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rroieiarieraueriMnaer, Proletarier allerLänder, vereinigt euch,! euch!

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N eues D eutschland

ORGAN DES ZENTRALKOMITEES DER SOZIALISTISCHEN EINHEITSPARTEI DEUTSCHLANDS Räte legen Rechenschaft vor den Volksvertretungen ab

Erfolgreiche Wahlperiode in Städten und Gemeinden Bessere Wohnungen für2748 Angermünder Familien/ Jena: Bewährte Gemeinschaftsarbeit / Weitere Mansfelder Orte am Trinkwassernetz

DDR-Politiker führte Gespräche in Venezuela Grüße Erich Honeckers von Manfred Gerladi überbracht Caracas (ADN). Der Stellvertre­ ter des Vorsitzenden des Staats­ rates der DDR Prof. Dr. Manfred Gerlach ist am Mittwoch in Cara­ cas vom scheidenden venezolani­ schen Präsidenten, Jaime Lusinchi, zu einem Gespräch empfan­ gen worden. Der Leiter der DDRStaatsdelegation, die anläßlich der Amtseinführung von Präsident Carlos Andres Perez in Venezuela weilt, übermittelte die herzlichen Grüße deis ' Generalsekretärs des Z K der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Erich Hon­ ecker, die ebenso herzlich erw i­ dert wurden. Beide Seiten wür­ digten den erreichten Stand der bilateralen Kontakte. Zuvor hatte Prof. Dr. Manfred Gerlach eine herzliche Begegnung mit Senatspräsident Öctavio Lepage. Manfred G erladi hatte eine freomidischaftldche Zusam­ menkunft mit dem Generalsekre­ tär der Wahlbewegung des Vol­ kes, Adelso Urdaneta.

WBDJ-Prösident:

In dieser Wahlperiode entstandene Wohnhäuser in der Gusta'v-Bruhn-StraBe von Angermünde Foto: ND/Fieguth

B e r l i n (ND/ADN). Die Re­ chenschaftslegung der Räte vor den Kreistagen, Stadtverordnetenund Stadtbezirksversammlungen sowie Gemeindevertretungen über die abgelaufene Wahlperiode 1984 bis 1989 begann am M itt­ woch. Rund 7800 örtliche Volks­ vertretungen ziehen in Vorberei­ tung der Kommunalwahlen am 7. Mai Bilanz über fünf Jahre erfolgreiche Kommunalpolitik für das Wohl des Volkes und bera­ ten die Vorhaben in den Territo­ rien im 40. Jahr der DDR und darüber hinaus. In ihren Sitzun­ gen fassen die Volksvertreter Beschlüsse über die Zahl der am 7. Mai zu wählenden Abgeord­ neten, die Einteilung der W ahl­ kreise und die Anzahl der Man­ date je Wahlkreis.

münder Molkerei und die Über­ gabe eines Freizeitzentrums in Passow. Jetzt gehe es darum, be­ tonte Ralf Müller, mit erfüllten Plänen den Grundstein 'fü r w ei­ tere Erfolge in der Kommunal­ politik zu legen.

Jena. Das Haushaltsvolumen der Stadt Jena erhöhte sich in der zu Ende gehenden W ahl­ periode um rund ein Drittel auf über 312 Millionen Mark. Dieses Geld wurde zu 90 Prozent direkt für die Verbesserung der Lebens­ bedingungen der Bürger einge­ setzt. Das betonte Oberbürger­ meister Hans Span in der Stadt­ verordnetenversammlung. Er ver­ wies darauf, daß mit der Grün­ dung der Interessengemeinschaft zur territorialen Rationalisierung eine neue Qualität der Partner­ Angermünde. „In den zurück­ schaft auf kommunalem Gebiet liegenden-fünf Jahren sind ü berf­ ••erreicht wurde:’ *Die mehr als 50 all sichtbare Fortschritte im Woh­ Mitgliedsbetrdebe und -einrichnungsbau und bei der Verschö­ tungen beteiligten sich unter an­ nerung unserer Städte und Dör­ derem maßgeblich am Ausbau fe r erreicht worden“, stellte der der Straßenbahn in das Neubau­ Ratsvorsitzende Ralf Müller vor gebiet Winzerla, an der Rekon­ struktion des Volksbades, von dem Kreistag Angermünde fest. Beispielsweise verbesserten sich Ausflugsgaststätten und Läden. für 2748 Familien in der vergan­ Hettstedt. W ie sich das Antlitz genen Wahlperiode die Wohnver­ der 41 Städte und Gemeinden im hältnisse. 1 Kreis Hettstedt in der vergange­ nen Legislaturperiode veränderte, Zur guten Bilanz gehören auch Wie sich die Lebensbedingungen die Rekonstruktion der Anger-

Pädagogische Räte tagen an den Schalen der Republik Schöpferische Debatte über verantwortungsvolle Arbeit Berlin (AD N). In der letzten Woche vor Abschluß des Schulhalbjahres tagen an den meisten Schulen der DDR die Pädagogi­ schen Räte. Lehrer und Erzieher tauschen sich darüber aus, was sie bei der Bildung und Erzie­ hung der Schuljugend erreicht haben und was noch zu tim bleibt. So wollen sie ihrer V er­ antwortung bei der Vorbereitung des f IX. Pädagogischen Kongres­ ses gerecht werden. An der Berliner WilhelmThiele-Oberschule entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zu der Frage „W ie haben w ir uns selbst in die Lage versetzt, klas­ senmäßig- und gemeinsam mit den Schülern die sie bewegenden Probleme zu klären?“ Wichtig sei, immer wieder bewußt zu ma­ chen, was Sozialismus ist, was er täglich für die Menschen leistet, und die jungen Leute zu Stand­ punkten herauszufordern, meinte Parteisekretärin Brunhilde Voß. Deutschlehrerin Uta Beng stellte fest, daß erziehungswirksamer Unterricht erst möglich sei, wenn man die Schüler genau kennt, mit ihnen im Gespräch ist. Das Nach­ denken über pädagogische Fra­ gen, über den Schüler selbst und sein Umfeld sei die richtige Art, den Pädagogischen Kongreß vor­ zubereiten, sagte der Stellvertre-

ter des Ministers für Volksbil­ dung, Harry Drechsler. „W ir wollen Stärken und Schwächen des einzelnen heraus­ finden, um ihn entsprechend för­ dern zu können“, sagte Direktor W olf gang Einer im Pädagogi­ schen Rat der Wilhelm-PieckOberschule Aue. Ein enges V er­ trauensverhältnis zwischen Leh­ rern und Schülern sowie zw i­ schen Schule und Elternhaus sei dabei unabdingbar. „Es gilt, aktive und verantwortungs­ bewußte junge Menschen.zu bil­ den und zu erziehen, die sich für unsere gemeinsame Sache mit ihrem ganzen Wissen und Kön­ nen einsetzen“, unterstrich K arlHeinz Höhn, Stellvertreter des Ministers für Volksbildung. Das weiterentwickelte Konzept der Allgemeinbildung war Schwerpunkt des Pädagogischen Rates in der Magdeburger Komarow-Oberschule, an dem der Prä­ sident der Akademie der Päd­ agogischen Wissenschaften, Prof. Dr. Gerhart Neuner, teilnahm. Als aktiver Partner der Leh^ rer bewährt sich die FDJ-Grundorganisation an der sorbischen Oberschule Panschwitz-Kuckau. Das stellte Direktor Jah Knebel vor dem Pädagogischen Rat fest, in dem der stellvertretende Volksbildungsminister Rudolf Parr begrüßt wurde.

1988 auf der Erde das wärmste Jahr

Für sieben Monate in die Antarktis

London (AD N). Die bisher im Durchschnitt höchsten Tempera­ turen seit den statistischen A u f­ zeichnungen vor rund hundert Jahren sind 1988 auf der Erde gemessen worden. W ie das Me­ teorologische Amt in Großbritan­ nien mitteilte, lagen die wärm­ sten Jahre dieses Jahrhunderts alle nach 1980. So wurden 1988 Werte gemessen, die um 0,34 Grad Celsius höher waren als der Durchschnitt der Jahre 1949 bis 1979. Die höheren Werte im vergan­ genen Jahr seien teilweise auf den Anstieg der Temperaturen an der Meeresoberfläche in den tropischen Regionen des P a z ifik s eurückzuführen.

Washington (AD N). Zu einer 6400 Kilometer langen Antarktis­ expedition, der längsten jemals gestarteten, wollen sechs Män­ ner aus den USA, der UdSSR, Frankreich, Großbritannien, China und Japan am 1. August dieses Jahres auf brechen. Der Leiter der Gruppe, der Am erika­ ner W ill Steger, informierte, daß die Durchquerung zu Fuß und mit Hundeschlitten sieben Monate dauern soll. Ausgangspunkt der Expedition soll die Nordspitze der Antarktis gegenüber der Küste Südameri­ kas, Endpunkt die sowjetische Station Mirny sein. Den Südpol w ill das 6-Staaten-Team am 1. Dezember erreichen.

für die rund 55 000 Einwohner des Mansfelder Landes verbesser­ ten, darüber zog Ratsvorsitzender Gerhard Radestock Bilanz. Er konnte unter anderem darauf verweisen, daß sich seit 1984 für 11100 Bürger die Wohnverhält­ nisse verbesserten. Bei der V er­ wirklichung des Trinkwasserprogramms im Kreis sind in weite­ ren sieben Orten die Haushalte an die zentrale Versorgung angeschlossen worden. Auch in diesem Jahr werden im Harzkreds anspruchsvolle V or­ haben in A n griff genommen, darunter in Abberode der Bau einer Schule. Ilmenau. In seinem Bericht vor dem Kreistag nannte Ratsvarsit­ zender John Schmidt unter an­ derem die seit 1984 geschaffenen 284 Eigenheime, 95 rekonstruier^ ten W ohtafigen sowie mehr als 1660 modernisierten Heime. 1987 wurden zwei weitere Interessen­ gemeinschaften zur territorialen Rationalisierung gebildet. Durch solche Farmen der. Zusammen­ arbeit konnten zum Bürgerwohl Aufgaben realisiert werden, w ie der Um- und Ausbau von 35 Wohnungen und der Bau eines BHG-Einkaufszentrums. Wenngleich im Territorium allen Wünschen nach einem K in ­ dergartenplatz entsprochen w er­ den könne, so John Schmidt, sei die Zahl der in örtlicher Initia­ tive geschaffenen Krippenplätze noch nicht ausreichend. Der Rats­ vorsitzende verwies auf die V er­ antwortung des Kreises als größ­ tes Urlaubergebiet des Bezirkes Suhl. *

Phj&ngjang bietet für das Festival beste Bedingungen Budapest (ND^Korr.). jPhjöhgjang werde als Gastgeber der X III. Weltfestspiele den Ver­ tretern der Weltjugend beste Be­ dingungen bieten. Das erklärte W alid Masri, Präsident des W elt­ bundes der Demokratischen Ju­ gend (WBDJ), am Mittwoch in Budapest. Vom großen Interesse, das das Festival w eltw eit findet, so unterstrich er, zeuge unter anderem die Tatsache, daß be­ reits mehr als neunzig nationale Vorbereitungskomitees ihre A r ­ beit aufnahmen. Erstmals seit vielen Jahren bereite sich eine Delegation aus der V R China auf die Teilnahme vor. Eingeladen worden seien auch Jugendliche aus Südkorea.

Gewerkschafter Südafrikas fordern Boykott Pretorias Konferenz des SACTU in Lusaka Lusaka (AD N). Die Verhängung umfassender und bindender Sanktionen gegen das Apartheid­ regime hat der Südafrikanische Gewerkschaftskongreß (SACTU) gefordert. W ie der wiederge­ wählte Generalsekretär der Or­ ganisation, John Nkadimeng, zum Abschluß einer dreitägigen Kon­ ferenz des SACTU in Lusaka mitteilte, haben die Delegierten aus allen Teilen Südafrikas ein aktualisiertes Programm ausge­ arbeitet. Der SACTU kämpfe w ei­ ter für einen einheitlichen demo­ kratischen Gewerkschaftsverband in Südafrika.

Redaktion und Verlag: Franz-Mehring* Platz 1, Berlin, 1017, Telefon; 5 8310 monatlfcha^O M orM SS^ 0 32 ^ 9 4 0

B e r l i n (AD N). Günter Mittag, Mitglied des Politbüros und Se­ kretär des Z K der SED und Stell­ vertreter des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, empfing am Mittwoch Björn Engholm, Mini­ sterpräsident von Schleswig-Holstein und derzeitiger Präsident des Bundesrates der BRD, zu einem Gespräch. In einer konstruktiven Atm o­ sphäre erörterten die Gesprächs­ partner Fragen des weiteren Aus­ baus der Zusammenarbeit zw i­ schen der DDR und SchleswigHolstein, insbesondere auf ökono­ mischem Gebiet. Nach Auffassung beider Seiten würden sich hier auf der Grundlage der Gleichbe­ rechtigung und des gegenseitigen Vorteils perspektivreiche Mög­ lichkeiten ergeben. Günter Mittag betonte, daß die DDR davon ausgehe, daß die Handels- und Wirtschaftsbezie­ hungen zwischen der DDR und der BRD ein wesentlicher und stabilisierender Faktor für die weitere Entwicklung der Bezie­ hungen zwischen beiden Staaten seien. Es gelte, die im Gemein­ samen Kommunique während des offiziellen Besuches des General­ sekretärs des Z K der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Erich Honecker, in der BRD getroffenen Festlegungen weiter mit Leben zu erfüllen. Dazu könne auch die Entwicklung der Beziehungen mit dem Bundes­ land Schleswig-Holstein positiv beitragen. Björn Engholm bekräftigte sei­ nerseits den W illen des von ihm geführten Bundeslandes, alle sich bietenden Möglichkeiten für die

Vor dem Meinungsaustausch Entwicklung der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen auszu­ schöpfen, so auch auf dem Gebiet des Maschinenbaus und der Werftindustrie. An dem Gespräch nahmen sei­ tens der DDR teil Alexander Schalck-Golodkowski, Staatsse­ kretär im Ministerium für Außen­ handel, K arl Seidel, Leiter der Abteilung BRD im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, und seitens der BRD Dr. Stefan Palny, Chef der Staatskanzlei des schleswig-holsteinischen Mini­ sterpräsidenten, Günter Gaus, Franz Jürgen Staab, Geschäfts­ träger a. i. der BRD, Dr. Winfried Sühlo, Mitarbeiter in der Staats­ kanzlei. Siehe auch Seite 2

Wissenschaftlicher Rat für Friedensforschung:

Offenlegung militärischer Potentiale — Basis für Wien Sorge in Europa über „ModernisierungsM-Pläne der NATO "Berlin ~ (ADN). Der Wissen­ schaftliche Rat für Friedensfor­ schung an der Akademie der Wissenschaften der DDR hat die Erklärung des Komitees der V er­ teidigungsminister der Teilneh­ merstaaten des Warschauer Ver­ trages zum Verhältnis der zah­ lenmäßigen Stärke der Streit­ kräfte und Rüstungen der Orga­ nisation des Warschauer Vertra­ ges und des Nordatlantischen Bündnisses begrüßt In einem vom Vorsitzenden des Wissen­ schaftlichen Rates, Prof. Dr. sc. Max Schmidt, Unterzeichneten Do­ kument w ird der Vergleich als eine zuverlässige Basis für die in Kürze in Wien beginnenden V er­ handlungen über die Reduzierung von Streitkräften und konventio-

Axel Brück für Gesinnung bestraft/Menschenrechte erneut verletzt

nellen :>Rüstungen Tri Europa ge­ wertet, der auch weiterführende Vertrauens- und sicherheitsbil­ dende Maßnahmen im Rahmen des KSZE-Prozesses begünstige. Die Bemühungen Her Friedens­ forscher in Ost und West würden unterstützt, W ege aus dem W ett­ rüsten zu finden und Behauptun­ gen entspannungsfeindlicher NATO -K reise entgegenzutreten; die der internationalen Öffent­ lichkeit eine angeblich er­ drückende Überlegenheit und Invasionsfähigkeit der Staaten des Warschauer Vertrages zu sugge­ rieren versuchen. Das dieser Tage, vor allem an­ läßlich der Wehrkundetagung in München, sichtbar gewordene Be­ streben einflußreicher N A TO Kreise, am Prinzip der nuklearen Abschreckung v festzuhalten und die Weigerung zur Einleitung von Abrüstungsschritten mit Maßnah­ men einer als „Modernisierung“ bezei ebneten qualitativen Aufrü­ stung zu verbinden, bereite brei­ ten Kreisen der Bevölkerung in den Staaten Europas große Sorge. Die Mitglieder des Rates für Friedensforschung seien jedoch davon überzeugt, daß die dyna­ mische und initiativreiche Frie­ denspolitik der sozialistischen Staaten den Handlungsspielraum der mit dem militärisch-indu­ striellen Komplex verbundenen Kräfte und der Gegner einer Entspannung weiter einschrän­ ken und den Prozeß der Friedens­ sicherung durch Abrüstung und Entspannung inspirieren und för­ dern wird. Daran mitzuwirken sei ihre Aufgabe.

Friedensfahrt auf traditionellem Kurs

Demokraten versichern Axel Brück (Mitte) beim Verlassen des Gerichts­ Foto: ZB/Settnik gebäudes ihrer Solidarität

© 2011 Tom Seemann

B-Ausgabe Einzelpreis 15 Pf

Günter Mittag empfing Ministerpräsident Engholm zum Gespräch

„ Neonazis im Abgeordnetenhaus — Berufsverbote für Kommunisten"

anschließend, mit der Berufsver­ botspolitik begebe sich die BRD international immer mehr in die Isolation. Zwischen dieser Poli­ tik und dem Anwachsen des Neonazismus, w ie er sich jetzt bei den Wahlen in Berlin (West) ge­ zeigt habe, bestehe eine enge Verbindung. „Man braucht sich nur die Ahnengalerie im Gerichts­ saal anzusehen“, sagte er unter Hinweis auf die dort aufgehäng­ ten Bilder früherer Gerichtsprä­ sidenten, die als aktive M itglie­ der der SA oder der NSDAP K ar­ riere gemacht hatten, um die Be­ ziehungen zu alten und neuen Nazis festzustellen. Das Urteil selbst ermuntere die Neonazis.

44. Jahrgang / Nr. 28

DDR und Schleswig-Holstein hauen Zusammenarbeit aus

Proteste nach Schandurteil Sw Berlin fWestJs

Berlin (West) (ADN). Unter eklatanter Verletzung internatio­ nal anerkannter Menschenrechte hat das Bundesverwaltungsgericht am Mittwoch den Postbeamten A xel Brück aus Gießen wegen seiner kommunistischen Gesin­ nung zu lebenslangem Berufsver­ bot und damit zur Entfernung aus dem Dienst verurteilt. Zahl­ reiche Beobachter und Demokra­ ten aus dem In- und Ausland pro­ testierten noch im Gerichtssaal gegen das Schandurteil. Es er­ schollen Rufe w ie: „Ein Polizist darf Vorsitzender der Neonazis sein — ein Kommunist kriegt als Postbeamter Berufsverbot! “ und „Nazis kommen ins Rathaus“. Während der Urteilsverkündung ertönten P fiffe und Pfui-Rufe. Westberliner Antifaschisten ent­ rollten vor dem Gebäude ein Transparent: „Schaut auf diese Stadt: Neonazis im Abgeordne­ tenhaus —‘’ Berufsverbotsprozesse gegen Kommunisten“. M it diesem Urteil ist die beruf­ liche Existenz des Femmeldeobersekretärs, Vater von zwei Kindern, vernichtet worden. A xel Brück hatte bis zu seiner Suspen­ dierung durch den Bundespost­ minister vor zwei Jahren seinen Dienst, wie ihm ausdrücklich be­ stätigt wurde, untadelig verricht te t Ungeachtet dessen erklärte Gerichtsvorsitzender Bermel in der Urteilsbegründung, Brück habe durch die Übernahme von Funktionen in der D K P und seine Kandidatur bei Bundes­ tags- und Landtagswahlen seine „politische Treuepflicht“ verletzt A xe l Brück, der während der Urteilsverkündung unter Protest den Saal verlassen hatte, erklärte

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Der Postbeamte W olfgang Repp aus Frankfurt (Main), dem in Kürze ebenfalls vor diesem Gericht der Prozeß mit dem Ziel des Berufsverbots wegen seiner DKP-Zugehörigkeit gemacht w er­ den soll, zog ebenfalls Parallelen zwischen dem Schandurteil gegen seinen Kollegen und Genossen und der Wahl der neonazistischen „Republikaner“ in Berlin (West), als deren Vorsitzender ein Poli­ zeibeamter ungestraft Ausländer­ und Rassenhetze betreiben dürfe. Prozeßbeobachter erklärten, mit dem Urteil gegen A x e l Brück setze die BRD im Widerspruch zur Menschenrechtscharta der UNO (Fortsetzung auf Seite 2)

Berlin (ADiN). Xtes Organisa­ tionskomitee der 42. Internatio­ nalen Friedensfahrt 1989 beschloß auf seiner Sitzung am 1. Februar in Berlin, die diesjährige Frie­ densfahrt auf dem Kurs Warschau — Berlin — Prag durchzuführen. Die ursprünglich für das Jahr 1989 vorgesehene einmalige Aus­ tragung auf dem Kurs von Paris nach Moskau ist nicht möglich, da seitens der Internationalen Radsportföderation (UCI) dem Antrag der Aufnahme dieses Ren­ nens in die Kategorie „Open" nicht entsprochen wunde. Der Start zur 42. Fahrt w ird am 8. Mai in Warschau vollzogen. Nach weiteren vier Etappen auf dem Gebiet der V R Polen endet; die fünfte Etappe am 12. Mai in Cottbus. Der weitere Kurs führt über Halle nach Berlin und Dres­ den. Die Ankunft der Friedens­ fahrer am 15. Mai in Berlin wird einer der Höhepunkte des Pfängjsfctreffens der FDJ sein. Zielort ist am 20. Mai die CSSR-Hauptstadt Prag.

Foto: ND/Schmidtke

Gespräche mit Sekretär des ZK der KPTsch Jan Fojtik folgt einer Einladung des ZK der SED Berlin (ADN). A u f Einladung des Zentralkomitees der SED traf am Mittwoch das Mitglied des Präsidiums und Sekretär des Z K der KPTsch Jan Fojtfk zu einem Besuch in Berlin ein. Der tschechoslowakische Gast wurde von Kurt Hager, Mitglied des Politbüros und Sekretär des ZK der SED, herzlich begrüßt. Am späten Nachmittag begannen die Gespräche beider Politiker.

Antifaschisten der BRD:

Appell zu gemeinsamen Aktionen Neonazismus Kampf angesagt Bonn (ADN). M it einem Appell zu gemeinsamen Aktionen gegen Neonazismus und Ausländer­ feindlichkeit hat &ch die V V N Bund der Antifaschisten der BRD an die Parteien, Gewerk­ schaften, Kirchen und die demo­ kratische Öffentlichkeit gewandt. M it Erschrecken hätten die A n ti­ faschisten in der Bundesrepublik den W ahlerfolg der „Republika­ ner“ in Berlin (West), dem Schändungen von Gedenkstätten und Hakenkreuz-Schmierereien vorausgegangen seien, zur Kenntnis genommen. M it die­ sem Wahlergebnis sei ein uner­ meßlicher Schaden entstanden. Unter dem Deckmantel der „R e ­ publikaner“ habe sich eine Lega­ lisierung der extremen Rechten vollzogen. Verantwortung dafür trage eindeutig die bisher regie­ rende CDU. Im Schöße ihrer Po­ litik hätten sich rechtsradikale und neonazistische Strömungen entwickeln können. Siehe auch Seite 2

Chile: 800 Lehrer fristlos entlassen Santiago (ADN). Mehr als 800 chilenische Lehrer sind vor dem im März beginnenden neuen Schuljahr fristlos entlassen w or­ den. Nach Angaben der 'Lehrer­ gewerkschaft sind zumeist fort­ schrittliche Lehrkräfte von die­ ser Maßnahme des Pinochet-Re­ gimes betroffen. Die chilenische Zeitschrift „A nalisis“ stellte fest, die Regie­ rung w olle die finanziellen M it­ tel für die Volksbildung reduzie­ ren und plane weitere Entlassun­ gen an den Grundschulen. Die Auswirkungen würden vor al­ lem in den Provinzen zu spüren sein.

Explosion in Goldmine Johannesburg. Eine Explosion in einer südafrikanischen Gold­ mine nahe Johannesburg forderte mindestens vier Menschenleben. Fünf Bergleute wurden verletzt.

Blutbad von Extremisten Delhi. Sikh-Extremisten haben in einem Dorf im indischen Unionsstaat Punjab eine sechs­ köpfige Bauem familie ermordet.

19 Tote bei Absturz Washington. Bei dem Absturz des Tankflugzeuges der USALuftstreitkräfte auf der Basis Dyess (US-Bundesstaat Texas) fanden alle 19 Insa&sen den Tod.

Belgrad bebte leicht Belgrad. Ein leichtes Erdbeben ist in der Nacht zum Mittwoch in Belgrad registriert worden. Es verursachte keine Schäden.

Nachrichten undKommentare

Neues Deutschland / 2. Februar 1989 / Seite 2

N eues D eutschland Zusammenwirken bei Lösung Rundtischgespräch zu DAS REDAKTIONSKOLLEGIUM

Herbert Naumann, Chefredakteur; Dr. Sander Drobela, Alfred Kobs, Dieter Brückner, Dr. Rolf Günther, Dr. Hajo Herbell, Werner Micke, Michael Müller, Dr. Harald Wessel, stellvertretende Chefredakteure; Horst Bitschkowski, Heinz Jakubowski, Otto Luck, Dr. Wolfgang Spickermann, Klaus Ullrich. Die Redaktion wurde 1956 und 1986 mit dem Karl-Marx-Orden und 1971 mit dem Vaterländischen Ver­ dienstorden in Gold ausgezeichnet.

Konsularverlrag mit Libyen unterzeichnet Tripolis (ADN). Ein Konsularvertrag ist am Dienstag in T ri­ polis zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Großen Sozialistischen Liby­ schen Arabischen Volksjaniahiriya unterzeichnet worden. Kr wird dazu beitragen. ‘ die freund­ schaftlichen Beziehungen zw i­ schen beiden Staaten zu vertie­ fen und die Zusammenarbeit zu fördern.

Konferenz der Rektoren von DDR-Hochschulen Bautzen (ADN). Eine dreitä­ gige Beratung der Rektoren von Universitäten und Hochschulen der DDR zur weiteren Auswer­ tung der 7. Tagung des Z K der SED wurde am Mittwoch in Gaußig bei Bautzen beendet. Erstrangige Leitungsaufgabe der Rektoren sei es, für die Heran­ bildung parteiveribundener, fach­ lich qualifizierter Hochschulab­ solventen zu wirken, die durch hohe Leistungen in der For­ schung einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung der ökonomi­ schen Strategie der SED leisten. Das betonte Prof. Dr. h. c. HansJoachim Böhme, Minister für Hoch- und Fachschulwesen. In der Diskussion standen hochschulpolitische Grundfragen und Aufgaben bei der Vorbereitung des X II. Parteitages der SED und des IX . Pädagogischen Kon­ gresses im Mittelpunkt. Die Rek­ toren legten ihre Erfahrungen bei der notwendigen Erhöhung dies Niveaus ihrer Leitungstätig­ keit dar. Im Vorfeld des IX. Päd-r agogischen Kongresses erörterten sie Fragen der Persönlichkeitsent­ wicklung in allen Bereichen des sozialistischen Bildungssystems, des Niveaus und Inhalts der A ll­ gemeinbildung und der höheren Effektivität der Lehrerbildung.

Beratung zu Fragen der Bildungspolitik Berlin (ADN). Über den Beitrag des Kulturbundes der DDR zur Vorbereitung des IX . Pädagogi­ schen Kongresses beriet am M itt­ woch in Berlfn der Präsidialrat. Bildungsfragen gehörten zur stän­ digen Arbeit im Kulturbund, sagte Präsident Prof. Dr. Hans Pischner. Das drücke sich in der aktiven Mitarbeit der über 30 000 Pädagogen im Kulturbund und in der guten Arbeit vieler Orts­ gruppen mit Kindern und Ju­ gendlichen aus. Über die in den vergangenen Jahrzehnten erreich­ ten Veränderungen und die w ei­ tere Entwicklung im Bildungswe­ sen referierte Präsidialratsmitglied Prof. Dr. Dieter Kirchhof er, 1. Vizepräsident der Akademie der Pädagogischen Wissenschaf­ ten der DDR.

ZK der SED gratuliert Genossen Günther Rücker Zum 65. Geburtstag gelten Genossen Günther Rücker in Berlin beste Glückwünsche, ver­ bunden mit dem Dank für sein umfangreiches künstlerisches Wirken und seine verantwor­ tungsvolle kulturpolitische Tätig­ keit als langjähriger Sekretär der Sektion Literatur und Sp ra chpflege der Akademie der Künste und als Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR.

Berlin (West): Proteste gegen Schandurteil (Fortsetzung von Seite 1) und unter Mißachtung internatio­ naler Proteste die Verfolgung von Kommunisten und anderen De­ mokraten fort. In der seit nunmehr 17 Jah­ ren andauernden Berufsverbots­ praxis wurden nach Angaben der Initiative „W eg mit den Berufsverboten“ rund vier M il­ lionen BRD-Bürger geheimdienst­ lich überprüft und rund 10 000 Berufsverbote verhängt. Anfang Dezember hatten mehr als 60 Persönlichkeiten der BRD in einem offenen Brief an die Bun­ desregierung gefordert, „die Praxis der Berufsverbote zu be­ enden und die Rehabilitierung der Opfer in die Wege zu leiten.“ Schon vor zwei Jahren hatte die Internationale Arbeitsorgani­ sation (ILO ) die Bundesregierung aufgefordert, die von ihr 1963 Un­ terzeichnete Konvention Nummer 111 einzuhalten, die sich gegen jegliche Diskriminierung im Be­ ruf wendet. Über diesen Appell setzen sich offizielle Stellen der BRD nach wie vor hinweg. So hatte der Vorsitzende des Bun­ desverwaltungsgerichts — cfes Gerichtes der BRD, das in letz­ ter Instanz Berufsverbote ver­ hängt oder bestätigt — erklärt, für seine Institutionen seä die ILO Konvention „nicht rechtstendend M.

von Umwellaufgaben beraten Gespräche des Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins mit Umweltminister Reichelt und Kulturminister Hoffmann Berlin (ADN). Ein Gespräch über Aspekte der Umweltpolitik führten am Mittwoch in Berlin der Stellvertreter des Vorsitzen­ den des Ministerrates der DDR und Minister für Umweltschutz und Wasserwirtschaft, Dr. Hans Reichelt, und der Ministerpräsi­ dent von Schleswig-Holstein und derzeitige Präsident des Bundes­ rates der BRD, Björn Engholm. In dem konstruktiven und sach­ lichen Gedankenaustausch erör­ terten die Partner Möglichkeiten zur Erweiterung des Zusammen­ wirkens zwischen der DDR und Schleswig-Holstein bei der L ö ­ sung von Umweltaufgaben. Übereinstimmend hoben sie her­ vor, daß sich die gleichberech­ tigte Zusammenarbeit auf der Grundlage der Vereinbarung zwischen den Regierungen der DDR und der BRD über die w ei­ tere Gestaltung der Beziehungen auf dem Gebiet des Umwelt­ schutzes positiv entwickelt. Dies sei zugleich dem politischen Dia­ log und der Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten dienlich und nützlich. Im Mittelpunkt der Unter­ redung standen Ergebnisse und Vorhaben bei der rationellen Nutzung der natürlichen Reichtümer und beim Umweltschutz. Große Aufmerksamkeit wurde ebenso der Erhaltung und Pflege der Naturschutzgebiete gewid­ met. Die Gesprächspartner berie­ ten über den Ausbau des In for­ m a tion - und Erfahrungsaustauschs beim Gewässerschutz und beim Einsatz alternativer Energiequellen. Der DDR-Minister erläuterte vielfältige Aktivitäten zum Ein­ satz abproduktarmer Technolo­ gien, zur Rückgewinnung von Wertstoffen, zur Schaffung ge­ schlossener Stoffkreisläufe sowie zur volkswirtschaftlichen V er­ wertung und schadlosen Beseiti­ gung von Abprodukten. In diesem Zusammenhang ver­ wies er auf Maßnahmen zur Schaffung aller erforderlichen Be­

dingungen für den Schutz der na­ türlichen Umwelt im Bereich der Deponie Schönberg im Bezirk Rostode. Auch nach vorliegenden weiteren Gutachten zuständiger Einrichtungen der DDR und der BRD biete sie die notwendigen geologischen und technischen V or­ aussetzungen für eine schadlose Beseitigung von Haus- und ausge­ wähltem Industriemüll. Beein­ trächtigungen der Umwelt können ausgeschlossen werden. A lle diese Maßnahmen dienten auch der Verbesserung der Um­ weltbedingungen im Bereich der Staatsgrenze der DDR zur BRD und der Minderung grenzüber­ schreitender Belastungen. Damit erfülle die DDR zugleich interna­ tionale Verpflichtungen. An der Begegnung nahm der Geschäftsträger a. i. der BRD, Franz Jürgen Staab, teil. Berlin (ADN). A m gleichen Tag wurde Ministerpräsident Eng­ holm vom Minister für Kultur der DDR, Dr. Hans-Joachim H off­ mann, in Berlin zu einem Ge­ spräch empfangen. Beide Seiten würdigten die positive Entwick­ lung der kulturellen Beziehungen zwischen der DDR und der BRD, insbesondere seit Abschluß^ des Kulturabkommens, und stimmten darin Überein, diesen Prozeß auch in der Zukunft zu fördern. Sie betonten, daß Kunst und Kultur einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der gutnachbarli­ chen Beziehungen zwischen bei­ den Staaten und damit zur Ent­ spannung und zur Erhaltung des Friedens leisten können. An dem Gespräch nahm von seiten der DiDR der Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR, Prof. Clauss Dietel, teil. Seitens der BRD waren zugegen der Chef der Staatskanzlei von Schleswig-Holstein, Dr. Stefan Pelny, Günter Gaus, der Ge­ schäftsträger a. i. der BRD, Franz Jürgen Staab, sowie der Mitar­ beiter in der Staatskanzlei Dr. W infried Sühlo.

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Französische Abordnung Aufgaben der Forschung im DDR-Friedensrat

Berlin (ND). Ein zweitägiges Rundtischgespräch mit Wissen­ schaftlern des Zentrums für Ge­ sellschaftswissenschaftliche For­ schungen beim Z K des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens ging am Mittwoch an der Aka­ demie für Gesellschaftswissen­ schaften beim Z K der SED in Berlin zu Ende. Dabei wurden Grundfragen der Entwicklung der Klassen- und Sozialstruktur in beiden Ländern erörtert. Die Wissenschafler wurden vom Botschafter der SFRJ in der DDR, Milan Predojevic, zu einem freundschaftlichen Treffen emp­ fangen, an dem Prof. Dr. Hannes Hornig, Mitglied des ZK der SED. und Leiter der Abteilung Wissen­ schaften des ZK, teilnahm.

ln Hausversammlungen wird der Wahlaufruf erörtert Erfurt: Gerhard Müller sprach auf Bezirksausschußtagung Erfurt (ND-Korr.). Volle Zu­ stimmung zum Wahlaufruf be­ kundeten Bürger des Bezirkes Er­ furt unmittelbar nach dessen Veröffentlichung in rund 4000 Hausversammlungen und Gesprä­ chen. Das teilte Bezirkssekretär Dr. Karl-Heinz Frenzel am M itt­ woch auf einer Tagung des Be­ zirksausschusses der Nationalen Front in Erfurt mit. In der Wahl­ vorbereitung komme den 1465 Ausschüssen der Nationalen Front, in denen 41475 Bürger des Bezir­ kes mitarbeiten, eine große V er­ antwortung zu., Zur Weiterfüh­ rung der Bürgerinitiative in die­ sem Jahr beschloß der Bezirks­ ausschuß ein Programm, das Eigenleistungen der Bürger im W erte von 1,75 Milliarden Mark vorsieht, davon 1,5 Milliarden Mark für die Erhaltung und Pflege des Wohnraumes. In der Diskussion legten die Be­ zirksvorsitzenden aller Parteien dar, w ie sich ihre Mitglieder mit Beiträgen1für die Verwirklichung des Wahlaufrufes engagieren. Der Vorsitzende des Ortsaus­ schusses Crawinkel, W olf gang m

Pressekonferenz mit Björn Engholm in Berlin:

Es ist Zeit für mehr Normalität Berlin (ADN). Seine Gesprä­ che mit weiteren Politikern der DDR seien in einer sehr freund­ schaftlichen und aufgeschlosse­ nen Atmosphäre verlaufen, er­ klärte Ministerpräsident Björn Engholm am Mittwoch vor der Presse in Berlin. Er habe ausge­ prägtes Interesse für Projekte vorgefunden, die bereits am er­ sten Besuchstag bei der Begeg­ nung mit Generalsekretär Erich Honecker eine Rolle gespielt hät­ ten. Im Gespräch mit Kulturmini­ ster Dr. Hoffmann habe es ein auf beiden Seiten sehr ausge­ prägtes Interesse gegeben, einen verstärkten Kulturaustausch zwischen SchleswignHolstein und der DDR vorzunehmen. Dies sei auch im besten Sinne des Wortes, so Björn Enghoim, ein Beitrag zur Verständigung.

Kulturprojekt der Ostseeanliegerstaaten Von der DDR sei der Vor­ schlag angenommen worden, daß das Schleswig-Holstejn-Musiikfestival-Orchester in diesem Jahr an zwei oder drei Orten in der DiDR auftritt. Gewiß sei auch, daß die wichtigen Spitzen­ ensembles der DDR in den komr menden Jahren fest in das Mu­ sikfestival eingebunden werden sollen. Ferner sei das Projekt bespro­ chen worden, das er auch dem Generalsekretär geschildert habe, „ars baltica“, einer aus mehreren Elementen bestehen­ den Ausstellung der Anrainer­ staaten der Ostsee. Dieses Pro­ jekt sei auf starkes Interesse bei der dänischen und der finnischen

Regierung wie auch beim schwe­ dischen Ministerpräsidenten ge­ stoßen. Zum Gespräch mit Günter M it­ tag erklärte Björn Engholm, in starkem Maße sollen künftig die Information über die Fähigkeit schleswig-holsteinischer •Unter­ nehmer ausgeweitet werden, un­ ter anderem auf Gemeinschaftsstäztden der Leipziger Messe oder durch gezielte Aus­ stellung bestimmter Branchen­ spezialitäten im Internationalen Handelszentrum. W ir möchten in bestimmten Bereichen eng miteinander ko­ operieren, erklärte Björn Eng­ holm. Das gelte insbesondere für die Entwicklung von Technolo­ gien zur Sanierung der Umwelt, respektive zur Vorsorge, daß künftig Natur nicht mehr auch durch ökonomische Prozesse ge­ schädigt wird. Hierfür werde es ebenfalls ein Zusammentreffen von Fachleuten geben. Für ein wichtiges Projekt halte er den Versuch einer gemeinsa­ men Zulieferung von Teilpro­ duktionen auf einem Nutzfahrzeugsektor, teilte Björn Engholm mit. Das werde er erst mit bun­ desdeutschen Firmen weiter be­ sprechen. Die DDR habe ihr In ­ teresse bekundet.

Umweltschutzthemen für Expertentreffen Im Gespräch mit Dr. Reichelt sei auch über die Deponie in Schönberg gesprochen worden. Dr. Reichelt habe ihm nach­ drücklich gesagt, daß in der DDR alles getan würde, um die Depo­ nie sicher zu machen. Ferner sei darüber gesprochen worden, mit dem Schaalsee ein

Berlin (A D N ), Die jüngsten einseitigen Abrüstungsmaßnah­ men der Sowjetunion, der DDR und der anderen Staaten des Warschauer Vertrages standen im Mittelpunkt eines Meinungs austausches zwischen einer Dele­ gation der französischen Frie­ densbewegung unter Leitung von Prof. Francois Biot, Nationaler Sekretär der französischen Frie­ densbewegung, und Werner Rüm­ pel, 1. Vizepräsident und Gene­ ralsekretär des Friedensrates der DDR. Erörtert wurden die jetzt erforderlichen Aktionen der Friedenskräfte. Die Gesprächs­ partner unterstrichen die Notwen­ digkeit ^einer positiven Reaktion seitens cter Regierungen der Staa­ ten des westlichen Militärbünd­ nisses.

Naturschutzgroßprojekt grenzübergreifend zu machen.. Es wurde vereinbart, daß sich Ex­ perten von Schleswig-Holstein und d e r , DDR \tn JRahmen des Umweltabkommens' in einer be­ sonderen Arbeitsgruppe damit gemeinsam befassen, ;

Für normale Beziehungen Bundestag—Volkskammer A u f Fragen von Journalisten nach einer Bilanz seiner Gesprä­ che erklärte Björn Engholm, sein Ratschlag an die Amtskolle­ gen und die Bundesregierung hieße,’ mit derselben Offenheit hierherzukommen. Man müsse weitere Schritte zur Normalität gehen. Dazu zähle auch, normale Beziehungen zwischen dem Bun­ destag der BRD und der Volks­ kammer der DDR herzustellen. Die Zeit sei lange überreif, dies zu tun. Die internationalen Befürch­ tungen nach dem Wahlergebnis in Berlin (West) teile er, sagte Ministerpräsident Engholm auf eine entsprechende Frage. Mit dem W ahlerfolg einer Partei, die sich fälschlicherweise Republika­ ner nenne, sei zumindest Anse­ hensverlust verbunden. A m Mittwochabend gab der Geschäftsträger a. i. der BRD, Franz Jürgen Staab, zu Ehren des schleswig-holsteinischen M i­ nisterpräsidenten, Björn Eng­ holm, Präsident des Bundesrates der BRD und Mitglied des Prä­ sidiums der SPD, in Berlin ein Essen. Der Einladung in das Ermeler-Haus waren gefolgt Dr. Hans Reichelt, Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR, sowie weitere Persön­ lichkeiten der DDR und der Be­ gleitung des Ministerpräsidenten.

Meyer, berichtete, daß jeder Ein­ wohner in den vergangenen fünf Jahren für 5350 Mark Leistungen für die Wohnungswerterhaltung vollbrachte. „Fü r uns Christen, die w ir uns dem Wohlergehen des Nächsten und der Förderung des Gemein­ wohles verpflichtet fühlen, bietet unser Gesellschaftskonzept um­ fassende Möglichkeiten der Be­ währung und des Engagements“, sagte der Vorsitzende des Erfur­ ter Wohnbezirksausschusses 209, Andreas Huck. Gerhard Müller, 1. Sekretär der Bezirksleitung Erfurt und Kandi­ dat des Politbüros des Z K der SED, betonte im Schlußwort, in der Wahlvorbereitung komme es darauf an, mit allen Bürgern den politischen Dialog zu führen, ihnen den Wahlaufruf der Natio­ nalen Front zu erläutern und ihre aktive Mitarbeit umfassend zu fördern. Dafür sollten Fami­ liengespräche, Hausversammlun­ gen, Einwohner- und Jugend­ foren genutzt werden. Der M ei­ nungsaustausch über Grundfra­ gen der Innen- und Außenpoli­ tik, ülber kommunale Probleme sowie über die erfolgreiche ^ jä h ­ rige Bilanz der DDR festige oinci vertiefe das Vertrauen in die Politik der Arbeiterklasse im be­ währten Bündnis mit allen Par­ teien und gesellschaftlichen Orga­ nisationen. Damit wachse auch die Liebe zum Vaterland.

Heue Vereinbarung für Kooperationsverbände Finsterwalde (ADN). Rund 13 500 Hinweise und Vorschläge sind in den vergangenen Mona­ ten zu dem im Juni 19$ veröf­ fentlichten Entwurf der Rahmen­ vereinbarung für Kooperations­ verbände eingegangen# An der breiten demokratischen Ausspra­ che hatten sich Genossenschafts­ bauern, Arbeiter der Nahrungsgüterwirtschaft und des Handels, Wissenschaftler und Staatsfunk­ tionäre sowie andere interes­ sierte Bürger beteiligt. Darauf verwies am Mittwoch in Babben, Kreis Finsterwalde, auf einer ab­ schließenden Beratung Staats­ sekretär Dr. W ilhelm Cesarz vom Ministerium ' für Land-, Forstund Nahrungsgüterwirtschaft. Der jetzt vorliegende veränderte Entwurf wird nun der Parteiund Staatsführung vorgelegt. Dr. W ilhelm Cesarz unterstrich, daß diie Vorstände der mit der SED befreundeten Parteien und Leitungen von Massenorganisa­ tionen ihre Mitglieder zur T eil­ nahme an der Diskussion ange­ regt hatten. Die zentrale Arbeits­ gruppe berücksichtigte auch de­ ren Standpunkte. Konkretisiert wurden die Aussagen zur Bildung und Nutzung gemeinsamer Ein­ richtungen und Fonds. A u f der Grundlage des präzisierten Doku­ ments komme es künftig darauf an, die bestehenden Vereinbarun­ gen in den 351 Kooperationsver­ bänden mit ihren rund 9000 M it­ gliedsbetrieben unterschiedlicher Eigentumsformen zu überarbeiten.

390000 Lehrlinge beteiligen Ökumenisches Symposium zu Friedensfrugen in Berlin sich am Berufswettbewerb Veranstaltung zum 40. Jahrestag dieser Initiative Berlin (ND). Den 40. Jahrestag des sozialistischen Berufswettbe­ werbes begingen am Mittwoch 400 Lehrlinge und Pädagogen der Betriebsschule des VEB Bergmann-Borsig mit einer festlichen Veranstaltung. Der Berliner Be­ trieb hatte auf den Tag genau im Jahr 1949 erstmalig zum Be­ rufswettbewerb aufgerufen. Da­ mals schlossen sich insgesamt rund 115 000 Mädchen und Jun­ gen an. Zum Wettbewerb der Lehrlinge im 40. Jahr der DDR, an dem sich über 390 000 FDJler beteiligen, war der Aufruf w ie­ derum von der Schule des VEB Bergmann-Borsig ausgegangen. A u f einem Meeting unterstrich Eberhard Aurich, 1. Sekretär des FDJ-Zentralrates, die Verantwor­ tung der angehenden Facharbei­ ter, im „ FD J-Auf gebot DDR 40“ durch hohe Leistungen in der theoretischen und praktischen Ausbildung zur Stärkung der Re­ publik und damit zur Sicherung des Friedens beizutragen. An der Veranstaltung in dem Berliner Betrieb nahmen auch teil CarlHeinz Janson, Leiter der A btei­ lung sozialistische Wirtschafts­

führung des Z K der SED, Kurt Zahn, Mitglied des Präsidiums und Sekretär des FDGB-Bundesvorstandes, Bodo Weidemann, Staatssekretär für Berufsbildung, und Dr. Jochen Kratzke, Staats­ sekretär im Ministerium für Kohle und Energie. Die Ziele im sozialistischen Be­ rufswettbewerb haben sich in den zurückliegenden vier Jahr­ zehnten gewandelt. Damals ging es vor allem darum, junge A rbei­ ter schnell praktisch auszubil­ den. Heute steht im Mittelpunkt die Aufgabe, Facharbeiter heran­ zubilden, die vielseitig einsetzbar sind und die Anforderungen der wissenschaftlich-technischen Re­ volution meistern können. Die Lehrlinge von Bergmann-Borsig haben im Berufswettbewerb bei­ spielsweise 56 MMM-Aufgaben übernommen. Sie wollen damit insgesamt einen ökonomischen Nutzen von über 190 000 Mark erzielen. 29 dieser Aufgaben fu­ ßen auf dem Plan Wissenschaft und Technik beziehungsweise auf der Rationalisierungskonzep­ tion des Betriebes.

Christen und Marxisten diskutierten gemeinsame Zukunft Berlin (ADN). Der Idee vom ge­ meinsamen Haus Europa widmet sich das V III. ökumenische Sym­ posium zu Friefctensfragen, das am Mittwoch in Berlin eröffnet wurde. Die Sektion Theologie der Humboldt-Universität und der Regionalausschuß der Christ­ lichen Friedenskonferenz in der DDR haben Wissenschaftler und Theologen aus mehreren Ländern, Persönlichkeiten des gesellschaft­ lichen Lebens, Geistliche und Stu­ denten dazu eingeladen. Als erster Redner unterbrei­ tete Prof. Dr. R olf Reißig von der Akademie für Gesellschaftswis­ senschaften beim ZK der SED Überlegungen zu einem politi­ schen Kodex für ein gemeinsames Haus Europa. Ausgehend von dem gemeinsamen Interesse der Völker Europas, die sie bedrän­ genden Probleme gemeinsam zu lösen, machte er deutlich, daß es um ein Haus gemeinsamer Sicher­ heit gehe. Der Gesellschaftswis­ senschaftler unterstrich, daß christliches Friedensengagement und Friedensdenken Entscheiden­ des zum Dialog über die Zukunft der Menschheit beitrage.

© 2011 Tom Seemann

Weitere Beiträge über „ Das Haus Europa als Metapher für Verständigung“ unterbreiteten der Generalsekretär der ökume­ nischen Vereinigung der Akade­ mien und Zentren in Europa, Dr. Fritz Erich Anheim aus Bad Boll (BRD), Prof. Dr. Frank Berg von der, Akademie für Gesellschafts­ wissenschaften beim ZK der SED und Prof. Dr. Walter Jens aus Tü­ bingen (BRD). Unter den Teilnehmern des zweitägigen interdisziplinären Ge­ sprächs konnte Sektionsdirektor Prof. Dr. Heinrich Fink den Stell­ vertreter des Staatssekretärs für Kirchenfragen, Hermann Kalb, Bischof Dr. Christoph Demke (Magdeburg) und Altbischof D. Dr. Albrecht Schönherr (Berlin) be­ grüßen. Das Symposium ist dem Mitbegründer der w eltweit w ir­ kenden Christlichen Friedenskon­ ferenz Prof. Dr. Josef Hromadka von der Comenius-Fakultät in Prag gewidmet, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Vormarsch derNeonazis setzt Alarmzeichen BreitesBündnisvonAntifaschisten notwendig Von ADN-Korrespondentin Gabriele O e r t e I Bonn. „Wehret den Anfängen, nie wieder Krieg, nie wieder Faschis­ mus" - schworen am vergangenen Wochenende Antifaschisten aus allen Teilen der Bundesrepublik auf einer Aktionskonferenz in Bremen. Wie aktuell diese Mahnung ist, machte nur Stunden später die Tat­ sache deutlich, daß nach den Wah­ len in Berlin (West) Neonazis in das Westberliner Abgeordnetenhaus einziehen und später auch zwei von ihnen zum ersten Mal im Bonner Bundestag vertreten sein werden. Der Vorsitzende der Arbeits­ gemeinschaft von den Nazis verfolg­ ter Sozialdemokraten, Heinz Putz­ rath, nannte den Einzug der N eo­ nazis ins Parlament von Berlin (West) ein Alarmzeichen. Nach 40 Jahren Bundesrepublik zeige der deutsche Nationalismus wieder eine Aufwärtstendenz. Die unsoziale Gesundheits- und Steuerpolitik sowie die Verteufelung von Ausländern leisteten dem Neonazismus Vor­ schub. Das Abdriften nach rechts sei kein Zufall, sondern bundesweiter Trend. Denn Beispiele dafür gebe es genügend: Da treten gleich meh­ rere neonazistische Parteien zur Wahl für das Europa-Parlament an, werden braune Briefe mit Hetz­ offerten des Vorsitzenden der soge­ nannten Deutschen Volksunion, Frey, 28 Millionen bundesdeutscher Haus­ halte zugestellt. In der jüngsten Ausgabe des Neonazi-Blattes NDeutsche Wochen­ zeitung" wird für eine Zusammen­ rottung von neuen und alten Nazis am 11. Februar in Passau öffentlich geworben. Höhepunkt der neo­ nazistischen Aktivitäten, die sich in der BRD nach Presseberichten in 71 rechtsextremistischen Gruppierun­ gen organisiert haben, soll dem-

nächst an noch geheimgehaltenem Ort eine «Geburtstagsfeier" für Adolf Hitler werden. Dazu einge­ laden hat der selbsternannte „Füh­ rer" der Neo-Nazl-Bewegung in der BRD Michael Kuhnen. Die zunehmende wirtschaftliche und soziale Verschlechterung für breite Kreise der Bundesrepublik seien ein gefährlicher Nährboden für nationalistisches und rassisti­ sches Gedankengut, mit dem die Neonazis hausieren gehen, sagte der Kommunist und Antifaschist Jupp Angenfort auf der Aktionskonferenz in Bremen. Neonazistische Organi­ sationen versuchten nicht nur demo­ kratische Kräfte einzuschüchtern und zu demoralisieren, sondern oft­ mals auch an den sozialen Enttäu­ schungen und der Perspektivlosigkeit vieler Menschen anzuknüpfen. Die Neonazi-Gruppierungen seien Sammelbecken aller derjenigen, die nazistische, revanchistische und anti­ demokratische Positionen vertreten» Sie lebten wie einst von der Verbrei­ tung rassistischer und nationalisti­ scher Feindbilder jeglicher Art, stem­ pelten Ausländer und Asylsuchende zu Sündenböcken aller Mißstände in der Bundesrepublik. Nur ein vereintes Handeln, so der Appell der Gewerkschafter, Christen, Kommunisten, Grünen und Sozial­ demokraten auf der Bremer Konfe­ renz könne den Anfängen wehren. Deshalb werde die Bevölkerung der Bundesrepublik aufgerufen, gemein­ sam gegen die neonazistische G e­ fahr vorzugehen und ihr ein Ende zu setzen. W ie in Berlin (West) gin­ gen auch in Bielefeld, Dortmund und anderen Städten Tausende Bür­ ger auf die Straße und forderten: »W eg mit den Neonazis - keine Wahlzulassung für die Rattenfän­ ger!"

Chef der Neonazist

Westberlin war nur die Generalprobe _

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Neonazis wollen eigenen Kandidaten zur Wahl des Bundespräsidenten der BRD aufstellen München (ADN). Die neonazisti­ schen „ Republikaner" fühlen sich nach den Wahlergebnissen von Ber­ lin (West) im Auftrieb. Das gab ihr Bundesvorsitzender, der ehemalige SS-Mann und Angehörige der SSLeibstandarte „Adolf Hitler" Franz Schönhuber, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Löwenbräukeller inMünchen bekänhtr„Wir sind nicht mehr zu stoppen. Berlin war die Generalprobe, und Bayern wird die Premiere. Danach werden wir auch im Bundestag auf dem Dauerspielplan stehen." Bei der Wahl des Bundespräsi­ denten am 23. Mai wollen die Neo­ nazis einen Gegenkandidaten zu Richard von Weizsäcker aufstellen. Derzeit herrschten „Unmut und Skepsis" über den Bundespräsidenten, der mit seiner Rede zum 40. Jahrestag der Befreiung vom Fa­ schismus eine falsche Vergangen­ heitsbewältigung betrieben habe. Schönhuber forderte ein „vereinigtes Deutschland in den Qrenzen von 1937", das auf keinen Fall „ein unbewaffnetes Deutschland" sein darf. Ober die Hälfte der fast 9000 Mitglieder seiner Partei seien Be­ amte, Polizisten., Soldaten, Offiziere und Bundesgrenzschutzangehörige. Für diese Gruppe hätten die „Repu­ blikaner“ eine „große Affinität". Schönhuber brüstete sich: „Alle Si-

-cherheitskräfte in diesem Lande sym­ pathisieren weitestgehend mit den Republikanern, und wir werden von den deutschen Polizisten auch weiter beschützt werden." Bei den Wahlen in Berlin (West) hätten „ganze Poli­ zeieinheiten geschlossen die Repu­ blikaner gewählt". In den Tager* seit den Wahlen habe es 421 Neuauf­ nahmen' gegeben. ' Im Wahlkampf habe er, so erklärte der Chef der Neonazis großsprecherisch, Skepti­ kern vorausgesagt: „Heute sind es 100, morgen sind es 1000, und über­ morgen sind es 10000." In Bayern liege das Wählerpotentia! bei 15 Prozent, erklärte Schönhuber. 1990 werde seine Partei zunächst in Bayern und' dann in der ganzen Bundesrepublik die d rittstärkste Partei werden. Der Neonazichef beschimpfte die Antifaschisten, die in Westberlin gegen die „Republikaner" auf die Straße gegangen waren, in Nazimianier als „politisches Gesindel". Seine Partei dagegen stehe „in kei­ nem einzigen VetfassungsschutzBericht“ . Schönhuber bekannte sich zu seiner Zugehörigkeit zur SS und meinte unter Hinweis auf andere BRD-Parteieni: „Ich habe die Heu­ cheleien der etablierten Parteien satt." Er warte aber darauf, welche Signale jetzt von Vertretern des rechten Flügels von CDU und CSU kommen.

Gibt es noch kalten Krieg? Gibt es eigentlich immer noch kalten Krieg? Oder ist er vorbei? fragt unsere Leserin Ursula Brenner aus Leipzig. Zweifellos gibt es ihn noch. Das Politische Wörterbuch definiert kal­ ten Krieg als „von den reaktionär­ sten Kräften der imperialistischen Großbourgeoisie betriebene Politik der Verschärfung internationaler Spannungen, u/m diese nach innen und außen zum Vorwand für eine weitere Forderung der Aufrüstung wie auch für die Vorbereitung und Entfesselung von ihnen geplanter Aggressionen zu nehmen". Diese Politik gibt es noch. Und auch die vielfältigen Methoden des kalten Krieges gibt es noch. Das Noch in der Frage von Frau Brenner, das wir auch in unsere Antwort übernommen haben, kenn­ zeichnet allerdings eine sehr wich­ tige Veränderung, die mit dem ver­ änderten globalen Kräfteverhältnis zusammen hängt Als Churchill 1946 In seiner berüchtigten Rede in Fulton das Startsignal zum kalten Krieg gab, wollten er und seines­ gleichen das militärische Überge­ wicht des Imperialismus über die Sowjetunion, die im Krieg gegen Hitler die größten Opfer gebracht hatte, dazu nutzen, den Sozialismus zu rüdezu tollen", wie es USAAußemminüster Dulies etwas später fonimitierte. Der kalte Krieg mit allen Mitteln wurde also inszeniert als imperia­ listischer Versuch, den im Ergebnis des Kampfes der Völker gegen den Faschismus errungenen gesellschaft­ lichen Fortschritt im Osten Europas und in Asien sowie die nationale Befreiungsbewegung der kolonial unterdrückten Völker zu liquidieren. Mit den Mitteln des kalten und des heißen Krieges — so beispielsweise in Korea und Vietnam. Der Imperialiismus war nicht bereit zu friedlicher

Koexistenz mit anderen sozialen Systemen, mit dem SoziaHsmus. Das hat die Sowjetunion, das ha­ ben wir, alle Kräfte des Friedens und des Fortschritts, gänzlich geän­ dert Die imperialistische Reaktion hat den kalten Krieg verloren. Ent­ wicklung des sozialistischen W elt­ systems, Zusammenbruch des Kolo­ nie Isystems, Herstellung des militärstrategischen Gleichgewichts, Durch­ setzung der Prinzlipien der friedli­ chen Koexistenz als Grund norm der Internationalen Beziehungen und Einstieg in die atomare Abrüstung sind die wichtigsten Ergebnisse auf diesem W ege. Alle wurden sie in zähem, hartem, oft opferreichem Kampf den Feinden des Friedens und des Fortschritts abgenungen. Aber noch gilbt es, wie gerade wir im Zentrum Europas aus eigener Erfahrung wissen, größte Anstren­ gungen, die Welt vom eben ein g e ­ schlagenen W eg der Abrüstung wieder zurück ins Wettrüsten zu werfen. Noch g$bt es massive im­ perialistische Einmischungs- und Er­ pressungsversuche gegenüber zahl­ reichen Staaten. Noch gibt es öko­ nomischen Boykott gegen soziali­ stische und Entwicklungsländer. Noch gibt es den von den imperialisti­ schen Massenmedien geführten psy­ chologischen Krieg. . Noch gibt es Antikomimunismus, Kriegs- und Völ­ kerhetze, Neokolonialismus und Ras­ sismus. Mit großem Aufwand, teiils mit verfeinerten Mitteln, werden die Theorien des kalten Krieges nach vwe vor propagiert, seine Methoden praktiziert Soeben hat der neue Sicherheits­ berater des neuen Präsidenten der USA erklärt, der kalte Krieg sei nicht vorüber. Nicht zu Unrecht fragt da selbst ein Blatt der amerikamschen Großbourgeoisie, ob wohl die rechten Lehren aus 40 Jahren auf verlorenem Posten geführten kalten Krieg gezogen worden sind . . . W. M.

Politik

Neues Deutschland / 2. Februar 1989 / Seite 3

Bürgerm eister des Bezirkes K a rl-M a rx-S ta d t an das Z K d e r SED :

Neue Com puter: verringerte Fertigungszeit

Gute Kommunalpolitik — damit sich die Bürger in den Orten wohl fühlen Für 125 000 Einwohner verbessern sich 1989 Wohnverhältnisse /1340 Läden und Gaststätten werden rekonstruiert / Territoriale Rationalisierungshilfe Im Werte von 215 Millionen Mark Lieber Genosse Erich Honecker! Von der 4. Konferenz der Bür­ germeister des Bezirkes K a rlMarx-Stadt übermitteln wir Ihnen die herzlichsten Grüße. W ir sagen dem Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, dem Staatsrat und Ihnen persönlich im Namen aller unserer Bürger Dank für Ihr un­ ermüdliches und konsequentes Wirken um die Sicherung und Er­ haltung des Friedens, für das Glück und Wohlergehen der Bür­ ger. In einem lebendigen Erfah­ rungsaustausch fiaben wir, ausge­ hend von Ihrer richtungweisen­ den Rede auf der 7. Tagung des Zentralkomitees der SED und dem Wahlaufruf des Nationalrates der Nationalen Front der Deutschen Demokratischen Republik, dar­ über beraten, w ie in Vorberei­ tung der Kommunalwahlen und des 40. Jahrestages unserer Repu­ blik jede Stadt und Gemeinde zur weiteren Durchführung der Be­ schlüsse des XI. Parteitages der SED einen noch größeren Beitrag zur konsequenten Verwirklichung unserer bewährten 'Gesellschafts­ strategie leistet. Im engen Zusammenwirken aller Örtlichen Volksvertretun­ gen und ihrer Räte mit den Be­ trieben, Genossenschaften und Einrichtungen sowie den in der Nationalen Front der Deutschen Demokratischen Republik verein­ ten Parteien und gesellschaftli­ chen Organisationen werden w ir die in unserem Territorium vor­ handenen geistigen und materiel­ len Potenzen noch wirkungsvol­ ler für die allseitige Erfüllung und gezielte Überbietung der volkswirtschaftlichen Aufgaben und für die Gestaltung einer bür­ gernahen Kommunalpolitik er­ schließen. Damit wollen w ir die untrenn­ bare Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik für die Bürger noch erlebbarer gestalten, Wohlbefin­ den und Heimatverbundenheit vertiefen und ihre Leistungs­ bereitschaft fördern.

alle Betriebe, Genossenschaften und Einrichtungen günstige ter­ ritoriale Reproduktionsbedingun­ gen zu schaffen, die den geplan­ ten volkswirtschaftlichen L ei­ stungsanstieg sichern und gleich­ zeitig die Arbeits- und Lebens­ bedingungen verbessern. Für die örtlich geleiteten Bereiche, insbe­ sondere die bezirksgeleitete In­ dustrie, das örtliche Bauwesen, die Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft, das Verkehrs­ und Nachrichtenwesen, den Han­ del, die Örtliche Versorgungswirtschaft sowie die Wohnungs­ wirtschaft organisieren w ir terri­ toriale Rationalisierungshilfe in Höhe von 215 Millionen Mark. Damit leisten w ir zugleich unse­ ren Beitrag zur bezirklichen Konsumgüterinitiative.

Annahmestellennetz soll enger werden — Zur Sicherung des Rohstoffbe­ darfs der Volkswirtschaft erhö­ hen w ir die Erfassung von Se­ kundärrohstoffen aus Haushalten, erweitern das Annahmestellen­ netz aller Eigentumsformen und gestalten deren Öffnungszeiten bürgerfreundlicher. Gleichzeitig organisieren w ir noch mehr ge­ sellschaftliche Sammlungen. Der

die Wohnverhältnisse spürbar verbessern. Bis zum 40. Jahrestag der DDR übengeben w ir die 350 000. nach dem V III. Parteitag der SED in unserem Bezirk fertiggestellte Wohnung. W ir streben an, 50 Prozent der in Kommunalverträgen verein­ barten Kapazitäten und Mittel für die Verbesserung der Wohnver­ hältnisse einzusetzen. Aus bauli­ chen Gründen leerstehende Woh­ nungen werden w ir unter Nut­ zung aller Möglichkeiten der Ge­ meinschaftsarbeit noch zügiger der Wiederverwendung zuführen. Insbesondere zum Abbau von stark unterbelegtem Wohnraum organisieren w ir mindestens 13 000 freiw illige Wohnungstau­ sche und konzentrieren uns da­ bei, w ie in der gesamten woh­ nungspolitischen Arbeit, noch stärker auf die Mitwirkung der fast 2000 örtlichen und gewerk­ schaftlichen Wohnungskommis­ sionen. — Der Jugend geben w ir alle Un­ terstützung, im Rahmen der FDJAktion „U m - und ausgebaut“ mindestens 2720 Wohnungen vor allem für junge Eheleute zu ge­ winnen. — W ir schaffen die erforderlichen Voraussetzungen, daß die Anfor­ derungen an die laufende In­

Verpflichtungen wurden eingelöst Getreu dem Grundsatz „W ort halten ist Ehrensache“ können' wir Ihnen berichten, daß die an­ läßlich der 3. Bürgermeisterkon­ ferenz vor zwei Jahren über­ nommenen Verpflichtungen durch den Fleiß und die Initiative der Werktätigen eingelöst wurden. Dafür stehen die in Durchführung des Jahresplanes 1988 erreichten Ergebnisse: — M it einer territorialen Ratio­ nalisierungshilfe in Höhe von 797 Millionen Mark, darunter 175 Millionen Mark für die örtlichen Bereiche, wurde die Leistungsent­ wicklung und die zusätzliche Pro­ duktion von Konsumgütem maß­ geblich unterstützt — M it insgesamt 3565 Betrieben, Betriebsteilen, Genossenschaften und Einrichtungen schlossen die Räte der Städte, Stadtbezirke und Gemeinden 5336 Kommunal­ verträge ab, mit deren H ilfe sie für 202 Millionen Mark Leistun­ gen realisierten. Davon wurden fast ein Drittel für die Verbesse­ rung der Wohnbedingungen er­ bracht. — In der Bürgerinitiative „Schö­ ner unsere Städte und Gemein­ den — Mach m it!“ und der be­ zirklichen Gemeinschaftsaktion „Unserer Heimat meine Tat“ ste­ hen allein für die Erhaltung von Wohnbauten, gesellschaftlichen Einrichtungen und Anlagen über 1 Milliarde Mark zu Buche. Durch die Übergabe von 26 467 neugelbauten, rekonstru­ ierten bzw. modernisierten Woh­ nungen verbesserten sich die Wohnverhältnisse für rund 60 000 Bürger. Die Dienstleistungen und Re­ paraturen für die Bevölkerung stiegen um 4,1 Prozent auf 315 Mark je Einwohner an. — 1700 Gaststätten und Handels­ einrichtungen und 9812 Räume im Bereich der Volksbildung wur­ den rekonstruiert und renoviert. Für die Jugend wurden 13 Mehr­ raum-Jugendklubs errichtet und 5 Jugendherbergen komplex re­ konstruiert. Werter Genosse Erich Honecker! Im Wissen um die große Be­ reitschaft und die schöpferische Arbeit aller Werktätigen wollen w ir in Voritereitung des 40. Jah­ restages der Deutschem Demo­ kratischen Republik auf dem Weg zum X II. Parteitag der Sozialisti­ schen Einheitspartei Deutsch­ lands die kommunalen Aufgaben noch besser bewältigen und die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer sozialistischen Staats­ macht weiter festigen. Gestützt auf die Beschlüsse der 7. Tagung des Z K der SED und die Jahres- und Haushaltspläne 1989, die für uns Aktionspro­ gramm sind, steht im M ittel­ punkt unseres Ringens die allsei­ tige Erfüllung und zielgerichtete Übererfüllung des Planes. Bauend auf die Erfahrungen der Besten und die Führung des Leistungsvergleiches, werden wir, um noch schneller voranzukom­ men, gute Positionen ausbauen und ungerechtfertigte Niveauun­ terschiede spürbar abbauen. Unsere Verpflichtung lautet: — W ir vertiefen die sozialistische Gemeinschaftsarbeit, um für

F ü r,zwei Drittel der Karl-Marx-Stödter Bürger verbesserten sich seit dem VIII. Parteitag der SED die Wohnverhältnisse.^(Hier ein Blick in die Dfmitroffstrafte am Sonnenberg,/ wo viele Wohnungenmodernisiert und rekon­ struiert wurden ‘ Foto: ZB/Thieme Plan bei Altpapier wird um 600 Tonnen und bei Thermo­ plast um 20 Tonnen überboten. W ir unterstützen die FDJ-Aktion „Max braucht Schrott“ , um 9300 Tonnen Schrott zusätzlich zu er­ fassen. — W ir unterstützen die L P G und VEG bei ihrer Zielstellung, den Bruttoumsatz pflanzlicher Er­ zeugnisse auf 53,3 dt GE/ha L N und die Gemüse- und Obstpro­ duktion um 5 Prozent zu stei­ gern. Durch eine frühestmögliche Produktion von Frühgemüse in allen Gewächshausanlagen ge­ währleisten w ir im 1. Halbjahr 1989 . ein höheres Angebot an Frischgemüse aus dem eigenen Aufkommen. Dem dient auch ein Zugang von 12 300 Quadratmeter Gewächshausfläche. 2800 Kleingärten, vor allem für

Arbeiterfamilien, übergeben wir 1989. Damit sichern wir die be­ zirkliche Zielstellung, im Zeit­ raum 1986 ibis 1990 insgesamt 10 000 Kleigärten neu anzulegen. — 42 000 Tagewerke der Bevöl­ kerung und gesellschaf tli chen Kräfte werden zur Waldpflege und Wiederaufforstung organi­ siert. Durdi die Aufbereitung von Bruchholz wollen ' w ir der Volkswirtschaft 61 500 Kubikme­ ter Holz zur Verfügung stellen. — Um unser wichtigstes Anliegen, die Lösung der Wohnungsfrage* als soziales Problem bis 1990, zu realisieren, werden w ir durch Neubau, Rekonstruktion, Moder­ nisierung, Instandsetzung und Werterhaltung sowie eine quali­ fizierte wohnungspolitische Arbeit 1989 für weitere 125 000 Bürger

standhaltung zuverlässiger durch die VEB Gebäudewirtschaft Und die A W G realisiert werden. Dem dienen auch die mit den Hausge­ meinschaften im I. Quartal 1989 abzuschließenden Reparaturpläne; über deren Erfüllung die V er­ tragspartner unter Teilnahme von Abgeordneten im IV. Quartal Re­ chenschaft ablegen. — Im "Interesse einer zuverlässi­ gen Grundversorgung, eines sta­ bilen Angebotes an Grundnah­ rungsmitteln mit hohem Frische­ grad, an anderen Waren des täg­ lichen Bedarfs und den 1000 klei­ nen Dingen werden w ir alle Mög­ lichkeiten der Eigenproduktion von Frischwaren nutzen und die Zusammenarbeit des Handels mit der ortsansässigen Industrie, Landwirtschaft und dem Hand­ werk ausbauen. 1340 Objekte des Einzelhandels und 310 Gaststät­ ten werden rekonstruiert oder modernisiert. — W ir richten unser Augenmerk auf! kundeinfneundiliche Öffnungs­ zeiten und ein noch höheres Niveau der Verkaufskultur und Gastlichkeit — Die uns durch das Gesetz über die öirtlichen V olksvertretungen und die staatlichen Fördenmgsmaßnahmien gegebenem Möglich­ keiten nutzen wir, um Handwerk und Gewerbe, vor allem bei so gefragten Leistungsarten w ie Bäkker, Fleischer, Friseure und Schuhmacher, zu tföndem. — M it UnjtiejRstützung der volksr edgenen Betriebe, der PG H und der privaten Handwerker sowie durch den Ausbau djejs Annahmesstellenjnetzeis stellen w ir uns das Ziel, bei Dienstleistungen «und Re­ paraturen einen Versorgungsgrad

je Einwohner von 331 Mark zu er­ reichen. — In der Bürgerinitiative „Schö­ ner unsere Städte und Gemein­ den — Mach, m it!“ und in Fort­ führung unserer bezirklichen G e­ meinschaftsaktion „Unserer Hei­ mat meine Tat“ geben w ir im Ju­ biläumsjahr unserer Republik al­ len Orten ein) poch schöneres A nt­ litz und bringen in Ordnung, was einer Veränderung bejdarf. Für die Erhaltung von Wohnbauten, ge­ sellschaftlichen Einrichtungen und Anlagen werden Eigenleistungen in Höhe von 1,25 Milliarden Mark erbracht, 20 000 Wohnungen älte­ rer und hilfsbedürftiger Bürger werden renoviert und- 12 700 Räume in Einrichtungen der Volksbildung, des Gesundheits­ und Sozialwesens und der Kul­ tur neugestaltet W ir schaffen Voraussetzungen, um die Haushalte weiterer 27 500 Bürger ani das zentrale Trinkwasr semetz anzuschließen sowie die Haushalte von 7100 Einwohnern durch Abwasserbehandlungsanla­ gen zu entsorgen. —W eitere Initiativen richten1 w ir auf die Gestaltung schöner Bahn­ höfe und Postämter und die Ver­ besserung des Zustandes der kom­ munalen Straßen. — W ir setzen unis dafür ein, über­ all ein hohes Niveau von Ord­ nung, Sicherheit und Sauberkeit durch die Anwendung der Stadtund Gemeändteordnungen zu ge­ währleisten und zum Schutz der Umwelt alles zu tun, was m it un­ seren örtlichen Möglichkeiten ge­ tan werden kann. W ir sind gewiß, daß w ir uns bei der Verwirklichung dieser V or­ haben auf die aktive Mitarbeit der Bürger stützen können, wenn w ir sie noch gründlicher informie­ ren und durch eine bürgernahe Arbeit ihren Rat und ihre Tat herausfordem. Lieber Genosse Erich Honecker! Ausgerüstet mit den klaren Orientierungen der 7. Tagung des Zentralkomitees der SED und in tiefer Überzeugung von der Rich­ tigkeit unserer Gesellschaftsstra­ tegie, gehen w ir 601 Bürgermeister des Bezirkes Karl-Marx-Stadt an die unmittelbare Vorbereitung der Kommunalwahlen am 7. Mai 1989. Unsere wichtigste Aufgabe in den nächsten Wochen sehen w ir darin, die Kommunalwahlen ge­ meinsam mit den Bürgern so vor­ zubereiten, daß sie erneut zu einem einmütigen Bekenntnis der Bevölkerung des Bezirkes K arlMarx-Stadt für die Kandidaten der Nationalen Front der DDR, für die auf die Stärkung des So­ zialismus, die Sicherung des Frie­ dens, auf das Wohlergehen jedes Bürgers und das Glück jeder Fa­ milie gerichteten Politik der SED und unseres sozialistischen Staa­ tes werden.

Intensiver Dialog mit den Wählern Gemeinsam mit nahezu 25 000 Bürgern unseres Arbeiterbezir­ kes, Menschen aus unserer Mitte, die für das hohe Ehrenamt eines Volksvertreters kandidieren w er­ den, stellen w ir uns der demokra­ tischen Prüfung unserer Wähler, führen w ir mit ihnen den inten­ siven Dialog zu den Fragen unse­ rer Z e it In einer Atmosphäre des Ver­ trauens und des Miteinanders werden w ir Rechenschaft legen über die Ergebnisse unserer kom­ munalpolitischen Arbeit und uns bekennen, w ie w ir Hand in Hand mit den Bürgern dafür Sorge tra­ gen, daß der kommunale A lltag zum Wohle des Volkes, jeder Fa­ milie und jedes Einwohners im­ mer besser funktioniert W ir versichern dem Zentral­ komitee und Ihnen ganz persön­ lich, daß w ir auch weiterhin alle K raft für das Gedeihen unserer Städte und Gemeinden, für das Erstarken unseres sozialistischen Vaterlandes, der Deutschen Demo­ kratischen Republik, einsetzen werden.

M it sozialistischem Gruß

Lothar F i c h t n e r Vorsitzender des Rates des Bezirkes

Dr. Eberhard L a n g e r Oberbürgermeister der Stadt Karl-Marx-Stadt

Dr. Norbert Ma r t i n Oberbürgermeister der Stadt Plauen

.

Heiner F i s c h e r Oberbürgermeister der Stadt Zwickau

Heike P a d n i e w s k i Bürgermeister der Gemeinde Frohnau Kreis Annaberg

Heidemarie S t u m p p Bürgermeister der Gemeinde Oberbobritzsch Kreis Freiberg

Olaf B e r l i n Bürgermeister der Gemeinde Carlsfeld Kreis Aue

Maria M ii h I e i s e n Bürgermeister der Gemeinde Schönberg Kreis Glauchau

Siegfried Wol f Bürgermeister der Gemeinde Werda Kreis Auerbach

Manfred B e h r e n d Bürgermeister der Stadt Oelsnitz Kreis Stollberg

Siegfried C l a u s Bürgermeister der . Gemeinde Höckendorf Kreis Hainichen

Ursula Z e i ß i g Bürgermeister der Gemeinde Tannenbergsthal Kreis Klingenthal . Elke L a n g Bürgermeister der Gemeinde Kornbach Kreis Plauen Karin S c h n u p p Bürgermeister der Gemeinde Mannidiswalde Kreis Werdau

Albert H o f m a n n Bürgermeister der Gemeinde Dittersdorf Kreis Karl-Marx-Stadt

Helmut B ö r n e r Bürgermeister der Gemeinde Coschütz Kreis Reichenbach

Martina L o m m a t z s c h Bürgermeister der Gemeinde Heinrichsort Kreis Hohenstein-Ernstthal

Renate N e s t l e r Bürgermeister der Gemeinde Scharfenstein Kreis Zschopau

Josef S c h u b e r t Bürgermeister der Gemeinde Eppendorf Kreis HÖha

Anett D i e r i c h Bürgermeister der Gemeinde Penna Kreis Rochlitz

Siegfried K ö r n e r Bürgermeister der Gemeinde Großrückerswalde Kreis Marienberg

Horst T a u t e n h a h n Bürgermeister der Stadt Wilkau-Haßlau Kreis Zwickau

Margitta B a u r o t h Bürgermeister der Gemeinde Ebmath Kreis Oelsnitz

Gerhard S ü fi Bürgermeister der Gemeinde Waschleithe Kreis Schwarzenberg

Joachim W e i n d t Bürgermeister der Stadt Sayda Kreis Brand-Erbisdorf

© 2011 Tom Seemann

Der neue Kleincomputer KC 85-4 im Test, t: lektronikfach arbeite rin Franko Lorenz und ihre Kollegen haben Anteil daran, daß seit der Produkttonsaufnähme von Kleincomputern 1984 der Arbeitsaufwand je Gerät um 50 Prozent verringert werden konnte Foto: ND/Rother

V III. H istoriker-K ongreß d e r D D R

Friedenssicherung und Weltpolitik aus der Sicht der Geschichte erörtert Interessante Diskussionen in Arbeitskreisen, bei Kolloquien und Werkstattgesprächen Von unseren Berichterstattern Berlin. Am Mittwoch setzte der V III. Historiker-Kongreß der DDR seine Beratungen in sieben Arbeitskreisen fort. Sie erörtern das Generalthema „K rieg und Frieden und gesell­ schaftlicher Fortschritt in der G e­ schichte“ nach Zeitabschnitten von der Antike bis zur Gegen­ w a rt A m Nachmittag nutzten die Kongreßteilnehmer das vielfäl­ tige Angebot weiterer Veranstal­ tungen, w ie Kolloquien von Fach­ kommissionen der HistorikerGesellschaft, Podiumsdiskussio­ nen und Werkstattgespräche zum Erfahrungsaustausch und wissen­ schaftlichen Meinungsstreit ••

Uber Neonaxis in Berlin fWestl empört

So nahmiem zum Beiispiel bisher 30 Redner das W ort im ArbeLts;kreas 7, der die Zeit von dien sech­ ziger Jahren bi® zur Gegenwart behandelt Sie erörterten die dialek tischen Beziehungen zwischen nationaler Politik der Entwick­ lungsländer und Weljtpolitik und Fragen der Beziehungen beider deutscher Staatqn dm Zusammen­ hang m it der Friedenssicherung. A u f jüngste Entwicklungen einge­ hend, kamen auch besorgniserre­ gende neonazistische Tendenzen zur Sprache, w ie sie am Einzug der sogenannten „Republikaner“ ins Abgeordnetenhaus von Berlin (West) deutlich wendlen. Ein Schwerpunkt der Diskus­ sion im Arbeitskreis 5 (Zeitraum 1917 bis 1945) waren die deutschsowjetischen Beziehungen in dien dreißiger Jahren, darunter der Abschluß des Ni chtangriffsveirtrages vom 23. August 1939. Die Historiker analysierten die Umstände, die zum Vertrag führten.

Rund 300 Teilnehmer zählte eine Gesprächsrunde zum Thema „Antifaschismus in der, DDR. Traditionfewurzeln — geschichtliche Leistungen — neue Anforderun­ gen“ . 14 Diskussionsredner äußer­ ten sich zu Problemen, die in ein­ leitenden Kurzreferaten aufge­ worfen worden waren, Es ging dabei, um den anti faschistischen Charakter unseres Staates, um den Stand der Faschismusfor­ schung in der DDR.

wortung der Wissenschaftler hi­ storisch völlig neue Dimensioneh erhalten. In der Fachkommission Be­ triebsgeschichte ging es u. a. um die Frage, w ie sich Krieg und Friedenskampf in diesem Jahr­ hundert in der Geschichte einzel­ ner Betriebe widerspiegelte. Um die Potenzen der Betriebsgeschichtsschreibun g stärker für die Friedenserziehung der jungen Ge­ neration zu erschließen, müßte in Zukunft lebendiger und überzeu­ gender gezeigt werden, w ie in der Zeit vor der Zerschlagung des Fa­ schismus das Profitstreben kapi­ talistischer Unternehmer in der Rüstung im Widerspruch zu den elementaren Grundinteressen der Arbeiterklasse stand.

In der Debatte wunde auf viel­ fältige Weise beiegt, daß die Ver­ mittlung von konkreten Fakten über das Handeln von Personen unter bestimmten historischen Umständen, die Auswahl von Do­ kumenten, die persönlich berüh­ ren, den individuellen Zugang zum Antifaschismus noch besser Forschungen zum . erschließen. Sie helfen mehr als theoretische Exkurse, dieses große Alltag des Volkes Thema auf den menschlichen Weiterhin trafen sich Regional­ Nenner zu bringen, w ie Hans historiker und Ethnographen zu Coppi, S o ta der Widerstands­ einer Gesprächsrunde, die sich mit kämpfer Hans und HÜde Coppi „K rieg und1Frieden im A lltag des aus der Schulze-Boysen/HarnadcVolkes“ beschäftigte. Einzelne Organisation, in seinem Beitrag , Redner erläuterten,..welch© Aus­ . formulierte. '* ^ - i 7 wirkungen verstärkte Rüstungs­ produktion und Bau von MiütärAuch die Veranstaltung der anlaigen vor dem ersten und zw ei­ Fach kommission Wissenschafts­ ten Weltkrieg auf die Lebenslage und Technikgesjchichte, die sich der Werktätigen im Territorium auf das 19. und 20. Jahrhundert hatte. Andere Teilnehmer beleg­ konzentrierte, w ar gut besucht ten — auf umfangreichem Quel­ Hier wurdie deutlich, daß sich die lenmaterial fußend — die Ent­ Dialektik dies wissenschaftlichwicklung der Antikriegsstimmung technischen Fortschritts nicht a,uf unter den Massen zwischen 1914 und 1918 im sogenannten Kaiser­ die immer bessere Naturbeherr­ wahlkreis Potsdam, w o Karl schung reduzieren läßt Auf Liebknecht 1912 sein Reichstags­ Grund! des Umstandes, daß Natur­ mandat erhielt wissenschaft, Technik und Medi­ A m Donnerstag wird der Kon­ zin seit dem ersten W eltkrieg von greß mit den abschließenden Ta­ der Monopolbourgeoisie in bis da­ gungen der Arbeitskreise und der hin unbekanntem Ausmaß in den Mitgliederhauptversammlung der Dienst von Rüstung und Krieg Historiker-Gesellschaft fortgesetzt. gestellt wurden, hätte die Verant-

Bei uns endet Dem okratie nicht qm W erktor

Wie in Riesa Gewerkschalter die Geschicke des Werkes mitbestimmen BKV - Instrument konkreter Machtaiisübung / Härterei im Rohrwerk wird zusätzlich rekonstruiert und die Arbeit erleichtert / Warum sich alle für hohe Ziele engagieren Alljährlich werden ln der DDR in über 25 000 volkseigenen Be­ trieben und Einrichtungen zw i­ schen Gewerkschaftsorganisatio­ nen und den Leitern KollektLvverträge abgeschlossen. Beide Seiten übernehmen darin Aufga­ ben, die der Leistungsentwick­ lung des Betriebes und der Ver­ besserung der Arbeits- und L e­ bensbedingungen dienen. Die Kollektivverträge basieren auf Vorschlägen der Werktätigen und werden durch die M itgliederver­ sammlung bzw. Vertrauensleute­ vollversammlung beschlossen.

Prinzip: Jeder Vorschlag wird ernsthaft geprüft



„Sozialistische Demokratie be­ deutet reale Mitbestimmung in Staat, Wirtschaft und Gesell­ schaft“ , heißt es im Wahlaufruf der Nationalen Front. „Sie zielt auf meßbare Ergebnisse zum Nutzen aller.“ So auch im Stahlund W alzwerk Riesa, dessen K o l­ lektiv sich im 40. Jahr der DDR zur Überbietung der industriel­ len Warenproduktion um 4 M il­ lionen Mark verpflichtete. Damit erweitern sich auch die Möglich­ keiten, die Arbeit weiter zu er­ leichtern. Es war während der Plandis­ kussion für 1989. Die Stahl- und Walzwerker berieten über die Plan- und Wettbewerbsziele. A r­ beiter aus der Wälzlagerrohrfertigung im Zeithainer Zweigbetrieb machten darauf aufmerksam, daß die Belüftung in der Härterei einer Rekonstruktion bedarf. K la r war, das bewältigt der Be­ triebsteil nicht aus eigener K r a ft So ging der Arbeitervorschlag

an die Betriebsgewerkschaftslei­ tung in Riesa. Deren Vorsitzen­ der Günter Schroot setzte sich mit dem Generaldirektor des Kombinats in Verbindung. Fazit gemeinsamen Überlegens: Obwohl ursprünglich noch nicht für 1989 vorgesehen, w ird in diesem Jahr die Härterei rekonstruiert. Den größten Teil der Anlagen wird der eigene Rationalisierungsmittelbau liefern. Als unlängst die Vertrau­ ensleute über den B K V 1989 ab­ stimmten, da beschlossen sie also auch die gründliche Verbesse­ rung der Arbeitsbedingungen in der Härterei. Dabei hatten sich die Metallur­ gen schon viele Rationalisierungs­ maßnahmen für dieses Jahr vor­ genommen. Da geht es um die Aufnahme hochlegierter Stahl­ rohre für die Lebensmittel- und Chemieindustrie in das Sorti­ ment, um arbeitserleichternde Automatisierungslösungen, den verstärkten Einsatz von Rechen­ technik und Robotern, die Nut­ zung von Lasertechnologien in der Werkzeugbearbeitung. Viele der insgesamt 209 Punkte des B K V zielen auf rechtzeitige V or­ bereitung und Qualifizierung. . „Für uns als Interessenvertre­ ter der Werktätigen steht unum­ stößlich fest: Jede Idee wird ernsthaft geprüft, und alle müs­ sen möglichst schnell Antwort erhalten“, erklärte der ZBGLVorsitzende Günter Schroot. „Das war bei uns so, als am 21. Mai 1951 in unserem Betrieb der erste Vertrag in der damals noch jungen Republik zwischen der Leitung eines Werkes und einer Gewerkschaftsorganisation vereinbart wurde, und das bleibt auch in Zukunft so. Den Kon-

zern in der BRD möchte ich se­ hen, der auf ähnliche demokrati­ sche Prinzipien verweisen kann.“ Uber den größten Teil der ins­ gesamt 508 Vorschläge für dieses Jahr konnte an Ort und Stelle entschieden werden. 75 wurden an die Kommission, die mit der weiteren Bearbeitung des B K V betraut war, übergeben. Darunter befand sich auch die Forderung der Frauenkommission, mit dem Einbau einer Heizung für einen Außenkran früher zu beginnen, als es langfristige Pläne vorsahen. Auch das wird nun bereits 1989 realisiert Diese Kommission ist im Betrieb bereits dafür bekannt, daß sie sich energisch für die Ver­ besserung der Arbeitsbedingun­ gen der Frauen einsetzt Vielen ist zum Beispiel noch gut in Er­ innerung, w ie sie erfolgreich für die Mechanisierung und Automa­ tisierung der Kernmacherei ein­ trat.

27 Millionen Mark im Etat für Soziales vorgesehen Über 27 Millionen Mark sieht der Kultur- und Sozialfonds des Betriebes in diesem Jahr vor. Seit 1981 hat sich dieser Etat im Ein­ klang mit steigenden Leistungen verdoppelt Für alle Vorhaben dieses Jahres sind im Vertrag klare Termine gesetzt. Ob und w ie sie eingehalten werden, das haben die Gewerkschafter jeder­ zeit im Blick. Mehrmals im Jahr legen der Generaldirektor und der BGL-Vorsitzende vor den Vertrauensleuten Rechenschaft, w ie es mit der Erfüllung des B K V vorangeht Klaus M o r g e n s t e r n Gerd M a r b a c h

Neues Deutschland / 2. Februar 1989 / Seite 4

Kultur

Ein Erzähler, der aus Geschichte

Akademieausstellung mit Bildern von Harald Metzkes

Berlin (ND). Eine Ausstellung mit künstlerischen Arbeiten von Schülern der DDR für den 17. In ­ ternationalen Wettbewerb „D ie Rose von Lidice“ wurde am M itt­ woch im Berliner Kultur- und Informationszentrum der CSSR eröffnet. Die Zeichnungen, Radie­ rungen, Linolschnitte und Plasti­ ken werden im Sommer gemein­ sam mit bildender Kunst von Kindern aus vielen anderen Län­ dern im Kulturhaus der Gemeinde Lidice zu sehen sein, die 1942 von den Hitlerfaschisten dem Erd­ boden gleichgemacht worden war.

Prosaband bei Reclam zum 65. Geburtstag von Günther Rücker yon Klaus-Dieter S c h ö n e w e r k

V or fünf Jahren, als er sechzig wurde, war der Erzäh­ ler Günther Hücker für die Öffentlichkeit noch gar nicht „geboren“. Man wußte aus den Prospek­ ten des A u f­ bau-Verlages, daß der be­ kannte Hörspielautor, Filmszena­ rist und -regisseur demnächst sein Prosadebüt vorlegen werde — und war gespannt Dann er­ schien der Band mit den Ge­ schichten „H err von O e“ und „Hilde, das Dienstmädchen“ ; er war, w ie die K ritik in seltener Einmütigkeit konstatierte, ein li­ terarisches Ereignis. Da stellte sich einer in große Traditionen. Die Erinnerung an Anna Seghers, Brecht und F; C. Weiskopf, an Kleist oder Hebel wurde zu Recht assoziiert. Doch dieser Erzähler hatte von Anfang an seinen eigenen, unver­ wechselbaren Ton. In seiner Sprache klingt souveräne Gelas­ senheit gegenüber den Dingen des Lebens und zugleich Betrof­ fensein. Man spürt darin, daß die W elle des Augenblicks fortgetra­ gen w ird im Strom der Geschich­ te und dennoch von Dauer ist — auch wenn sie längst den meisten aus. dem Blickfeld geriet Mag sein, daß das seine Neugier be­ sonders reizt.

Sorgsam gebaute kunstvolle Gebilde Gleichfalls viel beachtet folgte wenig später der Band „Anton Popper und andere Erzählungen“. Nun, rechtzeitig zum 65. Geburts­ tag des Autors, hat der ReclamVerlag aus beiden Büchern eine fast komplette Sammlung der bisher Vorliegenden Geschichten Günther Rückers komponiert und wohl vor allem jüngeren Leuten zugeeignet, die Kleingedrucktes noch ohne Brille lesen können. Hinzu kamen zwei neue Erzäh­ lungen, autobiographische A u f­ zeichnungen und publizistische Texte. Gelegenheit also, den Er­ zähler Rücker in Zusammenhang und Entwicklung zu erleben. Er weiß um die Konsequenz des Zufälligen im menschlichen Dasein, und gerade deshalb über­ läßt er beim Schreiben nichts dem Zufall. Seine Geschichten sind gebaut, sind kunstvolle Ge­ bilde, in denen jedes Teil am rechten Platz sein muß. Das Ge­ setz, nach dem der Autor die W örter formiert, liegt schon im Stoff, in der Fabel. Dem spürt er nach und gibt ihm G estalt So kommt’s, daß er sich nicht w ie-

derholt, sich nicht in Variationen gleicher Grundmuster erschöpft Dennoch sind Konstanten auszumacheni, die in Rückens Girunderfahrung und Weitsicht fest ver­ ankert sind. Geboren wurde er am 2. Februar 1924 in Reichen­ berg, dem heutigen Liberec. Der Vater war Tischler. Antifaschisti­ sche Gesinnung, Solidarität, menschliche Zuwendung, das wa-, ren Werte, die ihm von klein auf in Fleisch und Blut übergingen. Der faschistische Krieg holte auch ihn noch. Er hat darüber g3estiitrieben. Die Befreiung vom Fa­ schismus öffnete ihm Türen, die ihm bisher verschlossen geblieben waren. Nach einem Studium an der Theaterhochschule arbeitete er als Redakteur des Schulfunks, schrieb danach seine ersten Hör­ spiele, engagierte sich für das Neue, das im ersten Arbeiter-undBauern-Staat auf deutschem Bo­ den wuchs. Sich den Forderungen des Ta­ ges zu stellen und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, das bedeutete für Günther Rükker, nichts und niemanden zu vergessen, zu bewahren, was Ge­ schichte wurde und was jeden Tag wiederum Geschichte wird. Und darum vor allem erzählt er, was Menschen widerfuhr, was sie taten und unterließen, deshalb sucht er in ihnen und ihrer Zeit darnach, warum sie so und nicht anders geworden sind. Der ReclamrSammlung gab die Geschichte „Erzählung eines Stief­ sohns“ den; Titel — sicherlich auch nicht zufällig. Das ist ein Hohe­ lied auf einen alten Kommuni­ sten!, der in der Zeit dies Faschis­ mus seinen Idealen treu biedbt^ der einem Heranwachsenden zum Vater w ird und ihn gewinnt für die beste Sache der W e lt Bei­ spielhaft zeigt sich hier, w ie Rükker ohne große W orte große Ge­ fühle offenbart und' auslöst, w ie er aus; Ahnung Wissen und aus Wissen Bewußtsein wachsen läßt

Dem Besonderen im Alltäglichen auf der Spur W eit mehr als ein literarisches Mittel ist eis, daß er oft als Er­ zähler in die Haut seines Helden schlüpft. Er sucht die menschliche Nähe, die eigentlich erst Gerech­ tigkeit dem anderen gegenüber ermöglicht. Wo aber Selbstgerechtigkeit injs. Spiel kommt, weiß der Autor mit Ironie und anderein Mitteln der Distanzierung den L e ­ ser urteilsfähig zu machen. Im scheinbar monoton Alltäglichen findet er das Besondere, Außer­ gewöhnliche — und das bildet in

seinen Geschichten oft einen novellistisichen, zuweilen auch anekdotischen Kern, der W irk­ lichkeit amzieht und verdichtet Dafür mag hier die neue Er­ zählung „Die Liebe dies - Herrn A lfred Purgmayer“ stehen. Eine tragische Liebesgeschichte in den Jahren dies faschistischen K rie­ ges. Der bucklige Uhrmacher A lfred Purgmayer und die aus dem Zuchthaus zur Arbeit abkom­ mandierte Theresia Kämmerer kommen einander näher. A ls sie vor der Erfüllung ihrer Liebe ste­ hen, macht der K rieg alles zu­ nichte. Rücker wählt bewußt Distanz, er spricht von seinem Helden! nur; als Herrn Purgmayer. Dabei ist unüberhörbar, w ie schmetrzlich nahe der Erzähler seinen Figuren und den Ereignis­ sen ist, die w ie ein Verhängnis hereinbrechen. Eine Geschichte — so schednt’s —, w ie die Wirklich­ keit viele herjvorbringt Aber hier w ird sie zum Gleichnis da­ für, dlajß Glück nicht zu finden ist abseits vom Zustand der Welt.

Nachdenken über die Wirkung von Literatur Was sich schon in früheren Er­ zählungen andeutete, wind in den neuen Texten des Bandes noch direkter ausgesprochen. Rücker denkt darüber nach, was es be­ deutet, daß Kunst nicht zuletzt aus Kunst wächst So schildert er in dem autobiographischen Text „W id ich zur Literatur kam“ die Wirkung Üriiher (Leseerlebnisse, den bleibenden und vergänglichen Zauber so manchen Buches. Er be­ stätigt und stellt zugleich in Frage, daß Kunst selbst wieder der jeweiligien Wirklichkeit an­ gehört Und er . bekennt, w ie widersprüchlich Literatur im Laufe seines1 Lebens auf ihn wirkte. Ein feinfühliger Essay zu Stephan Hermlins „Lektüre“ , die Dokumentation eines Ge­ sprächs mit Gustav von Wangen heim, eine Begegnung mit Fritz Cremer als Aquarellist und ein Nachsinnen über das Buch Hiob aus der Bibel weisen noch einmal eindringlich darauf hin, daß Gün­ ther Rücker (Geschichte und die Künste in den Dialog mit dem Leser einbezieht Er hat einmal gesagt: „Jeder Mensch in meinem- Land ist m ir nahev und ich bin an seiner Seite. Meine Wißbegier über sein Leiben ist nicht zu sättigen.“ W ieder kön­ nen w ir also gespannt darauf sein, was die E^zähliung „Otto Blomow“ , an der er arbeitet* vom Erzähler Günther Rücker ,an Neuem bringt

75mal})Das Tagebuch der Anne Frank“

Umfangreichste Schau zur Grafik Anatoli Kaplans Vorhaben des Museums der bildenden Künste zu L eip zig M it einem „Jüdischen Bilder­ bogen“ eröffnete das Leipziger Museum der bildenden Künste in dieser Woche seinen 89er Aus­ stellungsjahrgang. Derartig über­ schrieben, zeigt es die in der DDR bisher umfangreichste Schau mit Lithografien und Radierungen von Änatoli Kaplan (1903—1980). Gleichzeitig legt es ein W erkver­ zeichnis zum gesamten druckgra­ fischen (Euvre des Künstlers jür discher Herkunft vor und ergänzt damit ein Hauptvorhaben des Dresdner Verlags der Kunst zur bevorstehenden Internationalen Buchkunst-Ausstellung (iba) — die Herausgabe einer KaplanMonografie. Von der Berliner Nationalgalerie übernimmt das Leipziger Haus die Ausstellung mit Werken von W erner Tübke. Kurzfristig wurde ins diesjährige Programm zudem eine Exposition 2 um Schaffen der , Leipzigerin Petra Flemming (1944—1988) auf­ genommen. Das in Umfang w ie Bedeutung gewichtigste Gemeinschafts­ projekt nannte der Direktor der Sammlungen, Dr. Dieter Gleis­ berg, die Jubiläumsschau der hie­ sigen Hochschule für Grafik und Buchkunst. Ihre Existenz geht auf die von 225 Jahren durch Adam Friedrich Oeser, den Zeichenleh­ rer Goethes, gegründete Mal- und Zeichenakademie zurück. Nach 1945 zählte die Bildungsstätte zu den entscheidenden Förderern demokratischer Kunsterneuerung. Das Museum w'ird zudem Gast­ geber für die 1. Quadriennale „Zeichnung in der DDR“ sein. Mehr - als 400 Künstler des Lan­ des folgten dem Aufruf der zen­ tralen Sektionsleitungen Malerei/ Grafik und Plastik des Verbandes Bildender Künstler und reichten der Jury fast 1780 Arbeiten ein. Dieses vom Verband und Meseum getragene Ausstellungs­ ereignis entsprach dem Wunsch der Künstler nach einem eigen­ ständigen Podium für Zeichen­ kunst, das „weitaus mehr als nur technisches Metier, denn intimste und unmittelbarste Ausdrucks­ form für Maler, Grafiker und Bildhauer überhaupt“ sei, sagte Dr. Gleisberg. Für die Auftakt­ schau wurden nind 270 Blätter von fast 220 Künstlern angenom­ men. (ADN)

Sylvia W olff spielt am Theater der Jungen Genemtion Dresden die Hauptrolle in dem Bühnenstück „Das Tagebuch der Anne Ft*ank“ von Frances Goodrich und A lbert Hackett. Die bewegende Geschichte eines jüdischen Mädchens in der Z eit der fasdiistischen Besetzung Hollands stand im Januar bereits zum 75. Male auf dem Spielplan. Regie führten W ilfried Weschke und Jochen Kretschmar Foto: Piekara

W ie CSSR-Botschafter FrantiSek Langer bei der Eröffnung der Exposition hervorhob, drücken die Zeichnungen die Sehnsucht der Kinder nach einem Leben in Frieden aus. Deswegen gelte es, konsequent gegen die Gefahren des Krieges und des Faschismus zu kämpfen.

D/as uralte Thema der Kunst, die Begegnung von M aler und Modell, variiert der Berliner Künstler Harald Metzkes erneut in seinem 1986 entstandenen Gemälde „Das A te lie r“. Die Arbeit ist gegenwärtig in der Akademieausstellung im Berliner Marstall zu sehen, m it der Harald Metzkes Einblick in sein Schaffen der zurückliegenden zehn Jahre gibt Repro: Katalog

Verlagshaus mit großer Tradition stellt sich vor

Musikalisches W erk in origineller Tonsprache

Historische Ausgaben und Neuerscheinungen präsentiert

Von Hansjürgen S c h a e f e r

Die 200jährige Verlagsgeschichte von Koehler & Amelang Leip­ zig/Berlin wird in einer Ausstel­ lung dokumentiert, die am M itt­ woch im Beisein des stellvertre­ tenden Ministers für Kultur Klaus Höpcke in Berlin eröffnet wurde. Die Schau in der Deut­ schen Staatsbibliothek vereint Buchausgaben seit der Gründung als Verlagsbuchhandlung (1789) bis zur Gegenwart. Zu den älte­ sten Titeln gehören der 1792 er­ schienene Band „Zu r Verteidi­ gung des Prediger Herrn Schulz“, geschrieben von dem CriminalRath Amelang und „D ie Kirnst, krank zu sein“ von Sabattia Jo­ seph W olff (1811). Aus dem 19. Jahrhundert sind vor allem belle­ tristische Erstausgaben zu sehen. Seit 1951 widmete sich der V er­ lag besonders der Herausgabe von Werken zu Religionsgeschichte und christlicher Existenz im So­ zialismus. Rund 300 Neuerschei­ nungen und 170 Nachauflagen in einer Gesamtauflagenhöhe von 3,6 Millionen Exemplaren sind seither erschienen. Drei von sieben Neuerschei­ nungen dieser Reihe präsentierte Verlagsdirektor Prof. Dr. Hubert Faensen während eines Presse­ gesprächs. So verspricht der Band „Holländische . Malerei des 17. Jahrhunderts“ von Harald Ol­ brich und Helga Möbius eine neu­ artige Sicht auf dieses Kapitel der Kunstgeschichte. Dem A nlie­ gen der Reihe, unterhaltend zu bilden, soll auch der Band „D ie Mauren“ von Burchard Brentjes zur Geschichte des Islam in Nord­ afrika und Spanien gerecht w er­ den. Die Folge von Städteporträts w ird mit „Das alte Mühlhausen“ fortgesetzt, ein Beitrag zur Thomas-Müntzer-Ehrung. Mehrere interessante Editionen kündigte der Verlagsdirektor aus Anlaß des 200. Jahrestages der bürgerlichen Revolution in Frank­ reich an, so eine Nachauflage der Talleyrand-Biographie des so­ wjetischen Historikers E. W. Tarle und eine Neuausgabe von Fried­ rich Christian Laukhards „Leben und Schicksale von ihm selbst be­ schrieben“, einer Schilderung des Feldzuges des preußischen Heeres gegen das revolutionäre Frank­ reich 1793. (ADN)

Bildender Ausflug in die Theaterwelt György Spiros Stück „Ein Tartüff“ im Karl-Marx-Städter Schauspielhaus V on Ursula M e v e s . Der Ungar György Spirö, Autor, Übersetzer, Kritiker, ist ein Ken­ ner und Erforscher insbesondere der polnischen Literatur. In sei­ nem Stüde „Ein Tartüff“, das am Karl-Marx-Städter Schauspiel­ haus zur DDR-Erstaufführung kam, schildert er eine Episode aus dem Leben des hierzulande kaum bekannten Wojciech Boguslawski, der als Begründer des polnischen Theaters gilt. Boguslawski lebte von 1757 bis 1829. Er wurde zu Lebzeiten als einer der bedeutendsten Schau­ spieler Polens geschätzt. Als Dra­ matiker, Theaterleiter und Schau­ spieler versuchte er, die Entwick­ lung eines demokratischen und selbständigen Polen zu .unterstüt­ zen. Nach dem Wiener Kongreß 1815, denr Scheitern aller Bemü­ hungen um einen eigenständigen polnischen Staat, erlitt Boguslaw­ ski ebenso politischen w ie finan­ ziellen Ruin. In dieser Zeit etwa ist das Stüde „Ein Tartüff“ ange­ siedelt. Der Direktor einer recht durch­ schnittlichen Theatertruppe in ' Wilna, das 1820 zum zaristischen Rußland zählte, hat Boguslawski als Gast für die Aufführung von Moliferes „ Tartüff e “ engagiert Er verspricht sich, aus dem klang­ vollen Namen auch klingende Münze zu machen. Boguslawski

kommt tatsächlich, wenn auch verspätet, nach Wilna, und die Sympathie des Ensembles fliegt ihm zu. Sie ist auch v nicht zu dämpfen, als der große Mime ge­ radezu erbärmlich ums Honorar feilscht. Und sie erhält sogar neuen Auftrieb bei der Probe. Boguslawski entdeckt den Schauspielern Moli&res Dichtung auf neue Weise. Da er dabei auch einiges über die familiären V er­ strickungen und politischen A n ­ sichten des Ensembles erfährt und sich dessen Gunst sicher ist, „inszeniert“ er am Abend der Vorstellung einen Eklat. Er ver­ hindert den Auftritt des Schau­ spielers, der den Molifereschen Schlußtext mit der Lobpreisung des Königs zu sprechen hat und arrangiert so den Stückschluß als Affront gegen den zaristischen Gouverneur. Boguslawski muß fliehen, entkommt bei Nacht und Nebel. Die Wahl des Helden und der Rückgriff auf Theatergeschichte verraten einiges über die Am bi­ tionen des Autors. Jedoch werden die Fragen nach dem Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit, nach der Öffentlichkeit von Theater­ kunst einfach zu wenig ausgelo­ te t Dem fast nüchternen Hand­ lungsverlauf mangelt es an äuße­ rer und innerer Spannung. Der

Kinderzeichnungen für den Wettbewerb „Rose von Lidice“

Akzent liegt eher auf dem dra­ maturgischen Umgang mit dem Moli&re-Stoff als auf dem Bezie­ hungsfeld der Stückfiguren, ihren Konflikten und Widersprüchen. Ein interessanter theaterhistori­ scher Exkurs, aber ohne Verve. Gerhard Linke spielt unter Hart­ w ig Albiros Regie einen Bogus­ lawski, der schon von Resigna­ tion gezeichnet ist, aber behend und klug, auch geschäftstüchtig seine Ansichten verficht. Listig versteht e r es, den tumben Gou­ verneur ausizuspielen, jedoch ver­ mißt man an der Figur, daß sie in ihrem inneren Widerstreit von Gefühl und Verstand, ihren tra­ gischen und komischen Seiten ge­ zeigt wird. Die Figuren des Stücks sind vom Autor überhaupt zu grob, zu eingleisig aufs Ziel zu­ gehend, gezeichnet Da bleiben nur wenige Ansatzpunkte, um den geistigen Gehalt szenisch zu entdecken. Im Gedächtnis bleiben. Holiger Hübner als impulsiver junger Schauspieler und W irrkopf Rybak, Wolfgang Sörgel als ge­ wiefter, kommerziell denkender Direktor der kleinen Theater­ truppe. ' Der große Atem fehlt dem Stück; es blieb bei einem sicher nicht uninteressanten, aber eben doch etwas klein geratenen „Aus­ flu g“ in die W elt des Theaters.

© 2011 Tom Seemann

Reiner Bredemeyer wird heute 60 Jahre alt Er ist freund­ lich, aber leicht aufbrau­ send im Ge­ spräch, ein Erzmusikant mit manchmal rauher Schale, aber sensibel und auch ver­ letzlich. Für seine Ent­ wicklung als Komponist hat Reiner Bredemeyer, der heute 60 Jahre alt wird, nicht den leichtesten W eg gewählt. Nicht in den Anfängen, als er vor allem unter dem Einfluß von K arl Amadeus Hartmann in München den W eg zu neuen Ufern und neuer gesellschaftli­ cher Bestimmung der Tonkunst für sich suchte. Nicht später, in unserem Lande, als sich Öffentli­ che Wertschätzung des nun von Wagner-R6geny und von Deistsau Geförderten und Geforderten durchaus nicht einfach und rasch herstellte. r Sein künstlerisches Zuhause fand er hier für lange Zeit an Bühnen, am Berliner Theater der Freundschaft zunächst, dann am Deutschen Theater. Das mag mit dazu beigetragen haben, daß sich Bredemeyers Neigung zur genauen und oft eigenwilligen Tonsprache ausprägte, die ge­ wohnte Bahnen niemals als ge­ geben hinnimmt und die gestische Konstruktion des Musikali­ schen zugrunde legt: ob im Lied,

in der Kammermusik, der Orche­ stermusik, in Vokalem größerer Form bis zur Oper („Candide“ nach Voltaire). Kompositionen w ie die „Baga­ tellen für B “ für K lavier und Or­ chester aus dem Beethoven-Jahr 1970, das Oboen-Konzert, aus neuerer Zeit die Liedzyklen nach Wilhelm Müller („D ie W inter­ reise“, „M üllerlieder“) haben sich einen festen Platz in unserem Musikleben erobert. Bredemeyer ist ein unermüdlicher Arbeiter, an Werkideen hat es ihm nie ge­ mangelt. So liegt heute ein be­ achtliches, vielgestaltiges Ge­ samtwerk vor. Bredemeyer be­ müht sich um pointierteste For­ mulierungen — ob nun bei elek­ tronischen Klangmöglichkeiten, seriellen Konstruktionsweisen, bei der Arbeit mit „klassischen“ Mustern oder dem Zitat. Die musikalische Sprache ist nicht selten spröde, rauh, lako­ nisch. Sie erschließt sich nicht im-t mer „auf A nhieb“ . Sie bleibt aber nie im klingenden Material stehen. Sie „w ill etwas“ . Und dieses Wollen erweist sich als eine A rt von forschendem, nach neuen Zusammenhängen suchen­ dem Wirklichkeitsbezug. Seine Musik bekennt sich, stellt Fragen in der W elt von heute — nachdenklich, ernst w ie auch hei­ ter. Sie w ill in Bewegung setzen, voranbringen. In der komposito­ rischen Arbeit Bredemeyers drückt sich die parteiliche Hal­ tung des Künstlers aus.

Das Urteil der jungen Zuschauer ist gefragt Gespräch mit Regisseur Walter B e c k , Präsident des Kinderfilmfestivals „Goldener Spatz“ in Gera Vom 4. bis 10. Februar findet in Gera das 6. Nationale Festival „Goldener Spatz“ für Kinderfilm e der DDR in Kino und Fernsehen statt. Präsident des Festivalkomi­ tees ist der Regisseur Walter Beck. Er drehte schon über 20 K in ­ derfilme und hat so Anteil an der erfolgreichen Entwicklung, die der Kinderfilm in unserem Land nahm. Bekannt sind vor allem seine Arbeiten „Käuzchen Kuhle“, „Dornröschen“ , „Der Prinz hinter den sieben Meeren“ , „Der Bären­ häuter“ und „D er Froschkönig“. N D : Zum sechsten Male findet jetzt das Kinderfilm festival unse­ res Landes statt. Sie kennen es von seinem ersten Jahrgang an. W orin sehen Sie den W ert dieses Treffens? W alter Beck: Die DEFA-Studios für Trick-,[ Dokumentär- be­ ziehungsweise für Spielfilme und das Fernsehen der DDR stellen hier alle zwei Jahre eine Aus­ wahl ihrer neuesten Werke für Kinder vor. Sie treten mit ihren Kino- und Fernsehfilmen sowie elektronischen Femsehaufzeichnungen in den Kategorien „A n i­ mationsfilm“, „Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik“ sowie „Spielfilm und Femsehspiele“ in den Wettbewerb. Für die Filme­ macher ist es vor allem ein Fe­ stival, das in vierzehn Diskus­ sionsrunden Gelegenheit bietet, sich über Ansprüche und Maß­ stäbe der eigenen Arbeit zu ver­ ständigen. Das Treffen in Gera ist uns aber auch darum wert­ voll, w eil es unmittelbar Kon­ takte zwischen Künstlern und jungen Zuschauern ermöglicht Die Gespräche mit den Kindern, unseren wichtigsten Adressaten, helfen uns, ihre Empfindungen und Gedanken zu erkunden, die durch die jeweiligen Filme ge­ weckt wurden. Es ist eine gute) Gelegenkeit, auf die verschieden­ sten Fragen zu antworten und

sachkundig, Auskunft* zu geben. Dieser Austausch von Eindrücken und Meinungen sollte allerdings — so meine ich — über einen sol­ chen Anlaß hinaus gepflegt w er­ den. N D : Welche Bedeutung messen Sie dem Kinderfilm bei, wie be­ werten Sie seine Wirkungsmög­ lichkeiten? W alter Beck: Die DDR gehört zu den wenigen Ländern, die kon­ tinuierlich eine speziell an K in ­ der adressierte Film- und Fem sehproduktion pflegen. Eigens für Kinder entstehen so Erlebnis­ möglichkeiten, die ihrer Indivi­ dualität und Entwicklung gemäß sind. Filme, die ihren Stoff aus der Gegenwart beziehen, unter­ stützen die produktive Auseinan­ dersetzung der Kinder mit sich und ihrer Welt. Filme zu histo­ rischen Stoffen vermitteln dem jungen Zuschauer wichtige Ein­ sichten, bereichern sein Denken und Fühlen. Und auch der M är­ chenfilm, der miterleben läßt, w ie andere Menschen wunderbare und schwierige Abenteuer beste­ hen, hat seine spezifischen W ir­ kungsfunktionen. N D : In den vergangenen Jah­ ren waren es zwei Grem ien, eine Kinder- und eine Fachjury, die Über die Arbeiten urteilten. W ird dieses bewährte Prinzip beibe­ halten? W alter Beck: Die Arbeit der Fachjury ist ein wichtiges Mo­ ment, um dem Kinderfilm in der Öffentlichkeit noch mehr A u f­ merksamkeit zu verschaffen. Die Arbeit der Jury des jungen Publi­ kums ist es nicht minder. Dabei ist es normal, wenn Fach- und Kinderjury zu jeweils verschie­ denen Ansichten über das Ge­ sehene kommen. Wichtig ist, dar­ aus Impulse für die Kinderfilm ­ produktion zu gewinnen. Das Gespräch führte B irgit G a l l e

Zugegen waren der Abteilungs­ leiter Volksbildung des Z K der SED Lothar Oppermann, die Stellvertreter der Minister für Auswärtige Angelegenheiten und Volksbildung Bernhard Neuge­ bauer und Werner Engst, der V or­ sitzende der Pionierorganisation „Ernst Thälmann«, W ilfried Poßner, und der 1. Vizepräsident und Generalsekretär der Liga für V öl­ kerfreundschaft, Dr. Egon W in­ kelmann.

Steinskulpturen aus Simbabwe gezeigt Berlin (ADN). Der Plastikkunst der Shona widmet sich die jüngste Ausstellung der Neuen Berliner Galerie im Alten Mu­ seum Berlin, die am Mittwoch er­ öffnet wurde. Unter dem Motto „Steinskulpturen aus Simbabwe“ stellt sie 67 Arbeiten von 39 Künstlern vor. Shona-Skulpturen würden die Realität des Lebens in Simbabwe widerspiegeln und seien Aus­ druck des Vergangenen und Ge­ genwärtigen in diesem Land, un­ terstrich Ngoni Sengwe, Ge­ schäftsträger a. i. der Republik Simbabwe, bei der Ausstellungs­ eröffnung. Er dankte den Part­ nern — dem Ministerium für K u l­ tur der DDR, dem Zentrum für Kunstausstellungen und dem M i­ nisterium für Jugend, Kultur und Sport der Republik Sim­ babwe — für das Zustandekom­ men der Exposition.

Tourneeauftakt des Petersen-Quartetts London (ADN). Ein sehr erfolg­ reiches Konzert in London gab am Dienstag den Auftakt für das erste Gastspiel des PetersenStreichquartetts f r in Großbritan­ nien und Irland. M it stürmischem Beifall dankten die Zuschauer den DDR-Künstlern Ulrike Petersen, Gernot Süßmuth (beide Violine), Friedemann W eigle (Viola) und Hans-Jacob Eschen­ burg (Cello) für die Aufführung von Werken Beethovens, Haydns und Janä£eks. Weitere Konzerte sind in Warwick, Dublin und L i­ merick geplant.

Schriftstellerverbände trafen Vereinbarung Berlin (ADN). Eine Arbeits­ vereinbarung zwischen dem Schriftstellerverband der DDR und dem ungarischen Schriftstellerverband für die Jahre 1989 bis 1990 wurde am Mittwoch in Berlin von Gerhard Henniger, 1. Sekretär des Schriftstel­ lerverbandes der DDR, und Sandor Koczkas, Generalsekretär des ungarischen Schriftstellerver­ bandes, unterzeichnet. Die V er­ einbarung beinhaltet unter ande­ rem die Beteiligung junger un­ garischer Lyriker an einem in der DDR stattfindenden Kolloquium zum Thema „L y rik in der W elt von heute“ sowie Lesungen von DtDR-Autoren anläßlich der Tage der Kultur der DDR in der U VR im März 1989.

Japanischer Komponist Akutagawa gestorben Tokio (ADN). Der japanische Komponist Yasushi Akutagawa ist am Dienstag in Tokio im A l­ ter von 63 Jahren gestorben. Der Sohn des Schriftstellers Ryunosuke Akutagawa hatte am To­ kioter Konservatorium studiert und w ar später für seine Kompo­ sitionen — darunter Opern, Or­ chesterwerke und Filmmusiken — mehrfach ausgezeichnet w or­ den.

Spanischer Staat ist Erbe Dalis Madrid (A D N ). Salvador Dali hat den spanischen Staat zu sei­ nem Universalerben ernannt Das Ministerium für Kultur Spa­ niens gab am Mittwoch den Letz­ ten W illen des am 23. Januar 1989 in Figueres (Katalonien) gestorbenen Künstlers bekannt. In seinem Testament vom 30. September 1982 beauftragt er den spanischen Staat gleichzeitig, sein W erk zu pflegen und zu schützen. Unterzeichnet ist das Testament mit Salvador Dali Domenech, Graf yon Pubol. In einem Kommunique dankt das Kulturministerium im Namen der spanischen Regierung für die „extrem e Großzügigkeit des außerordentlichen Künstlers ge­ genüber dem spanischen V olk “ und verspricht, seine Verpflich­ tungen gegenüber Dali mit größ­ tem Verantwortungsbewußtsein zu erfüllen. Die Stiftung GalaDali in Figueres werde bei der Ordnung und Verteilung des Nachlasses eine besondere Rolle spielen.

Neues Deutschland / 2. Februar 1989 / Seite 5

Außenpolitik Dänemark:

Abschiedsbesuch des DDR-Bofschaffers bei Premier Poul Schiufer Kopenhagen (AD N). Anläßlich der Beendigung seiner Tätigkeit im Königreich Dänemark wurde der Außerordentliche und Be­ vollmächtigte Botschafter der DDE, Norbert Jaeschke, am Mitt­ woch vom dänischen Minister­ präsidenten Poul Schlüter zu einem Gespräch empfangen. Schlüter äußerte sich befriedigt über die Entwicklung gutnachbar­ licher Beziehungen zwischen beiden Staaten. Er hob besonders die Fortschritte hervor, die im Jahre 1988, in dem er der DDK auf Einladung des Generalsekre­ tärs des ZK der SED und Vor­ sitzenden des Staatsrates, Erich Honecker, einen Besuch abstat­ tete, erzielt werden konnten.

Parlamentspräsident in Finnland gewählt Helsinki (ADN). Zum neuen Präsidenten des finnischen Reichstages ist am Mittwoch R alevi Sorsa gewählt worden. Er erhielt 147 Stämmen der ins­ gesamt 200 Abgeordneten. Sorsa war von seiner sozialdemokrati­ schen Fraktion für dieses Am t nominiert worden. Der 58jährige Politiker w ar drei Wahlperioden lang Ministerpräsident und seit 1987 Außenminister.

Treffen von Experten der Staaten des Warschauer Vertrages Prag (ADN). Ein zweitägiges Treffen von Leitern der Abtei­ lungen Grundsatzfragen und Planung der Außenministerien von Teilnehmerstaaten des W ar­ schauer Vertrages wurde am Mittwoch in Prag beendet Die Vertreter der verbündeten Län­ der führten einen Meinungsaus­ tausch zu Tendenzen der gegen­ wärtigen W eltlage und Entwick­ lungsperspektiven der europä­ ischen sozialistischen Länder.

Kooperation von KDVR und Südkorea vereinbart Phjöpgjang (ADN). Die KD VR und Südkorea haben die A u f­ nahme wirtschaftlicher Zusam­ menarbeit vereinbart und wer­ den sich gemeinsam an der V er­ wirklichung von Entwicklungs­ projekten in Sibirien und im Fer­ nen Osten der Sowjetunion be­ teiligen. Ein entsprechendes Protokoll wurde laut K Z N A zum Abschluß des Besuchs des südkoreanischen Industriellen Tschong Tschujorfg in Phjöngjäng ünterzeidmet. ; , Der Industrielle weilte auf Ein­ ladung von Ho Tarn, Mitglied des Politbüros des ZK der P d A K und Vorsitzender des Komitees für die friedliche Vereinigung des Vater­ landes, in der KDVR.

ZK des BdKJ beschloß aktuelle Aufgaben Belgrad (ADN). Nach mehr­ tägiger Erörterung der politischen und Ökonomischen Lage im Lande sowie der Beziehungen im Bund der Kommunisten Jugo­ slawiens hat das Zentralkomitee des BdKJ am Mittwoch auf sei­ ner Plenartagung in Belgrad ein­ stimmig einen Beschluß über die unmittelbaren Aufgaben gefaßt. Darin seien Festlegungen getrof­ fen worden, berichtete Tanjug, die auf die Überwindung der Differenzen in den eigenen Rei­ hen sowie auf die Stabilisierung der Gesamtsituation in Jugosla­ wien abzielen. Der Vorschlag, noch in diesem Jahr den X IV . Parteitag abzuhalten, wurde be­ stätigt. Die Plenartagung und ihre Er­ gebnisse seien ein gewisser Schritt nach vorn, stellte der Vor­ sitzende des ZK-Präsidiums, Stipe Suvar, im Schlußwort fest. Das Wichtigste sei die Einheit im BdKJ. eSSR :

Freiheitsstrafen für Rowdys herabgesetzt Prag (ADN). Das Oberste Ge­ richt der CSSR setzte in einem Berufungsverfahren die Frei­ heitsstrafen für drei im Juni 1988 vom Prager Stadtgericht ver­ urteilte Rowdys zum Teil erheb­ lich herauf. W ie „Rud6 Prävo" am Mittwoch berichtete, erhält der Hauptangeklagte statt; acht zehn Jahre Freiheitsentzug. Die beiden Mitangeklagten erhielten Haftstrafen von sieben und fünf Jahreh. Die Angeklagten hatten sich mehrerer schwerer Straf­ taten schuldig gemacht. Dazu ge­ hörten die Schändung eines Ehrenfriedhofs für die bei der Befreiung Prags gefallenen so­ wjetischen und bulgarischen Sol­ daten, die Propagierung faschi­ stischen Gedankenguts, Sprengstoffanschläge, ' Eigentumsdelikte, Brandstiftung sowie Anschläge auf Eisenbahnzüge.

UdSSR-Außenminister traf zu Besuch in VR Chinu ein Visite dient den Vorbereitungen für ein Gipfeltreffen Peking (ADN). Der Außenmini­ ster der UdSSR, Eduard Sche­ wardnadse, ist am Mittwoch zu einem dreitägigen offiziellen Be­ such in der Volksrepublik China1 edngetroffen. Er folgt einer Einla­ dung von Außenminister Qian Qichen, der ihn auf dem Pekinger Flughafen betgrüßte. Unmittelbar nach seiner A n ­ kunft erklärte Schewardnadse, die UdSSR hoffe, daß die Diskussio­ nen und Verhandlungen weitere günstige Veränderungen in den sowjetisch-chinesischen Beziehun­ gen fördern werden. V iel Arbeit in diesem Sinne sei bereits ge­ leistet worden. Der Besuch des chinesischen Außenministers im Dezember vergangenen Jahres in Moskau hätte einen bedeutenden Schritt vorwärts in dieser Rich­ tung dargjestellt In Moskau sei Übereinstimmung darüber erzielt worden, ein sowjetisdi'-chinesisches Gipfeltreffen abzuhalten. Die gjegenwärtige Visite diene dem Abschluß der direkten Vor­ bereitungen für dieses Treffen. Er

Zusammentreffen.

DDR-Sprecher: Konflikt Im Nuhen Osten umfassend lösen Erklärung vor der Menschenrechtskommission der UNO Genf (ADN). Die UNO-Menschenrechtskommission ist auf­ gerufen, dazu beizutragen, die massenhaften Verletzungen der Menschenrechte in den von Israel okkupierten Gebieten zu beenden und den gesamten Nahostkonflikt einer umfassenden, gerechten und dauerhaften Lösung näherzubrin­ gen. Das erklärte der Leiter der DDR-Delegation, D r.. Rudolf Frambach, am Mittwoch in der Plenarsitzung des in Genf tagen­ den 43-Staaten-Gremiums. Die DDR sei der Auffassung, daß eine internationale Nahost-Friedenskonferenz unter UNO-Schirmherrschaft der beste W eg wäre, um den äußerst komplizierten

Konflikt beizulegen. Durch das kompromißbereite Handeln der PLO seien günstigere Bedingun­ gen für den Friedensprozeß er­ reicht worden. Jetzt müsse Israel ebenso kompromißbereit antwor­ ten. Palästinas Sprecher Nabil Ramlaw i hatte vor der Tagung bar­ barische Praktiken der Besat­ zungsbehörden geschildert, die von der Folter bis zu kollektiven Strafaktionen gegen ganze Ort­ schaften oder Lager reichten, Audi Syriens Sprecher Sami Glaiez forderte die Respektierung der Genfer Konventionen und der UNO-Resolutionen zum Nahen Osten durch die Okkupanten.

Gespräche von MiloS JakeS und Wojciech Jaruzelski in Prag Wiener Treffen als Schritt im Entspannungsprozeß begrüßt Prag (AD N). Die Hoffnung, daß den konkreten Beiträgen der sozialistischen Länder zur Stär­ kung von Vertrauen und Sicher­ heit in Europa adäquate Schritte seitens der, N A TO folgen, äußer­ ten der Generalsekretär des Z K der KPTsch, MiloS JakeS, und der Erste Sekretär des Z K der PVAP und Vorsitzende des Staatsrates der VRP, Wojciech Jaruzelski, am Mittwoch bei Ge­ sprächen in Prag. Beide Politiker werteten laut CTK den erfolg­ reichen Abschluß4 des Wiener Folgetreffens als Fortschritt im

Bemühen um Entspannung, um Beseitigung der Möglichkeit mi­ litärischer Konfrontation und um die Entwicklung des Zusammen-^ Wirkens der Staaten bei der Er­ richtung eines gemeinsamen europäischen Hauses. Vorausset­ zungen für dauerhaften Frieden und Sicherheit seien die Unan­ tastbarkeit der Grenzen, die Respektierung der Souveränität und territorialen Integrität der Staaten, Nichteinmischung in in­ nere Angelegenheiten sowie w ei­ tere, allgemein anerkannte Prin­ zipien und Norrhen der zw i­ schenstaatlichen Beziehungen.

Kommandeur sowjetischer Truppen in Afghanistan:

Genfer Vereinbarungen werden von uns strikt erfüllt „Prawda“ : Abzug der UdSSR-Soldaten über Luftbrücke Kabul (ADN). Die sowjetische und die afghanische Seite erfül­ len strikt alle Bestimmungen der Genfer Afghanistan-Vereinbarun­ gen, während Pakistan und die USA diese verletzen. Das erklärte der Kommandeur des begrenzten sowjetischen Truppenkontingents in Afghanistan, Generalleutnant Boris Gromow, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kabul. Gromow betonte, die Opposi­ tion versuche, um die großen Städte, darunter auch Kabul, einen Blockadering zu errichten und damit die Bewohner dem Hungertod auszuliefern. Die af­ ghanische Arm ee habe vor kur­ zem unter Beteiligung sowjeti­ scher Einheiten den bewaffneten Gruppierungen Ahmad Shah Masuds einen schweren Schlag ver­ setzt und die Versorgung der Be­ völkerung der Hauptstadt mit den notwendigsten Gütern gesichert. Moskau (ADN). Der Abzug der sowjetischen Truppen aus Afgha­ nistan werde entsprechend der Genfer, Vereinbarung bis zum 15. Februar beendet, erklärte der Sprecher des sowjetischen Außen­ ministeriums Wadim Perfiljew am Mittwoch vor der internatio­ nalen Presse in Moskau. Es sei auch möglich, daß dieser Prozeß schon früher abgeschlossen werde. Der Sprecher betonte weiter, die Sowjetunion trete konsequent für eine politische Lösung der Probleme in Afghanistan ein. Die UdSSR sei für die Fortsetzung der Kontakte zu den Vertretern der Opposition sowohl in Islam­ abad als auch in Teheran. D ie sowjetischen Truppen w er­ den aus Afghanistan derzeit über eine Luftbrücke zwischen der UdSSR und Kabul abgezogen, berichtete die „Praw da“ am Mittwoch.

Tote bei Explosion in Budapester Farbenfabrik Bewaffnete Gruppen Budapest (ADN). Bei einer Ex­ beschießen Städte plosion in einer Budapester Far­ ben- und Lackefabrik kamen am Mittwoch zwei Arbeiter ums L e­ ben. 15 Personen wurden verletzt Durch die Detonation wurde eine 800 Quadratmeter große Halle völlig zerstört. Der entstandene Schaden beträgt mehr als 30 M il­ lionen Forint. Eine Expertenkom­ mission begann mit der Unter­ suchung der Unglücksursache.

hoffe, daß der exakte Termin im Laufe dieser Tage vereinbart w er­ den könne. Die UdSSR sei überzeugt, be­ tonte der sowjetische Außenmini­ ster, daß der Gipfel ein neues K a­ pitel in der Geschichte der beiden Nachbarländer aufschlagen wird. „W ir beginnen unsere Verhand­ lungen im vollen Bewußtsein der Bedeutung des bevorstehenden Ereignisses, seiner enormen Wich­ tigkeit für die Normalisierung der bilateralein Beziehungen und die Verbesserung der Situation in der Region und in der ganzen W e lt “ Hauptthema des sowjetisch-chine­ sischen Dialogs sei Frieden und Entwicklung, die volle Entfaltung der Potentiale des Sozialismus in der UdSSR und in der V R China, Während seines Aufenthalts wird Schewardnadse mit Außen­ minister Qian Qichen Gespräche führen sowie m it Ministerpräsi­ dent Ld Peng und dem Vorsitzen­ den der Militärkommission des Z K der K P Chinas, Deng Xiaoping,

Kabul (ADN). Mächtige Explo­ sionen zerstörten am Mittwoch das Gebäude der afghanischen Transportgesellschaft in Kabul so­ w ie ein nahe gelegenes Handels­ zentrum. Bei den Terroranschlä­ gen wurden umliegende Wohn­ häuser und öffentliche Gebäude beschädigt." Beim A rtillerie­ beschuß von Maimana, Hauptstadt

der nordwestlichen Grenzprovinz Faryafo, kamen am Dienstag zwei Kinder und eine Frau ums Löben. Einem Feuerüberfail auf die Hauptstadt der benachbarten Pro­ vinz Herat fiel ein Kind zum Opfer, fünf Frauen wurden schiwer verletzt. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bakhtar ha­ ben am Dfrenstag Abteilungen der bewaffneten Opposition die Städte Baglan, Ghazni, Khost sowie meh­ rere Orte in der Provinz Faktia mit schweren W affen beschossen. Dabei wurde großer materieller Schaden verursacht.

Perei de Cuellar tritt für Friedenslösung ein N ew York (ADN). UNO-Generalsekretär Javier P£rez de Cu£llar hat sich am Mittwoch für die Bildung einer afghanischen Re* gierung auf breiter Grundlage ausgesprochen. In einer Erklärung betonte er, vor dem afghanischen Volk stehe jetzt die Aufgabe, eine umfassende politische Lö- • sung herbeizuführen und den Wiederaufbau seines Landes nach einem langen und tragischen K rieg einzuleiten. Der General­ sekretär drückte zugleich Besorg­ nis über die jüngste Eskalation der Kämpfe aus. Islamabad (ADN). Der irani­ sche Außenminister A li Akbar Velayati hat die afghanischen Oppositionsgruppierungen zur Zusammenarbeit aufgerufen. V e­ layati war am Mittwoch in Is­ lamabad eingetroffen. In Gesprä­ chen mit dem pakistanischen Außenminister Sahabzada Yaqub Khan w ill er die offenen Strei­ tigkeiten zwischen der vom paki­ stanischen Peshawar aus operie­ renden 7-Parteien-Allianz und der Teheraner 8-Parteien-Koalition erörtern. Der Außenminister Irans appellierte an die Gruppie­ rungen, sich vo r allem nach dem Abzug der sowjetischen Truppen zurückzuhalten. Für Maßnahmen gegen die Kräfte, die das Territorium Paki­ stans für die Aggression gegen Afghanistan benutzen, 'hat sich der Vorsitzende der Pakistani­ schen Nationalpartei, Ghaus Bakhsh Bizenjo, auf einer Presse­ konferenz in Quetta ausgespro­ chen.

SPD von Berlin (West) für politische Wende Berlin (West) (ADN). Der SPDVorsitzende von Berlin (West), W alter Momper, hat am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im Schöneberger Rathaus die Ent­ schlossenheit seiner Partei be­ kräftigt, eine politische Wende in der Stadt herbeizuführen. Dabei erläuterte Momper ein Positions­ papier zu den bevorstehenden Gesprächen mit der CDU am heu­ tigen Donnerstag und mit der A L am Freitag. Es gehe der SPD um eine Politik, die in erster Linie die Kernfragen der Wohnungsnot, der Arbeitslosigkeit und der un­ sozialen Gesundheitsreform be­ treffe, teilte Momper mit. Der Kam pf gegen die anhaltende Massenarbeitslosigkeit habe für die SPD in der Stadt höchste Prio­ rität. ,■

1988 verdoppelte sich Zahl der Drogenopfer in Berlin (West) Berlin (West) (ADN). Mehr als 80 Menschen starben im vergan­ genen Jahr in Berlin (West) an Rauschgift. Damit liegt die Zahl der Drogentoten doppelt so hoch w ie im Vorjahr. Nach Angaben des Drogenbeauftragten Wolfgang Penkert gibt es in der Stadt über 7000 Heroinsüchtige zwischen 21 und 35 Jahren, 20 000 junge Haschischraucher und 600 Fixer im Schüleralter. Die Dunkelziffer liege weitaus höher. Die zuneh­ mende Drogensucht lasse auch die Kriminalität weiter in die Höhe schnellen. So brauche ein Süchtiger jährlich etwa 20 000 bis 30 000 DM für seinen „Stoff". Der Handel werde von professio­ nellen, international verzahnten Banden betrieben, die über „kleine Dealer“ ihr Geschäft ab­ wickeln. Berlin (West) sei zu ei­ nem Umschlagplatz für Harte Dro­ gen geworden.

Wochenzeifung der SPD „Vorwärts” wird eingestellt Bonn (ADN). Die sozialdemo­ kratische Wochenzeitung „V o r­ wärts^ w ird auf Beschluß des SPD-Vorstandes eingestellt^ Schatzmeister Hans-Ulrich Klose begründete die Entscheidung mit den hohen Defiziten des Blattes. Die Partei habe seit 1970 rund 50 Millionen DM an Zuschüssen auf­ bringen müssen. Der „V orw ärts“, der vor 113 Jahren von W ilhelm Liebknecht gegründet worden war, hatte zu­ letzt noch eine Auflage von 43 000 Exemplaren. Der Titel des Blattes soll auf das monatliche Mitteilungsblatt für SPD-Mitglieder „Sozialdemokraten Magazin“ übertragen werden.

Ungarn und Südkorea tauschen Botschafter aus SqiuI (ADN). Südkorea und Un­ garn haben beschlossen, mit so­ fortiger Wirkung diplomatische Beziehungen auf Botschafterebene aufzunehmen. Eine entsprechende Vereinbarung Unterzeichneten am Mittwoch in Söul der Außen­ minister (Südkoreas, Tschhö Hojung, und der Staatssekretär im ungarischen Außenministerium, Gyula Horn. Außerdem wurden Abkommen über die Zusammenarbeit auf den Gebieten Kultur, Wirtschaft und Handel sowie Visaverkehr signiert

Iran und Irak halfen die Waffenruhe ein Bagdad (AD N ). Der Oberkom­ mandierende der im Grenzgebiet zwischen Irak und Iran statio­ nierten UNO-Beobachtergruppe (U NIIM O G ) konstatierte, daß die Waffenruhe in den vergangenen fünf Monaten von beiden Seiten eingehalten worden ist. Der ju­ goslawische General Slavko Jovic sagte am Mittwoch in Bag­ dad, beide Staaten hatten der Tätigkeit der U NIIM O G Ver­ ständnis entgegengebracht.

Tausende Antifaschisten Nürnbergs forderten: Maxis raus aus der Stadt! Machtvoller Protest von Demokraten gegen die Neonazis In der BRD Nürnberg (ADN). Unter der Losung „Nazis raus aus unserer Stadt“ protestierten am Mittwoch­ abend in Nürnberg Tausende Antifaschisten gegen einen provo­ katorischen Aufmarsch der neo­ nazistischen „Republikaner“ . „Stoppt Schönhuber jetzt — nie wieder Holocaust“ lautete die ein­ dringliche Warnung vor alten und neuen Nazis in der BRD, die zu einem „Republikanertreff“ im Stadtparkrestaurant aufgerufen hatten, um ihren Wahlerfolg in Berlin (West) zu feiern. Anti­ faschisten und Demokraten der fränkischen Metropole, die von den Nazis zur „Stadt der Reichs­ parteitage“ deklariert worden war, hatten unmittelbar nach Bekanntw erden der offiziell geneh­ migten Provokation zu einer Ge­ gendemonstration aufgerufen. Als sich die Nazis am Stadtpark unter Polizeischutz zusammenrotteten, wurden sie von Gewerkschaftern, Sozialdemokraten, Kommunisten, Liberalen, Christen und Grünen mit Sprechchören w ie „Nie w ie­ der Faschismus — nie wieder Krieg“ empfangen. Die Demonstranten führten Fahnen und Transparente der

V V N — Bund der Antifaschisten, von SPD und DKP, Jungsoziali­ sten und SDAJ m it A u f einer Kundgebung der Antifaschisten betonte der DGB-Kreisvorsitzende Harald W eininger: „ Pas Auftreten der Neonazis treibt uns auf die Straße. Seit Jahren wer­ den in der Bundesrepublik die Armen ärmer und die Reichen reicher gemacht Das erzeugt ein Klima, in dem politische Bauern­ fänger im trüben fischen kön­ nen.“ Erforderlich sei mehr Demokratie und mehr soziale Ge­ rechtigkeit. „W ir brauchen Arbeit für alle, Frieden, Völkerverstän­ digung, Abrüstung und keine neue Aufrüstung. Und w ir brau­ chen politische Entspannung in Europa, die unser Leben sicherer macht. “ Der Sprecher des Ausländerbei­ rats in Nürnberg, Juan Cabrera, forderte von der Bundesregie­ rung, die „Republikaner“ zu ver­ bieten. Die stellvertretende Kreis­ vorsitzende der V V N — Bund der Antifaschisten Angelika Lüdemann erinnerte an die notwendi­ gen Lehren aus der Geschichte des Faschismus und forderte unter

SPD-Potifiker Andreas von Biilow:

Streitkräftevergleich des Warschauer Paktes ist genauer und umfassender Bonn (ADN). Der von den Staa­ ten des Warschauer Vertrages vorgelegte Streitkräftevergleich sei detaillierter, genauer und um­ fassender als entsprechende Ver­ öffentlichungen der NATO. Das erklärte der Sicherheitsexperte der SPD-Bundestagsfraktion A n ­ dreas von Bülow im Parlamenta­ risch-Politischen Pressedienst in Bonn. Der westliche Vergleich habe sich auf die Themen be­ schränkt, so der ehemalige Staats­ sekretär im BRD-Verteidigungsministerium, die in seinem Inter­ esse liegen, während die Östliche Seite sehr viel umfassender, un­ ter Einbeziehung auch der Marinestreitkräfte und der Luft­ waffe, den Vergleich vorgelegt habe.

einseitigen Verhandlungskonzepts deshalb Gefahren auf die Wiener Verhandlungen zukommen. Denn die westliche Seite sei „w ieder am Mauern“. Es sei nicht zu se­ hen, w ie mit solchen Positionen ein Durchbruch bei den A brü -’ stungsverhandlungen erreicht werden könne. Unter Bezugnahme auf die Wehrkundetagung in München, an der er teilgenommen fratte, sagte von Bülow, er habe den Eindrude, „daß die N A TO über­ haupt nicht begriffen hat oder nicht begreifen will, welch dra­ matischer Wandel sich auf der anderen Seite nicht nur abzeich­ net, sondern bereits im Begriff ist, sich in reale Politik umzuset­ zen“. Es reiche nicht, nur abzu­ warten, was die Östliche Seite einseitig mache, sondern die N A T O müsse jetzt „gestaltend eingreifen, mit der anderen Seite Nägel mit Köpfen machen, P lä n e1 verabreden, w ie die Zukunft aussehen soll“. - ‘

In der BRD werde w ie auch in den USA sehr viel weniger für die Luftverteidigung ausge­ geben, dafür aber sehr viel mehr für den Luftangriff. Auch bei den Kampfflugzeugen der Marine wiesen die westlichen Marinen eine größere Zahl auf. Ebenfalls bekannt sei, daß dagegen ein er­ heblicher Teil der Kam pfflug­ zeuge der östlichen Seite der Luftverteidigung diene.

Bundeswehr erhält aus USA Antiradar-Raketen

Der Westen versuche jetzt zu verhindern, so unterstrich An­ dreas von Bülow, daß auch die westlichen Übergewichte in die bevorstehenden Wiener Verhand­ lungen mit einbezogen werden. „D er Westen versucht, ein Kon­ zept durchzusetzen, das die öst­ liche Seite auf den Bereich fest­ legt, auf dem sie die überlegene is t Aber es ist natürlich illuso­ risch anzunehmen, daß dieser Verhandlungsrahmen zum Erfolg führen w ird “, sagte der SPD-Politiker. Er sehe auf Grund dieses

Washington (ADN). Die Bun­ deswehr erhält aius den USA 180 Hochgeschwindigkea ts-^AntiradarRaketen (HARM ) im Wert ypn 35,2 Millionen Dollar. Diese LuftBoden-Rakete, mit der Radar­ stationen zerstört werden können, ist von den USA noch nie zuvor ins Ausland verkauft worden. Die Transaktion wurde bekannt, als die US-fFlotte einen Auftrag zum Bau von 2449 HARM-Rajke^ ten im Gesamtwert von 459,4 M il­ lionen Dollar an, die Rüstungs­ firm a Texas Instruments vergab.

stürmischem Beifall: „Wehret den Anfängen!" Ein Teil der Demonstranten be­ gab sich» direkt zum vorgesehenen Tagungsort der „Republikaner“ . Als sie mit Sprechchören „Nazis raus“ und „Nazis vertreiben — Ausländer bleiben“ vor dem Lokal eintrafen, marschierte eine Hun­ dertschaft Bereitschaftspolizei auf und riegelte den Eingang ab. Mit Pfiffen und Buhrufen reagierten die Antifaschisten auf „Dokumen­ tationstrupps“ der Polizei, die auf dem mit Scheinwerfern ausge­ leuchteten Gelände vor dem Ver­ sammlungslokal die Teilnehmer der Protestkundgebung Gruppe für Gruppe filmten Und fotogra­ fierten. Kurz vor dem angekün­ digten Beginn des Treffens ge­ langten Antifaschisten in den Tagungsraum und verhinderten die Eröffnung. Die Neonazis flüchteten durch Nebeneingänge. Vor dem Parkrestaurant hielten rund 1000 Antifaschisten den Vor­ garten und den Haupteingang be­ setzt und forderten immer wieder in Sprechchören: „Nazis raus aus unserer Stadt — w ir haben den Faschismus satt.“

Polizei knüppelte in Berlin (West) erneut auf Studenten ein Berlin (West) (ADN). Mit Schlagstöcken ging die Polizei am Mittwoch in Berlin (West) erneut massiv gegen Studenten vor. Die Hochschulangehörigen hatten an­ läßlich einer Sitzung des Akade­ mischen Senats der Freien Uni­ versität (FU) im Ortsteil Lank­ w itz für ihre sozialen und bil­ dungspolitischen Forderungen demonstriert. Bei den brutalen Knüppelattacken erlitten mehrere Menschen Verletzungen. Teilneh­ mer der Protestdemonstration wurden zu Boden geschlagen und festgenommen.

Berlin (W est):

Jugendring fordert Verbot der Neonazis Berlin (West) (ADN). M it Be­ stürzung nahm der Jugendring von Berlin (West) den Einzug der neonazistischen „Republikaner“ ins Abgeordnetenhaus auf. Schuld seien jene, die sich vor einem Verbot dieser Partei gedrückt haben, heißt es in einer Stel­ lungnahme der Dachorganisation demokratischer Jugendverbände -der Stadt ~

Antrag auf Freispruch für Kriegsverbrecher in der BRD angekündigt Lüneburg (ADN). Die Verteidi­ gung des vor dem Lüneburger Schwurgericht wegen Mordes an russischen Kriegsgefangenen angeklagten früheren Leiters des KZ-Nebenlagers von Auschwitz in Lagischa, Horst Czerwinski, kündigte am Mittwoch einen An­ trag auf Freispruch für ihren Mandanten an. Nach Ansicht der Verteidigung habe der 65jährige Fleischer als SS-Mann „nur seine Dienstpflicht erfüllt“ .

SPD'~Pofftiker:

Der Staatsanwalt von Lüne­ burg hatte schon vor vier Jahren gegen ihn eine lebenslange Frei­ heitsstrafe gefordert.

Statt Raketenmodernisierung Umstellung auf Friedensproduktion

Preise bei Bundesbahn wiederum gestiegen

Bonn (ADN). Statt neue Aufrüstungs- und Modemisierungspläne durchzusetzen, sollte die Politik der BRD-Regierung künf­ tig darauf konzentriert werden, die Rüstuixgswirtschaft auf Friedensprodukti on umzustellen. Da­ für setztein sich die SPD-Bundestagsabgeordneten und Expertem für Rüstungskoiwersion Gert Weisskirchen und Albrecht Müller im Pressedienst der SPD-Bundes­ tagsfraktion ein. Rüstungskon-

Vensiom sei das Gebot der Stunde, um in der BRD Mittel für drän­ gende gesellschaftliche Probleme wie den Abbau der Massenarbeits­ losigkeit und den Umweltschutz freizumachen, die bislang im anachronistischen Rüstungsmoloch gebunden seien. Die von der BRDRegierung vorgesehene 100-Milliarden-Dollar-Investiti on für den „Jäger 90“ , betonten die beiden Politiker, schaffe beispielsweise keine neuen Arbeitsplätze.

Bonn (ADN). Preiserhöhungen um durchschnittlich 2,5 Prozent vor allem für den Nahverkehr tra­ ten am 1. Februar bei der Bun­ desbahn in Kraft. Eine Monats­ karte für eine 20-Kilometer-Fahrt kostet jetzt 112 statt bisher 110 DM. Für eine Schülermonatskarte müssen 86 DM bezahlt werden, vier DM mehr als bisher. Die letzte Fahrpreiserhöhung war am 1. A pril 1988 in K raft getreten. Seit 1975 sind Fahrten um 100 Prozent teurer geworden.

alphabeten lernten seit der Befrei­ ung vom Pol-Pot-Regime lesen und schreiben.

Mosai

Moskau bietet Miniaturschau Moskau. Eine außergewöhnliche Ausstellung von Miniaturen bietet gegenwärtig das Moskauer Poly­ graphische Museum seinen Besu­ chern. Die 26 Exponate können nur mit Hilfe eines Mikroskops betrach­ tet werden.

DDR-Hilfssendung für Tunesien Tunis. Eine Hilfssendung des Blin­ den- und Sehschwachenverbandes der DDR wurde am Dienstag in Tunis übergeben. Yahia Yahia, Prä­ sident des tunesischen Blindenver­ bandes, dankte für die großzügige Unterstützung.

Mexiko fördert Agavenanbau Mexiko-Stadt. Rund elf Millionen Hektar Land, darunter auch Wüsten­ boden, eignen sich in Mexiko für den Anbau von Agaven und sollen künftig genutzt werden. Die Faser­ pflanze wird zur Herstellung von Seilerwaren und Alkohol genutzt.

Kuba produziert Olförderpumpen Havanna. Kuba produziert jetzt eigene Pumpstationen für die Erdöl­ förderung. In diesem Jahr sollen 40 den Förderbetrieben übergeben wer­ den. Mit der Importablösung kön­ nen fast drei Millionen Dollar ein­ gespart werden.

Ampeln für Flugzeugverkehr New York. Auf den Rollbahnen des New-Yorker John-F.-Kennedy-Flugr platzes sollen künftig Ampeln für die nötige Ordnung sorgen. Der Flughafen ist mit seinen 15 Kilome­ ter Rollbahnen und 500 Starts und Landungen täglich stark überlastet.

Was sonst noch passierte In den Trümmern dieser kanadischen C-130 fanden alle acht Besatzungs­ mitglieder den Tod. Das Flugzeug war bei Fairbanks (Alaska) abgestürzt Telefoto: ZB/AP laut Angaben der Polizei 90 Fahr­ zeuge kollidiert.

M assenunfall in Belgien Brüssel. Bei einer Massenkaram­

Peru wertet Wahrung ab ; Lima. Die peruanische Regierung

bolage sind am Dienstag unweit der belgischen Ortschaft Cpgnelee vier Menschen getötet und 30 verletzt worden. In dichtem Nebel waren

hat die Abwertung der Landeswäh­ rung Inti um 31 Prozent gegenüber dem US-Dollar angeordnet. Dies ist Teil der zu Jahresbeginn getroffenen

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Maßnahmen zur Überwindung finan­ zieller Schwierigkeiten.

Kqmpudiea baut Schulen * Phnom Penh. Der Neubau und die Rekonstruktion von 5200 Schulen zählt zu den bedeutenden Fortschrit­ ten im Bildungswesen der VR Kampuchea seit ihrer Gründung vor zehn Jahren. Mehr als eine Million An­

Aus der als traditionsbewußt bekannten Schweiz verlautet eine überraschende Neuigkeit: Die Löcher im Käse werden klei­ ner. Damit will die Schweizeri­ sche Käseunion die Umsatz-Tal­ fahrt des Emmentalers stoppen. Zunächst soll das neue Produkt mit den minimierten Löchern an den Eidgenossen getestet wer­ den — in „handlichen 10-KiloStückenV

Neues Deutschland / 2. Februar 1989 / Seite 6

Außenpolitik

Effektivität der BAM-Eisenbahn soll sich erhöhen

Warum die teläkovicer „Gold" mit ihren Partnern teilen

Maßnahmen zur Senkung der Kosten sind geplant

Erfolge und Reserven bei Zusammenarbeit von Maschinenbauern der CSSR und DDR

Von ünsetrem Korrespondenten Klaus Joachim H e r r m a n n , Moskau Der Bau der Baikal-AmurMagistrale, der bei der Erschlie­ ßung der Weiten Sibiriens und des Femen Ostens djie Rolle! einer zweiten transsibirischen Eisen­ bahn zugedacht ist, wird in die­ sem Jaihr fortgesetzt Von den vorgesehenen 3500 Kilometern Trasse befinden sich bisher fast 3000 in ständiger Nutzung. 79 Pro­ zent der bereitgestellten Investi­ tionen wurden mit dem Ziel reali­ siert, den Transportbedarf zahl­ reicher künftiger Betriebe der BAM-Region zu decken. Zur Zeit wenden die Kapazitä­ ten der Trasse vorwiegend von Betrieben der Kohle- und Holz­ industrie genutzt, entwickle sich die Region noch nicht in dem er­ warteten Tempo, betonte un­ längst der steUvertretende Verkehrsminister der UdSSR W. Ginko. Die Strecke sei noch nicht ausgelastet, so daß die Aus­ gaben für ihren Unterhalt die Einnahmen übersteigen. 1989 wende man staatliche Zuschüsse in Höhe von rund 200 Millionen Rubel in Anspruch nehmen müs­ sen. Da die Eisenbahn seit vergan­ genem Jahr auf der Basis w irt­ schaftlicher Rechnungsführung und voller. Eigenfinanzierung ar­ beite, müßten ernsthafte Über­ legungen zur Verringerung der Kosten angestellt werden, unter­ strich der Minister. Man erwäge beispielsweise, den Verwaltungs­ apparat der BAM wieder abzuh schaffen und die einzelnen Streikkenabschnitte anderen EisenbahnVerwaltungen zu unterstellen.

Bald 38 Millionen Einwohnerin Polen Volkszählung erbrachte neue statistische Angaben Von unserem Korrespondenten Wolfgang Re x « Warschau Die Volksrepublik Polen zählte Ende vergangenen Jahres 37 769 000 Einwohner und nimmt mit dieser Bevölkerungszahl den siebenten Platz in Europa ein. Das geht aus ersten Ergebnissen der Volkszählung vom Dezember 1988 hervor, die dieser Tage in W ar­ schau bekanntgegeben wurden. Statistiker schätzen, daß Polen noch in diesem Jahr den 38millionsten Mitbürger begrüßen' umd 1990 bereits die 40-MillionenGrenze überschreiten wird. Hatten 1946 nur 31,8 Prozent aller Polen in Städten gelebt, sind es jetzt bereits 61,2 Prozent. Die Hauptstadt Warschau hatte am 6. Dezember vergangenen Jahres, dem Stichtag der Volkszählung, 1 651 434 Einwohner. Die meisten Frauen gibt es den Zählungjs!ergebnissen zufolge in Löd£, und zwar, 114 auf jeweils 100 Männer. Überrascht zeigten sichdie hiesi­ gen Zeitungen von der Tatsache, daß Polen derzeit nur 11 108 000 Wohnungen besitzt — 225 000 w e­ niger, als man geschätzt hatte, betonte „Tiybuina Ludu“ . Ande­ rerseits hätten am Stichtag 370 000 leergestanden — Wohnungen, die der offiziellen Verlautbarung zu­ folge noch nicht bezogen oder geriade erst auügjegeben worden waren, umgetoaut bzw. moderni­ siert werden oder sich in abgele­ genen Dörfern befinden.

Erdölkooperation Angola-Nigeria Gemeinsame Kommission fördert Zusammenarbeit Korrespondenz aus Lagos Nigeria und Angola, mit 65 Millionen bzw. 15 Millionen Tonnen Jahresförderung zwei „Riesen“ unter den . subsaharischen Erdölländern, wollen ihre Zusammenarbeit auf diesem Ge­ biet verstärken. Vorschläge dazu wurden kürzlich auf der Grün­ dungssitzung der entsprechenden gemeinsamen Kommission un­ terbreitet. Sie tragen zur Inten­ sivierung der Beziehungen in diesem Wirtschaftssektor bei, die seit dem Memorandum von 1985 über die Kooperation bei För­ derung, Verarbeitung und Absatz Von Erdöl sowie beim Aufbau einer eigenen petrolchemischen Industrie bestehen. * Sie hätten einen „beeindruckenden Fort­ schritt“ gemacht, erklärte der ni­ gerianische Minister für Finan­ zen und Nationale Planung, Dr. Chu Okongwu. Nigeria, mit 120 Millionen Ein­ wohnern das bevölkerungsreich­ ste Land des Kontinents, verfügt seit der Gründung einer eigenen staatlichen Erdölfirma und dem OPEC-Beitritt 1971 über größere Erfahrungen in der Ölbranche als Angola. Wurden anfangs na­ tionale Kader beider Länder nur im Ausland, darunter in der UdSSR und Rumänien, ausgebil­ det, verfügt Nigeria heute über eigene Einrichtungen. Künftig werden auch Angolaner u. a. am Petroleum Training Institute in Warri, Bundesstaat Bendel, aus­ gebildet. Darüber hinaus ist ge­ plant, Experten aus Nigeria zeit­ w eilig im Förderzentrum Cabinda der nicht zur OPEC gehö­ renden * Volksrepublik Angola einzusetzen.

Von unserem Prager Korrespondenten Frank G r u b i t z s c h Schon vor dem Ortseingangsschild der mittelböhmischen Stadt Celäkovice sind Tafeln mit den drei Buchstaben nicht zu überse­ hen: „T O S “ — eine Abkürzung, die sicher nur die wenigsten der durchreisenden CSSR-Besucher zu deuten wissen. Hierzulande jedoch ist sie ein Begriff. „T O S “ bedeutet „Fabriken fü r W erk­ zeugmaschinenbau“, und das ist eine Industrievereinigung, deren Betriebe in fast allen Teilen der CSSR zu finden sind. Für Celä­ kovice, Stadt vor den Toren Prags mit rund 11 000 Einwohnern, ist der Zweigbetrieb von „T O S “ der wichtigste wirtschaftliche Faktor. In den Produktionshallen des großen Werkes dreht sich alles um, genauer gesagt für Zahn­ räder. Die Celäkovicer sind seit Jahren spezialisiert auf die Kon­ struktion und Fertigung von Ma­ schinen, die zur Herstellung von Zahnrädern benötigt werden.

Den Auftrag zur Konzipierung und zum Bau der Anlage hatte der VEB Modul Karl-Marx-Stadt aus 'der Sowjetunion erhalten. Dort soll sie im Autowerk GAS von Gorki zum Einsatz kommen. Modul, ‘seine Kooperationsbezie­ hungen zu „T O S “ nutzend, bezog die CSSR-Partner ein. Dies ist leicht hingeschrieben, bedeutet aber in den drei Jahren der ge­ meinsamen Arbeit an dem Pro­ jekt eine Unmenge an Streitge­ sprächen über technische Detail­ fragen, Änderungen, die vorge­ nommen werden mußten, V er­ ständnis für die Probleme des Partners. Doch was heute zählt, ist die N Tatsache, daß nun am Be­ stimmungsort in Gorki Experten­ teams aus Karl-M arx -Stad t und Celäkovice gemeinsam die Zahn­ radstraße montieren können,

Auf der Internationalen Maschinenmesse von Brno im September 1988 fand die in Kooperation DDR-CSSR gebaute Anlage zur Herstellung von Zahnrädern großes Interesse bei den Besuchern Foto: ZB/Möbius automatisch, ohne Eingriff der menschlichen Arbeitskraft. Eine Rollbahn befördert die W erk­ stücke von einer Maschine zur nächsten. Portalroboter aus der Berliner Werkzeugmaschinen­ fabrik Marzahn bestücken die Anlagen. Elektronische Steuerun­ gen überwachen den störungs­ freien Lauf der Fertigungslinie, die — so meint Bofivoj Prazsky — bereits erste Konturen einer Fa­ brik der Zukunft besitzt.

Langjährige Kontakte zahlen sich aus

Herz der Anlage ist eine soge­ nannte Zahnradabwalzstoßmaschine. Sie w ird als Teilsystem in eine ganze Produktionsstraße in­ tegriert. Das gesamte System mit einer Länge von 126 Metern be­ steht im wesentlichen aus zwei verschiedenen Fertigungskom­ plexen. Mehrere dicht zusammen­ liegende Verzahnungen müssen nacheinander und mit H ilfe un­ terschiedlicher Technologien — fräsen und abstoßen — gefertigt werden. Den ersten dieser beiden Arbeitsschritte übernehmen KarlMarx-Städter Maschinen, den anderen jene aus Celäkovice.

Bofivoj Praiosk^ verweist dar-* auf, daß bei der Entwicklung der Anlage beiden Seiten die Erfah­ rung der langjährigen partner­ schaftlichen Beziehungen zugute kam. Die Kooperation reicht bis ins Jahr 1970 zurück. Für das ge­ genwärtig noch laufende Vorha­ ben war es unerläßlich, regelmä­ ßig Konsultationen zwischen Konstrukteuren der Betriebe zu sichern. Einmal im Vierteljahr fanden solche Treffen statt, doch in der Endphase der Realisierung reichte dies nicht mehr aus. Hier sieht B ofivoj Pra2sk£ für die weitere Zusammenarbeit die größten Reserven. „W ar es für die DDR-Partner möglich, inner­ halb weniger Tage zu uns zu kommen, so erschwerte auf un­ serer Seite eine langwierige P la ­ nung über die Direktion der In­ dustrievereinigung schnelleres Reagieren auf kurzfristig auftau­ chende Probleme.“ Der Chefkon­ strukteur hofft, daß sich die ge­ genwärtig in der CSSR vollzie­ hende Umgestaltung des W irtschaftsipechanismus, wodurch der Betrieb in Celäkovice dann in solchen Fragen ein höheres Maß an Selbständigkeit erhält, positiv auswirkt.

Die gesamte Herstellung der Zahnräder vom Rohling bis zum fertigen Produkt läuft völlig

Am Umfang der gegenseitigen Lieferungen im Werkzeugmaschi­ nenbau sind die engen w irt­

schaftlichen Beziehungen zw i­ schen der DDR und der CSSR deutlich ablesbar. Er belief sich im vergangenen Jahr auf mehr als 100 Millionen Rubel.

Es geht um Produkte mit Spitzenniveau Die Grundlage dafür bildet die 1983 abgeschlossene Vereinba­ rung der Fachministerien beider Länder. Sie wurde 1986 verlän­ gert und durch das Gebiet flexible Fertigungslinien ergänzt Darin enthalten sind auch die Richtlinien für die Zusammen­ arbeit bei der Herstellung von Zahnradbearbeitungskomplexen, wofür ein Spezialisierungsver­ trag besteht. A ll das entspricht den Orientierungen, die im lang­ fristigen Programm der w irt­ schaftlich-technischen Zusammen­ arbeit zwischen der DDR und der CSSR verankert sind. " Für den Werkzeugmaschinen­ bau steht im Vordergrund, die Spezialisierung und Kooperation zu vertiefen, insbesondre bei der Produktion vollautomatischer Fertigungslinien mit Spitzen­ niveau. Gerade diese Erzeugnisse sind es, die wesentlich zur, Inten­ sivierung und zur Erhöhung der Effektivität in der metallverar­ beitenden Industrie beitragen. Die Festlegungen, die die Gene­ ralsekretäre unserer Parteien, Erich Honecker und MiloS JakeS, bei ihrer Begegnung im Frühjahr 1988 in Berlin getroffen hatten, zielen in diese Richtung. Wissen­ schaftlich-technische Zusammen­ arbeit auf hohem Niveau, Ver­ tiefung der Kooperation, gegen­ seitige Nutzung von Lizenzen, ge­ meinsames Auftreten auf Drittmärkten — darin sehen unsere! Staaten Grundrichtungen ihrer wirtschaftlichen Beziehungen.

Königreich Belgien als Bundesstaat Die Regionen Flandern, Wallonien und Brüssel sind nun weitgehend selbständig Von unserem Korrespondenten Ralf KI i n g s i e c k Nunmehr ist es verbrieft und besiegelt. Das Königreich Bel­ gien, bislang ein zentral regier­ tes Land, ist jetzt Bundesstaat — etwa nach dem Muster der Schweiz oder der BRD — mit den weitgehend selbständigen Regio­ nen Flandern, Wallonien und Brüssel. Nach der Abgeordneten­ kammer gab vor wenigen Tagen auch der Senat seine Zustimmung zum Finanzierungskonzept der Regierung, womit der erforder­ liche Gesetzgebungsprozeß seinen Abschluß fand.

Verträge gegen den Giftkrieg Im Zusammenhang mit Veröffent­ lichungen im ND möchte unser Leser Dieter Seiler aus Leipzig wissen, welche völkerrechtlichen Bemühun­ gen es gab und gibt, um den Ge­ fahren der C- und B-Waffen zu begegnen. k Die Bemühungen, die Gefahren der chemischen Waffen zu bannen, begannen Im vorigen Jahrhundert. Auf bauend auf die Petersburger Deklaration von 1868 über die Nichtanwendung giftiger Geschosse «im Krieg, Unterzeichneten 31 Jahre später auf der 1. Haager Konfe­ renz 27 Staaten eine Deklaration, die den Einsatz erstickender oder giftiger Gase untersagt. In einer 1907 vorgenommenen Präzisierung dieser Landkriegsordnung wird das Verbot nachdrücklich bekräftigt. Trotzdem waren Im ersten Weltkrieg 1,3 Millionen Menschen der Einwir­ kung chemischer Kampfstoffe aus­ gesetzt, etwa 100 000 starben einen qualvollen Tod.

Marzahn liefert die Portalroboter Das j üngste Erzeugnis, ein roboterbestückter Fertigungskom­ plex zur Zahnradherstellung, zog im vergangenen Jahr auf der Maschinenbaumesse in Brno die Aufmerksamkeit des Fachpuiblikums auf sich. „D ie Goldmedaille, die uns die Jury zuerkannte, war nicht unsere erste“, sagte uns Borivoj Prazsky, Leiter der Kon­ struktionsgruppe, und verwies auf eine ganze Reihe vergleich­ barer Ehrungen. Hoher techni­ scher Standard und Spitzenquali­ tät trugen Erzeugnissen aus Celä­ kovice bereits zweimal Leipziger Messegold ein. Dem jüngsten Edelmetall von Brno indes haftet etwas Besonderes an — die Kon­ strukteure um Bofivoj Prazsky teilen es sich mit Partnern in der DDR, mit denen der Fertigungskomplex entstand.

D D R begeht 100. Geburtstag Jawaharlal Nehrus

teilung eines Teiles der Staatsein­ nahmen zugunsten der Regionen Flandern, Wallonien und Brüssel sowie in bezug auf Bildung und Kultur zugunsten der flämischen, der frankophonen und der klei­ nen deutschsprachigen Gemein­ schaften vor.

M it diesem Schritt ist die H off­ nung verbunden, die Ursachen für die schon traditionellen Kon­ flikte zwischen dem niederlän-* dischsprachigen Flandern im Nor­ den und dem frankophonen W al­ lonien im Süden weitgehend aus­ zuräumen. Mehr Selbständigkeit der beiden großen Regionen — und Brüssel als Dritte zwischen beiden — kann die Voraussetzun­ gen für ein harmonischeres Zu­ sammenleben der jeweiligen Be­ völkerungsgruppen schaffen, die sich aus vielfältigen historischen, wirtschaftlichen und sozialen Gründen unzweifelhaft „ausein­ andergelebt“ haben,

M it Blick auf eben diese R e­ form war schon im Mai vergange­ nen Jahres eine, ein relativ^breites politisches Parteienspektrum umfassende Regierungskoalition gebildet worden. Ihr gehören neben den flämischen und wallo­ nischen Christdemokraten und Sozialisten, den größten Parteien des Landes, auch die Volksunion als fünfte Formation an. So pro­ blemlos w ie schon im Sommer 1988 bereits der erste Teil der Re­ form das Parlament passierte — seinerzeit war im Detail die Ver­ lagerung von Kompetenzen der Zentralregierung auf die Regie­ rungen der einzelnen Regionen sowie auf die jeweiligen Exekuti­ ven festgelegt worden — schaffte es das Finanzierungskonzept offensichtlich nicht. Die Abstim­ mung darüber war eigentlich noch vor dem Jahreswechsel vor­ gesehen.

Die von den fünf die Regierung bildenden Parteien ausgehandelte und von ihnen gemeinsam getra­ gene Finanzierungslösung bedeu­ tete faktisch den Beginn der zwei­ ten und entscheidenden Phase der Staatsreform. In deren M ittel­ punkt stand das Prinzip, die Autonomie der Regionen und Ge­ meinschaften als auch die w irt­ schaftliche und monetäre Einheit des Landes gleichermaßen zu ge­ währleisten. Das nun verein­ barte Konzept sieht eine Umver­

Die Regionen und Gemeinschaf­ ten sollen künftig über etwa 39 Prozent des insgesamt 2200 Mrd. belgische Francs (110 Mrd. Mark) umfassenden Staatshaushaltes verfügen. Bisher waren es ledig­ lich acht Prozent. Davon müssen sie das öffentliche Bildungs- und Gesundheitswesen, die Verkehrs­ und Kommunikationsstrukturen, den Umweltschutz sowie die Me­ dien- und Wissenschaftspolitik finanzieren. Ihnen ist die A uf­ sicht über die Städte und Ge­

meinden und deren Finanzen übertragen. In ihr Ressort ge­ hören auch Maßnahmen zur Un­ terstützung der Wirtschaftsent­ wicklung der jeweiligen Region allgemein, zur Gründung neuer industrieller Standorte, zur För­ derung zukunftsorientierter neuer Arbeitsplätze. Die Zentralregierung in Brüssel bleibt für Außenpolitik, innere und äußere Sicherheit, Wäh­ rungsfragen, Sozialversicherung und die großen Linien der Be­ schäftigungspolitik zuständig. Im Finanzierungskonzept wur­ den allerdings auch Vorkehrun­ gen zur Sicherung der seit Jahren von der Regierung in Brüssel mit einigem Erfolg betriebenen Spar- und Sanierungspolitik ge­ troffen. Damit soll ausgeschlos­ sen werden, daß die Regionen etwa zur Finanzierung ambitiöser Vorhaben großzügig Kredite auf­ nehmen und sich dadurch ver­ schulden. Auch deshalb bleibt ihr Spielraum für Steuererhöhungen begrenzt. Sollte sich der nunmehr ge­ zogene Rahmen bewähren, könn­ ten den Regionen nach einer Übergangsphase von zehn Jahren möglicherweise noch mehr Zu­ ständigkeiten der Zentralgewalt und entsprechende Finanzie­ rungsquellen übertragen werden. Abzusehen ist, daß der bevor­ stehende Prozeß der Regionali­ sierung der verschiedenen Behör­ den samt ihrer Beamten nicht un­ problematisch verlaufen wird. Aus diesem Grunde beschloß die Regierung bereits die Bildung einer paritätisch besetzten Schiedskommission, die auftre­ tende Streitfälle schlichten soll.

© 2011 Tom Seemann

Diese Schrecken trugen wesent­ lich zur Unterzeichnung des Genfer Protokolls am 17. Juni 1925 bei. Es verbietet die „Verwendung von er­ stickenden, giftigen oder ähnlichen Gasen sowie von bakteriologischen Mitteln im Kriege“ , jedoch nicht deren Entwicklung, Produktion und Stationierung. Das Protokoll ist bis heute völkerrechtlich verbindlich. Die DDR erklärte vor 30 Jahren seine Wiederanwendung ohne jeden Vor­ behalt. Inzwischen sind dem Proto­ koll 123 Staaten beigetreten, einige davon zuletzt aus Anlaß der Pari­ ser Konferenz über das Verbot che­ mischer W affen Anfang dieses Jah­ res. Die sozialistischen Staaten haben wiederholt konkrete Vorschläge zum vollständigen Verbot der B- und C-Waffen unterbreitet. 1972 gelang es im Genfer Abrüstungsausschuß, eine „Konvention über das Verbot der Entwicklung, Herstellung und Lagerung von bakteriologischen (biologischen) und Toxin-Waffen und über ihre Vernichtung" fertig­ zustellen, welche 1975 In Kraft trat. Heute gehören ihr 111 Staaten an. Die DDR Unterzeichnete und ratifi­ zierte die Konvention als einer der ersten. Allerdings machen die neuen Möglichkeiten der Gentechnik auch Maßnahmen notwendig, um vorhan­ dene Lücken In diesem Vertrag zu schließen. Ebenfalls seit Anfang der 70er Jahre wird über eine entsprechende C-Waffen-Konvention verhandelt. Während die USA analoge bilate­ rale Gespräche mit der UdSSR (1976 bis 1980) schließlich platzen ließen, gibt es in der Genfer 40-StaatenAbrüstungskonferenz mittlerweile Verständigungen zum Großteil der wesentlichen Bestimmungen. Doch vor allem die USA versuchen, den Abschluß der Konvention hinauszuzögern. Inzwischen hat in Genf das Komitee für chemische Waffen seine Arbeit wieder aufgenommen; in die­ sen Tagen .beginnt die Frühjahrs­ session des Gremiums, zu deren Mitgliedern auch die DDR gehört Hier gilt es jetzt, die Impulse der Pariser Konferenz für eine schnellst­ mögliche Fertigstellung des Doku­ ments zu nutzen. Olaf S t a n d k e

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Völkerverständigung und. Frieden — sein Vermächtnis Von Reinhard G ö t z e A u f dem politischen Kalender dieses Jahres ist. der 14. Novem­ ber als ein wichtiges Datum ver­ merkt: A n diesem Tag wäre Jawaharlal Nehru, der erste Pre­ mierminister des unabhängigen Indien, 100 Jahre alt geworden. Nicht nur in Indien, sondern auch in der DDR w ird das Wirken Nehrus für sozialen Fortschritt, für Frieden und Völkerverständi­ gung auf vielfältige Weise gewür­ digt werden. Im Zeichen des Jubiläums stand bereits Ende 1988 die inter­ nationale Konferenz „Für eine W elt ohne Kernwaffen und Ge­ w a lt“ in Delhi, an der auch eine repräsentative Delegation aus un­ serer Republik teilnahm. Diese Konferenz, die das unermüdliche Wirken Nehrus für nukleare A b­ rüstung sowie seine großen Ver­ dienste um die Politik der fried­ lichen Koexistenz hervorhob, bil­ dete gewissermaßen den Auftakt für die großangelegten Feierlich­ keiten im Lande. W eitere gemein­ same Aktivitäten mit indischen Partnern sind unter anderem im Rahmen der Kulturtage der DDR in Indien vorgesehen. Höhepunkt der Ehrung in der DDR für den „Architekten des modernen Indien“, w ie er häufig genannt wird, bildet eine Fest­ veranstaltung der Liga für V öl­ kerfreundschaft und der Hum­ boldt-Universität Berlin. Im Zu­ sammenhang damit findet ein in­ ternationales Symposium „ 100. Ge­ burtstag von J. Nehru“ statt, veranstaltet von der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Humboldt-Universität. Vorgesehen ist ferner die Her­ ausgabe einer Neuauflage des „Illustrierten Historischen Heftes“ über Nehru. Ebenfalls neu ver­ legt wird seine Schrift „Sow jet­

rußland“, wo er die Eindrücke seines kurzen Aufenthaltes an­ läßlich des 10. Jahrestages der Oktoberrevolution / schildert und seine Sympathie für die Sowjet­ union zum Ausdruck bringt. Nehru, der nach -Erringung der Unabhängigkeit die Geschicke Indiens bis zu seinem Tode 1964 leitete, erwarb sich große Ver­ dienste bei der Überwindung des kolonialen Erbes und beim A u f­ bau einer nationalen Volkswirt­ schaft. Zu seinen herausragenden Leistungen zählt zweifellos die Konzipierung der antikolonialen und antiimperialistischen Außen­ politik Indiens. Nehru war einer der geistigen Väter der Politik der Nichtpaktgebundenheit und einer der Initiatoren der histori­ schen Bandung-Konferenz. Unter Nichtpaktgebundenheit verstand er immer „ein positives und dy­ namisches Herangehen an die Problem e“, untrennbar von der Verpflichtung, für dringliche glo­ bale Anliegen der Menschheit ak­ tiv einzutreten, worin er in erster Linie die Sicherung des Friedens sah. Seinen ausgeprägten Sinn für politische Realitäten bewies Jawaharlal Nehru auf dem Gip­ feltreffen der Nichtpaktgebunde­ nen 1961 in Belgrad. Die A n ­ erkennung der Existenz zweier deutscher Staaten bezeichnete er auf dem Forum unmißverständ­ lich als eine „Tatsache des L e ­ bens“ . Die DDR ehrt in der P er­ son Nehrus nicht nur einen lei­ denschaftlichen Kämpfer gegen Kolonialismus, Imperialismus und Krieg, sondern auch einen Politi­ ker, der den Grundstein legte für die heute existierenden freund­ schaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten.

Konstruktive Schritte zur Lösung des Zypernproblems Vorschläge Präsident Vassilious für föderative Republik Von unserem Korrespondenten Hans-Joachim T h e b u d 9 Nikosia Zyperns Präsident Georgios Vastsiliou hat zu Wochenbeginn, dem Führer des türkisch-zyprischen Separatstaates Rauf Denktash neue Vorschläge unterbrei­ te t Das mittlerweüle fünfte Tref­ fen der zweiten Gesprächssrunde fand wiederum am Sitz des UNOVertreters für Zypern, Oscar Camillion, statt. Zuvor gab der Zy­ prische Nationalrat, dem die Füh­ rer a llfr im Parlament von Niko­ sia vertretenen Parteien angehö­ ren, dem Dokument „Grundsätz­ liche Vorschläge, fü r die Grün­ dung einer föderativen Republik und für eine Lösung des Zypemproblems“ einmütige Zustim­ mung. Dieses Dokument berücksichtige vor allem solche Punkte w ie die Entmilitarisierung der Insel, die

Frage notwendiger Garantien, konstitutionelle Gesichtspunkte sowie ökonomische Aspekte einer Föderation, erklärte Vassiliou nach dem Treffen. Nunmehr könnten substantielle ’ Gespräche beginnen. Wenn von türkischzyprischer Seite entsprechender guter W ille gezeigt werde, sollten Erfolge nicht ausbleiben, zumal Besorgnisse und Interessen des gesamten zypris