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Der praktische Gartenratgeber 2/2019-online


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Garten ratgeber Der praktische

02

2019

Die Fachzeitschrift für Gartenfreunde Kompetenz und Erfahrung seit 1893 | www.gartenratgeber.de

Herausgeber: Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. | Dachverband der Obst- und Gartenbauvereine in Bayern

Natur des Jahres 2019 Seite 48

Ein vogelfreundlicher Garten Seite 50

Superfood aus der Region Seite 55

Editorial

Gartenratgeber 02|2019

Inhaltsverzeichnis Gartenarbeiten im Februar

Das Team des Bezirksverbands Oberbayern: Vordere Reihe (v.l.n.r.): Präsident Wolfram Vaitl (Fachbeirat), Harald Lorenz (stellv. Vorsitzender), Tina Hermanns (Jugendleiterin), Magdalena Kühn (2. Vorsitzende), Waltraud Karl (Jugendleiterin) und Heinz Huber (stellv. Vorsitzender) Hintere Reihe (v.l.n.r.): Michael Luckas (1. Vorsitzender), Thomas Jaksch (Fachbeirat), Josef Jäckl (stellv. Vorsitzender), Sabine Baues-Pommer (Geschäftsführerin) und Thomas Janscheck (Fachbeirat).

Liebe Naturliebhaber, liebe Gartenfreunde

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Gärtnern mit dem Mond

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Ziergarten, Balkon, Terrasse Heimische Frühlingsblüher, Stauden und Geophyten, Typische Vertreter unserer Landschaften, Monatstipps

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Gemüsegarten Brunnenkresse, Saatgutneuheiten, Schutz vor Frösten, Keine Asche aufs Beet, Bestell-Liste für Saatgut

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Obstgarten Invasive Schädlinge und Krankheiten, Nachbau und Bodenmüdigkeit, Haselnüsse, Verfrühung b. Erdbeeren

Pflanzenporträts 44

Kräuter: Jiaogulan

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Streuobstsorte des Jahres: Öhringer Blutstreifling

Der Mensch, der den Berg versetzte, war derselbe, der anfing, kleine Steine wegzutragen. Diese Weisheit eines alten chinesischen Sprichwortes erinnert mich an die vielen kleinen und größeren Aktionen der Gartenbauvereine. Zugegeben, Berge werden keine versetzt, aber eine ganze Menge bewegt. Es ist beeindruckend, wie viel die einzelnen Ortsvereine für sich und in der Gesamtheit leisten. Da gibt es zahlreiche Arbeitseinsätze, Besichtigungen, Tauschbörsen, Bastel- und Schmückaktionen, Kurse, Vorträge und Lehrfahrten. In unseren Vereinen wird nicht nur über Werte gesprochen, sondern diese werden auf vielfältigste Art und Weise gepflegt und umgesetzt. Die Obst- und Gartenbauvereine stemmen sich auf besondere Weise gegen den Verlust der Achtsamkeit und gegen die Naturentfremdung. Und das macht sie zeitgemäß und attraktiv. Im Einzelnen bedeutet dies: Förderung der Gartenkultur und des Landschaftsbildes, Schutz der Natur, der Umwelt und der Gesundheit, Pflege von Brauchtum und Tradition, »Erdung« der Gesellschaft – und all dies eingebettet in eine gelebte Dorfgemeinschaft, bei der die Weitergabe des Wissens und der Begeisterung einen erfreulich zunehmenden Stellenwert erhält. Aber dafür benötigen die Vereine die umfassende Unterstützung eines starken Verbandes, auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene. Das neuformierte, rein ehrenamtliche Team des Bezirksverbandes Oberbayern will im Rahmen seiner Möglichkeiten unbedingt einen Beitrag dazu leisten. Als Bindeglied zwischen den verschiedenen Ebenen ist es unser Anliegen, die Vernetzung von Führungskräften und Jugendleitern zu ermöglichen. Freude im Ehrenamt ist meist gepaart mit erfolgreicher Vereinsarbeit. Für jede Funktion ist entsprechendes Wissen und Rüstzeug nötig. Wir sehen es deshalb als Auftrag, Multiplikatoren-Schulungen durchzuführen, die die Vermittlung von Grundzügen der Vereinsführung erleichtern und intensivieren sollen. Besonders die kontinuierliche Nachwuchsförderung liegt uns sehr am Herzen. Dafür bieten unsere Jugendbeauftragten regelmäßige Fortbildungen für Jugendleiter an. Wie die anderen Bezirksverbände auch kümmern wir uns um fachliche Wissens- und Kenntnisvermittlung, die wir generationsübergreifend durchführen und mit der wir die Angebote des Landesverbandes ergänzen. Der Unterstützung des Obstbaus, der Gartenkultur und der Landespflege kommen wir mit Aktionen nach wie dem »Tag der offenen Gartentür« oder wir beteiligen uns an Projekten, z. B. dem Biodiversitätsprojekt »Alte Obstsorten in den oberbayerischen Voralpenlandkreisen«. Wir sorgen für Repräsentationsmöglichkeiten der Gartenbauvereine, z. B. auf der Landesgartenschau 2020 in Ingolstadt, in die wir viel Zeit und Aufwand stecken. Auch können wir mit eigenen Ehrungs- und Förderrichtlinien zugunsten der Kreisverbände aufwarten. Besuchen Sie uns doch mal im Internet: https://www.gartenbauvereine-oberbayern.de.

Garten/Landschaft/Natur 45

Kurz & bündig Grüne Genuss-Oasen in der Stadt, Bilder unserer Leser

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Woher stammen die Gemüsesorten? Geschichte der Saatgutmarken, Konzentration und Globalisierung, Recherche EU-Datenbank, Fazit

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Natur des Jahres 2019 Ausgewählte Pflanzen und Tiere

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Ein vogelfreundlicher Garten Was braucht so ein Garten, Auch kleine Flächen sind wertvoll, Öffentliches Grün, Klimawandel und Vogelwelt

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Benjeshecke – Lebendiges Totholz Wertvoller Lebensraum

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Birkenschiffchen m. Frühlingsblume

Landesverband aktuell 57

Sprachrohr des Landesverbandes Stellungnahme Volksbegehren, Grundlagenseminare, Jugendleiterausbildung, Tagung der Kreisfachberater Oberbayern

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Berichte aus den Gartenbauvereinen Schaugarten in Salching, Spende für Jubiläumsorgel, Jakob-Merkl-Gedenkstein, Gartenbauvereine und Imker

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Berichte aus den Gartenbauvereinen Obstkochbuch zum Wettbewerb, Weihnachtsbasteln, Donikkl zu Gast in Niederbayern, Apfelaktion

55

Aus dem Garten in die Küche Superfood aus der Region

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Bezugsquellen

Wir freuen uns jedenfalls, wenn wir es schaffen, die Attraktivität der Gartenbauvereine zu fördern. Vielleicht gelingt es uns sogar mit vereinten Kräften Berge zu versetzen, für eine lebenswerte Zukunft.

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Impressum

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Mit Flori die Natur erleben Bäume im Winter

Michael Luckas Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberbayern für Gartenkultur und Landespflege e. V.

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Frühjahrs-Sonderangebote

Titelmotiv: © Thomas Neder (Amsel auf Weißdorn)

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Gartenarbeiten im Februar

Gartenratgeber 02|2019

Aktuelles für:

Ziergarten, Balkon, Terrasse Schon jetzt können sich – milder Witterungsverlauf und nicht zu viel Schnee vorausgesetzt – die ersten Frühjahrsblüher zeigen. Spätestens im März erscheinen dann heimische Blüten in Fülle. Es lohnt sich, einen Blick auf unsere wunderschöne Frühlingsflora zu werfen, nicht zuletzt weil viele dieser Pflanzen Einzug in unsere Gärten gehalten haben.

Es geht auch sonnig: Bunte Frühlingswiese am Rand eines Eichen-Bergahorn-Bestandes mit Buschwindröschen, Lerchensporn, Schlüsselblumen und Einsprengseln von Duft-Veilchen.

Heimische Frühlingsblüher – Geophyten und Stauden Vor allem in den Rand-, aber auch in tieferliegenden Bereichen sind die Böden unserer Laubmischwälder im Frühling oft ein einziges Blütenmeer, bestehend aus kleinen krautigen Pflanzen. Wenn man dieselben Waldsituationen dann im Sommer betrachtet, erkennt man die Szenerie oft kaum wieder: Im Frühjahr lichtdurchflutete Standorte haben sich verwandelt, in Orte, die im Dämmerlicht liegen, verschattet vom dichten Laubdach der Bäume. Der Boden ist, je nach Standort, in der Regel von robusten, oft bodendeckenden Stauden, Gräsern, Farnen, Moosen bedeckt. Nach einem üppigen Blütenschmuck sucht man dann meist vergeblich. Das liegt daran, dass Waldsituationen häufig für ein erfolgreiches Gedeihen der Blütenpflanzen zu wenig Licht bieten. Da die Natur aber äußerst einfallsreich ist, haben sich Geophyten an die veränderlichen Standortbedingungen angepasst und im Frühling eine Nische für sich gefunden in Form des »vorauseilenden Blühens«.

Vorauseilendes Blühen aus Zwiebeln, Knollen und Rhizomen Was sind denn eigentlich Geophyten? Hier handelt es sich um Pflanzen, bei denen die Überdauerungsorgane, aus denen sie jedes Jahr neu austreiben, unter der Erdoberfläche liegen. Die Art dieser Organe ist bei

den Speicherorganen eingelagerten Nährstoffe ermöglichen einen schnellen Austrieb und damit ein rasches Blühen, um die Fortpflanzung zu gewährleisten. Wenn sich mit Ende des Frühlings das Laubdach der Bäume schließt, sind sie längst wieder eingezogen und überdauern unter der Erde die lichtarme Zeit bis zum nächsten Frühjahr.

Typische Vertreter unserer Landschaften Im März und April häufig anzutreffen ist das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), ein Rhizom-Geophyt, der auf frischen bis feuchten Böden vorkommt, sehr gerne in Buchen-Mischwäldern, und dort mitunter geschlossene Bestände bildet, so dass der ganze Waldboden einem weißen Teppich gleicht. Die Unterseiten der Blüten sind meist rosa-purpurn überlaufen. Mit zahlreichen Auslesen und Sorten hat diese reizende kleine Frühlings-Anemone auch Einzug in unsere Gärten gehalten. Bekannte Sorten sind z. B. 'Robinsoniana' (hellblau), 'Bracteata Pleniflora' (halb-gefüllt, äußere Blütenblätter grün überlaufen) oder 'Vestal' (gefüllt, die inneren Blütenblätter sind pomponartig angeordnet). Zu den Klassikern unter den Frühlings-Geophyten zählen natürlich auch das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) und die Frühlings-Knotenblume oder Märzenbecher (Leucojum vernum). Beides sind Feuchtezeiger und gedeihen in LaubMischwäldern auf nährstoffreichen Lehmböden, an sickerfeuchten Stellen, entlang von Bächen oder an Gehölzrändern, auch ohne weiteres im HalbDas Buschwindröschen ist ein häufig anzutreffender RhizomGeophyt der Laubmischwälder. schatten. den unterschiedlichen Gattungen auch sehr verschieden – sie kann Zwiebel- oder Knollenform haben oder aber als Erdspross (=Rhizom) ausgebildet sein, weswegen Geophyten in diese drei Gruppen unterteilt werden. Was ist der Vorteil der Überdauerungsorgane? Zwiebeln, Knollen und Rhizome dienen als Speicher, in denen die Pflanzen Nährstoffe einlagern, um ungünstige Jahreszeiten zu überstehen. Im Lebensbereich Wald profitieren die Geophyten im Frühling vom vorübergehenden Lichtreichtum und von der Wärme des Bodens: Die in

Fotos: Gropper

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Gartenarbeiten im Februar

Aktuelles im:

Gartenratgeber 02|2019

Obstgarten

Am 14. Februar ist Valentinstag. Für die einen ist der Tag pure Geschäftemacherei, für die anderen eine wunderbare Gelegenheit, dem Partner mit Blumen oder anderen Aufmerksamkeiten seine Liebe zu zeigen. Der Brauch geht zurück auf den heiligen Valentinus zurück, der um 300 nach Christus lebte und Paare nach christlicher Tradition traute, was damals verboten war und ihm letztendlich das Leben kostete. In England wird der Tag der Liebenden bereits seit dem 16. Jahrhundert gefeiert. Bei uns hat er erst nach dem zweiten Weltkrieg allmählich an Bedeutung gewonnen. Wie wär’s mal mit Herzäpfeln zum Valentinstag?

Invasive Schädlinge und Krankheiten im Obstgarten Globalisierung und Klimawandel scheinen die Einschleppung neuer Obstschädlinge und -krankheiten rasant zu beschleunigen. In immer kürzeren Abständen hören wir von neuen Erregern, die zunächst einmal den Erwerbsobstbau bedrohen, aber dann auch in Hausgärten und auf den Streuobstwiesen angetroffen werden können. In den meisten Fällen wird man wohl mit solchen Ärgernissen, sobald sie da sind, leben müssen. Ohne die ganze Thematik klein reden zu wollen, führen zum Glück natürliche Regulationsmechanismen zumeist dazu, dass diese neuen Bedrohungen aber nicht allesamt in einer Katastrophe enden. Die Problematik der Einschleppung aus fernen Ländern ist nicht neu. Die allseits bekannte, ursprünglich aus Nordamerika stammende Apfelblutlaus wurde bereits Ende des 18. Jh. bei uns eingeschleppt. Heute findet man sie in ganz Europa. Ein weiteres Beispiel ist der Feuerbrand, der ab 1950 in England auftrat und mittlerweile auf dem ganzen Kontinent verbreitet ist.

Befall durch die Larven der Walnussfruchtfliege

In den letzten Jahren sind im Obstgarten einige Invasoren neu hinzugekommenen: Die Walnussfruchtfliege stammt auch aus N-Amerika und breitet sich seit 10 Jahren verstärkt bei uns aus. Die erwachsenen Fliegen, die im Aussehen den heimischen Kirschfruchtfliegen ähneln, legen ihre Eier ab Juli in die grünen Walnüsse ab. Die Maden fressen unter der Fruchthaut, die sich schwarz verfärbt, weich und schmierig wird. Dadurch lässt sich die Fruchthaut kaum noch von der Nuss lösen. In aller Munde ist auch die aus Asien eingeschleppte Kirschessigfliege. Im Unterschied zu den heimischen Fruchtfliegen besitzt das Weibchen einen scharf gezähnten Eiablegeapparat, mit dem sie völlig intakte Früchte, kurz vor der Reife, anritzen und mit Eiern belegen kann. Diese Früchte werden durch die Fraßtätigkeit der Larven schnell weich und fallen in sich zusammen.

Ebenfalls ursprünglich in Asien beheimatet ist die Maulbeerschildlaus. Diese Art wurde zwar bereits vor 50 Jahren erstmals bei uns beschrieben, verbreitet wird sie aber erst seit dem letzten Jahrzehnt. Zunächst ging man noch davon aus, dass diese sehr wärmeliebende Schildaus sich bei uns auf Dauer nicht halten kann. Diese Schildlaus hat ein sehr breites Wirtspflanzenspektrum, zu dem auch verschiedene Obstarten wie Aprikose, Pfirsich, Birne, Kirsche, Pflaume, Johannisbeere, Stachelbeere, Kiwi, Walnuss gehören. Das Befallsbild an der Rinde von Stamm und Ästen ist sehr auffällig. Diese sehen auf den ersten Blick wie gekalkt aus. Stark befallene Triebe kümmern durch die Saugtätigkeit und sterben ab.

Maulbeerschildlaus an Süßkirsche

In den letzten Jahren haben im Obstbau auch Wanzenschäden stark zugenommen. Zwar treten auch die heimischen Arten als Schädlinge an Obst auf, besonders hohe Die Apfelblutlaus (oben) stammt aus Nordamerika. Durch Zehrwespen parasitierte Blutläuse (unten).

Kirschessigfliege an Brombeeren

Wie die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, brauchen die Schädlinge feuchtes Wetter und nicht zu heiße Temperaturen für ihre Massenvermehrung. Wenn die Witterungsbedingungen passen, muss ab Juli mit einem Befall an Weichobstarten (Kirschen, Zwetschgen, Himbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren) gerechnet werden.

Wanzenschaden an Birne

Fotos: Riehl

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Garten/Landschaft/Natur

Gartenratgeber 02|2019

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Kurz & bündig Grüne Genuss-Oasen in der Stadt Das Projekt »Urban Gardening in der Metropolregion Nürnberg« der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim verwandelte im letzten Jahr eher unscheinbare Grünflächen in Fürth und Erlangen in regelrechte Spielwiesen für Urban Gardening. Zum Einsatz kamen dabei verschiedenste Systeme für den Gemüseanbau, die im städtischen Raum Verwendung finden können. In den Demonstrationsgärten des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürth und Erlangen wurde dafür in Kisten, Hoch- und Wasserbeeten (Deep Water Culture) gegärtnert. Aber auch vertikale Systeme für den Gemüseanbau an der Wand wurden ausprobiert. Doch welcher Anbautrend hatte am Ende die Nase vorn?

Sonnenanbeter kamen auf ihre Kosten In den Sommermonaten machten die Trockenheit und die überdurchschnittlichen Temperaturen dem Gemüsegarten in der Stadt schwer zu schaffen. Alle sonnenhungrigen Fruchtgemüse wie Tomaten, Aubergine, Paprika, Chili & Co. kamen auf ihre Kosten und brachten reichlich und vorzeitig Früchte. Besonders ertragreich waren die Süßkartoffeln, die wegen ihres Wärmebedürfnisses und ihrer langen Vegetationszeit in diesem Jahr beste Bedingungen hatten.

An der Wand des Amtes in Erlangen wurden Kohlrabi, Salate, Petersilie, Fenchel und Tomaten angebaut. Dazu wurde ein professionelles Vlies-System, aber auch ein »Do-It-Yourself-Palettengarten« genutzt. Im trockenen und heißen Sommer war die Bewässerung der begrünten Wand eine besondere Herausforderung. Dennoch konnte ganzjährig bis Oktober von der Wand geerntet werden.

Bis Ende Oktober reiften in Kisten, Säcken und Hochbeeten Sellerie, Rote Bete, Kürbis, Mangold, Zucchini. Salate und Kräuter in den hydroponischen Systemen »schwammen« ebenfalls bis Ende des Monats in den Becken und konnten wegen der günstigen Witterung bis November geerntet werden.

Regenwassernutzung Vor vielen Jahren erschien im Gartenratgeber ein Artikel über unterschiedliche

Möglichkeiten, Dachflächenwasser der Kanalisation vorzuenthalten. Ich habe den Vorschlag damals voller Begeisterung aufgegriffen und einen Dachrinnenabfluss in eine Art Sumpfgraben verlaufen lassen. Ich sehe es heute noch als gute Entscheidung und vollen Erfolg. Das Projekt wurde auch bei zwei Wettbewerben »Lebensraum Wasser in Garten und Landschaft« und »Durch Vielfalt Nützlinge fördern« mit Preisen ausgezeichnet und auch am »Tag der offenen Gartentür« gab es immer reges Interesse dafür. Ich finde, das Thema hat trotz des sehr trockenen Sommers nichts an Aktualität verloren. Edmund Kügel

Fotos: LWG © Veitshöchheim; Beitler; Kügel

Bilder unsere Leser Eine blühende Schefflera ist nun nicht gerade etwas Alltägliches, und auf einem einzigen Bild lässt sich die ganze Pracht gar nicht richtig darstellen. Das Foto (rechts) zeigt das Prachtexemplar unserer langjährigen Leserin Ulrike Beitler aus Garching, die zum ersten Mal Blüten an ihrer 40 Jahre alten Pflanze beobachten konnte.

Garten/Landschaft/Natur

Gartenratgeber 02|2019

Woher stammen die Gemüsesorten? Seit einigen Jahren sind Selbstversorger und Freizeitgärtner skeptisch gegenüber den seit Jahrzehnten beliebten Firmen wie Sperli, Kiepenkerl und Gärtner Pötschke, die Saatgut für Freizeitgärtner anbieten. Es heißt, dass diese MonsantoSorten verkaufen würden. Was steckt dahinter?

Monsanto Monsanto begann als Chemiekonzern und ist dann zu einem Agrarmischkonzern gewachsen, der unter anderem gentechnisch veränderte Sorten sowie Pflanzenschutzmittel produziert. Spektakulär war die Übernahme von Monsanto durch Bayer im Jahr 2018, die sich inzwischen aber als sehr problematisch für Bayer selbst herausstellt. Auch wenn bei uns keine gentechnisch veränderten Sorten verkauft werden, wollen viele Freizeitgärtner nichts mit dem Unternehmen zu tun haben. Doch vor ein paar Jahren mehrten sich die Gerüchte, die Sorten der hiesigen Hobbygärtner-Saatgutmarken stammten von Monsanto. Tatsächlich hatte Monsanto 2008 die Firma De Ruiter, einen sehr erfolgreichen und beliebten holländischen Züchter übernommen und 2005 schon Seminis. Durch diese Übernahmen stammten plötzlich Sorten, die oft schon lange in den Sortimenten von Hobbygärtner-Saatgutmarken enthalten waren, von einem MonsantoTochterunternehmen. Dazu muss man jedoch wissen, dass die Hobbygärtner-Saatgutmarken ausgewählte Sorten verschiedener Züchter zu einem Sortiment zusammenstellen. Nur so können sie all die verschiedenen Gemüsearten mit mehreren Sorten repräsentieren. Jede Saatgutmarke möchte das beste Sortiment haben, deshalb sichtet sie neue Sorten (selbst oder lässt es von einer dritten Firma tun), prüft sie, wählt aus, stellt das Katalogsortiment zusammen, portioniert das Saatgut und verkauft es. Wer wissen möchte, von welchem Züchter eine Gemüsesorte tatsächlich stammt, kann das über die öffentliche GemüsesortenDatenbank der Europäischen Kommission feststellen (siehe Kasten rechte Seite). Als Ergebnis einer Sortenrecherche erhält man den Namen des »Maintainers« – das ist der Züchter bzw. Sortenerhalter, beispielsweise De Ruiter Seeds BV für die Tomatensorte 'Philovita', Enza Zaden Seed Operations BV für die Paprikasorte 'Coletti' oder Reinsaat KG für die Tomate 'Black Cherry'. Wer Monsanto – oder wen auch immer boykottieren möchte, muss allerdings noch recherchieren, ob der gefundene Züchter zu einem Konzern gehört – das geht dann mittels der Website des Züchters oder Wikipedia. De Ruiter gehört zu Monsanto; Enza Zaden und Reinsaat gehören dagegen zu keinem Konzern.

Überprüft man die aktuellen Saatgutsortimente von Sperli, Kiepenkerl und Gärtner Pötschke mittels Stichproben, stellt man fest, dass die Sortimente bunt gemischt sind und aus Sorten verschiedener Züchter bestehen, nur einzelne Sorten sind eindeutig De Ruiter oder Seminis zuzuordnen, und das sind oft Sorten, die sich seit Jahren bewährt haben.

Die Geschichte der Saatgutmarken Bis vor einigen Jahren kauften Erwerbsund Freizeitgärtner ihr Gemüsesaatgut beispielsweise bei den folgenden angesehenen Saatgut-Unternehmen, die teilweise selbst züchteten und/oder die Rechte hatten, Sorten anderer Züchter (zu vermehren und) zu verkaufen.

Sperling/Sperli Das Familienunternehmen wurde 1788 von Carl Sperling gegründet. Das Saatgut wurde unter dem Namen »Sperli« verkauft. Die Sperli GmbH gehört heute zu Bruno Nebelung. Das Sortiment ist ein eigenes Saatgutsortiment und besteht ebenfalls aus Sorten verschiedener Züchter. Gärtner Pötschke Gärtner Pötschke ist ein Versandhändler und wurde schon 1912 von Harry Pötschke ursprünglich als Sammelbesteller-Versand gegründet. Gärtner Pötschke ist heute eine GmbH. Das Saatgutsortiment besteht aus Sorten verschiedener Züchter. Hild Die Firma Hild wurde 1919 als Familienunternehmen in Marbach gegründet. Sie belieferte Erwerbs- und Freizeitgärtner mit gefragten Sorten. 1988 kam Hild zu Nunhems und gehört damit heute zu Bayer Crop Science. Walz Samen GmbH Walz wurde 1932 von Ernst Hermann Walz und seiner Ehefrau Elisabeth in StuttgartFeuerbach gegründet. Sie verkauften ausgewählte Sorten aus der ganzen Welt. Walz wurde im Jahr 2000 durch Fusion mit dem Unternehmen Hamer Teil der FlorensisGruppe und scheint inzwischen vom Markt verschwunden zu sein.

Wer selbst anbaut, akzeptiert auch mal eine krumme Gurke oder eine Tomate mit Auswüchsen (im Bild die Sorte 'Tigerella'), legt aber viel Wert auf die innere Qualität. Mancher kann die Früchte seiner Arbeit nur dann ohne Vorbehalte genießen, wenn er die Herkunft seiner Sorten kennt.

Bruno Nebelung/Marke Kiepenkerl Der Kiepenkerl ist das Markenzeichen der Firma Nebelung. »Schon vor der Gründung der Firma Bruno Nebelung durch Franz Volmary und Bruno Nebelung im Jahr 1925 zog der Kiepenkerl als Handelsreisender durch das Land«, heißt es auf der Kiepenkerl-Website. Der Kiepenkerl verkaufte Dinge des Alltags einschließlich Saatgut aus seinem Korb (Kiepe) heraus. Die Firma Nebelung war zunächst Saatgut-Händler, begann aber 1947 mit der Züchtung von Erbsen- und Bohnensorten. Inzwischen wird die Firma in der dritten Generation von der Familie Volmary geführt. Das Unternehmen ist heute vor allem Saatguthändler: Es wählt die Sorten verschiedener Züchtern aus, prüft und portioniert das Saatgut und verkauft sie im KiepenkerlSortiment.

Julius Wagner (JULIWA Markensaat) Die Firma Julius Wagner wurde 1910 in Heidelberg gegründet. In den 1940er-Jahren wurde mit der eigenen Sortenzüchtung begonnen, in den 1950er-Jahren das JULIWA-Logo eingeführt. Man vertrieb eigene Züchtungen und hatte Exklusivverträge mit internationalen Züchtern. Juliwa und Enza Zaden arbeiteten lange zusammen. 2001 übernahm Enza Zaden die Firma. Enza Zaden Enza Zaden wurde 1938 von Jacob Mazereeuw unter dem Namen »De Enkhuizer Zaadwinkel« in den Niederlanden gegründet. Zuerst wurden Gemüsesamen, Kartoffeln und Hülsenfrüchte verkauft. Seit 1944 konzentriert sich die Firma auf die professionelle Züchtung von Gemüsesorten. Enza Zaden ist inzwischen ein großes Züchtungsunternehmen mit Standorten und Vermehrungsbetrieben in aller Welt. Enza Zaden stellt keine gentechnisch veränderten Sorten her und gehört auch zu keinem Chemiekonzern.

Foto: Schumann

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Garten/Landschaft/Natur

Gartenratgeber 02|2019

So recherchiert man in der EU-Datenbank die Herkunft einer Gemüsesorte Beispiel: Wir suchen den Züchter der Paprika-Sorte 'Coletti'. 1. Auf der Website der Gemüsesorten-Datenbank der Europäischen Kommission (Plant variety database, Internet http://goo.gl/EOeU5s) klickt man auf den Textlink Vegetable species. Es öffnet sich ein Suchformular (siehe Bild rechts). 2. Dort sollte Varieties (links neben den Eingabefeldern) aktiv sein (zu erkennen an der schwarzen Schriftfarbe). In das Feld Variety name schreibt man den Sortennamen Coletti, im Feld Species wählt man aus der Liste H12 – Chili, Pepper – Capsicum annuum .... Das Feld Show current variety ist standardmäßig aktiviert. Wenn man gelöschte Registrierungen angezeigt bekommen möchte, aktiviert man zusätzlich Show deleted varieties. 3. Die Suche in der Datenbank wird durch Klicken auf Search gestartet. Kurz darauf wird die Suchergebnisseite Vegetables – Varieties angezeigt. 4. Im Bereich Variety attributes (ganz unten) wird angezeigt, ob es sich um eine Hybridsorte handelt. Dann steht dort unter Name Hybrid und unter Value Yes. Im Bereich darüber, genannt Maintenance & synonyms, steht in der Zeile mit Coletti das Kürzel des Maintainers (Züchter, Sortenerhalter). In diesem Fall lautet es »NL 26«. 5. Klickt man auf NL 26, öffnet sich ein zusätzliches Fenster mit Informationen über den Züchter/Maintainer. In unserem Fall handelt es sich um Enza Zaden Seed Operations BV, einem unabhängigen Gemüsesortenzüchter.

De Ruiter De Ruiter Seeds wurde 1945 in Bleiswijk (Niederlande) gegründet. Erst produzierte die Firma Saatkartoffeln sowie landwirtschaftliches und Gartenbausaatgut, indem sie Sorten anderer Züchter vermehrte. Mit der Zeit begann De Ruiter selbst Sorten zu züchten. Das Unternehmen konzentrierte sich dabei auf die Fruchtgemüse Gurken, Tomaten, Paprika und Auberginen. De Ruiter war bei uns jahrzehntelang ein viel empfohlener Züchter und Saatgutproduzent mit gefragten innovativen Sorten. 2008 wurde De Ruiter für 546 Millionen Euro von Monsanto gekauft.

Fotos: Arche Noah/Schiltern

Seminis Seminis ist seit 1994 aus vielen, teilweise alten Züchterfirmen entstanden, bevor es dann 2005 für über 1 Milliarde US-Dollar in die Hände von Monsanto ging. Hier einige der Namen der Ursprungsfirmen: Asgrow Seed Company mit den Marken Bruinsma und Genecorp, Petoseed, Royal Sluis, Horticeres (Teil von Sementes Agreceres SA, Südamerika), Hungnong Seed Company und Choong Ang Seed Company (Korea).

Saatguttausch ist natürlich auch eine Möglichkeit, unabhängig zu sein. Inzwischen gibt es zahlreiche Initiativen, Märkte und Ausstellungen in diesem Bereich.

Suchformular in der Datenbank der Europäischen Kommission. Mit dieser öffentlichen Gemüsesorten-Datenbank kann man den Sortenerhalter (Maintainer) jeder Gemüsesorte ermitteln. Das Formular ist nur auf Englisch verfügbar.

Konzentration und Globalisierung

Ausblick und Fazit

Zwar war für viele Garten- und Saatgutaktivsten der amerikanische Agrarmischkonzern Monsanto immer das Feindbild Nummer eins, aber eigentlich war diese Firma nur einer von mehreren, die aus Chemiekonzernen hervorgegangen sind. Auf dem globalen Saatgutmarkt stand Monsanto zwar an der Spitze (gefolgt von Limagrain, DuPont Pioneer, Syngenta, Winfield, KWS, Dow AgroSciences, Bayer Crop Science und Sakata), in Europa aber erst auf dem dritten Platz (nach DuPont Pioneer und KWS). KWS ist ein international agierendes, börsennotiertes Saatgutunternehmen mit Sitz in Einbeck (Deutschland). Wegen der Kooperation mit Monsanto, BASF und anderen Unternehmen steht es stark in der öffentlichen Kritik. Beispielsweise sind oder waren sie an der Entwicklung von gentechnisch veränderten Zuckerrüben, die gegen Glyphosat/Roundup tolerant sind, beteiligt. Fünf der sechs größten Pflanzenschutzmittelhersteller gehören gleichzeitig zu den zehn größten Saatgutkonzernen (Quelle: Saatgut. Wer das Saatgut hat, hat das Sagen., Anja Banzhaf, oekom Verlag). Mit ihren gegen bestimmte Pflanzenschutzoder Unkrautmittel resistenten, gentechnisch veränderten Sorten haben sie lukrative Geschäftsmodelle entwickelt. Viele Kritiker mahnen, dass diese Agrarindustrie Monokulturen fördere, die Spritzhäufigkeit wegen Resistenzbildung zunehme, die Artenvielfalt, der Boden und das Klima darunter leiden und vieles mehr. Daher fordern sie Agrarökologie statt nur immer mehr Agrarindustrie, damit die Gesellschaft nicht indirekt für die Profite der großen Konzerne bezahle.

Wie nicht anders zu erwarten, ändert sich manches im Laufe der Zeit – manches Neue begrüßt man, manches Alte sieht man mit Wehmut gehen. Doch weder konnten kritische Freizeitgärtner noch Saatgutfirmen Konzernen wie Monsanto bzw. Bayer oder anderen vorschreiben, wen sie kaufen dürfen oder nicht. Ich glaube, es gibt bezüglich der traditionellen Hobbygärtnermarken wie Sperli, Gärtner Pötschke und anderen keinen Grund zur Panik, denn sie bieten Sorten verschiedener Züchter an, auch von solchen, die keinem Agrarchemieriesen gehören.

Der Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt ist eine sehr wichtige Aufgabe (im Bild ein Bohnensortiment), die uns alle angeht.

Darüber hinaus hat man als Kunde die Möglichkeit, seinen Händler freundlich zu informieren, welche Sorten man wünscht beziehungsweise welche Züchter man in seinem Saatgutsortiment sehen würde. Weitere Möglichkeiten, Sorten unabhängig von Agrarmischkonzernen zu beschaffen, bieten Saatguttauschbörsen, Initiativen für den Erhalt der Pflanzenvielfalt sowie der Saatguteinkauf bei Öko-Saatgutanbietern wie Bingenheimer, Dreschflegel, ARCHE NOAH u. a. Eva Schumann

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Garten/Landschaft/Natur

Gartenratgeber 02|2019

Ein vogelfreundlicher Garten Peter Berthold bezeichnet sich selbst bisweilen als »Ornithomanen« – also als jemand, der den Singvögeln regelrecht verfallen ist. Zum Lebensmotto hat er den Leitspruch von Don Bosco gewählt: »Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen«. Thomas Neder besuchte Peter Berthold in seinem Gartenparadies, wo in der Tat auch viele leibhaftige Spatzen pfeifen. Beerentragende Sträucher decken in der kalten Jahreszeit die Naschtheke für die heimische Vogelwelt.

Dass er seine nachfolgenden Empfehlungen auch selbst mit größter Überzeugung umsetzt, merkt man schon nach wenigen Schritten: Das kleine Haus am Hang ist so gut be- und eingegrünt, dass so mancher Besucher, wie Berthold mit einem schelmischen Schmunzeln berichtet, am scheinbar verwaisten Haus einfach vorbeigefahren ist. In seinem Buch »Unsere Vögel«, ein Spiegel-Bestseller, beschreibt Berthold die aktuell katastrophale Situation unserer heimischen Vogelwelt. Die Rote Liste bezeichnet er als »die röteste, die wir je hatten«. Deshalb erscheint es ihm nötig, dass die Gartenbesitzer, von denen sehr viele auch Vogelfreunde sein dürften, ihren Garten gezielt vogelfreundlich gestalten.

Sträucher, in denen Vögel nisten können, und Beeren tragende, in denen sie viel Nahrung finden, wovon es glücklicherweise eine ganze Palette gibt. Angefangen von ganz früh fruchtenden wie dem Schwarzen Holunder oder der Heckenkirsche bis hin zum Efeu, der erst im nächsten Frühjahr seine Beeren anbietet. Ebenso bedeutsam sind Bäume in all ihren Schattierungen – sofern sie im Garten Platz haben.

geb. 1939, ist Ornithologe und Verhaltensforscher. Von 1981 bis 2005 war er Professor für Biologie an der Universität Konstanz und ab 1998 bis zu seiner Emeritierung Direktor des MaxPlank-Instituts für Ornithologie. Er ist Verfasser zahlreicher ornithologischer Standardwerke und Beststeller. Die »Zeit« hält ihn für einen »Vogelkundler von Weltruf«. Das Haus kann man wunderbar nutzen, um es von unten bis oben mit Kletterpflanzen zu begrünen. Nach Meinung von Peter Berthold genügt es im Grunde, wenn man die Türe und die Fenster freilässt, »den Rest kann man zuwachsen lassen und sich dann lieber im Garten aufhalten – das ist eh gesünder und interessanter«. Dass durch steigende Grundstückspreise die Hausgärten immer kleiner werden, muss für einen vogelfreundlichen Garten kein Hindernis sein. Selbst auf Terrasse und Balkon gibt es viele Möglichkeiten, die gefiederten Freunde zu unterstützen.

Was braucht der vogelfreundliche Garten? Dazu sollte der Garten zunächst so natürlich wie möglich aussehen. Nach seiner Meinung sollte er alle Schichten an Pflanzen haben, die bei uns vorkommen. Wertvoll sind zum Beispiel alle einjährigen Pflanzen, weil sie schnell blühen und viele Samen bilden. Ganz besonders gilt das für viele sogenannte »Unkräuter«, die früher häufig auf den Feldern anzutreffen waren, wie kleine Ehrenpreise, wilde Stiefmütterchen und Disteln – alles Pflanzen, die im zweiten Jahr blühen, dann vor allem lange stehen bleiben dürfen und Samen anbieten, bis die Zugvögel wieder zurückkommen. Daher ist es ganz wichtig, dass man sie stehen lässt und nicht nach der Blüte abschneidet, bevor sie die nahrhaften Samen bilden können. Außerdem überwintern in und an diesen Pflanzen Unmengen an Insekten, die dann im nächsten Jahr fliegen können. Daneben gibt es einige Pflanzen, die bei bestimmten Vogelarten besonders beliebt sind, wie zum Beispiel die Raue Karde beim Stieglitz. Schon 10 Pflanzen genügen, um diese Vögel herbeizulocken. Sträucher, möglichst in Hülle und Fülle, sind bekanntlich besonders wichtig, vor allem für einheimische Arten. Wir können dabei zwei Typen unterscheiden: Dichte

Professor Peter Berthold

Oben: Beim selten gewordenen Dompfaff sind die Samen der Brennnesseln sehr beliebt. Mitte: Wenn die ersten Fröste leise den Winter ankündigen, leisten die Hagebutten der Kartoffelrose als natürliches Vogelfutter beste Dienste. Vor allem in kalten Wintern schätzen Wintergäste wie der Seidenschwanz (rechts) Wildhecken mit zahlreichen unterschiedlichen Beeren. Besonders die Früchte des Wasserschneeballs haben es ihm angetan.

Garten/Landschaft/Natur

Gartenratgeber 02|2019

Die Benjeshecke – oder:

Lebendiges Totholz 1990 reiste aus Frankfurt am Main ein Herr Benjes nach Hilpoltstein, eine Nachbarstadt von Thalmässing. Er hielt einen Vortrag, in dem es um Einfriedungen ging und um den Schutz vor Wildverbiss. Mein Garten war noch ein Hektar Wiese, auf dem sich die Rehe unter Nachbars Obstbäumen tummelten. Hier kleine Jungbäumchen gesund aufziehen zu können schien unmöglich. Wie hoch müsste ein Zaun sein, um Rehe & Co. von den zarten Pflänzchen abzuhalten? Da kam der besagte Vortrag gerade recht. Hermann Benjes hatte da etwas aufgegriffen, was in der frühen Landwirtschaft durchaus auf Tradition beruhte: Bauern lagerten ihr Schnittgut häufig als Grenzmarkierung zwischen Weide- und Ackerland. Aus diesem angehäuften Schnittgut keimten im Schutz des Totholzes die Hecken.

Rehe treten nicht auf Totholz Herr Benjes erkannte den unglaublichen Nutzen in vielerlei Hinsicht. Der eine Satz aber, der mich dazu bewogen hat, so eine »Benjeshecke« anzulegen war der: »Rehe meiden Knackgeräusche.« Tritt ein Reh auf Auch Ringelnattern siedeln gerne in der Benjeshecke.

Totholz, schreckt es auf und meidet dieses Hindernis. Dies klang sehr überzeugend! Obwohl: ein 3 m hoher und 5 m breiter Holzwall? Soviel Land wollte ich doch nicht opfern – und entwickelte meine persönliche Sparversion. Woher wollte ich auch als Anfänger soviel Schnittgut bekommen? In den vorherigen fünf Jahren waren meine Schwarzerlen an der Grundstücksgrenze erstaunlich hoch gewachsen. Die Rehe knabberten lieber an Apfel- und Birnbäumchen. Dieser erste, zaghafte Baumbestand wurde nun genutzt, um Schnittgut, damals noch Abfall aus der Nachbarschaft, einzuflechten. Hier und da kamen zum Stabilisieren ein paar Rundhölzer aus Weiden in die Erde. Sie halfen, die Form zu halten. Mein Nachbar schenkte sie mir. Das war nicht witzig, denn heute besteht ein Teil dieser Einfriedung aus einer Weidenhecke. Eigentlich klar, dass diese Hölzer Wurzeln schlagen würden ... Alles, was beim Gehölzschnitt heute anfällt und als Brennholz nicht taugt, wird in diese Benjeshecke eingearbeitet; Weiden allerdings nur ohne Bodenkontakt. Das geht auch nach über 30 Jahren so. Das Holz verrottet, sackt im Laufe der Zeit in sich zusammen und man kann wieder nachlegen. Der Aufbau ist inzwischen etwa 1 m breit, 1,60 m hoch und 400 m lang.

Fotos: Wolfgang Friedel

Wertvoller Lebensraum Dieser neue Lebensraum wurde in Windeseile besiedelt. Am Fuß leben Igel und Mäuse, die hier ausreichend Nahrung finden. Insekten in großer Vielfalt haben sich niedergelassen. Schlangen, in der Nähe des Teiches, nehmen hier im Sommer ein Sonnenbad, wartend auf ein Mäuslein, das

sich ins Geäst verirrt. An anderer Stelle finden Vögel einen Nistplatz oder nur einen ruhigen Ort zum Verdauen. Schließlich sollen sie, laut Hermann Benjes, durch ihre Abkotung für die Vermehrung verschiedener Fruchtgehölze sorgen. Diese Benjeshecke, voller Nützlinge, hält auch im Garten die Schädlinge im Zaum. Hier beginnt ein biologisches Gleichgewicht. Man darf nur nicht versuchen, eine Tierart ausrotten zu wollen. Jede hat ihre Funktion! Besonders profitiert mein Gemüsegarten durch diese Einfriedung. Der Garten liegt am Hang, und jeder weiß, wie schädlich im späten Frühjahr sich die kalte Luft, die aus der Senke hoch kriecht, auf die jungen Gemüsekulturen auswirken kann. Eine Benjeshecke sorgt für ein besonders mildes Kleinklima. Die niedrigsten Temperaturen sind hier nicht selten um 3–5 Grad höher. Und was ist aus den Rehen geworden? Sie schauen neugierig über den Zaun, würden vielleicht gerne etwas näher treten, aber trauen sich nicht mehr. Sie müssen sich ihr Futter außerhalb suchen. Ich wünsche Ihnen ein genussreiches, nicht zu windiges Gartenjahr! Ihre Barbara Krasemann www.baerbels-garten.de Die Einfriedung hat im Laufe der Jahrzehnte 1,60 m Höhe erreicht.

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Gartenratgeber 02|2019

Rezepte

Aus dem Garten in die Küche

Superfoods – aus der eigenen Region!

Kohlrabi-Gemüse asiatisch Zubereitung Gemüse waschen und putzen. Die Paprika in Würfel schneiden, den Brokkoli in feine Röschen teilen. Kohlrabi ebenfalls in grobe Würfel schneiden. Chilischote sehr fein würfeln (je nach Schärfegrad evtl. nur die Hälfte verwenden). Öl in einer tiefen Pfanne erhitzen. Kohlrabi und Brokkoli unter Rühren anbraten und 4–5 Minuten weiterbraten. Paprikawürfel und Chilischoten zugeben, kurz mitbraten. Kokosmilch angießen. Curry, Salz, Pfeffer zugeben, ca. 3 Minuten köcheln. Bei Bedarf mit etwas Stärke andicken. Abschmecken. Als Beilage zu Fleischgerichten servieren oder als selbstständiges Gericht mit Reis oder Couscous.

Foto:Tanja Major

Superfood – was ist das eigentlich? Glaubt man den Experten, so verfügen »Superfoods« über einen besonders hohen Anteil an wertvollen Inhaltsstoffen und heben sich damit von »normalen« Lebensmitteln ab. Tatsächlich gibt es aber bis heute keine offizielle fachliche oder rechtlich bindende Definition dafür. Der Begriff ist also rechtlich nicht geschützt wie zum Beispiel die Bezeichnung »Bio«. Exotische Superfoods, die in der Regel aus dem Ausland kommen, sind zum Beispiel Chiasamen, Aronia- und Goji-Beere, Maniok, Moringa-Öl oder Quinoa. In der Meistens sind es pflanzliche Produkte, die als Superfoods bezeichnet werden, mit einer hohen Dichte an Nährstoffen, Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen. Die gesundheitlichen Vorteile werden mit einem hohen Anteil an Antioxidanzien, Vitamin E und C, und einem besonders hohen Anteil an sekundären Pflanzenstoffen begründet. Diese mindern Entzündungsprozesse und schützen vor chronischen Erkrankungen. Auch der besonders hohe Gehalt an Chlorophyll wird hervorgehoben, weil es angeblich blutreinigend und eine Sauerstoff anreichernde Wirkung haben soll. Letzteres lässt Zutaten 1 rote Paprikaschote, 150 g Brokkoli, sich jedoch bis heute nicht wissenschaftlich nachweisen. ca. 500 g Kohlrabi, 1 kleine Chili-Schote, Bei den Superfoods aus dem Ausland gewinnt man den Eindruck: Je ungewöhn2–3 EL Öl zum Anbraten (am besten licher und fremdartiger, desto beliebter. Doch Kenner haben schon längst erkannt, passt Erdnussöl), 100–150 ml ungedass auch in unseren Breiten Pflanzen wachsen, die das Zeug zum Superfood haben. süßte Kokosmilch, 1 TL Curry, Salz, Pflanzliche Lebensmittel mit einer hohen Nährstoffdichte wachsen direkt vor unserer Pfeffer, evtl. 1 TL Stärke zum Andicken Haustüre! Heimische Superfoods sind zum Beispiel: x Weißkraut, Blaukraut, Grünkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Feldsalat, Rukola, Spinat, Gelbe Rüben, Zwiebeln, Knoblauch und Kürbis. x Früchte und Beeren, wie Brombeeren, Johannisbeeren und Holunderbeeren. x Heimische Nussarten, wie Walnüsse, Haselnüsse, Leinsamen, aber auch Esskastanien. xD  ie meisten unserer Gartenkräuter, aber auch Gewürze wie Meerrettich und Senf. – Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Proteinreiche pflanzliche Lebensmittel aus dem Ausland stehen zur Zeit hoch im Kurs – aber wir können locker entsprechende heimische Lebensmitteln dagegensetzen: zum Beispiel Hülsenfrüchte, Getreide oder Nüsse. Selbst Fleisch besitzt (in begrenzten Mengen) einen hohen Gesundheitswert, wenn man an das Eisen (das wir aus tierischen Quellen besser aufnehmen können) und die B-Vitamine denkt (v. a. an Vitamin B12, das nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt). Gleiches gilt für Fisch, der Omega-3Fettsäuren liefert, die der Körper aus dieser Quelle außerdem am besten verwerten kann. Superfoods aus dem Ausland haben eine lange Transportkette und wir wissen oftmals nicht, und unter welchen Bedingungen sie angebaut und gewonnen wurden. Superfoods aus unseren Breiten haben neben vergleichbaren Nährstoffdichten kurze Transportwege, sind frisch und ausgereift, was sich in Geschmack und Gesundheitswert niederschlägt. Ein Blick auf einen Saisonkalender bietet für jede Jahreszeit ein breites Spektrum an regionalen und saisonalen Lebensmitteln. Bianca Wissel

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Landesverband aktuell

Gartenratgeber 02|2019

Das Sprachrohr des Landesverbandes Neue Vereinsvorsitzende

Jugendleiterkurs des Landesverbandes 2019

Als neu gewählte Führungskräfte begrüßen wir mit besonderer Freude:

Die Teilnehmer erwartet im diesjährigen bayernweiten Kurs für JugendleiterInnen neben Informationen zu Angeboten für die Jugendarbeit sowie zum Versicherungsschutz im Landesverband, wieder zwei praktischen Themenblöcke, die zur Umsetzung in der eigenen Gruppe anregen. Die Landschaftsarchitektin und Umweltpädagogin Elfi Machmerth lädt ein zum Mitmachen in die »KinderKräuter-Werkstatt«, Thomas Jaksch, alias »Tomaten-Tom«, bringt den Teilnehmern das »Gärtner-ABC für Kinderkurse« näher. Der Kurs findet statt vom 5.–6.7.2019 in Hohenbercha (Lkr. Freising). Die Anmeldung erfolgt beim jeweiligen Kreisverband. Anmeldeschluss ist der 24.5.2019. Weitere Informationen gibt es in unserem Programmflyer unter www.gartenbauvereine.org.

Rennertshofen (KV Neuburg-Schrobenhausen) Deutenkofener Baumwarte (KV Landshut) Pfaffendorf/Koppenwall (KV Landshut) Sulzbach a. Inn (KV Passau) Zachenberg (KV Regen) Wittibreut-Ulbering (KV Rottal/Inn) Burkhardsrieth (KV Neustadt/Waldnaab) Bad Steben (KV Hof) Ebelsbach (KV Haßberge) Adelzhausen (KV Aichach-Friedberg) Fremdingen (KV Nördlingen)

Sabine Gerstner Klaus Herrmann Sieglinde Ehner Nicole Bichler Bettina Kolbeck Benedikt Held Silke Winter Jörg Hüttner Gerd Lendzian Kristina Pribil Agnes Weiss

Wir hoffen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Dank und Anerkennung möchten wir den scheidenden Vorsitzenden aussprechen.

Arbeitsbesprechung der Kreisfachberater in Oberbayern Einmal im Jahr treffen sich die 31 oberbayerischen Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege zur gemeinsamen Arbeitsbesprechung, im letzten Jahr im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Auch Präsident Wolfram Vaitl war traditionell mit dabei, konnte Aktuelles aus dem Landesverband berichten und im Gegenzug konkrete Anliegen der Kreisfachberater mitnehmen.

Führungen an der LWG Für interessierte Gartenfreunde organisiert die Bayerische Gartenakademie Führungen durch das Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (LWG) und im Gemüsebau-Versuchsbetrieb in Bamberg. Hinweis: Aufgrund von Bauarbeiten gibt es in diesem Jahr keine Führungen im Versuchsbetrieb »Am Stutel«.

Die Führungen finden statt von Mai bis Oktober, montags bis samstags. Sie dauern 1,5–2 Stunden und kosten 80 € für eine Gruppe mit 25 Personen. Die Besichtigung der Schaugärten ohne Führung ist möglich von Montag bis Donnerstag 7.30–16.00 Uhr, Freitag 7.30–12.00 Uhr. Anmeldung: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Bayerische Gartenakademie, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim, Tel.: 0931/9801–156, E-Mail: [email protected], www.lwg.bayern.de/gartenakademie/fuehrungen

Foto: Grosser

Grundlagen-Seminare für neu gewählte Führungskräfte Diese Seminare bietet der Landesverband für die neu gewählten Vereinsführungskräfte an. Schwerpunkte dabei sind die rechtliche Stellung des Vereins, Besteuerung von Vereinen, Versicherungsschutz und das Dienstleistungsangebot des Landesverbandes für die Gartenbauvereine. In diesen Seminaren sollen möglichst viele der Fragen beantwortet werden, die am Anfang einer Amtszeit im Vordergrund stehen. Damit möchten wir die neuen Vorsitzenden zeitnah unterstützen und ihnen die nötige Sicherheit für ihre künftigen Aufgaben mitgeben. Die Seminare richten sich primär an die neuen Vorstände, aber auch weitere Mitglieder der Vereinsleitung, gerne auch »Künftige« oder »Altgediente«, die schon länger dabei sind und ihr Wissen auffrischen möchten, sind hier jederzeit willkommen. In diesem Jahr gibt es 4 Seminare, die in größeren Städten und damit gut erreichbar über ganz Bayern verteilt, stattfinden. Den Teilnehmern ist dabei freigestellt für welchem Ort und Termin sie sich entscheiden. Die Inhalte sind bei allen Seminaren identisch. Die Einladung erfolgt über den Landesverband. Der Verband übernimmt die Seminarkosten, stellt umfangreiche Unterlagen zur Verfügung, lädt zum Mittagessen ein und erstattet die Fahrtkosten in Höhe eines Bayerntickets. Die Leitung bei allen Seminaren hat Präsident Wolfram Vaitl. Folgende Termine sind geplant: Regensburg: Sa 11.5. München: Sa 25.5. Sa 6.7. Augsburg: Sa 13.7. Nürnberg:

Gemeinsame Arbeitsbesprechung der oberbayerischen Kreisfachberater im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen

Die Kontaktpflege der Fachberater mit den Bezirksverbänden, dem Landesverband und den staatlichen Einrichtungen ist nicht nur historisch durch die Entwicklung des Fachberaterwesens aus den verbandlichen Baumwarten zu sehen. Die Kreisfachberater bilden in den Landkreisen das fachliche Rückgrat für Fragen rund ums Grün und helfen damit Gemeinden, Vereinen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Viele Fachberater sind traditionell Geschäftsführer in den Kreisverbänden und unterstützen konkret durch Obstlehrkurse, Seminare und Fachvorträge. Drei Themen standen bei der Besprechung im Zentrum: Das Erhaltungsprojekt »Alte Obstsorten in den oberbayerischen Voralpenlandkreisen«, der Buchsbaumzünsler und der in Oberbayern neu in Erscheinung tretende Eichenprozessionsspinner, der sich zusehends ausbreitet und vom Klimawandel profitieren wird. Dr. Andreas Becker von der Bayerischen Gartenakademie diskutierte über die bayerische Naturgarten-Zertifizierung, bei der nach Meinung der Kreisfachberater noch einige Kernfragen zu klären seien (z. B. völliger Torfverzicht, Zertifizierungskosten, Offenheit für alle Gartenbesitzer) und die in Oberbayern voraussichtlich 2020 anlaufen könnte. Stephan Schmöger (Gartenbauzentrum Bayern Süd-Ost) stellte den Dorfwettbewerb 2019–2022 vor, für den die Kreisfachberater die Ansprechpartner innerhalb der Landkreise sind. Weitere Themen waren das Jubiläum des Fachberater-Verbandes und der Vogelschutz im Garten. Verabschiedet wurden die langjährigen Fachberater Clemens Jobst (Altötting), Klaus Tschampel (Freising) und Markus Putzhammer (Berchtesgadener Land). Markus Breier, Traunstein

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Landesverband aktuell

Gartenratgeber 02|2019

Stellungnahme des Landesverbandes zum Volksbegehren »Artenvielfalt – Rettet die Bienen!« Vom 31.1. – 13.2.2019 wird das Volksbegehren »Artenvielfalt – Rettet die Bienen!« durchgeführt. In diesem Zeitraum können sich Bürgerinnen und Bürger in ihren Rathäusern eintragen, wenn sie einen Volksentscheid über den Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes zugunsten der Artenvielfalt und Naturschönheit herbeiführen möchten. Der Erhalt und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt ist eine wichtige Grundlage für das menschliche Leben und Wohlergehen. Deshalb verfolgt der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. aktiv das Ziel, biologische Vielfalt zu erhalten. Wir sehen das Problem des Rückgangs der Arten in der Flora und Fauna und treten durch unsere Arbeit aktiv dafür ein, diesen zu begrenzen. Dabei legen wir großen Wert darauf, durch unsere Arbeit ein Bewusstsein bei unseren Mitgliedern und in der Öffentlichkeit zu schaffen, durch eigenes Handeln einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu leisten. Wir setzen dabei auf kontinuierliche und vielfältige Informationsangebote und praktische Anleitungen. Wir wollen motivieren und bewegen. Dies erreichen wir durch folgende Maßnahmen: Wir greifen das Thema »Biodiversität« regelmäßig in unserer Zeitschrift und Verbandsorgan »Der praktische Gartenratgeber« auf und leiten damit die Leser praktisch an, wie sie in ihrem Garten und in ihrem Umfeld einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten können. Exemplarisch verweisen wir an dieser Stelle auf folgende Artikel im Jahr 2018: • März: »Strategien für mehr Biodiversität: Magerstandorte neu schaffen« (S. 78) • April: »Blumeneinsaaten für Insekten und für uns« (S. 103) • April: »Reiserschnittgarten Hiltpoltstein – Schatzkammer der Biodiversität« (S. 110) • Mai und Juni: »Umwandlung von Rasenflächen« (S. 146, S. 175) • September: »Anreicherungen artenarmer Rasen und Wiesen« (S. 269) • Oktober: »Herbstblühende Gehölze als spätes Nahrungsangebot für Insekten« (S. 292) • Oktober: »Überwinterungshilfen für Nützlinge« (S. 299) • ganzjährig: ständige Rubrik »Bienenpflanzen« Durch unsere Informationsschriften, die sich an unsere Mitglieder wenden, erreichen wir eine breite Schicht an Freizeitgärtnern direkt oder über Multiplikatoren. Aktuell haben wir das Thema »Biodiversität« in folgenden Titeln aufgegriffen: • Das 'Gärtner wissen' »Insektenfreundliche Pflanzen« gibt eine Hilfestellung bei der Planung der Bepflanzung von Gärten und Balkon, um Wild- und Honigbienen Nahrung von Frühjahr bis Herbst zu bieten. Das aktuelle 'Gärtner wissen' »Blüten aus Tüten« beschäftigt sich mit der Anlage von Blühflächen, die Honigbienen, Wildbienen und Hummeln als Nahrungsund Fortpflanzungsgrundlage dienen und Lebensraum für weitere Insekten wie Schmetterlinge, Fliegen, Schlupfwespen, Laufkäfer, Glühwürmchen und viele mehr bieten. Hinweise zum Volksbegehren: Ziel des Volksbegehrens ist, durch eine Verbesserung des bayerischen Naturschutzgesetzes den Rückgang heimischer Tier- und Pflanzenarten zu stoppen. Dies soll erreicht werden u. a. durch: • Mehr Bewirtschaftung landwirtschaftlich genutzter Flächen nach den Grundsätzen des Ökolandbaus • Erhaltung von Dauergrünland, Verbot von Pestiziden • Berücksichtigung des Naturschutzes in den Lehrplänen • Schutz der Wälder, Gewässerrandstreifen, Streuobstbestände • Schaffung eines Biotopverbundes

• Unser Merkblatt »Insekten und ihr Lebensraum« richtet sich speziell an Kinder und Jugendliche und soll diese für dieses Thema sensibilisieren. Darüber hinaus wird seit Jahren unser Merkblatt »Wildbienen – schützen, erhalten, fördern« stark nachgefragt. • Im Jahr 2018 haben wir den Kinder- und Jugendwettbewerb »Streuobst-Vielfalt – Beiß rein!« veranstaltet, bei dem in vielen Aktionen von Kinder- und Jugendgruppen in ganz Bayern konkretes Handeln zum Artenschutz erfolgt ist. Auf der Landesgartenschau in Würzburg haben wir in unserem Ausstellungsbeitrag beispielhaft aufgezeigt, wie »Nistplätze und Nisthilfen für Wildbienen«, »Bienenstand mit Schaubeute« und »Bienenweiden – Insektenbuffets für Bienen und Co.« praktisch in Garten und auf Balkonen umgesetzt werden können. • Zusammen mit unseren Partnern aus der Gartenbauverwaltung und anderen Verbänden des Gartenbaus haben wir in diesem Jahr das Projekt »Bayern blüht – Naturgarten«ins Leben gerufen. Dabei möchten wir Gärten auszeichnen, die beispielhaft für nachhaltiges und biologisches Gärtnern stehen, indem u. a. bewusst auf chemischen Pflanzenschutz und Düngung verzichtet wird. • Auch in unseren regelmäßig stattfindenden Kursen wird das Thema »Biodiversität« behandelt. Im letzten Jahr haben wir z. B. eine Veranstaltung mit dem Thema »Blütendiversität in Beet und Rabatte – Reiche Artenvielfalt durch Stauden und Wildblumen« durchgeführt. • Darüber hinaus findet in unseren Mitgliedsverbänden und -vereinen eine Vielzahl an praktischen und theoretischen Veranstaltungen statt, bei denen der Erhalt der biologischen Vielfalt im Mittelpunkt steht. Der Bayerische Landesverband für Gartenbau und Landespflege e. V. ist die Dachorganisation der bayerischen Obst- und Gartenbauvereine. Gemäß Satzung bezweckt er u. a. »die Förderung des Umweltschutzes zur Erhaltung einer intakten Kulturlandschaft und der menschlichen Gesundheit«. Wir sind kein anerkannter Umwelt- und Naturschutzverband. Aus diesem Selbstverständnis heraus und aufgrund unserer Verbandsstrukturen beteiligen wir uns als Landesverband nicht an politischen Aktionen. Vielmehr setzen wir uns mit unseren Mitgliedsvereinen seit jeher aktiv für den Erhalt der Artenvielfalt ein und werden dies auch in Zukunft tun! Wir informieren und motivieren unsere Mitglieder und Leser und leiten zu Aktionen an, in Privatgärten genauso wie in der Pflege und Erhalt von öffentlichen Flächen in den Kommunen durch unsere aktiven Obst- und Gartenbauvereine!

Wolfram Vaitl Präsident Weitere Informationen mit allen vorgeschlagenen Änderungen gibt es im Internet: https://volksbegehren-artenvielfalt.de/wpcontent/uploads/2018/06/Antrag-auf-Zulassung-des-Volksbegehrens-Artenvielfalt.pdf Wenn mindestens 10 % der Wahlberechtigten das Volksbegehren mit ihrer Unterschrift (Eintragung in den Rathäusern) unterstützen, wird es zur Gesetzesvorlage bzw. es kommt zum Volksentscheid, falls diese vom Landtag abgelehnt wird.

Landesverband aktuell

Gartenratgeber 02|2019

Neuer Schaugarten in Salching

»Jakob-Mertl-Gedenkstein«

Auf Initiative des OGV Salching (KV Straubing-Bogen) fanden im Sommer 2016 die ersten Gespräche mit der Gemeinde Salching statt, um die bis dahin ungenutzte Grünfläche in der Ortsmitte, die unmittelbar an die Aitrach angrenzt, zu beleben. Nach über 2 Jahren konnte der 500 m2 große naturnahe, kulturhistorische Schaugarten – der erste seiner Art im Landkreis – eingeweiht werden. Die Gemeinde erhielt für das Projekt eine LEADER-Förderung.

Der Verein für Gartenbau und Landschaftspflege Markt Indersdorf (KV Dachau) hat den für den ehemaligen Kreisfachberater Jakob Mertl im Jahre 1997 gesetzten Gedenkstein einen neuen Platz gefunden. Im Laufe der Jahre hatte sich herausgestellt, dass der alte Standort im Gewerbegebiet der Erinnerung nicht mehr würdig war. Daher war es das Bestreben des Vereins, einen neuen Standort zu finden. Zusammen mit Bürgermeister Franz Obesser, Kreisfachberater Siegfried Lex und dem Vereinsvorstand hat man sich für den Platz am Philosophenweg entschieden. In der Nähe steht auch ein Wegkreuz, das der Verein zum 100jährigen Vereinsjubiläum aufstellen ließ. Bei dem Festakt waren ca. 30 Gäste anwesend.

Zwischen dem Gartenbauverein Salching und der Gemeinde wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen. Die Gemeinde verpflichtete sich dabei die »Hardware« zur Verfügung zu stellen (Wegebelag, Lagerschuppen, Ruhebänke, Hochbeete etc.), der Verein übernahm die Bodenaufarbeitung ,Pflanzung und die langfristige Pflege. Da sich entlang der Aitrach früher mehrere Mühlen befanden, wurde dies in einem Kunstwerk am Schaugarten dargestellt. Ebenso wurde der kulturhistorische Hintergrund der Gemeinde, der durch Ausgrabungen zurück bis zur Jungsteinzeit belegt ist, berücksichtigt. Durch die Einfriedung des Gartens mit Hanichlzaun, Flechtzaun, Esskastanienzaun sowie den Anbau bestimmter Pflanzen (Lein, Dinkel) wurde der Bezug hergestellt. Rund 700 Bäume, Sträucher, Stauden, Gemüsepflanzen und 550 Blumenzwiebeln wurden 2018 gepflanzt. Der Schaugarten stärkt die Ortsmitte von Salching und ist bereits jetzt ein sehr beliebter Treffpunkt von Jung und Alt. Mit der Jugendgruppe »Löwenzahn« sind Aktivitäten rund ums Gärtnern geplant. Ebenso können hier Schnittkurse von Obstgehölze angeboten werden. Angelika Denk, 1. Vorsitzende

Jakob Mertl wurde 1929 beim damaligen Bezirksamt Dachau als Baumwart angestellt und ab 1949 als Kreisfachberater des Landkreises Dachau bis 1969. Herrn Mertl war es immer wichtig viele Obstbäume, insbesondere Apfelbäume zu pflanzen, war dies doch in den Nachkriegsjahren ein wichtiges Nahrungsmittel. Er war auch mit dem »Apfelpfarrer« Korbinian Aigner eng befreundet. Dieser war als Kaplan in Mertls Heimatort eingesetzt und später durch die gezeichneten Apfelbilder und seinem Aufenthalt im KZ Dachau bekannt geworden. Herrn Mertl zu Ehren wurde neben dem Gedenkstein auch ein Apfelbaum ('Alkmene') gepflanzt. Wenn der Baum bald Früchte trägt, dürfen sich gerne die Vorübergehenden einen Apfel aufheben und auch gleich essen. Reinhilde Drexler, Schriftführerin

Fotos: Denk; Reichold, Drexler, Schilcher

Spende für die Jubiläumsorgel

Die Benediktinerabtei Scheyern feiert 2019 ihr 900jähriges Bestehen. Am 3. Adventsonntag übergab die Vorstandschaft des Gartenbauvereins Scheyern (KV Pfaffenhofen) an ihr Ehrenmitglied Abt Markus eine Spende in Höhe von 1.500 € für die neue Jubiläumsorgel in der Basilika. Johann Fetsch, 2. Vorsitzender

Gemeinsame Aktionen vom Gartenbauverein und Imkern »Gartenbauvereine und Imkerei gehören einfach zusammen«, so denken in Wildsteig einige Imker und auch die Vorstandschaft des Obst- und Gartenbauvereins Wildsteig (KV Weilheim-Schongau). Die Imker ziehen dabei Nutzen aus dem Blütenangebot in den Hausgärten und die Bienen belohnen die Gartenbesitzer über ihre Bestäubungsleistung mit höheren Erträgen. Als Konsequenz dieser Einsicht haben die Imker und der Gartenbauverein eine Arbeitsgemeinschaft »Imkerei« gegründet. Ziel ist es, künftig jährlich mindestens eine Maßnahme, wie z. B. eine Pflanzaktion oder eine Informationsveranstaltung gemeinsam durchzuführen. Das Bild zeigt die Wildsteiger Imker nach der Pflanzung von Frühjahrblumenzwiebeln in einem neu angelegten Blumenbeet vor der Wildsteiger Friedhofsmauer. Georg Schilcher, 1. Vorsitzender

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Bezugsquellen

Gartenratgeber 02|2019

Allgemeine Gartenberatung

Baumschulen

Veitshöchheim: Gartentelefon der Gartenakademie 09 31/9 80 11 47 www.lwg.bayern.de/gartenakademie

Alte Obstsorten Baumschule Baumgartner Hauptstraße 2, 84378 Nöham, Telefon 0 87 26/205, Sortenliste mit 500 Sorten gegen € 0,90 in Briefmarken, Onlineshop auf: www.baumgartner-baumschulen.de Baumschule Brenninger Hofstarring 84439 Steinkirchen, www.baumschule-brenninger.de

Besonderes

Baumschule Johannes Schmitt Hauptstraße 10, 91099 Poxdorf, Verkauf: Baiersdorfer Str. 22, Telefon 09133/10 49, Fax 23 92, www.obstbaum-schmitt.de Baumschule Wolfgang Wagner Schulstraße 4, 91099 Poxdorf, Telefon 0 91 33/59 25, Fax 97 82, www.baumschule-wagner.de

Baumschulen

Bodenverbesserung

aus eigener Anzucht

Düngemittel Kutter Gartencenter GmbH Im Moos 6

87435 Kempten Kutter Gartenbau GmbH & Co. KG Europastraße 2

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