des 1. FC Köln und der 16.000 entsetzten Zuschauern unversehens mit 2:0 vorne. Zur Freude aller krempelte

der FC allerdings die Ärmel hoch und konnte das schon verloren geglaubte Ding wahrhaftig noch drehen! Zwar eskalierte die Begegnung zu einem durchaus brutalen Spiel, sichtbarstes Zeichen waren fünf Gelbe Karten für DinamoSpieler sowie ein Platzverweis für den rumänischen Kapi- tän Dinu in der 61. Minute, nach einer bösen Tätlichkeit gegen Cullmann. Overath konnte bereits in der 18. Minute den Anschluss herstellen und Herbert Neumann erzielte sein erstes Tor in einer internationalen Begegnung (58. Minute), aber es sollte sich noch bis zur 73. Minute hinziehen, bis Dieter Müller endlich der Siegtreffer gelang. Er zog aus kurzer Distanz unhaltbar ab. Abgesehen von den drei Treffern stand nach dem Spiel vor allem auf der Habenseite, dass der FC nicht den Kopf verlor, sondern zielstrebig daran ging das Match zu drehen. Mit viel Energie und Laufarbeit schaffte man es die nächste Runde zu erreichen. Manager Thielen hockte auf der Tribüne und wurde „fast verrückt“, wie er nachher sagte. Am Ende habe man nicht nur verdient gewonnen, sondern es verstanden die alte Dominanz in der Radrennbahn wiederherzustellen.

Dieter Müller erzielt ein Tor für den FC in der Partie gegen Hertha BSC Berlin 1975

Fotos: imago images/ Ferdi Hartung (3)/ Sven Simon (1)/ Horstmüller (3)/ WEREK (1)/ Rust (3)/ Werner Otto (1)/ Pfeil (1)

EFFZEH

Viertelfinale im UEFA Pokal 1973/1974 zwischen dem FC und Tottenham (1:2): Herbert Hein (li.) und Wolfgang Weber (Köln) gehen enttäuscht vom Platz

Spiel 80. Nach vier gewonnenen Spielen in Folge, erwartete das damals zweifellos extrem verwöhnte und kritische Kölner Publikum einen weiteren, super heraus gespielten Kantersieg gegen die Gäste von Werder Bremen. Tatsächlich konnte dieser Erwartungshaltung nicht entsprochen werden. Der Kräfteverschleiß, vor allem durch das BukarestSpiel, steckte der Mannschaft noch in den Knochen. Trotzdem erzielte der FC drei Tore. Das erste per Elfmeter, verwandelt durch Konopka, der wieder mal auf diese Weise ins Netz traf, dann

28

Köln.SPORT 12/2019

Simmet und schließlich noch Overath. Bei dieser Begegnung kann man sagen, dass der FC – anders als im Normalfall – aus wenigen Chancen viel machte. In der Radrennbahn war man allerdings an souveräne Siege gewöhnt, an das totale Auseinandernehmen eines Gegners. Da das gegen Bremen unterblieb, kam es nach dem Spiel zu einem echten Pfeifkonzert der Zuschauer. Bei einem 3:1-Sieg! Eine Woche später, nachdem man sich erholen konnte, setzte sich der positive Trend weiter fort. Beim Angstgegner Borussia Mönchengladbach erreichte der FC ein 1:1, bei dem

man sich ansehnlich präsentierte und Gladbach von Glück sprechen konnte nicht verloren zu haben. Spiel 81. Das vom Ergebnis her triste 0:0 gegen Eintracht Frankfurt spielte sich nicht ganz so schrecklich ab, wie es den Anschein erweckt. Der FC spielte über 90 Minuten nicht schlecht. Wohl aber offenbarte sich ein mittlerweile uraltes Problem erneut in aller Deutlichkeit: Alle technische Überlegenheit, vor allem im Mittelfeld ist gut und schön, oft auch spielentscheidend, aber eben

nicht immer. Wenn weder Overath noch Flohe noch Simmet das erledigen (konnten), was in erster Linie Sache der Stürmer war, dann sah es oftmals zappenduster aus. Im Spiel gegen die Eintracht aus Frankfurt bekam Dieter Müller selten passende Vorlagen und sowohl Lauscher als auch Ehmke waren Totalausfälle. Nach dem Spiel jammerte „Tschik“ Cajkovski genau deshalb minutenlang rum. Man hätte locker gewinnen können, wenn eben diese Außenpositionen gut besetzt wären. Der nächste UEFA-Cup-Gegner war ein alter Bekannter von „Tschik“ Cajkovski: Partizan Belgrad. Die spielstarken Jugoslawen empfingen den 1. FC Köln am 27. November zum Hinspiel. Sie gingen auch mit einem 1:0 als Sieger vom Platz. Cajkovski zeigte sich deshalb nicht weiter beunruhigt und neckte die örtlichen Journalisten damit, dass er ihnen eine hohe Niederlage in Köln versprach. Im Meisterschaftsspiel bei Aufsteiger TB Berlin konnte sich der FC mit 3:2 durchsetzen. Gerd Strack erziele sein erstes Bundesligator, Hannes Löhr traf an ­ diesem Tag zweimal. Spiel 82. Der 1. FC Köln hatte sich durch die zurückliegenden Erfolge wieder in die oberen Tabellenregionen begeben. Die am Anfang der Saison teilweise fahrlässig liegen gelassenen Punkte schmerzten angesichts des theoretisch Möglichen enorm. Dass einige Siege in der Liga, auch zuhause, nicht glanzvoll zustande kamen, daran musste sich das Kölner Publikum erst noch gewöhnen. Beim Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern blieben alle 15.000 Zuschauer bis zum Schluss auf ihren Plätzen, obwohl sie phasenweise eigentlich gehen wollten. Zu viel Stückwerk wurde geboten, zu unstrukturiert verlief die Partie. Dafür sollte das zahlende Publikum in den letzten beiden Spielminuten entschädigt werden, denn erst da gelangen zwei Tore zum 2:0-Endstand. Das erste Tor resultierte aus einem schwach geschossenen Freistoß durch den Lauterer Jungprofi Melzer, den ein Kölner erlaufen konnte, Konopka ging auf die Reise Richtung Lauterer Tor, flanke richtig und Löhr konnte mit einem platzierten Kopfball Torwart Hellström überwinden. Das

zweite Tor legte 120 Sekunden später Dieter Müller nach. Er konnte somit seine Verhandlungsposition gegenüber seinem Arbeitgeber etwas verbessern, denn Müller befand sich in Gesprächen über eine Vertragsverlängerung. Da er zuvor einige Chancen liegen gelassen hatte, stand er jedoch auch in der Kritik. Gebetsmühlenartig wiederholten sich die Forderungen nach „richtigen Flügelstürmern“ von Seiten der Kölner Medien. Spiel 83. Das Rückspiel im Achtelfinale des UEFA-Cups fand am 11. Dezember 1974 statt. Wieder mal unter Flutlicht, wieder mal galt es einen Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen, wieder einmal empfing man einen Gegner, der von der Papierform etwas hermachte. Partizan Belgrad wurde letztendlich aus der Radrennbahn wieder herausgeschossen. Somit reihte sich dieses Spiel in die lange Reihe der unvergessenen, internationalen Pokalnächte mit einem ausgesprochen guten Ende ein. 18.000 Zuschauer waren über weite Strecken der 90 Minuten angetan von dem, was ihnen auf dem Rasen geboten wurde. Bei diesem Spiel beschlich jedem das sichere Gefühl, dass es am Ende gut ausgehen wird, zu klar lagen die Spielanteile verteilt, viel zu eindeutig dominierte der Geißbockclub. Das Verrückte: In der ersten Halbzeit verschossen die Kölner Spieler Konopka und Overath ihre Elfmeter! Konopka zirkelte den Ball links am Tor vorbei und Overath donnerte das Spielgerät an die Querlatte. Dadurch blieb es bis zum Pausenpfiff – ungerechterweise – beim 0:0. Neben den „todsicheren“ Chancen per Elfer gesellten sich noch fast ein Dutzend weitere, beste Einschussmöglichkeiten in der ersten Halbzeit hinzu. Nach der Pause legte der FC allerdings Tore vor. Overath, Löhr, Müller, Glowacz und zum Schluss Flohe trafen. Beim Stande von 4:0 gelang den Jugoslawen zwar der Anschlusstreffer, der kurzfris- tig den FC durcheinanderbrachte, aber am Ende hieß es verdient 5:1. Herbert Neumann, Jürgen Glowacz und vor allem Dieter Müller spielten sich in der zweiten Halbzeit in die Herzen der Zuschauer. Am meisten wurde der Treffer von Hannes Löhr beklatscht, der an die

besten Tage des FC-Seniors erinnerte. Neben den Offensivkräften wuss- te ebenso Torwart Schumacher zu beeindrucken. Auch er hielt einen Elfmeter und zwar in der 37. Minute. Das war seine größte Tat, denn hätte Belgrad da getroffen, hätte sich eine andere Dynamik beim Stande von 0:1 für Partizan entwickeln können. So aber hielt Schumacher sein Team im Spiel. Das Fehlen von Wolfgang Weber machte sich dann und wann bemerkbar. Weber hatte sich schon im Spiel gegen Frankfurt einen Muskelfaserriss zugezogen. Der Pechvogel musste daraufhin noch einige Spiele aussetzen. Stellte sich in der Vorsaison im Zeitraum Dezember eine gravierende Schwächeperiode des FC ein, so gestaltete sich der Dezember 1974 zum glatten Gegenteil. Im Anschluss an den UEFA-PokalTriumph gegen Belgrad, haute man in Duisburg den MSV einfach mal mit 3:1 weg, wobei Simmet zweimal auf der Liste der Torschützen verewigt wurde. Nach der Winterpause ging es dann am 25. Januar 1975 mit dem ersten Spiel der Rückrunde in Essen weiter. Dort holte man zumindest ein 1:1 heraus. Wenig später, am 29. Januar, dann Balsam auf die Seele eines jeden FC-Fans: Der FC erstürmte in unvergleichlicher Manier den Bökelberg in Mönchengladbach! Es ging um das Weiterkommen im DFB-Pokal. Sensationeller Weise gewann der FC dieses Aufeinandertreffen mit 5:3 und bot eine Traumleistung. Gladbach führte bereits 2:0, aber Flohe gelang der Anschluss, Simonsen verwandelte dann zwar einen Elfmeter zum 3:1, was jedoch den FC nicht umschmiss, im Gegenteil. Flohe verwandelte seinerseits einen Elfmeter und danach schraubten Neumann und Müller die Kölner Trefferquote auf Fünf hoch. Dass Flohe jetzt die Elfer schoss, war längst an der Zeit. Der FC hatte zahlreiche Elfer vergeigt, immer wieder scheiterten Konopka, Löhr und auch Overath. Fortan sollte „Flocke“ das machen und damit lag man nur zu richtig.

Das vollständige Kapitel finden Sie in „Mythos Rennradbahn“ auf den Seiten 75-92 12/2019 Köln.SPORT

29

EFFZEH Buchvorstellung „Mythos Radrennbahn“

„Ich machen Mannschaften, Sie machen Massagen!“ Carlo Drauth massierte die Radrennbahn-Mannschaft und erinnert sich Zur Radrennbahn-Zeit gab es noch keine vielköpfigen Trainerstäbe in der Form, wie das heute üblich ist. Es gab den Cheftrainer, seinen Assistenten, beim FC gab es zudem den Konditionsund Torwarttrainer und das war es dann. Hinzu gesellte sich noch der Masseur und Physiotherapeut. Genau in dieser Funktion befand sich der in Luxemburg geborene Carlo Drauth jahrelang ganz dicht an der Mannschaft. Er wurde quasi vom Fleck weg engagiert

Fotos: mago images/ Werner Otto (1)

E

r erinnert sich an sein Blitin den durchschmitzten Klazengagement wie folgt: motten, man duschte erst bei „Ich war in der Uni-Klinik bei der Rückkehr im Vereinsheim. Prof. Schneider und hatte dort Unglaublich, aber wahr. schon viel mit Sportlern zu tun Wenn die Osttribüne begehabt und diese behandelt. denklich quietschte, weil sie Vom FC war Wolfgang Weber unter dem Getrampel einzueiner meiner regelmäßigsten krachen drohte, dann konnte Patienten, aber auch von andeman das als Gegner „durchaus ren Vereinen kamen sie zu uns. als Drohkulisse empfinden,“ Berti Vogts oder Günter Netzer berichtet der Masseur. Man gereisten z. B. aus Gladbach an. wann trotzdem keine Titel, was Eines Tages war der Kalli ThieDrauth in erster Linie „auf fehlen beim Prof. Schneider und er lendes Glück“ zurückführt „Es fragte ihn: Habt ihr einen gugab mehrfach das Ausscheiden ten Mann, der für den Job als im UEFA-Cup. Jedes Mal spielPhysiotherapeut geeignet ist? te das Pechmoment eine entDonnerstags kam er und hat scheidende Rolle.“ mich sofort engagiert. SamsDas damalige FC-Team Wolfgang Weber im Duell mit Klaus Fischer (Schalke) tags haben wir gegen Eintracht konnte als eine „familiäre Einchen, dann kam „Tschik“ Cajkovski. Als Frankfurt gespielt! Ich hatte noch die Klaheit bezeichnet werden. Es gab keine die Mannschaft zum ersten Mal im Flieger motten aus der Uni-Klinik an, als ich am echten Gruppen, man verstand sich als auf ihn traf, kam „Tschik“ auf Drauth zu Geißbockheim ankam. Den Wolfgang WeEinheit und man trat auch so auf.“ Drauth und stellte klar: „Ich machen Mannschafber kannte ich ja schon länger und der hat gehörte zu der Familie. Als er seine Praten, Sie machen Massagen.“ Mit Cajkovski mich dann gebrieft: Bei dem muss du das xis zur Radrennbahnzeit eröffnete, war es sollte Drauth 2 1⁄2 Jahre eng zusammenmachen, bei dem dieses. Weber hat mir selbstverständlich, dass die ganze Mannarbeiten. Zu Lachen gab es genug. „Tschik wahnsinnig geholfen.“ Carlo Drauth kneschaft kam und mitfeierte. Pünktlich nach war in erster Linie ein Motivator. Er konntete und massierte die FC-Spieler ab 1973 der Radrennbahn hörte Drauth beim FC te mit seinem Witz Spaß vermitteln.“ bis zum Ende der Radrennbahnzeit. Und auf, um seine Praxis im Agnesviertel zu Die Radrennbahn an sich beschreibt der Mann erlebte verdammt viel. Über betreiben. Er arbeitete noch mal Ende der der Masseur, der alle Spiele von der Seidie Mannschaft sagt er: „Das waren al70er Jahre für den KEC, was „auch eine tenauslinie verfolgte mit Wehmut: „Es les Persönlichkeiten, echte Typen“. Und: wirklich irre Zeit war,“ aber das sollte war ein unvergleichlicher Kessel! Wir sa„Da waren echte Weltklassespieler dabei. dann der letzte Ausflug ins Vereinsleben ßen unmittelbar an der Linie. Wenn ein Der FC besaß eine überaus gut besetzte bleiben. Sein Fazit: „Es war eine tolle Zeit. Spieler rüber flog, dann landete er bei uns Mannschaft.“ Drauth knetete sie durch, Es war eine Zeit, die es nie mehr geben auf dem Schoß.“ machte sie fit. „Jeder hatte so seine Mawird, das muss man sagen. Ich bin froh, Von gestandenen Spielern wie Beckenrotten. Manche wollten nicht vor dem Spiel dass ich es erlebt habe.“ bauer wusste er: „Die hatten regelrecht massiert werden, Heinz Simmet und Toni Angst in der Radrennbahn zu spielen.“ Schumacher verzichteten darauf. Andere Das Kapitel können Sie Auch die Vorbereitung aufs Spiel erscheint konnten gar nicht genug bekommen.“ Auf im Buch „Mythos unorthodox: „Die Mannschaft zog sich im alle Eigenarten galt es sich einzustellen. Rennradbahn“ auf den Geißbockheim um und fuhr dann im Bus Als Drauth loslegte, war Rudi Schlott Seiten 154-155 lesen zur Radrennbahn.“ Auch zurück ging es der Trainer. Ihn erlebte er nur wenige Wo-

30

Köln.SPORT 12/2019

EFFZEH

Szene aus dem Spiel Köln-Hertha in der Saison 1974/75

Buchvorstellung „Mythos Radrennbahn“

Radrennbahn = Wehmut + Demut Von: Ulrich Männig Als kleiner Junge hatte ich bereits einige Spiele des 1. FC Köln in der altehrwürdigen Müngersdorfer Hauptkampfbahn live erleben dürfen, bevor es dann im August 1971 aus den sattsam bekannten Gründen ca. 200 Meter weiter westwärts in die Radrennbahn ging

Foto: imago images/ Werner Otto (1)

M

eine Güte, was für ein Stadion! Nach heutigen Auflagen der DFL hätten der FC und die Fortuna kein Heimspiel in diesem Stadion austragen dürfen. Aber zur damaligen Zeit, als der Fußball noch im Mittelpunkt stand und das Anspruchsdenken von Spielern und Fans ein völlig anderes war, reichte es vollkommen aus.. Ich erinnere mich noch daran, dass die Stehplatzränge in der Süd- und Nordkurve oberhalb des Rennbahnovals durch einen Maschendrahtzaun von den Sitzplatzunterrängen abgetrennt waren. Diese Sitzplätze bestanden aus durchgehenden Holzbohlen und die waren auf die Rennbahn montiert worden. Natürlich waren sie nicht überdacht. Überdacht waren ledig-

32

Köln.SPORT 12/2019

lich – und das auch nur teilweise – die Haupttribüne und die Gegentribüne. Diese Gegentribüne war die ehemalige Haupttribüne der Müngersdorfer Hauptkampfbahn. Die so genannte Haupttribüne hatte auch einen Ehrengastbereich. Diese Ehrenlogen (heutige VIP-Besucher und die Inhaber eines teuren BusinessSeats würden entsetzt die Hände über den Köpfen zusammenschlagen) erinnerten mich immer an die Logen in einer Oper oder einem Theater. Wenn ich mich richtig erinnere, passten in eine Ehrengastloge vier Personen. Die Radrennbahn bestand gefühlt zu 80% aus Holz. Das sah man im Laufe einer Spielzeit besonders den Sitzreihen in den Kurvenunterrängen

an. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes durchgesessen. Kein Wunder, schließlich waren sie Wind und Wetter schutzlos ausgesetzt. Nur zu gerne stelle ich mir vor, wie eine Vertreterin der heutigen Spielerfrau-Generation auf Highheels durch die Radrennbahn stöckelt und mit dem Absatz in einer durch Nässe aufgeweichten Holz- bohlen steckenbleibt. Was gäbe das ein Gekreische! Die Stimmung in der Radrennbahn war selbst dann famos, wenn das Oval nur zur Hälfte oder einem Drittel besetzt war. Wir Fans waren ganz nah dran am Spielfeld, und das Getrampel auf den hölzernen Böden sorgte beim Gegner für eine furchteinflößende Stimmung.

Eine besondere Atmosphäre gab es bei Abendspielen. Das Flutlicht entsprach gerade so den damaligen DFB-Vorgaben und sorgte aus meiner Sicht für eine düster-unheilvolle Stimmung wie im Nachtclubviertel einer Großstadt. Düster-unheilvoll selbstverständlich nur für den Gegner. Vor allem einige dieser Fußballabende in der Radrennbahn sind mir – sofern mir meine Eltern damals erlaubten, dass ich entweder mit meinem größeren Bruder oder anderen, etwas älteren Ju- gendlichen aus der Nachbarschaft auch Abendspiele des FC besuchen durfte – unvergesslich geblieben. Dazu gehören die legendären Pokalheimspiele im Frühjahr 1972 gegen Kickers Offenbach (4:0), Bayern München (5:1, was für ein Spiel!!!) und Schalke 04 (4:1). In den Jahren 1973 und 1974 waren es dann unvergessliche Auftritte im UEFA-Pokal. Da war das Spiel gegen Eskesehirspor im Oktober 1973 (2:0). Wenn ich mich richtig erinnere, war das für den FC aufgrund der zigtausenden türkischen Gastarbeiter eigentlich ein Auswärtsspiel. Nicht

zu vergessen die „französischen Nächte“ im Herbst 1973 gegen Olympique Marseille (6:0) und OGC Nizza (4:0). Die Radrennbahn war rappelvoll, und die FC-Fans peitschten die Jungs auf dem Rasen unermüdlich nach vorne. Selbstverständlich gab es auch unvergessliche Bundesligaspiele. In nachhaltiger Erinnerung blieben mir die 4:3-Siege gegen Borussia Mönchengladbach am 2. Oktober 1971 und gegen Bayern München am 6. Oktober 1973. Was blieb mir sonst noch in Erinnerung? Das Hochhaus hinter der Nordkurve! Bei FC-Heimspie- len waren die Balkone und Fenster ab dem sechsten oder siebten Stockwerk proppevoll mit Menschen, die dem FC für lau zujubelten. Bei weniger gut besuchten FCHeimspielen trat pünktlich zum Halbzeitpfiff – wenn der FC in Halbzeit eins Richtung Süd- kurve gespielt hatte – eine regelrechte Fanwanderung Richtung Nordkurve ein. Die Mitarbeiter des Wachdienstes Luchs zeigten dabei dasselbe Engagement wie Rathausmitarbeiter, die Weiberfastnacht das Rathaus vor dem Ansturm der jecken

Tollitäten schützten. Die Bäume hinter beiden Kurven waren auch stets gut besucht bzw. erklettert. Mit etwas Wehmut denke ich an diese herrlich verrückten und manchmal archaischen Zeiten in der Radrennbahn zurück. Es gab kein Rahmenprogramm und keine Cheerleader zur Bespaßung der Fans. Die heutige Südtribünengeneration mit „Wilder Horde“ und Co. hätte an und in der Radrennbahn vermutlich ihre helle Freude gehabt. Mit der Pyrotechnik wäre es allerdings etwas schwierig geworden. Aufgrund der Bauweise der Radrennbahn wäre es wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein einmaliges Erlebnis geworden. Für etliche Protagonisten der heutigen millionenschweren Fußballglitzerwelt würde eine Zeitreise in die legendäre Radrennbahn anno 1971 bis 1975 mit Sicherheit gut tun. Es käme Demut auf.

Das Kapitel können Sie im Buch „Mythos Rennradbahn“ auf den Seiten 159-160 lesen ANZEIGEN

EFFZEH Buchvorstellung „Mythos Radrennbahn“

„Ich war nach jedem Spiel völlig fertig“ Fritz Guckuk – Der erste Ultra

Foto: imago images/ Rust

In der Fanszene der Radrennbahn war Fritz Guckuk von Anfang an dabei und hat alles erlebt. Er erinnert sich daran, wie es damals war. Zum Umzug von der alten Hauptkampfbahn in die Radrennbahn: Beim Umzug von der Hauptkampfbahn in die Radrennbahn sollten die Fans nicht mehr in der Nordkurve stehen, sondern auf einmal in der Südkurve. Das wollten die Wenigsten. Die Fanszene war damals überhaupt nicht organisiert. Ich gehörte noch zu den Pimpfen. Ich musste mir die Jugendkarten kaufen und stand deshalb automatisch in der Südkurve. Die älteren Fans versuchten sich zunächst in der Nordkurve der Radrennbahn zu organisieren, aber am Ende ballte sich dann doch alles in der Südkurve. Schal und Fahnen: Der Schal war von der Oma gestrickt worden, die Fahne hatte man von der Deutzer Brücke geklaut. Wenn man sich das mal vorstellt: Wir standen auf dem Geländer der Brücke und holten da die Fahne vom Mast! Auf der Hohenzollernbrücke hatte ich vier Fahnen runtergeholt und dann wurden die von der Mama zusammengenäht. Dadurch hatte ich ein 24 Quadratmeter großes Ding, ein Riesenteil. Plus sechs Meter lange Stange! Das musst Du heute mal versuchen am Ordnungsdienst vorbeizubekommen! Tunnelblick: Wenn man so will, war ich der erste Ultra. Ich hatte kein Interesse an der Nationalmannschaft, kein Interesse an irgendwelchen anderen Mannschaften, hab nie Europapokal geguckt. Wenn mein FC da nicht gespielt hat, dann inte-

ressierte mich das nicht. So gesehen war ich der erste Ultra. Kontakt zum Club: Es gab damals null Kontakt zu Offiziellen des FC. Erst sehr viel später wurde Michael Trippel aus unserer Truppe als Fanbeauftragter installiert, aber zur Radrennbahnzeit war man noch meilenweit davon entfernt. Was normal war: Damals gab es keine Hooligans und keine Ultras. Wenn man mit einem rot-weißen Schal nach Schalke fuhr, dann bekam man ein blaues Auge und wenn man mit einem blau-weißen Schal nach Köln kam, bekam man auch ein blaues Auge. So lief das. Da wurde kein Theater drum gemacht. Die Polizei: Wir hatten damals sehr viel mehr Respekt vor der Polizei als das heute der Fall ist. Ich habe mal eine Nacht im Waidmarkt verbracht und die Behandlung damals im Polizeipräsidium war nicht gerade gastfreundlich, sondern eher burschikos, so würde ich das mal bezeichnen. Wenn Grün auftauchte, dann war bei uns Schluss. Einmal, beim UEFA-CupSpiel gegen Tottenham, da saßen die Tottenham-Fans vor uns auf den Sitzplätzen in der Südkurve, wir hinter dem Zaun. Die beschmissen uns mit kleinen Doornkaat-Flaschen. Eine bekam ich vor den Kopf. Als ich die zrückwerfen wollte, hielt jemand meine Hand fest, ich drehte mich um und sah einen Polizisten, der zu mir sagte: „Das willst Du jetzt nicht tun.“

Let it rain: FC-Fans in der nicht überdachten Radrennbahn

Natürlich nicht! Weshalb man zum FC ging: Man ging damals deshalb hin, weil man Fußball sehen wollte, guten Fußball. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn der FC damals mal abgestiegen wäre. Ich glaube, dann hätten die in der 2. Liga vor ein paar Hundert Leuten gespielt. Das war total erfolgsabhängig. Der Trick: Um die Fans im Zaum zu halten, waren die damals durchaus erfinderisch. Der Wachdienst Luchs beispielsweise engagierte solche Leute wie mich, um als Ersatzordner zu arbeiten. Die kamen irgendwann mal an und boten an, dass man das Spiel nicht nur umsonst gucken könnte, nein, man bekam sogar 15 DM und sollte mit einer Ordnerbinde am Arm den Durchgang von der Südkurve Stehplatz zu den Sitzplätzen kontrollieren. Das hat man natürlich gerne gemacht und konnte das Spiel gucken. Blödsinn konnte man dabei nicht machen. Der volle Einsatz: Ich war nach jedem Spiel komplett fertig! Völlig ausgepowert. Vom Brüllen und Singen. Nach dem Spiel war ich immer ganz durch. Frauen: Wir waren vielleicht 300 oder 400 Leute in der Kurve, da gab es vielleicht fünf oder zehn Mädels, mehr nicht. Die waren allerdings auch echte Fans, die kamen nicht dahin, weil ihr Freund dorthin ging, die kamen, weil es sie interessierte. Der Abschied: Als wir die Radrennbahn wieder verließen, kam damals keine Wehmut auf. Wir hatten auf einmal ein tolles, großes Stadion, da sah man zunächst nur die Vorteile. Alle Plätze waren überdacht. In der Radrennbahn stand man immer im Regen. Erst später wurde einem klar, wie sensationell die Radrennbahn wirklich war.

Das Kapitel können Sie im Buch „Mythos Rennradbahn“ auf den Seiten 165-167 lesen 34

Köln.SPORT 12/2019

EFFZEH Buchautor Frank Steffan im Interview

„War eine prägende Zeit“

Höchstens zwei Jahre sollte der 1. FC Köln von der Hauptkampfbahn des Müngersdorfer Stadions in die daneben liegende Radrennbahn umziehen, damit das alte Stadion abgerissen und ein neues hingestellt wird. Am Ende wurden es viereinhalb Jahre, die für Buchautor Frank Steffan bis heute zu den legendärsten in der FC-Historie gehören. Im Interview erklärt er, warum Interview | Peter Stross

D

Fotos: PR

er Kölner Autor, Verleger und Filmemacher Frank Steffan hat in den letzten Jahren mit seinen Filmund Buchprojekten zu Heinz Flohe und zur erfolgreichen Double-Saison 1977/78 große Erfolge erzielt. In den Jahren 2015 und 2018 belegte er mit seinen Dokumentarfilmen beim Fußballfilmfestival 11mm in Berlin jeweils die ersten Plätze („Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte“, bester Film national / „Das Double 1977/78“ bester Film international). In Köln.Sport spricht er über seine aktuelle Buchveröffentlichung „Mythos Radrennbahn“, die ab sofort erhältlich ist. Hallo Herr Steffan, seit Jahrzehnten beschäftigen Sie sich in Büchern und Filmen mit dem 1. FC Köln. Wann begann Ihre Sympathie für den Klub? Es ging im Grunde mit der Radrennbahn los. Mein erstes Spiel habe ich zwar noch in der alten Hauptkampfbahn im Müngersdorfer Stadion erlebt, ab 1971 war ich dann aber erst so richtig intensiv dabei und bei fast jedem

36

Köln.SPORT 12/2019

Spiel im Stadion. Als Jugendlicher war das für mich eine prägende Zeit. Wann haben Sie sich dazu entschieden, die Historie des 1. FC Köln in Büchern aufzuarbeiten? 1981 und 82 habe ich begonnen, den Verlag aufzubauen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Idee zu den „So ein Tag...“-Büchern entstanden. Die Grundkonzeption dieser Bücher war es, Spielberichte über damals zurückliegende Partien im Original zu reproduzierten und mit Kommentaren von Zeitzeugen sowie Statistikmaterial zu ergänzen. So entstand 1983 das erste Buch in meinem Verlag. Darin ging es über die damals letzten 20 Jahre des 1. FC Köln, sprich um die Zeit von 1962 bis 1982. Das war unsere erste Buchveröffentlichung im Verlag. Sie sind in der Folge dann beim Thema geblieben. Auffällig ist, dass meist die 1970er Jahre im Mittelpunkt ihres Interesses stehen – warum? Die 1970er Jahre haben bei mir bis heute die größte Faszination ausgelöst.

Schaut man sich die Statistiken und Fakten an, wird klar, dass diese Zeit nicht nur vom Gefühl, sondern tatsächlich extrem erfolgreich war. Die Ära in der Radrennbahn ist für mich bis heute in Sachen Spielkultur die beste, die dieser Verein je erlebt hat. Solch ein Offensivspektakel hat es vorher und nachher so nie mehr gegeben. Obwohl der FC in der Radrennbahn jeden Gegner an die Wand gespielt hat, blieb der ganz große Erfolg leider aus. Das ist für mich immer noch erstaunlich. Denn die Mannschaft war zum damaligen Zeitpunkt sicherlich nicht schlechter besetzt als Bayern München oder Borussia Mönchengladbach. Der fehlende Erfolg in Sachen Titel liegt in meinen Augen darin, dass sie diesen Hurra-Fußball gespielt hatten. Es fehlte ein guter Trainer, der die Mannschaft geführt hätte. Das änderte sich erst mit Hennes Weisweiler. Wann entstand die Idee, ein Buch zum Thema „Mythos Radrennbahn“ zu schreiben? Die Idee kam erst Anfang des Jahres. Dann habe ich erst einmal recherchiert

steckbrief

Frank Steffan Frank Steffan (* 28. August 1957 in Köln) ist Autor, freier Journalist, Filmemacher und Verlagsinhaber. Er war der erste Chefredakteur der deutschen Ausgabe des „Rolling Stone“ Magazins. In der Folge gründete er 1982 den Verlag „Edition Steffan“, in dem er auch selbst publiziert – hauptsächlich zu Themen rund um den 1. FC Köln.

und geschaut: War der FC in dieser Heimspielstätte wirklich so erfolgreich, wie ich es in Erinnerung habe? Nachdem klar war, dass sich meine Erinnerung mit den Fakten decken, musste ich das Buch machen. Dann begann die Recherche – ich habe mir alle Spielberichte aus diversen Quellen besorgt, was eine Weile gedauert hat. Angefangen mit dem Schreiben habe ich dann im Sommer. An welche Highlights erinnern Sie sich besonders gerne aus den Jahren 1971 bis 1976? Herausragend war natürlich das DFBPokalrückspiel 1972 gegen den FC Bayern, das wir 5:1 gewonnen haben. Darüber hinaus waren die UEFA-CupSpiele immer ein Highlight. Marseille, Amsterdam, Bukarest – es waren

regelmäßig internationale Spitzenclubs zu Gast, die in der Radrennbahn teils richtig abgefertigt wurden. Das waren unglaubliche Flutlicht-Spiele, die ich nie vergessen werde. Heute trägt der 1. FC Köln seine Heimspiele im RheinEnergieStadion aus. Wie empfinden Sie dort die Atmosphäre? Das Stadionerlebnis kann man mit der Zeit damals nicht vergleichen. Der Fußball hat sich gesellschaftlich gesehen total verändert. In der Radrennbahn gab es keinerlei Luxus, die Ausstattung war absolut dürftig, das war eine Bretterbude. Wer dort hinging, wollte nur Fussball gucken. Heute pilgert in gewisser Weise eine Event-Gesellschaft ins Stadion, wo man lecker essen, trinken, und

ein bisschen singen kann. Das war damals anders, aber ich gehe immer noch regelmäßig ins Stadion. Die Radrennbahn war nur ein Provisorium, als das Müngersdorfer Stadion fertig war, zog der FC wieder um. Aktuell gibt es auch Diskussionen rund ums Stadion. Wie stehen Sie dazu? Ich sehe das nicht allzu romantisch. In der heutigen Zeit spielen viele Dinge eine Rolle, die früher unwichtig waren. Es beschweren sich Anwohner, wegen jeder Kleinigkeit wird ein Riesentheater gemacht. Meiner Meinung nach ist das Stadion zu klein und müsste vergrößert werden. Das scheitert allerdings an der Politik. Daher stehe ich auch einem Umzug nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. 

12/2019 Köln.SPORT

37

fussball Auf dem Weg zur Bayer-Legende

Seit 2009 läuft Lars Bender im Dress der Werkself auf und schickt sich an, eine echte Vereinslegende zu werden. Köln.Sport beleuchtet seinen Werdegang vom vielversprechenden Talent hin zum Bayer-Kapitän Text | Oliver Stopperich

I

n 304 Pflichtspielen stand er bislang für Bayer 04 Leverkusen auf dem Rasen, davon 128 Mal mit der Kapitänsbinde – Lars Bender ist aus der Werkself nicht mehr wegzudenken. Im Gegenteil: Der gebürtige Rosenheimer ist drauf und dran, sich in die Riege der großen Namen wie Rüdiger Vollborn, Ulf Kirsten oder Stefan Kießling einzureihen. Zehn Jahre Bayer 04 – das haben bislang nur neun andere Profis geschafft, womit Bender in die Top-10 der Werkself-Profis vorgerückt ist. „Darauf bin ich wirklich stolz. Es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass man sich über so viele Jahre bei einem Klub wie Bayer 04 auf einem solch hohen Niveau bewegt“, äußerte sich der Kapitän auf der Vereinshomepage. Am 6. November hat sich sein Debüttor für Seit neun Jahren Leverkusen zum zehnten Mal gejährt, ist Lars Bender Grund genug, die Karriere des MusterStammspieler bei profis Revue passieren zu lassen. Leverkusen Mit 20 Jahren wechselte Lars Bender 2009 als frisch gebackener U19Europameister vom TSV 1860 München unter das Bayer-Kreuz und galt schon damals als vielversprechendes Talent. Nicht zuletzt, weil er drei Jahre zuvor mit der goldenen Fritz-Walter-Medaille des U-17-Jahrgangs ausgezeichnet wurde, auch, weil er bereits die Erfahrung von 58 Zweitligaspielen sowie sechs DFB-Pokal-Einsätzen mitbrachte. Vor etwas mehr als zehn Jahren, am 20. September 2009, feierte er sein Debüt in Deutschlands höchster Spielklasse gegen den SV Werder Bremen.

Weg zum Stammspieler Anfangs ging es für ihn darum, schnell Fuß zu fassen und sich in der Mannschaft ein gewisses Standing zu erarbeiten. „Alles an

38

Köln.SPORT 12/2019

diesem Verein kam mir sehr groß vor. Ich bin die Sache also mit einer gewissen Ehrfurcht angegangen“, erinnert sich der Mittelfeldspieler an seine Anfangszeit bei Bayer. Obwohl die Konkurrenz auf der Sechser-Position mit Simon Rolfes oder Arturo Vidal extrem stark war, bekam er regelmäßig seine Einsatzzeiten, auch, weil ihm sein damaliger Coach Jupp Heynckes sein Vertrauen schenkte. Erstmals in der Startelf stand er gleich in seinem zweiten Bundesligaspiel. Doch nicht nur die Tatsache, dass es sein erstes Spiel von Beginn an war, machte das Duell gegen den BVB zu einem ganz besonderen. Auf Seiten der Gegner stand ihm sein zwölf Minuten jüngerer Zwillingsbruder Sven gegenüber, mit dem er zuvor gemeinsam bei den „Sechzigern“ auf dem Platz stand. Nur zwei Wochen später folgte das erste große Highlight seiner noch jungen Bundesliga-Karriere: Drei Minuten nach seiner Einwechslung gegen Eintracht Frankfurt erzielte er den 4:0-Endstand und trug sich erstmals in die Torschützenliste ein. Am Ende seiner ersten BL-Spielzeit brachte es Bender auf 20 Einsätze und ein Tor – und die Gewissheit, dass er ein fester Bestandteil der Mannschaft geworden ist: „Sie hätten ja auch sagen können, okay, nicht schlecht, aber wir leihen den Jungen vielleicht doch noch zu einem anderen Verein aus. Stattdessen gaben sie mir das Gefühl: Du gehörst hier hin. Das habe ich als große Auszeichnung empfunden.“ Und die Karriere ging steiler bergauf, als es sich der Youngster hätte träumen lassen: Starke 41 Pflichtspiele bestritt der Abräumer in seinem zweiten Bayer-Jahr und glänzte vor

steckbrief

Lars Bender Geburtstag: 27. April 1989 Geburtsort:Rosenheim Größe: 1,85 m Position: Defensives Mittelfeld Stationen als Spieler: TSV 1860 München (2002-2009), Bayer Leverkusen (seit 2009) Profidebüt: 27. Novemeber 2007 Profispiele/-Tore: 368/27 Länderspiele/-Tore: 19/4

Seit 2015 trägt Lars Bender die Binde bei Bayer und geht als Leader voran

allem durch seine Einstellung. Schon immer stand für ihn der Teamerfolg im Vordergrund und dafür gab er alles. Als Sechser räumte er vor der Abwehr auf, ging keinem Zweikampf aus dem Weg und war sich für die „dreckigen“ Metern nie zu schade, eben ein echter Teamplayer! Das ganze kombiniert mit einer guten Technik, starkem Passspiel und großem, taktischen Verständnis machte ihn schnell zu einer tragenden Säule im Bayer-System. Eigenschaften und Fähigkeiten, die auch Bundestrainer Joachim Löw auf den Plan riefen.

Fotos: imago images/ Laci Perenyi (1), Getty Images (1)

Highlights und Rückschläge Nach seiner starken Saison im Bayer-Dress nominierte ihn Jogi Löw im September 2011 erstmals für das DFB-Team, ein dreiviertel Jahr später trug er den Bundesadler bei der EM 2012 auf der Brust. Das wohl größte Spiel für die Nationalmannschaft machte er im letzten Gruppenspiel gegen Dänemark: Auf der ungewohnten Position als rechter Verteidiger lieferte er eine Top-Leistung ab und krönte sie letztlich mit dem 2:1-Siegtreffer. Auf der anderen Seite der Medaille stehen neben bitteren Niederlagen, wie die 1:7-Pleite beim FC Barcelona 2012 in der Champions League auch unzählige Verletzungen. In zehn Jahren bei der Werkself verpasste Bender 110 Spiele aufgrund von Verletzungen. Doch auch davon ließ er sich zu keinem Zeitpunkt aus der Bahn werfen und kam immer wieder zurück: „Es gab für mich zwei extrem harte Jahre mit langen Verletzungspausen. Ich wurde aber nie in Frage gestellt, sondern spürte den Rückhalt im ganzen Verein.“ Ebenfalls ein Zeichen, welchen Stellenwert der aktuell dienstälteste Bayer-Akteur im Verein genießt. Und selbst in dieser Zeit konnte Lars beweisen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Aus jedem Rückschlag ging er als Gewinner hervor und kämpfte sich zurück auf den Rasen, seiner Selbstdisziplin sei Dank. Kapitän und Vorbild

In zehn Jahren hat es Lars Bender nicht nur geschafft, sich in einem gut besetzten Team durchzubeißen und Woche für Woche seine Leistungen abzurufen. Vielmehr geht er als erfahrenster Bayer-Spieler sowie Kapitän voran und versucht seinen Mannschaftskollegen ein Vorbild zu sein – so, wie es für ihn damals Spieler wie Simon Rolfes oder Sami Hyypiä waren. Und trotz einem Jahrzehnt als erfolgreicher Fußballer: einen Titel hat er mit seinem Herzensklub noch nie gewonnen – und das bleibt gerade deshalb sein großes Ziel.

12/2019 Köln.SPORT

39

Nadine Apetz

Sport

Geburtstag: 3. Januar 1986 Geburtsort: Haan Größe: 1,76 Meter Gewichtsklasse: Welter (69 kg) Größte Erfolge: WM-Bronze 2018 und 2016, EM-Bronze 2018, Deutsche Meisterin 2011, 2012, 2013, 2016, 2017

Nadine Apetz verpasste erstmals seit 2014 eine WMMedaille

colonia-duo Apetz und Gottlob

Doppelte Frauenpower Von der WM 2019 in Russland kehrten Nadine Apetz und Ursula Gottlob mit ­unterschiedlichen Resultaten und Erfahrungen zurück. Doch nun träumen die beiden Boxerinnen des SC Colonia 06 von den Olympischen Spielen 2020 in Tokio Text | Benjamin Stroka

Fotos: pa/ Evgeny Biyatov (2)

N

och nie nahm eine deutsche Boxerin bei Olympischen Spielen teil. Hauptgrund für diesen auf den ersten Blick ziemlich ernüchternden Fakt, ist die Tatsache, dass es überhaupt erst seit den Spielen 2012 in London ein olympisches Boxturnier für Frauen gibt. Seitdem wurde in gerade mal drei Gewichtsklassen (51 kg, 60 kg und 75 kg) gekämpft. So nahmen in Rio 2016 insgesamt nur 36 Boxerinnen teil. Das

40

Köln.SPORT 12/2019

wird sich für die Spiele in Tokio im kommenden Jahr jedoch drastisch ändern. Das Internationale Olympische Komitee (IOC), dass den Box-Weltverband AIBA aufgrund diverser Skandale von Olympia 2020 ausgeschlossen hat, legte fest, dass 100 Frauen in der japanischen Hauptstadt in fünf Gewichtsklassen auf Medaillenjagd gehen werden. Das besondere aus Kölner Sicht: Gleich zwei Boxerinnen des traditionsreichen SC Co-

lonia 06 können sich echte Hoffnungen auf einen Olympia-Startplatz machen – Nadine Apetz und Ursula Gottlob. Dämpfer zur rechten Zeit Apetz und Gottlob vertraten den Deutschen Boxsport-Verband (DBV) kürzlich beim letzten ganz großen Turnier vor den Olympischen Spielen 2020 – den AIBAWeltmeisterschaften in Ulan-Ude, in Russland. Und zumindest aus sportlicher Sicht

kehrten sie mit gänzlich unterschiedlichen Erfahrungen zurück in die Domstadt. „Es war nicht das, was ich mir erhofft hatte“, gab Apetz gegenüber Köln.Sport zu. Sie reiste mit großen Erwartungen ins südöstliche Sibirien. Nach zwei Bronzemedaillen bei den Weltmeisterschaften 2016 und 2018 wollte Apetz in diesem Jahr eigentlich noch einen draufsetzen. Doch es kam alles anders. Obwohl an Nummer zwei gesetzt, scheiterte sie bereits in ihrem ersten Fight an der Russin Saadat Dalgatova. „Ich habe mir zu viel Druck gemacht. Ich war vom Kopf her nicht da, wo ich hätte sein müssen.“ Zudem laborierte die gebürtige Haanerin im Sommer an einem Muskelfaserriss. „Mit der Verletzung fing alles an. Ich bin nicht hundertprozentig fit ins erste Trainingslager gegangen. Und die Leistungen waren nicht so wie ich es von mir gewohnt bin“, berichtet Apetz. Das setzte sich auch in Russland fort. „Hundertprozentig wohl habe ich mich nicht gefühlt. Die Verletzung hat schon eine Rolle gespielt.“ Die Kölnerin ist sicher, dass sie ihre russische Gegnerin normalerweise besiegen könne. „Auf jeden Fall“, sagt sie selbstbewusst. „Als ich im Ring stand, habe ich mich so gefühlt als würde ich neben mir stehen. Das war nicht das, was ich leisten kann.“ Vielleicht sei dieser Dämpfer aber gerade zur rechten Zeit gekommen, so die 33-Jährige. „Ich denke, dass in Zukunft die von außen herangetragenen Erwartungen ein wenig heruntergeschraubt werden. Ich will wieder frisch starten und versuche, das Positive darin zu sehen.“ Olympia-Quali im Blick Apropos positiv. So kann man die Erfahrungen beschreiben, die Ursula Gottlob in Ulan-Ude gemacht hat. Die 27-Jährige erreichte bei der WM das Viertelfinale und erzielte damit neben Irina Schönberger aus Heidelberg das beste deutsche Ergebnis. „Ich bin sehr zufrieden, wie es gelaufen ist. Mir ist es dieses Mal gelungen, mit der nötigen Gelassenheit an die Sache heranzugehen. Einfach mit Freude dabei zu sein. Man darf das nicht unterschätzen“, erklärt Gottlob. „Egal wie gut man vorbereitet ist, eine solche WM haut einen schon um. Trotzdem muss man es schaffen, mutig und frech zu sein. Das fiel mir in der Vergangenheit manchmal schwer.“ Gottlob tritt normalerweise in der Gewichtsklasse bis 51 Kilogramm an.

In Russland boxte sie jedoch ein Limit höher, bis 54 Kilo. Die Erwartungen und der Druck seien so sehr gering gewesen. „Das war sehr befreiend“, erzählt sie. „Ich habe zwei Kämpfe gewonnen und den dritten (das Viertelfinale; d.Red.) hätte ich meiner Meinung nach auch gewinnen müssen.“ Gottlob verlor einen sehr engen Kampf gegen die Inderin Jamuna Boro und verpasste eine Medaille daher nur knapp. Im ersten Moment sei es bitter gewesen, „aber im Nachhinein weiß ich, dass es für mich darum ging, international erst einmal Fuß zu fassen. Das war für mich ein richtig großer Schritt. Ich bin erhobenen Hauptes nach Hause gefahren“, sagt die Kölnerin selbstbewusst.“ Dass ihre Teamkollegin Nadine Apetz so früh aus dem Turnier ausschied, beunruhigt Gottlob für die Zukunft übrigens nicht. „Nadine hat eine Woche auf ihren ersten Kampf warten müssen und musste dann direkt gegen eine absolute ‚Knallergegnerin‘ ran. Das sind Faktoren mit denen kann man nicht kalkulieren“, erklärt sie. Man müsse die Sache als Prozess betrachten. „Wir entwickeln uns weiter und die WM war eine gute und wichtige Erfahrung.“ Besonderes Lob erhielten übrigens die Organisatoren in Russland und der Zusammenhalt im DBV-Team. „Organisatorisch lief alles reibungslos und die Eröffnungsshow war eine der coolsten, die ich je gesehen habe“, berichtet Apetz. „Ganz ganz toll“, lautet Gottlobs Fazit. Sportlich sei es für das gesamte Team keine Traum-WM gewesen, resümiert Apetz. „Allerdings war die Stim-

mung in der Mannschaft unglaublich. Der Zusammenhalt war so gut wie nie zuvor. Das müssen wir mit nach Hause nehmen und beim nächsten Mal wieder angreifen, wenn es um die OlympiaQuali geht.“ Nach der WM machten die ColoniaBoxerinnen, die übrigens beide von Coach Lukas Wilaschek trainiert werden, erstmal zwei Wochen Urlaub, ehe sie wieder ins Training einstiegen. Apetz möchte sich zudem „endlich der Doktorarbeit zuwenden“. Ihr Thema: die tiefe Hirnstimulation (ein neurochirurgischer Eingriff im Gehirn) bei Parkinson im Alter. Doch auch sportlich geht es in diesem Jahr nochmal richtig rund für Apetz und Gottlob. In der zweiten Dezemberhälfte steht in Berlin ein „Round Robin“Turnier (pro Gewichtsklasse boxt jeder gegen jeden) an. Dort sollen die letzten deutschen Olympia-Kandidaten ermittelt werden. Apetz dürfte von Grund auf gute Karten haben. Gottlob muss sich der Heidelbergerin Azize Nimani stellen, die bei den Deutschen Meisterschaften gegen die Kölnerin gewann. „Da entscheidet sich, wer von uns beiden zur OlympiaQuali fährt“, sagt Gottlob.

Ursula Gottlob Geburtstag: 12. Mai 1992 Geburtsort: Bonn Größe: 1,59 Meter Gewichtsklasse: Fliegen (51 kg) Größte Erfolge: WM-Fünfte 2019, Deutsche Meisterin 2018, Deutsche Vize-Meisterin 2019 und 2016

Ursula Gottlob überzeugte bei der WM mit starken Leistungen

12/2019 Köln.SPORT

41

Sport

ID-Judo-EM in Köln

Der Traum von Im Oktober fanden in Köln die Europameisterschaften im ID-Judo statt – das zweite Großereignis in der Domstadt. Die Athleten hofften nicht nur auf Medaillen, sondern haben zudem einen großen Traum Text | Simon Ommer

42

Köln.SPORT 12/2019

P

olska, Polska!“, tönt es lautstark durch die ASV-Sporthalle in KölnMüngersdorf. Es sind jedoch nicht die mitgereisten polnischen Fans, die ihre Athleten frenetisch anfeuern. Nein, es sind die polnischen Sportler, die ihren Mitstreiter Michal Bryl auf der Matte vom Athletenbereich aus unterstützen. Die Anfeuerungsrufe tragen Früchte: Bryl sichert sich in seiner Klasse den EM-Titel. Es ist eine Szene, die sinnbildlich für die gesamte Veranstaltung steht: Das Miteinander

steht im Vordergrund – auch die gut besuchte ASV-Sporthalle spielt d ­ abei eine entscheidende Rolle. „Wenn wir hier nach den Wettbewerben eine Durchsage machen und fragen, ob uns jemand beim Abbau der Matten behilflich sein kann, hilft dann jeder mit – egal von welcher Nation. Das ist ein großer ­Unterschied zu Veranstaltungen in a ­ nderen Städten“, erklärt Wilfried Marx aus Düsseldorf, der mit seinem Team für die Organisation und den Aufbau verantwortlich ist.

Bei allen Sportlern der ID-Judo-EM stand Fairness im Vordergrund

Los Angeles Erfreuliche Entwicklung So kommt es nicht von ungefähr, dass in der ASV-Halle mit der Europameisterschaft 2019 nach der ersten offiziellen Weltmeisterschaft 2017 eine weitere Großveranstaltung der Sportart ID-Judo in Köln stattfindet. ID-Judo, in Deutschland als G-Judo bezeichnet, ist Judo für geistig behinderte Sportlerinnen und Sportler. Bei der WM vor zwei Jahren waren insgesamt 105 Athleten aus zwölf Nationen am Start. Für die diesjährige EM, die am 19. und 20.

Oktober stattfand, qualifizierten sich 125 Sportler aus 15 Ländern. Eine Entwicklung, die sich in den kommenden Jahren noch weiter steigern soll. Unter den Athleten war auch ein Judoka aus Köln. Für ihn lief es – so viel vorweg – sehr erfolgreich. In Köln finden jährlich zudem die Landesmeisterschaften statt, die für die Sportler enorm wichtig sind: Hier können sie das World- und Continental-Level erwerben, mit dem sie an Europa- sowie Weltmeisterschaften

teilnehmen können. Die Domstadt hat sich so zum zentralen Standort des ID-Judos entwickelt. Dies soll in der Zukunft noch weiter ausgebaut werden. „Wir haben bereits ein Konzept für ein Leistungszentrum entwickelt. Das Pilotprojekt wurde zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit und den Gemeinnützigen Werkstätten Köln erstellt“, erzählt Veranstalter Klaus Gdowczok voller Freude. Kann sich der Standort Köln ­sogar zum weltweiten Mittelpunkt der

12/2019 Köln.SPORT

43

Sport

Veranstalter Klaus Gdowczok träumt von den Paralympics 2028

Sportart entwickeln? Die Rahmenbedingungen, die die Athleten in Müngersdorf vorfanden, unterstützen dies zumindest. Die mit einer aufwendigen Deckenbeleuchtung ausgestattete Kampffläche sorgte zusammen mit e ­iner Videoleinwand dafür, dass alle Zuschauer eine hervorragende Sicht auf die Wettkämpfe hatten. Im Vergleich zur WM 2017 hat sich auch in diesem Bereich einiges geändert: „Wir hatten hier vor zwei Jahren noch Säulen für die Beleuchtung stehen. Die Sportler sind hier jetzt sehr, sehr

gut aufgehoben“, meint Marx. Ein ­u mfangreiches Catering versorgte alle Besucher und Teilnehmer während der kompletten Veranstaltung. Auf der Tribüne gab es sogar einen kleinen VIP-Bereich, der mit Luftballons gekennzeichnet wurde. Entsprechend viel Zeit nahm daher der Aufbau in Anspruch. „Wir sind drei Tage vor den Wettkämpfen angereist. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kollegen vom Bühnenaufbau schon da – die Deckenkonstruktion dauert natürlich sehr lange. Wir haben dann ab Donnerstag die Matten aufgebaut und uns um die Technik gekümmert. Wir sind am Samstagmorgen um neun Uhr mit dem kompletten Aufbau fertig geworden“, beschreibt Marx. Eine Punktlandung! Etwa eine Stunde später begannen die Wettbewerbe auf den Matten. GroSSes Spektakel Auch die Wettkämpfe boten reichlich Spektakel. Gekämpft wurde erstmals in drei verschiedenen Klassen. In der ersten Wettkampfklasse starteten die motorisch starken ID-Judokas, in Wettkampfklasse zwei die motorisch schwächeren Judokas und in Wettkampfklasse drei ausschließlich J­ udokas mit dem Down-Syndrom. Die Kämpfe wurden in verschiedenen Sequenzen ausgetragen – im Anschluss an eine Sequenz fand

die Siegerehrung statt. Die einzelnen Kämpfe erfolgten unmittelbar nacheinander, sodass es für die Zuschauer zu keinen großen Wartezeiten und Unterbrechungen kam. Trotz der Klasseneinteilung gab es jedoch teilweise enorme Unterschiede hinsichtlich Technik, Schnelligkeit und Taktik zwischen den einzelnen Sportlern, weshalb einige Kämpfe schon nach kurzer Zeit beendet waren. Doch trotz einer Niederlage war der Umgang der Athleten untereinander stets sehr fair. Der Verlierer beglückwünschte den Gewinner, meistens gab es zusätzlich noch eine herzliche Umarmung. Das deutsche Team sammelte bei den Wettkämpfen zahlreiche Medaillen. Sehr erfolgreich lief es auch für Lokalmatador Victor Gdowczok, den Sohn des Veranstalters. Der Kölner gewann in seiner Heimatstadt in Klasse drei bis 81 kg die Bronzemedaille. Die Anstrengungen im Vorfeld haben sich somit gelohnt. Gdowczok und seine Kollegen trainieren fünf Mal pro Woche – mit jeweils zwei Einheiten am Tag. Am sechsten Tag steht in der Regel ein Ausgleichsprogramm, wie etwa Schwimmen oder Inlineskating, auf dem Programm. Das Trainingspensum der ID-Judoka unterscheidet sich daher in keinster Weise von dem anderer Sportler. „Manche Leistungs-

Die EM-Kämpfe wurden in drei verschiedenen Klassen ausgetragen

44

Köln.SPORT 12/2019

„international sehr stark“ Damit sich das harte Training weiter lohnt und die Anerkennung noch erhöht, haben die Verantwortlichen sowie die Sportler ein gemeinsames Ziel: die Paralympics 2028 in Los Angeles. Bis dahin soll die Sportart endlich in das Programm aufgenommen werden. In einem Teilbereich, für sehbehinderte Menschen, hat Judo bereits eine paralympische Zuordnung. Auch der ID-Bereich hat gute Chancen, wie Gdowczok betont: „ID-Judo ist international mit einer sehr starken Mannschaft unterwegs. Es ist so, dass ­sowohl der Judo-Weltverband als auch der Deutsche Behindertensportverband das Ziel haben, die Sportart ­paralympisch werden zu lassen.“ Bereits im kommenden Jahr werde es bei den Paralympics in Tokio eine offizielle Demonstration für ID-Judo geben. Für die Athleten hat der Sport eine große Bedeutung, vor allem im Hinblick auf das Bestreben nach den Paralympics 2028 in Los Angeles. „Körperbehinderte Menschen können sich oft selbst vertreten und helfen. Geistig Behinderte orientieren sich noch mehr

über ihren Körper und dessen Funktionen. Sie gewinnen dadurch ein Freiheits- und Lebensgefühl, dass sie sonst – ohne den Sport – nicht erleben könnten“, sagt Gdowczok. Derzeit gibt es in Deutschland etwa 2.000 ID-Judoka im Breitensport. Weitere 4.500 mit geistiger Behinderung b ­etreiben Judo als Rehabilitationssport. Die Sportart hilft jedoch nicht nur den Athleten mit geistiger Behinderung, sondern sportwissenschaftlich auch älteren Menschen, für die bereits Sportkonzepte aus dem ID-Judo-­ Bereich entwickelt wurden, wie Gdowczok erklärt: „Wir haben in unserer Sportart Räume und Synergieeffekte, die sich in ­ bestimmten ­Bewegungskonzepten sowie therapeutischen Maßnahmen widerspiegeln. Diese können in unsere ­ä lter werdende Gesellschaft als Rehabilitationsbereiche eingegliedert werden.“ Im Jahr 2021 finden in Russland die zweiten ID-Judo-Weltmeisterschaften statt. Für die Veranstalter wird es mit Sicherheit eine große Herausforderung, den Standard der Europameisterschaft in Köln zu erreichen. Es ist jedoch ein wichtiger Schritt für die Zukunft der gesamten Sportart: Alle Beteiligten werden i­hren großen Traum w ­ eiter ­verfolgen und einen Blick in ­R ichtung Los ­A ngeles ­werfen.

Anzeige

sportler am Olympiastützpunkt sagen voller Anerkennung: Die trainieren ja häufiger und härter als wir“, verrät Klaus Gdowczok.

Fotos: Simon Ommer (3), flickr.com/ Per Nikolaus (1)

Für Lokalmatador Victor Gdowczok lief die EM sehr erfolgreich: Der Kölner gewann in seiner Klasse die Bronzemedaille

SPORTPOLITIK 2021 plant die Stadt eine Kürzung des Etats. Das könnte vor allem den Sport hart treffen

Gürtel enger schnallen Haushaltsentwurf 2020/21

Die Stadt hat ihren Doppelhaushalt für 2020/21 vorgestellt. Vor allem im Jahr 2021 soll eingespart werden, damit 2022 endlich die schwarze Null steht. Welche Folgen hat das für den Sport? Text | Peter Stross

46

Köln.SPORT 12/2019

K

aum hatte die Stadt ihren Haushaltsentwurf für 2020/2021 menprogramm – für diese sowie viele andere Planstellen vorgelegt, hagelte es Protest. „Wenn die Kürzungen stehen 2021 ca. acht Prozent weniger Geld zur Verfügung. Genau das, nämlich flächendeckende Einsparungen, will durchgesetzt werden, gibt’s richtig Stress“, kündigte etwa der Stadtsportbund um Peter Pfeifer allerdings nicht akzep­Peter Pfeifer, Chef des Stadtsportbundes Köln (SSBK), im Oktotieren. Der SSBK-Vorsitzende suchte darauf den Dialog mit ber an. Der Grund des Anstoßes: Vor allem die Sportförderung den Parteien und machte seinen Standpunkt unmissverist im Entwurf von besonders vielen Kürzungen betroffen. ständlich klar: Die Kürzungen müssen vom Tisch! Auf taube ­Weniger Geld für Sportvereine, aber nicht nur das. Kürzungen Ohren stieß er nicht, im Gegenteil. „Der Zuspruch war groß, bei der Flüchtlingshilfe und internationalen Austauschprojekalle Parteien, mit denen wir gesprochen haben, waren unseten, dem Schülerverkehr für behinderte Kinder und knapp 90 rer Meinung. Ich habe es selten erlebt, dass die Politik so verweiteren einzelnen Leistungen sieht der Haushaltsentwurf eint hinter uns stand“, erklärte Pfeifer gegenüber Köln.Sport von Stadtkämmerin Dörte ­Diemert und Kölns Oberbürgermeis(siehe Interview Seite 48). terin Henriette Reker vor. Dass die Kürzungen den Sport nicht Dabei hatten ebenjene zuvor noch in dem Maße treffen werden, wie im öffentlich verkündet, dass es keine Entwurf geplant, ist in der Tat realisKürzungen geben solle. Der Entwurf tisch. Inge Schürmann erklärt, warum aber offenbart, dass das Volumen eine Umverteilung möglich und wahr2021 um etwa acht Prozent gekürzt scheinlich ist: „Im Sportdezernat hat wird – das gilt für alle Fachbereiche. man für die letzten Budgetreduzierung „Die Stadt Köln gibt jedes Jahr mehr die flächige prozentuale Budgetreduzieaus, als sie einnimmt. Rat und Verrung entgegengenommen. Jetzt arbeitet waltung haben entschieden, dass das man aktuell an den Umverteilungen, die 2022 endgültig ein Ende haben muss“, die Kürzungen ausgleichen sollen.“ sagt Inge Schürmann, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Köln. Änderungen wahrscheinlich Flächendeckende Sparmaßnahmen Genau daran, die im Jahr 2021 ausgealso, und dennoch war der Aufschrei im wiesenen Minderbeträge zu überprüSport besonders groß. Der Grund: Nahefen und zu ändern, arbeiten derzeit zu alle Maßnahmen wurden im Bereich das Sportdezernat und das Sportamt. des neuen Schul-, Jugend- und SportZiel: Die Etatpositionen, die unmitdezernenten Robert Voigtsberger plattelbare Wirkung auf die Sportvereine ziert. Der nämlich war zum Zeitpunkt haben, sollen in voller Höhe erhalten der Planung als Nachfolger der langjähbleiben. Kürzungen bei den vereinsrigen Sportdezernentin Dr. A ­ gnes Klein fördernden Etatpositionen soll es nicht noch gar nicht im Amt. Falsches Spiel geben. Auch die Stadtkämmerin hat also? Die Stadt wiegelt das entschiegegenüber dem Sportdezernat betont, den ab. „Alle Dezernate haben eigene Peter Pfeifer dass die mehr oder minder pauschaBudgetverantwortung. Für 2020 konnte über die Unterstützung der Parteien, gegen len Verminderungen entweder durch die Stadtkämmerin, die das Gesamte im die Kürzungen vorzugehen Veränderungen innerhalb der eigenen Blick hat, den Dezernaten mehr finanziFachdezernat-Budgets aufgehoben ellen Spielraum zubilligen als für 2021 werden können oder auch durch den – aufgrund der ihr vorliegenden WarGesamtetat der Stadt Köln. „Nach unnungen. Den Dezernaten wurde aber serem derzeitigen Wissensstand sind die Kürzungen vom mitgeteilt, dass sie für 2021 mit etwas weniger planen müsTisch, wir erwarten für 2021 gleiche Zahlen wie für 2020“, sen – das gilt für alle Fachbereiche. Das haben die Fachbereiist Peter Pfeifer optimistisch. Offiziell ist dies aber (bei Reche unterschiedlich gelöst“, so Stadt-Sprecherin Schürmann. daktionsschluss) noch nicht. Als großen Erfolg dürften die Vertreter des Sports den Flächendeckende Kürzungen Haushaltsentwurf aber selbst dann nicht werten, wenn die Nutzten andere Bereichsleiter also die Chance, die KürzunKürzungen tatsächlich revidiert beziehungsweise verlagert gen selbst auf einzelne Posten zu verteilen, wurde im Sport werden. Denn auch wenn die reduzierten Ansätze für 2021 die achtprozentige Budgetreduzierung von der Stadt ausgeim ­ Bereich Sportförderung immerhin höher sind als das, wiesen und somit überall gekürzt – auch da, wo es richtig was im vergangenen Jahr 2018 konkret abgerechnet wurde, weh tut. In Amtssprache klingt das im Entwurf so: „Die zur trübt der Blick auf die Gesamtaufwendungen. Dieser nämEinhaltung des vorgesehenen Finanzrahmens erforderlichen lich offenbart: Mit einem Anteil von weit unter einem ProAnpassungen in den Jahren 2021 ff. wurden anteilig im Rahzent am Gesamtvolumen sind die Aufwendungen im Bereich men einer dv-gestützten, gleichmäßigen Aufteilung auf die Sportförderung einmal mehr verschwindend gering. InsbeAufwandspositionen des Teilplans vorgenommen.“ sondere in Zeiten des Sportentwicklungsplanes dürften VerHeißt im Klartext: Ob Zuschüsse für Vereine, Jubiläumseine, Sportfunk­tionäre und Aktive sich über diese geringe zuwendungen für Sportvereine, Jugendbeihilfe, EissportWertschätzung ärgern.  förderung, Mitternachtssport oder interkulturelles Maßnah-

12/2019 Köln.SPORT

47

Foto: AdobeStock/ Markus Reinke

Ich habe es selten erlebt, dass die Politik so vereint hinter uns stand

SPORTPOLITIK Peter Pfeifer im Interview

„Panikmache und Symbolpolitik sind wenig hilfreich“ Vor zwei Jahren übernahm Peter Pfeifer den Vorsitz des Stadtsportbundes Köln. Im Gespräch mit Köln.Sport zieht der 67-Jährige eine erste Zwischenbilanz – und ­ rklärt, welchen Weg er mit dem Dachverband des Kölner Sports künftig gehen will e Interview | Frank Schwantes

A

Foto: Frank Schwantes

ls Peter Pfeifer am 16. Oktober 2017 auf der Mitgliederversammlung des Stadtsportbundes Köln (SSBK) das Amt des Vorstandsvorsitzenden übernahm, sagte er gleich, was Sache ist. Er wolle dafür sorgen, „dass der Sport in Köln und der Stadtsportbund stark werden“, erklärte der langjährige Chef der Kölner Sportjugend. Dafür holte Pfeifer ein Jahr später Persönlichkeiten wie Ex-Sportamtsleiter Dieter Sanden, Dr. Thomas Abel (Deutsche Sporthochschule Köln) oder Andreas Kossiski (Sportstadt Köln e. V.) in den SSBK-Vorstand. Der 67-jährige Unruheständler ist bis 2021 als Vorsitzender gewählt – Zeit also, einmal nachzuhören, wie es vorangeht mit seinen Zielen im Dachverband des Kölner Sports. Herr Pfeifer, als Sie das Amt des SSBK-Vorsitzenden antraten, lautete eines Ihrer Ziele, mit allen Playern im Kölner Sport eine gemeinsame Strategie zu fahren. Ist das gelungen? Wir sind noch mittendrin in diesem wichtigen Prozess. Mit der Sportjugend verbindet uns eine einhundertprozentige Übereinstimmung. Auch mit Sportstadt Köln e. V. verbindet uns eine enge Zusammenarbeit, das wächst zusammen. Mit einigen Stadtbezirkssportverbänden gibt es gute Ansätze. Zur erfolgversprechenden Durchführung von Modellprojekten im Sportentwicklungsplan haben wir einen „inneren Kreis“ von bis zu zwanzig „Stützpunktvereinen“ gebildet, der in der Lage ist, die gestellten Anforderungen qualitativ hochwertig zu erfüllen. Mit dem neuen

48

Köln.SPORT 12/2019

Trägerverein des Olympiastütz­punktes haben wir eine enge Kooperation beschlossen. Dazu kommen einige Profisportvereine unserer Stadt, mit ­denen wir in Gesprächen sind, vor allem im Hinblick auf die Kommunalwahlen in Köln – dafür wollen und werden wir eine gemeinsame Linie fahren, der Sport muss seine starke Stimme erheben in 2020. Sie sehen, das Thema „Einheit“ ist im Fluss, aber da ist noch einiges zu tun. Wie geht es im Sportentwicklungsplan für Köln voran? Wir haben das erste Modellprojekt, an dem wir beteiligt sind, im vergangenen Winter in Zusammenarbeit mit dem Sportamt und den Vereinen aufgezogen, unter dem Titel „Sundaach aktiv“, welches von den Kölnern äußerst gut angenommen wurde. Dies hat im Sommer seine Fortsetzungen in „Kölle aktiv“ gefunden, im Grüngürtel, im Mülheimer Hafen, dann auf dem Ebertplatz und zuletzt auf der Jahnwiese. Bei diesen Veranstaltungen haben wir strukturell auch mit unterschiedlichen Partnern gearbeitet – wir sind sozusagen in der „Experimentierphase“ – und werden nun schauen, welche Erkenntnisse wir daraus für die Zukunft ziehen können. Dass ein hoher Bedarf besteht, ist jedoch ohne jeden Zweifel klar geworden. Dass die Kölner Vereine das stemmen können, ist auch ohne jeden Zweifel klar. Die Wertschätzung für den Sport in Köln scheint nicht überall gegeben. So hatte die Stadt für den Doppelhaushaltsplan 2020/21 erhebliche

Kürzungen und Einsparungen im Budget geplant – fast alle das ­Dezernat Jugend, Bildung und Sport betreffend. Sie hatten dagegen ­protestiert. Ich habe aus innerster Überzeugung gesagt: „Wenn die Kürzungen durchgesetzt werden, gibt’s richtig Stress.“ Denn diese Einsparungspläne waren anachronistisch. Man kann nicht einen Sportentwicklungsplan verabschieden, damit implizit sagen: Der Sport soll eine wichtige Rolle in dieser Stadt spielen – und dann flüstern: In 2020 halten wir mal die Füße still, und in 2021 kürzen wir. Das zeugte nicht gerade von Konsistenz oder einer nachhaltigen Strategie, schon gar nicht von Vertrauen. Manche Kürzungen wären destruktiv gewesen! Nachdem wir von den Plänen erfuhren, haben wir den Fraktionen einen Brief geschrieben, in dem wir deutlich dargelegt haben, dass und warum diese Kürzungen unannehmbar sind. Die gute Nachricht: Nach unserem derzeitigen Wissensstand sind die Kürzungen vom Tisch, wir erwarten für 2021 gleiche Zahlen wie für 2020. Die beste Nachricht: Alle Parteien, mit denen wir gesprochen haben, waren nicht nur einsichtig, sondern haben unsere Forderungen und Bedenken verinnerlicht und sich für die Rücknahme der Kürzungen eingesetzt. Kritik gab es zum Beispiel für ­geplante Kürzungen bei der Instandhaltung von Sportstätten. Die Vereine erhalten eine „Sportstättenunterhaltungsbeihilfe“, wenn sie die Sportstätten der Stadt in eigener Regie

Peter Pfeifer Kämpfer für den Sport: Peter Pfeifer war viele Jahre Chef der Kölner Sportjugend. Als SSBK-Vorsitzender bleibt er ein Freund klarer Worte.

pflegen. Diese Zuwendung sollte auch gekürzt werden. Wenn die Vereine dies dann aber nicht mehr stemmen könnten und aufkündigen, müsste die Stadt dies selber tun – das aber wäre mit einem wesentlich höheren finanziellen Aufwand für die Stadt verbunden und damit schon rein ökonomisch Unfug. Im September 2020 stehen in Köln Kommunalwahlen an. Welches ­Ergebnis erhofft sich der SSBK? In unserer Satzung steht, dass wir parteipolitisch neutral sind. Was aber grundsätzlich nicht bedeutet, dass wir schweigen oder nichts tun, wenn uns jemand beißen will. Wie eingangs schon kurz erwähnt, tauscht sich der SSBK als Vertreter des Breitensports mit möglichst vielen Playern des Kölner Sports, auch mit dem Profisport, bezüglich der anstehenden Kommunalwahl

Geboren: am 25.06.1952 in Etzweiler Beruf: Diplom-Informatiker Bisherige ehrenamtliche Tätigkeiten: 2. Vorsitzender Teutonia Widdersdorf (1998–1999), 1. Vorsitzender des SV Lövenich/Widdersdorf (2000–2012), Vorsitzender der ­Sportjugend Köln (2005–2016) Seit 16. Oktober 2017: Vorsitzender des Stadtsportbundes Köln

aus. Unser Ziel ist es, gemeinsame Forderungen zu artikulieren und zu dokumentieren. Daraus werden Fragen resultieren, die jede Partei und jeder OB-Kandidat gebeten wird zu beantworten. Unsere Mitgliedsvereine, ihre Vorstände und somit alle 270.000 ­organisierten Mitglieder werden daraus Rückschlüsse ziehen können. Dem 1. FC Köln dürften vor allem die geplante Erweiterung am Geißbockheim ein wichtiges Thema sein. Wie steht der SSBK dazu? Der 1. FC Köln nimmt in der Stadt eine herausragende Stellung ein. Wir stehen voll und ganz hinter den Erweiterungsplänen des FC am gewählten Standort. Diese Pläne werden auch den Breiten­ sport bereichern. Philosophische Diskurse darüber sind ja ganz nett, aber irgendwann muss auch endlich

mal was entschieden werden in dieser Stadt – für den FC und für den Sport in der „Sportstadt Köln“. Unreflektierte Panikmache und Symbolpolitik sind da wenig hilfreich. Die NRW-Landesregierung stellt mit ihrem Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ in den nächsten Jahren 300 Millionen Euro für Sportstätten bereit. Wie kann der Kölner Sport davon profitieren? Köln und seine Vereine können und werden davon sehr profitieren. Das Management, das Verfahren und die Priorisierung der Anträge werden vom SSBK übernommen. Uns stehen bis 2022 als größter Kommune und als größtem Stadtsportbund 14,5 Millionen Euro zur Verfügung, zur Sanierung eigener oder sehr langfristig genutzter Sportstätten und Vereinsheime. Wir haben die Vereine vor einiger Zeit über die Kriterien informiert und eine große Zahl von Vereinsmeldungen bekommen, die dann zu gegebener Zeit in formale, aber einfach gehaltene Anträge münden. Ende Oktober haben wir die interessierten Vereine eingeladen und werden zusammen mit Vertreten der Staatskanzlei Details besprechen. Welchen Weg wollen Sie in den nächsten Jahren mit dem SSBK nehmen? Insgesamt geht es darum, dass alle Player im Kölner Sport künftig noch mehr als Einheit auftreten und deutlich machen: In Köln ist Sport nicht nur wichtig, sondern unverzichtbar. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Sport mit allen seinen Facetten und positiven Faktoren für die Kölner Bevölkerung nur 0,6 Prozent des gesamten städtischen Etats ausmacht. Demnach gibt es für uns in den nächsten Jahren noch viel zu tun in der „Sportstadt“ Köln.

12/2019 Köln.SPORT

49

vorschau EFFZEH

Die nächste Ausgabe

Köln.Sport # 01/20 Erscheint am 05.12.19

Das Derby aller rheinischen Derbys Nach der Buchvorstellung von „Mythos Radrennbahn“ stellen wir Ihnen auch in der nächsten Ausgabe wieder ein aktuell erschienenes Buch zum Effzeh vor. In „Das einzig wahre Rheinische Derby“ erklärt Autor HeinzGeorg Breuer, wie es zu der ausgeprägten Rivalität zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach gekommen ist.

Sport Konstanze Klosterhalfen stellte bei der WM ihr Jahrhundert-Talent unter Beweis. KS portraitiert die gebürtige Bonnerin und erzählt, was es mit ihrem umstrittenen Trainingsprogramm in den USA auf sich hat.

Fussball

Immer wieder werden Schiedsrichter im Amateur-Fußball attackiert. Die neue Dimension der Gewalt macht einfach nur fassungslos. Wie steuern Fußballkreis Köln und der Fußballverband Mittelrhein dagegen an?

Fotos: imago images/ Benjamin Horn (1)/ Kicker/Eissner (1)

IMPRESSUM

Ausgabe 12–2019 Gründer: Gerd Huppertz Herausgeber: Fred Wipperfürth (V.i.S.d.P.) Redaktion

Leserservice | Abo-Verwaltung

Geschäftsführung

Köln.Sport ist erhältlich im Zeitschriftenhandel

Telefon: 0221/912799-0

Michael Fiedler

(2,90 Euro) und im Abonnement (Bezugspreis

Verlagsanschrift

produktion

Köln.Sport – Das Stadt-Sport-Magazin erscheint in der Köln.Sport Verlag GmbH

Sekretariat

Schanzenstr. 36, Geb. 31a, 51063 Köln

Ina Kebaier Telefon: 0221/912799-0

Telefon: 0221/912799-0

Frank Schwantes (Ltg.), Peter Stroß, Mick Oberbusch

Telefax: 0221/912799-550

Telefon: 0221/912799-0

E-Mail: [email protected]

E-Mail: [email protected]

Internet: www.koelnsport.de

Mitarbeiter dieser Ausgabe Benjamin Stroka, Daniel Becker, Simon Ommer

Nicole Pest

BankverbindungEN Sparkasse KölnBonn (BIC COLSDE33) IBAN DE35 3705 0198 0021 0022 25

für 12 Hefte 29,80 Euro inkl. Versandkosten und 7 % MwSt.). Auslandspreise auf Anfrage. Kölner Sportvereinen, Sportverbänden und Schulen wird jede Ausgabe per Post zugestellt.

© Köln.Sport, soweit nicht anders angegeben.

Anzeigen und Marketing

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht

Andrea Brückner

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Telefon: 0221/912799-119

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und

B & R MedienService GmbH

Fotos keine Haftung. Das Heft darf nur mit schrift-

Thomas Badtke

licher Genehmigung des Verlages in Lesemappen

Telefon: 02241/177417 [email protected]

geführt werden. Der Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung

Grafik

Kreissparkasse Köln (BIC COKSDE33)

Druck

der Chefredaktion gestattet. Erfüllungsort und

Marcel Pomme, Tobias Tamberg

IBAN DE15 3705 0299 0101 0011 99

Köln.Sport

Gerichtsstand ist Köln.

50

Köln.SPORT 12/2019

Get in touch

Social

© Copyright 2013 - 2024 MYDOKUMENT.COM - All rights reserved.